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Kai aus der richtig neuen, scharfen Kiste

Das Interview des Jahres ist gestern weitgehend unbemerkt auf n-tv.de veröffentlicht worden. Befragt wurde nicht Angela Merkel, Barack Obama oder Robbie Williams, sondern Roland Stark, 63 Jahre alt und Besitzer eines Autos, das direkt am Rand des Schmalkaldener Kraters steht.

Schon die Eröffnungsfrage ist eine Meisterleistung des investigativen Journalismus:

n-tv.de: Scheiß Gefühl, oder?

Der Reporter, das merkt man gleich, sitzt nicht auf irgendeinem hohen Ross. Er ist down with the people und auch die Redaktion mag an seiner Wortwahl hinterher nichts mehr ändern:

Haben Sie Angst, dass die Kiste noch verschwindet oder glauben Sie, dass das für Sie noch glimpflich abläuft?

Damit der Leser ganz genau weiß, um welche “Kiste” es hier geht, und ob sich Herr Stark zu Recht Sorgen macht, hakt der Interviewer nach:

Was ist denn das eigentlich für ein Auto. Durch das Tor, das halb davorhängt, kann man das gar nicht gut erkennen.

Na, ein A3. Ein A3 Sportback.

Baujahr?

Anderthalb Jahre alt.

Oh, eine richtig neue, scharfe Kiste.

Stark erklärt, dass er eine Kaskoversicherung habe (“Ist ja ein Leasingfahrzeug.”), mit dem Firmenwagen zur Arbeit fahre und auch schon wieder in die Wohnung rein durfte.

Aber was dann? Der Reporter hat eine Idee:

Jetzt gibt man sich ja sehr viel Mühe, das Erdloch schnell zu verfüllen. Was machen Sie dann, wenn das Auto noch in der Garage steht. Reparieren lassen und bei ebay versteigern. Motto: “Das Auto vom Kraterrand”?

Naja, ich hoffe, dass ich ein neues kriege, wie gesagt.

Wenn der A3 nicht mehr abrutscht, wird das bestimmt schwierig. Wir wünschen Ihnen dann mal so oder so das Beste.

Und bevor Sie sich fragen, ob es nicht unverantwortlich wäre, autobegeisterte Schülerpraktikanten an den Rand dieses Riesenkraters zu schicken: Das Gespräch führte Tilman Aretz, Geschäftsführer der “Nachrichtenmanufaktur”, die den kompletten Internetauftritt von n-tv.de betreut.

Eingesandt von Martin R.

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Digital

Cinemascope für Fortgeschrittene

Na, da ist den Machern von n-tv.de ja mal wieder eine sensationelle Kombination gelungen:

Bilderserie: Trauer um Reinhard Mohn - "Man muss Menschen überzeugen". Bilderserie: Vom Korsett zum Stringtanga - Eine Kulturgeschichte der Dessous

Mit Dank an Michael L.

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Musik Digital

“1966 hätten sie beinahe in Marburg gespielt”

Stellen Sie sich vor, Sie müssten eine Meldung über Paul McCartney und George Harrison schreiben. Weil es eine Handvoll Menschen gibt, die noch nie von den Beatles gehört haben, sollen Sie auch einen kurzen erklärenden Absatz über diese Band einfügen.

Wo fangen Sie an: Bei den Millionen von Platten, die die Band verkauft hat und heute noch verkauft? Bei der “Beatlemania”, die damals die Welt überrollte und bis heute ihresgleichen sucht? Bei den riesigen Vermögen, die jedes Bandmitglied erwirtschaftet hat? Damit, dass die Band nicht wenigen Beobachtern als die beste aller Zeiten gilt?

Nun, der Mitarbeiter von dpa entschied sich für eine Lösung, die sicher nicht falsch ist, den Beatles dann aber doch irgendwie nicht wirklich gerecht wird:

Zu einem der größten Hits der Beatles gehört “I Want To Hold Your Hand” von 1963. Unter dem Titel “Komm, gib mir deine Hand” nahmen sie das Lied sogar auf Deutsch auf.

[gefunden bei “Spiegel Online” und n-tv.de]

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Digital

Cinemascope für Anfänger

Ich habe gerade einen ganz schönen Schreck bekommen, als ich die Startseite von n-tv.de aufgerufen habe:

Aus zwei mach eins mit n-tv.de

Irgendwann fiel mir dann auch wieder ein, woher mir dieses Technik bekannt vorkam

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Digital Sport

Stürmer haut Briefmarken

Sie wissen, dass Sie besser ins Bett gehen sollten, wenn Sie sich nach der Lektüre der Überschrift “Kuranyi schlägt Porto” beinahe eine Sekunde lang fragen, warum ein Fußballer körperliche Gewalt gegen Postwertzeichen anwenden sollte …

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Digital

Rätselspaß mit n-tv.de

Wir machen mal wieder ein kleines Rätsel:

Aus wie vielen Artikeln bei n-tv.de habe ich die folgenden Screenshots zusammengestellt?

Da haben wir ein Symbolbild …

Gut gebrüllt, Löwen, aber es geht auch anders!

… ein Video …

Streit um Jugendstrafrecht: Koch rudert zurück

… und diese Überschrift:

Wer zusammen frühstückt liebt sich (doch)

Na, was glauben Sie? Wie viele Artikel waren das?

Drei? Sind Sie sich sicher?

Nun, die drei Screenshötte stammen aus …

*Trommelwirbel*

… ein und demselben Artikel.

Das ist Blödsinn, sagen Sie? Und fragen sich, worum es denn in einem Artikel gehen soll, der mit Löwen bebildert ist, ein Video von Roland Koch zeigt und in der Überschrift von Liebe und Frühstück faselt?

Mein Gott, sind Sie phantasielos: Um die Stimmung in der großen Koalition, natürlich!

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Licht aus, Spott an

Wie kann man heutzutage in Deutschland eigentlich noch wirklich provozieren? In Zeiten, in denen schon jeder und alles mit irgendwelchen Nazi-Sachen verglichen wurde, muss man sich was neues einfallen lassen: den Kohl-Vergleich.

Erfunden hat ihn Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse in der “Leipziger Volkszeitung”. Zumindest zitiert diese ihn wie folgt:

Müntefering geht, weil ihm Privates in einer entscheidenden Lebensphase wichtiger als alles andere ist. Ein Einschnitt?

Es ist eine unpolitische Entscheidung, dass Franz Müntefering seine Frau in der letzten Phase ihres Lebens direkt begleiten will. Seine Frau im Dunkeln in Ludwigshafen sitzen zu lassen, wie es Helmut Kohl gemacht hat, ist kein Ideal. Ohne dass das vergleichbar wäre. Die Politik ist nicht das Allerwichtigste. Man sollte sich in solchen Phasen das Recht nehmen, auch einmal still zu halten. Es ist nicht so, dass man ein Schwächling ist, wenn man nicht immer sofort in diesen unmenschlichen Entscheidungsdruck verfällt.

Zitat: lvz-online.de

Zur Erinnerung: Hannelore Kohl, die Frau von Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl, litt schon während dessen Amtszeit an einer schweren Lichtallergie, die sie zuletzt dazu zwang, in einem völlig abgedunkelten Haus zu leben, und nahm sich im Juli 2001 das Leben (vgl. dazu auch dieses geschmackvolle “Spiegel”-Titelbild).

So, wie Thierse von der “Leipziger Volkszeitung” zitiert wird, wäre das natürlich eine etwas unglückliche, vielleicht auch schlichtweg geschmacklose Äußerung. Thierse sah seine Ausführungen zunächst einmal als “falsch und verkürzt” wiedergegeben und schrieb dem Altkanzler einen persönlichen Brief, in dem er bedauerte, dass “ein falscher Eindruck entstanden sei”. (Man beachte dabei den alten PR-Trick und bedauere nicht seine Äußerungen, sondern den Eindruck, der durch sie entstanden sein könnte.)

Unterdessen schrien Politiker aller Parteien schon Zeter und Mordio und versuchten, die Nummer zu einem Riesenskandal hochzujubeln, in dessen Windschatten die heutige Diätenerhöhung medial untergehen könnte.

Wer verstehen will, wie Politik und Medien heutzutage funktionieren, muss nur diesen Artikel bei n-tv.de lesen:

“Die Äußerungen von Herrn Thierse sind für mich menschlich zutiefst unverständlich. Sie grenzen für mich an Niedertracht”, sagte Merkel der “Bild”.

[…]

Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) sprach von einem “Tiefpunkt im Umgang” unter Kollegen. CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer sagte, ein Bedauern reiche “hinten und vorne nicht”. “Das ist des Deutschen Bundestags nicht würdig. FDP-Chef Guido Westerwelle hat recht, wenn er sagt, er kann sich durch einen solchen Vizepräsidenten nicht repräsentiert fühlen.” Westerwelle sprach im “Kölner Stadt-Anzeiger” von “unterirdischen” Äußerungen.

Sie sehen schon: Die reden alle übereinander und mit der Presse, aber in keinem Fall miteinander – und das Volk sitzt daneben wie das Kind geschiedener Eltern, die nur noch über ihre Anwälte miteinander kommunizieren.

Im “Bild”-Artikel kommen noch ein paar weitere Hochkaräter zu Wort:

Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) empört: „Schäbig und geschmacklos!“ Junge-Union-Chef Philipp Mißfelder: „Parteichef Kurt Beck muss Thierse sofort zur Ordnung rufen.“

Und weil die Luft langsam dünn wurde, schaltete Thierse einen Gang höher und entschuldigte sich heute morgen per Brief “in aller Form” bei Helmut Kohl. Richtiger noch: Er bat um Entschuldigung, was ja heutzutage auch eine sprachliche Seltenheit ist.

Wie reagiert eigentlich Kohl auf den Brief seines alten Freundes und das ganze Theater drum herum? Mit der ihm üblichen staatsmännischen Größe und Gelassenheit:

“Ich nehme diese Entschuldigung an. Zum Vorgang selbst will ich sonst nichts sagen.”

Ich weiß schon, warum der Mann auf ewig “mein” Kanzler bleiben wird.

Nachtrag 17. November: Gerade erst festgestellt, dass diese erste öffentliche Erwähnung des Namens Helmut Kohl seit Monaten zufälligerweise mit der Präsentation des dritten Bands von Kohls Autobiografie zusammenfiel …

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Digital Politik

n-tv ruft Neuwahlen aus

“Bei den Neuwahlen hofft die Opposition auf eine Chance.”

Screenshot: n-tv.de

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Vorher-Nachher-Bilder

“Mumien im Museum” und “Der (politische) Kuss” bei n-tv.de

Nur was ist was, n-tv.de?

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Den Vogel abgeschossen

So langsam gehen mir die Erklärungen aus, wie bei “Spiegel Online” Überschriften entstehen. Eine Theorie wäre, dass ein früherer Gagschreiber von … sagen wir: “Sieben Tage, Sieben Köpfe” mit einer Kette um den Hals in der Redaktion gehalten wird, eine Meldung nach der anderen vorgelesen bekommt und dann drei, vier Kalauer dazu macht – der schlechteste wird dann genommen. Natürlich wäre es auch möglich, dass ein Computerprogramm jede Meldung auf Schlagworte scannt und dann eine suchmaschinenoptimierte Headline ausspuckt – so irreführend sie auch sein mag. Alternativ können nur noch sehr, sehr schlechte Drogen im Spiel sein.

Brutaler Ehrenmord an Strauß: Amerikaner müssen ins Gefängnis

Zunächst ein Transkript meiner Gedanken:

  • “Hä?”
  • “Muss die bayrische Geschichte neu geschrieben werden?”
  • “‘Ehrenmord’?! ‘An Strauß’?!”
  • “Welche Amerikaner? Alle?!”
  • “Hä?”

Und hier dann kurz die Geschichte: Zwei junge Männer klettern betrunken in ein Straußengehege, der Strauß Gaylord attackiert die beiden, die Begleiterinnen lachen, die beiden Männer kommen später wieder und töten Gaylord mit mindestens sieben Schüssen. Das erklärt den Strauß.

Einer der beiden Männer wurde bereits im März zu sieben Monaten Haft verurteilt, der zweite jetzt zu fünfen. Das erklärt die Amerikaner im Gefängnis (wobei der zuerst Verurteilte nach fünf Monaten wieder frei kam, so dass streng genommen jetzt nur ein Amerikaner in den Knast muss).

In der Reuters-Meldung, die “Spiegel Online” komplett übernommen und mit einem eigenen Prolog (und natürlich der obigen Überschrift) versehen hat, steht dann noch folgendes:

In dem Fall gehe es klar um männlichen Stolz, zitierte die Zeitung “San Francisco Chronicle” den mit dem Fall befassten Staatsanwalt.

Jawoll:

“This whole thing is about male pride,” Wagstaffe said.

Das “erklärt” dann wohl den “Ehrenmord”, der (immerhin noch mit Anführungszeichen) auf das Konto von Reuters geht.

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Vorgang wird bearbeitet

Vielleicht brauchen wir uns doch nicht so viele Sorgen zu machen um mitgelesene E-Mails, Vorratsdatenspeicherung und Gedankenkontrolle.

Schließlich leben wir in einem Land, in dem es die Behörden nicht mal auf die Reihe kriegen, 82 Millionen Steuernummern in time zuzuteilen.

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Hilfe! (Ambulant oder stationär)

Es ist beunruhigend, ja geradezu skandalös, was da seit gestern durch die deutsche Medienlandschaft geistert: Der Medizinische Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen (MDS) veröffentlichte gestern seinen Prüfbericht zur Qualität in der ambulanten und stationären Pflege. Noch bevor das Papier offiziell vorgestellt wurde, hatte die “Bild”-Zeitung eine große Titelgeschichte zu dem Thema gebracht, die jetzt nicht so hunderprozentig exakt war, um es mal vorsichtig auszudrücken.

Was folgte, zeigte mal wieder, dass Journalisten einer dpa-getickerten “Bild”-Schlagzeile mehr vertrauen als ihrer eigenen Lesekompetenz, denn statt auch nur mal nachzugucken, ob die Behauptungen von “Bild” richtig sind, schrieben sie diese munter ab.

Oft kreisen die Berichte um die Behauptung von “Bild”, jeder dritte Patient bekomme nicht genug zu essen oder zu trinken.

“Spiegel Online” schreibt ab:

Der aktuelle Prüfbericht des Medizinischen Dienstes der Spitzenverbände der Krankenkassen (MDS) offenbart einem Bericht der “Bild”-Zeitung zufolge skandalöse Zustände bei ambulanten Pflegediensten und in deutschen Pflegeheimen. Demnach bekommt nach diesem Bericht jeder dritte Pflegefall (Heime: 34,4 Prozent; ambulante Pflege: 29,6 Prozent) nicht genug zu essen und zu trinken.

Auch die “Süddeutsche Zeitung” beruft sich lieber auf “Bild” statt auf den Bericht selbst:

Jeder dritte Pflegefall bekomme nicht genug zu Essen und zu Trinken, schreibt die Bild-Zeitung unter Berufung auf den Bericht. In Heimen seien es 34,4 Prozent der Fälle, bei der ambulanten Pflege 29,6 Prozent.

Dieses Spiel über Bande ist immerhin ein bisschen weniger irreführend als das, was tagesschau.de behauptet:

Demnach bekommt offenbar jede dritte zu pflegende Person nicht genug Essen und Trinken.

Und der Vollständigkeit halber auch noch n-tv.de:

Etwa jeder dritte Pflegebedürftige bekomme nicht genug zu essen und zu trinken.

Nun mag es einigermaßen verständlich erscheinen, dass kein Journalist mal eben 212 Seiten voll Daten und Fakten durcharbeiten will. Muss er aber gar nicht, denn eine schlichte Suche nach dem Wort “Ernährung” im PDF-Dokument hätte zum Beispiel auf Seite 48 verwiesen, wo es heißt:

Die festgestellten Mängeln bei der Ernährung und Flüssigkeitsversorgung sind nicht unbedingt gleichbedeutend mit einer bereits eingetretenen Unterernährung oder einer Dehydratation.

Auf Seite 66 steht:

Bei 65,6 % der im 1. HJ 2006 in die Prüfung eingezogenen Bewohner lagen bei der Ernährung und Flüssigkeitsversorgung keine Qualitätsprobleme vor. Bei 34,4 % der Personen wurden Mängel festgestellt. Auch hier sind diese Mängel nicht unbedingt gleichbedeutend mit einer eingetretenen Unterernährung oder einer Dehydratation.

Immerhin heute.de hat es irgendwie geschafft, die Tatsachen richtig aus dem Bericht abzupinnen:

Der Bericht weist nach wie vor Mängel bei der Ernährung und Flüssigkeitsversorgung der Pflegebedürftigen aus. Bei etwa jedem dritten Fall (Heime: 34,4 Prozent; ambulante Pflege: 29,6 Prozent) stellten die Prüfer Defizite fest. Sie kritisierten etwa unzureichende Gewichtskontrollen oder eine fehlende Ermittlung des Energiebedarfs der Bewohner. Dies bedeute aber nicht unbedingt, dass die Betroffenen jeweils unterversorgt oder mangelhaft ernährt seien, hieß es.

Im Vergleich zum letzten Bericht, der das 2. Halbjahr 2003 erfasste, hat sich die Qualität der Pflege auf beinahe jedem Gebiet verbessert, wenn auch mitunter nur ganz leicht.
“Bild” würdigte diesen Sachverhalt mit vier Worten:

Geändert hat sich wenig.

Das mag bei einer entsprechenden Auslegung des Wortes “wenig” ja sogar noch richtig sein, bei Heribert Prantls Kommentar in der heutigen “Süddeutschen Zeitung” wurde daraus aber schon ein:

Seit Jahren hat sich nichts verbessert – doch niemand reagiert.

(Dass Prantl 34,4 bzw. 29,6 % für “Fast die Hälfte der Menschen in den untersuchten Pflegeheimen” hält, die auch noch “Hunger und Durst” “leidet”, schlägt dann dem Fass die Krone ins Gesicht.)

Dabei hätte man nur das Vorwort lesen müssen, um von der Verbesserung der Situation zu erfahren:

Die Pflegeeinrichtungen haben in den zurückliegenden drei Jahren erkennbare Anstrengungen unternommen, um die Pflegequalität in den Pflegeeinrichtungen weiterzuentwickeln. Bei vielen Qualitätskriterien lassen sich Verbesserungen nachweisen. Ein Teil dieser Entwicklungen ist auch auf die Wirkung der Arbeit des MDK zurückzuführen. Der Bericht zeigt aber auch, dass die Pflege nach wie vor ein Qualitätsproblem hat, aus dem sich ein erheblicher Optimierungsbedarf in den ambulanten Pflegediensten und stationären Pflegeeinrichtungen ergibt.

“Spiegel Online” schaffte es immerhin, einen zweiten Artikel hinterherzuschieben, wo man unter der Überschrift “Pflege verbessert – Probleme bleiben” folgendes lesen kann:

“Die Pflege-Schande”, titelt die “Bild”-Zeitung heute und prangert die skandalösen Missstände in deutschen Altenheimen an. Die Prüfer der Krankenkassen sind überrascht: Denn seit ihrem letzten Bericht hat sich die Lage fast überall verbessert – auch wenn die Probleme bleiben.

Leider ist diese partielle Richtigstellung im ersten Artikel, wo “Spiegel Online” noch munter den “Bild”-Blödsinn zitiert, nicht verlinkt.

Regelrecht reflektiert wirkt da schon der Artikel bei “RP Online”:

Der jüngste Prüfbericht des Medizinischen Dienstes zeige, dass es in den vergangenen Jahren bei allen wichtigen Versorgungskriterien Verbesserungen gegeben habe, wenn auch auf niedrigem Niveau. “Die Pflege hat nach wie vor ein Qualitätsproblem”, räumte Gerdelmann ein. […] Dies bedeute aber nicht, dass es einen “Pflegeskandal” gebe.

Und so haben wir seit gestern zwei Skandale in Deutschland: Die von der “Bild”-Zeitung ausgerufene “Pflegeschande”, bei der genau genommen natürlich jeder Fall von unzureichender Behandlung schrecklich und skandalös ist, und die kaum wahrgenommene, leider auch kaum noch überraschende Tatsache, dass die Verfechter des Qualitätsjournalismus lieber schnell irgendwas weiterplappern, als nur mal für zehn Minuten selbst zu recherchieren.