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2007 am Ende

Eigentlich wäre das hier ja ein würdiger Jahresabschluss gewesen: Peinliche Fehler unterbezahlter und demotivierter Journalisten waren ja (neben Blockflöten und einer Dinslakener Nachwuchsband) das Thema des Jahres in diesem Blog.

Mein Imageberater meinte aber, das sei ein wenig arg unversöhnlich so zum Jahresende. Deswegen ist das hier jetzt die obligatorische Zugabe, in der ich mich für Ihr Interesse, Ihre Verlinkungen und Kommentare bedanke, meine Eltern, Freunde und Förderer lobend erwähne und natürlich die ganzen Deppen bei “Spiegel Online”, “Rheinischer Post” und “sueddeutsche.de”, ohne die es hier im Blog allenfalls um Blockflöten und Dinslakener Nachwuchsbands gegangen wäre.

Ich wünsche Ihnen einen guten Rutsch und viel Spaß beim Alkohol trinken, “Dinner For One” gucken und Brot verböllern. Wir sehen uns im nächsten Jahr wieder!

Was machen Sie um die Uhrzeit überhaupt noch vor dem Computer? Sollten Sie nicht längst auf einem gesellschaftlichen Anlass oder wenigstens vor dem heimischen Spiegel sein?

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Politik Gesellschaft

Geld verbrennen leicht gemacht

Ich hatte es letzte Woche schon mal erwähnt: Der Allgemeine Studierenden-Ausschuss (kurz: AStA) ((Hat eigentlich schon mal jemand darüber philosophiert, dass besonders linke Studentengruppen, die sich gerne Studierendengruppen nennen, einen ähnlich grotesken Hang zu Abkürzungen haben wie die Nazis mit ihren StuKas und GröFazen?)) der Ruhr-Uni Bochum hat eine große Party veranstaltet, um mal richtig Geld zu verbrennen. Jetzt hat Niels darüber geschrieben und da dachte ich mir: “Wenn man sich schon in Kiel über ‘unseren’ AStA auslässt, muss ich da auch noch mal nachtreten …”

Vor langer, langer Zeit, als ich noch nicht Student der Ruhr-Universität war, fanden angeblich “legendäre” Parties in der damals noch unrenovierten Mensa statt, die einen enormen Ruf hatten und wohl – ähnlich wie die Fachschaftsparties heute noch – hauptsächlich als Geldquelle für die Arbeit des AStA dienten. Insofern hätte man schon mehr als gewarnt sein müssen, als der aktuelle AStA-Vorsitzende Fabian Ferber noch vor der diesjährigen Neuauflage in den “Ruhr Nachrichten” sagte:

“Wir haben von Anfang an nicht damit gerechnet, Gewinn einzufahren.” Jahr für Jahr hätten die Vorgänger-ASten Überschüsse erwirtschaftet, “wir haben Rücklagen von 170.000 Euro.” Da hält Ferber es für legitim, den Studierenden eine große Show zum kleinen Preis zu bieten – selbst wenn sie am Ende Verluste bringt. 35 Euro (ermäßigt 28 Euro) kostet der Eintritt zur Party.

Und, in deed: Das Line-Up konnte sich sehen lassen. Auf Schulhöfen oder bei der “MTV Campus Invasion”, zu der ja vermutlich auch mehr Schüler als Studenten kommen, hätte man mit Juli, 2raumwohnung, Culcha Candela oder Joy Denalane sicher große Erfolge feiern können. Wenn die nicht sowieso ständig an jeder Ecke spielen würden.

200.000 Euro hat die Veranstaltung ungefähr gekostet, was schon erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass ein “großes Open-Air-Rockfestival” mit mehreren Bühnen, an die hundert Bands, Dixie-Klos und Campingplätzen angeblich “nur” sechs Millionen kosten soll. Dort kalkuliert man freilich auch mit mehr als 5.000 Besuchern, von denen dann noch nicht mal die Hälfte kommt.

Ich gebe zu, mich immer ebenso wenig für Hochschulpolitik interessiert zu haben wie 85% meiner Kommilitonen. Die Studentenvertreter, das waren eben immer diese Freaks, die man in jeder SPD-Ortsgruppe ausgelacht hätte. Die ganz linken Gruppen, die in ihren Flugblättern die Hälfte des Platzes für politisch korrekte Postenumschreibungen (“die VertreterInnen des AusländerInnenreferats”) und seit vierzig Jahren veraltete Klassenkampfparolen verwendeten, konnte man noch weniger ernst nehmen. Aber was sollten die auch groß (falsch) machen? Hilflose Aktionen gegen Studiengebühren unternehmen und dafür sorgen, dass die Nazi-Parolen auf den Klowänden alle paar Monate überpinselt werden, vielleicht. Es konnte ja keiner ahnen, dass die im Stillen an der Verpulverung meines Geldes arbeiten. ((Interessant: Um das im Studentenausweis enthaltene Semesterticket kann man sich mit etwas Mühe drücken, falls man auf dem Unigelände wohnt und nie Zug fahren will. Den AStA muss jeder Student unterstützen, ob er das will oder nicht.))

Nun ist die Organisation von Großveranstaltungen eine durchaus komplexe, verantwortungsvolle Aufgabe, die man alleine schon deshalb Profis überlassen sollte, weil man dabei so viel falsch machen kann. Der AStA der Ruhr-Uni Bochum ((Der RCDS, eigentlich auch AStA-Mitglied, nennt das Ganze einen “Listen-egoistischen Alleingang der Juso-Rubrosen”)) entschied sich offenbar dazu, so ziemlich jeden Fehler selbst zu machen. Das reichte von der Bandauswahl, die sicherlich zu einem gewissen Teil auch Geschmackssache ist, über den Umfang der Veranstaltung (statt acht Bands und zehn Stunden Livemusik von mittags bis abends hätte es vielleicht auch eine Nummer kleiner getan), bis hin zu einem umfangreichen PR-Desaster: Das Uni-eigene Campusradio, von so ziemlich jedem bisherigen AStA geschnitten, wurde im Vorfeld außen vor gelassen und das Eingeständnis des finanziellen GAUs geriet zu dem, was man in der Politik (oder eben bei Vattenfall) eine “Salami-Taktik” nennt. Der AStA-Vorsitzende Fabian Ferber von den “RUB-Rosen” ((Die ganz linken Gruppen würden jetzt noch schreiben, dass es sich dabei um eine “SPD-nahe Studentengruppe” handelt, was einerseits eine hilfreiche Information ist, bei den Ganzlinken aber nur heißen soll: “Iiiih, bah, Politik mit möglichen Fernzielen!”)) empfahl sich dabei auch gleich für die große Politik, indem er bei seinem Rücktritt die “volle Verantwortung” übernahm. “Volle Verantwortung” heißt natürlich nicht, dass er jetzt den Fehlbetrag ausgleichen würde – ja, es soll noch nicht mal heißen, dass er wirklich für das Desaster verantwortlich ist, wie die “RUB-Rosen” klarstellen wollen:

Wenn man selbst von den eigenen Fehltritten ablenken will, dann sucht man sich halt einen Sündenbock und der heißt in diesem Monat Fabian Ferber. Wie einfach, wie billig und wie schmutzig!

Es ist der klassische Fall, wo ich alle doof finde: Bekerner und Herman, Schell und Mehdorn, AStA, RCDS und Ganzlinke.

Nachtrag 19. Dezember: Jetzt erst gesehen: Sogar die “Süddeutsche Zeitung” hat schon über den Fall berichtet.

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Digital

The Lonesome Crowded West

Ich hatte ja noch gar nicht über “DerWesten” geschrieben, das wahnsinnige neue Onlineportal der WAZ-Gruppe. Etwas völlig neues sollte es werden, Lokaljournalismus 2.0 oder sowas in der Art. Deshalb hat die Entwicklung auch so lange gedauert, dass für einen Beta-Test keine Zeit mehr war. Und nach positiven Ersteindrücken kristallisiert sich langsam heraus: das Ding droht ein Desaster zu werden.

Ich nutze “DerWesten” nicht sonderlich intensiv, möchte aber gerne per RSS-Feed über die Geschehnisse in Bochum und Dinslaken auf dem Laufenden bleiben. Nach dem Wechsel vom alten Online-Auftritt der WAZ bzw. NRZ zu “DerWesten” funktionierten die alten Feeds nicht mehr und ich musste mir mühsam die neuen raussuchen. Das kann bei einem kompletten Plattformwechsel natürlich schon mal passieren, ist aber trotzdem unglücklich.

Seit ungefähr drei Wochen wird im Bochumer Feed ein Beitrag spazieren geführt, der immer da ist, auch wenn alle anderen Meldungen wechseln. Die Überschrift lautet:

Demenz: Noch vergesslich oder schon dement?

Das ist übrigens die Original-Überschrift von derwesten.de in der Original-Farbe.
Bitte nicht mit unserer Original-Farbe verwechseln!

Was man aber wirklich von “DerWesten” halten kann, möchte ich Ihnen anhand eines willkürlichen Beispiels vorführen – wobei die Willkür weniger bei mir als viel mehr auf Seiten der Portalbetreiber zuhause zu sein scheint.

Beginnen wir mit der gefetteten Einleitung, die neben der Überschrift übrigens auch der einzige Teil des Artikels ist, der im Feedreader angezeigt wird – man muss also immer auf die Seite. ((“Spiegel Online” und n-tv.de schicken nicht mal Kurzfassungen oder Einleitung per RSS)) Besonders gut gefällt mir dabei der Cliffhanger zwischen Einleitung

Dort wo bald schon die Bagger für das Bochumer Konzerthaus anrücken sollen, gibt es seit dem 16. …

und Artikel

… November einen ganz besonderen Parkplatz.

Da hat “DerWesten” von den Profis gelernt, die bei sueddeutsche.de die Bildergalerien betexten. Müssen.

Geo-Tagging-Funktion bei “DerWesten”Die eigentlich sehr sinnvolle Geo-Tagging-Funktion, mit der bei jedem Artikel der “Ort des Geschehens” angezeigt werden soll, wird leider kaum genutzt – dafür sind nämlich die User zuständig und deren Zahl liegt nach vier Wochen bei der einigermaßen deprimierenden Zahl von 5655.

In diesem speziellen Fall hätte es aber natürlich sehr geholfen zu erfahren, wo denn wohl der Parkplatz, um den es die ganze Zeit geht, eigentlich liegt – das wird ja wohl kaum jeder Bochumer auf Anhieb wissen. Ich will zu Gunsten aller Beteiligten mal davon ausgehen, dass die Information beim Umkopieren des Textes verloren ging und nicht auch schon in der gedruckten WAZ ausführlich über einen anonymen Parkplatz berichtet wurde. Sie ahnen, in welchen Bahnen wir uns bewegen, wenn wir zu Gunsten der Beteiligten von technischer Unfähigkeit ausgehen.

Abschließen möchte ich aber mit einem Bild, das ja bekanntlich mehr als tausend Worte sagt. Oder in diesem Fall auch mehr als zwei:

Unendlich viele Kommentare bei “DerWesten”

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Musik Politik

Rock around the Bundestag

Wie ich gerade sueddeutsche.de entnehme, wird sich der Deutsche Bundestag am heutigen Mittwoch mit dem Antrag “Populäre Musik als wichtigen Bestandteil des kulturellen Lebens stärken” befassen. Darin fordern die Fraktionen von CDU/CSU und SPD eine zaghafte Förderung von heimischem Rock, Pop und Jazz.

Nun muss man bei der sogenannten Kulturpolitik immer ganz vorsichtig sein, besonders, wenn es um Popmusik geht. Erinnerungen an die grauenhafte Forderung nach einer “Radioquote” werden sofort wieder wach (und daran, wie Wiglaf Droste Antje Vollmer und Hartmut Engler fertig machte).

Und, indeed: Smells Like Deutschquote light.

Das Internet als besonders leicht zugängliches und preiswertes Medium hat sich in den letzten Jahren zu einer der wichtigsten Plattformen für Künstlerinnen und Künstler aller Bereiche entwickelt. Neben der Verfügbarkeit großer und übergreifender Plattformen ist im Internet auch eine eigenständige und selbstbestimmte Präsentation und Vermarktung möglich, die durchaus sinnvoll sein kann. Weitaus höher sind die Zugangsbarrieren jedoch bei den wichtigen medialen Plattformen Hörfunk und Fernsehen. Hier spiegelt sich der bestehende Erfolg der in Deutschland produzierten Rock- und Popmusik nicht wider.

Allein die Vorstellung, beim Einschalten des Radios noch öfter Juli, Silbermond oder gar Revolverheld hören zu müssen, treibt mir den Angstschweiß ins Gesicht.

Zwischenruf: “Und was ist mit Tomte, Kante, Kilians?”
Antwort: “Ja, das ist eben Qualität. Ich habe immer noch die naive Vorstellung, dass die sich langfristig durchsetzen wird. Das ist jedenfalls wahrscheinlicher, als dass eine größere Anzahl Radiokonsumenten plötzlich losrennt und Kante-Alben kauft, nur weil die im Radio liefen. Kante würden aber eh nicht im Radio laufen, sondern die oben genannten.”

Die Bundesregierung wird aufgefordert, bestehende Förderungen für deutsche Popmusik besser abzustimmen, “private Mittel ergänzend zur staatlichen Förderung einzuwerben” und sich bei den Rundfunkanstalten für “angemessene Plattformen einzusetzen”. Es ist ein zahmer Antrag, zusammen mit zwei Eingaben zur Kulturwirtschaft ist jedoch immerhin eine Stunde zur Beratung vorgesehen. Die veranschlagten Kosten im Haushalt liegen bei je einer Million Euro für 2007 und 2008.

Das kann eine Menge heißen. Natürlich habe auch ich Angst vor Rockbeamten und Popbeauftragten. In Ländern wie Schweden, Finnland, Norwegen, Frankreich, Großbritannien und Kanada, gibt es teilweise seit Jahren “Musikexportbüros”, die sich um eine Förderung der heimischen Musik im Ausland bemühen.

Nun kann man argumentieren, dass Bands wie Abba, a-ha oder die … Beatles durchaus auch ohne derartige Kampagnen Erfolg hatten. Man Ich weiß nicht, inwieweit die aktuelle “Swedish Invasion” von Mando Diao, Moneybrother und Sugarplum Fairy planbar gewesen sein soll. Und es bleibt natürlich immer ein fader Beigeschmack bei staatlich “verordneter” Kultur.

Ein deutsches Rockbüro ist für mich eine denkbar uncoole Vorstellung – und ich frage mich, wieso. Als ich auf vergangenen Popkommen von der skandinavischen Förderung hörte, fand ich die Idee wunderbar und fragte mich, wieso es sowas in meinem hinterwäldlerischen Heimatland nicht gibt. Kaum kümmern sich die Politiker mal um popkulturelle Themen, finde ich es auch wieder schrecklich. Einerseits könnte die hiesige Musikszene eine “einheitliche Struktur”, wie sie im Antrag gefordert wird, gut gebrauchen, andererseits zerstört das natürlich das Bild des chaotischen, unaufgeräumten Rock’n’Roll.

Eigentlich ist es nur gerecht: Theater werden gefördert, Museen, Bibliotheken und Denkmäler. Klassische Musik eh. Die deutsche Filmwirtschaft könnte ohne Filmförderung kaum überleben – und Zyniker würden fragen, in wie viel Prozent der Fälle das ein Verlust wäre. Von überwiegend privater Kulturförderung sind wir hierzulande noch weit entfernt und glaubt man den Verantwortlichen der Musikindustrie, wird ihr Wirtschaftssektor bald eh ein Fall fürs Amt.

Vielleicht sollten wir einfach mal abwarten. Die Erfahrung zeigt: Die Deutschen werden es schon falsch machen.

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Rundfunk Digital

Neues aus der Anstalt

Es gibt Themen, mit denen will ich mich aus Rücksicht auf meine eigene Gesundheit gar nicht mehr beschäftigen.

Lesen Sie also selbst zwei Meldungen über den öffentlich-rechtlichen Qualitätsjournalismus und dessen Geldeintreiber:

Zum einen einen Artikel aus der “Bild”-Zeitung. Dieser ist natürlich mit besonderer Vorsicht zu genießen, aber der geschilderte Fall hätte auch überall sonst stehen können und lässt – auch wenn er natürlich aufgebauscht wird – tief blicken.

Der andere Text steht bei Finblog.de und ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie weit man gehen kann, um unabhängige Berichterstattung und freie Meinungsäußerung zu … äh: verteidigen?

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Politik Gesellschaft

Grün+Roth=Braun?

Herzlich willkommen zurück bei “Der lustige Nazi-Vergleich”.

Unsere Gäste heute: In der rechten Ecke … Bischof Walter “Reimt sich auf … Falter” Mixa, in der anderen rechten Ecke … Grünen-Chefin Claudia Roth.

Und das kam so: Der Augsburger Bischof sprach am 2. Oktober beim Diözesankomitee in Regensburg und sagte unter anderem Folgendes:

Hinter einer familienfreundlichen Propaganda, bei der von Wahlfreiheit und Kindeswohl die Rede ist, verbirgt sich in Wirklichkeit ein staatliches Umerziehungsprogramm für Frauen und Mütter, mit dem junge Frauen in erster Priorität auf externe Erwerbstätigkeit und Berufskarriere statt auf Familienarbeit und ihre Berufung als Mutter eingestellt werden sollen.

*RINGELINGELING!*

Er hat “Umerziehung” gesagt, er hat “Umerziehung” gesagt! Das ist bestimmt wieder so ein Nazi-Begriff!

Oh, ist es nicht.

Aber Claudia Roth wäre nicht Claudia Roth, wenn ihr nicht spontan doch noch etwas dazu eingefallen wäre:

Wenn Mixa mit Blick auf die dringend nötige Verbesserung des Krippenangebots von einem ,Umerziehungsprogramm’ redet, dann spielt er mit der sprachlichen Nähe zu Verbrechen von Gulag bis Pol Pot. Er verhöhnt Menschen, die Opfer von schlimmen Untaten wurden und diskreditiert das Engagement für bessere Kinderbetreuung auf absolut unerträgliche Weise.

Die Russen! Kambodscha! Mal eine völlig neue Richtung.

Was kommt wohl als nächstes?

Nun, zunächst einmal kam zwei Wochen lang gar nichts. Dann sprach Claudia Roth gestern beim bayrischen Landesparteitag der Grünen und die Medien kolportieren wie folgt:

Bischof Walter Mixa sei ein “durchgeknallter, spalterischer Oberfundi aus Augsburg“, sagte die Bundesvorsitzende der Grünen.

(Quelle: sueddeutsche.de)

Sie hat tatsächlich “Spalter!” gesagt. Höre ich ein “Jehova!”?

Foul in Augsburg:

Ein Sprecher des Bischofs erwiderte, diese Wortwahl Roths erinnere “in erschreckender Weise an die Propaganda-Hetze der Nationalsozialisten gegen die Katholische Kirche und ihre Repräsentanten“.

Und gleich noch mehr:

Der Öffentlichkeitsreferent der Diözese Augsburg, Dirk Hermann Voß, hatte zuvor gesagt, er erkenne in den persönlichen Attacken Roths gegen Vertreter der Kirche und in ihrem Versuch, sich selbst zur “Zensurbehörde” der gesellschaftspolitischen Diskussion in Deutschland zu machen, “seit langem schon beunruhigende faschistoide Züge”. Die Grünen seien damit “auf allen Ebenen für Christen nicht wählbar”.

Oha, da wurd’s aber schnell allgemein: “für Christen nicht wählbar”. Und nu? Alle Grünen-Wähler kommen in die Hölle? Exkommunikation für Grünen-Wähler? Und was sagen die anderen christlichen Vereine dazu, dass der Öffentlichkeitsreferent der Diözese Augsburg gleich für ihre Leute mitspricht?

Leute, mal im Ernst: Geht’s nicht ‘ne Nummer kleiner? Ihr seid nicht das Usenet oder die Blogosphäre, Ihr seid Politiker und Kirchenleute. Ihr müsst nicht sofort mit völliger rhetorischer Ohnmacht reagieren, wenn jemand mal anderer Meinung ist als ihr – was ziemlich genau immer der Fall sein dürfte. Ihr redet über Familienpolitik und benehmt Euch so, wie sich Dreijährige im Sandkasten benehmen würden.

Dabei kann ich nur wenig Unterschiede feststellen zwischen

Roth forderte in ihrer Rede beim bayerischen Grünen-Landesparteitag in Deggendorf, Familien bräuchten endlich eine echte Wahlfreiheit, ob sie ihre Kinder selbst beaufsichtigen wollten oder sie in Kinderkrippen zur Betreuung geben.

und

Stattdessen müsse staatliche Familienpolitik die Entscheidung von Eltern, ihre Kinder selbst zu erziehen und nicht in staatliche Betreuungseinrichtungen zu geben, in gleicher Weise fördern wie den Ausbau von Krippenplätzen, fordert der Bischof.

Die wollen doch beide das Gleiche, oder nicht?

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Literatur

Das blinde Redaktionshuhn der “Süddeutschen Zeitung”

Dass ich das noch erleben darf: Die “Süddeutsche Zeitung” (oder wenigstens deren Magazin) haut eine Bildergalerie raus, die sogar mal sinnvoll und unterhaltsam ist. Rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse wird dem literaturinteressierten Zeitungsleser eine Hilfe an die Hand gegeben, um verschiedene, viel zu oft verwechselte Autoren auseinanderhalten zu können: z.B. Benjamin Lebert und Benjamin von Stuckrad-Barre; Jonathan Franzen, Jonathan Safran Foer und Jonathan Lethem; Martin Walser und Robert Walser.

[via meine Mutter, mal wieder]

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Digital Leben

Anti Pasta

Stellen Sie sich vor, wir würden heute mal komplett auf Eisbein und Sauerkraut verzichten!

Gut, auch wenn das Klischee etwas anderes sagt: Das wäre für die allermeisten Deutschen kein Problem. Aber stellen Sie sich mal vor, wir würden heute mal komplett auf Nudeln verzichten! Kinder, Studenten und Berufstätige müssten sich schon was einfallen lassen (wobei “was” vermutlich “Fischstäbchen”, “Pizza” oder “Butterbrote” hieße). Aber jetzt stellen Sie sich mal vor, die Italiener würden einen Tag auf Nudeln verzichten!!!!1

Lassen wir die Stereotypen beiseite und widmen uns den harten Fakten: Italienische Verbraucherverbände haben für den heutigen Donnerstag zum “Pasta-Streik” aufgerufen. Einen ganzen Tag sollen die Verbraucher auf ihr Nationalgericht verzichten (AP berichtet interessanterweise: “not against eating it, but against buying it”, was auch irgendwie auffälliger wäre), um gegen steigende Preise für Nudeln, Öl und Fahrkarten zu protestieren.

Stellen Sie sich also besser vor, wir würden heute mal komplett auf Autofahrten verzichten!

P.S.: sueddeutsche.de hat das Problem des Alles-bebildern-Müssens übrigens derart gelöst, dass man den Screenshot eines “Telegraph”-Artikels zum Thema, auf dem noch ein halbes Pasta-Symbolfoto zu erahnen ist, in den Artikel eingebaut hat. Als Meta-Symbolbild, sozusagen.

sueddeutsche.de zeigt telegraph.co.uk, die einen Teller mit Nudeln zeigen
Screenshot: sueddeutsche.de

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Digital

Klickbefehl

Wenn ein Programmdirektor diese Zeilen liest und sich ärgert, kann er von sofort an die Zeitung nicht mehr kaufen. Das kann der Örrf-Gefangene, will er sich gesetzeskonform verhalten, nur dann tun, wenn er sich von allen seinen Radios, Fernsehern, Computern etc. trennt und die GEZ außerdem seine Abmeldung akzeptiert.

Nach dem gestrigen Urteil des Bundesverfassungsgerichts kommentiert Kurt Kister in der “Süddeutschen Zeitung” die “Rundfunkfreiheit” in Deutschland.

Mr. Kurbjuweit also called Winnetou “a German with a migration background,” a phrase I’ve heard used to describe Turks here. Tormented German intellectuals like to ponder whether May’s concept of an “edelmensch,” his term for a truly noble man, as he called Winnetou, has inspired more feelings of fraternity or of racial superiority in the country. An American today is likelier to wonder how May shaped German views of the United States over the last century.

Die “New York Times” versucht ihren Lesern Karl May (“virtually unknown in the United States but the most popular author in German history”) und die Faszination der Deutschen für den Wilden Westen näherzubringen.

das gigantische warenlager mit warenausgabe ist wirklich noch ekliger geworden als der rohbau bereits suggerierte. allein die aufgeklebte fassadendeko und die am eingang aufgestelllte plastik sind so geistlos, dass es einem die tränen in die augen treibt.

Felix Schwenzel steht vor einem pottenhässlichen neuen Berliner Einkaufszentrum und philosophiert über potemkinsche Dörfer und festangestellte Gebäude.

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Digital

Besser nie als jetzt.de

jetzt.de, der traurige Internet-Nachfolger der einst sehr guten Jugendbeilage der “Süddeutschen Zeitung”, hat eine Auflistung von 25 deutschsprachigen Blogs erstellt, aus der die Leser das “interessanteste deutsche Weblog” wählen sollen.

Herausgekommen ist eine überaus heterogene Mischung, die neben den obligatorischen Beispielen BILDblog und Spreeblick auch die Blogs von Robert Basic, Jojo Beetlebum und Felix Schwenzel und das Pottblog. In den Kommentaren jammert es schon wieder, dass da eh wieder nur “die üblichen Verdächtigen, die nur deshalb in der Auswahl sind, weil jeder Depp meint, diese Blogs wären ein Muss in der Blogroll” auftauchen.

Das ist natürlich nicht falsch, offenbart aber auch das Dilemma dahinter: An wen richtet sich die Liste? Für die Leute, die sich in der sog. Blogosphäre auskennen, ist das kalter Latte Macchiato, und wer sich nur rudimentär für das Thema interessiert, wird irgendwann glauben, es gäbe in Deutschland nur eine Handvoll Blogs, so wie es ja auch zu jedem Thema immer nur einen Experten in den Nachrichtensendungen dieses Landes gibt. Wer noch nie von Blogs gehört hat, wird die jetzt.de-Seite in der gedruckten “Süddeutschen Zeitung” überblättern und schon gar nicht im Internet darüber stolpern. Bleibt also noch die ach so tolle Abstimmung.

Als wäre das nicht alles schon traurig genug, werden die 25 Blogs bei jetzt.de in der journalistischen Form präsentiert, die seit einiger Zeit bei sueddeutsche.de und ihren Unterseiten Pflicht ist: als 26-teilige Bilder Textgalerie, bei der man für jede Blogbeschreibung eine Seite weiterklicken muss.

jetzt.de sucht das “interessanteste deutsche Weblog”
Ausrisse: jetzt.de

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Hilfe! (Ambulant oder stationär)

Es ist beunruhigend, ja geradezu skandalös, was da seit gestern durch die deutsche Medienlandschaft geistert: Der Medizinische Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen (MDS) veröffentlichte gestern seinen Prüfbericht zur Qualität in der ambulanten und stationären Pflege. Noch bevor das Papier offiziell vorgestellt wurde, hatte die “Bild”-Zeitung eine große Titelgeschichte zu dem Thema gebracht, die jetzt nicht so hunderprozentig exakt war, um es mal vorsichtig auszudrücken.

Was folgte, zeigte mal wieder, dass Journalisten einer dpa-getickerten “Bild”-Schlagzeile mehr vertrauen als ihrer eigenen Lesekompetenz, denn statt auch nur mal nachzugucken, ob die Behauptungen von “Bild” richtig sind, schrieben sie diese munter ab.

Oft kreisen die Berichte um die Behauptung von “Bild”, jeder dritte Patient bekomme nicht genug zu essen oder zu trinken.

“Spiegel Online” schreibt ab:

Der aktuelle Prüfbericht des Medizinischen Dienstes der Spitzenverbände der Krankenkassen (MDS) offenbart einem Bericht der “Bild”-Zeitung zufolge skandalöse Zustände bei ambulanten Pflegediensten und in deutschen Pflegeheimen. Demnach bekommt nach diesem Bericht jeder dritte Pflegefall (Heime: 34,4 Prozent; ambulante Pflege: 29,6 Prozent) nicht genug zu essen und zu trinken.

Auch die “Süddeutsche Zeitung” beruft sich lieber auf “Bild” statt auf den Bericht selbst:

Jeder dritte Pflegefall bekomme nicht genug zu Essen und zu Trinken, schreibt die Bild-Zeitung unter Berufung auf den Bericht. In Heimen seien es 34,4 Prozent der Fälle, bei der ambulanten Pflege 29,6 Prozent.

Dieses Spiel über Bande ist immerhin ein bisschen weniger irreführend als das, was tagesschau.de behauptet:

Demnach bekommt offenbar jede dritte zu pflegende Person nicht genug Essen und Trinken.

Und der Vollständigkeit halber auch noch n-tv.de:

Etwa jeder dritte Pflegebedürftige bekomme nicht genug zu essen und zu trinken.

Nun mag es einigermaßen verständlich erscheinen, dass kein Journalist mal eben 212 Seiten voll Daten und Fakten durcharbeiten will. Muss er aber gar nicht, denn eine schlichte Suche nach dem Wort “Ernährung” im PDF-Dokument hätte zum Beispiel auf Seite 48 verwiesen, wo es heißt:

Die festgestellten Mängeln bei der Ernährung und Flüssigkeitsversorgung sind nicht unbedingt gleichbedeutend mit einer bereits eingetretenen Unterernährung oder einer Dehydratation.

Auf Seite 66 steht:

Bei 65,6 % der im 1. HJ 2006 in die Prüfung eingezogenen Bewohner lagen bei der Ernährung und Flüssigkeitsversorgung keine Qualitätsprobleme vor. Bei 34,4 % der Personen wurden Mängel festgestellt. Auch hier sind diese Mängel nicht unbedingt gleichbedeutend mit einer eingetretenen Unterernährung oder einer Dehydratation.

Immerhin heute.de hat es irgendwie geschafft, die Tatsachen richtig aus dem Bericht abzupinnen:

Der Bericht weist nach wie vor Mängel bei der Ernährung und Flüssigkeitsversorgung der Pflegebedürftigen aus. Bei etwa jedem dritten Fall (Heime: 34,4 Prozent; ambulante Pflege: 29,6 Prozent) stellten die Prüfer Defizite fest. Sie kritisierten etwa unzureichende Gewichtskontrollen oder eine fehlende Ermittlung des Energiebedarfs der Bewohner. Dies bedeute aber nicht unbedingt, dass die Betroffenen jeweils unterversorgt oder mangelhaft ernährt seien, hieß es.

Im Vergleich zum letzten Bericht, der das 2. Halbjahr 2003 erfasste, hat sich die Qualität der Pflege auf beinahe jedem Gebiet verbessert, wenn auch mitunter nur ganz leicht.
“Bild” würdigte diesen Sachverhalt mit vier Worten:

Geändert hat sich wenig.

Das mag bei einer entsprechenden Auslegung des Wortes “wenig” ja sogar noch richtig sein, bei Heribert Prantls Kommentar in der heutigen “Süddeutschen Zeitung” wurde daraus aber schon ein:

Seit Jahren hat sich nichts verbessert – doch niemand reagiert.

(Dass Prantl 34,4 bzw. 29,6 % für “Fast die Hälfte der Menschen in den untersuchten Pflegeheimen” hält, die auch noch “Hunger und Durst” “leidet”, schlägt dann dem Fass die Krone ins Gesicht.)

Dabei hätte man nur das Vorwort lesen müssen, um von der Verbesserung der Situation zu erfahren:

Die Pflegeeinrichtungen haben in den zurückliegenden drei Jahren erkennbare Anstrengungen unternommen, um die Pflegequalität in den Pflegeeinrichtungen weiterzuentwickeln. Bei vielen Qualitätskriterien lassen sich Verbesserungen nachweisen. Ein Teil dieser Entwicklungen ist auch auf die Wirkung der Arbeit des MDK zurückzuführen. Der Bericht zeigt aber auch, dass die Pflege nach wie vor ein Qualitätsproblem hat, aus dem sich ein erheblicher Optimierungsbedarf in den ambulanten Pflegediensten und stationären Pflegeeinrichtungen ergibt.

“Spiegel Online” schaffte es immerhin, einen zweiten Artikel hinterherzuschieben, wo man unter der Überschrift “Pflege verbessert – Probleme bleiben” folgendes lesen kann:

“Die Pflege-Schande”, titelt die “Bild”-Zeitung heute und prangert die skandalösen Missstände in deutschen Altenheimen an. Die Prüfer der Krankenkassen sind überrascht: Denn seit ihrem letzten Bericht hat sich die Lage fast überall verbessert – auch wenn die Probleme bleiben.

Leider ist diese partielle Richtigstellung im ersten Artikel, wo “Spiegel Online” noch munter den “Bild”-Blödsinn zitiert, nicht verlinkt.

Regelrecht reflektiert wirkt da schon der Artikel bei “RP Online”:

Der jüngste Prüfbericht des Medizinischen Dienstes zeige, dass es in den vergangenen Jahren bei allen wichtigen Versorgungskriterien Verbesserungen gegeben habe, wenn auch auf niedrigem Niveau. “Die Pflege hat nach wie vor ein Qualitätsproblem”, räumte Gerdelmann ein. […] Dies bedeute aber nicht, dass es einen “Pflegeskandal” gebe.

Und so haben wir seit gestern zwei Skandale in Deutschland: Die von der “Bild”-Zeitung ausgerufene “Pflegeschande”, bei der genau genommen natürlich jeder Fall von unzureichender Behandlung schrecklich und skandalös ist, und die kaum wahrgenommene, leider auch kaum noch überraschende Tatsache, dass die Verfechter des Qualitätsjournalismus lieber schnell irgendwas weiterplappern, als nur mal für zehn Minuten selbst zu recherchieren.

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Rundfunk Fernsehen

Tatort Programmdirektion

Am Samstagabend sollte im WDR Fernsehen “Herr Schmidt wird 50, will aber nicht feiern” wiederholt werden. Die Sendung mit diesem irre witzigen1 Titel, die erst am Vorabend in der ARD ihre Erstausstrahlung erlebt hatte, lief aber nicht. Nicht nur Michael vom Fernsehlexikon fragte sich, wieso.

Heute Morgen dann erfuhr ich bei der Frühstückslektüre der “Süddeutschen Zeitung” den Grund:

“Aufgrund der zu erwartenden schlechten Zuschauerakzeptanz im WDR Fernsehen haben wir uns entschieden, sie kurzfristig aus dem Programm zu nehmen und stattdessen einen ‘Tatort’ zu senden”, teilt Pressesprecherin Kristina Bausch mit.

Da fällt einem zunächst nichts mehr ein und dann eine ganze Menge.

Erstens hatte Michael offenbar (und wie’s aussieht eher unfreiwillig) Recht mit einer seiner drei Vermutungen:

Man hat festgestellt, dass 1,98 Millionen Zuschauer bei der Erstausstrahlung von Herr Schmidt wird 50, will aber nicht feiern gar keiner so guten Einschaltquote entsprechen.
Und will den vielen Blöden, die es nicht gesehen haben, bloß keine Chance geben, das Verpasste nachzuholen? Ja, klingt schlüssig.

Zweitens dürfte zumindest jedem, der nicht Betriebswirt oder Medienökonom ist, einleuchten, dass eine Sendung, die angekündigt ist, in jedem Fall mehr Zuschauer haben dürfte als eine, die nicht angekündigt ist: Wer vor dem Fernseher saß und Schmidt sehen wollte, hat die Glotze vermutlich noch während des “Tatort”-Vorspanns enttäuscht ausgetreten – und wer zu den fünf Leuten gehört, die Samstagsabend gerne noch eine “Tatort”-Wiederholung mitnehmen würden, lag wahrscheinlich schon im Bett, denn selbst auf der Internetseite des WDR stand zu diesem Zeitpunkt noch, dass “Herr Schmidt …” laufe. Die 210.000 Zuschauer (6,4% Marktanteil) waren bestimmt einfach im Fernsehsessel eingepennt.

Drittens ist das ein Satz, den man normalerweise von ProSieben-Verantwortlichen hört. Wenn ein gebührenfinanzierter Sender wie der WDR meint, seine hektische und völlig kopflos wirkende Programmpolitik mit dem Blick auf die Quote erklären zu können, verwirkt er damit in meinen Augen sofort und auf alle Zeit den Anspruch, in der Gebührendebatte ernst genommen zu werden. Programmplaner, die ihre (nicht ganz freiwillig) zahlenden Zuschauer mit dem Hinweis auf Ökonomie und Quotendruck derart vor den Kopf stoßen, wären wohl selbst fürs Privatfernsehen noch zu dreist.

Anders als dieser programmplanerische Offenbarungseid war die abgesetzte Sendung übrigens kaum der Rede wert: Sie wurde gestern Abend bei EinsFestival wiederholt und entpuppte sich als einer dieser (von den zuständigen Redakteuren vermutlich als “wahnsinnig innovativ” empfundenen) wüsten Zusammenschnitte, die weder chronologisch noch semantisch einen Sinn ergeben. Ohne Off-Sprecher oder sonst ein verbindendes Element wurden tausendmal gezeigte Szenen aus Harald Schmidts bisherigem Fernsehschaffen durcheinander gewürfelt und mit (wahrscheinlich “total ironisch” gemeinten) Szenen garniert, in denen u.a. Thomas Gottschalk, Elke Heidenreich, Ingolf Lück und immerhin auch Herbert Feuerstein vor einer gipsernen Harald-Schmidt-Büste Barockmusik vortrugen. Und weil die ARD ja jetzt alles im 16:9-Format senden muss, wurden die Ausschnitte, die noch im richtigen Fernsehformat vorlagen, an den Seiten mit einer idiotischen Blümchentapete aufgefüllt, damit das Bild voll ist. Ach, es war ganz schrecklich – könnte aber im Falle von Schmidts Ableben jederzeit wiederholt werden.

1 Demnächst wirklich an dieser Stelle: Die zehn schönsten Achtziger-Jahre-Adjektive.