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Digital Gesellschaft

Award Day’s Night

Span­nung, Twit­ter, gro­ße Gefüh­le und ein viel zu lau­ter Hand­trock­ner – so lässt sich die Ver­lei­hung des Grim­me Online Awards ges­tern Abend in Köln zusam­men­fas­sen.

Cof­fee And TV war ganz nah dran an den Nomi­nier­ten, Kri­ti­kern und Exper­ten und prä­sen­tiert Ihnen die bes­ten Sze­nen in einem abend­fül­len­den Spiel­film.

Näm­lich hier:

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Nach­trag 13. Juni: Bit­te lesen Sie auch mei­ne Medi­ta­ti­on über den Abend und die Kluft zwi­schen On- und Off­linern.

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Digital

Auswärtsspiel: Heute wegen Twitter

Nach der Bekannt­ga­be der Nomi­nie­run­gen für den Grim­me Online Award in Düs­sel­dorf am ver­gan­ge­nen Don­ners­tag hat Dani­el Fie­ne, Cam­pus­ra­dio-Legen­de von Radio Q und einer der Macher von „Was mit Medi­en“, Kath­rin und mich zum The­ma Twit­ter inter­viewt.

Das Ergeb­nis kann man sich als Pod­cast hier anhö­ren und her­un­ter­la­den.

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Posh The Button

Die ers­ten zehn Tage des Janu­ars waren die gro­ßen Macher und Ent­schei­der wohl noch im Weih­nachts­ur­laub, am elf­ten kehr­ten sie an ihre Schreib­ti­sche zurück und mach­ten und ent­schie­den: Jür­gen Klins­mann wird Trai­ner beim FC Bay­ern Mün­chen, Jens Leh­mann nicht Tor­wart bei Borus­sia Dort­mund, Bur­da stellt sei­ne Zeit­schrift „Max“ ein und Ulf Pos­ch­ardt ver­lässt „Vani­ty Fair“. Die ers­te Aus­ga­be in der preis­wer­te­ren Rücken­draht­hef­tung war damit wohl die letz­te, die „Posh“ mit einem sei­ner ein­zig­ar­ti­gen Edi­to­ria­le („prä­gnant, unver­hoh­len, unan­ge­passt“, so ein Leser­brief­schrei­ber) eröff­nen durf­te. Und so muss­te ich mir trotz anders lau­ten­der Vor­sät­ze doch noch mal ein Heft kau­fen. ((Dass auf dem Cover „Exklu­siv: Nata­lie Port­man über ihre ers­ten Nackt­sze­nen“ stand, hat mit mei­ner Kauf­ent­schei­dung nichts zu tun.))

Ulf Poschardt: Ein verschenktes JahrAls die deut­sche Aus­ga­be des renom­mier­ten Peo­p­le-Maga­zins im letz­ten Febru­ar mit gro­ßem Tam­tam anlief, wur­de die Start­auf­la­ge von angeb­lich 500.000 Exem­pla­ren fast aus­schließ­lich von Medi­en­jour­na­lis­ten auf­ge­kauft. Wie es danach mit den Ver­kaufs­zah­len aus­sah, wuss­te man län­ge­re Zeit nicht. Als es dann über­ra­schend doch noch Zah­len gab, lagen die mit 172.000 ver­kauf­ten Exem­pla­ren im 3. Quar­tal 2007 (s. die IVW-Auf­la­gen­lis­te, S. 170) deut­lich höher, als die meis­ten Beob­ach­ter erwar­tet hät­ten. So ganz ernst genom­men wur­den die Zeit­schrift und ihr Chef­re­dak­teur nie, dafür hat­te man sich im Vor­feld („das Maga­zin für Mover und Shaker“, die kom­plett wei­ße Innen­ein­rich­tung der Redak­ti­on) zu pein­lich ver­hal­ten. Und auch Aktio­nen wie das Inter­view von Michel Fried­man (der für „Vani­ty Fair“ eini­ge inter­es­san­te Repor­ta­gen geschrie­ben hat) mit Horst Mahler unter der Über­schrift „So spricht man mit Nazis“ brach­te dem Blatt eher Spott und Kri­tik als jour­na­lis­ti­sches Renom­mee ein und die stän­di­ge Kampf­preis-Ver­ram­schung für einen Euro gab dem Leser auch nicht gera­de das Gefühl, ein hoch­wer­ti­ges Pro­dukt in der Hand zu haben. Egal, ob gera­de Lind­say Lohan, Geor­ge Cloo­ney, der Papst, Ange­la Mer­kel oder Knut auf dem Titel­bild waren: „Vani­ty Fair“ hat es nicht mal ins War­te­zim­mer mei­nes Fri­seurs geschafft.

Auf Zug­fahr­ten habe ich „Vani­ty Fair“ trotz­dem hin und wie­der ger­ne gele­sen durch­ge­blät­tert – auch weil man, wie Dani­el Fie­ne rich­tig bemerkt, kaum sonst so viel Heft für so wenig Geld bekam. Aber irgend­wann nerv­te mich die per­ma­nen­te Nich­tig­keit des Blat­tes und ich konn­te das wirt­schafts­li­be­ra­le, neo­kon­ser­va­ti­ve Geschwur­bel in den Edi­to­ri­als von Ulf „die FDP wäh­len ist Punk“ Pos­ch­ardt nicht mehr sehen:

In Deutsch­land war es ein ver­schenk­tes Jahr. Poli­tisch eines der Idio­tie. Sein Tri­um­pha­tor hieß Oskar Lafon­taine. Mit der Grün­dung der Lin­ken und ihrem schnel­len poli­ti­schen Erfolg auch in West­deutsch­land hat er die Agen­da des Jah­res bestimmt. Anstatt über die Zukunft zu spre­chen, über die Chan­cen der Glo­ba­li­sie­rung und die Her­aus­for­de­run­gen der Wis­sens­ge­sell­schaft, dis­ku­tier­te das Land abwech­selnd über Fra­gen des 19. Jahr­hun­derts oder der 70er-Jah­re. Das Land führ­te selbst­be­trun­ken einen inne­ren Mono­log über Gerech­tig­keit und Gleich­heit. Und das so, als wäre der angel­säch­si­sche „Raub­tier­ka­pi­ta­lis­mus“ über die Deut­schen wie eine Seu­che her­ein­ge­bro­chen.

Nun ist Pos­ch­ardt nicht mal ein Jahr nach dem Start frei­wil­lig gegan­gen (oder er wur­de es gar). Iro­ni­scher­wei­se fin­det sich in sei­ner letz­ten Aus­ga­be ein Inter­view mit Mat­thi­as Matus­sek, eben­falls frisch geschass­ter Kul­tur­chef des „Spie­gels“. Die bei­den reden über die Vor­tei­le des Katho­li­zis­mus. Es ist ein Witz. Und Pos­ch­ardt reicht damit sei­ne Bewer­bung für die Nach­fol­ge Ste­fan Aus­ts ein.

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Radio Rundfunk

Wenn Campusradios ihre Tage haben

Am Sams­tag wur­de CT das radio, das ältes­te Cam­pus­ra­dio Nord­rhein-West­fa­lens, zehn Jah­re alt. Gefei­ert wur­de mit einer end­lo­sen (ca. 16 Stun­den dau­ern­den) Live-Sen­dung mit bei­na­he allen High- und Low­lights der Sen­der­ge­schich­te, mit einer gro­ßen Par­ty im Men­sa­foy­er und mit einem offi­zi­el­len Teil, dem Cam­pus-Radio-Tag1 der Lan­des­an­stalt für Medi­en NRW (LfM).

Letz­te­res war eine Art Kon­fe­renz, auf der sich Cam­pus­ra­dio-Macher aus ganz Deutsch­land tref­fen und aus­tau­schen soll­ten. Ich war als ehe­ma­li­ger Mit­ar­bei­ter und Chef­re­dak­teur von CT zum ers­ten Mal bei einer sol­chen Ver­an­stal­tung und mein Inter­es­se an einer Wie­der­ho­lung schwand mit jeder Minu­te der „Work­shop“ genann­ten Podi­ums­dis­kus­sio­nen. Ein wenig erin­ner­ten die „Panels“, also die Men­schen, die da vor­ne zum Dis­ku­tie­ren saßen, näm­lich ein biss­chen an das, was die Kol­le­gen so immer von den Tref­fen haupt­be­ruf­li­cher Jour­na­lis­ten berich­ten.

Nein, das war jetzt unge­recht. Aber es gibt schon Par­al­le­len: Wie in den gro­ßen Sen­de­an­stal­ten und Zei­tungs­re­dak­tio­nen, so gibt es auch bei den Cam­pus­ra­di­os Leu­te, die mit viel Herz­blut und Ener­gie (und in den meis­ten Fäl­len auch noch ohne Bezah­lung) am Pro­gramm arbei­ten, und Leu­te, die sich hin­stel­len und schön daher­re­den.

Lei­der (oder glück­li­cher­wei­se) boten die ein­zel­nen „Work­shops“ kei­ne Mög­lich­kei­ten zu Dis­kus­sio­nen, geschwei­ge denn zu kon­tro­ver­sen. Zwar glau­be ich nicht, dass auch nur einer der Dis­ku­tan­ten ange­fan­gen hät­te, Inter­net­me­di­en als „Müll“ oder „Scheiß­häu­ser“ zu bezeich­nen (für sol­che Aus­fäl­le wären sie wohl auch nicht alt oder ver­bit­tert genug), aber irgend­was span­nen­des hät­te durch­aus mal pas­sie­ren kön­nen.

In der Dis­kus­si­ons­run­de „Per­so­nal­ma­nage­ment im Cam­pus-Radio“ (s.a. das Live­blog von Domi­nik Oster­holt bei Radio Q) ging es um die in der Tat bri­san­te Fra­ge, wie man in Zei­ten ver­schul­ter Stu­di­en­gän­ge und Stu­di­en­ge­büh­ren über­haupt noch Mit­ar­bei­ter mit Tages­frei­zeit fin­den kön­ne. Nur Ant­wor­ten gab es lei­der kei­ne. „Wie­der mal“, muss man sagen, denn das The­ma ist natür­lich min­des­tens eben­so alt wie die Bache­lor-/Mas­ter-Stu­di­en­gän­ge.

Ech­te Lösungs­vor­schlä­ge hät­te ich auch kei­ne, aber die Fra­ge, war­um man als Mit­glied einer Fach­schaft (und man­che Stu­di­en­gän­ge haben fast so vie­le Fach­schafts-Mit­glie­der wie Stu­den­ten) die Stu­di­en­ge­büh­ren erlas­sen kriegt, nicht aber als Mit­ar­bei­ter eines Cam­pus­ra­di­os, das die Uni ja auch weit nach außen hin reprä­sen­tiert. Viel­leicht stellt die ja noch mal jemand sei­ner Uni-Ver­wal­tung.

Erfreu­lich hin­ge­gen ist, dass sich vie­le Radi­os im Moment nicht über feh­len­de Mit­ar­bei­ter bekla­gen. In Bochum kann man sein Radio-Prak­ti­kum aber zum Bei­spiel für die cre­dit points des Bache­lor-Stu­di­ums anrech­nen las­sen – wie vie­le Prak­ti­kan­ten hin­ter­her wei­ter­ma­chen, lässt sich nie vor­her­sa­gen. Wolf­gang Sabisch vom Mün­che­ner Aus­bil­dungs­ra­dio M94.5 sag­te des­halb den inter­es­san­ten Satz, man müs­se sich von dem Gedan­ken ver­ab­schie­den, dass man als Cam­pus- oder Aus­bil­dungs­ra­dio immer eine gleich­blei­ben­de Qua­li­tät lie­fern kön­ne. Ich sehe das durch­aus ähn­lich, hät­te ihm aber noch deut­li­cher zuge­stimmt, wenn er statt Qua­li­tät von Quan­ti­tät gespro­chen hät­te. Denn das Schö­ne an Cam­pus­ra­di­os (zumin­dest in NRW) ist ja, dass man nur zu zwei Stun­den Liv­e­pro­gramm pro Werk­tag ver­pflich­tet ist und man nicht wie öffent­lich-recht­li­che oder Pri­vat­sen­der gezwun­gen ist, sei­ne Musik­schlei­fe immer wie­der mit schlech­ten Bei­trä­gen oder ner­vi­gen Gewinn­spie­len zu unter­bre­chen.

Um die Pro­gramm­in­hal­te ging es dann im nächs­ten Work­shop (s.a. das Radio-Q-Live­blog), genau­er: um neue Pro­gramm­ideen. Das hat­te dem Kol­le­gen von Radio Hertz aus Bie­le­feld lei­der nie­mand gesagt, so dass der erst ein­mal zehn Minu­ten sei­ne Per­son und die all­ge­mei­ne Pro­gramm­struk­tur sei­nes Sen­ders vor­stell­te. Als in sei­ner Power­point-Prä­sen­ta­ti­on dann die Schrift ins Bild zu flie­gen begann, muss­te ich den Saal ver­las­sen, um mich an der fri­schen Luft zu beru­hi­gen.

Zuvor hat­te ich aber immer­hin noch zwei inter­es­san­te Sen­de­kon­zep­te ken­nen­ler­nen dür­fen: das Aus­lands­ma­ga­zin „Hin & Weg“ von Radio Sirup aus Sie­gen und die eng­lisch­spra­chi­ge „Mil­ler & John­son Show“ beim Cam­pus­Ra­dio Bonn. Denn auch das ist ja das Schö­ne an Cam­pus­ra­di­os: Man kann ohne Quo­ten­druck und Gre­mi­en-Ter­ror neue Ideen aus­pro­bie­ren. Hin­ter­her enden ja eh alle Mode­ra­to­ren bei Eins­li­ve und Das Ding.

Inter­es­sant und sogar unter­halt­sam wur­de es erst in der letz­ten Dis­kus­si­ons­run­de. Das inter­es­san­te war das The­ma „Cam­pus­ra­di­os auf dem Weg von der ana­lo­gen in die digi­ta­le Welt“ (Live­blog), das unter­halt­sa­me war unter ande­rem die Mode­ra­ti­on von Radio-Q-Urge­stein Dani­el Fie­ne. Wäh­rend das „Impuls­re­fe­rat“ von Mat­thi­as Felling die Idee des „digi­ta­len“ noch sehr weit fass­te (Digi­tal­ra­dio, Inter­net, Pod­casts, mobi­le End­ge­rä­te), ging es anschlie­ßend lei­der fast nur noch um das The­ma Digi­tal­ra­dio, von dem alle immer wie­der beton­ten, dass das noch Zukunfts­mu­sik sei. Vom Dach­ver­band Cam­pus­Ra­di­os NRW (ange­sichts der Tat­sa­che, dass dort nicht alle Cam­pus­ra­di­os NRWs ver­tre­ten sind, soll­te man viel­leicht bes­ser von einem „Vor­dach­ver­band“ spre­chen) gab es noch zu hören, dass es ihn seit zwei Jah­ren gibt, was sich im Wesent­li­chen mit mei­nen Erfah­run­gen in die­sem Ver­ein deck­te. Denn so gut und wich­tig die Idee ist, eine gemein­sa­me Ver­tre­tung zu haben: Die Idee, meh­re­re unab­hän­gi­ge Sen­der irgend­wie koope­rie­ren zu las­sen, äußert sich auf einer höhe­ren Ebe­ne ja vor allem durch Gre­mi­en-Ter­ror.

So ende­te der Cam­pus-Radio-Tag (sieht das Wort nicht herr­lich albern aus mit den gan­zen Bin­de­stri­chen?) lei­der ohne einen nen­nens­wer­ten Erkennt­nis­ge­winn für mich. Noch vor dem Gespräch mit NRW-„Innovationsminister“ Andre­as Pink­wart, der Ver­lei­hung des Cam­pus­ra­dio-Prei­ses und dem gemein­sa­men Abend­essen ver­ließ ich die Ver­an­stal­tung. Ich muss­te unbe­dingt Bay­ern Mün­chen ver­lie­ren sehen.

P.S.: Ich dan­ke Schandmaennchen.de für die Inspi­ra­ti­on für die Über­schrift.