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Akte Z

Edu­ard Zim­mer­mann hat mir immer Angst gemacht.

Also weni­ger er selbst, als viel mehr sein „Akten­zei­chen XY… unge­löst“, dass immer dann lief wenn ich Frei­tag­abends allein zuhau­se war. „Der­rick“ und „Der Alte“ haben mir nie etwas aus­ge­macht, aber beim „Akten­zei­chen“ wuss­te man ja, dass es um ech­te Fäl­le geht, dass man theo­re­tisch selbst ein­mal von einem klei­nen Jun­gen, der einem grob ähn­lich sieht, gespielt wer­den könn­te. Und der wür­de dann mit ver­dreh­ten Augen in einem Ent­wäs­se­rungs­gra­ben neben einem nie­der­rhei­ni­schen Kar­tof­fel­acker (die Fäl­le wer­den aus­nahms­los in Mün­chen gedreht, das für alles her­hal­ten muss) liegt.

Nach eini­gen Schil­de­run­gen älte­rer (aber nicht nur älte­rer) Mit­men­schen fra­ge ich mich auch, war­um Edu­ard Zim­mer­mann in all den Jah­ren „Vor­sicht, Fal­le!“ (sei­ner ande­ren gro­ßen Fern­seh­sen­dung) eigent­lich nie an der offen­sicht­li­chen Dumm­heit sei­ner Zuschau­er ver­zwei­felt ist, war­um man von ihm nie ein böses Wort gehört hat über die­se unfass­bar däm­li­chen Men­schen, die sich da an der Woh­nungs­tür über­töl­peln las­sen.

Und viel­leicht ist es kein Zufall, dass mich Bru­no Ganz als BKA-Chef Horst Herold im „Baa­der Mein­hof Kom­plex“ immer ein biss­chen an Edu­ard Zim­mer­mann erin­nert hat.

War­um erzäh­le ich Ihnen das alles?

Nun, Edu­ard Zim­mer­mann wird heu­te 80 Jah­re alt und im Fern­seh­le­xi­kon wird ihm höf­lichst gra­tu­liert.

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Zuschlagender Erfolg

Bei „Switch Rel­oa­ded“ wur­de Mar­cel Reich-Rani­cki ges­tern Abend von Elke Hei­den­reich mit dem „Fern­seh­le­xi­kon“ nie­der­ge­streckt:

Die Idee ist gut, das Pro­duct Pla­ce­ment dahin­ter aber nicht ganz neu:


(Cof­fee And TV am 10. Juli 2008)


(Cof­fee And TV am 3. Mai 2008)


(Cof­fee And TV am 26. Sep­tem­ber 2007)

Na gut: Bei mir war es das Ori­gi­nal, nicht so ein schö­ner Nach­bau

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Digital Fernsehen

Aufguss 2008 – Coffee And TV lässt wählen

Bur­da hat den (oder das) Bam­bi, Eins Live die Kro­ne – und Cof­fee And TV hat den Auf­guss, bei dem wir unge­fähr zwei­ein­halb Sekun­den über­legt haben, ihn den „gol­de­nen Auf­guss“ zu nen­nen. Aber das fan­den wir zu doof.

Aufguss 2008 - Coffee And TV lässt wählen

Nach dem über­ra­gen­den Erfolg im Vor­jahr haben Sie auch die­ses Jahr wie­der die Gele­gen­heit, in 20 Kate­go­rien die bes­ten Irgend­was­se des zurück­lie­gen­den Kalen­der­jah­res zu bestim­men – Songs und Alben sogar in Hornby’schen Top-Five-Lis­ten. Vor­her muss ich aber noch kurz den Frank Elst­ner geben und die Spiel­re­geln erläu­tern:

Jeder Leser darf ein­mal abstim­men. Über­le­gen Sie sich also vor­her gut, wen und was Sie zu wäh­len geden­ken.

Die Kate­go­rien soll­ten eigent­lich selbst­er­klä­rend sein. Die Bezeich­nung “… des Jah­res” legt nahe, dass es sich bei Ihrer Wahl um Ver­öf­fent­li­chung und Ereig­nis­se han­deln soll­te, die zwi­schen dem 1. Janu­ar und dem 31. Dezem­ber 2008 statt­ge­fun­den haben. Dabei sind wir so toll­kühn und beschrän­ken das nicht auf den deut­schen Markt. Bei Büchern und Fil­men, die in Deutsch­land erschie­nen sind, soll­te trotz­dem der deut­sche Titel notiert wer­den, bei hier­zu­lan­de unver­öf­fent­lich­ten Kul­tur­pro­duk­ten der jewei­li­ge Ori­gi­nal­ti­tel (bei den Alben, Songs, Vide­os und Büchern bit­te stets nach dem Mus­ter „$Künst­ler – $Titel“). Wir wer­den sehen, wo das endet …

Obwohl eine elek­tro­ni­sche Aus­wer­tung eigent­lich fest ange­dacht war, haben wir das natür­lich so lan­ge vor uns her­ge­scho­ben, dass ich mich jetzt wie­der per Hand und Papier um die Ergeb­nis­se küm­mern muss. Ich weiß: selbst schuld. Trotz­dem bit­te ich um Ver­ständ­nis, falls die Aus­wer­tung etwas dau­ern soll­te. Irgend­wann muss ich schließ­lich auch noch schla­fen.

Zu gewin­nen gibt es auch was:

  • Das Grand Hotel van Cleef stif­tet drei (jawohl: drei) GHvC-Fan­pa­ke­te. Die­se bestehen jeweils aus einer Sin­gle einer GHvC-Band und einem T‑Shirt vom Fest van Cleef 2008. Die T‑Shirts wie­der­um gibt es je ein­mal in den Grö­ßen M, L und Girlie‑M.
  • Die Pro­mo­ti­on-Werft stif­tet ein CD-Paket bestehend aus „Soft Power“ von Gon­za­les, „Litt­le Drea­mer“ von Beth Row­ley und „Love, War And The Ghost Of Whitey Ford“ von Ever­last.
  • fernsehlexikon.de stif­tet das Buch „Zapp! – Merk­wür­dig­kei­ten aus der Fern­seh­welt“ von Micha­el Reufsteck und Ste­fan Nig­ge­mei­er.
  • Cof­fee And TV selbst stellt wie­der ein Mix­tape mit den bes­ten Songs des Jah­res zusam­men. Nicht nur für Kas­set­ten­mäd­chen!
Gewinne, Gewinne, Gewinne

Wenn Sie am Ende der Abstim­mung Ihre Kon­takt­da­ten ange­ben, wer­den Sie auch gefragt, wel­chen Preis Sie ger­ne gewin­nen wür­den. Für jeden Gewinn wird ein­zeln gelost. Soll­ten sich für einen Preis gar kei­ne Inter­es­sen­ten fin­den, wird er unter den ver­blie­be­nen Per­so­nen ver­lost.

Damit hät­ten wir’s dann glaub ich auch. Wenn Sie mir jetzt unauf­fäl­lig fol­gen wür­den …

Zur Abstim­mung
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Fernsehen Rundfunk

Bata Man

Ges­tern hab ich mal wie­der „Das per­fek­te Pro­mi-Din­ner“ geguckt. Ich tue das sehr ger­ne, beson­ders, wenn ich wäh­rend­des­sen essen kann. Plötz­lich kam ein älte­rer Herr ins Bild und ich dach­te „Ach, guck mal da!“ Dann erst stell­te ich fest, dass ich Bata Illic streng genom­men gar nicht ken­ne, also jeden­falls nicht in einem Maße, das eine sol­che Freu­de und Über­ra­schung gerecht­fer­tigt hät­te.

Bis vor einem Monat wuss­te ich von Bata Illic gera­de mal, dass er vor vie­len Jah­ren einen Hit namens „Michae­la“ gehabt hat­te, dass er aus­sah wie Franz Josef Wag­ner, und dass er nicht an der Schuh­fir­ma Bata betei­ligt war. ((Danach hat­te ihn Roger Wil­lem­sen vor fast eben­so vie­len Jah­ren bei „Wil­lem­sens Woche“ mal gefragt.)) In der Zwi­schen­zeit aber war Bata Illic ins RTL-Dschun­gel­camp ein­ge­zo­gen und war dort bis zum letz­ten Tag ver­blie­ben. War er dort anfangs kaum auf­ge­fal­len, hat­te er mit sei­ner ers­ten Dschun­gel­prü­fung, bei der er mit Rat­ten sprach und die­se von sei­nen fried­vol­len Absich­ten zu über­zeu­gen ver­such­te, die Her­zen der Zuschau­er erobert. Ich habe von jun­gen Damen gehört, die ihn am liebs­ten als Opi mit­ge­nom­men hät­ten.

Über­haupt: „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ dürf­te sich für die RTL-Redak­teu­re zum Super-GAU ent­wi­ckelt haben. Statt sich anzu­kei­fen und in Gra­ben­kämp­fe zu ver­fal­len, konn­te man den Pro­mi­nen­ten ((Ich fin­de es so unfair, die Dschun­gel-Cam­per als „Pro­mi­nen­te“ mit Anfüh­rungs­zei­chen zu bezeich­nen. Zumin­dest einem Teil der Bevöl­ke­rung dürf­te jeder Ein­zel­ne bekannt gewe­sen sein und wenn man „Pro­mi­nen­ter“ mal mit „jemand, von dem sich Men­schen gemein­sa­me Han­dy­fo­tos wün­schen“ über­setzt, soll­ten alle zehn als Pro­mi­nen­te durch­ge­hen. Außer­dem bin ich neu­lich ver­se­hent­lich in eine Auto­gramm­stun­de von Mar­tin Stosch hin­ein­ge­ra­ten, bei der es für die zahl­rei­chen Besu­che­rin­nen zwei „Abend­essen“ (mit Anfüh­rungs­zei­chen) mit dem Star zu gewin­nen gab.)) bei Selbst­fin­dung und Grup­pen­ku­scheln zuse­hen. Ross Ant­o­ny und Michae­la Schaf­frath waren mir vor­her unbe­kannt bis egal gewe­sen, aber es war schon ein Erleb­nis, dem anfangs völ­lig hys­te­ri­schen Ross bei der Über­win­dung sei­ner Ängs­te zuzu­se­hen oder eine Frau zu erle­ben, die mit ihrer inne­ren Ruhe und Güte die gan­ze Trup­pe zusam­men­hielt und so gar nicht dem Kli­schee des über­all apo­stro­phier­ten Ex-Por­no­stars ent­sprach. Die­se Staf­fel ent­wi­ckel­te sich dann auch ver­se­hent­lich zum Gegen­ent­wurf aller Cas­ting­shows, wo inner­halb weni­ger Wochen aus Nobo­dies Stars gemacht wer­den: Plötz­lich saßen da Stars, die vie­le nicht kann­ten, im Dschun­gel, rede­ten auf eine ganz eigen­ar­tig poe­ti­sche Art belang­lo­ses Zeug und mach­ten sich bei über­trie­be­nen Kin­der­ge­burts­tags­spie­len zum Affen. Der Unter­schied zu „Zim­mer frei!“ bestand teil­wei­se nur noch in den Mode­ra­to­ren und der Reak­ti­on der Öffent­lich­keit.

Und wäh­rend mich das For­mat „Rea­li­ty TV“ nor­ma­ler­wei­se über­haupt nicht inter­es­siert, weil ich schon nicht wis­sen will, wie falsch sich mei­ne Nach­barn ernäh­ren oder wie grau­en­haft sie ihre Woh­nung ein­ge­rich­tet haben, fin­de ich die Pro­mi­nen­ten-Able­ger davon meis­tens ganz groß­ar­tig. Es gibt kaum einen bes­se­ren Weg, Leu­te etwas über Leu­te zu erfah­ren, als ihnen beim Dschun­gel-Bewoh­nen oder Essen zuzu­se­hen. Danach braucht man kei­ne Papa­raz­zi mehr.

Die „Promidinner“-Redakteure hat­ten dann auch eine an „Lost“ erin­nern­de Akri­bie bei der Zusam­men­set­zung der gest­ri­gen Köche an den Tag gelegt: Neben Bata Illic waren John Jür­gens, Sohn der Schla­ger­le­gen­de Udo Jür­gens; Kriem­hild Jahn, Sopra­nis­tin und Ehe­frau von Schla­ger­pro­du­zen­ten­le­gen­de Ralph Sie­gel, sowie Heydi Núñez Gómez ver­tre­ten, die auch schon mal im RTL-Dschun­gel war und mit Ralph Sie­gel eine Plat­te auf­ge­nom­men hat­te. Und wäh­rend sich die ande­ren Kan­di­da­ten mit exqui­si­ten und exo­ti­schen Gerich­ten zu über­trump­fen ver­such­ten, ser­vier­te Bata Illic eine Roh­kost­plat­te mit liter­wei­se Mayon­nai­se, frit­tier­te Schnit­zel nach einem Rezept sei­ner „Schwie­ger­ma­ma“ und eine Rum­tor­te, deren Zucker­guss noch vor dem Fern­se­her Zahn­schmer­zen ver­ur­sach­te. Las er auf den Menü-Kar­ten der ande­ren Kar­ten etwas, was sei­ner Frau Olga gefal­len könn­te, woll­te er gleich eine dog­gy bag für sie ordern, und immer, wenn er für die Koch­küns­te der Ande­ren Punk­te ver­tei­len soll­te, tat er das mit den Wor­ten „Ich freue mich, ihm/​ihr zehn Punk­te geben zu dür­fen“, und man glaub­te ihm die­se Freu­de genau­so wie jedes ein­zel­ne „wun­der­schön“. ((Dass er sich strikt wei­ger­te, mit dem Essen zu begin­nen, bevor die Gast­ge­be­rin Platz genom­men hat­te, und er den Damen jedes­mal, wenn sie sich hin­set­zen woll­ten, umständ­lich den Stuhl ran­schie­ben woll­te, zeigt, dass sein Kom­men­tar im Dschun­gel zu (ich glau­be) DJ Tomekk „Wir zwei sind Gen­tle­men“ zumin­dest zur Hälf­te voll­kom­men rich­tig war.))

Noch mehr als im Dschun­gel oder am Ess­tisch erfährt man über Men­schen nur, wenn man sieht, wie sie leben. Bata Illic und sei­ne Olga leben in einem Haus, das mit sei­nen ter­ra­cot­ta­far­be­nen Wän­den, run­den Türz­ar­gen, selbst geschrie­be­nen Iko­nen, baro­cken Kom­mo­den und eng­li­schen Club­ses­seln wie ein wüst, aber lie­be­voll zusam­men­ge­stell­tes Muse­um wirkt. Wer die bei­den mit­ein­an­der reden sieht, wird dem Mann jedes Wort jedes Schla­ger­tex­tes abneh­men. Bei Kriem­hild Jahn und Ralph Sie­gel zuhau­se gibt es einen glä­ser­nen Fahr­stuhl, die Küche liegt (wenn ich das rich­tig ver­stan­den habe) im Kel­ler und der Ess­tisch steht in einem Raum, der aus­sieht wie die Lob­by eines Hotels in Las Vegas.

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Rundfunk Fernsehen

Die Abwürger

Ich weiß nicht, wel­che geis­ti­gen Vor­aus­set­zun­gen man erfül­len muss, um Pro­gramm­pla­ner bei einem (Privat-)Fernsehsender zu wer­den. Logi­sches Den­ken oder gesun­der Men­schen­ver­stand jeden­falls schei­nen Aus­schluss­kri­te­ri­en für den Job zu sein.

Da lief ver­gan­ge­ne Woche mit „Die Anwäl­te“ die ers­te RTL-Eigen­pro­duk­ti­on seit Ewig­kei­ten an, die mir gefällt (genau­er: seit „SK Babies“ – und die fand ich bestimmt auch nur gut, weil ich damals zwölf Jah­re alt war), und – Zack! – wird die­se nach nur einer ein­zi­gen Fol­ge abge­setzt.

Sicher, die Quo­ten waren nicht so doll, dafür aber die Kri­ti­ken. Wer vom Start der Serie nichts mit­be­kom­men hat­te (also bei­spiels­wei­se Leu­te, die sonst nie RTL gucken, für eine gute Serie mit Kai Wie­sin­ger aber mal eine Aus­nah­me machen wür­den), aber durch Kri­ti­ken oder Erzäh­lun­gen im Freun­des­kreis neu­gie­rig gewor­den war, hat jetzt aber nicht mal mehr die Gele­gen­heit, sich selbst ein Bild zu machen. Statt­des­sen läuft nun „CSI“, das ja regel­mä­ßig hohe Quo­ten ein­fährt – wenn es denn in den TV-Zeit­schrif­ten ange­kün­digt wird.

Deut­sches Fern­se­hen wird von Men­schen gemacht, die ihr Pro­gramm und ihre Zuschau­er has­sen. Man soll­te die­se Leu­te drin­gend in psy­cho­lo­gi­sche Behand­lung schi­cken. Und dar­über kei­ne Doku­soap dre­hen.

PS: „Her­zog“ fand ich übri­gens auch gut, RTL. Der Ein­trag, in dem ich die­se sen­sa­tio­nel­le Häu­fung von ein­hei­mi­schen Qua­li­täts­se­ri­en auf Eurem Sen­der loben woll­te, war schon in der Pro­duk­ti­on.

Nach­trag 6. Febru­ar: … und mit beein­dru­cken­der Kon­se­quenz hat RTL jetzt auch Her­zog gekillt.

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Fernsehen Rundfunk Digital

Schlammperei bei „Spiegel Online“

Man muss „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ nicht lus­tig, unter­halt­sam oder gar gut fin­den, es gibt im deut­schen Fern­se­hen (wenn auch nicht unbe­dingt auf RTL) sicher­lich ein paar bes­se­re Eigen­pro­duk­tio­nen.

Man muss nicht mal die groß­ar­tig-bos­haf­ten Dia­lo­ge zwi­schen Dirk Bach und Son­ja Ziet­low groß­ar­tig fin­den, man kann sie auch als „ziem­li­ches Trau­er­spiel“ beschrei­ben, wie Den­nis Kay­ser bei „Spie­gel Online“ tut. Das ist ja alles Geschmacks­sa­che.

Man fragt sich natür­lich schon, war­um der Online-Able­ger eines Nach­rich­ten­ma­ga­zins, das ger­ne ernst genom­men wer­den möch­te, denn über­haupt 3.000 Zei­chen und eine sie­ben­tei­li­ge Bil­der­ga­le­rie auf die Nach­er­zäh­lung die­ser offen­ba­ren Nich­tig­keit ver­schwen­det, aber viel­leicht dient die Ver­wen­dung von Wor­ten wie „Por­no-Plau­de­rei­en“ und „Bums­er­fah­run­gen“ ja der qua­li­täts­jour­na­lis­ti­schen Abgren­zung Klick­ge­ne­rie­rung.

Noch mehr aber fra­ge ich mich, was die­se Flash-Ani­ma­ti­on mit­ten in dem Text zu suchen hat:

Dirk Bach und Sonja Zietlow versinken bei “Spiegel Online” im Schlamm

Wer­bung kann es nicht sein, dann müss­te ja „Wer­bung“ oder „Anzei­ge“ dar­über ste­hen und die Ani­ma­ti­on müss­te min­des­tens Titel und Sen­der nen­nen oder einen Link zu RTL beinhal­ten. So aber zeigt nur die Uhr die Sen­de­zeit von „IBESHMHR“ (Insi­der-Abkür­zung) und Bach und Ziet­low ver­sin­ken im Schlamm. Und wenn man anschlie­ßend auf die Ani­ma­ti­on klickt, geht das von vor­ne los.

Irgend­wel­che Ideen?

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Fast jede deut­sche Tages­zei­tung (und ich habe sie fast alle gese­hen) hat­te heu­te die ges­tern ver­stor­be­ne Eve­lyn Hamann auf dem Titel, was völ­lig rich­tig und ver­dient ist.

Vie­le Zei­tun­gen haben sich um Zita­te und Anspie­lun­gen auf ihre berühm­ten Sket­che mit Lori­ot bemüht, wirk­lich gelun­gen ist es nur der „WAZ“ – das aber dann direkt auf wirk­lich anrüh­ren­de Wei­se:

„Sagen Sie jetzt nichts!“

Man muss in die­sem Zusam­men­hang mal wie­der „Bild“ tadeln, die es über­haupt als ein­zi­ge Zei­tung für nötig hielt, die „kur­ze Krank­heit“, an der Frau Hamann ver­stor­ben ist, zu benen­nen – und das noch in rie­si­gen Let­tern auf der Titel­sei­te.

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Frühstücksfernsehen

Wie ich etwas über­rascht fest­ge­stellt habe, sen­det Pro­Sie­ben seit dem letz­ten Wochen­en­de die sechs­te Staf­fel „Scrubs“. Von der belieb­tes­ten Serie deut­scher Stu­den­ten (zumin­dest laut die­ser Face­book-Erhe­bung) wer­den Sams­tags um 15 Uhr jeweils zwei Fol­gen hin­ter­ein­an­der gezeigt und nach den etwas schwa­chen Staf­feln 4 und 5 wird die Serie hier wie­der rich­tig gut.

Ich hät­te zwar gedacht, dass der Sen­de­platz ein biss­chen abge­le­gen ist (immer­hin hat Pro­Sie­ben am Sams­tag­nach­mit­tag auch schon „Dawson’s Creek“ und „O.C., Cali­for­nia“ ver­sen­det, wobei die Seri­en ja wirk­lich immer schwä­cher wur­den), aber ich soll­te nicht immer von mir auf ande­re schlie­ßen und Ein­schalt­quo­ten von 13,3 bzw 15,4% in der Ziel­grup­pe schei­nen der Pro­gramm­pla­nung aus­nahms­wei­se mal Recht zu geben.

Für alle, die nicht elf Wochen war­ten wol­len oder die (wirk­lich brauch­ba­re) deut­sche Syn­ch­ro nicht mögen, erscheint in drei Wochen die DVD. In den USA …

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Rundfunk Fernsehen

Tatort Programmdirektion

Am Sams­tag­abend soll­te im WDR Fern­se­hen „Herr Schmidt wird 50, will aber nicht fei­ern“ wie­der­holt wer­den. Die Sen­dung mit die­sem irre wit­zi­gen1 Titel, die erst am Vor­abend in der ARD ihre Erst­aus­strah­lung erlebt hat­te, lief aber nicht. Nicht nur Micha­el vom Fern­seh­le­xi­kon frag­te sich, wie­so.

Heu­te Mor­gen dann erfuhr ich bei der Früh­stücks­lek­tü­re der „Süd­deut­schen Zei­tung“ den Grund:

„Auf­grund der zu erwar­ten­den schlech­ten Zuschau­er­ak­zep­tanz im WDR Fern­se­hen haben wir uns ent­schie­den, sie kurz­fris­tig aus dem Pro­gramm zu neh­men und statt­des­sen einen ‚Tat­ort‘ zu sen­den“, teilt Pres­se­spre­che­rin Kris­ti­na Bausch mit.

Da fällt einem zunächst nichts mehr ein und dann eine gan­ze Men­ge.

Ers­tens hat­te Micha­el offen­bar (und wie’s aus­sieht eher unfrei­wil­lig) Recht mit einer sei­ner drei Ver­mu­tun­gen:

Man hat fest­ge­stellt, dass 1,98 Mil­lio­nen Zuschau­er bei der Erst­aus­strah­lung von Herr Schmidt wird 50, will aber nicht fei­ern gar kei­ner so guten Ein­schalt­quo­te ent­spre­chen.
Und will den vie­len Blö­den, die es nicht gese­hen haben, bloß kei­ne Chan­ce geben, das Ver­pass­te nach­zu­ho­len? Ja, klingt schlüs­sig.

Zwei­tens dürf­te zumin­dest jedem, der nicht Betriebs­wirt oder Medi­en­öko­nom ist, ein­leuch­ten, dass eine Sen­dung, die ange­kün­digt ist, in jedem Fall mehr Zuschau­er haben dürf­te als eine, die nicht ange­kün­digt ist: Wer vor dem Fern­se­her saß und Schmidt sehen woll­te, hat die Glot­ze ver­mut­lich noch wäh­rend des „Tatort“-Vorspanns ent­täuscht aus­ge­tre­ten – und wer zu den fünf Leu­ten gehört, die Sams­tags­abend ger­ne noch eine „Tatort“-Wiederholung mit­neh­men wür­den, lag wahr­schein­lich schon im Bett, denn selbst auf der Inter­net­sei­te des WDR stand zu die­sem Zeit­punkt noch, dass „Herr Schmidt …“ lau­fe. Die 210.000 Zuschau­er (6,4% Markt­an­teil) waren bestimmt ein­fach im Fern­seh­ses­sel ein­ge­pennt.

Drit­tens ist das ein Satz, den man nor­ma­ler­wei­se von Pro­Sie­ben-Ver­ant­wort­li­chen hört. Wenn ein gebüh­ren­fi­nan­zier­ter Sen­der wie der WDR meint, sei­ne hek­ti­sche und völ­lig kopf­los wir­ken­de Pro­gramm­po­li­tik mit dem Blick auf die Quo­te erklä­ren zu kön­nen, ver­wirkt er damit in mei­nen Augen sofort und auf alle Zeit den Anspruch, in der Gebüh­ren­debat­te ernst genom­men zu wer­den. Pro­gramm­pla­ner, die ihre (nicht ganz frei­wil­lig) zah­len­den Zuschau­er mit dem Hin­weis auf Öko­no­mie und Quo­ten­druck der­art vor den Kopf sto­ßen, wären wohl selbst fürs Pri­vat­fern­se­hen noch zu dreist.

Anders als die­ser pro­gramm­pla­ne­ri­sche Offen­ba­rungs­eid war die abge­setz­te Sen­dung übri­gens kaum der Rede wert: Sie wur­de ges­tern Abend bei Eins­Fes­ti­val wie­der­holt und ent­pupp­te sich als einer die­ser (von den zustän­di­gen Redak­teu­ren ver­mut­lich als „wahn­sin­nig inno­va­tiv“ emp­fun­de­nen) wüs­ten Zusam­men­schnit­te, die weder chro­no­lo­gisch noch seman­tisch einen Sinn erge­ben. Ohne Off-Spre­cher oder sonst ein ver­bin­den­des Ele­ment wur­den tau­send­mal gezeig­te Sze­nen aus Harald Schmidts bis­he­ri­gem Fern­seh­schaf­fen durch­ein­an­der gewür­felt und mit (wahr­schein­lich „total iro­nisch“ gemein­ten) Sze­nen gar­niert, in denen u.a. Tho­mas Gott­schalk, Elke Hei­den­reich, Ingolf Lück und immer­hin auch Her­bert Feu­er­stein vor einer gip­ser­nen Harald-Schmidt-Büs­te Barock­mu­sik vor­tru­gen. Und weil die ARD ja jetzt alles im 16:9‑Format sen­den muss, wur­den die Aus­schnit­te, die noch im rich­ti­gen Fern­seh­for­mat vor­la­gen, an den Sei­ten mit einer idio­ti­schen Blüm­chen­ta­pe­te auf­ge­füllt, damit das Bild voll ist. Ach, es war ganz schreck­lich – könn­te aber im Fal­le von Schmidts Able­ben jeder­zeit wie­der­holt wer­den.

1 Dem­nächst wirk­lich an die­ser Stel­le: Die zehn schöns­ten Acht­zi­ger-Jah­re-Adjek­ti­ve.