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Gesellschaft Digital

Mittendrin statt tot dabei

Ich fin­de twit­ter im Gro­ßen und Gan­zen ja ganz okay und den­ke, es kommt wie bei jedem Werk­zeug dar­auf an, wie man es ein­setzt. Eine gro­ße Gefahr besteht natür­lich dar­in, dass die­ses Werk­zeug so leicht zu bedie­nen ist und man des­halb oft schnel­ler tweetet als denkt.

Eine ande­re Gefahr kann natür­lich dar­in bestehen, dass man ein­fach nur tweetet und gar nicht mehr denkt: Kim­ber­ly Hop­pe, Klatsch­ko­lum­nis­tin der Münch­ner „Abend­zei­tung“, sitzt in der Aller­hei­li­gen-Hof­kir­che und tickert live von der Trau­er­fei­er für Mon­ti Lüft­ner.

Beerdigung Monti Lüftner. Alle Promis schauen sehr, sehr traurig - auch die Fotografen tragen Schwarz. Wolfgang Seybold schluckt.

Jetzt läuft Bruce Springsteen. Marcel Avram schnaeutzt sich - Gaensehautstimmung. Nur die Kerzen sind leider nicht echt

Montis Tochter Tracy (16) spricht wundervoll, singt Amazing Grace, bricht das Lied unter Tränen ab. Ich weine. Die ganze Kirche weint.

Es ist die­se Mischung aus Bana­li­tä­ten und Inti­mi­tä­ten, die das fröh­li­che Daher­plap­pern von Frau Hop­pe so uner­träg­lich macht. Die Tat­sa­che, dass sie über die Trä­nen von Freun­den und Ange­hö­ri­gen (und ihre eige­nen) schreibt, noch ehe die­se getrock­net sind. Der Umstand, dass sie von einer ver­damm­ten Trau­er­fei­er aus einer Kir­che twit­tert.

Aber bevor Sie die Schuld jetzt bei twit­ter suchen: Dass es auch ohne geht, hat letz­tes Jahr schon „RP Online“ vor­ge­macht.

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Musik

Overwhelmed by their hometown

Ges­tern also spiel­ten die Kili­ans anläss­lich der Ver­öf­fent­li­chung ihres zwei­ten Albums „They Are Cal­ling Your Name“ (erscheint Ende nächs­ter Woche, kann man jetzt schon bei last.fm hören) in ihrer Hei­mat­stadt Dins­la­ken.

Wie es wirk­lich war, wer­den wir am Mon­tag (also 60 Stun­den nach dem Kon­zert) in den Lokal­zei­tun­gen lesen kön­nen. Da wird dann ver­mut­lich auch die exak­te Besu­cher­zahl ste­hen (Cof­fee-And-TV-Schät­zun­gen: 1.200 bis 1.500).

Bis dahin ver­wei­se ich auf unge­fil­ter­te Live-Ein­drü­cke in 13 Fotos und sechs Tweets:

Auf in die Stadt, #Kilians gucken. l:Dinslaken
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Digital Rundfunk

Von der Attraktivität deutscher TV-Nachrichten

Sie wer­den es mitt­ler­wei­le alle mit­be­kom­men haben: Ges­tern Nach­mit­tag (Orts­zeit) fie­len bei einem Air­bus A320 kurz nach dem Start am La Guar­dia Air­port bei­de Trieb­wer­ke aus und der Pilot muss­te die Maschi­ne auf dem Hud­son River not­lan­den.

Dass alle 155 Insas­sen über­lebt haben, darf man wohl getrost als ziem­li­ches Glück bezeich­nen: zwar ist der Hud­son eini­ger­ma­ßen breit und frei von Brü­cken und damit – im Gegen­satz zum East River auf der ande­ren Sei­te Man­hat­tans – durch­aus für Not­was­se­run­gen geeig­net, aber ein Flug­zeug auf einem viel befah­re­nen Fluss auf­zu­set­zen und es anschlie­ßend zu eva­ku­ie­ren, wäh­rend es lang­sam im eis­kal­ten Was­ser unter­geht, das zählt schon zu den außer­ge­wöhn­li­che­ren Auf­ga­ben eines Lini­en­pi­lo­ten.

Wer ges­tern Abend unse­rer Zeit beim Micro­blog­ging-Dienst twit­ter rein­ge­schaut hat, wur­de über die Lage bes­tens infor­miert: als eine der ers­ten Mel­dun­gen gab es ein Foto, das Janis Krums, der zufäl­lig auf einer der Fäh­ren im Hud­son und damit direkt am Unfall­ort war, mit sei­nem iPho­ne gemacht hat­te. twitpic.com brach zeit­wei­se unter dem Ansturm zusam­men und ziem­lich vie­le Nach­rich­ten­sei­ten berich­te­ten dar­über.

Wer mit einem Live­ti­cker von Augen­zeu­gen und eben­falls twit­tern­den Nach­rich­ten­agen­tu­ren ver­sorgt wur­de, für den waren die Infor­ma­tio­nen, mit denen das deut­sche Fern­se­hen sei­ne Zuschau­er zu beglü­cken ver­such­te, natür­lich ein Desas­ter. Statt ein­fach „ins Inter­net“ zu gucken, griff man lie­ber auf dün­ne Agen­tur­mel­dun­gen und Repor­ter vor Ort zurück.

Dabei ist es ein über­hol­ter Irr­glau­be der Nach­rich­ten­ma­cher, bei einem Ereig­nis erst mal an den Ort des Gesche­hens schal­ten zu müs­sen. Dort steht dann ein über­for­der­ter Repor­ter den Ret­tern im Weg rum und kann sei­ne Ein­drü­cke schil­dern – wobei er sich natür­lich gera­de gar kei­ne eige­nen Ein­drü­cke ver­schaf­fen kann, weil er ja in einer zwar atmo­sphä­ri­schen, aber weit­ge­hend Infor­ma­ti­ons­lo­sen Schal­te mit einem wiss­be­gie­ri­gen Repor­ter gefan­gen ist. Wenn er Glück hat, hat er vor­her einen Pas­san­ten fra­gen kön­nen, ob der einen lau­ten Knall gehört habe.

Nun wür­de ich nicht so weit gehen und sagen, das Inter­net kön­ne schon jetzt das Fern­se­hen erset­zen. Wenn sich mei­ne Groß­el­tern, Eltern und vie­le mei­ner Freun­de über der­ar­ti­ge Ereig­nis­se infor­mie­ren wol­len, schal­ten sie natür­lich irgend­ei­nen Nach­rich­ten­sen­der ein und auch ich hat­te zwi­schen­durch CNN lau­fen, wo Wolf Blit­zer einen der Pas­sa­gie­re gera­de tele­fo­nisch der­art mit Fra­gen löcher­te, als müs­se er selbst noch in die­ser Nacht den Unter­su­chungs­be­richt der Luft­auf­sichts­be­hör­de ver­fas­sen.

Aber was die deut­schen Nach­rich­ten­sen­dun­gen da über den Äther schi­cken, war eine dump­fe Mischung aus Kaf­fee­satz­le­sen mit Tan­te Mimi, Onkel Heinz erzählt vom Angeln und Klein-Fritz­chen erzählt sei­ner Mut­ti, wie es in der Kir­che war, obwohl er wäh­rend­des­sen Fuß­ball­spie­len war.

„Zahl­rei­che Fähr­schif­fe ver­su­chen, Über­le­ben­de zu ret­ten“, teaser­te RTL sein „Nacht­jour­nal“ an, was wohl eben­so rich­tig, aber weit weni­ger dra­ma­tisch war als das „Es gibt kei­ne Anzei­chen für einen Ter­ror­an­schlag“, mit dem Gabi Bau­er die ARD-Nach­rich­ten­at­trap­pe „Nacht­ma­ga­zin“ eröff­ne­te, bevor sie eine Vier­tel­stun­de spä­ter Thors­ten Schä­fer-Güm­bel mit der Fra­ge, wie wich­tig Sex im Wahl­kampf sei (gemeint war wohl eher „Sex­ap­peal“), völ­lig aus der Fas­sung brach­te.

Den beson­de­ren Ernst der Lage konn­te man dar­an erken­nen, dass n‑tv sei­ne geplan­ten „Natio­nal Geographic“-Reportagen kipp­te und live auf Sen­dung ging. Wäh­rend CNN, Fox News, MSNBC und BBC World ziem­lich beein­dru­cken­de Live-Bewegt­bil­der aus New York hat­ten (die Hub­schrau­ber der gro­ßen Net­works schwe­ben ja eh die gan­ze Zeit über der Stadt), hat­te n‑tv einen Mode­ra­tor im Stu­dio, meh­re­re „Brea­king News“-Laufbänder, ein paar Fotos und einen Repor­ter am Tele­fon. Und der sag­te, wenn ich ihn nicht völ­lig falsch ver­stan­den habe, dass es wohl „bald“ die ers­ten Han­dy-Fotos und ‑Vide­os im Inter­net zu sehen geben wür­de. Zu die­sem Zeit­punkt war twit­pic bereits down und bei flickr gab es jede Men­ge Foto­stre­cken und Ein­zel­bil­der zu sehen. Sogar ers­te Wit­ze.

Es geht mir gar nicht dar­um, Inter­net und Fern­se­hen gegen­ein­an­der aus­spie­len zu wol­len – und die Zei­tun­gen von heu­te waren schon gedruckt, bevor das Flug­zeug über­haupt abge­ho­ben hat­te. Aber ich den­ke, dass auch die Men­schen, die nicht bei twit­ter, flickr und Face­book unter­wegs sind, ein Anrecht auf aktu­el­le Infor­ma­tio­nen haben. Und die bekommt man heu­te nun wirk­lich so ein­fach und bil­lig wie noch nie. Auch als Nach­rich­ten­re­dak­teur des deut­schen Fern­se­hens.

Nach­trag, 20:20 Uhr: Auch mei­ne Freun­de von „RP Online“ berich­ten über die Fotos bei twit­ter und bei flickr.

Das Sen­sa­tio­nel­le dar­an: Sie schaf­fen das ohne einen ein­zi­gen Link!

Nach­trag, 17. Janu­ar, 00:23 Uhr: Zwei Tweets spä­ter hat „RP Online“ alles ver­linkt.

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Unterwegs Politik

Nach Erfurt

Bundesdelegiertenversammlung der Grünen 2008

Das war er also: mein ers­ter Par­tei­tag. Oder zumin­dest der ers­te, an den ich mich erin­nern kann.

War er so, wie ich mir das vor­her vor­ge­stellt hat­te? Ja und Nein.

Der Frei­tag war schlimm – das fan­den aber auch fast alle Grü­nen, mit denen ich gespro­chen habe. Stun­den­lang wur­de dar­über dis­ku­tiert, wel­chen Stand­punkt die Par­tei ver­tre­ten sol­le, wenn sie mal wie­der was zu sagen hat. Dar­über, ob bis zum Jahr 2020, 2030 oder 2040 80%, 90% oder 100% erneu­er­ba­re Ener­gien ein­ge­setzt wer­den sol­len. Und dar­über, was Al Gore in der „New York Times“ geschrie­ben hat.

Die Dis­kus­sio­nen zum The­ma „60 Jah­re Men­schen­rech­te“ am Sams­tag waren deut­lich span­nen­der, aber in der Men­ge auch ermü­dend. Aller­dings habe ich so wenigs­tens ein­mal gese­hen, wie Par­tei­en zu der Linie kom­men, die sie ver­tre­ten. Eine Par­tei ist wohl nie einer Mei­nung, bei den Grü­nen gehört das aber (wie das Stri­cken auf Par­tei­ta­gen) zum Pro­gramm: Die Flü­gel­kämp­fe sind legen­där, auch wenn in der Par­tei man­che nicht mehr ganz genau durch­bli­cken, wer da wel­che Posi­tio­nen ver­tritt.

In den Reden der gro­ßen Vier (die Par­tei­vor­sit­zen­den Clau­dia Roth und Cem Özd­emir, sowie die Spit­zen­kan­di­da­ten Rena­te Kün­ast und Jür­gen Trit­tin) war viel von den „grü­nen Kern­the­men“ die Rede, die wie­der besetzt und gegen die Ver­ein­nah­mungs­ver­su­che ande­rer Par­tei­en ver­tei­digt wer­den sol­len. Beson­ders Trit­tin keil­te so stark gegen alle ande­ren Par­tei­en, dass man fast befürch­ten muss­te, die momen­tan fünftstärks­te Bun­des­tags­frak­ti­on wol­le in Zukunft allei­ne regie­ren – zumal es auch kei­ner­lei Ansa­gen gab, was für eine Koali­ti­on man denn am liebs­ten hät­te. „Wir sind grün, nicht Bin­de­strich-Grün“, hat­te Rein­hard Büti­ko­fer das zusam­men­ge­fasst.

Wirk­lich schlimm fand Rot-Grün im Nach­hin­ein aber auch kei­ner, auch wenn sowohl die Ver­schlep­pung und ver­säum­te Rück­ho­lung von Murat Kur­naz, als auch die Ernen­nung des viel geschol­te­nen Hart­mut Meh­dorn zum Vor­stands­vor­sit­zen­den der deut­schen Bahn in die­se sie­ben Jah­re fie­len.

Die Insze­nie­rung des Par­tei­tags war wie die Grü­nen selbst: immer ein klei­nes biss­chen neben der Spur und dadurch irgend­wie grund­sym­pa­thisch. Die Ein­spiel­fil­me hat­ten wenig von Barack Oba­mas halb­stün­di­gem Mei­len­stein und mehr von dem, was man auf Sil­ber­hoch­zei­ten und run­den Geburts­ta­gen sehen kann. Oder im Inter­net.

Die Idee, im gro­ßen Block der Per­so­nal­ent­schei­dun­gen erst mal die Rech­nungs­prü­fer zu wäh­len und dann die Par­tei­vor­sit­zen­den, hat­te auch was. Die Bewer­bungs­re­de von Ste­fan Vol­pert für die­ses Amt zähl­te zu den humo­ris­ti­schen Höhe­punk­ten des Wochen­en­des: erst sprach er die gan­ze Zeit von „Chan­ge“ (womit er nicht etwa – was dem Amt ange­mes­sen gewe­sen wäre – Wech­sel­geld mein­te, son­dern sich sehr direkt auf Barack Oba­ma bezog) und als er dann auch noch „Yes, we can!“ aus­rief, ging ein Stöh­nen durch die Rei­hen. Die Kin­der­ge­burts­tags­num­mer, bei der nach der Wahl von Kün­ast und Trit­tin grü­ne Bäl­le ins Publi­kum gewor­fen wur­den, lie­fer­te zwar schö­ne Bil­der, wirkt aber um so gro­tes­ker, wenn man weiß, dass im Ablauf­plan danach eigent­lich noch 50 Minu­ten für das The­ma „Armut im Alter“ vor­ge­se­hen waren.

Dafür zeig­te sich, dass Grü­nen die wohl web-affins­te Par­tei Deutsch­lands sind. Die Idee, Blog­ger-Sti­pen­di­en zu ver­ge­ben, ist da nur ein Mosa­ik­stein: Neben­her arbei­te­ten ange­hen­de Euro­pa-Abge­ord­ne­te an ihren Face­book­sei­ten, auf twit­ter war die Höl­le los und als Vol­ker Beck sei­ne Bewer­bungs­re­de für den Par­tei­rat mit „Lie­be Freun­din­nen und Freu­de, lie­be Fol­lower“ eröff­ne­te, fand ich das erst ein wenig ran­schmei­ße­risch und dann irgend­wie kon­se­quent. Bei so viel Web 2.0 besteht natür­lich die Gefahr, bald nur noch im Inter­net statt­zu­fin­den, die auch prompt von eini­gen Red­nern ange­spro­chen wur­de.

Letzt­end­lich war es eine inter­es­san­te Erfah­rung. Die vier ande­ren Blog­ger waren sehr nett (wobei ich Jens natür­lich schon kann­te und Tere­sa auch ein biss­chen) und auch unter den Dele­gier­ten (die ja in ers­ter Linie ganz nor­ma­le Men­schen mit rich­ti­gen Beru­fen sind und erst in zwei­ter oder drit­ter Linie Par­tei­mit­glie­der) und Jour­na­lis­ten habe ich ein paar neue Leu­te ken­nen­ge­lernt.

In den Kom­men­ta­ren gab es ein wenig Empö­rung dar­über, dass ein Par­tei­tag über­haupt hier oder in ande­ren Blogs Erwäh­nung fin­de. Ich sehe aber die vie­len Kom­men­ta­re, die es aus ganz unter­schied­li­chen Rich­tun­gen gege­ben hat, ein biss­chen als Bestä­ti­gung an, dass es Inter­es­se an einer sol­chen, etwas ande­ren Bericht­erstat­tung gibt. Ich fin­de es gut, wenn sich in einer Demo­kra­tie nicht nur Par­tei­mit­glie­der für Par­tei­ta­ge inter­es­sie­ren.

Die Ergeb­nis­se und die Bil­der einer win­ken­den Clau­dia Roth kann man in jeder Zei­tung nach­le­sen und in den Nach­rich­ten sehen. Ich woll­te hier ver­su­chen, die Atmo­sphä­re des Par­tei­tags ein­zu­fan­gen. Ich wür­de durch­aus ger­ne mal zu einem Par­tei­tag einer ande­ren Par­tei fah­ren – um die Gemein­sam­kei­ten und Unter­schie­de zu sehen, und um ein biss­chen mehr über Poli­tik zu erfah­ren, im Guten wie im Schlech­ten.

In eine Par­tei wer­de ich trotz­dem nicht ein­tre­ten. Dafür bin ich zu wenig gesel­lig und zu wenig Dis­kus­si­ons­be­reit. Schon die Fra­ge, was wir zum Abend essen sol­len, kann mir den hal­ben Tag ver­sau­en.

Was mir aber auf jeden Fall in Erin­ne­rung blei­ben wird, sind die blin­ken­den Nie­ten an Clau­dia Roths Jeans:

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Beach­ten Sie für alle Par­tei­tags-Bei­trä­ge bit­te die Vor­be­mer­kun­gen.

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Digital Politik

Der automatische Nazi-Beantworter

hellojed: @coffeeandtv: Bitte Liste aktualisieren http://is.gd/7LH0

Guten Tag, hier spricht der auto­ma­ti­sche Nazi-Beant­wor­ter von coffeeandtv.de. Was gibt’s?

Neuer Nazi-Vergleich: SPD-Mann vergleicht Jugendliche mit SA. Mit den Schlägern Adolf Hitlers hat der Potsdamer Oberbürgermeister protestierende Linksalternative gleichgesetzt. Entschuldigt hat er sich dafür bestenfalls halbherzig.

Bit­te gehen Sie wei­ter, es gibt nichts zu sehen!

„Schlim­mer als Hit­ler­krebs – Miss­glück­te Rhe­to­rik für Pro­fis“ jetzt vor­be­stel­len!

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Leben

Mitbewohner 1.0

Leeres Zimmer (Symbolbild)

Im Mai star­te­te ich einen Auf­ruf, mit dem ich einen neu­en Bewoh­ner für das leer­ste­hen­de Zim­mer in unse­rer WG fin­den woll­te.

Ich schrieb damals, mit die­ser Akti­on „das welt­wei­te Daten­netz auf eine har­te Pro­be stel­len“ zu wol­len. Nun, was soll ich sagen? Das Web hat ver­lo­ren.

Der Mai ist kein guter Monat, um neue Mit­be­woh­ner zu fin­den: das Semes­ter ist im vol­len Gan­ge und kaum jemand ist auf der Suche nach einem Zim­mer oder Wil­lens umzu­zie­hen. In den ers­ten drei Mona­ten mel­de­ten sich genau drei Leu­te, die durch Zet­tel, die ich an der Uni aus­ge­hängt hat­te, auf das Ange­bot auf­merk­sam gewor­den waren: der Ers­te such­te nur was zur Zwi­schen­mie­te (was wir nicht woll­ten), der Zwei­te war ent­täuscht, dass das Zim­mer gänz­lich unmö­bliert war (was auch für den Ers­ten von Nach­teil gewe­sen wäre), vom Drit­ten waren wir so ange­tan, dass wir ihm das Zim­mer geben woll­ten. Lei­der hat er sich nach unse­rem Ange­bot, bei uns ein­zu­zie­hen, nie wie­der gemel­det.

twit­ter hat­te kein biss­chen gehol­fen und mit der Zeit begriff ich auch, dass ein Blog-Ein­trag allein nicht aus­rei­chen wür­de: bei einer Goog­le-Suche nach frei­en Zim­mern in Bochum kam Cof­fee And TV unter den ers­ten 200 Such­ergeb­nis­sen nicht ansatz­wei­se vor (Der ers­te Besu­cher, der nach mit­be­woh­ner gesucht bochum gegoo­gelt hat­te, kam heu­te auf das Blog).

Mein ver­blie­be­ner Mit­be­woh­ner kam schließ­lich auf die Idee, das Zim­mer bei wg-gesucht.de zu inse­rie­ren. Das hat­te ich auch schon mal ver­sucht, war aber irgend­wie an der Sei­te geschei­tert. Mit dem her­an­na­hen­den neu­en Semes­ter wur­de der Kreis der Inter­es­sen­ten schließ­lich doch noch grö­ßer – wobei etwa die Hälf­te der Bewer­ber über das Inter­net­por­tal kam und die ande­re Hälf­te direkt beim Stu­den­ten­werk nach frei­en Zim­mern gefragt hat­te.

So besa­hen wir uns etwa ein Dut­zend Kan­di­da­ten bei­der­lei Geschlechts (wir hat­ten zwi­schen­zeit­lich über­legt, aus der seit Jah­ren exis­tie­ren­den Män­ner-WG eine gemisch­te zu machen) und erklär­ten etwa ein Dut­zend Mal, wie das mit der Mie­te, dem Besteck, den Bahn­hal­te­stel­len und den Wasch­ma­schi­nen ist. Nur ein Bewer­ber ver­lor schon bei der Besich­ti­gung das Inter­es­se – die 15m2 waren ihm bei einer Kör­per­grö­ße von mehr als zwei Metern offen­bar zu wenig.

Im Ver­lauf der Akti­on lern­te ich, war­um ich für Cas­ting­show­ju­ries und Per­so­nal­ab­tei­lun­gen denk­bar unge­eig­net bin: Ich bin unfä­hig, Men­schen mit­ein­an­der zu ver­glei­chen wie ver­schie­de­ne Kar­ten beim Auto­quar­tett. So lau­te­te die Stan­dard­zu­sam­men­fas­sung meist: „Joa, der war ganz nett – aber der ande­re auch. Aber was weiß ich eigent­lich nach zehn Minu­ten Small­talk über ihn oder sie?“ Goog­le sag­te über die meis­ten Kan­di­da­ten auch nicht viel aus.

Jeden­falls haben wir uns letzt­lich für einen Medi­zin­stu­den­ten ent­schie­den, der über das Stu­den­ten­werk von dem Zim­mer gehört und mich tele­fo­nisch kon­tak­tiert hat­te. Das Inter­net hat­te nichts damit zu tun (und das fin­de ich ehr­lich gesagt auch mal ganz beru­hi­gend).

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Digital

Knüwern für Anfänger

Gene­rell ist es ja schön, wenn Redak­tio­nen die moder­nen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mög­lich­kei­ten nut­zen. Man soll­te es dann nur rich­tig machen.

Mei­ne bei­den liebs­ten Lokal­zei­tungs-Inter­net­por­ta­le twit­tern jetzt auch. Sowohl „RP Online“ als auch „Der Wes­ten“ ver­sor­gen das Netz mit einer Mischung aus Flur­funk, Kan­ti­nen­spei­sen­plan und Nach­rich­ten-Feed, reagie­ren aber auch auf Fra­gen oder Kri­tik.

Dabei kön­nen sich schon ein­mal solch net­te Dia­lo­ge ent­spin­nen:

Lau­fen gera­de Schmacht­bil­der von Brad und Geor­ge in Vene­dig ein. Der weib­li­che Teil der Redak­ti­on ist ganz hin und weg. rpon­line 12:51 PM August 27, 2008

@rponline Dür­fen wir ande­ren schon mal wet­ten, wie lang die Bil­der­ga­le­rie wird? cof­fee­andtv 01:06 PM August 27, 2008

@coffeeandtv Schau­en wir mal. rpon­line 02:14 PM August 27, 2008

Weil schon jemand wet­ten woll­te: Die Cloo­ney-Pitt-Foto­stre­cke ent­hält 16 Bil­der: http://tinyurl.com/58p4nd rpon­line 08:22 PM August 27, 2008

Selbst twit­ter-Skep­ti­ker und ‑Has­ser wer­den zuge­ben müs­sen, dass eine oft hart geführ­te kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung so wie­der ein wenig an Mensch­lich­keit gewin­nen kann.

Ges­tern nun ernann­te John McCain, der desi­gnier­te repu­bli­ka­ni­sche Kan­di­dat für das Amt des US-Prä­si­den­ten, über­ra­schend Sarah Palin, Gou­ver­neu­rin von Alas­ka, zu sei­nem run­ning mate, also zur Kan­di­da­tin für das Amt des Vize­prä­si­den­ten.

„Der Wes­ten“ zim­mer­te aus einer dpa-Mel­dung ein Kurz­por­trät der Poli­ti­ke­rin zusam­men und ver­schick­te den Link via twit­ter.

Ich klick­te und las. Und sah, dass da ein Satz irgend­wie ein biss­chen ver­un­glückt war:

Der republikanische Präsidentschaftsbewerber nach offenbar Sarah Palin als seine Vize-Kandidatin ausgewählt.

Ein klei­ner Feh­ler, der jeder­zeit mal pas­sie­ren kann – in der dpa-Fas­sung ging der Satz noch so:

Der repu­bli­ka­ni­sche Prä­si­dent­schafts­be­wer­ber John McCain zieht nach US-Medi­en­be­rich­ten mit der jun­gen Gou­ver­neu­rin von Alas­ka, Sarah Palin, in das Ren­nen um das Wei­ße Haus.

Ein klei­ner Feh­ler, den man aber auch schnell kor­ri­gie­ren kann, dach­te ich und twit­ter­te nur weni­ge Minu­ten spä­ter:

@DerWesten Bit­te schnell noch den ers­ten Satz gera­de bügeln. Dan­ke!

Und dann pas­sier­te genau … nichts.

Dass die zustän­di­gen Leu­te in Essen schon ins Wochen­en­de ver­schwun­den waren, ist unwahr­schein­lich: sie setz­ten bis zum Abend sie­ben wei­te­re Tweets ab. Nur hat offen­bar nie­mand mehr in die Repli­es geguckt.

Dabei gilt mehr denn je: Die Zei­ten des ein­sei­ti­gen Sen­dens sind vor­bei. Wer die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ka­nä­le nicht in bei­de Rich­tun­gen nutzt, wird kläg­lich unter­ge­hen.

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Digital

Father And Son (ca. 2020)

- „Papa, Papa!“
– „Ja, mein Sohn?“
– „Ich hab gera­de in der Ency­clo­pe­dia Blo­gia gescrollt …“
– „Oh.“
– „Was ist die­ses ‚Spie­gel Online‘, von dem 2008 so vie­le Leu­te geschrie­ben haben?“
– „Das war damals ein gro­ßes Online-Maga­zin. Erst gab es über vie­le Jahr­zehn­te ein ange­se­he­nes Print­ma­ga­zin …“
– „Tote Bäu­me?“
– „Genau. Das hat­te lan­ge einen guten Ruf. Dann hat­te es irgend­wann einen unfass­bar schlech­ten Ruf – aber nicht beim ein­fa­chen Volk. Das hat sowohl die Print- als auch die Online-Ver­si­on geliebt. ‚Spie­gel Online‘ war das meist­ge­le­se­ne Online-Medi­um zu die­ser Zeit.“
– „So wie ‚Cof­fee And TV‘ heu­te?“
– (lacht) „Ja, so unge­fähr. Die Leu­te haben alles geglaubt, was bei ‚Spie­gel Online‘ stand. Nur die Medi­en­kri­ti­ker …“
– „Leu­te wie Du, Onkel Nig­gi und Onkel Knü­wi?“
– „Sol­che Leu­te, genau. Wir haben ‚Spie­gel Online‘ kri­ti­siert für schlech­te Recher­che, ein­sei­ti­ge Bericht­erstat­tung und deren Klick…“
– „Die haben noch Klick­hu­re­rei gemacht?!“
– „Wo hast Du denn das Wort schon wie­der gelernt?“
– (lacht)
– (grum­melt) „Jeden­falls: ja, haben sie.“
– „Oh Mann, wie pein­lich!“
– „Du musst wis­sen: damals gal­ten page impres­si­ons noch als hei­li­ger Gral im Inter­net.“
– (lacht)
– „Na ja, das waren jeden­falls ‚Spie­gel‘ und ‚Spie­gel Online‘. 2008 müss­te das Jahr gewe­sen sein, in dem sie gefragt haben, ob das Inter­net doof macht, und über Twit­te­rer und Blog­ger geläs­tert haben.“
– „Aber war­um das denn?“
– „Zum einen, weil sie Angst davor hat­ten – zu Recht, wie wir heu­te wis­sen – zum ande­ren, weil sie sicher­ge­hen konn­ten, dass fast alle Blog­ger und Twit­te­rer dar­über schrei­ben wür­den. Und wenn alle über den ‚Spie­gel‘ schrei­ben, sieht es noch ein biss­chen län­ger so aus, als sei der ‚Spie­gel‘ rele­vant.“
– „Hmmmm. Aber eins ver­steh ich nicht …“
– „Ja?“
– „War­um haben denn immer alle Blog­ger und Twit­te­rer dar­über geschrie­ben? Konn­te denen das nicht egal sein?“
– „Ja sicher, eigent­lich schon.“
– „Oma hat mir mal erzählt, wie sie vor vie­len Jah­ren mit ande­ren Leu­ten ein Atu … Autom …“
– „Atom­kraft­werk?“
– „Ich glau­be ja. Wie sie sowas ver­hin­dert haben. Denen war immer egal, was die ande­ren gedacht, gesagt und in der Zei­tung geschrie­ben haben.“
– „Tja. Die waren damals viel an der fri­schen Luft um zu demons­trie­ren, Sau­er­stoff beru­higt. Wir saßen schlecht gelaunt in unse­ren Büros und haben uns dann halt auf­ge­regt. Ab 2009 hat aber kei­ner – oder kaum noch einer – auf den ‚Spie­gel‘ reagiert, so dass sie 2010 auf­ge­ben muss­ten.“
– „2010? Noch vor Zoo­mer?!“
– „Ja, das ging damals ganz schnell.“
– „Und was ist aus den gan­zen Leu­ten gewor­den, die da gear­bei­tet haben?“
– „Das war das lus­tigs­te: Als ‚Spie­gel Online‘ zuge­macht hat, kam raus, dass da nur drei ver­wirr­te alte Män­ner gear­bei­tet haben: ein Taxi­fah­rer, ein Dro­gen­ab­hän­gi­ger und ein Mann, dem ein wahn­sin­ni­ger Wis­sen­schaft­ler ein Bröt­chen anstel­le sei­nes Gehirns ein­ge­pflanzt hat­te. Alles ande­re kam aus Com­pu­tern.“
– „Gru­se­lig.“
– „Ja. Aber nur halb so gru­se­lig wie deren Tex­te.“
– „Papa?“
– „Ja?“
– „Kön­nen wir noch ein biss­chen Holo­gram­me gucken?“
– „Was wills­te denn sehen?“
– „Den Film mit dem Zei­tungs­mann, der stirbt. Mit dem Schlit­ten. Das ist sooooo lus­tig!“

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Leben Unterwegs

Die Jugend der Weltpresse

Ges­tern durf­te ich beim Jugend­me­di­en­event zwei Semi­na­re unter dem Mot­to „Web 2.0 – Blogs, Social Net­works & Co“ lei­ten.1 Zwei­mal 16 Nach­wuchs­jour­na­lis­ten unter­schied­li­chen Alters und mit unter­schied­lichs­ten Vor­kennt­nis­sen woll­ten unter­hal­ten wer­den und soll­ten natür­lich etwas ler­nen.

Die ers­te Grup­pe war die pure Won­ne: die Jugend­li­chen2 hat­ten Inter­es­se am The­ma, kann­ten Por­ta­le, von denen ich noch nie gehört hat­ten, und mel­de­ten sich alle­samt bei twit­ter an, nach­dem ich ihnen den Dienst vor­ge­stellt hat­te. Sie wirk­ten ange­nehm skep­tisch und zurück­hal­tend, was die Anga­be per­sön­li­cher Daten im Netz anging, und sahen sich die Blogs, die wir uns gemein­sam vor­nah­men, mit Inter­es­se an.3

Die zwei­te Grup­pe erwies sich als sehr viel schwie­ri­ger zu kna­cken: die Fra­ge, war­um sie sich für die­ses Semi­nar ent­schie­den hät­ten, konn­te nie­mand so recht beant­wor­ten. Statt halb­wegs gleich­mä­ßig ver­teil­ter Rede­an­tei­le gab es ein paar weni­ge akti­ve Teil­neh­mer4, ein paar gelang­weil­te Bes­ser­wis­ser und viel Schwei­gen. Mit social net­works war die­ser Grup­pe kaum bei­zu­kom­men: nicht mal die Hälf­te war bei einem der Holtz­brinck-Fau­zet­te, kaum jemand bei Face­book und, wenn ich mich recht erin­ne­re, nie­mand bei MySpace. Die­se Men­schen inter­es­sie­ren sich vor allem für Blogs.

Eini­ge hät­ten vor­ab schon über­legt zu blog­gen, wuss­ten aber nicht genau, was, wie oder wo. Das „wo“ lässt sich ja recht leicht beant­wor­ten (blogger.com, wordpress.com, twoday.net), das „wie“ ist mit „(im Rah­men der juris­ti­schen Mög­lich­kei­ten) ein­fach drauf los“ auch schnell zusam­men­ge­fasst, das „was“ bleibt als zen­tra­le Fra­ge. Als Betrei­ber eines the­ma­tisch völ­lig offe­nen Blogs hielt ich den Hin­weis für ange­bracht, dass man sich dar­über auf alle Fäl­le im Vor­feld im Kla­ren sein soll­te. Manch­mal habe ich einen etwas merk­wür­di­gen Humor.

Ich weiß nicht, ob es an der Nach­mit­tags­zeit lag, die gene­rell trä­ge macht, am gleich­zei­tig statt­fin­den­den Bun­des­li­ga­spiel­tag oder an ganz ande­ren Grün­den, aber das mit der zwei­ten Grup­pe lief nicht so rich­tig rund. Mit­un­ter hat­te ich das Gefühl, zu skep­ti­schen Ver­tre­tern mei­ner Eltern-Gene­ra­ti­on zu spre­chen und nicht zu welt­of­fe­nen Jung­jour­na­lis­ten. Ande­rer­seits stell­ten ein paar von ihnen auch wirk­lich klu­ge Fra­gen.

Es war eine inter­es­san­te Erfah­rung, die unter ande­rem gezeigt hat, dass die fünf Jah­re zurück­lie­gen­de Ent­schei­dung, auf kei­nen Fall Leh­rer wer­den zu wol­len, eine sehr wei­se war. Wie ich mit Till, der eben­falls unter den Refe­ren­ten war5, spä­ter noch dis­ku­tier­te, sind auch längst nicht alle Leu­te, die heu­te jung sind und einen Com­pu­ter ein­schal­ten kön­nen, digi­tal nati­ves. Bei eini­gen besteht das Inter­net aus der „Drei­fal­tig­keit“ (Till) Goog­le, Stu­diVZ und Wiki­pe­dia. Aber um das zu ändern waren wir ja da.

Mein ins­ge­samt posi­ti­ver Grund­e­in­druck der Jung­jour­na­lis­ten wur­de aller­dings heu­te etwas getrübt, als ich im Blog „Online­ma­ga­zin“ zum Jugend­me­di­en­event den Bericht über mein Semi­nar las: die haben mei­nen Vor­na­men falsch geschrie­ben.

  1. Am Titel trifft mich kei­ne Schuld. []
  2. Genau genom­men waren die Ältes­ten der Grup­pe gera­de mal zwei Jah­re jün­ger als ich, die Jüngs­ten aber 14. Es war wohl eher Zufall, dass eine so hete­ro­ge­ne Mischung gut ging. []
  3. Ich hat­te wahl­los Plat­zie­run­gen aus den deut­schen Blog­charts an die ein­zel­nen Teil­neh­mer ver­teilt. Das war inso­fern span­nend, weil ich sel­ber nicht genau wuss­te, über wel­che Blogs wir spre­chen wür­den. Dass das Sys­tem auch Nach­tei­le hat, muss­te ich fest­stel­len, als ich eine Teil­neh­me­rin zur Aus­ein­an­der­set­zung mit der „Ach­se des Guten“ zwang. Es tut mir auf­rich­tig leid. []
  4. Und Teil­neh­me­rin­nen. Wenigs­tens mit dem Gerücht, Mäd­chen wür­den das Inter­net nur für die Ansicht von Pfer­de­fo­tos und das Erstel­len von MySpace-Pro­fi­len nut­zen, soll­te an die­ser Stel­le ein­mal gründ­lich auf­ge­räumt wer­den. []
  5. Das wuss­ten wir vor­her nicht. Die Ver­an­stal­ter woll­ten vor­ab kei­ne Refe­ren­ten­lis­ten her­aus­ge­ben, weil sie nicht „sicher­stel­len [konn­ten], dass jeder damit ein­ver­stan­den ist“. Ent­spre­chend wuss­ten wohl auch die Teil­neh­mer vor­ab gar nicht, mit wem sie das Ver­gnü­gen haben wür­den. Eine wie ich fin­de eher mit­tel­präch­ti­ge Idee. []
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Links liegengelassen

Dass zoomer.de, das angeb­lich ach so zweinul­li­ge Nach­rich­ten­por­tal der Holtz­brinck-Grup­pe, aus­ge­rech­net sei­ne Inter­net- und Com­pu­ter­the­men bei Golem.de ein­kauft raus­ko­piert, könn­te man natür­lich ein biss­chen pein­lich fin­den. Aber bes­ser, man holt sich exter­nes Fach­wis­sen, als man dilet­tiert intern.

Schon etwas pein­li­cher ist es da, im Arti­kel über das rund­erneu­er­te del.icio.us kon­se­quent auf einen Link zu der bespro­che­nen Sei­te zu ver­zich­ten – anders übri­gens als im Ori­gi­nal­ar­ti­kel bei Golem.

Wie 2.0 zoomer.de – und vor allem sei­ne Leser­schaft – wirk­lich ist, kann man schön an den Kom­men­ta­ren zu die­sem Arti­kel über Twit­ter able­sen.

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Und wer bei Zehn noch steht, hat Recht

Wir müs­sen doch noch mal über den Grim­me Online Award reden. Mein Video ist natür­lich ziem­lich auf Poin­te gebürs­tet – anders als zum Bei­spiel die Mode­ra­tio­nen von Kat­rin Bau­er­feind. Wir hat­ten es uns am Blog­ger­tisch mit Twit­ter, Kölsch und Zynis­mus bequem gemacht, aber wir hat­ten unse­ren Spaß.

Es war mei­ne ers­te Preis­ver­lei­hung, von daher weiß ich nicht, ob es immer so ist: da waren also ein paar Blog­ger und sons­ti­ge Onli­ner, Leu­te wie die Macher von kids-hot­line, zeitzeugengeschichte.de und Lite­ra­tur­port, die eine ganz ande­re Sei­te des Inter­nets dar­stel­len, dazu jede Men­ge Reprä­sen­tan­ten aus Poli­tik und Gre­mi­en. Ange­nehm auf­fal­lend war, dass die Ver­an­stal­tung nicht mit völ­lig absei­ti­gen Pro­mis auf­ge­bla­sen wur­de, was aber auch zu absur­den Sze­nen führ­te, wenn die halb­wegs pro­mi­nen­ten Gäs­te (ARD-Vor­abend­se­ri­en­dar­stel­le­rin­nen oder MTV-Video­an­sa­ger) von den Foto­gra­fen bela­gert wur­den wie sonst nur Welt­stars in Can­nes.

Die Grim­me-Leu­te, das muss man auch ein­mal beto­nen, nah­men es alle sport­lich: nie­mand mach­te uns Vor­wür­fe, weil wir als zwei­tes Blog und vier­tes Medi­um die Gewin­ner ver­brei­tet hat­ten, und alle noch so doo­fen Sprü­che wur­den ent­we­der gepflegt igno­riert oder gar pariert. Ver­mut­lich sorgt der Arbeits­all­tag in Marl für ein dickes Fell und viel Gal­gen­hu­mor.

Dass der frü­he­re Staats­se­kre­tär für Medi­en Andre­as Kraut­scheid auch nach mehr­fa­cher Erwäh­nung nicht mit­be­kom­men hat­te, dass die Gewin­ner auch in die­sem Jahr sehr wohl schon bekannt waren, ist bit­ter, aber wirk­lich nicht dem Grim­me-Insti­tut anzu­las­ten. Dann schon eher die mit unglück­li­chen Meta­phern und all­zu phi­lo­so­phi­schen Zita­ten durch­setz­te Rede des Insti­tut-Direk­tors Uwe Kam­mann. Aber auch das ist wohl wie­der den völ­lig unter­schied­li­chen Wel­ten geschul­det, die da auf­ein­an­der­tra­fen: ich neh­me den Hono­ra­tio­ren völ­lig ab, dass sie vom Inter­net fas­zi­niert sind wie die Men­schen im Mit­tel­al­ter von der Erfin­dung des Buch­drucks – und dann sit­zen da am vor­letz­ten Tisch Blog­ger, die die gan­ze Zeit über mit Rota­ti­ons­pres­sen Twit­ter rum­spie­len.

Wie weit die­se bei­den Wel­ten noch von­ein­an­der ent­fernt sind, hat­te sich am Nach­mit­tag schon auf dem medienforum.nrw abge­zeich­net: nach­dem ein Ver­tre­ter von T‑Online ein „Media Cen­ter“ vor­ge­stellt hat­te, das schon bald all das kön­nen soll, was Goog­le und GMX seit eini­gen Jah­ren anbie­ten, ent­spann sich eine Dis­kus­si­on, die mich schwer nach­denk­lich zurück­ließ. Für die Mode­ra­ti­on hat­te man Robert Basic gewin­nen kön­nen, der die Ver­an­stal­tung in eine völ­lig ande­re Rich­tung dräng­te als alle vor­he­ri­gen Panels. Lei­der war das Gan­ze weni­ger Punk und viel mehr Pre­digt, denn Basic zog mit einem Mikro­fon durchs über­sicht­li­che Publi­kum, befrag­te wie ein ame­ri­ka­ni­scher TV-Pfar­rer die Leu­te und woll­te, ein­mal beim The­ma Twit­ter ange­kom­men, gar nicht mehr auf­hö­ren zu reden.

Es war die ers­te Ver­an­stal­tung beim Medi­en­fo­rum, die ich vor­zei­tig ver­las­sen habe. Zu groß war mei­ne Angst, am Ende noch eine Heiz­de­cke oder wenigs­tens einen auf­blas­ba­ren Twit­ter-Account kau­fen zu müs­sen. Als dem Inter­net durch­aus zuge­ta­ner Mensch war mir das, was ich sah, kör­per­lich unan­ge­nehm. Ich kann mir nicht vor­stel­len, dass eine so laut­star­ke Eupho­rie die Skep­ti­ker fürs Web 2.0 begeis­tern kann. Ande­rer­seits war ich auch schon wie­der auf 180, als eine mit­tel­al­te Frau – wir nann­ten sie fort­an „die Print­jour­na­lis­tin“ – bemän­gel­te, „so Tip­pen“ habe doch nichts mit „ech­tem Aus­tausch“ zu tun.

Ich habe das alles schon mal auf­ge­schrie­ben: die Gren­ze ver­läuft nicht zwi­schen Gene­ra­tio­nen, son­dern zwi­schen On- und Off­linern. Und wir, die wir Twit­ter, RSS-Feeds und Blogs nut­zen wie frü­her Cola­do­sen zum Fuß­ball­spie­len, sind ein ver­dammt klei­ner Kreis. Und dann gibt es auch noch genug Leu­te, die uns has­sen, weil wir für BILDblog.de schrei­ben oder gleich­zei­tig Blog­ger und Jour­na­lis­ten sein wol­len. Es ist ein hete­ro­ge­ner Hau­fen, der auch nie­mals homo­gen wer­den wird und darf – denn genau die­ses unsor­tier­te und unre­gu­lier­te macht für mich den Reiz des Inter­nets aus. („Lie­ber Pro­fes­sor Schnei­der“, wie ich fast hin­zu­fü­gen möch­te.)

Natür­lich wäre es – und Sie hat­ten schon gedacht, ich krieg den Bogen nicht mehr – wün­schens­wert, einen Online-Preis zu ver­lei­hen, bei dem wir unter uns sind. Bei dem kein West­deut­scher Rund­funk und kein Volks­hoch­schul­ver­band im Hin­ter­grund steht, und mit dem wir uns genau­so selbst fei­ern kön­nen wie jede ande­re Bran­che auch. Aber ers­tens wäre der (s.o) wie­der nur für einen Teil der deutsch­spra­chi­gen Online-Welt reprä­sen­ta­tiv und zwei­tens wäre Köcheln im eige­nen Saft auch kon­tra­pro­duk­tiv. Bei Events wie dem Grim­me Online Award besteht wenigs­tens noch die theo­re­ti­sche Chan­ce zum Aus­tausch zwi­schen alter und neu­er Welt.

Sie ent­neh­men mei­nem klar struk­tu­rier­ten Ein­trag: Inter­net ist geleb­te Unein­deu­tig­keit. Quä­len­de Preis­ver­lei­hun­gen und der lus­tigs­te Abend des Jah­res in einem. O Cap­tain! My Cap­tain!

Nach Hau­se gefah­ren wur­den Kat­ti, Frau Schnu­tin­ger und ich übri­gens von Hen­nes Ben­der. Er hat einen her­vor­ra­gen­den Musik­ge­schmack, ist ein sehr siche­rer Auto­fah­rer und ist pri­vat viel lus­ti­ger als im Fern­se­hen.

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Gesellschaft Digital

Award Day’s Night

Span­nung, Twit­ter, gro­ße Gefüh­le und ein viel zu lau­ter Hand­trock­ner – so lässt sich die Ver­lei­hung des Grim­me Online Awards ges­tern Abend in Köln zusam­men­fas­sen.

Cof­fee And TV war ganz nah dran an den Nomi­nier­ten, Kri­ti­kern und Exper­ten und prä­sen­tiert Ihnen die bes­ten Sze­nen in einem abend­fül­len­den Spiel­film.

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Nach­trag 13. Juni: Bit­te lesen Sie auch mei­ne Medi­ta­ti­on über den Abend und die Kluft zwi­schen On- und Off­linern.