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Film

Denkt denn niemand an die Kinder?

Beim Freihandelsabkommen, das die EU seit dieser Woche mit den USA auszuhandeln versucht, geht es – neben vielen anderen Dingen – auch um Kultur. Frankreich besteht darauf, dass diese unangetastet bleibt und in dem Land auch weiter diese wahlweise furchtbar deprimierenden oder herrlich augenzwinkernden Filme gedreht werden können, deretwegen ich beim Besuch im Programmkino immer gerne bis nach den Trailern warten würde, bis ich Platz nehme.

Gestern war ich nicht im Programmkino, sondern in “Ich, einfach unverbesserlich 2” (zu dem es vielleicht auch noch einen Podcast geben wird, falls Herr Thelen sich den Film auch noch gibt), was bedeutete, dass ich statt französischer Arthouse-Vorschauen solche zu Kinderfilmen über mich ergehen lassen musste. Deutschen Kinderfilmen.

Da wäre zum Beispiel “V8 — Du willst der Beste sein”, das ich als “‘The Fast And The Furious’ trifft auf ‘Die wilden Fußballkerle'” bezeichnet hätte, wenn es nicht vom Erfinder des Letzteren gewesen wäre:

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Auch nicht schön: “Systemfehler — Wenn Inge tanzt”, bei dem ich mich sehr wundern würde, wenn der Trailer nicht bereits die komplette Handlung vorwegnähme:

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Und dann war da noch das hier:

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Jetzt sehe ich mich erstens in meinem Plan bestärkt, auswandern zu wollen, bevor ich eine Familie gründe, und betrachte zweitens das Konzept von “kultureller Ausnahme” und Filmförderung doch eher kritisch.

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Leben

Feieralarm

Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass es mein erstes Weihnachtsfest in einem (zumindest gefühlten) Vollzeitjob ist, oder daran, dass ich parallel einen Umzug vorzubereiten versuche. Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass Weihnachten dieses Jahr wirklich erstaunlich plötzlich gekommen ist.

Weihnachtsdeko für die neue Wohnung.

Aber wo’s schon einmal da ist, müssen wir natürlich alle versuchen, das Beste draus zu machen. Ich wünsche Ihnen also (auch im Namen der anderen Autoren hier) ein frohes und stressfreies Weihnachtsfest.

Falls Sie an den Feiertagen noch ein bisschen Zeit haben, gehen Sie doch einfach ins Kino und sehen sich den – meines Erachtens – wundervollsten Film an, der jemals gedreht wurde: “Wo die Wilden Kerle wohnen”. Sie müssen nicht mal irgendein Alibi-Kind mitnehmen.

Musik fürs Fest sollen Sie auch noch haben — aber weil das Fest selbst für mich wie gesagt sehr überraschend kam, bin ich auf Weihnachtslieder nicht vorbereitet. Nehmen Sie stattdessen einfach mein peinliches Lieblingslied des Jahres 2009, wobei ich mir gar nicht sicher bin, ob mir das eigentlich peinlich sein muss:

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Film Gesellschaft

Ungesundes Merchandise

Ich habe es noch nicht geschafft, mir “High School Musical 3” anzusehen (aber ich werde es, das verspreche ich).

Ich möchte Sie aber auf ein Interview aufmerksam machen, das NPR mit Kenny Ortega, dem Regisseur der “High School Musical”-Filme, geführt hat.

Auf die Frage, was er eigentlich von diesem ganzen Merchandise (Rucksäcke, Bettwäsche, Schlüsselanhänger, Unterwäsche, you name it …) zu “High School Musical” halte, reagierte er zunächst einmal mit einem langen, nachdenklichen Seufzer und sagte dann:

Well, you know, that’s a tough one for me, you know. Those are the folks that give us the money to make the movies. And I would just say that it’s, you know, the parents just have to like … be the ones in charge. Disney’s gonna put out whatever they can put out. There’s a hunger for the merchandise, but I also think that, you know, at a certain point, it would be unhealthy to allow too much of it into an individual’s life.

Ich denke, mit dieser Einstellung wird er sowohl Disney, als auch so manche Eltern verärgert haben, die ihren Kindern erklären müssen, warum sie nicht auch noch die HSM-Butterbrotdose haben können. Aber ich finde seine Einstellung erfrischend ehrlich.

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Film Print

Kulturhauptstadt 2008

Ich freue mich sehr, nachtragen zu können, dass Clemens Schönborn, den ich beim “Bergfest” des Adolf-Grimme-Preises in Marl kennengelernt hatte, und der wie ich in Dinslaken aufgewachsen ist, für seinen Film “Der Letzte macht das Licht aus” das Mercedes-Benz-Förderstipendium verliehen bekommen hat. Im Gegensatz zum eigentlichen Grimme-Preis, für den er nominiert war, macht sich dieses auch in barer Münze (oder wie auch immer man die 10.000 Euro ausgehändigt bekommt) bemerkbar. Ich habe den Film leider immer noch nicht gesehen, aber Stefan Niggemeier, dem ich in solchen Dingen durchaus vertraue, fand ihn gut.

Natürlich müssen derlei gute Nachrichten auch von der Lokalpresse sofort weiterverbreitet werden, und so brachte die “Rheinische Post” gestern ein mittelgroßes Porträt.

Er fühlte sich geschmeichelt, auch von der Begründung der Jury: „Jens Schönborn setzt einen Meilenstein auf das selten – viel zu selten – beackerte Terrain der deutschen Arbeiterkomödie.“

Das stimmt so natürlich nicht, denn in der Begründung der Jury heißt Clemens auch weiterhin Clemens und nicht Jens.

Noch ein weiterer Satz ließ mich stocken:

Er besuchte das Theodor-Heuss-Gymnasium, machte dort sein Abitur.

Ich habe Clemens Schönborn jetzt nicht noch mal zum Fact-Checking kontaktiert, aber bei unserer leicht hysterischen “Kennste das und das und den?”-Runde, die ortsfremde Mitglieder unserer kleinen Gesprächsrunde zu besorgtem Stirnrunzeln animiert hatte, hatte er mir eigentlich erzählt, sein Bruder habe (wie ich) das “THG” besucht, er selbst sei auf das damals noch existente Ernst-Barlach-Gymnasium gegangen. Aber ich mag mich irren, das Bier war an jenem Abend kostenlos.

Nicht irren tue ich mich aber, wenn ich abermals die Kulturmetropole Dinslaken ausrufe. Denn von dort kommt nicht nur Deutschlands angesagteste Nachwuchsband, sondern natürlich auch Michael Wendler, der “König des Popschlagers”, dessen neues Album am Freitag erscheinen wird, und in das Sie bereits jetzt “exklusiv” (was auch immer das diesmal wieder heißen mag) bei bild.de reinhören können.

Das nächste Kapitel Dinslakener Kinogeschichte wird übrigens aufgeschlagen, wenn im April “Lauf um Dein Leben” anläuft, ein Film, der vom in Dinslaken geborenen Regisseur Adnan G. Köse zu weiten Teilen in seiner Heimatstadt gedreht wurde.

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Film

Somebody’s Baby

Das hatte es in den 18 Jahren, seit ich mit “Charlie – Alle Hunde kommen in den Himmel” meinen ersten Kinofilm gesehen hatte, noch nicht gegeben: Ich war alleine im Kino. Und ich meine nicht “ohne Begleitung”, ich meine: alleine, einsam, verlassen. Ich war 100% der Zuschauerschaft. Was doppelt bitter ist, wenn man bedenkt, was für einen tollen Film alle anderen verpasst haben: “Juno”.

Juno ist ein 16jähriges Mädchen, das, als sie aus Neugier ihren besten Freund verführt, prompt schwanger wird. Die Idee einer Abtreibung verwirft sie relativ schnell, was aber schon so ziemlich die einzige Stelle im Film sein dürfte, bei der religiöse Eiferer wohlwollend nicken. Ihr Vater und ihre Stiefmutter haben Junos Erziehung zwar schon länger abgeschrieben, unterstützen sie aber trotzdem aus ganzem Herzen bei der Suche nach Adoptiveltern für das ungeborene Kind. Die sind in Form von Jennifer Garner und Jason Bateman zu perfekt um wahr zu sein, wie sich bald herausstellen wird, aber all das kann Juno nicht mehr groß aus der Bahn werfen.

Zu behaupten, in “Juno” passiere nicht viel, wäre falsch: Zwar ist die Grundkonstellation von ergreifender Schlichtheit, aber so hat sie dann eben doch noch niemand erzählt. Hinzu kommt, das Diablo Cody, eine Ex-Stripperin, die für ihr erstes verfilmtes Drehbuch (eben das zu “Juno”) prompt den Oscar bekommen hat, die plot points ihrer Geschichte ziemlich klug gesetzt hat: Immer dann, wenn man ahnt, was jetzt kommen muss, passiert etwas völlig anderes. Die Dialoge, die sich ausnahmslos alle Figuren um die Ohren hauen, sind geschliffen und triefen nur so vor einer liebenswürdigen Gehässigkeit. Das Ensemble, das diese Dialoge vortragen darf, ist sensationell – selbst Jennifer Garner merkt man kaum an, dass sie überhaupt nicht spielen kann.

Aber wir können nicht über “Juno” reden, ohne Ellen Page zu loben. Ach was: Liebesbekundungen wollen wir ihr schmieden, Heiratsanträge töpfern und ewige Verbundenheit in Marmorblöcke schnitzen. Denn bei allem Verdienst von Drehbuch und Ensemble: “Juno” lebt vor allem von seiner Hauptdarstellerin und deren unglaublicher Natürlichkeit. Wenn man sich Interviews wie dieses hier anhört, bekommt man das Gefühl, das könne vor allem daran liegen, dass die 21jährige Kanadierin und die von ihr verkörperte Juno sich nicht ganz unähnlich sind.

Noch eine weitere Frau soll gelobt sein: Kimya Dawson, Ex-Sängerin der Moldy Peaches, hat wunderbare Songs zum Soundtrack des Films beigesteuert. Es ist ihr sehr zu wünschen, dass sie auch hierzulande endlich mal einen ähnlichen Erfolg hat wie ihr Ex-Bandkollege, der Blödelbarde Adam Green.

Bei all den tollen Frauen geht ein Mann ein wenig unter: Regisseur Jason Reitman, dessen “Thank You For Smoking” schon ziemlich gut war, hat mit “Juno” ein etwas anderes feel good movie geschaffen, das sich Stimmungsmäßig irgendwo bei “The Last Kiss”, “Little Miss Sunshine” und “Garden State” einreiht, vielleicht aber noch besser ist als die drei anderen. Und wenn der Text der deutschen Untertitel (ich hatte das große Glück, den Film im Original mit Untertiteln zu sehen) dem der Synchronfassung entspricht, haben sogar diverse Wortspiele und Popkultur-Anspielungen die Eindeutschung überlebt.

Trailer
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IMDb

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Film

Der Menschenfresser

Filme verstören heute nicht mehr. Sie haben entweder keine Zeit dafür, keine Lust dazu oder ohnehin nicht die Mittel – und sie haben den schwerwiegenden Nachteil, dass jeder halbwegs interessierte Zuschauer schon Wochen vor Kinostart zahllose Kritiken und Interviews mit den Beteiligten lesen kann, durch mehrere Trailer auf die Geschichte vorbereitet wird und nicht zuletzt wegen IMDb-Durchschnittsbewertungen, Golden-Globe-Ergebnissen und Oscarnominierungen zu wissen glaubt, was ihn erwartet. Ich kann mir schon gar nicht mehr vorstellen, wie es vor knapp dreißig Jahren für die Leute gewesen sein muss, die ohne Vorwissen oder –warnung Stanley Kubricks “The Shining” gesehen haben. Ich erinnere mich nur noch daran, dass ich als nicht eben wählerischer Teenager ins Kino gegangen bin und halt mal geguckt habe, was so passiert. Heute sehe ich mir „Der Krieg des Charlie Wilson“ an und weiß schon vorher, dass mich amüsante, leichte Unterhaltung erwartet. Ich sehe “Control” und weiß, dass der Film eine trostlose, beklemmende Charakterstudie wird. Oder ich sehe “There Will Be Blood” und weiß, dass ein strenges, präzises Meisterwerk auf mich zukommt.

Der Punkt ist natürlich: Eigentlich weiß ich überhaupt nichts. Ich glaube höchstens, ein paar Dinge zu wissen, fühle mich als regelmäßiger Filmkritikenleser und Trailerseher gut eingestellt und möchte in meiner vorgefertigten Meinung lieber bestätigt als widerlegt werden. Das ist sehr doof, und ich kann mich an keinen Film erinnern, der mir das jemals gnadenloser unter die Nase gerieben hat als Paul Thomas Andersons “There Will Be Blood”. Es ist sein fünfter Spielfilm, und es war schwierig, im Voraus eine Rezension darüber zu lesen, die nicht mindestens tiefen Respekt für die schauspielerische und handwerkliche Brillanz des Films zollte. Meistens ging das Lob aber noch viel weiter; die 160-minütige Geschichte um den kalifornischen Ölbaron Daniel Plainview wurde als Wiederauferstehung des Westerngenres bezeichnet, ohne selbst ein klassischer Western zu sein. Sie wurde für acht Oscars nominiert und steht derzeit auf Platz 18 in der IMDb-Liste mit den 250 besten Filmen aller Zeiten. Dass “There Will Be Blood” aber ein ernsthaft und nachhaltig verstörender Film ist – darauf hat mich niemand vorbereitet.

Liegt wahrscheinlich daran: Man muss ihn sehen, um es zu glauben. Man muss die nahezu wortlose 15-Minuten-Sequenz am Anfang sehen, die in ihrer Selbstsicherheit schon an Großkotzigkeit grenzt. Man muss sehen, wie der Film in einem vollkommen ratlos machenden, desillusionierenden Finale gipfelt, das kaum vorauszuahnen ist, aber doch unvermeidbar scheint. Man muss sehen, wie der todsichere Oscar-Gewinner Daniel Day-Lewis in der Hauptrolle des hasserfüllten Menschenfressers Plainview die Kinoleinwand aufsaugt. Man muss sehen, wie deshalb nur noch Platz bleibt für den hysterischen Prediger Eli Sunday (Paul Dano), der sich als einzige Nebenfigur entfalten kann, aber auch mit seinem kirchlichen Hintergrund nicht zum moralischen Gewissen des Films taugt. Und man muss die musikalische Leistungsschau hören, die Radiohead-Mitglied Jonny Greenwood dazu als bedrohlich dröhnenden, permanent stichelnden und nachtretenden Soundtrack komponiert hat. “Ich bin fertig”, sagt Plainview am Ende des Films, und wenn er es nicht getan hätte, dann ich.

Sieht man es als oberste Pflicht eines Films an, seine Zuschauer zu unterhalten, ist “There Will Be Blood” ein bodenloses Fiasko. Es gibt nichts an diesem Film zu Mögen oder gar zu Lieben, keine leichten Momente, Erlösungen oder Identifikationsfiguren. Stattdessen gibt es den Glauben an das Gute im Menschen zu verlieren, das pure Böse am Beispiel einer einzigen Person zu erleben und die Frage obendrauf, wo so viel Hass auf alles und jeden bloß herkommen kann. Sie bleibt seltsam unbefriedigend beantwortet im Raum stehen, so als hätte der Film selbst keine Ahnung. Man könnte sagen, dass er dadurch ruiniert wird, aber ich glaube eher, gerade das ist der Clou. Es ist jetzt 18 Stunden her, dass ich “There Will Be Blood” gesehen habe, und ich habe seitdem an nichts anderes mehr gedacht, das irgendwie von Bedeutung wäre.

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Fernsehen Digital

Aufguss 2007: Die Auswertung

Mitte Dezember, also noch vor Ende des Jahres, aber weit nach den meisten anderen Magazinen, hatte ich zur Leserwahl gerufen. Immerhin 36 Leute haben teilgenommen, was ich für den Anfang schon mal ganz ordentlich finde. Die Gewinner der Verlosung werden in Kürze gelost und benachrichtigt wurden inzwischen gelost und benachrichtigt.

Nachdem ich mich erst einmal in Excel vertieft und mir einen Plan gemacht hatte ((Wen es wirklich interessiert: Bei den Alben und Songs, wo jeder bis zu fünf Favoriten benennen durfte, erfolgte die Auswertung wie folgt: Für die Nr. 1 gab es fünf Punkte, für Nr. 2 vier, usw.
Bei Punktgleichheit entschied bei den Alben zunächst der höhere Durchschnittswert (manche Künstler können 10 Punkte mit zwei Nennungen erhalten, andere mit fünf), anschließend der höchste Einzelwert (“einmal fünf Punkte und einmal einer” schlägt “zweimal drei Punkte”). Waren auch die gleich, teilen sich zwei Alben einen Platz.
Bei den Songs war das zweite Kriterium dann nicht der höhere Durchschnittswert, sondern die Häufigkeit der Nennung. Ich denke, das ist bei einer Auswahl von zehn, zwölf Songs pro Album fairer, weil sich so ein besserer Trend ablesen lässt, bin aber für Verbesserungsvorschläge offen.)), war die Auswertung auch gar nicht mehr so schwierig. Allerdings ist die Streuung bei 36 Teilnehmern und freier Auswahl natürlich mitunter ein wenig hoch, weswegen es in manchen Kategorien gar keinen klaren Sieger gibt.

Aber sehen Sie sich die folgenden Zahlenkollonen am Besten selbst an:

Album des Jahres
1. Bloc Party – A Weekend In The City (4,5%)
2. Arcade Fire – Neon Bible (4,31%)
3. Radiohead – In Rainbows (4,12%)
4. Maxïmo Park – Our Earthly Pleasures (3,53%)
5. Die Fantastischen Vier – Fornika (3,14%)
6. Tocotronic – Kapitulation (2,75%)
7. Kilians – Kill The Kilians (2,75%)
8. Feist – The Reminder (2,16%)
9. Wir sind Helden – Soundso (2,16%)
10. Jamie T – Panic Prevention (1,96%)
11. Justice – † (1,96%)
12. Kate Nash – Made Of Bricks (1,96%)
13. Beatsteaks – Limbo Messiah (1,76%)
14. Die Ärzte – Jazz Ist Anders (1,76%)
15. The Fratellis – Costello Music / The Good, The Bad & The Queen – The Good, The Bad & The Queen (je 1,57%)
16. Interpol – Our Love To Admire / PJ Harvey – White Chalk (je 1,37%)
17. Foo Fighters – Echoes, Silence, Patience And Grace (1,37%)
18. Kaiser Chiefs – Yours Truly, Angry Mob / Okkervil River – The Stage Names (je 1,18%)
19. Mika – Life In Cartoon Motion (1,18%)
20. Arctic Monkeys – Favourite Worst Nightmare (1,17%)

Song des Jahres
1. Kaiser Chiefs – Ruby (3,34%)
2. Die Ärzte – Junge (2,95%)
3. Kilians – When Will I Ever Get Home (2,55%)
4. Band Of Horses – Is There A Ghost (1,77%)
5. Wir Sind Helden – The Geek (Shall Inherit) (1,57%)
6. Foo Fighters – The Pretender / Maxïmo Park – Books From Boxes / Razorlight – America (je 1,57%)
7. Interpol – The Heinrich Maneuver / Shout Out Louds – Tonight I Have To Leave It (je 1,38%)
8. Kate Nash – Foundations / Mika – Grace Kelly (je 1,38%)
9. Jamie T. – Calm Down Dearest / Tocotronic – Kapitulation (je 1,18%)
10. Arcade Fire – No Cars Go / Ryan Adams – Goodnight Rose (je 1,18%)

Band des Jahres
1. Kilians (12,12%)
2. Beatsteaks (9,09%)
3. Arcade Fire / Bloc Party (je 6,06%)
4. Animal Collective / Arctic Monkeys / Axxis / Basta / Beginner / Cloud Cult / Die Ärzte / Die Fantastischen Vier / Editors / Good Shoes / Ike Reilly Assassination / Maxïmo Park / Muse / Radiohead / Rot Front Berlin / Tegan And Sara / The Coral / The Good, The Bad & The Queen / The National / The Redwalls / Tocotronic / Travis (je 3,03%)

Solokünstlerin des Jahres
1. Kate Nash (21,88%)
2. Amy Winehouse (12,5%)
3. Feist / Nelly Furtado (je 9,38%)
4. PJ Harvey (6,25%)
5. Anna Ternheim / Anneke van Giesbergen / Beth Hart / Britta Persson / Eilen Jewell / Emily Haynes / Joanna Newsom / Kylie Minogue / Maria Mena / Rihanna / Róisín Murphy / Rose Kemp / St. Vincent (je 3,13%)

Solokünstler des Jahres
1. Jack Peñate / James Blunt / Jan Delay / Mika / Ryan Adams (je 5,88%)
2. Albert Hammond, Jr. / Ben Harper / Bernd Begemann / Bill Callahan / Black Francis / Christian Venus / Damien Rice / Devendra Banhart / Devin Townsend / Hagen Rether / Heinz Strunk / Herbert Grönemeyer / Jamie T / Jason Isbell / Joe Bonamassa / José Gonzáles / Marc Cohn / Patrick Wolf / Paul McCartney / PeterLicht / Pohlmann / Prinz Pi / Sage Francis / Thees Uhlmann (je 2,94%)

Liveact des Jahres
1. Arcade Fire / Beatsteaks / Bloc Party (je 6,06%)
2. 2Raumwohnung / Amiina / Animal Collective / Basta / Deichkind / Die Fantastischen Vier / Editors / Element Of Crime / Fettes Brot / Interpol / Jan Delay / Kaiser Chiefs / Malajube / Muse / Nine Inch Nails / Patrick Wolf / Pelle Carlberg / Queens Of The Stone Age / Seeed / Shawn Colvin / Subway To Sally / Take That / The Hives / The Hoid Steady / The Killers / The Pipettes / Travis (je 3,03%)

Newcomer des Jahres
1. Kilians (34,38%)
2. Mika (9,38%)
3. Justice (6,25%)
4. Angry Teng / Bishi / Die Türen / Goose / Ha Ha Tonka / Jonas Goldbaum / Kate Nash / Lucky Soul / Marc Cohn / Mark Medlock / Roger Cicero / Rose Kemp / The Nobody’s Faults / Timbaland / Toni Kroos / Voxtrot (je 3,13%)

Musikvideo des Jahres
1. Bloc Party – The Prayer / Feist – 1234 / Kilians – Enforce Yourself / Travis – Closer (je 8,7%)
2. Beatsteaks – Cut Off The Top / Die Ärzte – Junge / Die Fantastischen Vier – Ernten was wir säen / Helloween – As Long As I Fall / Justice – D.A.N.C.E. / Kate Nash – Foundations / Muff Potter – Fotoautomat / Pink – Dear Mr. President / Sigur Rós – Glosoli / Sportfreunde Stiller – (Tu nur das) Was dein Herz dir sagt / The Hives feat. Timbaland – Throw It On Me / The Killers – Don’t Shoot Me Santa / Tocotronic – Kapitulation / Tokio Hotel – Through The Monsoon / Travis – Selfish Jean (je 1,35%)

Film des Jahres
1. The Simpsons – Der Film (11,43%)
2. Auf der anderen Seite / Death Proof / Der Sternwanderer / Harry Potter 5 / The Prestige (je 5,71%)
3. 2 Tage Paris / Der letzte König von Schottland / Die Bourne-Verschwörung / Ein perfekter Platz / Fluch der Karibik 3 / Hot Fuzz / Immer nie am Meer / Inland Empire / Lucky Number Slevin / Nach 7 Tagen ausgeflittert / Operation Kingdom / Pans Labyrinth / Ratatouille / Schwarze Schafe / The Science Of Sleep / Shoot ‘Em Up / Shoppen / Sunshine / Wer früher stirbt ist länger tot / Zodiac (je 2,86%)

Beste Fernsehserie
1. The Simpsons (14,71%)
2. Scrubs (11,76%)
3. Dr. House / Heroes / Prison Break (je 5,89%)
4. Battlestar Galactica / Boston Legal / Californication / Chuck / Dexter / Disneys Kuzcos Königsklasse / Dr. Psycho / Family Guy / Grey’s Anatomy / Life On Mars / Lost / Nip/Tuck / Private Practice / Six Feet Under / The IT Crowd / The Office (US) / Türkisch für Anfänger / Weeds / West Wing (je 2,94%)

Beste Fernsehsendung
1. Hart aber Fair / Schmidt & Pocher ((Natürlich möchte ich in keiner Weise die Urteilsfähigkeit meiner Leser anzweifeln, aber: “Schmidt & Pocher”????ß)) / Sportschau (je 7,41%)
2. …und basta / 30 Jahre Rockpalast / Akte / Das perfekte Dinner / Dittsche / Eurovision Song Contest / Germany’s Next Topmodel / Heute / Karambolage / Krömer / KulturZeit / Nano / Neues aus der Anstalt / Polylux / Schlag den Raab / Strassenstars / Switch Reloaded / The Daily Show / Was liest Du…? / Willkommen Österreich / Zapp (je 3,7%)

Bestes Blog
1. coffeeandtv.de (20%)
2. stefan-niggemeier.de/blog (17,14%)
3. bildblog.de (11,43%)
4. bestatterweblog.de (8,57%)
5. fernsehlexikon.de (5,71%)
6. agitpopblog.org / blog.zooplus.de / boingboing.com / claer-web.blogspot.com / fdog.org / gluehwein.junkies.ws / hauptstadtblog.de / iaas.uni-bremen.de/sprachblog / myblog.de/musikexpress / neuerdings.com / spiegelfechter.com / txt.twoday.net / usaerklaert.wordpress.com (je 2,86%)

Beste Website
1. last.fm (20%)
2. google.com / plattentests.de / twitter.com / wikipedia.org (je 6,67%)
3. 4chan.org / cicero.de / de.poneyvallee.com / fingers-welt.de / forum-fleischhaus.de / wdrmaus.de/spielen/mausspiele / insidekino.de / jayisgames.com / kingisdead-design.de / madsenmusik.de / myspace.com / popmatters.com / spiegel.de / studivz.net / sueddeutsche.de / thekilians-anhaenger.de (je 3,33%)

Beste Zeitschrift
1. 11 Freunde (13,33%)
2. Neon / Visions (je 10%)
3. Galore / Musikexpress (je 6,67%)
4. brand eins / Chip Foto / Cicero / Der Spiegel / Die Zeit / Dummy / GeoEpoche / Hommage / MAD Magazine (US) / Myself / NZZ Folio / Rapunzel / Rolling Stone / TV Neu / Zeit Campus / Zeit Wissen (je 3,33%)

Buch des Jahres
1. Khaled Hosseini – Drachenläufer / Tommy Jaud – Millionär (je 6,67%)
2. Arnd Zeigler – Gewinnen ist nicht wichtig … / Farin Urlaub – Unterwegs in Indien und Bhutan / Frank Schätzing – Nachrichten aus einem unbekannten Universum. Eine Zeitreise durch die Meere / Franz Kafka – Die Erzählungen / Friedrich Dürrenmatt – Der Auftrag / George R.R. Martin – A Feast For Crows / Gordon Dahlquist – Die Glasbücher der Traumfresser / J. K. Rowling – Harry Potter 7 / Jeffery Deaver – The Sleeping Doll / John Dickie – Cosa Nostra / Jules Verne – Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer / Julia Franck – Die Mittagsfrau / Kaz Cooke – Ach Du dickes Ei / Lawrence Wright – The Looming Tower / Markus Kavka – Elektrische Zahnbürsten / Matthias Politicky – Herr der Hörner / Nagel – Wo die wilden Maden graben / Phillip Roth – Exit Ghost / Rocko Schamoni – Risiko des Ruhms (Director’s Cut) / Strafgesetzbuch / Tad Williams – Shadowmarch / Terry Pratchett – Klonk! / Terry Pratchett – Wintersmith / The ILC – The Gateway to the Quantum Universe / Volker Strübing – Ein Ziegelstein für Dörte / Walter Moers – Der Schrecksenmeister (je 3,33%)

Person des Jahres
1. Meine Mama/Frau/Freundin/Tochter/Buchverkäuferin/Mein bester Freund (26,09%)
2. Anne Will (8,7%)
3. Al Gore / Doris Lessing / Florian Henckel von Donnersmarck / Franck Ribéry / Fritz Ostermayer / Günther Wallraff / Hape Kerkeling / Harald Schmidt / Heiner Brand / Hugo Chavez / Ich / Kylie Minogue / Stefan Niggemeier / Stephen Colbert / Sufjan Stevens (je 3,5%)

Depp des Jahres
1. Wolfgang Schäuble (17,86%)
2. Eva Herman (14,29%)
3. Roland Koch (10,71%) ((Da hat sich Herr Koch aber richtig Mühe gegeben und an den letzten Tagen noch alles rausgeholt mit seiner Stammtischrhetorik.))
4. Britney Spears (7,14%)
5. Bono Vox / Brigitte Zypries / David Hasselhof / Der Dieb von Tim Pritloves Notebook / Der Sänger von Maximo Park / Detlef D! Soest / Günther Oettinger / Jan Ullrich / Matthias Matussek / Paris Hilton / Ronald Pofalla / Stefan Raab / Ulli Hoeneß / wohl ich (je 3,57%)

Wort des Jahres
1. Klimadebatte/Klimaschutz/Klimawandel/Weltklima (14,81%) ((Ähnliche Worte wurden zusammengefasst, damit das Ergebnis etwas aussagekräftiger wird.))
2. Prokrastination/Prokrastinieren (11,11%)
3. ausgerechnet / Festival / grandios / GröFaz / impaktieren / Indie / Kapitulation / klar / läuft / Lokführerstreik / Nichtraucherschutz / photoshoppen / Pilgern / Redundanzangst / schnaftig / Tageslichttauglich / Vorratsdatenspeicherung / Wah / Wanderbaustelle / Wii (je 3,7%)

Unwort des Jahres
1. Klimakatastrophe/Klimawandel (14,81%) ((Ähnliche Worte wurden auch hier zusammengefasst, damit das Ergebnis etwas aussagekräftiger wird.))
2. Abstrakte Gefährdungslage/Gefährder (7,41%)
3. Autobahn / Bundestrojaner / Drogenentzugsklinik / Exzellenz / Gentrifizierung / Gutmensch / Hochzeit / Indie / Klima / Kloni / Knut / Medienmogul / Migrationshintergrund / Mindestlohn / Multimodalität / Onlinedurchsuchung / Ostpunktemafia / Second Life / Stuff / Vorratsdatenspeicherung / Web 2.0 (je 3,7%)

Und jetzt will ich Diskussionen hören!

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Film

Schweizer Sieger

Als kleiner Nachtrag zum Interview mit Antoine Monot, Jr., dem künstlerischen Leiter des Zurich Film Festivals, hier die Auszeichnungen des Festivals:

Sieger der Reihe „Debütspielfilm“ ist Jarrett Schaefer mit „Chapter 27“.

In der Kategorie „Nachwuchsspielfilm“ wurde „The Band’s Visit (Bikur Hatizmoret)“ von Eran Kolirin prämiert.

Dan Cox überzeugte die Jury mit seinem Dokumentarfilm-Erstling „Running with Arnold“ und erhielt ein Goldenes Auge für die Reihe „Nachwuchsdokumentarfilm“.

Oliver Stone nahm unter grossem Beifall ein Goldenes Auge für sein Lebenswerk entgegen.

Erstmals wurde am 3. Zurich Film Festival auch der Variety’s New Talent Award verliehen. Diese Auszeichnung ging ebenfalls an Eran Kolirin für „The Band’s Visit (Bikur Hatizmoret)“. Der Publikumspreis ging an den den Film „Twelve In A Box“ von John McKenzie.

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Film Digital Leben

Wie ich einmal Filmgeschichte schrieb

Immer wieder werde ich von Menschen (manchmal wildfremden) gefragt: “Sag mal Lukas, wieso hast Du eigentlich einen Eintrag in der Internet Movie Database?”

Okay, das ist gelogen. Genaugenommen bin ich noch nie gefragt worden, warum ich eigentlich einen Eintrag in der IMDb habe. Aber ich erzähl die Geschichte einfach trotzdem mal:

Die Vorgeschichte
Im Frühsommer 1999 sollten wir im Deutschunterricht der damals zehnten Klasse “etwas kreatives” machen. Und da einige Freunde und ich im Frühjahr für unsere sehr moderne Verfilmung (manche würden sie “avantgardistisch” nennen – oder “krank”) von E.T.A. Hoffmanns “Das Fräulein von Scuderi” eine Eins bekommen hatten, dachten wir uns: “Klar, wir drehen wieder einen Film!”

Im Zuge des damals vorherrschenden Millennium-Hypes (und weil der Deutschlandstart von “Matrix” kurz bevor stand) entwickelten wir eine Geschichte, in der der Teufel auf die Erde kommt, um die Apokalypse einzuleiten. Mit meinem besten Freund schrieb ich das Drehbuch zu “Doomsday 99” und als wir alle aus dem Sommerurlaub zurück waren, stürzten wir uns in die Dreharbeiten, die alles in allem etwa sechs Wochen verschlangen.

Mit dem harten Kern von acht Leuten drehten wir in so ziemlich allen Wohnhäusern, derer wir habhaft wurden, in verlassenen Industrieruinen (wofür wir über Zäune klettern und unter halbverschlossenen Toren drunterherrollen mussten) und in Autos, hinter deren Fenstern grüne Tischdecken gespannt waren (keiner von uns hatte damals einen Führerschein und bei “Cityexpress” fuhr der Zug schließlich auch nicht wirklich).

Ich fungierte als Regisseur, Kameramann, Drehbuchautor und Produzent in Personalunion, was hauptsächlich bedeutete, dass ich meine Freunde und jüngeren Geschwister herumkommandierte, anschrie und manchmal mit Sachen bewarf. Anschließend schnitt ich den Film auf dem Videoschnittgerät meines Großvaters, dem heute weitgehend unbekannten “Casablanca”, wo ich auch das grüne Tischtuch durch Landschaftsaufnahmen ersetzte, die ich aus dem fahrenden Auto meines Vaters heraus getätigt hatte.

Die überaus spektakulären Ergebnisse (wie wir fanden) sahen in etwa so aus:

Green Screen beim Dreh von “Doomsday” (vorher/nachher)

Im September – wir gingen längst in die elfte Klasse – zeigten wir den fertigen Film endlich im Deutschunterricht. Und obwohl er blutrünstig, gewalttätig und zu einem nicht geringen Maße Frauenverachtend war (keine weibliche Person blieb länger als fünf Minuten am Leben – allerdings auch kaum eine männliche), bekamen wir dafür eine Eins bei “Sonstige Mitarbeit” aufgeschrieben. Der Film wurde im kleinen Soziotop eines Dinslakener Gymnasiums das, was man wohl als “Kult” bezeichnet. Oder als “Trash”. Oder als “so schlecht, dass es schon fast wieder gut ist”.

Der Eintrag
Weil wir so ungeheuer stolz auf unseren Film waren, wollten wir natürlich auch, dass er angemessen gewürdigt wird. Ein Eintrag in der IMDb erschien uns also das Mindeste.

Ich machte mich schlau und stellte fest, dass man die Datenbank mit einem einfachen Datenstring füttern konnte. Also schrieb ich die Mitwirkenden unserer letzten drei Filme (“Jesus – Back for God” von den Tagen religiöser Orientierung im Januar, “E.T.A. Hoffmann’s Das Fräulein von Scuderi” aus dem Frühjahr und “Doomsday 99” eben) in eine E-Mail und schickte das Ganze ab.

Nach einigen Wochen erhielt ich die Antwort, dass unsere Filme abgelehnt worden seien. In der amerikanischen Entsprechung von “da könnte ja jeder kommen” hieß es, die Filme müssten mindestens auf einem anerkannten Filmfestival gelaufen sein.

Ein paar Wochen später stellte ich fest, dass mein bester Freund Benjamin, der bei unserem “Jesus”-Film Regie geführt hatte, plötzlich als Regisseur des TV-Zweiteilers “Jesus” geführt wurde. Dieser Eintrag war nach wenigen Tagen wieder verschwunden.

Wieder ein paar Wochen später stellte ich fest, dass der Datensatz der “Doomsday”-Produzenten1 offenbar als einziger durchgekommen war und überlebt hatte – in den Credits des mir bis heute völlig unbekannten B-Movies “Doomsday Man”.

Die Folgen
Wir waren gleichermaßen enttäuscht wie erheitert über das, was die IMDb da so geboten hatte. Aber wir vergaßen das alles, als im Dezember 1999 ein Film anlief, der Handlung, Szenen und sogar einzelne Einstellungen aus “Doomsday” geklaut zu haben schien: “End Of Days” mit Arnold Schwarzenegger. Dann sahen wir ein, dass die Dreharbeiten dazu schon vor längerer Zeit stattgefunden haben mussten, und beide Filme jetzt nicht sooooo originell waren. Da war uns auch “End Of Days” egal – wie der Film übrigens jedem egal sein sollte.

Mit den Jahren stellten wir fest, dass offenbar ziemlich viele Filmdatenbanken ihre Datensätze mit denen der IMDb … nun ja: abgleichen – und so stehen wir heute nicht nur dort, sondern auch hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier.

Und weil Sie diese kleine, feine, aber doch irgendwie unspektakuläre Geschichte bis zum Schluss durchgelesen haben, sollen Sie dafür mit einem kleinen Schmankerl belohnt werden. Es sind – natürlich – die besten Szenen aus “Doomsday”:

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1 Wir hatten in der Zwischenzeit erkannt, dass “Doomsday 99” doch ein zeitlich zu begrenzt verwertbarer Titel sein würde.

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Film

And here’s to you, Mrs. Robinson …

Heute Nacht lief in der ARD “Die Reifeprüfung” (oder wie wir Cineastensäue sagen: “The Graduate”). Alle Vorsätze, mal früher ins Bett zu gehen, waren vergessen, und ich musste den Film vom Flugzeug bis zum Bus sehen. Ich habe sowieso eine Schwäche für ältere Filme, aber dieser gefällt mir bei jedem Wiedersehen besser.

An “Die Reifeprüfung” stimmt einfach alles: Diese Bilder und Schnitte; diese Dialoge, die heute so wunderbar angestaubt wirken und vor vierzig Jahren vermutlich eine Riesenprovokation waren; natürlich diese großartige Musik von Simon & Garfunkel und die Schauspieler.

Anlass für die gestrige Ausstrahlung war der 70. Geburtstag von Dustin Hoffman und natürlich ist er es, der den Film als Benjamin Braddock trägt. Die Szene, in der er auf einer Luftmatratze im Swimming Pool treibt, ist eine vielzitierte Ikone der Popkultur der späten 1960er Jahre. Hoffman spielt in diesem Film die einzige mir bekannte Vorwurfsvoll-die-Socken-anzieh-Szene der Filmgeschichte und schlägt so liebenswürdig mit dem Kopf gegen die Wand wie niemand vor und nach ihm. Auch hat nie jemand uncooler eine Sonnenbrille getragen als er in der Nachtclub-Sequenz.

Es ist verblüffend, wie viele junge Schauspieler von heute genauso wirken wie Hoffman in diesem Film. So dürfte er seinen Doppelgänger schließlich in Jake Gyllenhaal gefunden haben, mit dem er 35 Jahre später gemeinsam in “Moonlight Mile” brillierte.

Bei aller Begeisterung für Hoffman darf (und kann) man aber natürlich auch Anne “Mrs. Robinson” Bancroft nicht vergessen. Man kann sich nur vorstellen, wie sehr ein Film über Ehebruch mit einem viel jüngeren Mann 1967 provoziert haben muss. Dabei ist diese Ehebrecherin mit ihrem vermeintlichen Ausbruch aus der bürgerlichen Spießigkeit fast noch heuchlerischer als alle anderen Figuren. Der Generationenkonflikt zwischen den arbeitssamen Erwachsenen ohne Vornamen und den orientierungslosen Jugendlichen wirkt heute vielleicht etwas holzschnittartig, aber man muss sich mal vor Augen halten, zu welcher Zeit der Film anlief: Das Monterey Pop Festival und der “Summer of Love” waren gerade vorbei, an den Unis in Paris, Berkeley und Berlin rumorte es heftig und in Deutschland regierte die große Koalition. Im Gegensatz zu (viel späterem) Hippie-Schmonz wie “Hair” war “Die Reifeprüfung” also ein durchaus angemessenes Dokument des Zeitgeschehens und in seiner Zeichnung geradezu subtil.

Als Film ist das Werk von Mike Nichols sowieso eine Klasse für sich. Man merkt seinen Einfluss auf andere Filme, vor allem in den letzten Jahrzehnten: “Say Anything”, “Pulp Fiction”, “Der Eissturm”, “American Pie”, “American Beauty”, “The Virgin Suicides” und vor allem “Garden State” von und mit Zach Braff zitieren einzelne Szenen bis ganze Stimmungen des Films.

Würde eine mittelalte Dame heutzutage allerdings ungefragt im Zimmer eines jungen Mannes zu Rauchen anfangen, würde sie ihn damit in den allermeisten Fällen nicht mehr verführen können, sondern beachtlich verärgern.

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Film Sport

Deine Mutter!

Etwa einmal in der Woche gucke ich, was es bei apple.com für neue Trailer gibt. Bei meinem letzten Kontrollgang erblickte ich ein Plakat für “Beowulf”, erinnerte mich an die Vorlesung “Middle English Literature” im zweiten Anglistik-Semester und guckte mir den Trailer an.

Nach ungefähr drei Vierteln kam eine Stelle, bei der ich dachte: “Also das sah jetzt aber gerade irgendwie billig animiert aus …” – dann stellte ich fest, dass der komplette Trailer (und damit natürlich auch der Film) computeranimiert ist. Die Gesichter von Ray Winstone, Angelina Jolie, Brendan Gleeson, Anthony Hopkins, Robin Wright Penn, John Malkovich – alle aus dem Computer. Uff!

Natürlich stellt sich da irgendwie die Frage, warum man derart namhafte Schauspieler nicht einfach “in echt” im Film auftreten lässt. Andererseits ist es nach “Sky Captain And The World Of Tomorrow” und “Sin City”, die komplett vor einer Blue bzw. Green Screen gedreht und mit digitalen Hintergründen versehen wurden, ja nur noch ein weiterer Schritt, auch gleich die Schauspieler mit zu animieren. Sowas wurde sogar schon mal gemacht, z.B. bei “Polar Express – und dessen Regisseur Robert Zemeckis (“Zurück in die Zukunft”, “Forrest Gump”, “Cast Away”, …) führt jetzt auch bei “Beowulf” Regie.

Bei einem kurzen Blick in die IMDb stellte ich dann noch fest, dass das Drehbuch vom phantastischen Neil Gaiman und vom früheren Tarantino-Helfer Roger Avary stammt. Da kann eigentlich nichts mehr schief gehen, zumal Gaiman den Film als “cheerfully violent and strange take on the Beowulf legend” angekündigt hat.

P.S.: Wer den Zusammenhang zwischen Überschrift und Inhalt dieses Eintrags ohne Nachzugucken (also googeln) herstellen kann, darf sie als bewandert in mittelenglischer Literatur betrachten.

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Film Politik

Die Trennung von Staat und Irrsinn

Es gibt Situationen, in denen gibt es kein “richtig” und kein “falsch”. Man steht als Unbeteiligter davor, guckt sie sich an und ist froh, dass man nicht gezwungen ist, eine Position einzunehmen. Aber man kann sich so seine Gedanken machen.

Hier ist so ein Situation: Tom Cruise will/soll/wird in “Valkyrie”, dem neuen Film von Bryan Singer, Claus Schenk Graf von Stauffenberg spielen, einen der Drahtzieher des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944. Cruise ist aber Mitglied bei Scientology und deshalb sind verschiedenste Personen dagegen, dass Cruise an Originalschauplätzen drehen darf bzw. Stauffenberg überhaupt spielen soll.

Uff! Da muss man sich schon eine ganze Menge Gedanken machen, um diese Situation einigermaßen zu entwirren. Gehen wir also der Reihe nach vor:

Scientology ist eine höchst umstrittene Organisation, die je nach Sichtweise als “Kirche”, “Sekte” oder “Wirtschaftsunternehmen” bezeichnet wird. Als Einführung in die Lehren von L. Ron Hubbard sei jedem dieser erhellende Ausschnitt aus der “South Park”-Folge “Trapped In The Closet” empfohlen (“This is what Scientologists actually believe”) – wobei Religionskritiker sicherlich sagen würden, die dort vorgestellte Geschichte sei auch nicht bedeutend alberner als die Erschaffung der Welt in sechs Tagen und die Entstehung der Frau aus einer Rippe des Mannes. Scientologys Methoden sind sicherlich höchst beunruhigend und eigentlich kann man die Institution nur als Gehirnwäscheverein bezeichnen. Andererseits ist nach Artikel 4 des Grundgesetzes die “ungestörte Religionsausübung” gewährleistet – und wie sollte bei einer Trennung von Staat und Kirche der Staat bestimmen können, was eine “echte” Religion ist und was nicht?

Das führt unweigerlich auch zu der Frage, ob es eine Trennung zwischen dem Schauspieler und Produzenten Tom Cruise und dem Scientologen Tom Cruise gibt. Schon 1996 rief die Junge Union zu einem Boykott von “Mission: Impossible” auf, was insofern schon eine gelungene Aktion war, als dadurch erstmalig die Methoden und Lehren von Scientology in den Focus einer breiteren Öffentlichkeit in Deutschland gelangten. Allein: “Mission: Impossible” hatte natürlich außer seinem Hauptdarsteller und Produzenten nicht viel mit Scientology zu tun – im Gegensatz zu “Battlefield Earth”, das auf einem Roman von L. Ron Hubbard basierte, den ebenfalls berühmten Scientologen John Travolta in der Hauptrolle hatte und als einer der schlechtesten Filme aller Zeiten gilt. Für “Valkyrie” steht unter Regisseur Bryan Singer (“X-Men”, “Die üblichen Verdächtigen”, …) indes wenig bis gar keine Verzerrung des Stoffs zu befürchten (und mal ehrlich: Wie sollte man Hubbards Science-Fiction-Welten in eine Deutschland-Anno-’44-Geschichte packen?).

Die Sektenexpertin der CDU/CSU-Fraktion, Antje Blumenthal, teilte mit, dass das Bundesverteidgungsministerium, das heute im Berliner Bendlerblock residiert, in dem Stauffenberg sein Attentat plante und wo er auch hingerichtet wurde, einen Dreh am Originalschauplatz mit der Begründung ablehne, eine Drehgenehmigung für “einen ranghohen Scientologen in einem Bundesgebäude” käme einer bundespolitischen Anerkennung gleich – und das, bevor auch nur der Antrag auf eine Drehgenehmigung vorlag. Allein dieser “Dienstweg” sollte mindestens für skeptische Blicke und Stirnrunzeln sorgen.

In der “Süddeutschen Zeitung” gab es gestern einen sehr interessanten Kommentar von Andrian Kreye und die “FAZ” druckte einen länglichen Text des deutschen Oscar-Preisträgers Florian Henckel von Donnersmarck, in dem dieser über Stauffenberg, Cruise und die “deutsche Verbotsgeilheit” philosophiert. Mitunter schießt er dabei ein wenig übers Ziel hinaus, beweist damit aber auch, dass er mit seinem Pathos und Liberalismus (sowie natürlich mit seinem beachtlichen Ehrgeiz) in den USA wirklich besser aufgehoben zu sein scheint als in Deutschland. Donnersmarck argumentiert, dass man die größten und wichtigsten Geschichten nur dann einem großen Publikum erzählen könne (und wer sollte etwas dagegen haben, Stauffenbergs Geschichte in die Welt zu tragen?), wenn man sie mit großen Stars verfilme – ein Standpunkt, für den er postwendend von Peter Steinbach, dem Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, eine drübergebraten bekam.

Im Kern hat der streitbare Donnersmarck aber sicher nicht unrecht: Mit dem ihr eigenen Fingerspitzengefühl hat es die deutsche Politik geschafft, das Thema Widerstand an den Rand zu drängen und durch das Thema Scientology zu ersetzen. Es sind sicher beides wichtige Themen, aber die Wichtigtuer aller Parteien hätten sich kaum einen ungeeigneteren Hintergrund aussuchen können, um das staatliche Verhältnis zu Religion und Kunst zu diskutieren.

Auch ich halte Scientology für gefährlich und wünsche mir (gerade angesichts der aktuellen Deutschland-Offensive) Aufklärung über deren Machenschaften und meinetwegen auch Beobachtung durch den Verfassungsschutz. Ich sehe mir aber trotzdem Filme an, in denen Tom Cruise mitspielt (es gibt da ja hin und wieder auch mal gute mit ihm) – wohlwissend, dass ein Teil des Geldes, das er als Produzent damit verdient, an Scientology gehen wird. Ich kann Cruise als Person (spätestens seit seinem Auftritt bei Oprah Winfrey) kein bisschen ernst nehmen, ich halte ihn aber für einen ziemlich guten Schauspieler und er ist zweifellos einer der größten Stars unserer Zeit. Pete Doherty ist ja auch nur die Parodie eines Rock’n’Rollers und trotzdem ein guter Musiker.

Was können wir also aus der ganzen Chose lernen? Deutschen Politikern ist es egal, vor welchem Hintergrund sie sich profilieren können, solange sie dadurch in die Presse kommen. Auch die größten Filmstars der Welt können sich nicht darauf verlassen, überall reinzukommen. Schauspieler können noch so gut spielen, sie bleiben auch immer sie selbst. Florian Henckel von Donnersmarck wollte sich als Zehnjähriger im Garten von Marion Yorcks Dahlemer Villa das Hemd ausziehen. Und: Es gibt Situationen, in denen es weder “richtig” noch “falsch” gibt, und bei denen man froh sein kann, dass man nicht gezwungen ist, eine klare Position einzunehmen.