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Lucky & Fred: Episode 6

Jetzt ist es soweit: Wir wol­len Ver­fas­sungs­pa­trio­ten wer­den und schau­en mal, wie das geht. Vor­her beschäf­ti­gen wir uns mit den Grund­sät­zen der “Bun­ten”, der kol­lek­ti­ven Gewis­sens­prü­fung fürs deut­sche Volk und ergrün­den, was nack­te Schau­spie­le­rin­nen mit Hin­rich­tun­gen gemein haben.
Lucky wet­tert gegen Mit­fahr­ge­le­gen­hei­ten und Wohn­ge­mein­schaf­ten, Fred fin­det, es ist höchs­te Zeit für eine schwe­re Puber­täts­kri­se zwi­schen Deut­schen und Ame­ri­ka­nern.
Zwi­schen­durch wird viel gesun­gen und auf der Gitar­re gespielt.

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Leben

CSI Bochum

Ich kam um Mit­ter­nacht in unse­re Woh­nung und fand, dass es irgend­wie selt­sam ver­brannt roch.

In der Küche waren alle Fens­ter und Türen sperr­an­gel­weit offen und der Herd war mit geheim­nis­vol­len schwar­zen Rück­stän­den über­sät. Beim Blick auf den vier Mona­te alten Rauch­mel­der im Woh­nungs­flur stell­te ich fest, dass die­ser offen­bar abmon­tiert wor­den war: die Bat­te­rie war her­aus­ge­nom­men, wie um den ner­ven­zer­fet­zen­den Signal­ton abzu­stel­len.

Auf dem Bal­kon stieß ich schließ­lich auf einen völ­lig ver­ruß­ten Topf, des­sen Deckel kom­plett mit einer schwar­zen Mas­se über­zo­gen war – einer schwar­zen Mas­se, die jetzt offen­sicht­lich die Wän­de unse­rer Küche zie­ren wür­de, hät­te es den Deckel nicht gege­ben. In dem Topf befand sich etwas, was man als Rück­stän­de von Hüh­ner­ei­er­scha­len iden­ti­fi­zie­ren könn­te.

Nur einer mei­ner Mit­be­woh­ner war zum Tat­zeit­punkt zuhau­se.

Mag jemand lösen?

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Leben

Mitbewohner 1.0

Leeres Zimmer (Symbolbild)

Im Mai star­te­te ich einen Auf­ruf, mit dem ich einen neu­en Bewoh­ner für das leer­ste­hen­de Zim­mer in unse­rer WG fin­den woll­te.

Ich schrieb damals, mit die­ser Akti­on „das welt­wei­te Daten­netz auf eine har­te Pro­be stel­len“ zu wol­len. Nun, was soll ich sagen? Das Web hat ver­lo­ren.

Der Mai ist kein guter Monat, um neue Mit­be­woh­ner zu fin­den: das Semes­ter ist im vol­len Gan­ge und kaum jemand ist auf der Suche nach einem Zim­mer oder Wil­lens umzu­zie­hen. In den ers­ten drei Mona­ten mel­de­ten sich genau drei Leu­te, die durch Zet­tel, die ich an der Uni aus­ge­hängt hat­te, auf das Ange­bot auf­merk­sam gewor­den waren: der Ers­te such­te nur was zur Zwi­schen­mie­te (was wir nicht woll­ten), der Zwei­te war ent­täuscht, dass das Zim­mer gänz­lich unmö­bliert war (was auch für den Ers­ten von Nach­teil gewe­sen wäre), vom Drit­ten waren wir so ange­tan, dass wir ihm das Zim­mer geben woll­ten. Lei­der hat er sich nach unse­rem Ange­bot, bei uns ein­zu­zie­hen, nie wie­der gemel­det.

twit­ter hat­te kein biss­chen gehol­fen und mit der Zeit begriff ich auch, dass ein Blog-Ein­trag allein nicht aus­rei­chen wür­de: bei einer Goog­le-Suche nach frei­en Zim­mern in Bochum kam Cof­fee And TV unter den ers­ten 200 Such­ergeb­nis­sen nicht ansatz­wei­se vor (Der ers­te Besu­cher, der nach mit­be­woh­ner gesucht bochum gegoo­gelt hat­te, kam heu­te auf das Blog).

Mein ver­blie­be­ner Mit­be­woh­ner kam schließ­lich auf die Idee, das Zim­mer bei wg-gesucht.de zu inse­rie­ren. Das hat­te ich auch schon mal ver­sucht, war aber irgend­wie an der Sei­te geschei­tert. Mit dem her­an­na­hen­den neu­en Semes­ter wur­de der Kreis der Inter­es­sen­ten schließ­lich doch noch grö­ßer – wobei etwa die Hälf­te der Bewer­ber über das Inter­net­por­tal kam und die ande­re Hälf­te direkt beim Stu­den­ten­werk nach frei­en Zim­mern gefragt hat­te.

So besa­hen wir uns etwa ein Dut­zend Kan­di­da­ten bei­der­lei Geschlechts (wir hat­ten zwi­schen­zeit­lich über­legt, aus der seit Jah­ren exis­tie­ren­den Män­ner-WG eine gemisch­te zu machen) und erklär­ten etwa ein Dut­zend Mal, wie das mit der Mie­te, dem Besteck, den Bahn­hal­te­stel­len und den Wasch­ma­schi­nen ist. Nur ein Bewer­ber ver­lor schon bei der Besich­ti­gung das Inter­es­se – die 15m2 waren ihm bei einer Kör­per­grö­ße von mehr als zwei Metern offen­bar zu wenig.

Im Ver­lauf der Akti­on lern­te ich, war­um ich für Cas­ting­show­ju­ries und Per­so­nal­ab­tei­lun­gen denk­bar unge­eig­net bin: Ich bin unfä­hig, Men­schen mit­ein­an­der zu ver­glei­chen wie ver­schie­de­ne Kar­ten beim Auto­quar­tett. So lau­te­te die Stan­dard­zu­sam­men­fas­sung meist: „Joa, der war ganz nett – aber der ande­re auch. Aber was weiß ich eigent­lich nach zehn Minu­ten Small­talk über ihn oder sie?“ Goog­le sag­te über die meis­ten Kan­di­da­ten auch nicht viel aus.

Jeden­falls haben wir uns letzt­lich für einen Medi­zin­stu­den­ten ent­schie­den, der über das Stu­den­ten­werk von dem Zim­mer gehört und mich tele­fo­nisch kon­tak­tiert hat­te. Das Inter­net hat­te nichts damit zu tun (und das fin­de ich ehr­lich gesagt auch mal ganz beru­hi­gend).

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Digital

Mitbewohner 2.0

Ich bin ja ein gro­ßer Freund des Inter­nets und des Web 2.0. Ich den­ke, dass man dort ten­den­zi­ell alles fin­den kann: Fuß­ball­ergeb­nis­se, Kuchen­re­zep­te, lus­ti­ge Vide­os und den Part­ner fürs Leben.

Nun aber will ich das welt­wei­te Daten­netz auf eine har­te Pro­be stel­len: Ich suche einen neu­en Mit­be­woh­ner für unse­re Drei­er-WG in Bochum!

Falls Sie also Stu­dent an einer der Bochu­mer Hoch­schu­len sind und ein Zim­mer suchen, oder Sie jeman­den ken­nen, der Stu­dent an einer der Bochu­mer Hoch­schu­len ist und ein Zim­mer sucht: hier geht’s lang.

Für alle ande­ren ist es viel­leicht wenigs­tens inter­es­sant zu sehen, ob die­se doch sehr moder­ne Form der Mit­be­woh­ner­su­che funk­tio­niert. Ich wer­de Sie auf dem Lau­fen­den hal­ten!

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Gesellschaft

Lektionen in Unmut

Wenn man sich sel­ber zwei Mit­be­woh­ner aus­su­chen darf, deren ein­zi­ge Vor­aus­set­zung man mit „Nicht­rau­cher“ fest­legt, soll­te man sich nicht wun­dern, wenn man nach weni­gen Wochen fest­stellt, dass man vor lau­ter Fokus­sie­rung auf das Nicht­rau­chen so Aus­schluss­kri­te­ri­en wie „Ein­zel­kin­der“ („räu­men nie auf und kön­nen nicht put­zen“) über­se­hen hat­te.

Wenn die­se Mit­be­woh­ner aber zwei Jah­re spä­ter stän­dig rau­chend auf dem Bal­kon vor dem eige­nen Zim­mer ste­hen und einen so auch bei som­mer­li­chem Wet­ter zum Geschlos­sen­hal­ten der Fens­ter zwin­gen, dann hat ent­we­der die Ziga­ret­ten­in­dus­trie erheb­li­che Erfol­ge bei der Akqui­rie­rung neu­er Kun­den­schich­ten erzielt („Was für eine bril­lan­te Idee: unse­re neue Ziel­grup­pe sind die Nicht­rau­cher!“) oder man muss sich vor­wer­fen las­sen, in Sachen Men­schen­kennt­nis irgend­wie noch Nach­hol­be­darf zu haben …