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Film

Denkt denn niemand an die Kinder?

Beim Frei­han­dels­ab­kom­men, das die EU seit die­ser Woche mit den USA aus­zu­han­deln ver­sucht, geht es – neben vie­len ande­ren Din­gen – auch um Kul­tur. Frank­reich besteht dar­auf, dass die­se unan­ge­tas­tet bleibt und in dem Land auch wei­ter die­se wahl­wei­se furcht­bar depri­mie­ren­den oder herr­lich augen­zwin­kern­den Fil­me gedreht wer­den kön­nen, deret­we­gen ich beim Besuch im Pro­gramm­ki­no immer ger­ne bis nach den Trai­lern war­ten wür­de, bis ich Platz neh­me.

Ges­tern war ich nicht im Pro­gramm­ki­no, son­dern in „Ich, ein­fach unver­bes­ser­lich 2“ (zu dem es viel­leicht auch noch einen Pod­cast geben wird, falls Herr The­len sich den Film auch noch gibt), was bedeu­te­te, dass ich statt fran­zö­si­scher Art­house-Vor­schau­en sol­che zu Kin­der­fil­men über mich erge­hen las­sen muss­te. Deut­schen Kin­der­fil­men.

Da wäre zum Bei­spiel „V8 – Du willst der Bes­te sein“, das ich als „ ‚The Fast And The Furious‘ trifft auf ‚Die wil­den Fuß­ball­ker­le‘ “ bezeich­net hät­te, wenn es nicht vom Erfin­der des Letz­te­ren gewe­sen wäre:

Auch nicht schön: „Sys­tem­feh­ler – Wenn Inge tanzt“, bei dem ich mich sehr wun­dern wür­de, wenn der Trai­ler nicht bereits die kom­plet­te Hand­lung vor­weg­näh­me:

Und dann war da noch das hier:

Jetzt sehe ich mich ers­tens in mei­nem Plan bestärkt, aus­wan­dern zu wol­len, bevor ich eine Fami­lie grün­de, und betrach­te zwei­tens das Kon­zept von „kul­tu­rel­ler Aus­nah­me“ und Film­för­de­rung doch eher kri­tisch.

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Leben

Feieralarm

Ich weiß nicht, ob es dar­an liegt, dass es mein ers­tes Weih­nachts­fest in einem (zumin­dest gefühl­ten) Voll­zeit­job ist, oder dar­an, dass ich par­al­lel einen Umzug vor­zu­be­rei­ten ver­su­che. Jeden­falls habe ich das Gefühl, dass Weih­nach­ten die­ses Jahr wirk­lich erstaun­lich plötz­lich gekom­men ist.

Weihnachtsdeko für die neue Wohnung.

Aber wo’s schon ein­mal da ist, müs­sen wir natür­lich alle ver­su­chen, das Bes­te draus zu machen. Ich wün­sche Ihnen also (auch im Namen der ande­ren Autoren hier) ein fro­hes und stress­frei­es Weih­nachts­fest.

Falls Sie an den Fei­er­ta­gen noch ein biss­chen Zeit haben, gehen Sie doch ein­fach ins Kino und sehen sich den – mei­nes Erach­tens – wun­der­volls­ten Film an, der jemals gedreht wur­de: „Wo die Wil­den Ker­le woh­nen“. Sie müs­sen nicht mal irgend­ein Ali­bi-Kind mit­neh­men.

Musik fürs Fest sol­len Sie auch noch haben – aber weil das Fest selbst für mich wie gesagt sehr über­ra­schend kam, bin ich auf Weih­nachts­lie­der nicht vor­be­rei­tet. Neh­men Sie statt­des­sen ein­fach mein pein­li­ches Lieb­lings­lied des Jah­res 2009, wobei ich mir gar nicht sicher bin, ob mir das eigent­lich pein­lich sein muss:

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Film Gesellschaft

Ungesundes Merchandise

Ich habe es noch nicht geschafft, mir „High School Musi­cal 3“ anzu­se­hen (aber ich wer­de es, das ver­spre­che ich).

Ich möch­te Sie aber auf ein Inter­view auf­merk­sam machen, das NPR mit Ken­ny Orte­ga, dem Regis­seur der „High School Musical“-Filme, geführt hat.

Auf die Fra­ge, was er eigent­lich von die­sem gan­zen Mer­chan­di­se (Ruck­sä­cke, Bett­wä­sche, Schlüs­sel­an­hän­ger, Unter­wä­sche, you name it …) zu „High School Musi­cal“ hal­te, reagier­te er zunächst ein­mal mit einem lan­gen, nach­denk­li­chen Seuf­zer und sag­te dann:

Well, you know, that’s a tough one for me, you know. Tho­se are the folks that give us the money to make the movies. And I would just say that it’s, you know, the par­ents just have to like … be the ones in char­ge. Disney’s gon­na put out wha­te­ver they can put out. There’s a hun­ger for the mer­chan­di­se, but I also think that, you know, at a cer­tain point, it would be unhe­alt­hy to allow too much of it into an individual’s life.

Ich den­ke, mit die­ser Ein­stel­lung wird er sowohl Dis­ney, als auch so man­che Eltern ver­är­gert haben, die ihren Kin­dern erklä­ren müs­sen, war­um sie nicht auch noch die HSM-But­ter­brot­do­se haben kön­nen. Aber ich fin­de sei­ne Ein­stel­lung erfri­schend ehr­lich.

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Film Print

Kulturhauptstadt 2008

Ich freue mich sehr, nach­tra­gen zu kön­nen, dass Cle­mens Schön­born, den ich beim „Berg­fest“ des Adolf-Grim­me-Prei­ses in Marl ken­nen­ge­lernt hat­te, und der wie ich in Dins­la­ken auf­ge­wach­sen ist, für sei­nen Film „Der Letz­te macht das Licht aus“ das Mer­ce­des-Benz-För­der­sti­pen­di­um ver­lie­hen bekom­men hat. Im Gegen­satz zum eigent­li­chen Grim­me-Preis, für den er nomi­niert war, macht sich die­ses auch in barer Mün­ze (oder wie auch immer man die 10.000 Euro aus­ge­hän­digt bekommt) bemerk­bar. Ich habe den Film lei­der immer noch nicht gese­hen, aber Ste­fan Nig­ge­mei­er, dem ich in sol­chen Din­gen durch­aus ver­traue, fand ihn gut.

Natür­lich müs­sen der­lei gute Nach­rich­ten auch von der Lokal­pres­se sofort wei­ter­ver­brei­tet wer­den, und so brach­te die „Rhei­ni­sche Post“ ges­tern ein mit­tel­gro­ßes Por­trät.

Er fühl­te sich geschmei­chelt, auch von der Begrün­dung der Jury: „Jens Schön­born setzt einen Mei­len­stein auf das sel­ten – viel zu sel­ten – beacker­te Ter­rain der deut­schen Arbei­ter­ko­mö­die.“

Das stimmt so natür­lich nicht, denn in der Begrün­dung der Jury heißt Cle­mens auch wei­ter­hin Cle­mens und nicht Jens.

Noch ein wei­te­rer Satz ließ mich sto­cken:

Er besuch­te das Theo­dor-Heuss-Gym­na­si­um, mach­te dort sein Abitur.

Ich habe Cle­mens Schön­born jetzt nicht noch mal zum Fact-Che­cking kon­tak­tiert, aber bei unse­rer leicht hys­te­ri­schen „Kenns­te das und das und den?“-Runde, die orts­frem­de Mit­glie­der unse­rer klei­nen Gesprächs­run­de zu besorg­tem Stirn­run­zeln ani­miert hat­te, hat­te er mir eigent­lich erzählt, sein Bru­der habe (wie ich) das „THG“ besucht, er selbst sei auf das damals noch exis­ten­te Ernst-Bar­lach-Gym­na­si­um gegan­gen. Aber ich mag mich irren, das Bier war an jenem Abend kos­ten­los.

Nicht irren tue ich mich aber, wenn ich aber­mals die Kul­tur­me­tro­po­le Dins­la­ken aus­ru­fe. Denn von dort kommt nicht nur Deutsch­lands ange­sag­tes­te Nach­wuchs­band, son­dern natür­lich auch Micha­el Wend­ler, der „König des Pop­schla­gers“, des­sen neu­es Album am Frei­tag erschei­nen wird, und in das Sie bereits jetzt „exklu­siv“ (was auch immer das dies­mal wie­der hei­ßen mag) bei bild.de rein­hö­ren kön­nen.

Das nächs­te Kapi­tel Dins­la­ke­ner Kino­ge­schich­te wird übri­gens auf­ge­schla­gen, wenn im April „Lauf um Dein Leben“ anläuft, ein Film, der vom in Dins­la­ken gebo­re­nen Regis­seur Adnan G. Köse zu wei­ten Tei­len in sei­ner Hei­mat­stadt gedreht wur­de.

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Film

Somebody’s Baby

Das hat­te es in den 18 Jah­ren, seit ich mit „Char­lie – Alle Hun­de kom­men in den Him­mel“ mei­nen ers­ten Kino­film gese­hen hat­te, noch nicht gege­ben: Ich war allei­ne im Kino. Und ich mei­ne nicht „ohne Beglei­tung“, ich mei­ne: allei­ne, ein­sam, ver­las­sen. Ich war 100% der Zuschau­er­schaft. Was dop­pelt bit­ter ist, wenn man bedenkt, was für einen tol­len Film alle ande­ren ver­passt haben: „Juno“.

Juno ist ein 16jähriges Mäd­chen, das, als sie aus Neu­gier ihren bes­ten Freund ver­führt, prompt schwan­ger wird. Die Idee einer Abtrei­bung ver­wirft sie rela­tiv schnell, was aber schon so ziem­lich die ein­zi­ge Stel­le im Film sein dürf­te, bei der reli­giö­se Eife­rer wohl­wol­lend nicken. Ihr Vater und ihre Stief­mut­ter haben Junos Erzie­hung zwar schon län­ger abge­schrie­ben, unter­stüt­zen sie aber trotz­dem aus gan­zem Her­zen bei der Suche nach Adop­tiv­el­tern für das unge­bo­re­ne Kind. Die sind in Form von Jen­ni­fer Gar­ner und Jason Bate­man zu per­fekt um wahr zu sein, wie sich bald her­aus­stel­len wird, aber all das kann Juno nicht mehr groß aus der Bahn wer­fen.

Zu behaup­ten, in „Juno“ pas­sie­re nicht viel, wäre falsch: Zwar ist die Grund­kon­stel­la­ti­on von ergrei­fen­der Schlicht­heit, aber so hat sie dann eben doch noch nie­mand erzählt. Hin­zu kommt, das Dia­blo Cody, eine Ex-Strip­pe­rin, die für ihr ers­tes ver­film­tes Dreh­buch (eben das zu „Juno“) prompt den Oscar bekom­men hat, die plot points ihrer Geschich­te ziem­lich klug gesetzt hat: Immer dann, wenn man ahnt, was jetzt kom­men muss, pas­siert etwas völ­lig ande­res. Die Dia­lo­ge, die sich aus­nahms­los alle Figu­ren um die Ohren hau­en, sind geschlif­fen und trie­fen nur so vor einer lie­bens­wür­di­gen Gehäs­sig­keit. Das Ensem­ble, das die­se Dia­lo­ge vor­tra­gen darf, ist sen­sa­tio­nell – selbst Jen­ni­fer Gar­ner merkt man kaum an, dass sie über­haupt nicht spie­len kann.

Aber wir kön­nen nicht über „Juno“ reden, ohne Ellen Page zu loben. Ach was: Lie­bes­be­kun­dun­gen wol­len wir ihr schmie­den, Hei­rats­an­trä­ge töp­fern und ewi­ge Ver­bun­den­heit in Mar­mor­blö­cke schnit­zen. Denn bei allem Ver­dienst von Dreh­buch und Ensem­ble: „Juno“ lebt vor allem von sei­ner Haupt­dar­stel­le­rin und deren unglaub­li­cher Natür­lich­keit. Wenn man sich Inter­views wie die­ses hier anhört, bekommt man das Gefühl, das kön­ne vor allem dar­an lie­gen, dass die 21jährige Kana­die­rin und die von ihr ver­kör­per­te Juno sich nicht ganz unähn­lich sind.

Noch eine wei­te­re Frau soll gelobt sein: Kimya Daw­son, Ex-Sän­ge­rin der Mol­dy Pea­ches, hat wun­der­ba­re Songs zum Sound­track des Films bei­gesteu­ert. Es ist ihr sehr zu wün­schen, dass sie auch hier­zu­lan­de end­lich mal einen ähn­li­chen Erfolg hat wie ihr Ex-Band­kol­le­ge, der Blö­del­bar­de Adam Green.

Bei all den tol­len Frau­en geht ein Mann ein wenig unter: Regis­seur Jason Reit­man, des­sen „Thank You For Smo­king“ schon ziem­lich gut war, hat mit „Juno“ ein etwas ande­res feel good movie geschaf­fen, das sich Stim­mungs­mä­ßig irgend­wo bei „The Last Kiss“, „Litt­le Miss Suns­hi­ne“ und „Gar­den Sta­te“ ein­reiht, viel­leicht aber noch bes­ser ist als die drei ande­ren. Und wenn der Text der deut­schen Unter­ti­tel (ich hat­te das gro­ße Glück, den Film im Ori­gi­nal mit Unter­ti­teln zu sehen) dem der Syn­chron­fas­sung ent­spricht, haben sogar diver­se Wort­spie­le und Pop­kul­tur-Anspie­lun­gen die Ein­deut­schung über­lebt.

Trai­ler
Offi­zi­el­le Web­site
IMDb

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Film

Der Menschenfresser

Fil­me ver­stö­ren heu­te nicht mehr. Sie haben ent­we­der kei­ne Zeit dafür, kei­ne Lust dazu oder ohne­hin nicht die Mit­tel – und sie haben den schwer­wie­gen­den Nach­teil, dass jeder halb­wegs inter­es­sier­te Zuschau­er schon Wochen vor Kino­start zahl­lo­se Kri­ti­ken und Inter­views mit den Betei­lig­ten lesen kann, durch meh­re­re Trai­ler auf die Geschich­te vor­be­rei­tet wird und nicht zuletzt wegen IMDb-Durch­schnitts­be­wer­tun­gen, Gol­den-Glo­be-Ergeb­nis­sen und Oscar­no­mi­nie­run­gen zu wis­sen glaubt, was ihn erwar­tet. Ich kann mir schon gar nicht mehr vor­stel­len, wie es vor knapp drei­ßig Jah­ren für die Leu­te gewe­sen sein muss, die ohne Vor­wis­sen oder –war­nung Stan­ley Kubricks „The Shi­ning“ gese­hen haben. Ich erin­ne­re mich nur noch dar­an, dass ich als nicht eben wäh­le­ri­scher Teen­ager ins Kino gegan­gen bin und halt mal geguckt habe, was so pas­siert. Heu­te sehe ich mir „Der Krieg des Char­lie Wil­son“ an und weiß schon vor­her, dass mich amü­san­te, leich­te Unter­hal­tung erwar­tet. Ich sehe „Con­trol“ und weiß, dass der Film eine trost­lo­se, beklem­men­de Cha­rak­ter­stu­die wird. Oder ich sehe „The­re Will Be Blood“ und weiß, dass ein stren­ges, prä­zi­ses Meis­ter­werk auf mich zukommt.

Der Punkt ist natür­lich: Eigent­lich weiß ich über­haupt nichts. Ich glau­be höchs­tens, ein paar Din­ge zu wis­sen, füh­le mich als regel­mä­ßi­ger Film­kri­ti­ken­le­ser und Trai­ler­se­her gut ein­ge­stellt und möch­te in mei­ner vor­ge­fer­tig­ten Mei­nung lie­ber bestä­tigt als wider­legt wer­den. Das ist sehr doof, und ich kann mich an kei­nen Film erin­nern, der mir das jemals gna­den­lo­ser unter die Nase gerie­ben hat als Paul Tho­mas Ander­sons „The­re Will Be Blood“. Es ist sein fünf­ter Spiel­film, und es war schwie­rig, im Vor­aus eine Rezen­si­on dar­über zu lesen, die nicht min­des­tens tie­fen Respekt für die schau­spie­le­ri­sche und hand­werk­li­che Bril­lanz des Films zoll­te. Meis­tens ging das Lob aber noch viel wei­ter; die 160-minü­ti­ge Geschich­te um den kali­for­ni­schen Ölba­ron Dani­el Plain­view wur­de als Wie­der­auf­er­ste­hung des Wes­tern­gen­res bezeich­net, ohne selbst ein klas­si­scher Wes­tern zu sein. Sie wur­de für acht Oscars nomi­niert und steht der­zeit auf Platz 18 in der IMDb-Lis­te mit den 250 bes­ten Fil­men aller Zei­ten. Dass „The­re Will Be Blood“ aber ein ernst­haft und nach­hal­tig ver­stö­ren­der Film ist – dar­auf hat mich nie­mand vor­be­rei­tet.

Liegt wahr­schein­lich dar­an: Man muss ihn sehen, um es zu glau­ben. Man muss die nahe­zu wort­lo­se 15-Minu­ten-Sequenz am Anfang sehen, die in ihrer Selbst­si­cher­heit schon an Groß­kot­zig­keit grenzt. Man muss sehen, wie der Film in einem voll­kom­men rat­los machen­den, des­il­lu­sio­nie­ren­den Fina­le gip­felt, das kaum vor­aus­zu­ah­nen ist, aber doch unver­meid­bar scheint. Man muss sehen, wie der tod­si­che­re Oscar-Gewin­ner Dani­el Day-Lewis in der Haupt­rol­le des hass­erfüll­ten Men­schen­fres­sers Plain­view die Kino­lein­wand auf­saugt. Man muss sehen, wie des­halb nur noch Platz bleibt für den hys­te­ri­schen Pre­di­ger Eli Sun­day (Paul Dano), der sich als ein­zi­ge Neben­fi­gur ent­fal­ten kann, aber auch mit sei­nem kirch­li­chen Hin­ter­grund nicht zum mora­li­schen Gewis­sen des Films taugt. Und man muss die musi­ka­li­sche Leis­tungs­schau hören, die Radio­head-Mit­glied Jon­ny Green­wood dazu als bedroh­lich dröh­nen­den, per­ma­nent sti­cheln­den und nach­tre­ten­den Sound­track kom­po­niert hat. „Ich bin fer­tig“, sagt Plain­view am Ende des Films, und wenn er es nicht getan hät­te, dann ich.

Sieht man es als obers­te Pflicht eines Films an, sei­ne Zuschau­er zu unter­hal­ten, ist „The­re Will Be Blood“ ein boden­lo­ses Fias­ko. Es gibt nichts an die­sem Film zu Mögen oder gar zu Lie­ben, kei­ne leich­ten Momen­te, Erlö­sun­gen oder Iden­ti­fi­ka­ti­ons­fi­gu­ren. Statt­des­sen gibt es den Glau­ben an das Gute im Men­schen zu ver­lie­ren, das pure Böse am Bei­spiel einer ein­zi­gen Per­son zu erle­ben und die Fra­ge oben­drauf, wo so viel Hass auf alles und jeden bloß her­kom­men kann. Sie bleibt selt­sam unbe­frie­di­gend beant­wor­tet im Raum ste­hen, so als hät­te der Film selbst kei­ne Ahnung. Man könn­te sagen, dass er dadurch rui­niert wird, aber ich glau­be eher, gera­de das ist der Clou. Es ist jetzt 18 Stun­den her, dass ich „The­re Will Be Blood“ gese­hen habe, und ich habe seit­dem an nichts ande­res mehr gedacht, das irgend­wie von Bedeu­tung wäre.

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Digital Fernsehen

Aufguss 2007: Die Auswertung

Mit­te Dezem­ber, also noch vor Ende des Jah­res, aber weit nach den meis­ten ande­ren Maga­zi­nen, hat­te ich zur Leser­wahl geru­fen. Immer­hin 36 Leu­te haben teil­ge­nom­men, was ich für den Anfang schon mal ganz ordent­lich fin­de. Die Gewin­ner der Ver­lo­sung wer­den in Kür­ze gelost und benach­rich­tigt wur­den inzwi­schen gelost und benach­rich­tigt.

Nach­dem ich mich erst ein­mal in Excel ver­tieft und mir einen Plan gemacht hat­te ((Wen es wirk­lich inter­es­siert: Bei den Alben und Songs, wo jeder bis zu fünf Favo­ri­ten benen­nen durf­te, erfolg­te die Aus­wer­tung wie folgt: Für die Nr. 1 gab es fünf Punk­te, für Nr. 2 vier, usw.
Bei Punkt­gleich­heit ent­schied bei den Alben zunächst der höhe­re Durch­schnitts­wert (man­che Künst­ler kön­nen 10 Punk­te mit zwei Nen­nun­gen erhal­ten, ande­re mit fünf), anschlie­ßend der höchs­te Ein­zel­wert („ein­mal fünf Punk­te und ein­mal einer“ schlägt „zwei­mal drei Punk­te“). Waren auch die gleich, tei­len sich zwei Alben einen Platz.
Bei den Songs war das zwei­te Kri­te­ri­um dann nicht der höhe­re Durch­schnitts­wert, son­dern die Häu­fig­keit der Nen­nung. Ich den­ke, das ist bei einer Aus­wahl von zehn, zwölf Songs pro Album fai­rer, weil sich so ein bes­se­rer Trend able­sen lässt, bin aber für Ver­bes­se­rungs­vor­schlä­ge offen.)), war die Aus­wer­tung auch gar nicht mehr so schwie­rig. Aller­dings ist die Streu­ung bei 36 Teil­neh­mern und frei­er Aus­wahl natür­lich mit­un­ter ein wenig hoch, wes­we­gen es in man­chen Kate­go­rien gar kei­nen kla­ren Sie­ger gibt.

Aber sehen Sie sich die fol­gen­den Zah­len­kol­lo­nen am Bes­ten selbst an:

Album des Jah­res
1. Bloc Par­ty – A Weekend In The City (4,5%)
2. Arca­de Fire – Neon Bible (4,31%)
3. Radio­head – In Rain­bows (4,12%)
4. Maxï­mo Park – Our Earth­ly Plea­su­res (3,53%)
5. Die Fan­tas­ti­schen Vier – For­ni­ka (3,14%)
6. Toco­tro­nic – Kapi­tu­la­ti­on (2,75%)
7. Kili­ans – Kill The Kili­ans (2,75%)
8. Feist – The Remin­der (2,16%)
9. Wir sind Hel­den – Sound­so (2,16%)
10. Jamie T – Panic Pre­ven­ti­on (1,96%)
11. Jus­ti­ce – † (1,96%)
12. Kate Nash – Made Of Bricks (1,96%)
13. Beat­steaks – Lim­bo Mes­siah (1,76%)
14. Die Ärz­te – Jazz Ist Anders (1,76%)
15. The Fratel­lis – Cos­tel­lo Music /​ The Good, The Bad & The Queen – The Good, The Bad & The Queen (je 1,57%)
16. Inter­pol – Our Love To Admi­re /​ PJ Har­vey – White Chalk (je 1,37%)
17. Foo Figh­ters – Echo­es, Silence, Pati­ence And Grace (1,37%)
18. Kai­ser Chiefs – Yours Tru­ly, Angry Mob /​ Okker­vil River – The Stage Names (je 1,18%)
19. Mika – Life In Car­toon Moti­on (1,18%)
20. Arc­tic Mon­keys – Favou­ri­te Worst Night­ma­re (1,17%)

Song des Jah­res
1. Kai­ser Chiefs – Ruby (3,34%)
2. Die Ärz­te – Jun­ge (2,95%)
3. Kili­ans – When Will I Ever Get Home (2,55%)
4. Band Of Hor­ses – Is The­re A Ghost (1,77%)
5. Wir Sind Hel­den – The Geek (Shall Inhe­rit) (1,57%)
6. Foo Figh­ters – The Pre­ten­der /​ Maxï­mo Park – Books From Boxes /​ Razor­light – Ame­ri­ca (je 1,57%)
7. Inter­pol – The Hein­rich Maneu­ver /​ Shout Out Louds – Tonight I Have To Lea­ve It (je 1,38%)
8. Kate Nash – Foun­da­ti­ons /​ Mika – Grace Kel­ly (je 1,38%)
9. Jamie T. – Calm Down Dea­rest /​ Toco­tro­nic – Kapi­tu­la­ti­on (je 1,18%)
10. Arca­de Fire – No Cars Go /​ Ryan Adams – Good­night Rose (je 1,18%)

Band des Jah­res
1. Kili­ans (12,12%)
2. Beat­steaks (9,09%)
3. Arca­de Fire /​ Bloc Par­ty (je 6,06%)
4. Ani­mal Coll­ec­ti­ve /​ Arc­tic Mon­keys /​ Axxis /​ Bas­ta /​ Beg­in­ner /​ Cloud Cult /​ Die Ärz­te /​ Die Fan­tas­ti­schen Vier /​ Edi­tors /​ Good Shoes /​ Ike Reil­ly Ass­as­si­na­ti­on /​ Maxï­mo Park /​ Muse /​ Radio­head /​ Rot Front Ber­lin /​ Tegan And Sara /​ The Coral /​ The Good, The Bad & The Queen /​ The Natio­nal /​ The Red­walls /​ Toco­tro­nic /​ Tra­vis (je 3,03%)

Solo­künst­le­rin des Jah­res
1. Kate Nash (21,88%)
2. Amy Wine­house (12,5%)
3. Feist /​ Nel­ly Fur­ta­do (je 9,38%)
4. PJ Har­vey (6,25%)
5. Anna Tern­heim /​ Anne­ke van Gies­ber­gen /​ Beth Hart /​ Brit­ta Pers­son /​ Eilen Jewell /​ Emi­ly Hay­nes /​ Joan­na News­om /​ Kylie Mino­gue /​ Maria Mena /​ Rihan­na /​ Rói­sín Mur­phy /​ Rose Kemp /​ St. Vin­cent (je 3,13%)

Solo­künst­ler des Jah­res
1. Jack Peña­te /​ James Blunt /​ Jan Delay /​ Mika /​ Ryan Adams (je 5,88%)
2. Albert Ham­mond, Jr. /​ Ben Har­per /​ Bernd Bege­mann /​ Bill Cal­la­han /​ Black Fran­cis /​ Chris­ti­an Venus /​ Dami­en Rice /​ Deven­dra Ban­hart /​ Devin Town­send /​ Hagen Rether /​ Heinz Strunk /​ Her­bert Grö­ne­mey­er /​ Jamie T /​ Jason Isbell /​ Joe Bona­mas­sa /​ José Gon­zá­les /​ Marc Cohn /​ Patrick Wolf /​ Paul McCart­ney /​ Peter­Licht /​ Pohl­mann /​ Prinz Pi /​ Sage Fran­cis /​ Thees Uhl­mann (je 2,94%)

Liveact des Jah­res
1. Arca­de Fire /​ Beat­steaks /​ Bloc Par­ty (je 6,06%)
2. 2Raumwohnung /​ Amii­na /​ Ani­mal Coll­ec­ti­ve /​ Bas­ta /​ Deich­kind /​ Die Fan­tas­ti­schen Vier /​ Edi­tors /​ Ele­ment Of Crime /​ Fet­tes Brot /​ Inter­pol /​ Jan Delay /​ Kai­ser Chiefs /​ Mala­ju­be /​ Muse /​ Nine Inch Nails /​ Patrick Wolf /​ Pel­le Carl­berg /​ Queens Of The Stone Age /​ See­ed /​ Shawn Col­vin /​ Sub­way To Sal­ly /​ Take That /​ The Hives /​ The Hoid Ste­ady /​ The Kil­lers /​ The Pipet­tes /​ Tra­vis (je 3,03%)

New­co­mer des Jah­res
1. Kili­ans (34,38%)
2. Mika (9,38%)
3. Jus­ti­ce (6,25%)
4. Angry Teng /​ Bishi /​ Die Türen /​ Goo­se /​ Ha Ha Ton­ka /​ Jonas Gold­baum /​ Kate Nash /​ Lucky Soul /​ Marc Cohn /​ Mark Med­lock /​ Roger Cice­ro /​ Rose Kemp /​ The Nobody’s Faults /​ Tim­ba­land /​ Toni Kroos /​ Vox­t­rot (je 3,13%)

Musik­vi­deo des Jah­res
1. Bloc Par­ty – The Pray­er /​ Feist – 1234 /​ Kili­ans – Enforce Yours­elf /​ Tra­vis – Clo­ser (je 8,7%)
2. Beat­steaks – Cut Off The Top /​ Die Ärz­te – Jun­ge /​ Die Fan­tas­ti­schen Vier – Ern­ten was wir säen /​ Hel­lo­ween – As Long As I Fall /​ Jus­ti­ce – D.A.N.C.E. /​ Kate Nash – Foun­da­ti­ons /​ Muff Pot­ter – Foto­au­to­mat /​ Pink – Dear Mr. Pre­si­dent /​ Sigur Rós – Glo­so­li /​ Sport­freun­de Stil­ler – (Tu nur das) Was dein Herz dir sagt /​ The Hives feat. Tim­ba­land – Throw It On Me /​ The Kil­lers – Don’t Shoot Me San­ta /​ Toco­tro­nic – Kapi­tu­la­ti­on /​ Tokio Hotel – Through The Mon­so­on /​ Tra­vis – Sel­fi­sh Jean (je 1,35%)

Film des Jah­res
1. The Simpsons – Der Film (11,43%)
2. Auf der ande­ren Sei­te /​ Death Pro­of /​ Der Stern­wan­de­rer /​ Har­ry Pot­ter 5 /​ The Pres­ti­ge (je 5,71%)
3. 2 Tage Paris /​ Der letz­te König von Schott­land /​ Die Bourne-Ver­schwö­rung /​ Ein per­fek­ter Platz /​ Fluch der Kari­bik 3 /​ Hot Fuzz /​ Immer nie am Meer /​ Inland Empire /​ Lucky Num­ber Sle­vin /​ Nach 7 Tagen aus­ge­flit­tert /​ Ope­ra­ti­on King­dom /​ Pans Laby­rinth /​ Rata­touille /​ Schwar­ze Scha­fe /​ The Sci­ence Of Sleep /​ Shoot ‚Em Up /​ Shop­pen /​ Suns­hi­ne /​ Wer frü­her stirbt ist län­ger tot /​ Zodiac (je 2,86%)

Bes­te Fern­seh­se­rie
1. The Simpsons (14,71%)
2. Scrubs (11,76%)
3. Dr. House /​ Heroes /​ Pri­son Break (je 5,89%)
4. Batt­le­star Galac­ti­ca /​ Bos­ton Legal /​ Cali­for­ni­ca­ti­on /​ Chuck /​ Dex­ter /​ Dis­neys Kuz­cos Königs­klas­se /​ Dr. Psycho /​ Fami­ly Guy /​ Grey’s Ana­to­my /​ Life On Mars /​ Lost /​ Nip/​Tuck /​ Pri­va­te Prac­ti­ce /​ Six Feet Under /​ The IT Crowd /​ The Office (US) /​ Tür­kisch für Anfän­ger /​ Weeds /​ West Wing (je 2,94%)

Bes­te Fern­seh­sen­dung
1. Hart aber Fair /​ Schmidt & Pocher ((Natür­lich möch­te ich in kei­ner Wei­se die Urteils­fä­hig­keit mei­ner Leser anzwei­feln, aber: „Schmidt & Pocher“????ß)) /​ Sport­schau (je 7,41%)
2. …und bas­ta /​ 30 Jah­re Rock­pa­last /​ Akte /​ Das per­fek­te Din­ner /​ Ditt­sche /​ Euro­vi­si­on Song Con­test /​ Germany’s Next Top­mo­del /​ Heu­te /​ Karam­bo­la­ge /​ Krö­mer /​ Kul­tur­Zeit /​ Nano /​ Neu­es aus der Anstalt /​ Poly­lux /​ Schlag den Raab /​ Stras­sen­stars /​ Switch Rel­oa­ded /​ The Dai­ly Show /​ Was liest Du…? /​ Will­kom­men Öster­reich /​ Zapp (je 3,7%)

Bes­tes Blog
1. coffeeandtv.de (20%)
2. stefan-niggemeier.de/blog (17,14%)
3. bildblog.de (11,43%)
4. bestatterweblog.de (8,57%)
5. fernsehlexikon.de (5,71%)
6. agitpopblog.org /​ blog.zooplus.de /​ boingboing.com /​ claer-web.blogspot.com /​ fdog.org /​ gluehwein.junkies.ws /​ hauptstadtblog.de /​ iaas.uni-bremen.de/sprachblog /​ myblog.de/musikexpress /​ neuerdings.com /​ spiegelfechter.com /​ txt.twoday.net /​ usaerklaert.wordpress.com (je 2,86%)

Bes­te Web­site
1. last.fm (20%)
2. google.com /​ plattentests.de /​ twitter.com /​ wikipedia.org (je 6,67%)
3. 4chan.org /​ cicero.de /​ de.poneyvallee.com /​ fingers-welt.de /​ forum-fleischhaus.de /​ wdrmaus.de/spielen/mausspiele /​ insidekino.de /​ jayisgames.com /​ kingisdead-design.de /​ madsenmusik.de /​ myspace.com /​ popmatters.com /​ spiegel.de /​ studivz.net /​ sueddeutsche.de /​ thekilians-anhaenger.de (je 3,33%)

Bes­te Zeit­schrift
1. 11 Freun­de (13,33%)
2. Neon /​ Visi­ons (je 10%)
3. Galo­re /​ Musik­ex­press (je 6,67%)
4. brand eins /​ Chip Foto /​ Cice­ro /​ Der Spie­gel /​ Die Zeit /​ Dum­my /​ GeoEpo­che /​ Hom­mage /​ MAD Maga­zi­ne (US) /​ Mys­elf /​ NZZ Folio /​ Rapun­zel /​ Rol­ling Stone /​ TV Neu /​ Zeit Cam­pus /​ Zeit Wis­sen (je 3,33%)

Buch des Jah­res
1. Kha­led Hoss­ei­ni – Dra­chen­läu­fer /​ Tom­my Jaud – Mil­lio­när (je 6,67%)
2. Arnd Zeig­ler – Gewin­nen ist nicht wich­tig … /​ Farin Urlaub – Unter­wegs in Indi­en und Bhu­tan /​ Frank Schät­zing – Nach­rich­ten aus einem unbe­kann­ten Uni­ver­sum. Eine Zeit­rei­se durch die Mee­re /​ Franz Kaf­ka – Die Erzäh­lun­gen /​ Fried­rich Dür­ren­matt – Der Auf­trag /​ Geor­ge R.R. Mar­tin – A Feast For Crows /​ Gor­don Dah­l­quist – Die Glas­bü­cher der Traum­fres­ser /​ J. K. Row­ling – Har­ry Pot­ter 7 /​ Jef­fery Dea­ver – The Slee­ping Doll /​ John Dickie – Cosa Nos­t­ra /​ Jules Ver­ne – Zwan­zig­tau­send Mei­len unter dem Meer /​ Julia Franck – Die Mit­tags­frau /​ Kaz Coo­ke – Ach Du dickes Ei /​ Law­rence Wright – The Loo­ming Tower /​ Mar­kus Kav­ka – Elek­tri­sche Zahn­bürs­ten /​ Mat­thi­as Poli­ti­cky – Herr der Hör­ner /​ Nagel – Wo die wil­den Maden gra­ben /​ Phil­lip Roth – Exit Ghost /​ Rocko Scha­mo­ni – Risi­ko des Ruhms (Director’s Cut) /​ Straf­ge­setz­buch /​ Tad Wil­liams – Shadow­m­arch /​ Ter­ry Prat­chett – Klonk! /​ Ter­ry Prat­chett – Win­ters­mith /​ The ILC – The Gate­way to the Quan­tum Uni­ver­se /​ Vol­ker Strü­bing – Ein Zie­gel­stein für Dör­te /​ Wal­ter Moers – Der Schreck­sen­meis­ter (je 3,33%)

Per­son des Jah­res
1. Mei­ne Mama/​Frau/​Freundin/​Tochter/​Buchverkäuferin/​Mein bes­ter Freund (26,09%)
2. Anne Will (8,7%)
3. Al Gore /​ Doris Les­sing /​ Flo­ri­an Hen­ckel von Don­ners­marck /​ Franck Ribé­ry /​ Fritz Oster­may­er /​ Gün­ther Wall­raff /​ Hape Ker­ke­ling /​ Harald Schmidt /​ Hei­ner Brand /​ Hugo Cha­vez /​ Ich /​ Kylie Mino­gue /​ Ste­fan Nig­ge­mei­er /​ Ste­phen Col­bert /​ Suf­jan Ste­vens (je 3,5%)

Depp des Jah­res
1. Wolf­gang Schäub­le (17,86%)
2. Eva Her­man (14,29%)
3. Roland Koch (10,71%) ((Da hat sich Herr Koch aber rich­tig Mühe gege­ben und an den letz­ten Tagen noch alles raus­ge­holt mit sei­ner Stamm­tisch­rhe­to­rik.))
4. Brit­ney Spears (7,14%)
5. Bono Vox /​ Bri­git­te Zypries /​ David Has­sel­hof /​ Der Dieb von Tim Pritl­oves Note­book /​ Der Sän­ger von Maxi­mo Park /​ Det­lef D! Soest /​ Gün­ther Oet­tin­ger /​ Jan Ull­rich /​ Mat­thi­as Matus­sek /​ Paris Hil­ton /​ Ronald Pofalla /​ Ste­fan Raab /​ Ulli Hoe­neß /​ wohl ich (je 3,57%)

Wort des Jah­res
1. Klimadebatte/​Klimaschutz/​Klimawandel/​Weltklima (14,81%) ((Ähn­li­che Wor­te wur­den zusam­men­ge­fasst, damit das Ergeb­nis etwas aus­sa­ge­kräf­ti­ger wird.))
2. Prokrastination/​Prokrastinieren (11,11%)
3. aus­ge­rech­net /​ Fes­ti­val /​ gran­di­os /​ GröFaz /​ impak­tie­ren /​ Indie /​ Kapi­tu­la­ti­on /​ klar /​ läuft /​ Lok­füh­rer­streik /​ Nicht­rau­cher­schutz /​ pho­to­shop­pen /​ Pil­gern /​ Red­un­danz­angst /​ schnaf­tig /​ Tages­licht­taug­lich /​ Vor­rats­da­ten­spei­che­rung /​ Wah /​ Wan­der­bau­stel­le /​ Wii (je 3,7%)

Unwort des Jah­res
1. Klimakatastrophe/​Klimawandel (14,81%) ((Ähn­li­che Wor­te wur­den auch hier zusam­men­ge­fasst, damit das Ergeb­nis etwas aus­sa­ge­kräf­ti­ger wird.))
2. Abs­trak­te Gefährdungslage/​Gefährder (7,41%)
3. Auto­bahn /​ Bun­destro­ja­ner /​ Dro­gen­ent­zugs­kli­nik /​ Exzel­lenz /​ Gen­tri­fi­zie­rung /​ Gut­mensch /​ Hoch­zeit /​ Indie /​ Kli­ma /​ Klo­ni /​ Knut /​ Medi­en­mo­gul /​ Migra­ti­ons­hin­ter­grund /​ Min­dest­lohn /​ Mul­ti­mo­da­li­tät /​ Online­durch­su­chung /​ Ost­punk­te­ma­fia /​ Second Life /​ Stuff /​ Vor­rats­da­ten­spei­che­rung /​ Web 2.0 (je 3,7%)

Und jetzt will ich Dis­kus­sio­nen hören!

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Film

Schweizer Sieger

Als klei­ner Nach­trag zum Inter­view mit Antoine Monot, Jr., dem künst­le­ri­schen Lei­ter des Zurich Film Fes­ti­vals, hier die Aus­zeich­nun­gen des Fes­ti­vals:

Sie­ger der Rei­he „Debüt­spiel­film“ ist Jar­rett Schae­fer mit „Chap­ter 27“.

In der Kate­go­rie „Nach­wuchs­spiel­film“ wur­de „The Band’s Visit (Bikur Hatiz­mo­ret)“ von Eran Koli­rin prä­miert.

Dan Cox über­zeug­te die Jury mit sei­nem Doku­men­tar­film-Erst­ling „Run­ning with Arnold“ und erhielt ein Gol­de­nes Auge für die Rei­he „Nach­wuchs­do­ku­men­tar­film“.

Oli­ver Stone nahm unter gros­sem Bei­fall ein Gol­de­nes Auge für sein Lebens­werk ent­ge­gen.

Erst­mals wur­de am 3. Zurich Film Fes­ti­val auch der Variety’s New Talent Award ver­lie­hen. Die­se Aus­zeich­nung ging eben­falls an Eran Koli­rin für „The Band’s Visit (Bikur Hatiz­mo­ret)“. Der Publi­kums­preis ging an den den Film „Twel­ve In A Box“ von John McKen­zie.

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Film Digital Leben

Wie ich einmal Filmgeschichte schrieb

Immer wie­der wer­de ich von Men­schen (manch­mal wild­frem­den) gefragt: „Sag mal Lukas, wie­so hast Du eigent­lich einen Ein­trag in der Inter­net Movie Data­ba­se?“

Okay, das ist gelo­gen. Genau­ge­nom­men bin ich noch nie gefragt wor­den, war­um ich eigent­lich einen Ein­trag in der IMDb habe. Aber ich erzähl die Geschich­te ein­fach trotz­dem mal:

Die Vor­ge­schich­te
Im Früh­som­mer 1999 soll­ten wir im Deutsch­un­ter­richt der damals zehn­ten Klas­se „etwas krea­ti­ves“ machen. Und da eini­ge Freun­de und ich im Früh­jahr für unse­re sehr moder­ne Ver­fil­mung (man­che wür­den sie „avant­gar­dis­tisch“ nen­nen – oder „krank“) von E.T.A. Hoff­manns „Das Fräu­lein von Scu­de­ri“ eine Eins bekom­men hat­ten, dach­ten wir uns: „Klar, wir dre­hen wie­der einen Film!“

Im Zuge des damals vor­herr­schen­den Mill­en­ni­um-Hypes (und weil der Deutsch­land­start von „Matrix“ kurz bevor stand) ent­wi­ckel­ten wir eine Geschich­te, in der der Teu­fel auf die Erde kommt, um die Apo­ka­lyp­se ein­zu­lei­ten. Mit mei­nem bes­ten Freund schrieb ich das Dreh­buch zu „Doomsday 99“ und als wir alle aus dem Som­mer­ur­laub zurück waren, stürz­ten wir uns in die Dreh­ar­bei­ten, die alles in allem etwa sechs Wochen ver­schlan­gen.

Mit dem har­ten Kern von acht Leu­ten dreh­ten wir in so ziem­lich allen Wohn­häu­sern, derer wir hab­haft wur­den, in ver­las­se­nen Indus­trie­rui­nen (wofür wir über Zäu­ne klet­tern und unter halb­ver­schlos­se­nen Toren drun­ter­her­rol­len muss­ten) und in Autos, hin­ter deren Fens­tern grü­ne Tisch­de­cken gespannt waren (kei­ner von uns hat­te damals einen Füh­rer­schein und bei „City­ex­press“ fuhr der Zug schließ­lich auch nicht wirk­lich).

Ich fun­gier­te als Regis­seur, Kame­ra­mann, Dreh­buch­au­tor und Pro­du­zent in Per­so­nal­uni­on, was haupt­säch­lich bedeu­te­te, dass ich mei­ne Freun­de und jün­ge­ren Geschwis­ter her­um­kom­man­dier­te, anschrie und manch­mal mit Sachen bewarf. Anschlie­ßend schnitt ich den Film auf dem Video­schnitt­ge­rät mei­nes Groß­va­ters, dem heu­te weit­ge­hend unbe­kann­ten „Casa­blan­ca“, wo ich auch das grü­ne Tisch­tuch durch Land­schafts­auf­nah­men ersetz­te, die ich aus dem fah­ren­den Auto mei­nes Vaters her­aus getä­tigt hat­te.

Die über­aus spek­ta­ku­lä­ren Ergeb­nis­se (wie wir fan­den) sahen in etwa so aus:

Green Screen beim Dreh von “Doomsday” (vorher/nachher)

Im Sep­tem­ber – wir gin­gen längst in die elf­te Klas­se – zeig­ten wir den fer­ti­gen Film end­lich im Deutsch­un­ter­richt. Und obwohl er blut­rüns­tig, gewalt­tä­tig und zu einem nicht gerin­gen Maße Frau­en­ver­ach­tend war (kei­ne weib­li­che Per­son blieb län­ger als fünf Minu­ten am Leben – aller­dings auch kaum eine männ­li­che), beka­men wir dafür eine Eins bei „Sons­ti­ge Mit­ar­beit“ auf­ge­schrie­ben. Der Film wur­de im klei­nen Sozio­top eines Dins­la­ke­ner Gym­na­si­ums das, was man wohl als „Kult“ bezeich­net. Oder als „Trash“. Oder als „so schlecht, dass es schon fast wie­der gut ist“.

Der Ein­trag
Weil wir so unge­heu­er stolz auf unse­ren Film waren, woll­ten wir natür­lich auch, dass er ange­mes­sen gewür­digt wird. Ein Ein­trag in der IMDb erschien uns also das Min­des­te.

Ich mach­te mich schlau und stell­te fest, dass man die Daten­bank mit einem ein­fa­chen Daten­string füt­tern konn­te. Also schrieb ich die Mit­wir­ken­den unse­rer letz­ten drei Fil­me („Jesus – Back for God“ von den Tagen reli­giö­ser Ori­en­tie­rung im Janu­ar, „E.T.A. Hoffmann’s Das Fräu­lein von Scu­de­ri“ aus dem Früh­jahr und „Doomsday 99“ eben) in eine E‑Mail und schick­te das Gan­ze ab.

Nach eini­gen Wochen erhielt ich die Ant­wort, dass unse­re Fil­me abge­lehnt wor­den sei­en. In der ame­ri­ka­ni­schen Ent­spre­chung von „da könn­te ja jeder kom­men“ hieß es, die Fil­me müss­ten min­des­tens auf einem aner­kann­ten Film­fes­ti­val gelau­fen sein.

Ein paar Wochen spä­ter stell­te ich fest, dass mein bes­ter Freund Ben­ja­min, der bei unse­rem „Jesus“-Film Regie geführt hat­te, plötz­lich als Regis­seur des TV-Zwei­tei­lers „Jesus“ geführt wur­de. Die­ser Ein­trag war nach weni­gen Tagen wie­der ver­schwun­den.

Wie­der ein paar Wochen spä­ter stell­te ich fest, dass der Daten­satz der „Doomsday“-Produzenten1 offen­bar als ein­zi­ger durch­ge­kom­men war und über­lebt hat­te – in den Cre­dits des mir bis heu­te völ­lig unbe­kann­ten B‑Movies „Doomsday Man“.

Die Fol­gen
Wir waren glei­cher­ma­ßen ent­täuscht wie erhei­tert über das, was die IMDb da so gebo­ten hat­te. Aber wir ver­ga­ßen das alles, als im Dezem­ber 1999 ein Film anlief, der Hand­lung, Sze­nen und sogar ein­zel­ne Ein­stel­lun­gen aus „Doomsday“ geklaut zu haben schien: „End Of Days“ mit Arnold Schwar­zen­eg­ger. Dann sahen wir ein, dass die Dreh­ar­bei­ten dazu schon vor län­ge­rer Zeit statt­ge­fun­den haben muss­ten, und bei­de Fil­me jetzt nicht sooooo ori­gi­nell waren. Da war uns auch „End Of Days“ egal – wie der Film übri­gens jedem egal sein soll­te.

Mit den Jah­ren stell­ten wir fest, dass offen­bar ziem­lich vie­le Film­da­ten­ban­ken ihre Daten­sät­ze mit denen der IMDb … nun ja: abglei­chen – und so ste­hen wir heu­te nicht nur dort, son­dern auch hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier.

Und weil Sie die­se klei­ne, fei­ne, aber doch irgend­wie unspek­ta­ku­lä­re Geschich­te bis zum Schluss durch­ge­le­sen haben, sol­len Sie dafür mit einem klei­nen Schman­kerl belohnt wer­den. Es sind – natür­lich – die bes­ten Sze­nen aus „Doomsday“:

1 Wir hat­ten in der Zwi­schen­zeit erkannt, dass „Doomsday 99“ doch ein zeit­lich zu begrenzt ver­wert­ba­rer Titel sein wür­de.

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Film

And here’s to you, Mrs. Robinson …

Heu­te Nacht lief in der ARD „Die Rei­fe­prü­fung“ (oder wie wir Cine­as­ten­säue sagen: „The Gra­dua­te“). Alle Vor­sät­ze, mal frü­her ins Bett zu gehen, waren ver­ges­sen, und ich muss­te den Film vom Flug­zeug bis zum Bus sehen. Ich habe sowie­so eine Schwä­che für älte­re Fil­me, aber die­ser gefällt mir bei jedem Wie­der­se­hen bes­ser.

An „Die Rei­fe­prü­fung“ stimmt ein­fach alles: Die­se Bil­der und Schnit­te; die­se Dia­lo­ge, die heu­te so wun­der­bar ange­staubt wir­ken und vor vier­zig Jah­ren ver­mut­lich eine Rie­sen­pro­vo­ka­ti­on waren; natür­lich die­se groß­ar­ti­ge Musik von Simon & Gar­fun­kel und die Schau­spie­ler.

Anlass für die gest­ri­ge Aus­strah­lung war der 70. Geburts­tag von Dus­tin Hoff­man und natür­lich ist er es, der den Film als Ben­ja­min Brad­dock trägt. Die Sze­ne, in der er auf einer Luft­ma­trat­ze im Swim­ming Pool treibt, ist eine viel­zi­tier­te Iko­ne der Pop­kul­tur der spä­ten 1960er Jah­re. Hoff­man spielt in die­sem Film die ein­zi­ge mir bekann­te Vor­wurfs­voll-die-Socken-anzieh-Sze­ne der Film­ge­schich­te und schlägt so lie­bens­wür­dig mit dem Kopf gegen die Wand wie nie­mand vor und nach ihm. Auch hat nie jemand uncoo­ler eine Son­nen­bril­le getra­gen als er in der Nacht­club-Sequenz.

Es ist ver­blüf­fend, wie vie­le jun­ge Schau­spie­ler von heu­te genau­so wir­ken wie Hoff­man in die­sem Film. So dürf­te er sei­nen Dop­pel­gän­ger schließ­lich in Jake Gyl­len­haal gefun­den haben, mit dem er 35 Jah­re spä­ter gemein­sam in „Moon­light Mile“ bril­lier­te.

Bei aller Begeis­te­rung für Hoff­man darf (und kann) man aber natür­lich auch Anne „Mrs. Robin­son“ Ban­croft nicht ver­ges­sen. Man kann sich nur vor­stel­len, wie sehr ein Film über Ehe­bruch mit einem viel jün­ge­ren Mann 1967 pro­vo­ziert haben muss. Dabei ist die­se Ehe­bre­che­rin mit ihrem ver­meint­li­chen Aus­bruch aus der bür­ger­li­chen Spie­ßig­keit fast noch heuch­le­ri­scher als alle ande­ren Figu­ren. Der Gene­ra­tio­nen­kon­flikt zwi­schen den arbeits­sa­men Erwach­se­nen ohne Vor­na­men und den ori­en­tie­rungs­lo­sen Jugend­li­chen wirkt heu­te viel­leicht etwas holz­schnitt­ar­tig, aber man muss sich mal vor Augen hal­ten, zu wel­cher Zeit der Film anlief: Das Mon­terey Pop Fes­ti­val und der „Sum­mer of Love“ waren gera­de vor­bei, an den Unis in Paris, Ber­ke­ley und Ber­lin rumor­te es hef­tig und in Deutsch­land regier­te die gro­ße Koali­ti­on. Im Gegen­satz zu (viel spä­te­rem) Hip­pie-Schmonz wie „Hair“ war „Die Rei­fe­prü­fung“ also ein durch­aus ange­mes­se­nes Doku­ment des Zeit­ge­sche­hens und in sei­ner Zeich­nung gera­de­zu sub­til.

Als Film ist das Werk von Mike Nichols sowie­so eine Klas­se für sich. Man merkt sei­nen Ein­fluss auf ande­re Fil­me, vor allem in den letz­ten Jahr­zehn­ten: „Say Any­thing“, „Pulp Fic­tion“, „Der Eis­sturm“, „Ame­ri­can Pie“, „Ame­ri­can Beau­ty“, „The Vir­gin Sui­ci­des“ und vor allem „Gar­den Sta­te“ von und mit Zach Braff zitie­ren ein­zel­ne Sze­nen bis gan­ze Stim­mun­gen des Films.

Wür­de eine mit­tel­al­te Dame heut­zu­ta­ge aller­dings unge­fragt im Zim­mer eines jun­gen Man­nes zu Rau­chen anfan­gen, wür­de sie ihn damit in den aller­meis­ten Fäl­len nicht mehr ver­füh­ren kön­nen, son­dern beacht­lich ver­är­gern.

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Film Sport

Deine Mutter!

Etwa ein­mal in der Woche gucke ich, was es bei apple.com für neue Trai­ler gibt. Bei mei­nem letz­ten Kon­troll­gang erblick­te ich ein Pla­kat für „Beowulf“, erin­ner­te mich an die Vor­le­sung „Midd­le Eng­lish Lite­ra­tu­re“ im zwei­ten Anglis­tik-Semes­ter und guck­te mir den Trai­ler an.

Nach unge­fähr drei Vier­teln kam eine Stel­le, bei der ich dach­te: „Also das sah jetzt aber gera­de irgend­wie bil­lig ani­miert aus …“ – dann stell­te ich fest, dass der kom­plet­te Trai­ler (und damit natür­lich auch der Film) com­pu­ter­ani­miert ist. Die Gesich­ter von Ray Win­stone, Ange­li­na Jolie, Brendan Glee­son, Antho­ny Hop­kins, Robin Wright Penn, John Mal­ko­vich – alle aus dem Com­pu­ter. Uff!

Natür­lich stellt sich da irgend­wie die Fra­ge, war­um man der­art nam­haf­te Schau­spie­ler nicht ein­fach „in echt“ im Film auf­tre­ten lässt. Ande­rer­seits ist es nach „Sky Cap­tain And The World Of Tomor­row“ und „Sin City“, die kom­plett vor einer Blue bzw. Green Screen gedreht und mit digi­ta­len Hin­ter­grün­den ver­se­hen wur­den, ja nur noch ein wei­te­rer Schritt, auch gleich die Schau­spie­ler mit zu ani­mie­ren. Sowas wur­de sogar schon mal gemacht, z.B. bei „Polar Express – und des­sen Regis­seur Robert Zeme­ckis („Zurück in die Zukunft“, „For­rest Gump“, „Cast Away“, …) führt jetzt auch bei „Beowulf“ Regie.

Bei einem kur­zen Blick in die IMDb stell­te ich dann noch fest, dass das Dreh­buch vom phan­tas­ti­schen Neil Gai­man und vom frü­he­ren Taran­ti­no-Hel­fer Roger Ava­ry stammt. Da kann eigent­lich nichts mehr schief gehen, zumal Gai­man den Film als „cheerful­ly vio­lent and stran­ge take on the Beowulf legend“ ange­kün­digt hat.

P.S.: Wer den Zusam­men­hang zwi­schen Über­schrift und Inhalt die­ses Ein­trags ohne Nach­zu­gu­cken (also goo­geln) her­stel­len kann, darf sie als bewan­dert in mit­tel­eng­li­scher Lite­ra­tur betrach­ten.

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Film Politik

Die Trennung von Staat und Irrsinn

Es gibt Situa­tio­nen, in denen gibt es kein „rich­tig“ und kein „falsch“. Man steht als Unbe­tei­lig­ter davor, guckt sie sich an und ist froh, dass man nicht gezwun­gen ist, eine Posi­ti­on ein­zu­neh­men. Aber man kann sich so sei­ne Gedan­ken machen.

Hier ist so ein Situa­ti­on: Tom Crui­se will/​soll/​wird in „Val­ky­rie“, dem neu­en Film von Bryan Sin­ger, Claus Schenk Graf von Stauf­fen­berg spie­len, einen der Draht­zie­her des geschei­ter­ten Atten­tats auf Adolf Hit­ler am 20. Juli 1944. Crui­se ist aber Mit­glied bei Sci­en­to­lo­gy und des­halb sind ver­schie­dens­te Per­so­nen dage­gen, dass Crui­se an Ori­gi­nal­schau­plät­zen dre­hen darf bzw. Stauf­fen­berg über­haupt spie­len soll.

Uff! Da muss man sich schon eine gan­ze Men­ge Gedan­ken machen, um die­se Situa­ti­on eini­ger­ma­ßen zu ent­wir­ren. Gehen wir also der Rei­he nach vor:

Sci­en­to­lo­gy ist eine höchst umstrit­te­ne Orga­ni­sa­ti­on, die je nach Sicht­wei­se als „Kir­che“, „Sek­te“ oder „Wirt­schafts­un­ter­neh­men“ bezeich­net wird. Als Ein­füh­rung in die Leh­ren von L. Ron Hub­bard sei jedem die­ser erhel­len­de Aus­schnitt aus der „South Park“-Folge „Trap­ped In The Clo­set“ emp­foh­len („This is what Sci­en­to­lo­gists actual­ly belie­ve“) – wobei Reli­gi­ons­kri­ti­ker sicher­lich sagen wür­den, die dort vor­ge­stell­te Geschich­te sei auch nicht bedeu­tend alber­ner als die Erschaf­fung der Welt in sechs Tagen und die Ent­ste­hung der Frau aus einer Rip­pe des Man­nes. Sci­en­to­lo­gys Metho­den sind sicher­lich höchst beun­ru­hi­gend und eigent­lich kann man die Insti­tu­ti­on nur als Gehirn­wä­sche­ver­ein bezeich­nen. Ande­rer­seits ist nach Arti­kel 4 des Grund­ge­set­zes die „unge­stör­te Reli­gi­ons­aus­übung“ gewähr­leis­tet – und wie soll­te bei einer Tren­nung von Staat und Kir­che der Staat bestim­men kön­nen, was eine „ech­te“ Reli­gi­on ist und was nicht?

Das führt unwei­ger­lich auch zu der Fra­ge, ob es eine Tren­nung zwi­schen dem Schau­spie­ler und Pro­du­zen­ten Tom Crui­se und dem Sci­en­to­lo­gen Tom Crui­se gibt. Schon 1996 rief die Jun­ge Uni­on zu einem Boy­kott von „Mis­si­on: Impos­si­ble“ auf, was inso­fern schon eine gelun­ge­ne Akti­on war, als dadurch erst­ma­lig die Metho­den und Leh­ren von Sci­en­to­lo­gy in den Focus einer brei­te­ren Öffent­lich­keit in Deutsch­land gelang­ten. Allein: „Mis­si­on: Impos­si­ble“ hat­te natür­lich außer sei­nem Haupt­dar­stel­ler und Pro­du­zen­ten nicht viel mit Sci­en­to­lo­gy zu tun – im Gegen­satz zu „Batt­le­field Earth“, das auf einem Roman von L. Ron Hub­bard basier­te, den eben­falls berühm­ten Sci­en­to­lo­gen John Tra­vol­ta in der Haupt­rol­le hat­te und als einer der schlech­tes­ten Fil­me aller Zei­ten gilt. Für „Val­ky­rie“ steht unter Regis­seur Bryan Sin­ger („X‑Men“, „Die übli­chen Ver­däch­ti­gen“, …) indes wenig bis gar kei­ne Ver­zer­rung des Stoffs zu befürch­ten (und mal ehr­lich: Wie soll­te man Hub­bards Sci­ence-Fic­tion-Wel­ten in eine Deutsch­land-Anno-’44-Geschich­te packen?).

Die Sek­ten­ex­per­tin der CDU/C­SU-Frak­ti­on, Ant­je Blu­men­thal, teil­te mit, dass das Bun­des­ver­teid­gungs­mi­nis­te­ri­um, das heu­te im Ber­li­ner Bend­ler­block resi­diert, in dem Stauf­fen­berg sein Atten­tat plan­te und wo er auch hin­ge­rich­tet wur­de, einen Dreh am Ori­gi­nal­schau­platz mit der Begrün­dung ableh­ne, eine Dreh­ge­neh­mi­gung für „einen rang­ho­hen Sci­en­to­lo­gen in einem Bun­des­ge­bäu­de“ käme einer bun­des­po­li­ti­schen Aner­ken­nung gleich – und das, bevor auch nur der Antrag auf eine Dreh­ge­neh­mi­gung vor­lag. Allein die­ser „Dienst­weg“ soll­te min­des­tens für skep­ti­sche Bli­cke und Stirn­run­zeln sor­gen.

In der „Süd­deut­schen Zei­tung“ gab es ges­tern einen sehr inter­es­san­ten Kom­men­tar von Andri­an Kreye und die „FAZ“ druck­te einen läng­li­chen Text des deut­schen Oscar-Preis­trä­gers Flo­ri­an Hen­ckel von Don­ners­marck, in dem die­ser über Stauf­fen­berg, Crui­se und die „deut­sche Ver­bots­geil­heit“ phi­lo­so­phiert. Mit­un­ter schießt er dabei ein wenig übers Ziel hin­aus, beweist damit aber auch, dass er mit sei­nem Pathos und Libe­ra­lis­mus (sowie natür­lich mit sei­nem beacht­li­chen Ehr­geiz) in den USA wirk­lich bes­ser auf­ge­ho­ben zu sein scheint als in Deutsch­land. Don­ners­marck argu­men­tiert, dass man die größ­ten und wich­tigs­ten Geschich­ten nur dann einem gro­ßen Publi­kum erzäh­len kön­ne (und wer soll­te etwas dage­gen haben, Stauf­fen­bergs Geschich­te in die Welt zu tra­gen?), wenn man sie mit gro­ßen Stars ver­fil­me – ein Stand­punkt, für den er post­wen­dend von Peter Stein­bach, dem Lei­ter der Gedenk­stät­te Deut­scher Wider­stand, eine drü­ber­ge­bra­ten bekam.

Im Kern hat der streit­ba­re Don­ners­marck aber sicher nicht unrecht: Mit dem ihr eige­nen Fin­ger­spit­zen­ge­fühl hat es die deut­sche Poli­tik geschafft, das The­ma Wider­stand an den Rand zu drän­gen und durch das The­ma Sci­en­to­lo­gy zu erset­zen. Es sind sicher bei­des wich­ti­ge The­men, aber die Wich­tig­tu­er aller Par­tei­en hät­ten sich kaum einen unge­eig­ne­te­ren Hin­ter­grund aus­su­chen kön­nen, um das staat­li­che Ver­hält­nis zu Reli­gi­on und Kunst zu dis­ku­tie­ren.

Auch ich hal­te Sci­en­to­lo­gy für gefähr­lich und wün­sche mir (gera­de ange­sichts der aktu­el­len Deutsch­land-Offen­si­ve) Auf­klä­rung über deren Machen­schaf­ten und mei­net­we­gen auch Beob­ach­tung durch den Ver­fas­sungs­schutz. Ich sehe mir aber trotz­dem Fil­me an, in denen Tom Crui­se mit­spielt (es gibt da ja hin und wie­der auch mal gute mit ihm) – wohl­wis­send, dass ein Teil des Gel­des, das er als Pro­du­zent damit ver­dient, an Sci­en­to­lo­gy gehen wird. Ich kann Crui­se als Per­son (spä­tes­tens seit sei­nem Auf­tritt bei Oprah Win­frey) kein biss­chen ernst neh­men, ich hal­te ihn aber für einen ziem­lich guten Schau­spie­ler und er ist zwei­fel­los einer der größ­ten Stars unse­rer Zeit. Pete Doh­erty ist ja auch nur die Par­odie eines Rock’n’Rol­lers und trotz­dem ein guter Musi­ker.

Was kön­nen wir also aus der gan­zen Cho­se ler­nen? Deut­schen Poli­ti­kern ist es egal, vor wel­chem Hin­ter­grund sie sich pro­fi­lie­ren kön­nen, solan­ge sie dadurch in die Pres­se kom­men. Auch die größ­ten Film­stars der Welt kön­nen sich nicht dar­auf ver­las­sen, über­all rein­zu­kom­men. Schau­spie­ler kön­nen noch so gut spie­len, sie blei­ben auch immer sie selbst. Flo­ri­an Hen­ckel von Don­ners­marck woll­te sich als Zehn­jäh­ri­ger im Gar­ten von Mari­on Yorcks Dah­le­mer Vil­la das Hemd aus­zie­hen. Und: Es gibt Situa­tio­nen, in denen es weder „rich­tig“ noch „falsch“ gibt, und bei denen man froh sein kann, dass man nicht gezwun­gen ist, eine kla­re Posi­ti­on ein­zu­neh­men.