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Lucky & Fred: Episode 3

In der April-Aus­ga­be von Lucky & Fred ver­glei­chen wir Franz Josef Wag­ner mit Wolf­gang Schäub­le und Ger­hard Schrö­der mit den ande­ren deut­schen Kanz­lern. Wir spe­ku­lie­ren über eine Welt ohne 11. Sep­tem­ber, spre­chen über unse­re aka­de­mi­schen Lauf­bah­nen und Streik-Erin­ne­run­gen und lie­fern Euch die defi­ni­ti­ve Esels­brü­cke zur Zeit­um­stel­lung.
Außer­dem gibt es eine klei­ne ESC-Vor­schau, eine Art Rei­se­füh­rer Ruhr­ge­biet und irgend­was mit Tas­sen.

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Volles Vertrauen, hier in Deutschland

In der letz­ten Zeit habe ich mit meh­re­ren Radio­leu­ten gespro­chen, die sich beklag­ten, dass vie­le Bands heut­zu­ta­ge kein Inter­view­trai­ning mehr von den Plat­ten­fir­men bekä­men und des­halb im Gespräch oft etwas kon­fus rüber­kä­men und kei­ne guten O‑Töne lie­fer­ten.

Nun könn­te man ein­wen­den, Musi­ker müss­ten ja nicht pri­mär gescheit daher reden, son­dern vor allem schö­ne Musik machen. Anders ver­hält es sich da schon bei Poli­ti­kern: Noch bevor die neue Bun­des­re­gie­rung im Amt ist, haben eini­ge Kabi­netts­mit­glie­der schon durch außer­ge­wöhn­li­che Pres­se­kon­fe­ren­zen von sich reden gemacht.

Der desi­gnier­te Außen­mi­nis­ter Gui­do Wes­ter­wel­le wei­ger­te sich, eine eng­lisch­spra­chi­ge Fra­ge eines BBC-Repor­ters anzu­hö­ren und belehr­te die­sen, dass er sich in Deutsch­land befin­de. Bun­des­kanz­le­rin Ange­la Mer­kel kan­zel­te einen nie­der­län­di­schen Repor­ter ab, der Zwei­fel an der Kom­pe­tenz Wolf­gang Schäubles als Finanz­mi­nis­ter wegen des­sen Ver­stri­ckung in die CDU-Par­tei­spen­den­af­fä­re äußer­te.

Bei­de Ant­wor­ten hät­ten sich vor weni­gen Jah­ren noch ver­sen­det – heut­zu­ta­ge wur­den sie inner­halb weni­ger Stun­den ein paar Tau­send Mal auf You­Tube ange­schaut und via Inter­net wei­ter­ver­brei­tet. Für vie­le User scheint sich zu bestä­ti­gen, was die Illus­trier­te „Der Spie­gel“ heu­te aus der Kris­tall­ku­gel berich­tet: Schwarz/​Gelb wird ein Desas­ter.

Ich habe Fritz Goer­gen, der frü­her Stra­te­gie­be­ra­ter füh­ren­der FDP-Poli­ti­ker war und heu­te als frei­er Kom­mu­ni­ka­ti­ons­be­ra­ter arbei­tet, nach sei­ner Ein­schät­zung des The­mas gefragt und er war so freund­lich, einen klei­nen Gast­bei­trag zu ver­fas­sen:

Poli­tik? Bit­te inter­net­ter.

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Vergleichsweise originell

Der Nazi-Ver­gleich der Woche kommt von Hel­mut Schmidt, auch wenn es genau genom­men kei­ner ist.

Der Alt­kanz­ler hat­te der „Bild am Sonn­tag“ gesagt:

Aber wir sehen jetzt in Ame­ri­ka, wie ein jun­ger Mann, Barack Oba­ma, allein mit Cha­ris­ma zu einer natio­na­len Figur wird. Dabei darf man nicht ver­ges­sen, dass Cha­ris­ma für sich genom­men noch kei­nen guten Poli­ti­ker aus­macht. Auch Adolf Nazi war ein cha­ris­ma­ti­scher Red­ner. Oskar Lafon­taine ist es auch.

Zu sagen, dass drei ver­schie­de­ne cha­ris­ma­ti­sche Red­ner „cha­ris­ma­ti­sche Red­ner“ sind, macht den Absatz nicht zu einem Ver­gleich. Wenn Schmidt gesagt hät­te: „Ich mag mei­ne Frau. Auch Ziga­ret­ten mag ich. Die ‚Fünf­te‘ von Beet­ho­ven auch.“, hät­te er ja auch nicht Loki mit einer klas­si­schen Sym­pho­nie ver­gli­chen.

Aller­dings gibt es da natür­lich noch einen qua­li­ta­ti­ven Unter­schied zwi­schen Hit­ler und Beet­ho­vens „Fünf­ter“ – letz­te­re ist nicht dafür bekannt, die Tötung von Mil­lio­nen von Men­schen geplant und frem­de Län­der über­fal­len zu haben. Ziga­ret­ten wie­der­um dürf­ten, was die Opfer­zah­len angeht, sogar schlim­mer als Hit­lerTM sein.

Was ich aber eigent­lich sagen woll­te: Hit­ler­ver­glei­che sind nicht das schlimms­te rhe­to­ri­sche Mit­tel, aber das lang­wei­ligs­te. Man kann alles und jeden mit Hit­ler ver­glei­chen (schrieb der Mann, des­sen Name mit „H“ anfängt und mit „er“ auf­hört).

Das Dienst­leis­tungs­blog Cof­fee And TV prä­sen­tiert statt­des­sen eine Lis­te von Leu­ten, mit denen Schmidt Lafon­taine hät­te ver­glei­chen kön­nen, wenn er ein biss­chen ori­gi­nel­ler hät­te sein wol­len:

  • Erich Hon­ecker Eben­falls Saar­län­der mit Grö­ßen­wahn und vor­geb­lich „sozia­lis­ti­scher“ Par­tei.
  • Lyn­don Larou­che Neben dem fran­ko­pho­nen Namen eint die bei­den, dass sie erfolg­lo­se Kan­di­da­ten für ihre jewei­li­gen Par­tei­en (SPD und US-Demo­kra­ten) waren, dann belei­digt von dan­nen zogen und sich eine auf sie zuge­schnit­te­ne Orga­ni­sa­ti­on mit merk­wür­digs­ten Zie­len auf­bau­ten.
  • Kurt Beck Hät­te sich auch bes­ser nie in der Bun­des­po­li­tik ver­sucht.
  • Rudolf Schar­ping War auch mal Kanz­ler­kan­di­dat der SPD, bevor er sich bei einem ande­ren Ver­ein (Bund Deut­scher Rad­fah­rer) voll­ends lächer­lich mach­te.
  • Wolf­gang Schäub­le Auch ein Berufs­pol­ti­ker, der Opfer eines Atten­ta­tes wur­de und sich seit­dem merk­wür­dig benimmt.
  • Kurt Georg Kie­sin­ger War auch mal für drei­ein­halb Jah­re Vor­sit­zen­der einer gro­ßen Volks­par­tei.
  • Hil­trud Hen­sen Hat sich auch mal bes­ser mit Ger­hard Schrö­der ver­stan­den.
  • Mar­cel Reich-Rani­cki Ist auch kein Freund von Gün­ter Grass.
  • Otto Lili­en­thal Hat die glei­chen Initia­len und woll­te auch immer hoch hin­aus.
  • Karl-Heinz Ried­le Hat am glei­chen Tag (näm­lich heu­te) Geburts­tag, nur in einem ande­ren Jahr. Ried­le passt aller­dings nicht so ganz, weil der auch Erfol­ge hat­te (Welt­meis­ter 1990).
  • Brun­ner & Brun­ner Haben auch einen Namen mit Was­ser­be­zug.
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Unvernünftig

Nach­dem in der letz­ten Zeit eine beun­ru­hi­gen­de Zahl an Daten­schutz­ver­ge­hen auf­ge­flo­gen war, hat­te Wolf­gang Schäub­le ges­tern zu einem Daten­schutz­gip­fel gela­den.

Tho­mas Knü­wer nennt die beschlos­se­ne Geset­zes­ver­schär­fung, die die Daten­wei­ter­ga­be nur mit aus­drück­li­cher Ein­wil­li­gung der Betrof­fe­nen vor­sieht, eine „welt­frem­de PR-Akti­on der Poli­tik“ und for­dert ein kom­plet­tes Ver­bot des Han­dels mit Per­so­nen­da­ten.

Wolf­gang Schäub­le, Bun­des­mi­nis­ter des Inne­ren und selbst begeis­ter­ter Daten­samm­ler, sieht das ein biss­chen anders:

Wir soll­ten auch nicht das amt­li­che Tele­fon­buch, wo man gucken kann, wie man einen anru­fen kann, schon als eine der ganz gro­ßen Gefah­ren anse­hen. Son­dern was wir brau­chen ist, ange­sichts neu­er tech­no­lo­gi­scher Ent­wick­lun­gen, ange­sichts einem ganz ande­ren, ähm, Mög­lich­kei­ten, Poten­tia­len der Daten­samm­lung, ‑spei­che­rung und ‑ver­ar­bei­tung eine ver­nünf­ti­ge Begren­zung des Miss­brauchs.

[Nach­zu­hö­ren bei WDR 2]

Natür­lich ist ein Tele­fon­buch (für das ich der Nen­nung mei­ner Daten übri­gens gleich bei Anschluss­an­mel­dung wider­spro­chen habe) kei­ne „ganz gro­ße Gefahr“. Das hat aber ers­tens (soweit ich weiß) auch nie­mand behaup­tet und zwei­tens klingt die­se Umschrei­bung etwas merk­wür­dig aus dem Mun­de eines Man­nes, der in allem und jedem eine Gefahr sieht.

Und ob eine Begren­zung des Miss­brauchs auch etwas ande­res als „ver­nünf­tig“ sein kann, wüss­te ich dann wirk­lich ger­ne mal.

Mit Dank an Oli­ver Ding für den Hin­weis.

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What’s your name, what’s your number?

Mein Leben als Lukas Hein­ser ist vor­bei, seit heu­te bin ich eine elf­stel­li­ge Num­mer. Eine, in der noch nicht mal eine „42“ vor­kommt. Die Brie­fe des Bun­des­zen­tral­amts für Steu­ern haben Bochum erreicht.

Noch bin ich mir nicht ganz sicher, was ich davon hal­ten soll. Zen­tra­le Iden­ti­fi­ka­ti­ons­num­mern gibt es in Län­dern wie den USA oder Schwe­den (bei­de eigent­lich bekannt für Bür­ger­rech­te und Libe­ra­li­tät) schon lan­ge und mir leuch­tet durch­aus ein, dass so eine zen­tra­le Erfas­sung Vor­tei­le mit sich brin­gen kann. Laut Anschrei­ben sind auch (bis­her) nur Daten über mich gespei­chert, die jeder von Ihnen inner­halb weni­ger Minu­ten bei Face­book und in die­sem Blog her­aus­fin­den könn­te. Aller­dings sehe ich durch­aus einen Unter­schied, ob ich die­se Daten frei­wil­lig in die Welt hin­aus­po­sau­ne, oder sie ein­fach so gespei­chert wer­den. Dar­über­hin­aus fin­de ich es etwas merk­wür­dig, dass das Bun­des­zen­tral­amt für Steu­ern mei­ne Reli­gi­ons­zu­ge­hö­rig­keit nicht gespei­chert haben will – wäre das ange­sichts der zu ent­rich­ten­den Kir­chen­steu­er nicht eine hilf­rei­che Infor­ma­ti­on?

Außer­dem kann sich Wolf­gang Schäub­le noch so auf den Stand­punkt stel­len, dass mei­ne Daten beim Staat sicher sei­en: fast wöchent­lich gibt es in den Nach­rich­ten eine Mel­dung dar­über, wo gehei­me Daten ver­schwun­den oder auf­ge­taucht sind. Dass die­se Mel­dun­gen fast immer aus Groß­bri­tan­ni­en kom­men, ist nicht beru­hi­gend: Bei den zwei Mög­lich­kei­ten (ent­we­der, die Bri­ten sind das ein­zi­ge Volk auf der Welt, denen sowas stän­dig pas­siert, oder sie sind das ein­zi­ge Volk, das wenigs­tens davon erfährt) spricht schon die rei­ne Wahr­schein­lich­keits­rech­nung für Opti­on 2. Ich möch­te nicht in einem Land leben, wo man sich mei­ne Daten nicht mehr zusam­men­su­chen, son­dern sie ein­fach nur aus dem zen­tra­len Mel­de­re­gis­ter klau­en muss – gemein­sam mit denen von bis zu 82 Mil­lio­nen ande­ren.

Bei der „Huma­nis­ti­schen Uni­on“ gibt es Mus­ter­kla­gen, mit deren Hil­fe man sich gegen die Zutei­lung der eige­nen Iden­ti­fi­ka­ti­ons­num­mer weh­ren kann. Die Erhe­bung der Kla­ge vor dem Finanz­ge­richt kos­tet aller­dings 200 Euro – das ist schon viel Geld, wenn man sich nicht mal sicher ist, ob man die Num­mer jetzt rich­tig schei­ße oder nur ein biss­chen doof fin­det.

Aber was ist das eigent­lich für ein Staat, der sei­ne Bür­ger zwingt, sich mit sol­chen Fra­gen zu befas­sen?

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„Nazi!“ – „Selber!“

Bei­na­he wöchent­lich erschüt­tert ein neu­er „Nazi-Skan­dal“ die Öffent­lich­keit. Kaum jemand kann noch den Über­blick behal­ten, wer gera­de wie­der ver­se­hent­lich oder absicht­lich etwas gesagt hat, was „halt nicht geht“.

Das Dienst­leis­tungs­blog Cof­fee And TV hat sich des­halb bemüht, einen his­to­ri­schen Abriss der skan­da­lö­ses­ten Skan­da­le und der empö­rens­wer­tes­ten Ent­glei­sun­gen zusam­men­zu­stel­len, der selbst­ver­ständ­lich kei­nen Anspruch auf Voll­stän­dig­keit erhe­ben will:

  • 1979 Als Franz Josef Strauß im Wahl­kampf mit Eiern und Toma­ten bewor­fen wird, ver­gleicht sein Wahl­kampf­lei­ter Edmund Stoi­ber das Ver­hal­ten der Men­schen mit dem der „schlimms­ten Nazi-Typen in der End­zeit der Wei­ma­rer Repu­blik“.
  • Sep­tem­ber 1980 In „Kon­kret“ erscheint ein Arti­kel von Hen­ryk M. Bro­der, der glaubt, bei einer Artis­tik­num­mer im „Cir­cus Ron­cal­li“ eine „faschis­ti­sche Ästhe­tik“ und den Hit­ler­gruß beob­ach­tet zu haben.
  • 15. Juni 1983 Hei­ner Geiß­ler (CDU) sagt in einer Sicher­heits­de­bat­te im Bun­des­tag: „Ohne den Pazi­fis­mus der 30er Jah­re wäre Ausch­witz über­haupt nicht mög­lich gewe­sen.“
  • 15. Juli 1982 Oskar Lafon­taine äußert sich über die „Sekun­där­tu­gen­den“ von Bun­des­kanz­ler Hel­mut Schmidt, mit denen „man auch ein KZ betrei­ben“ kön­ne.
  • 25. April 1983 Der „Stern“ prä­sen­tiert auf einer Pres­se­kon­fe­renz die angeb­li­chen Tage­bü­cher Adolf Hit­lers, die sich zehn Tage spä­ter als Fäl­schung erwei­sen. Die Chef­re­dak­ti­on muss zurück­tre­ten, Repor­ter Gerd Hei­de­mann und Fäl­scher Kon­rad Kujau wer­den zu Haft­stra­fen ver­ur­teilt.
  • 1985 Alt-Kanz­ler Brandt sagt, Hei­ner Geiß­ler sei „seit Goeb­bels der schlimms­te Het­zer in unse­rem Land.“
  • 15. Okto­ber 1986 In einem Inter­view mit „News­week“ ver­gleicht Hel­mut Kohl die PR-Fähig­kei­ten des sowje­ti­schen Staats- und Par­tei­chefs Michail Gor­bat­schow mit denen von Joseph Goeb­bels.
  • 17. Okto­ber 1988 In einem Arti­kel in der „taz“ bezeich­net der freie Mit­ar­bei­ter Tho­mas Kapiel­ski ein Dis­co als „Gas­kam­mer­voll“. Nach wochen­lan­gen Leser­pro­tes­ten wer­den die zustän­di­gen Redak­teu­rin­nen ent­las­sen.
  • 10. Novem­ber 1988 Bun­des­tags­prä­si­dent Phil­ipp Jen­nin­ger hält eine Rede über das „Fas­zi­no­sum“ des Natio­nal­so­zia­lis­mus und muss nach öffent­li­chen Pro­tes­ten sei­nen Rück­tritt erklä­ren.
  • 10. Dezem­ber 1988 Wiglaf Dros­te über­schreibt einen Arti­kel in der „taz“ über Wolf­gang Neuss mit „Trau­er­ar­beit macht frei“. Die Leser­brie­fe tref­fen wasch­kör­be­wei­se in der Redak­ti­on ein.
  • 6. April 1994 Das für den 20. April geplan­te Fuß­ball­län­der­spiel Deutsch­land – Eng­land im Ber­li­ner Olym­pia­sta­di­on wird nach Pro­tes­ten abge­sagt.
  • 10. Febru­ar 1997 In Flo­ri­da herrscht ein betrun­ke­ner Harald Juhn­ke einen far­bi­gen Wach­mann an: „Du dre­cki­ger N[*****], bei Hit­ler wäre so etwas ver­gast wor­den.“
  • Mai 1997 Bei einem Gast­spiel in Isra­el unter­schreibt ein Bas­sist der Deut­schen Oper eine Hotel­rech­nung mit „Adolf Hit­ler“.
  • Juni 1998 Nokia wirbt mit dem Slo­gan „Jedem das Sei­ne“ für aus­tausch­ba­re Han­dy­co­ver. Nach Pro­tes­ten wird die Kam­pa­gne ein­ge­stellt.
  • 11. Okto­ber 1998 Mar­tin Wal­ser hält in der Frank­fur­ter Pauls­kir­che sei­ne „Moralkeulen“-Rede, für die er von Ignatz Bubis lang­an­hal­tend kri­ti­siert wird.
  • Febru­ar 1999 Nach dem Raus­wurf von Trai­ner Horst Ehrm­an­traut sagt der Ein­tracht-Frank­furt-Spie­ler Jan-Age Fjör­toft laut Sport­di­rek­tor Ger­not Rohr: „Vor­her war es Hit­ler­ju­gend, jetzt ist es kor­rekt.“
  • 1. Febru­ar 2001 Nico­la Beer, FDP-Abge­ord­ne­te im hes­si­schen Land­tag, sieht den Unter­schied zwi­schen den „Putz­grup­pen“, denen Josch­ka Fischer frü­her ange­hört hat, und Neo­na­zis „nur dar­in, dass die Putz­trup­pen damals mit Turn­schu­hen im Wald unter­wegs waren und dass die heu­te Sprin­ger­stie­fel anha­ben.“
  • 12. März 2001 Bun­des­um­welt­mi­nis­ter Jür­gen Trit­tin sagt über den kahl­köp­fi­gen CDU-Gene­ral­se­kre­tär, die­ser habe „die Men­ta­li­tät eines Skin­heads und nicht nur das Aus­se­hen“.
  • März 2002 Jamal Kars­li, damals Grü­nen-Abge­ord­ne­ter im NRW-Land­tag ver­öf­fent­licht eine Pres­se­er­klä­rung mit der Über­schrift „Israe­li­sche Armee wen­det Nazi-Metho­den an!“ Kurz dar­auf ver­lässt er die Grü­nen und wird von Jür­gen W. Möl­le­mann kurz­zei­tig in die FDP-Frak­ti­on geholt.
  • 13. Mai 2002 Im FAZ-Feuil­le­ton schreibt Patrick Bah­ners über die feh­len­de Regie­rungs­er­fah­rung des FDP-Kanz­ler­kan­di­da­ten Gui­do Wes­ter­wel­le: „Der letz­te deut­sche Kanz­ler, den nur das Cha­ris­ma des Par­tei­füh­rers emp­fahl, war Adolf Hit­ler.“ FDP-Gene­ral­se­kre­tä­rin Cor­ne­lia Pie­per for­dert ver­geb­lich eine Ent­schul­di­gung.
  • 13. August 2002 Weil er sich vom Rasen­mä­hen sei­ner Nach­barn beläs­tigt fühlt, bezeich­net der Lie­der­ma­cher Rein­hard Mey die­se als „Gar­ten­na­zis“.
  • 29. August 2002 Wie der „Spie­gel“ berich­tet, habe Hel­mut Kohl Bun­des­tags­prä­si­dent Wolf­gang Thier­se in einem pri­va­ten Gespräch als „schlimms­ten Prä­si­den­ten seit Her­mann Göring“ bezeich­net.
  • Sep­tem­ber 2002 Nach einer wochen­lan­gen Anti­se­mi­tis­mus­de­bat­te mit Michel Fried­man ver­öf­fent­licht Jür­gen W. Möl­le­mann weni­ge Tage vor der Bun­des­tags­wahl ein Flug­blatt, auf dem er Fried­man und Ari­el Sharon scharf angreift. Dem Par­tei­aus­schluss kommt er im März 2003 durch einen Aus­tritt zuvor.
  • 18. Sep­tem­ber 2002 Her­ta Däub­ler-Gme­lin ver­gleicht die Poli­tik Geor­ge W. Bushs mit der Adolf Hit­lers.
  • 11. Dezem­ber 2002 Roland Koch bezeich­net die Rei­chen-Kri­tik von Ver.di-Chef Frank Bsir­s­ke als „eine neue Form des Sterns auf der Brust“.
  • 2. Juli 2003 Im Euro­päi­schen Par­la­ment schlägt Sil­vio Ber­lus­co­ni den deut­schen SPD-Abge­ord­ne­ten Mar­tin Schulz „für die Rol­le des Lager­chefs“ in einem Spiel­film über Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger vor.
  • 3. Okto­ber 2003 Bei einer Rede zum Tag der deut­schen Ein­heit han­tiert der CDU-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Mar­tin Hoh­mann mit dem Begriff „Täter­volk“ in der Nähe zu „den Juden“ und wird im fol­gen­den Jahr aus der Par­tei aus­ge­schlos­sen.
  • 30. August 2004 Auf dem selbst­be­ti­tel­ten Album der Liber­ti­nes erscheint ein Song namens „Arbeit Macht Frei“. Da Pete Doh­erty aber noch nicht der „Skan­dal-Rocker“ und „(Ex-)Freund von Kate Moss“ ist, ist die­ser Umstand kei­ne Mel­dung wert.
  • 15. Dezem­ber 2004 In Hes­sen dür­fen Ord­nungs­äm­ter „Ord­nungs­po­li­zei“ hei­ßen. Da der Begriff schon für die Dach­or­ga­ni­sa­ti­on der Poli­zei im Natio­nal­so­zia­lis­mus ver­wen­det wur­de, kommt es zu Pro­tes­ten und schließ­lich zur Auf­lö­sung der Behör­de.
  • 6. Janu­ar 2005 Der Köl­ner Erz­bi­schof Joa­chim Kar­di­nal Meis­ner ver­gleicht Abtrei­bun­gen mit den Ver­bre­chen von Hit­ler und Sta­lin.
  • 13. Janu­ar 2005 Der bri­ti­sche Prinz Har­ry erscheint in einer Nazi-Uni­form auf einem Kos­tüm­ball.
  • 13. Mai 2005 Der bay­ri­sche Wis­sen­schafts­mi­nis­ter Tho­mas Gop­pel bezeich­net nach einer Rede das Ver­hal­ten pro­tes­tie­ren­der Stu­den­ten als „Hin­weis auf die Into­le­ranz, die uns damals in das Schla­mas­sel gebracht haben“.
  • 12. Juli 2005 SPD-Frak­ti­ons­vi­ze Lud­wig Stiegler ver­gleicht den CDU-Slo­gan „Sozi­al ist, was Arbeit schafft“ mit der KZ-Inschrift „Arbeit macht frei“.
  • 16. Sep­tem­ber 2005 Weil CDU-Abge­ord­ne­te die Rede eines SPD-Abge­ord­ne­ten mit Zwi­schen­ru­fen stö­ren, ver­gleicht Sig­mar Gabri­el deren Ver­hal­ten mit dem der Nazis.
  • Sep­tem­ber 2005 Die­ter Tho­mas Heck ver­gleicht Ange­la Mer­kels Rhe­to­rik mit der Adolf Hit­lers.
  • 24. Febru­ar 2006 Weil er einen jüdi­schen Jour­na­lis­ten mit einem KZ-Auf­se­her ver­gli­chen hat­te, wird der Lon­do­ner Bür­ger­meis­ter Ken Living­stone für vier Wochen vom Dienst sus­pen­diert.
  • 17. August 2006 Bei einem Test­spiel in Ita­li­en for­men kroa­ti­sche Fuß­ball­fans auf der Tri­bü­ne ein Haken­kreuz.
  • Novem­ber 2006 Der Stu­diVZ-Grün­der Ehs­san Daria­ni ver­schickt eine Geburts­tags­ein­la­dung im Sti­le des „Völ­ki­schen Beob­ach­ters“.
  • 9. Febru­ar 2007 Ein „Bild“-Leser ent­deckt in Goog­le Earth den Schrift­zug „Nazi Ger­ma­ny“ bei Ber­lin.
  • 9. Febru­ar 2007 Die RTL-Woh­nungs­ver­schö­ne­rin Tine Witt­ler erwirkt eine einst­wei­li­ge Ver­fü­gung gegen einen Trai­ler für die fik­ti­ve Sen­dung „Tine Hit­ler: Ein­marsch in vier Wän­den“ bei Come­dy Cen­tral („täg­lich von 19.33 Uhr bis 19.45 Uhr“).
  • 14. März 2007 Bei einer inter­nen Unter­su­chung stellt die Frank­fur­ter Poli­zei fest, dass sich Per­so­nen­schüt­zer von Michel Fried­man ger­ne mit Nazi-Sym­bo­len prä­sen­tier­ten.
  • 11. April 2007 In sei­ner Trau­er­re­de auf Hans Fil­bin­ger bezeich­net Gün­ther Oet­tin­ger den frü­he­ren Mari­ne­rich­ter als „Geg­ner des NS-Regimes“.
  • 6. Sep­tem­ber 2007 Bei einer Buch­vor­stel­lung äußert sich Eva Her­man umständ­lich und miss­ver­ständ­lich über die Fami­li­en­po­li­tik im Natio­nal­so­zia­lis­mus und wird vom NDR gefeu­ert.
  • 14. Sep­tem­ber 2007 Im Köl­ner Dom warnt Joa­chim Kar­di­nal Meis­ner: „Dort, wo die Kul­tur vom Kul­tus, von der Got­tes­ver­eh­rung abge­kop­pelt wird, erstarrt der Kult im Ritua­lis­mus und die Kul­tur ent­ar­tet.“
  • 9. Okto­ber 2007 Bei einem Auf­tritt in der Show von Johan­nes B. Ker­ner ver­hed­dert sich Eva Her­man aber­mals in rhe­to­ri­schen Fuß­an­geln, als sie von Hit­lers Auto­bah­nen spricht. Es ist ihr letz­ter Fern­seh­auf­tritt bis heu­te.
  • 20. Okto­ber 2007 Bischof Wal­ter Mixa fühlt sich durch Äuße­run­gen von Clau­dia Roth „in erschre­cken­der Wei­se an die Pro­pa­gan­da-Het­ze der Natio­nal­so­zia­lis­ten gegen die Katho­li­sche Kir­che und ihre Reprä­sen­tan­ten“ erin­nert.
  • 25. Okto­ber 2007 In der ers­ten Sen­dung von „Schmidt & Pocher“ kommt ein „Nazo­me­ter“ zum Ein­satz, das für Pro­tes­te sorgt.
  • 7. Novem­ber 2007 Wolf­gang Schäub­le sagt im Hin­blick auf die Mas­sen­kla­ge gegen die Vor­rats­da­ten­spei­che­rung: „Wir hat­ten den ‚größ­ten Feld­herrn aller Zei­ten‘, den GröFaZ, und jetzt kommt die größ­te Ver­fas­sungs­be­schwer­de aller Zei­ten.“
  • 27. Dezem­ber 2007 Will Smith spe­ku­liert über Adolf Hit­lers Mor­gen­ge­dan­ken.
  • 20. Janu­ar 2008 Gui­do Knopp fühlt sich durch einen Vor­trag von Tom Crui­se an die Sport­pa­last-Rede von Joseph Goeb­bels erin­nert.
  • 23. Janu­ar 2008 „Bild“ ver­öf­fent­licht ein Video, das DJ Tomekk mit erho­be­nem rech­ten Arm und beim Sin­gen der ers­ten Stro­phe des „Deutsch­land­lieds“ zeigt.
  • 30. Janu­ar 2008 In der Pro­Sie­ben-Quiz­show „Night­l­oft“ sagt Mode­ra­to­rin Julia­ne Zieg­ler „Arbeit macht frei“. Am nächs­ten Mor­gen trennt sich der Sen­der von ihr.
  • 31. Janu­ar 2008 In Rio de Janei­ro ver­bie­tet ein Gericht den Ein­satz eines Kar­ne­vals­wa­gens mit über­ein­an­der gesta­pel­ten Holo­caust-Opfern und eines Tän­zers im Hit­ler­kos­tüm beim Kar­ne­vals­zug.

Mit Dank an Niels W. für die indi­rek­te Anre­gung und Ste­fan N. für die Unter­stüt­zung bei der Recher­che.

Unter Zuhil­fe­nah­me von agitpopblog.org, FAZ.net und der Poli­tik­wis­sen­schaft­ler an der FU Ber­lin.

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Literatur

Verschwör dich gegen dich

Kommt ein BILD­blog­ger in die Buch­hand­lung und stol­pert über ein Buch mit dem Unter­ti­tel „Was 2007 nicht in der Zei­tung stand“. Er blät­tert ein wenig dar­in, denkt „Das hört sich ja ganz inter­es­sant an“, fragt sich, woher ihm der Name Ger­hard Wis­new­s­ki bekannt vor­kommt und zahlt den sym­pa­thi­schen Preis von sechs Euro.

Und damit lag „Ver­heim­licht, ver­tuscht, ver­ges­sen“ (von nun an: „VVV“) vor mir. Im Vor­wort erklärt Wis­new­s­ki die Inten­ti­on sei­nes „kri­ti­schen Jahr­buchs“:

Mein Ziel war es, bekann­te The­men noch­mals unter die Lupe zu neh­men und unbe­kann­te The­men auf­zu­de­cken, um das Geschichts­bild die­ses Jah­res ein wenig zu kor­ri­gie­ren.

Ein heh­res Ziel, wenn­gleich er einen Absatz spä­ter immer­hin ein­räumt, nicht im Besitz der abso­lu­ten Wahr­heit zu sein. Gute 300 Sei­ten spä­ter weiß der Leser, wo Wis­new­s­ki Kor­rek­tur­be­darf sieht: Es gibt kei­ne vom Men­schen ver­ur­sach­te glo­ba­le Erwär­mung, kei­ne Vogel­grip­pe und kein Aids; die Anschlä­ge des 11. Sep­tem­bers 2001 wur­den von den Ame­ri­ka­nern selbst geplant (wobei eini­ge Medi­en im Vor­feld infor­miert waren) und mit Hil­fe von Al Gore soll eine „Kli­ma­plan­wirt­schaft“, eine „Dik­ta­tur mit lächeln­dem Gesicht, aber mit eiser­nen Fes­seln“ instal­liert wer­den um die Macht der USA in der Welt wei­ter aus­zu­bau­en.

Uff! Da soll­te man sich viel­leicht erst mal noch mal anschau­en, wer die­ser „bekann­te Erfolgs­au­tor und Ent­hül­lungs­jour­na­list“ (so der Ver­lag) Ger­hard Wis­new­s­ki eigent­lich ist. Er ist Jahr­gang 1959, hat Poli­tik­wis­sen­schaf­ten stu­diert, als Jour­na­list gear­bei­tet und meh­re­re Sach­bü­cher geschrie­ben. Zum Bei­spiel „Lügen im Welt­raum“ (die Mond­lan­dung hat es so nicht gege­ben), „Das RAF-Phan­tom“ (die drit­te Gene­ra­ti­on der RAF hat es so nicht gege­ben), „Mythos 9/​11“ und „Ope­ra­ti­on 9/​11“ (den 11. Sep­tem­ber hat es so nicht gege­ben). Über den 11. Sep­tem­ber hat Wis­new­s­ki sogar einen Doku­men­tar­film für den WDR gedreht: „Akten­zei­chen 11.9. unge­löst“ wur­de vom „Spie­gel“ der­art zer­pflückt, dass der WDR anschlie­ßend eine wei­te­re Zusam­men­ar­beit mit Wis­new­s­ki und sei­nem Co-Autor aus­schloss.

Vor­sich­tig aus­ge­drückt sind Wis­newskis Theo­rien also mit Vor­sicht zu genie­ßen. Und in der Tat sind man­che Beweis­füh­run­gen so kru­de, man­che Quel­len so dubi­os und man­che hand­werk­li­chen Feh­ler so offen­sicht­lich, dass es der Glaub­wür­dig­keit des Buches erheb­lich scha­det. Das ist tra­gisch, denn in „VVV“, das die Ereig­nis­se von Okto­ber 2006 bis Sep­tem­ber 2007 behan­delt, gibt es durch­aus Kapi­tel, die lesens­wert sind. So ist zum Bei­spiel eine kur­ze Rück­schau auf die ver­schie­de­nen Bun­des­mi­nis­ter des Inne­ren in den letz­ten Jahr­zehn­ten hoch­in­ter­es­sant, weil hier ein­drucks­voll auf­ge­lis­tet wird, wie es um die Ver­fas­sungs- und Geset­zes­treue der jewei­li­gen Her­ren so bestellt war. Auch Wis­newskis Kri­tik an Wahl­au­to­ma­ten, ePäs­sen und RFID-Chips ist wei­test­ge­hend fun­diert und sinn­voll, sei­ne sta­tis­ti­schen Ver­glei­che der Gefah­ren von Vogel­grip­pe und inter­na­tio­na­lem Ter­ro­ris­mus mit denen im Stra­ßen­ver­kehr sind ange­nehm Hys­te­rie-brem­send. Eini­ge der Kapi­tel über unge­lös­te Kri­mi­nal­fäl­le laden zumin­dest zu einer nähe­ren Beschäf­ti­gung mit den Quel­len ein, sorg­ten aber auch dafür, dass ich mich nach der Lek­tü­re fühl­te wie als Vier­zehn­jäh­ri­ger nach dem „Akte X“-Gucken, als ich bei ein­ge­schal­te­tem Licht ein­schla­fen muss­te.

Wis­new­s­ki ist davon über­zeugt, dass sich die Welt­wirt­schaft unter ame­ri­ka­ni­scher Füh­rung gera­de im Zusam­men­bruch befin­det (was ich als Wirt­schafts­laie nach den Ereig­nis­sen vom Mon­tag nicht mal aus­schlie­ßen kann), ver­mu­tet hin­ter den Vogel­grip­pe-Fäl­len in Deutsch­land eine Ver­schwö­rung von Phar­ma-Indus­trie, Geflü­gel­groß­be­trie­ben und dem Fried­rich-Loeff­ler-Insti­tut und wärmt die alte Ver­schwö­rungs­theo­rie um die BBC am 11. Sep­tem­ber 2001 wie­der auf. Ihn zu wider­le­gen erscheint in den meis­ten Fäl­len unmög­lich, da es ja zum Wesen jeder bes­se­ren Ver­schwö­rungs­theo­rie gehört, dass ihre Ver­brei­ter dem Rest der Welt unter­stel­len, selbst Ver­schwö­rer oder deren Opfer zu sein. Offi­zi­el­le Quel­len gel­ten eh nicht, unab­hän­gi­ge Sach­ver­stän­di­ge sind Teil der Ver­schwö­rung und wer die „Gegen­be­wei­se“ kri­ti­siert gehört zu denen. Unter die­ser Prä­mis­se kann natür­lich kei­ne Sei­te irgend­was bewei­sen – oder es haben ein­fach bei­de Recht.

Ich tue mich schwer damit, „VVV“ pau­schal als sub­stanz­lo­se Ver­schwö­rungs­theo­rie und alber­nes Gewäsch abzu­tun, weil in dem Buch eini­ge inter­es­san­te Denk­an­sät­ze auf­tau­chen. Auf der ande­ren Sei­te steht dar­in aber auch viel Quark, der bei mir teils für Geläch­ter, teils für Wut­an­fäl­le gesorgt hat:

  • Die alber­ne RTL-Come­dy „Frei­tag­nacht­news“ lobt Wis­new­s­ki gleich an zwei Stel­len als „Sati­re­sen­dung“ bzw. die „zusam­men mit Sie­ben Tage, sie­ben Köp­fe […] ein­zi­ge Sen­dung, die man sich im Deut­schen Fern­se­hen über­haupt anse­hen konn­te“.
  • Das Kapi­tel über den unter mys­te­riö­sen Umstän­den ver­stor­be­nen Felix von Quis­torp beginnt Wis­new­s­ki mit dem Hin­weis, dass in Deutsch­land jähr­lich etwa 50.000 Kin­der als ver­misst gemel­det wer­den – um ein paar Zei­len spä­ter auf Fäl­le von ver­wahr­los­ten und miss­han­del­ten Kin­dern zu spre­chen zu kom­men und zwi­schen­durch noch Made­lei­ne McCann zu erwäh­nen, die nun kaum zu den in Deutsch­land ver­miss­ten Kin­dern zäh­len dürf­te.
  • Wis­new­s­ki will Murat Kur­naz des­sen Fol­ter­be­schrei­bun­gen nicht glau­ben, weil die­sem „selbst die Beschrei­bung schlimms­ter Fol­ter­prak­ti­ken“ „kei­ne Gefühls­re­gun­gen“ ent­lo­cke. Eine etwas dün­ne Logik, wenn man sich vor­stellt, wel­che psy­chi­schen Fol­gen sol­che Fol­ter aus­lö­sen muss.
  • Im Fall des Amok­laufs von Blacksburg zwei­felt er die offi­zi­el­le Ver­si­on mit der Begrün­dung an, es habe ja gar kei­ne Ver­bin­dung zwi­schen dem ver­meint­li­chen Täter und sei­nen Opfern gege­ben. Dabei dach­te ich immer, die­se Will­kür gehö­re zum Kon­zept des Amok.
  • Das Kapi­tel über Mark Med­lock (bzw. die Prak­ti­ken von RTL bei der tele­fo­ni­schen Abstim­mung) beginnt er mit dem Kli­schee­satz jedes Kul­tur­pes­si­mis­ten

    Das deut­sche Show­ge­schäft erreicht einen neu­en künst­le­ri­schen und ästhe­ti­schen Tief­punkt.

    um hin­zu­zu­fü­gen, Med­lock sehe „schlecht“ aus, sin­ge „schlecht“ und spre­che „schlecht“:

    Dem Wah­ren, Schö­nen, Guten setzt DSDS das Unwah­re, Häss­li­che und Schlech­te ent­ge­gen.

  • Völ­lig unre­flek­tiert zitiert Wis­new­s­ki einen Wis­sen­schaft­ler, der das „befürch­te­te Über­grei­fen der Seu­che [Aids, Anm. des Blog­gers] auf die hete­ro­se­xu­el­le Bevöl­ke­rung“ in Abre­de stellt.
  • Den Sta­tus der „Bild“-Zeitung als Hof­be­richt­erstat­te­rin im „Arbei­ter- und Mer­kel­staat“ will Wis­new­s­ki allen Erns­tes mit einer Mel­dung über die Qua­li­tät von Bil­lig-Son­nen­cremes bele­gen.
  • Zu Eva Her­man fällt ihm ein, sie sei Opfer eines bös­wil­li­gen Kom­plotts gewor­den. Ihr viel geschol­te­nes Zitat sei doch „ein­deu­tig“ gewe­sen. Dabei hat­te ich gehofft, man könn­te sich inzwi­schen wenigs­tens dar­auf eini­gen, dass das gan­ze Elen­de die­ser unse­li­gen Debat­te nur ent­stan­den ist, weil sich Frau Her­man im frei­en Vor­trag in ihren Neben­sät­zen ver­hed­dert hat­te und sich hin­ter­her zu fein war, die­se Mög­lich­keit auch nur in Betracht zu zie­hen. Wir haben gese­hen, dass man Her­mans berühm­ten Satz in zwei­er­lei Rich­tun­gen aus­le­gen kann und genau das soll­te doch wohl ein Kri­te­ri­um für Unein­deu­tig­keit sein.
  • Wis­new­s­ki macht aber zwi­schen­durch auch noch mal selbst die Her­man, wenn er die „erheb­li­chen“ Unter­schie­de im Ver­hal­ten von Jun­gen und Mäd­chen am fol­gen­den Bei­spiel bewei­sen will:

    Wäh­rend Mäd­chen im Hand­ar­beits­un­ter­richt brav sti­cken, schwei­fen Jun­gen gedank­lich ab und gucken aus dem Fens­ter.

Sol­che Bücher machen mich ganz gaga, weil ich die meis­te Zeit damit beschäf­tigt bin, mich selbst zu fra­gen, ob ich dem Autor bei die­sem oder jenem The­ma über­haupt noch zustim­men kann, wenn ich an ande­ren Stel­len nicht nur nicht sei­ner Mei­nung bin, son­dern sein Vor­ge­hen mal für falsch, mal für gefähr­lich hal­te. Natür­lich kann ich das, denn letzt­lich muss ja sowie­so jeder für sich selbst ent­schei­den, was er glaubt und was nicht. Die Quint­essenz der Lek­tü­re kann also nur lau­ten, allen Quel­len mit einer gewis­sen Grund­skep­sis zu begeg­nen. Für die­se Erkennt­nis brau­che ich aber kei­ne 300 Sei­ten Text.

Der BILD­blog­ger fand dann übri­gens zumin­dest doch noch was: Im Kapi­tel über die Haft­ent­las­sung Bri­git­te Mon­haupts zitiert Wis­new­s­ki die „sehr emp­feh­lens­wer­te, Bild-kri­ti­sche Web­site www.bildblog.de“.

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Aufguss 2007: Die Auswertung

Mit­te Dezem­ber, also noch vor Ende des Jah­res, aber weit nach den meis­ten ande­ren Maga­zi­nen, hat­te ich zur Leser­wahl geru­fen. Immer­hin 36 Leu­te haben teil­ge­nom­men, was ich für den Anfang schon mal ganz ordent­lich fin­de. Die Gewin­ner der Ver­lo­sung wer­den in Kür­ze gelost und benach­rich­tigt wur­den inzwi­schen gelost und benach­rich­tigt.

Nach­dem ich mich erst ein­mal in Excel ver­tieft und mir einen Plan gemacht hat­te ((Wen es wirk­lich inter­es­siert: Bei den Alben und Songs, wo jeder bis zu fünf Favo­ri­ten benen­nen durf­te, erfolg­te die Aus­wer­tung wie folgt: Für die Nr. 1 gab es fünf Punk­te, für Nr. 2 vier, usw.
Bei Punkt­gleich­heit ent­schied bei den Alben zunächst der höhe­re Durch­schnitts­wert (man­che Künst­ler kön­nen 10 Punk­te mit zwei Nen­nun­gen erhal­ten, ande­re mit fünf), anschlie­ßend der höchs­te Ein­zel­wert („ein­mal fünf Punk­te und ein­mal einer“ schlägt „zwei­mal drei Punk­te“). Waren auch die gleich, tei­len sich zwei Alben einen Platz.
Bei den Songs war das zwei­te Kri­te­ri­um dann nicht der höhe­re Durch­schnitts­wert, son­dern die Häu­fig­keit der Nen­nung. Ich den­ke, das ist bei einer Aus­wahl von zehn, zwölf Songs pro Album fai­rer, weil sich so ein bes­se­rer Trend able­sen lässt, bin aber für Ver­bes­se­rungs­vor­schlä­ge offen.)), war die Aus­wer­tung auch gar nicht mehr so schwie­rig. Aller­dings ist die Streu­ung bei 36 Teil­neh­mern und frei­er Aus­wahl natür­lich mit­un­ter ein wenig hoch, wes­we­gen es in man­chen Kate­go­rien gar kei­nen kla­ren Sie­ger gibt.

Aber sehen Sie sich die fol­gen­den Zah­len­kol­lo­nen am Bes­ten selbst an:

Album des Jah­res
1. Bloc Par­ty – A Weekend In The City (4,5%)
2. Arca­de Fire – Neon Bible (4,31%)
3. Radio­head – In Rain­bows (4,12%)
4. Maxï­mo Park – Our Earth­ly Plea­su­res (3,53%)
5. Die Fan­tas­ti­schen Vier – For­ni­ka (3,14%)
6. Toco­tro­nic – Kapi­tu­la­ti­on (2,75%)
7. Kili­ans – Kill The Kili­ans (2,75%)
8. Feist – The Remin­der (2,16%)
9. Wir sind Hel­den – Sound­so (2,16%)
10. Jamie T – Panic Pre­ven­ti­on (1,96%)
11. Jus­ti­ce – † (1,96%)
12. Kate Nash – Made Of Bricks (1,96%)
13. Beat­steaks – Lim­bo Mes­siah (1,76%)
14. Die Ärz­te – Jazz Ist Anders (1,76%)
15. The Fratel­lis – Cos­tel­lo Music /​ The Good, The Bad & The Queen – The Good, The Bad & The Queen (je 1,57%)
16. Inter­pol – Our Love To Admi­re /​ PJ Har­vey – White Chalk (je 1,37%)
17. Foo Figh­ters – Echo­es, Silence, Pati­ence And Grace (1,37%)
18. Kai­ser Chiefs – Yours Tru­ly, Angry Mob /​ Okker­vil River – The Stage Names (je 1,18%)
19. Mika – Life In Car­toon Moti­on (1,18%)
20. Arc­tic Mon­keys – Favou­ri­te Worst Night­ma­re (1,17%)

Song des Jah­res
1. Kai­ser Chiefs – Ruby (3,34%)
2. Die Ärz­te – Jun­ge (2,95%)
3. Kili­ans – When Will I Ever Get Home (2,55%)
4. Band Of Hor­ses – Is The­re A Ghost (1,77%)
5. Wir Sind Hel­den – The Geek (Shall Inhe­rit) (1,57%)
6. Foo Figh­ters – The Pre­ten­der /​ Maxï­mo Park – Books From Boxes /​ Razor­light – Ame­ri­ca (je 1,57%)
7. Inter­pol – The Hein­rich Maneu­ver /​ Shout Out Louds – Tonight I Have To Lea­ve It (je 1,38%)
8. Kate Nash – Foun­da­ti­ons /​ Mika – Grace Kel­ly (je 1,38%)
9. Jamie T. – Calm Down Dea­rest /​ Toco­tro­nic – Kapi­tu­la­ti­on (je 1,18%)
10. Arca­de Fire – No Cars Go /​ Ryan Adams – Good­night Rose (je 1,18%)

Band des Jah­res
1. Kili­ans (12,12%)
2. Beat­steaks (9,09%)
3. Arca­de Fire /​ Bloc Par­ty (je 6,06%)
4. Ani­mal Coll­ec­ti­ve /​ Arc­tic Mon­keys /​ Axxis /​ Bas­ta /​ Beg­in­ner /​ Cloud Cult /​ Die Ärz­te /​ Die Fan­tas­ti­schen Vier /​ Edi­tors /​ Good Shoes /​ Ike Reil­ly Ass­as­si­na­ti­on /​ Maxï­mo Park /​ Muse /​ Radio­head /​ Rot Front Ber­lin /​ Tegan And Sara /​ The Coral /​ The Good, The Bad & The Queen /​ The Natio­nal /​ The Red­walls /​ Toco­tro­nic /​ Tra­vis (je 3,03%)

Solo­künst­le­rin des Jah­res
1. Kate Nash (21,88%)
2. Amy Wine­house (12,5%)
3. Feist /​ Nel­ly Fur­ta­do (je 9,38%)
4. PJ Har­vey (6,25%)
5. Anna Tern­heim /​ Anne­ke van Gies­ber­gen /​ Beth Hart /​ Brit­ta Pers­son /​ Eilen Jewell /​ Emi­ly Hay­nes /​ Joan­na News­om /​ Kylie Mino­gue /​ Maria Mena /​ Rihan­na /​ Rói­sín Mur­phy /​ Rose Kemp /​ St. Vin­cent (je 3,13%)

Solo­künst­ler des Jah­res
1. Jack Peña­te /​ James Blunt /​ Jan Delay /​ Mika /​ Ryan Adams (je 5,88%)
2. Albert Ham­mond, Jr. /​ Ben Har­per /​ Bernd Bege­mann /​ Bill Cal­la­han /​ Black Fran­cis /​ Chris­ti­an Venus /​ Dami­en Rice /​ Deven­dra Ban­hart /​ Devin Town­send /​ Hagen Rether /​ Heinz Strunk /​ Her­bert Grö­ne­mey­er /​ Jamie T /​ Jason Isbell /​ Joe Bona­mas­sa /​ José Gon­zá­les /​ Marc Cohn /​ Patrick Wolf /​ Paul McCart­ney /​ Peter­Licht /​ Pohl­mann /​ Prinz Pi /​ Sage Fran­cis /​ Thees Uhl­mann (je 2,94%)

Liveact des Jah­res
1. Arca­de Fire /​ Beat­steaks /​ Bloc Par­ty (je 6,06%)
2. 2Raumwohnung /​ Amii­na /​ Ani­mal Coll­ec­ti­ve /​ Bas­ta /​ Deich­kind /​ Die Fan­tas­ti­schen Vier /​ Edi­tors /​ Ele­ment Of Crime /​ Fet­tes Brot /​ Inter­pol /​ Jan Delay /​ Kai­ser Chiefs /​ Mala­ju­be /​ Muse /​ Nine Inch Nails /​ Patrick Wolf /​ Pel­le Carl­berg /​ Queens Of The Stone Age /​ See­ed /​ Shawn Col­vin /​ Sub­way To Sal­ly /​ Take That /​ The Hives /​ The Hoid Ste­ady /​ The Kil­lers /​ The Pipet­tes /​ Tra­vis (je 3,03%)

New­co­mer des Jah­res
1. Kili­ans (34,38%)
2. Mika (9,38%)
3. Jus­ti­ce (6,25%)
4. Angry Teng /​ Bishi /​ Die Türen /​ Goo­se /​ Ha Ha Ton­ka /​ Jonas Gold­baum /​ Kate Nash /​ Lucky Soul /​ Marc Cohn /​ Mark Med­lock /​ Roger Cice­ro /​ Rose Kemp /​ The Nobody’s Faults /​ Tim­ba­land /​ Toni Kroos /​ Vox­t­rot (je 3,13%)

Musik­vi­deo des Jah­res
1. Bloc Par­ty – The Pray­er /​ Feist – 1234 /​ Kili­ans – Enforce Yours­elf /​ Tra­vis – Clo­ser (je 8,7%)
2. Beat­steaks – Cut Off The Top /​ Die Ärz­te – Jun­ge /​ Die Fan­tas­ti­schen Vier – Ern­ten was wir säen /​ Hel­lo­ween – As Long As I Fall /​ Jus­ti­ce – D.A.N.C.E. /​ Kate Nash – Foun­da­ti­ons /​ Muff Pot­ter – Foto­au­to­mat /​ Pink – Dear Mr. Pre­si­dent /​ Sigur Rós – Glo­so­li /​ Sport­freun­de Stil­ler – (Tu nur das) Was dein Herz dir sagt /​ The Hives feat. Tim­ba­land – Throw It On Me /​ The Kil­lers – Don’t Shoot Me San­ta /​ Toco­tro­nic – Kapi­tu­la­ti­on /​ Tokio Hotel – Through The Mon­so­on /​ Tra­vis – Sel­fi­sh Jean (je 1,35%)

Film des Jah­res
1. The Simpsons – Der Film (11,43%)
2. Auf der ande­ren Sei­te /​ Death Pro­of /​ Der Stern­wan­de­rer /​ Har­ry Pot­ter 5 /​ The Pres­ti­ge (je 5,71%)
3. 2 Tage Paris /​ Der letz­te König von Schott­land /​ Die Bourne-Ver­schwö­rung /​ Ein per­fek­ter Platz /​ Fluch der Kari­bik 3 /​ Hot Fuzz /​ Immer nie am Meer /​ Inland Empire /​ Lucky Num­ber Sle­vin /​ Nach 7 Tagen aus­ge­flit­tert /​ Ope­ra­ti­on King­dom /​ Pans Laby­rinth /​ Rata­touille /​ Schwar­ze Scha­fe /​ The Sci­ence Of Sleep /​ Shoot ‚Em Up /​ Shop­pen /​ Suns­hi­ne /​ Wer frü­her stirbt ist län­ger tot /​ Zodiac (je 2,86%)

Bes­te Fern­seh­se­rie
1. The Simpsons (14,71%)
2. Scrubs (11,76%)
3. Dr. House /​ Heroes /​ Pri­son Break (je 5,89%)
4. Batt­le­star Galac­ti­ca /​ Bos­ton Legal /​ Cali­for­ni­ca­ti­on /​ Chuck /​ Dex­ter /​ Dis­neys Kuz­cos Königs­klas­se /​ Dr. Psycho /​ Fami­ly Guy /​ Grey’s Ana­to­my /​ Life On Mars /​ Lost /​ Nip/​Tuck /​ Pri­va­te Prac­ti­ce /​ Six Feet Under /​ The IT Crowd /​ The Office (US) /​ Tür­kisch für Anfän­ger /​ Weeds /​ West Wing (je 2,94%)

Bes­te Fern­seh­sen­dung
1. Hart aber Fair /​ Schmidt & Pocher ((Natür­lich möch­te ich in kei­ner Wei­se die Urteils­fä­hig­keit mei­ner Leser anzwei­feln, aber: „Schmidt & Pocher“????ß)) /​ Sport­schau (je 7,41%)
2. …und bas­ta /​ 30 Jah­re Rock­pa­last /​ Akte /​ Das per­fek­te Din­ner /​ Ditt­sche /​ Euro­vi­si­on Song Con­test /​ Germany’s Next Top­mo­del /​ Heu­te /​ Karam­bo­la­ge /​ Krö­mer /​ Kul­tur­Zeit /​ Nano /​ Neu­es aus der Anstalt /​ Poly­lux /​ Schlag den Raab /​ Stras­sen­stars /​ Switch Rel­oa­ded /​ The Dai­ly Show /​ Was liest Du…? /​ Will­kom­men Öster­reich /​ Zapp (je 3,7%)

Bes­tes Blog
1. coffeeandtv.de (20%)
2. stefan-niggemeier.de/blog (17,14%)
3. bildblog.de (11,43%)
4. bestatterweblog.de (8,57%)
5. fernsehlexikon.de (5,71%)
6. agitpopblog.org /​ blog.zooplus.de /​ boingboing.com /​ claer-web.blogspot.com /​ fdog.org /​ gluehwein.junkies.ws /​ hauptstadtblog.de /​ iaas.uni-bremen.de/sprachblog /​ myblog.de/musikexpress /​ neuerdings.com /​ spiegelfechter.com /​ txt.twoday.net /​ usaerklaert.wordpress.com (je 2,86%)

Bes­te Web­site
1. last.fm (20%)
2. google.com /​ plattentests.de /​ twitter.com /​ wikipedia.org (je 6,67%)
3. 4chan.org /​ cicero.de /​ de.poneyvallee.com /​ fingers-welt.de /​ forum-fleischhaus.de /​ wdrmaus.de/spielen/mausspiele /​ insidekino.de /​ jayisgames.com /​ kingisdead-design.de /​ madsenmusik.de /​ myspace.com /​ popmatters.com /​ spiegel.de /​ studivz.net /​ sueddeutsche.de /​ thekilians-anhaenger.de (je 3,33%)

Bes­te Zeit­schrift
1. 11 Freun­de (13,33%)
2. Neon /​ Visi­ons (je 10%)
3. Galo­re /​ Musik­ex­press (je 6,67%)
4. brand eins /​ Chip Foto /​ Cice­ro /​ Der Spie­gel /​ Die Zeit /​ Dum­my /​ GeoEpo­che /​ Hom­mage /​ MAD Maga­zi­ne (US) /​ Mys­elf /​ NZZ Folio /​ Rapun­zel /​ Rol­ling Stone /​ TV Neu /​ Zeit Cam­pus /​ Zeit Wis­sen (je 3,33%)

Buch des Jah­res
1. Kha­led Hoss­ei­ni – Dra­chen­läu­fer /​ Tom­my Jaud – Mil­lio­när (je 6,67%)
2. Arnd Zeig­ler – Gewin­nen ist nicht wich­tig … /​ Farin Urlaub – Unter­wegs in Indi­en und Bhu­tan /​ Frank Schät­zing – Nach­rich­ten aus einem unbe­kann­ten Uni­ver­sum. Eine Zeit­rei­se durch die Mee­re /​ Franz Kaf­ka – Die Erzäh­lun­gen /​ Fried­rich Dür­ren­matt – Der Auf­trag /​ Geor­ge R.R. Mar­tin – A Feast For Crows /​ Gor­don Dah­l­quist – Die Glas­bü­cher der Traum­fres­ser /​ J. K. Row­ling – Har­ry Pot­ter 7 /​ Jef­fery Dea­ver – The Slee­ping Doll /​ John Dickie – Cosa Nos­t­ra /​ Jules Ver­ne – Zwan­zig­tau­send Mei­len unter dem Meer /​ Julia Franck – Die Mit­tags­frau /​ Kaz Coo­ke – Ach Du dickes Ei /​ Law­rence Wright – The Loo­ming Tower /​ Mar­kus Kav­ka – Elek­tri­sche Zahn­bürs­ten /​ Mat­thi­as Poli­ti­cky – Herr der Hör­ner /​ Nagel – Wo die wil­den Maden gra­ben /​ Phil­lip Roth – Exit Ghost /​ Rocko Scha­mo­ni – Risi­ko des Ruhms (Director’s Cut) /​ Straf­ge­setz­buch /​ Tad Wil­liams – Shadow­m­arch /​ Ter­ry Prat­chett – Klonk! /​ Ter­ry Prat­chett – Win­ters­mith /​ The ILC – The Gate­way to the Quan­tum Uni­ver­se /​ Vol­ker Strü­bing – Ein Zie­gel­stein für Dör­te /​ Wal­ter Moers – Der Schreck­sen­meis­ter (je 3,33%)

Per­son des Jah­res
1. Mei­ne Mama/​Frau/​Freundin/​Tochter/​Buchverkäuferin/​Mein bes­ter Freund (26,09%)
2. Anne Will (8,7%)
3. Al Gore /​ Doris Les­sing /​ Flo­ri­an Hen­ckel von Don­ners­marck /​ Franck Ribé­ry /​ Fritz Oster­may­er /​ Gün­ther Wall­raff /​ Hape Ker­ke­ling /​ Harald Schmidt /​ Hei­ner Brand /​ Hugo Cha­vez /​ Ich /​ Kylie Mino­gue /​ Ste­fan Nig­ge­mei­er /​ Ste­phen Col­bert /​ Suf­jan Ste­vens (je 3,5%)

Depp des Jah­res
1. Wolf­gang Schäub­le (17,86%)
2. Eva Her­man (14,29%)
3. Roland Koch (10,71%) ((Da hat sich Herr Koch aber rich­tig Mühe gege­ben und an den letz­ten Tagen noch alles raus­ge­holt mit sei­ner Stamm­tisch­rhe­to­rik.))
4. Brit­ney Spears (7,14%)
5. Bono Vox /​ Bri­git­te Zypries /​ David Has­sel­hof /​ Der Dieb von Tim Pritl­oves Note­book /​ Der Sän­ger von Maxi­mo Park /​ Det­lef D! Soest /​ Gün­ther Oet­tin­ger /​ Jan Ull­rich /​ Mat­thi­as Matus­sek /​ Paris Hil­ton /​ Ronald Pofalla /​ Ste­fan Raab /​ Ulli Hoe­neß /​ wohl ich (je 3,57%)

Wort des Jah­res
1. Klimadebatte/​Klimaschutz/​Klimawandel/​Weltklima (14,81%) ((Ähn­li­che Wor­te wur­den zusam­men­ge­fasst, damit das Ergeb­nis etwas aus­sa­ge­kräf­ti­ger wird.))
2. Prokrastination/​Prokrastinieren (11,11%)
3. aus­ge­rech­net /​ Fes­ti­val /​ gran­di­os /​ GröFaz /​ impak­tie­ren /​ Indie /​ Kapi­tu­la­ti­on /​ klar /​ läuft /​ Lok­füh­rer­streik /​ Nicht­rau­cher­schutz /​ pho­to­shop­pen /​ Pil­gern /​ Red­un­danz­angst /​ schnaf­tig /​ Tages­licht­taug­lich /​ Vor­rats­da­ten­spei­che­rung /​ Wah /​ Wan­der­bau­stel­le /​ Wii (je 3,7%)

Unwort des Jah­res
1. Klimakatastrophe/​Klimawandel (14,81%) ((Ähn­li­che Wor­te wur­den auch hier zusam­men­ge­fasst, damit das Ergeb­nis etwas aus­sa­ge­kräf­ti­ger wird.))
2. Abs­trak­te Gefährdungslage/​Gefährder (7,41%)
3. Auto­bahn /​ Bun­destro­ja­ner /​ Dro­gen­ent­zugs­kli­nik /​ Exzel­lenz /​ Gen­tri­fi­zie­rung /​ Gut­mensch /​ Hoch­zeit /​ Indie /​ Kli­ma /​ Klo­ni /​ Knut /​ Medi­en­mo­gul /​ Migra­ti­ons­hin­ter­grund /​ Min­dest­lohn /​ Mul­ti­mo­da­li­tät /​ Online­durch­su­chung /​ Ost­punk­te­ma­fia /​ Second Life /​ Stuff /​ Vor­rats­da­ten­spei­che­rung /​ Web 2.0 (je 3,7%)

Und jetzt will ich Dis­kus­sio­nen hören!

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Wähl! Mich! Ab!

Dar­auf muss man erst mal kom­men: 26 Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te der SPD haben dem umstrit­te­nen Gesetz zur Vor­rats­da­ten­spei­che­rung am ver­gan­ge­nen Frei­tag im Bun­des­tag zuge­stimmt und ver­öf­fent­lich­ten hin­ter­her eine Recht­fer­ti­gung (Anla­ge 4), in der sie sinn­ge­mäß schrei­ben, sie fän­den den Gesetz­ent­wurf schon irgend­wie doof, aber nicht so doof wie ande­re schlim­me Din­ge, und über­haupt wer­de das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt das Gesetz ja schon kas­sie­ren, wenn die­ses denn ver­fas­sungs­wid­rig sei.

Oder anders: Die Leu­te, die in Ihrem und mei­nem Namen Geset­ze erlas­sen sol­len (Legis­la­ti­ve), ver­las­sen sich lie­ber auf die Urteils­fä­hig­keit der Leu­te beim Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt (Judi­ka­ti­ve), wenn es dar­um geht, was die Leu­te bei Poli­zei und Geheim­dienst (Exe­ku­ti­ve) so über Sie und mich wis­sen sol­len.

Oder noch anders: 26 SPD-Abge­ord­ne­te haben ein sehr merk­wür­di­ges Ver­ständ­nis unse­res Grund­ge­set­zes und der dar­in ver­an­ker­ten Gewal­ten­tei­lung und geben das auch noch öffent­lich zu!

Das Ver­hal­ten die­ser 26 Män­ner und Frau­en1 ist so absurd, däm­lich, erschüt­ternd und wirr, dass ich lan­ge grü­beln muss­te, bis mir ein eini­ger­ma­ßen schie­fes Bild ein­fiel, um die­sen Irr­sinn in den All­tag zu trans­por­tie­ren. Stel­len Sie sich also vor, der Hand­wer­ker, den Sie mit der Anbrin­gung eines Trep­pen­ge­län­ders beauf­tragt hät­ten, sag­te Ihnen hin­ter­her: „Ja, das kam mir schon ein biss­chen wacke­lig vor, aber ich dach­te, die Bau­auf­sicht guckt sich das eh noch mal an.“ Und Sie lie­gen mit gebro­che­nem Rück­grat auf dem neu­en Kachel­fuß­bo­den und den­ken sich Din­ge, die ich hier nicht hin­schrei­ben möch­te. Nur dass Sie in die­sem Bild ohne Rück­grat sind – in der Rea­li­tät sind es natür­lich die Sozi-Psy­cho­pa­then.

Da ist mir ja Wolf­gang Schäub­le lie­ber, dem ich sogar abneh­me, dass er auf­rich­tig davon über­zeugt ist, alle Frei­hei­ten abschaf­fen zu müs­sen.

Und weil ich gera­de mer­ke, dass ich mich in eine unglaub­li­che Rage schrei­be, die noch dazu füh­ren könn­te, dass der prunk­vol­le Zinn­hum­pen, der auf mei­ner Fens­ter­bank steht, auf direk­tem Wege mein Zim­mer ver­lässt, und ich mir sicher bin, dass die SPD auch für die­sen Scha­den nicht auf­kom­men wür­de, ver­wei­se ich lie­ber auf ein paar inter­es­san­te Blog-Ein­trä­ge zu dem The­ma:

Frak­ti­ons­zwang hin oder her – jeder Abge­ord­ne­te hat in ers­ter Linie die Pflicht, sein Man­dat aus­zu­üben, das er durch die Stim­men der Wäh­ler in sei­nem Wahl­kreis erhal­ten hat. Ganz bestimmt darf er nicht offen­sicht­lich ver­fas­sungs­wid­ri­ge Geset­ze zum Wohl der eige­nen Kar­rie­re durch­win­ken und sich dabei dar­auf ver­las­sen, dass ein Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt den ange­rich­te­ten Scha­den schon wie­der gera­de­bü­geln wird.

(Nur mei­ne zwei Cent)

Woll­ten sich die armen Abge­ord­ne­ten erspa­ren, wegen ihrer Bauch­schmer­zen Stress mit den Frak­ti­ons- und Par­tei­chefs zu bekom­men? War das Risi­ko zu hoch, wegen einer Abwei­chung vom Frak­ti­ons­zwang den bis­he­ri­gen Lis­ten­platz zu ver­lie­ren?

(Dobschat.de)

Der Gesetz­ent­wurf trägt (…) nach unse­rer Auf­fas­sung nicht den Makel der offen­sicht­li­chen Ver­fas­sungs­wid­rig­keit auf der Stirn (…)

Ent­schul­di­gung, nen­nen Sie mich Klug­schei­ßer, Wort­klau­ber oder Schlim­me­res, aber ich kann nicht ernst­haft mit Men­schen dis­ku­tie­ren, die glau­ben, dass Gesetz­ent­wür­fe Stir­ne haben. Und die, anstatt das eige­ne Gewis­sen zu prü­fen oder sich schlau zu machen, nur eine ober­fläch­li­che Gesichts­kon­trol­le auf offen­sicht­li­che Kains­ma­le durch­füh­ren, bevor sie für Geset­ze stim­men, die ihrer Mei­nung nach gut und ger­ne ver­fas­sungs­wid­rig sein könn­ten.

(Ste­fan Nig­ge­mei­er)

Dem­nach hof­fen sie auf das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt, dass die ver­fas­sungs­wid­ri­gen Punk­te hof­fent­lich wie­der aus dem Gesetz raus­holt. Same Pro­ce­du­re wie so oft.

(netzpolitik.org)

Ich hät­te es für denk­bar gehal­ten, dass der eine oder ande­re Abge­ord­ne­te ver­fas­sungs­wid­ri­ge Geset­ze abnickt, weil er däm­lich ist. Und es nicht rafft, was er beschließt. Eben­so konn­te ich mir vor­stel­len, dass Abge­ord­ne­te faul sind und gar nicht lesen, wor­über sie abstim­men. […]

Aller­dings war es für mich bis­lang unvor­stell­bar, dass Abge­ord­ne­te ein Gesetz ver­ab­schie­den, das sie für ver­fas­sungs­wid­rig hal­ten. Aber das ist jetzt gesche­hen.

(Law Blog)

SIE HABEN KEINE EIER, UM DAS DEUTSCHE VOLK ZU REPRÄSENTIEREN!

(Indis­kre­ti­on Ehren­sa­che)

Apro­pos Gewal­ten­tei­lung: Was sagt die vier­te Gewalt denn dazu? Oh.

1 Chris­toph Sträs­ser, Niels Annen, Axel Berg, Lothar Bin­ding, Mar­co Bülow, Sieg­mund Ehr­mann, Gabrie­le Fre­chen, Mar­tin Gers­ter, Rena­te Gra­distanac, Ange­li­ka Graf, Gabrie­le Grone­berg, Gabrie­le Hil­ler-Ohm, Chris­tel Hum­me, Josip Jura­to­vic, Anet­te Kram­me, Ernst Kranz, Jür­gen Kuch­ar­c­zyk, Kat­ja Mast, Mat­thi­as Miersch, Rolf Müt­zenich, Andrea Nah­les, Ernst Die­ter Ross­mann, Bernd Schee­len, Ewald Schu­rer, Wolf­gang Spa­ni­er und Dit­mar Staf­felt.

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Politik

Größter Nazi-Vergleich aller Zeiten

Es ist alles her­ge­rich­tet: Es ist der 9. Novem­ber, im Bun­des­tag spre­chen sie über Auto­bah­nen, nach­her wird die Regie­rungs­ko­ali­ti­on das Grund­ge­setz ver­ra­ten und was macht Wolf­gang Schäub­le?

Was macht Wolf­gang Schäub­le?

Innen­mi­nis­ter Schäub­le pro­vo­zier­te mal wie­der, dies­mal mit einem Hit­ler-Ver­gleich. „Wir hat­ten den ‚größ­ten Feld­herrn aller Zei­ten‘, den GröFaZ, und jetzt kommt die größ­te Ver­fas­sungs­be­schwer­de aller Zei­ten“, asso­zi­ier­te er am Mitt­woch­abend vor Jour­na­lis­ten und Rich­tern in Karls­ru­he.

[taz, via Indis­kre­ti­on Ehren­sa­che]

Was soll man da noch sagen?

Viel­leicht „Schäub­le, zurück­tre­ten!“ rufen. Oder direkt aus­wan­dern.

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Politik

Jeden Tag so viele nette Leute

Eben schnup­per­te ich mal wie­der über den pünkt­lich um 20 Uhr ver­schick­ten Tages­schau-News­let­ter, der viel char­man­ter ist als irgend­ein Stream, über den sich Lukas mal zur Abwechs­lung nicht lus­tig machen kann. Da stand dann also in ange­nehm unblin­ken­der Fest­brei­ten­schrift fol­gen­des:

* Scha­van will natio­na­les Demenz­zen­trum ein­rich­ten
Immer mehr Men­schen erkran­ken an Alz­hei­mer. Des­halb will die
Bun­des­re­gie­rung jetzt ein natio­na­les Demenz­zen­trum schaf­fen, um das
Pro­blem näher zu erfor­schen. Betrof­fe­nen soll es ein „Leucht­feu­er der
Hoff­nung“ sein, so For­schungs­mi­nis­te­rin Scha­van.

mehr: http://newsletter.tagesschau.de/re?l=6m7680I1oa164Ii

Ich schaff­te es lei­der nur bis zum ers­ten Kom­ma und muss­te los­brül­len vor Lachen. Doch bevor ich den Gedan­ken zuen­de gedacht hat­te, dass ihre Che­fin Ange­la doch schon eine Regie­rung bei­sam­men hät­te, merk­te ich, dass es gar nicht um die ange­mes­se­ne End­la­ge­rung von durch­dre­hen­den Poli­ti­kern ging. Scha­de eigent­lich.

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Rollenspiel

Stel­len Sie sich bit­te für einen Moment mal vor, Sie wären Ange­la Mer­kel. Das mit dem Gesicht und der Fri­sur über­las­sen wir schön den Kol­le­gen vom Pri­vat­fern­se­hen, dort macht man ja auch noch Namens­wit­ze.

Sie wären viel­mehr die ers­te Kanz­le­rin in der Geschich­te der Bun­des­re­pu­blik und beliebt wie nur sonst was. Sie hät­ten in die­sem Jahr als weib­li­ches Gegen­stück zu Al Gore den Kli­ma­wan­del gestoppt und sogar die „New York Times“ hät­te gera­de groß über Sie und Ihren Rück­halt im Vol­ke berich­tet. Natür­lich wären Sie auch so beliebt, weil Sie in fast zwei Jah­ren Regie­rung nichts getan hät­ten und die gan­zen unbe­que­men Refor­men, die jetzt zu wir­ken begön­nen, alle noch auf das Kon­to der Vor­gän­ger­re­gie­rung gin­gen, aber das könn­te Ihnen ja im Prin­zip egal sein. Die ein­zi­gen Sor­gen, mit denen Sie sich bis jetzt hät­ten rum­schla­gen müs­sen, wären eine miss­glück­te Gesund­heits­re­form, leich­te Wider­stän­de gegen das „Eltern­geld“ Ihrer Fami­li­en­mi­nis­te­rin und das gan­ze Thea­ter um die Sicher­heit beim G8-Gip­fel gewe­sen.

Und dann hät­te irgend­je­mand ein paar Türen in ein paar Minis­te­ri­en nicht ord­nungs­ge­mäß ver­schlos­sen und zwei Minis­ter wür­den plötz­lich mit dem Bol­ler­wa­gen durch die deut­sche Medi­en­land­schaft zie­hen um dem letz­ten Bun­des­bür­ger klar zu machen, dass Sie Ihr Kabi­nett über­haupt nicht unter Kon­trol­le hät­ten.

Dass Wolf­gang Schäub­le seit Mona­ten immer tie­fe­re Ein­schnit­te in die Grund­rech­te der Bür­ger, Ihrer Wäh­ler, for­dert, wäre den meis­ten Betrof­fe­nen noch total egal gewe­sen. Doch plötz­lich wür­de der Mann alle noch mal über­ra­schen und mun­ter her­umer­zäh­len, er hiel­te es ja nur noch für eine Fra­ge der Zeit, bis mal ein Ter­ro­rist daher­kom­me und eine Atom­bom­be zün­de.1

Fast zeit­gleich wür­de sich Ihr Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter hin­stel­len und einen Vor­schlag der Vor­gän­ger­re­gie­rung, den das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt für ver­fas­sungs­wid­rig erklärt hät­te, wie­der her­vor­ho­len und öffent­lich ankün­di­gen, im Zwei­fels­fal­le auf Ver­fas­sung und Gericht zu schei­ßen und auf ent­führ­te Flug­zeu­ge zu schie­ßen. In den „Tages­the­men“ wür­de er auf die Fra­ge, ob sein Vor­stoß über­haupt mit Ihnen abge­spro­chen sei, ant­wor­ten, er und der Bun­des­in­nen­mi­nis­ter sei­en die bes­ten Bud­dies über­haupt und die Fra­ge ansons­ten unbe­ant­wor­tet las­sen. Poli­ti­ker diver­ser ande­rer Par­tei­en und die Bun­des­luft­waf­fe wür­den sich gegen sei­nen Vor­schlag weh­ren und in Deutsch­land herrsch­te eine Auf­ruhr, als habe gera­de jemand Hit­lers Fami­li­en­po­li­tik gelobt oder Kunst als „ent­ar­tet“ bezeich­net.

Was wür­den Sie, der Sie ja Ange­la Mer­kel wären, jetzt tun?

1 Dass Schäub­le meint, wir soll­ten uns „die ver­blei­ben­de Zeit“ nicht auch noch „ver­der­ben, weil wir uns vor­her schon in eine Welt­un­ter­gangs­stim­mung ver­set­zen“, anstatt end­lich mal das zu tun, was er die gan­ze Zeit vor­gibt zu wol­len, näm­lich die Sicher­heit der Bür­ger zu schüt­zen, ist eigent­lich einen eige­nen Wut­an­fall wert.