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Potemkinsche Webseiten

Zu den gro­ßen Mys­te­ri­en der Moder­ne gehört für mich der Berufs des Such­ma­schi­nen-Opti­mie­rers.1 Die­ser opti­miert nicht etwa Such­ma­schi­nen, son­dern er bas­telt so lan­ge an Inter­net­sei­ten her­um, bis die­se in den Such­ergeb­nis­sen der Such­ma­schi­nen mög­lichst weit vor­ne auf­tau­chen. Es erstaunt mich, dass es offen­bar einen wach­sen­den Markt für Men­schen mit die­sen Fähig­kei­ten gibt, aber es gibt ja auch einen Markt für gol­de­ne Hun­de­fut­ter­näp­fe und einen für getra­ge­ne Unter­ho­sen.2

Nun ist Such­ma­schi­nen-Opti­mie­rung (oder kna­ckig: SEO) an sich nichts schlim­mes, wenn es nur dar­um geht, sei­ne Inhal­te mög­lichst gut zu plat­zie­ren. Zwar soll­te man davon aus­ge­hen, dass Goog­le von allei­ne merkt, was für mich wirk­lich rele­vant ist, aber man kann da ja ruhig noch ein biss­chen nach­hel­fen.3 Im Extrem­fall lie­gen die von den Such­ma­schi­nen-Opti­mie­rern betreu­ten Web­sei­ten ein paar Mona­te auf Platz 1, ehe Goog­le sich wie­der was neu­es ein­fal­len lässt. Rich­tig ärger­lich wird es aber da, wo es gar kei­ne Inhal­te gibt.

Auf mei­nem Schreib­tisch liegt das neue Album von Ben Lee.4 Zu einem Song woll­te ich ger­ne den Lied­text nach­schla­gen, wes­we­gen ich lyrics „ben lee“ „wake up to ame­ri­ca“ bei Goog­le ein­gab. Dass das Album noch gar nicht ver­öf­fent­licht wur­de und des­halb auch noch nie­mand die Lied­tex­te ken­nen soll­te, wuss­te ich nicht – auf der bei­lie­gen­den Pres­se­info war der 13. Febru­ar als Ver­öf­fent­li­chungs­ter­min ver­merkt.

Trotz­dem fand Goog­le 467 Sei­ten zu die­ser Such­an­fra­ge. Die Top-Such­ergeb­nis­se sahen so aus:

Ergebnisse 1 - 10 von ungefähr 467 für lyrics "ben lee" "wake up to america".

Die übli­chen Sei­ten, die man sonst so fin­det, wenn man nach Song­tex­ten sucht.

Nur: Bei Nr. 1 sah der Song­text so aus:

These lyrics are missing. Could you please submit them? Did you know we give out free CDs every week to people who submit the most lyrics?

Nr. 2:

Wake Up To America: Add lyrics for this track

Nr. 3:

Track : Wake up to america. Lyrics not found. To add this lyrics

usw. usf.

Nir­gend­wo gab es die Tex­te (weil Ben Lee sie sel­ber noch nicht online hat, was die ein­fachs­te Quel­le wäre), aber über­all gab es schon mal die fer­ti­ge Sei­te mit Künst­ler­na­men und Song­ti­tel in der Pfad­an­ga­be und über­all habe ich min­des­tens einen Klick gene­riert und jede Men­ge Wer­bung gese­hen.

Ent­schul­di­gung, aber das ist für mich Ver­ar­schung hil­fe­su­chen­der Men­schen und Ver­mül­lung des Inter­nets.

  1. Zu den klei­nen Mys­te­ri­en gehört die – seit ges­tern beant­wor­te­te – Fra­ge, war­um mei­ne Kek­se so selt­sam ver­packt sind. []
  2. Zumin­dest in Asi­en. []
  3. Übri­gens scheint kein „SEO-Papst“ so gut zu sein, dass ich bei mei­nen hilf­lo­sen Goog­le-Recher­chen zu irgend­wel­chen tech­ni­schen Pro­ble­men auf eine wirk­lich rele­van­te Sei­te sto­ße. []
  4. Das ich sehr nett fin­de, aber dazu spä­ter mehr. []
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Leben

… und nächste Woche verklage ich jemanden!

So lang­sam dürf­te der Klein­krieg, den sich die Post- und Paket­zu­stel­ler mit mir lie­fern, als das durch­ge­hen, was in man­chen Krei­sen ger­ne „Kult“ genannt wird.

Ist entsetzt: Postkunde Lukas H.
Ist ent­setzt: Post­kun­de Lukas H.
Schon wieder hat ihm der Postbote eine Benachrichtigungskarte in den Briefkasten geworfen!
Schon wie­der hat ihm der Post­bo­te eine Benach­rich­ti­gungs­kar­te in den Brief­kas­ten gewor­fen!

Ande­rer­seits bin ich auch nur noch 42 Jah­re vom der­zei­ti­gen Ren­ten­ein­tritts­al­ter ent­fernt und habe „Natio­na­li­tät: deutsch“ in mei­nem Aus­weis ste­hen, von daher den­ke ich, es ist der rich­ti­ge Zeit­punkt für mein ers­tes hand­ge­schrie­be­nes Schild im Trep­pen­haus:

Lieber Postbote, wenn Sie mir noch einmal eine Benachrichtigungskarte in den Briefkasten werden, ohne vorher auch nur bei mir geklingelt zu haben, werde ich mich bei Ihren Vorgesetzten beschweren! Mit freundlichen Grüßen,

Nach­trag, 29. Novem­ber: Irgend­je­mand hat den Zet­tel heu­te abge­ris­sen und in den Papier­korb gewor­fen.

Nach­trag, 1. Dezem­ber: Ers­te Erfol­ge wer­den sicht­bar: Mein Mit­be­woh­ner hat­te heu­te eine Benach­rich­ti­gungs­kar­te mit dem Ver­merk „12:00 Uhr geklin­gelt!“ im Brief­kas­ten. Ich neh­me mal an, er hat zu der Zeit noch geschla­fen. Ich war jeden­falls nicht da.

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Musik Rundfunk

TV-Tipp: 25. Haldern Pop Festival

Am kom­men­den Wochen­en­de wird der „Rock­pa­last“, eine der letz­ten Bas­tio­nen von (Live-)Musik im deut­schen Fern­se­hen, das aus­strah­len, was der WDR so beim Hald­ern Pop Anfang August auf­ge­zeich­net hat.

In der Nacht von Sams­tag (30. August) auf Sonn­tag (31. August) gibt es ab Mit­ter­nacht eine Art High­light-Zusam­men­stel­lung mit Kula Shaker, Maxï­mo Park, Guil­l­emots, Kate Nash, The Natio­nal, The Hea­vy, Jamie Lidell, Okker­vil River, Iron & Wine, White Lies, Joan As Poli­ce Woman und The Dodos; in der Nacht von Sonn­tag (31. August) auf Mon­tag (1. Sep­tem­ber) gibt es von 00:45 Uhr bis 02:45 Uhr wohl etwas län­ge­re Aus­schnit­te aus den Kon­zer­ten von den Edi­tors und Jack Peña­te. Nicht zu sehen (weil nicht auf­ge­zeich­net) sind mei­ne per­sön­li­chen Fes­ti­val-Höhe­punk­te Fla­ming Lips, Kili­ans, Mintz­kov, Fleet Foxes und Loney, Dear.

Die stän­dig im Weg ste­hen­den WDR-Kame­ras und die schie­re Omni­prä­senz des Sen­ders beim Hald­ern Pop habe ich zum Anlass genom­men, mal Kon­takt mit der Pres­se­stel­le des WDR auf­zu­neh­men. Gera­de, nach­dem ich am Wochen­en­de nach Hald­ern in einer „Rockpalast“-Zusammenfassung vom „Rheinkultur“-Festival gese­hen hat­te, dass man dort mit sehr viel hand­li­che­ren Hand­ka­me­ras gefilmt hat­te.

Fol­gen­des woll­te ich also wis­sen:

- Gibt es beson­de­re Kri­te­ri­en, nach denen ent­schie­den wird, ob ein Fes­ti­val mit Stand- oder Hand­ka­me­ras gefilmt wird?
– Wie ernst nimmt der WDR die Kri­tik von Jour­na­lis­ten­kol­le­gen und zah­len­den Fes­ti­val­be­su­chern?
– Wie vie­le Stun­den Pro­gramm vom Hald­ern Pop wer­den (ohne Wie­der­ho­lung und Mehr­fach­aus­wer­tung) ins­ge­samt im „Rock­pa­last“ lau­fen?
– Wie vie­le Mit­ar­bei­ter des WDR waren beim Hald­ern Pop ins­ge­samt im Ein­satz („Rock­pa­last“, Eins­li­ve, „Lokal­zeit“, …)
– Wer­den die Über­tra­gungs­rech­te für Fes­ti­vals und Kon­zer­te eigent­lich (ähn­lich wie die für Sport­ver­an­stal­tun­gen) ein­ge­kauft oder sind sie Teil der Koope­ra­ti­ons­ver­ein­ba­rung zwi­schen Sen­der und Ver­an­stal­ter?

Und fol­gen­des ant­wor­te­te mir die WDR-Pres­se­stel­le:

Der WDR arbei­tet je nach Pro­duk­ti­on mit unter­schied­li­chem tech­ni­schen Mate­ri­al, d.h. sowohl mit Hand- als auch mit fes­ten Kame­ras.
Grund­sätz­lich neh­men wir die Kri­tik von Jour­na­lis­ten, Besu­chern oder auch Zuschau­ern sehr ernst. In die­sem Fall gab es einen engen Aus­tausch zwi­schen den Ver­an­stal­tern des Fes­ti­vals und der Redak­ti­on. Bei den Ver­an­stal­tern sind kei­ner­lei Beschwer­den bzgl. Behin­de­run­gen ange­kom­men.

Der WDR wird rund 9,5 Stun­den vom Hald­ern-Pop-Fes­ti­val berich­ten, wei­te­re Infos dazu fin­den Sie auch auf der Web­site www.rockpalast.de.

Bit­te haben Sie Ver­ständ­nis, dass wir nicht zu allen inter­nen Pla­nun­gen Aus­kunft geben kön­nen.

Scha­de. Es hät­te mich doch mal inter­es­siert, ob das Fes­ti­val wenigs­tens viel Geld dafür kriegt, dass Bericht­erstat­ter in ihrer Arbeit behin­dert wer­den und Zuschau­er auf häss­li­che Gerä­te aus dem Tech­nik­mu­se­um star­ren müs­sen. Denn wenn der WDR hül­fe, die Ticket­prei­se unten zu hal­ten, wäre es ja noch okay.

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Leben

Highway To DHL

Die im fol­gen­den geschil­der­te Geschich­te ist natür­lich nur ein Ein­zel­fall.

So wie der, der mir im letz­ten Jahr pas­siert ist, oder der, den Anke Grö­ner vor zwei Wochen beschrie­ben hat.

12. Mai
Ich bestel­le ein Buch bei Ama­zon.

13. Mai
Ama­zon teilt mir per E‑Mail mit, dass das Buch abge­schickt wur­de:

Lie­fe­rung vor­aus­sicht­lich: 15-Mai-2008

14. Mai
Nach­dem ich den gan­zen Tag zuhau­se war, stel­le ich am Nach­mit­tag fest, dass der DHL-Bote eine Benach­rich­ti­gungs­kar­te in mei­nen Brief­kas­ten gewor­fen hat, ohne auch nur geklin­gelt zu haben.

15. Mai
Über das Kon­takt­for­mu­lar der DHL-Web­site schrei­be ich eine Rekla­ma­ti­ons­nach­richt, in der ich mich über das Ver­hal­ten des DHL-Boten beschwe­re und um eine Neu­zu­stel­lung bit­te.

17. Mai
Da DHL bis­her (wie erwar­tet) nicht auf mei­nen Kon­takt­ver­such reagiert hat, kreu­ze ich auf der Benach­rich­ti­gungs­kar­te „Wie­der­ho­lung des Zustell­ver­suchs“ an und wün­sche mir eine Zustel­lung am 21. Mai. Die Kar­te wer­fe ich (lei­der kei­ne Mar­ke zur Hand) in den nächs­ten Brief­kas­ten.

21. Mai
Es klin­gelt zwei Mal an der Haus­tü­re, ich betä­ti­ge zwei Mal den Tür­öff­ner. Da nie­mand zu mei­ner Woh­nung kommt, gehe ich davon aus, dass es der Post­bo­te war, der ins Haus woll­te, um die hin­ter der Haus­tür befind­li­chen Brief­käs­ten zu befül­len.

Als ich das Haus ver­las­se, sehe ich außen an die Haus­tür geklebt mei­ne Benach­rich­ti­gungs­kar­te mit dem Hin­weis „2. Zust. ERFOLGLOS“.

Nach­dem mei­ne Hals­schlag­ader wie­der abge­schwol­len ist, wen­de ich mich mit fol­gen­den Fra­gen an die Pres­se­stel­le von DHL:

1. Hat sich der Zustel­ler bei den bei­den Zustell­ver­su­chen gemäß der Fir­men­phi­lo­so­phie ver­hal­ten? Wäre er zu einer Zustel­lung an der Woh­nungs­tür (4. Stock, Fahr­stuhl) ver­pflich­tet, oder ist der Zustell­ver­such an der Haus­tür (ohne Gegen­sprech­an­la­ge) aus­rei­chend?
2. Gibt es eine Rege­lung, nach der Päck­chen nicht mehr (wie frü­her üblich) bei den Nach­barn abge­ge­ben wer­den sol­len oder obliegt die Ent­schei­dung dar­über dem Zustel­ler?
3. Wie lan­ge dau­ert übli­cher­wei­se die Beant­wor­tung eines Kon­takt­ver­suchs über die Inter­net­sei­te von DHL?
4. DHL wirbt auf der Home­page mit dem Sie­gel als „Com­pu­ter-Bild Test­sie­ger“. Ent­spricht das Ver­hal­ten des Zustel­lers dem Ruf des Unter­neh­mens?
5. Wie kann ich sicher­ge­hen, dass mir Päck­chen auch wirk­lich zuge­stellt wer­den, und ich nicht erst eine Woche war­ten und dann noch zu einer abge­le­ge­nen Post­agen­tur fah­ren muss?

22. Mai
Fei­er­tag in NRW.

23. Mai
Unter Ein­satz von Bus­sen1 und Stra­ßen­bah­nen (man kennt sei­ne Hei­mat­stadt ja sowie­so immer viel zu wenig) fah­re ich zur „Post­agen­tur“, die in einem Beklei­dungs­ge­schäft in Alten­bo­chum unter­ge­bracht ist.

Nach län­ge­rer Suche bekom­me ich mein Päck­chen, der Mann am Schal­ter bedau­ert mei­ne Unan­nehm­lich­kei­ten, für die er selbst ja gar nichts kann. Das gan­ze Vor­ha­ben kos­tet mich eine Stun­de mei­nes Lebens.

26. Mai
Immer noch kei­ne Reak­ti­on von der DHL-Pres­se­stel­le. Tei­le mei­ner Fra­gen kann ich mir aber mit­hil­fe der „All­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen der DHL PAKET/​ EXPRESS NATIONAL“ auch selbst beant­wor­ten:

Ist der Zustell­ver­such an der Haus­tür aus­rei­chend?

4 Leis­tun­gen der DHL
(1) DHL beför­dert die Sen­dun­gen zum Bestim­mungs­ort und lie­fert sie an den Emp­fän­ger unter der vom Absen­der genann­ten Anschrift ab. DHL unter­nimmt dabei zwar alle zumut­ba­ren Anstren­gun­gen, um die Sen­dung inner­halb der Zeit­fens­ter ent­spre­chend ihren eige­nen Qua­li­täts­zie­len (Regel­lauf­zei­ten) abzu­lie­fern.

Gibt es eine Rege­lung, nach der Päck­chen nicht mehr (wie frü­her üblich) bei den Nach­barn abge­ge­ben wer­den sol­len?

(3) DHL darf Sen­dun­gen, die nicht in der in Absatz 2 genann­ten Wei­se abge­lie­fert wer­den kön­nen, einem Ersatz­emp­fän­ger aus­hän­di­gen. […]
Ersatz­emp­fän­ger sind
1. Ange­hö­ri­ge des Emp­fän­gers oder des Ehe­gat­ten, oder
2. ande­re, in den Räu­men des Emp­fän­gers anwe­sen­de Per­so­nen, sowie des­sen Haus­be­woh­ner und Nach­barn, sofern den Umstän­den nach ange­nom­men wer­den kann, dass sie zur Annah­me der Sen­dun­gen berech­tigt sind; EXPRESS BRIEFE wer­den nicht an Haus­be­woh­ner und Nach­barn aus­ge­hän­digt.

28. Mai (Nach­trag)
In mei­nem Brief­kas­ten fin­de ich einen Brief von DHL, datiert vom 26. Mai. Was drin steht, steht hier.

  1. Der Bus, der ein­mal pro Stun­de ver­kehrt, kommt fünf Minu­ten zu spät, bei sei­ner Ankunft steigt der Bus­fah­rer aus, um eine Ziga­ret­ten­pau­se zu machen. []
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Rundfunk Fernsehen

Die Abwürger

Ich weiß nicht, wel­che geis­ti­gen Vor­aus­set­zun­gen man erfül­len muss, um Pro­gramm­pla­ner bei einem (Privat-)Fernsehsender zu wer­den. Logi­sches Den­ken oder gesun­der Men­schen­ver­stand jeden­falls schei­nen Aus­schluss­kri­te­ri­en für den Job zu sein.

Da lief ver­gan­ge­ne Woche mit „Die Anwäl­te“ die ers­te RTL-Eigen­pro­duk­ti­on seit Ewig­kei­ten an, die mir gefällt (genau­er: seit „SK Babies“ – und die fand ich bestimmt auch nur gut, weil ich damals zwölf Jah­re alt war), und – Zack! – wird die­se nach nur einer ein­zi­gen Fol­ge abge­setzt.

Sicher, die Quo­ten waren nicht so doll, dafür aber die Kri­ti­ken. Wer vom Start der Serie nichts mit­be­kom­men hat­te (also bei­spiels­wei­se Leu­te, die sonst nie RTL gucken, für eine gute Serie mit Kai Wie­sin­ger aber mal eine Aus­nah­me machen wür­den), aber durch Kri­ti­ken oder Erzäh­lun­gen im Freun­des­kreis neu­gie­rig gewor­den war, hat jetzt aber nicht mal mehr die Gele­gen­heit, sich selbst ein Bild zu machen. Statt­des­sen läuft nun „CSI“, das ja regel­mä­ßig hohe Quo­ten ein­fährt – wenn es denn in den TV-Zeit­schrif­ten ange­kün­digt wird.

Deut­sches Fern­se­hen wird von Men­schen gemacht, die ihr Pro­gramm und ihre Zuschau­er has­sen. Man soll­te die­se Leu­te drin­gend in psy­cho­lo­gi­sche Behand­lung schi­cken. Und dar­über kei­ne Doku­soap dre­hen.

PS: „Her­zog“ fand ich übri­gens auch gut, RTL. Der Ein­trag, in dem ich die­se sen­sa­tio­nel­le Häu­fung von ein­hei­mi­schen Qua­li­täts­se­ri­en auf Eurem Sen­der loben woll­te, war schon in der Pro­duk­ti­on.

Nach­trag 6. Febru­ar: … und mit beein­dru­cken­der Kon­se­quenz hat RTL jetzt auch Her­zog gekillt.

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Leben Gesellschaft

Ein Wochenstart nach Maß

Die gute Nach­richt des Tages: Deutsch­land ist dem Unter­gang geweiht. Schon in weni­gen Jah­ren wird es in die­sem Land kei­ne intel­lek­tu­el­le Eli­te mehr geben. Wie ich dar­auf kom­me? Nun, wenn nicht ein­mal die Stu­den­ten einer Bei­na­he-Eli­te-Uni über ein­fachs­te geis­ti­ge Fähig­kei­ten ver­fü­gen, kann das mit dem Bil­dungs­bür­ger­tum ja nichts mehr wer­den.

Heu­te mor­gen habe ich über 30 Minu­ten an der Stadt­bahn-Hal­te­stel­le ver­bracht. Alle Züge, die ein­fuh­ren und mich zur Uni­ver­si­tät (zwei Stopps ent­fernt) hät­ten brin­gen sol­len, waren voll. Nein, Ver­zei­hung: „voll“. Denn das pen­deln­de Pack, das am Haupt­bahn­hof in die Stadt­bahn ein­steigt, pos­tiert sich immer so vor den Türen, dass ein Ein­stieg im wei­te­ren Stre­cken­ver­lauf unmög­lich ist. Dabei wäre in den Zügen durch­aus noch Platz, wenn die Men­schen beim Ein­stei­gen nur mal den gesam­ten Raum aus­nut­zen wür­den. Die Angst, dann an der Uni nicht aus­stei­gen zu kön­nen, ist voll­kom­men unbe­grün­det: um Vier­tel vor zehn fah­ren nur Stu­den­ten Bahn.

Natür­lich trägt der ört­li­che Nah­ver­kehrs­an­bie­ter eine Mit­schuld an der Mise­re, denn sei­ne Züge mit Vie­rer­sitz­grup­pen mögen außer­halb der Stoß­zei­ten gemüt­lich sein, zur rush hour aller­dings wären Wagen mit Bän­ken an den Außen­wän­den, wie man sie teil­wei­se in Ber­lin fin­det, hilf­rei­cher. Die Men­schen hät­ten von vor­ne­her­ein kei­ne Abstands­zo­nen um sich her­um und wür­den sich viel bereit­wil­li­ger anein­an­der­drän­geln.

Als ich es schließ­lich in den fünf­ten ein­fah­ren­den Zug schaff­te, kreis­ten mei­ne Gedan­ken bereits um qual­men­de Zug­trüm­mer und „Ame­ri­can Psycho“. Dann wur­de ich mit häss­li­chen Men­schen, die bil­li­ge Jacken tru­gen und viel zu laut schlech­te Musik hör­ten, in eine Stadt­bahn gesperrt. Zwei Ischen, die mehr Stuck im Gesicht hat­ten als man für die Decken­sa­nie­rung einer Jugend­stil­vil­la bräuch­te, stan­den allei­ne im Mit­tel­gang. Eine jede von ihnen hät­te genug Raum gehabt, auf dem Fuß­bo­den ein vik­to­ria­ni­sches Pick­nick zu ver­an­stal­ten. In den Frei­raum drän­geln konn­te ich mich frei­lich nicht, dafür war der Pfrop­fen dum­mer Men­schen, der den Ein­gangs­be­reich ver­stopf­te, zu dicht. Ich beschloss, mich näher mit den Leh­ren des Zen zu beschäf­ti­gen und merk­te, wie mein Geist mei­nen Kör­per ver­ließ.

Als die Bahn an der Uni-Hal­te­stel­le ein­fuhr, stieg er als ers­tes aus und stapf­te mit dump­fem Schritt die Trep­pen hin­auf. Sein Unter­kie­fer schob sich mah­lend nach vor­ne und aus sei­nen Nasen­lö­chern stie­gen klei­ne Rauch­wölk­chen. Sei­ne Arme hat­te er ange­spannt, sei­ne Schul­tern wirk­ten dop­pelt so breit wie sonst. Der eis­kal­te Wind trieb ihm Trä­nen in die zusam­men­ge­knif­fe­nen Augen, aber er stapf­te unauf­hör­lich wei­ter. Jeder, der sich ihm in den Weg gestellt hät­te, wäre ohne wei­te­res Zutun zu Staub zer­fal­len. Mit jedem Schritt lös­ten sei­ne Füße klei­ne Druck­wel­len auf dem Pflas­ter aus, die Erschüt­te­run­gen waren noch in zwei Kilo­me­tern Tie­fe zu spü­ren. Da fing es an zu Reg­nen.

Als er das Hör­saal­zen­trum betrat, kipp­te er sei­nen Kopf zurück und ließ sei­nen Nacken kna­cken. Er atme­te tief durch. Die Vor­le­sung lief bereits seit zehn Minu­ten, der Hör­saal war halb leer. Die Stu­den­ten hat­ten alle Plät­ze am Rand der Sitz­rei­hen besetzt.

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Musik Kultur

Ohne Ecken und Kanten

Ich mag Musik, wirk­lich. Ich mag Musik so sehr, dass ich jedes Jahr ein Hei­den­geld für Ton­trä­ger und Kon­zer­te aus­ge­be. Ger­ne wür­de ich den Musi­kern das Geld, das sie mei­ner Mei­nung nach dafür ver­dient haben, dass sie schö­ne wie trau­ri­ge Momen­te mei­nes Lebens unter­ma­len, selbst in die Hand drü­cken. Aber zwi­schen die Musi­ker und mich hat irgend­je­mand die Musik­in­dus­trie gesetzt.

Die Musik­in­dus­trie mag die Men­schen, von denen sie ihr Geld bekommt und die man anders­wo „Kun­den“ nennt, nicht so sehr. Sie kri­mi­na­li­siert sie, sie will sie aus­spio­nie­ren und sie will ihre Woh­nun­gen ver­schan­deln.

CD-Hülle (hinten), merkwürdiges Teil (vorne)

Im ver­gan­ge­nen Jahr kamen EMI und Uni­ver­sal in Euro­pa auf die absur­de Idee, Ton­trä­ger nicht mehr wie bis­her in die­sen ecki­gen Plas­tik­hül­len, den soge­nann­ten Jewel Cases, aus­zu­lie­fern, son­dern dafür Hül­len mit abge­run­de­ten Ecken zu neh­men, die Super Jewel Boxes. Die­se sol­len angeb­lich sta­bi­ler sein, haben aber den Nach­teil, dass man nicht ver­nünf­tig an das Book­let her­an­kommt, dass man die Hül­len nicht so leicht erset­zen kann, wenn sie doch mal kaputt gehen, und dass sie vor allem ziem­lich däm­lich aus­se­hen.

Im Regal wird die durch­ge­hen­de Kan­te, die alle neben­ein­an­der ste­hen­den CD-Hül­len sonst bil­de­ten, plötz­lich unschön unter­bro­chen von den neu­en Hül­len, die mit ihren Run­dun­gen aus­se­hen wie Kin­der­spiel­zeug für Drei­jäh­ri­ge.

Das war mir bis­her alles rela­tiv egal, denn bei CD Wow kann man die inter­na­tio­na­len Ver­sio­nen der CDs kau­fen. Zu Zei­ten des soge­nann­ten Kopier­schut­zes, der auf mei­nen Gerä­ten immer ein Abspiel­schutz war, bekam man dort ech­te CDs, die man sogar hören konn­te, spä­ter dann wei­ter­hin CDs in ecki­gen Hül­len. „Bekam“, denn heu­te kam die ers­te Lie­fe­rung von CD Wow mit run­den Ecken.

Oasis 1997 (eckig, hinten), Rihanna 2007 (abgerundet, vorne)

Wo Sie grad „Don’t judge a book by its cover“ sagen: Auch auf dem Buch­markt gibt es schlech­te Nach­rich­ten. Nach­dem man uns jah­re­lang mit extrem edlen, mat­ten Taschen­buch­co­vern beglückt hat­te, schwen­ken nun die ers­ten Ver­la­ge wie­der zu den extrem bil­lig aus­se­hen­den, Fin­ger­ab­druck­freund­li­chen Ein­bän­den in Hoch­glanz­op­tik zurück.

In was für einer Welt leben wir eigent­lich, wo schon die Mit­ar­bei­ter der Kul­tur­in­dus­trie jed­we­des ästhe­ti­sches Gespür ver­mis­sen lassen?????ß

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Digital

In eigener Sache

In den letz­ten Tagen gehen hier ver­mehrt Track­backs von Arti­keln ein, in denen coffeeandtv.de gar nicht ver­linkt ist. Ich habe die­se Track­backs aus mei­nen Kom­men­ta­ren ent­fernt.

Ich fin­de es völ­lig okay, wenn regel­mä­ßi­ge Leser und Kom­men­ta­to­ren einen Ein­trag im Sin­ne von „Ich habe auch was dazu geschrie­ben und zwar hier …“ abge­ben, aber die­ses auto­ma­ti­sche, kom­men­tar­lo­se Hin­klat­schen von Links fin­de ich doch ein biss­chen unfreund­lich.

Alter­na­tiv kön­nen Sie bei sich natür­lich auch etwas schrei­ben wie „Cof­fee And TV hat auch was dazu geschrie­ben“, das ent­spre­chend ver­lin­ken und mir einen Track­back schi­cken. Den las­se ich dann selbst­ver­ständ­lich ger­ne ste­hen.

Nach­trag 18:35 Uhr: Eini­ge ande­re Track­backs schei­nen hier nie ange­kom­men zu sein. Dabei muss es sich um ein Pro­blem beim Ser­ver oder der Word­Press-Ver­si­on han­deln. Sowas ist natür­lich dop­pelt ärger­lich, da Track­backs von Arti­keln, die sich auf coffeeandtv.de bezie­hen und auch dar­auf ver­lin­ken, ja durch­aus gewünscht sind. Ich küm­mer mich dar­um.

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Digital

Ein Apfel zum Preis von dreien

Äh, Apple, das kann doch nicht Euer Ernst sein: Ich habe mein Sys­tem neu ein­ge­rich­tet und beim nächs­ten Mal, wenn ich mei­ne im iTu­nes-Store teu­er bezahl­ten Datei­en abspie­len will, muss ich sie erst­mal wie­der für mein Sys­tem frei­ge­ben las­sen?!

Von den ursprüng­lich fünf erlaub­ten „Gerä­ten“ habe ich jetzt schon drei auf­ge­braucht – alle exakt die­ser Com­pu­ter hier.

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Digital

Der Bochumer Fenstersturz

Mei­nen Com­pu­ter habe ich wie­der – mit neu­em Main­board und neu­em (geräusch­lo­sen) Netz­teil. Nur Win­dows muss­te ich neu instal­lie­ren.

„Nur Win­dows“ heißt natür­lich:

  • Obwohl alle ande­ren Pro­gram­me ja noch da sind, sind sie völ­lig wert­los, weil sie in der Regis­trie­rungs­da­ten­bank feh­len. Ich kann also alle Pro­gram­me neu instal­lie­ren, was mir ande­rer­seits die Mög­lich­keit gibt, mich von seit lan­gem unge­nutz­ten Pro­gram­men end­gül­tig zu ver­ab­schie­den und die neu­en alle auf der grö­ße­ren Fest­plat­te zu instal­lie­ren, damit die Sys­tem­fest­plat­te immer genug Platz hat.
  • Selbst die Pro­gram­me, die noch lau­fen, feh­len im Start­me­nü und müs­sen dort erst müh­sam wie­der ein­ge­pflegt wer­den.
  • Ich habe andert­halb Stun­den gebraucht, bis ich die noch vor­han­de­nen Ein­stel­lun­gen von „frü­her“ wie­der­her­ge­stellt hat­te.

Fire­fox und Thun­der­bird lau­fen aber bereits wie­der (und das tadel­los, wie mir scheint), iTu­nes ist auch in bei­na­he vol­ler Blü­te zurück (nur ein paar Ver­knüp­fun­gen scheint er ver­ges­sen zu haben), alles wei­te­re wer­de ich mor­gen (also heu­te) früh über­prü­fen und rich­ten.

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Film Rundfunk

Wiedersehen tut weh

Vor fast acht Jah­ren sah ich im Kino den Film „Abso­lu­te Gigan­ten“, der mir unglaub­lich gut gefiel. Bis heu­te ist die melan­cho­li­sche Geschich­te von drei Freun­den, die eine letz­te gemein­sa­me Nacht durch­ma­chen, bevor einer von ihnen das Land ver­lässt, einer mei­ner abso­lu­ten Lieb­lings­fil­me.

In die­sem Film erblick­te ich auch zum ers­ten Mal Julia Hum­mer und ver­lieb­te mich ein wenig in sie. Die Sze­nen, in denen sie mit einem Cow­boy­hut auf dem Kopf tanzt und die Kame­ra sie umkreist, zäh­len nach wie vor zum Tolls­ten, was ich je gese­hen habe, und auch ihre irgend­wie merk­wür­di­ge, leicht lis­peln­de, aber doch sehr nied­li­che Stim­me fand ich damals irgend­wie süß.

Spä­ter zeig­te sie unter ande­rem noch in „Cra­zy“, „Die inne­re Sicher­heit“ und „Gespens­ter“ ihr schau­spie­le­ri­sches Kön­nen und ver­öf­fent­lich­te 2005 mit ihrer Band Too Many Boys eine CD, von der ich nicht mehr als drei­ßig Sekun­den hören konn­te, weil es kör­per­lich ein­fach nicht ging. Dann war sie weg.

Ges­tern habe ich Julia Hum­mer wie­der­ge­se­hen. In einem Wer­be­spot für die GEZ. „Hat die das jetzt nötig?“, frag­te ich mich, aber ich war mir nicht ganz sicher, ob „die“ jetzt Julia Hum­mer oder doch die GEZ war.

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Leben

Die Bahn fuhr pünktlich …

Lei­der wer­de ich auf mein Buch wohl noch ein wenig war­ten müs­sen. Die hoch­kom­pe­ten­ten Men­schen von DHL haben näm­lich irgend­wie Mist gebaut, wes­we­gen ich gera­de gezwun­gen war, mit Schaum vor dem Mund und dem „Beschwer­de­rat­ge­ber für Behör­den- und Leser­brie­fe“ auf mei­nen Knien fol­gen­des in die Tas­ten zu zim­mern:

Sehr geehr­te Damen und Her­ren,

als ich heu­te nach Hau­se kam, kleb­te an mei­ner Haus­tür eine Benach­rich­ti­gungs­kar­te. Die­se Kar­te war weder voll­stän­dig aus­ge­füllt, noch war sie in mei­nen Brief­kas­ten ein­ge­wor­fen – ich habe sie eher zufäl­lig gefun­den.
Geht es nach die­ser Kar­te, soll ich ein Post­pa­ket, auf das ich aus beruf­li­chen Grün­den war­te, in einer ent­le­ge­nen „Post­agen­tur“ in Bochum-Alten­bo­chum abho­len, was bei die­ser Hit­ze eine Zumu­tung ist.
Ich fra­ge mich, wie­so das Paket über­haupt wie­der mit­ge­nom­men wur­de: In unse­rem Haus gibt es immer genug Per­so­nen, die zuhau­se und bereit sind, ein sol­ches Paket ent­ge­gen­zu­neh­men und wei­ter­zu­lei­ten – ich selbst neh­me pro Woche durch­schnitt­lich ein Paket ent­ge­gen und sehe des­halb gleich dop­pelt nicht ein, wie­so ich mein Paket in einem Laden abho­len soll, der noch dazu ganz und gar unprak­ti­sche Öff­nungs­zei­ten hat.

Ich möch­te Sie des­halb bit­ten, mir (oder einem mei­ner Nach­barn) das Paket ent­we­der direkt zuzu­stel­len, oder es wenigs­tens in einem Post­amt zu lagern (Haupt­post am Hbf, Uni­cen­ter), das ich ohne Auto errei­chen kann.

Mit freund­li­chen Grü­ßen und Dank im Vor­aus,

Immer­hin bin ich so mal in den Genuss gekom­men, das Wort „Zumu­tung“ zu ver­wen­den, das man ja sonst haupt­säch­lich von selbst­ge­mal­ten Zet­teln in bun­des­deut­schen Trep­pen­häu­sern kennt. Natür­lich hät­te ich auch anru­fen kön­nen, aber das kos­tet 14 Cent pro Minu­te, die man in der War­te­schlei­fe und beim Ein­tip­pen mehr­stel­li­ger Zah­len­codes ver­bringt, und ich bin (fern)mündlich immer viel zu nett und nach­gie­big.

Jetzt atme ich erst­mal tief durch, set­ze mich mit einem Gin Tonic auf den Bal­kon und über­le­ge, ob ich ger­ne mal in einem Ver­brau­cher­ma­ga­zin im drit­ten Pro­gramm auf­tre­ten möch­te. Ich sehe mich schon vor dem Haus ste­hen und mit gespielt fas­sungs­lo­sem Blick einem davon­brau­sen­den gel­ben Post­au­to hin­ter­her­schau­en, unter­legt mit „lus­ti­ger“ Stumm­film­mu­sik.