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Politik

“I can do anything, I was in a boy band”

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Stellen Sie sich das mal in Deutschland vor.

Oder besser: Nicht. Veronica Ferres, Dieter Bohlen und Bill Kaulitz würden mich so ziemlich überall hinjagen, aber nicht ins Wahllokal.

[via meinen Bruder]

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Rundfunk Fernsehen

Frühstücksfernsehen

Wie ich etwas überrascht festgestellt habe, sendet ProSieben seit dem letzten Wochenende die sechste Staffel “Scrubs”. Von der beliebtesten Serie deutscher Studenten (zumindest laut dieser Facebook-Erhebung) werden Samstags um 15 Uhr jeweils zwei Folgen hintereinander gezeigt und nach den etwas schwachen Staffeln 4 und 5 wird die Serie hier wieder richtig gut.

Ich hätte zwar gedacht, dass der Sendeplatz ein bisschen abgelegen ist (immerhin hat ProSieben am Samstagnachmittag auch schon “Dawson’s Creek” und “O.C., California” versendet, wobei die Serien ja wirklich immer schwächer wurden), aber ich sollte nicht immer von mir auf andere schließen und Einschaltquoten von 13,3 bzw 15,4% in der Zielgruppe scheinen der Programmplanung ausnahmsweise mal Recht zu geben.

Für alle, die nicht elf Wochen warten wollen oder die (wirklich brauchbare) deutsche Synchro nicht mögen, erscheint in drei Wochen die DVD. In den USA …

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Film

And here’s to you, Mrs. Robinson …

Heute Nacht lief in der ARD “Die Reifeprüfung” (oder wie wir Cineastensäue sagen: “The Graduate”). Alle Vorsätze, mal früher ins Bett zu gehen, waren vergessen, und ich musste den Film vom Flugzeug bis zum Bus sehen. Ich habe sowieso eine Schwäche für ältere Filme, aber dieser gefällt mir bei jedem Wiedersehen besser.

An “Die Reifeprüfung” stimmt einfach alles: Diese Bilder und Schnitte; diese Dialoge, die heute so wunderbar angestaubt wirken und vor vierzig Jahren vermutlich eine Riesenprovokation waren; natürlich diese großartige Musik von Simon & Garfunkel und die Schauspieler.

Anlass für die gestrige Ausstrahlung war der 70. Geburtstag von Dustin Hoffman und natürlich ist er es, der den Film als Benjamin Braddock trägt. Die Szene, in der er auf einer Luftmatratze im Swimming Pool treibt, ist eine vielzitierte Ikone der Popkultur der späten 1960er Jahre. Hoffman spielt in diesem Film die einzige mir bekannte Vorwurfsvoll-die-Socken-anzieh-Szene der Filmgeschichte und schlägt so liebenswürdig mit dem Kopf gegen die Wand wie niemand vor und nach ihm. Auch hat nie jemand uncooler eine Sonnenbrille getragen als er in der Nachtclub-Sequenz.

Es ist verblüffend, wie viele junge Schauspieler von heute genauso wirken wie Hoffman in diesem Film. So dürfte er seinen Doppelgänger schließlich in Jake Gyllenhaal gefunden haben, mit dem er 35 Jahre später gemeinsam in “Moonlight Mile” brillierte.

Bei aller Begeisterung für Hoffman darf (und kann) man aber natürlich auch Anne “Mrs. Robinson” Bancroft nicht vergessen. Man kann sich nur vorstellen, wie sehr ein Film über Ehebruch mit einem viel jüngeren Mann 1967 provoziert haben muss. Dabei ist diese Ehebrecherin mit ihrem vermeintlichen Ausbruch aus der bürgerlichen Spießigkeit fast noch heuchlerischer als alle anderen Figuren. Der Generationenkonflikt zwischen den arbeitssamen Erwachsenen ohne Vornamen und den orientierungslosen Jugendlichen wirkt heute vielleicht etwas holzschnittartig, aber man muss sich mal vor Augen halten, zu welcher Zeit der Film anlief: Das Monterey Pop Festival und der “Summer of Love” waren gerade vorbei, an den Unis in Paris, Berkeley und Berlin rumorte es heftig und in Deutschland regierte die große Koalition. Im Gegensatz zu (viel späterem) Hippie-Schmonz wie “Hair” war “Die Reifeprüfung” also ein durchaus angemessenes Dokument des Zeitgeschehens und in seiner Zeichnung geradezu subtil.

Als Film ist das Werk von Mike Nichols sowieso eine Klasse für sich. Man merkt seinen Einfluss auf andere Filme, vor allem in den letzten Jahrzehnten: “Say Anything”, “Pulp Fiction”, “Der Eissturm”, “American Pie”, “American Beauty”, “The Virgin Suicides” und vor allem “Garden State” von und mit Zach Braff zitieren einzelne Szenen bis ganze Stimmungen des Films.

Würde eine mittelalte Dame heutzutage allerdings ungefragt im Zimmer eines jungen Mannes zu Rauchen anfangen, würde sie ihn damit in den allermeisten Fällen nicht mehr verführen können, sondern beachtlich verärgern.