Kategorien
Politik Gesellschaft

What’s your name, what’s your number?

Mein Leben als Lukas Heinser ist vorbei, seit heute bin ich eine elfstellige Nummer. Eine, in der noch nicht mal eine “42” vorkommt. Die Briefe des Bundeszentralamts für Steuern haben Bochum erreicht.

Noch bin ich mir nicht ganz sicher, was ich davon halten soll. Zentrale Identifikationsnummern gibt es in Ländern wie den USA oder Schweden (beide eigentlich bekannt für Bürgerrechte und Liberalität) schon lange und mir leuchtet durchaus ein, dass so eine zentrale Erfassung Vorteile mit sich bringen kann. Laut Anschreiben sind auch (bisher) nur Daten über mich gespeichert, die jeder von Ihnen innerhalb weniger Minuten bei Facebook und in diesem Blog herausfinden könnte. Allerdings sehe ich durchaus einen Unterschied, ob ich diese Daten freiwillig in die Welt hinausposaune, oder sie einfach so gespeichert werden. Darüberhinaus finde ich es etwas merkwürdig, dass das Bundeszentralamt für Steuern meine Religionszugehörigkeit nicht gespeichert haben will – wäre das angesichts der zu entrichtenden Kirchensteuer nicht eine hilfreiche Information?

Außerdem kann sich Wolfgang Schäuble noch so auf den Standpunkt stellen, dass meine Daten beim Staat sicher seien: fast wöchentlich gibt es in den Nachrichten eine Meldung darüber, wo geheime Daten verschwunden oder aufgetaucht sind. Dass diese Meldungen fast immer aus Großbritannien kommen, ist nicht beruhigend: Bei den zwei Möglichkeiten (entweder, die Briten sind das einzige Volk auf der Welt, denen sowas ständig passiert, oder sie sind das einzige Volk, das wenigstens davon erfährt) spricht schon die reine Wahrscheinlichkeitsrechnung für Option 2. Ich möchte nicht in einem Land leben, wo man sich meine Daten nicht mehr zusammensuchen, sondern sie einfach nur aus dem zentralen Melderegister klauen muss – gemeinsam mit denen von bis zu 82 Millionen anderen.

Bei der “Humanistischen Union” gibt es Musterklagen, mit deren Hilfe man sich gegen die Zuteilung der eigenen Identifikationsnummer wehren kann. Die Erhebung der Klage vor dem Finanzgericht kostet allerdings 200 Euro – das ist schon viel Geld, wenn man sich nicht mal sicher ist, ob man die Nummer jetzt richtig scheiße oder nur ein bisschen doof findet.

Aber was ist das eigentlich für ein Staat, der seine Bürger zwingt, sich mit solchen Fragen zu befassen?