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Change

Ach­tung: Noch mal erhöh­te Selbst­re­fe­ren­tia­li­tät!

Vie­len Dank für die vie­len Kom­men­ta­re, E‑Mails und sons­ti­gen Nach­rich­ten, die Sie mir in mei­ner klei­nen Sinn­kri­se haben zukom­men las­sen.

Mir war durch­aus klar, dass das nach extrem ekli­gem fishing for com­pli­ments aus­se­hen könn­te und wür­de, aber eigent­lich ging es mir pri­mär um den Arti­kel von Paul Carr und dar­um, anders wahr­ge­nom­men zu wer­den als man wahr­ge­nom­men wer­den will. (Anders wahr­ge­nom­men als man ist wird man eh.)

Mir ist auch klar, dass man auf schö­ne, klei­ne Video­clips und Link­tipps meis­tens nicht kom­men­tiert, ein­fach, weil es nichts zu sagen gibt. Eini­ge Leu­te haben heu­te zum ers­ten Mal hier kom­men­tiert und das freut mich sehr, denn die­ses klei­ne Blog soll ja auch eine Begeg­nungs­stät­te … Oh, Ver­zei­hung, der Pfle­ger kommt und sagt, ich sol­le mei­ne Tablet­ten neh­men.

Jeden­falls klan­gen im Gro­ßen und Gan­zen zwei Sachen an:

1. Oba­ma nervt lang­sam
Ja, das geht mir ähn­lich. Ich habe lang­sam Angst, dass das hier ein Fach­blog für Oba­ma-Ver­wei­se wird. Um das abzu­wen­den, habe ich ein­fach ein Fach­blog für Oba­ma-Ver­wei­se auf­ge­macht: noyoucant.wordpress.com.

Es beinhal­tet alle bis­he­ri­gen Ein­trä­ge (die hier auch erhal­ten blei­ben) und bereits einen neu­en Bei­trag.

2. War­um „Sie“?
Nun, ich war der Mei­nung, dass es höf­li­cher wäre. Ich bin mitt­ler­wei­le in einem Alter, wo man nicht mehr zusam­men­zuckt, son­dern sich freut, wenn man von Schü­lern gesiezt wird.

Aber hier ist Web 2.0, da gel­ten ande­re Regeln und Berufs­ju­gend­li­che wie Die­ter Gor­ny sind weit weg.

Des­we­gen stel­le ich ger­ne die Fra­ge, die auch „Bild“ (wer sonst?) schon gestellt hat:

Wol­len wir uns alle duzen?

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Keine dramatischen Veränderungen

Las­sen Sie sich nichts erzäh­len von Kri­se und Ver­än­de­run­gen im neu­en Jahr. Rau­cher, über­ge­wich­ti­ge und fau­le Men­schen wis­sen: So ein Jah­res­wech­sel muss nicht zwangs­läu­fig eine Bedeu­tung haben.

Und man­che Kon­stan­ten im Leben sind sowie­so über alles erha­ben:

Das war die letz­te „Bild“-Titel-Schlagzeile 2008 …

Linkspartei-Chef: Todes-Drama um Bisky-Sohn

… und das die ers­te 2009:

CDU-Ministerpräsident Althaus: Todes-Drama auf Ski-Piste

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Von der Bedeutung, Ernst zu sein

Ich woll­te das ver­gan­ge­ne Jahr nicht schon wie­der mit der Medi­en­grup­pe RP been­den, aber das hier ist noch lie­gen geblie­ben und muss raus:

Die „Rhei­ni­sche Post“ ist auf­grund ihrer geo­gra­phi­schen Ver­or­tung ein wich­ti­ges Medi­um, wenn es um mei­nen Lieb­lings­ver­ein Borus­sia Mön­chen­glad­bach geht. Und die Redak­ti­on macht ihre Arbeit da in der Regel gar nicht mal schlecht.

Aber was die „RP“ da am Sil­ves­ter­mor­gen noch raus­ge­hau­en hat, das war irgend­wie merk­wür­dig:

Borussia Mönchengladbach: Liegt über dem Klub ein Fluch?

Hat „Bild“ die feind­li­che Über­nah­me der „Rhei­ni­schen Post“ end­lich abge­schlos­sen?

Nein, die Lage ist viel … erns­ter:

Fuß­ball ist nicht wit­zig. Fuß­ball ist eine ziem­li­che erns­te Ange­le­gen­heit. Dar­über macht man kei­ne Spä­ße. Ehr­lich. Schon gar nicht, wenn man Fan von Borus­sia Mön­chen­glad­bach ist.

Sie erken­nen an dem ein­ge­scho­be­nen „Ehr­lich“, dass sich hier gleich jemand am schlimms­ten und gleich­zei­tig unzer­stör­bars­ten Lokal­jour­na­lis­mus-Gen­re ver­su­chen wird: der Glos­se.

Auch optisch ist der Text eine Her­aus­for­de­rung, wer­den zusam­men­ge­hö­ren­de Neben­sät­ze doch nicht nur durch einen Punkt, son­dern gleich auch noch durch einen Absatz aus­ein­an­der­ge­ris­sen:

[…] Es wur­den zwar fast nur noch Her­ren mit klang­vol­len Namen (dar­un­ter ein gewis­ser Kahé) ver­pflich­tet.

Etwas in Ver­ges­sen­heit ist dabei aber offen­sicht­lich gera­ten, dass die Koor­di­na­ti­on zwi­schen Hirn und Bei­nen beim Fuß­ball einen nicht zu unter­schät­zen­den Anteil ein­nimmt. […]

Und weil bei der Medi­en­grup­pe RP Dada ja bekannt­lich groß geschrie­ben wird, hier noch ein Pot­pour­ri unzu­sam­men­hän­gen­der Sät­ze:

Dank gilt in die­sem Zusam­men­hang den Pro­du­zen­ten von Han­dy-Klin­gel­tö­nen in Form der Ver­eins­hym­ne „Die Elf vom Nie­der­rhein“. Neu­lich in der Regio­nal­bahn war es dann mal wie­der so weit. Anruf, Hym­ne, Kla­ge­lied. „Ja, ja“, raunzt ein älte­rer Herr von neben­an hin­über und lächelt dabei so ver­ständ­nis­voll, als ob er ein Klein­kind auf­mun­tern will, das beim Mur­mel­wer­fen eine ziem­lich lan­ge Pech­sträh­ne hat, „kom­men bestimmt auch wie­der bes­se­re Zei­ten.“

Der Text endet übri­gens mit dem Satz:

Man­che ver­ste­hen ein­fach den Ernst der Lage nicht.

Mir geht’s da ganz anders.

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Musik Gesellschaft

A Different Beat

Ich gebe zu, ich hat­te nicht mit­be­kom­men, dass sich Boy­zo­ne zu einer Reuni­on zusam­men­ge­fun­den hat­ten. East 17: klar, Take That: sowie­so, aber Boy­zo­ne, die immer­hin auf Platz 3 mei­ner ima­gi­nä­ren Lis­te der okay­en Boy­bands der Neun­zi­ger stan­den: nee, ver­passt.

Dabei hat die Band im Okto­ber mit „Back Again … No Mat­ter What“ ihre immer­hin sechs­te Grea­test-Hits-Com­pi­la­ti­on auf den Markt gebracht (zum Ver­gleich: in den Neun­zi­gern kamen drei regu­lä­re Alben raus). Am 8. Dezem­ber erscheint die Sin­gle „Bet­ter“, die reich­lich öde ist und des­halb bes­te Chan­cen hat, Christ­mas No. 1 in Groß­bri­tan­ni­en zu wer­den.

All das wäre nicht der Rede wert, wenn … ja, wenn das Video nicht eine klei­ne Sen­sa­ti­on dar­stell­te: wäh­rend sei­ne vier Band­kol­le­gen eine Frau zum Ansin­gen und ‑schmach­ten haben, kuschelt Ste­phen Gate­ly mit einem Mann.

"Better"-Video: Stephen Gately und ein anderer MannGenau genom­men ist das nur kon­se­quent, denn Gate­ly war 1999 auch das ers­te akti­ve Boy­band-Mit­glied, das sei­ne Homo­se­xua­li­tät öffent­lich mach­te. Aber wäh­rend t.A.T.u. und Katy Per­ry mit Les­ben-Chic koket­tie­ren und „Bild“ ernst­haft (also, so weit man bei „Bild“ von Ernst spre­chen kann) „War­um ist les­bi­sche Lie­be plötz­lich so schick?“ fragt, waren kuscheln­de Jungs und Män­ner im Main­stream der Pop­kul­tur bis­her nicht mal eine Aus­nah­me, son­dern schlicht nicht exis­tent.

Es stimmt also durch­aus, wenn Caro­li­ne Sul­li­van im „Guar­di­an“ schreibt, das Boy­zo­ne-Video sei „rather ground­brea­king“. Aller­dings schränkt sie auch ein, man sol­le nicht zu vie­le Nach­ah­mer erwar­ten:

With less to lose than an ascen­dant new band, it was easy for Boy­zo­ne to do the right thing by Gate­ly. The few other estab­lished groups with open­ly gay mem­bers tend to tread light­ly around the sub­ject.

Das eigent­lich Erstaun­li­che an dem Video – neben der Fra­ge, war­um es zuerst schwu­le Bür­ger­meis­ter und Par­tei­vor­sit­zen­de gab und dann erst kuscheln­de Män­ner in Musik­vi­de­os – ist die fast schon neben­säch­li­che Selbst­ver­ständ­lich­keit, mit der zwi­schen den vier Man­n/­Frau-Paa­run­gen die­se zwei Män­ner ste­hen: kein Schock­ef­fekt, kein „Seht her, zwei Schwu­le!“ wie damals in der „Lin­den­stra­ße“. Es ist die­ses Plä­doy­er für Nor­ma­li­tät, die die­ses durch­schnitt­li­che Video für ein lang­wei­li­ges Lied zu etwas Außer­ge­wöhn­li­chem macht. Im Jahr 2008.

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Politik Print

War was?

Wie es der Zufall so will, hat sich die gro­ße Koali­ti­on in Deutsch­land­üb­ri­gens ges­tern dar­auf ver­stän­digt, wie das BKA-Gesetz aus­se­hen soll. Der Weg zu heim­li­chen Online-Durch­su­chun­gen ist damit frei.

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Print

Headlines And Deadlines

Aus dem Live­blog von heu­te Nacht:

00:35 Uhr: Oha, schwe­rer Bus­un­fall bei Han­no­ver mit 20 Toten. Das macht es für die Titel­sei­ten­re­dak­teu­re von „Bild“ auch nicht ein­fa­cher.

00:39 Uhr: „Bild“ hat wirk­lich ein Schlag­zei­len-Pro­blem: Boris Becker und San­dy Mey­er-Wöl­den haben sich getrennt!

Immer noch berauscht von dem Sta­tis­ti­ko­ver­kill auf CNN hab ich dann heu­te für Sie ein­mal nach­ge­mes­sen:

Titelseite der "Bild"-Zeitung vom 5. November 2008

Die Gesamt­grö­ße der Titel­sei­te beträgt inklu­si­ve Weiß­flä­chen 2.280 cm², davon ent­fal­len

  • 679 cm² (29,8%, blau) auf die Prä­si­dent­schafts­wahl (deren Aus­gang bei Druck­le­gung noch nicht fest­stand)
  • 252 cm² (11%, gelb) auf den Bus­un­fall
  • 126 cm² (5,5%, rot) auf Boris Becker
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Digital

PR Online (2)

Heu­te Mor­gen stol­per­te ich bei mei­nen Freun­den von „RP Online“ im Rei­se-Res­sort über einen Arti­kel:

Für 39 Euro durch Deutschland: Aldi verkauft Germanwings-Tickets (RPO). Am 30. Oktober startet Aldi mit dem Verkauf von Flugtickets der Billig-Airline Germanwings. Die Flüge der Lufthansa-Tochter werden bundesweit zum Komplettpreis von 39 Euro angeboten.

„Hmmmmmm“, dach­te ich. „Wenn ‚Bild‘ das in der Print-Aus­ga­be macht, ist es Schleich­wer­bung…“ (s. BILD­blog)

Nun gilt der Pres­se­ko­dex zwar noch nicht für Online-Medi­en, aber das ist Gerich­ten im Zwei­fels­fall auch egal. Allein der Text des Arti­kels leg­te den Schluss nahe, dass das Autoren­kür­zel „RPO“ da mal wie­der völ­lig fehl am Plat­ze war.

Und sie­he da: der Arti­kel war eine nur mäßig umge­schrie­be­ne Pres­se­mit­tei­lung des Rei­se­ver­an­stal­ters Ber­ge & Meer, der für Aldi die Rei­sen abwi­ckelt.

Zum Ver­gleich:

Pres­se­mit­tei­lung „RP Online“
Am 30. Okto­ber star­tet ALDI mit dem Ver­kauf von Flug­ti­ckets der deut­schen Güns­tig-Air­line Ger­man­wings. Die Flü­ge der Luft­han­sa-Toch­ter wer­den über ALDI-Rei­sen bun­des­weit zum Kom­plett­preis von 39 Euro ange­bo­ten. Am 30. Okto­ber star­tet Aldi mit dem Ver­kauf von Flug­ti­ckets der Bil­lig-Air­line Ger­man­wings. Die Flü­ge der Luft­han­sa-Toch­ter wer­den bun­des­weit zum Kom­plett­preis von 39 Euro ange­bo­ten.
Die Tickets sind online über www.aldi-reisen.de oder tele­fo­nisch buch­bar. Im Preis ent­hal­ten sind alle Steu­ern und Gebüh­ren, die Kre­dit­kar­ten­ge­bühr, der Kero­sin­zu­schlag sowie der Trans­port eines Kof­fers. Die inner­deut­schen One­way-Flü­ge kön­nen bis zum 27. Novem­ber bei ALDI gebucht wer­den, geflo­gen wer­den muss bis zum 31. März 2009. Die Tickets sind online über www.aldi-reisen.de oder tele­fo­nisch buch­bar. Im Preis ent­hal­ten sind Steu­ern und Gebüh­ren, die Kre­dit­kar­ten­ge­bühr, der Kero­sin­zu­schlag sowie der Trans­port eines Kof­fers. Die inner­deut­schen One­way-Flü­ge kön­nen bis zum 27. Novem­ber gebucht wer­den, geflo­gen wer­den muss bis zum 31. März 2009.
„Die Son­der­ak­ti­on“, so Rei­ner Meutsch vom ALDI-Rei­se­part­ner Ber­ge & Meer, „star­tet zum Auf­takt des erwei­ter­ten ALDI-Rei­se­an­ge­bo­tes.“ Im Novem­ber liegt erst­mals ein 16-sei­ti­ger Kata­log mit aktu­el­len Monats-Schnäpp­chen sowie Früh­bu­cher-Ange­bo­ten für 2009 in allen Filia­len von Deutsch­lands größ­tem Dis­coun­ter aus. Tele­fo­ni­sche Buchun­gen unter 0180 5/​70 20 70 (ALDI NORD) und 0180 5/​70 30 70 (ALDI SÜD), Inter­net: www.aldi-reisen.de  
Down­load von wei­te­ren Infos und Fotos unter www.tourtipp.net im Bereich Kunden/​Berge & Meer. Die Tickets sind vom 30. Okto­ber 2008 an bei ALDI buch­bar.  
Bera­tung und Buchung erfol­gen sie­ben Tage die Woche von 8 bis 22 Uhr unter 0180 5/​70 20 70* für ALDI NORD und 0180 5/​70 30 70* für ALDI SÜD durch Urlaubs­exper­ten von Deutsch­lands erfolg­reichs­tem Rei­se-Direkt­an­bie­ter Ber­ge & Meer. (* EUR 0,14/Min aus dem deut­schen Fest­netz, abwei­chen­de Mobil­funk­netz­prei­se mög­lich). Bera­tung und Buchung erfol­gen sie­ben Tage die Woche von 8 bis 22 Uhr unter 0180 5/​70 20 70* für Aldi Nord und 0180 5/​70 30 70* für Aldi Süd durch Urlaubs­exper­ten. (* EUR 0,14/Min aus dem deut­schen Fest­netz, abwei­chen­de Mobil­funk­netz­prei­se mög­lich).

Mei­ne Fra­gen („Was ist an dem Arti­kel auf ‚RP Online‘ anders als bei dem in ‚Bild‘? Inwie­fern glau­ben Sie, dass es sich bei Ihrem Text NICHT um Schleich­wer­bung han­delt?“) an Fran­zis­ka Bluhm, die stell­ver­tre­ten­de Chef­re­dak­teu­rin von „RP Online“, blie­ben bis­her unbe­ant­wor­tet – aller­dings sah der Arti­kel kurz dar­auf deut­lich anders aus:

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Nach­trag, 15:30 Uhr: Frau Bluhm hat mir gera­de gemailt. Hier ihre, von Gruß­for­meln berei­nig­te, Ant­wort im Wort­laut:

vie­len Dank für Ihren Hin­weis, wir haben den Text off­line genom­men.

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Sport

Kostbare Tropfen

Es ist ja nicht nur Deutsch­lands elo­quen­tes­tes Print­me­di­um sehr dar­auf bedacht, sich über hohe Treib­stoff­kos­ten zu echauf­fie­ren. Bei­na­he jeder sucht nach Mit­teln und Wegen, Sprit zu spa­ren oder wenigs­tens ansatz­wei­se all­ge­mein die Ener­gie­kos­ten zu sen­ken.

Jetzt hat­te ein bra­si­lia­ni­scher Renn­fah­rer eine beson­ders krea­ti­ve Idee, die Kos­ten zu drü­cken. Dumm nur, dass er gar kei­nen Tank­wart prel­len konn­te, weil er ja gar nicht an einer Tank­stel­le stand. Dafür gibt’s jetzt die Mög­lich­keit für schi­cke Klick­stre­cken. Nur muss man­cher das mit dem Aus­su­chen der inter­es­san­ten Bil­der wohl noch üben.

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Film Print Gesellschaft

Komplexe Verhältnisse

Nächs­te Woche läuft „Der Baa­der Mein­hof Kom­plex“ (nur echt ohne Bin­de­stri­che) in den deut­schen Kinos an. Auch wenn mich das The­ma RAF seit vie­len Jah­ren inter­es­siert, weiß ich nicht, ob ich mir den Film anse­hen soll: die Hand­lung ist hin­läng­lich bekannt und außer­dem muss man den Film ja gar nicht sel­ber sehen – es schreibt je eh jeder drü­ber.

Beson­ders „Bild“ ist an vor­ders­ter Front mit dabei: schon seit Mona­ten schreibt das Blatt über jedes klei­ne biss­chen Infor­ma­ti­on, in den letz­ten Tagen dann mit immer stär­ke­rer Fre­quenz. Der Sohn von Hanns Mar­tin Schley­er hat sich den Film bereits für „Bild“ ange­se­hen, die Toch­ter von Ulri­ke Mein­hof eben­falls.

Bet­ti­na Röhl ist für „Bild“ eine wich­ti­ge Kron­zeu­gin, denn:

Bettina Röhl (Ihre Mutter war Ulrike Meinhof) über den RAF-Film  Martina Gedeck ist eine Fehlbesetzung!

Sie war also dabei. Genau­so wie „Bild“, möch­te man ein­wen­den, denn das Mas­sen­blatt des Axel-Sprin­ger-Ver­lags ist natür­lich untrenn­bar mit ’68 und allen sei­nen Fol­gen ver­bun­den.

Und da kommt ganz schnell so etwas wie Nost­al­gie auf, wenn Bild.de im tra­di­tio­nel­len Duk­tus fragt:

Kommt die Baa­der-Mein­hof-Ban­de zu Oscar-Ehren?

Auch beein­dru­ckend doof ist die­se Fra­ge:

Moritz Bleibtreu, Martina Gedeck, Johanna Wokalek: Dürfen sympathische Stars Terroristen spielen?

Da schließt sich doch gleich die Fra­ge­stel­lung an, wie unsym­pa­thisch Stars sein müs­sen, damit sie nach Ansicht von Bild.de Ter­ro­ris­ten spie­len dür­fen. Müss­te ich Til Schwei­ger und Iris Ber­ben im Kino ertra­gen, damit mir Andre­as Baa­der und Ulri­ke Mein­hof nicht sym­pa­thisch erschei­nen?

Ein beson­de­rer Trep­pen­witz der Geschich­te ist es aller­dings, wenn Bild.de ein Foto von den Dreh­ar­bei­ten erklärt, bei denen gera­de die Kra­wal­le des 2. Juni 1967 nach­ge­stellt wer­den. Die ganz Alten wer­den sich erin­nern: an die­sem Tag war der Schah von Per­si­en auf Staats­be­such in Ber­lin, bei den Demons­tra­tio­nen gegen ihn kam es zu bei­der­sei­ti­gen Gewalt­es­ka­la­tio­nen, in deren Fol­ge der Stu­dent Ben­no Ohnes­org durch eine Poli­zei­ku­gel getö­tet wur­de.

„Bild“ beschrieb das damals so:

Ein jun­ger Mann ist ges­tern in Ber­lin gestor­ben. Er wur­de Opfer von Kra­wal­len, die poli­ti­sche Halb­star­ke insze­nier­ten.

31 Jah­re nach der „Todes­nacht von Stamm­heim“ kommt jetzt die zwei­te Gene­ra­ti­on zum Ein­satz: Nach­fah­ren von Tätern und Opfern erzäh­len „Bild“-Redakteuren, die damals allen­falls Schul­auf­sät­ze geschrie­ben haben, was sie von der fil­mi­schen Auf­be­rei­tung der Ereig­nis­se hal­ten.

Allein: Bet­ti­na Röhl ist eine ähn­lich zuver­läs­si­ge Zeit­zeu­gin wie „Bild“ selbst. Die Frau („Röhl muss es wis­sen, immer­hin ist Ulri­ke Mein­hof ihre Mut­ter!“) hat sich in den letz­ten Jah­ren in den Medi­en als eine Mischung aus Eva Her­man und Hen­ryk M. Bro­der (nur nicht ganz so sym­pa­thisch) prä­sen­tiert, die gegen ihre Eltern­ge­nera­ti­on und das Gen­der Main­strea­ming zu Fel­de zieht und in allem und jedem wahl­wei­se Geschichts­klit­te­rung oder Per­sön­lich­keits­rechts­ver­let­zun­gen sieht. Das ist ihr gutes Recht, aber es macht sie im dop­pel­ten Sin­ne befan­gen.

Frau Röhl kann sich natür­lich zu dem Film äußern, wie sie mag. Sie kann es sogar in „Bild“ tun, wenn sie das für eine gute oder wit­zi­ge Idee hält. Es bleibt aber eine irgend­wie merk­wür­di­ge Akti­on, die ande­rer­seits auch zeigt, wie viel sich in den letz­ten 40 Jah­ren geän­dert hat: „Bild“ macht mun­ter Pro­mo­ti­on für einen Film über die „Baa­der-Mein­hof-Ban­de“ und ist auch längst nicht mehr das Feind­bild, das sie damals war. Letzt­lich haben alle gewon­nen: die Ter­ro­ris­ten kom­men, wie jeder gro­ße Böse­wicht irgend­wann, zu Lein­wand­eh­ren und „Bild“ ist in der Mit­te der Gesell­schaft. Wir Spät­ge­bo­re­nen bli­cken erstaunt auf rie­si­ge Demons­tra­ti­ons­zü­ge, die „Ent­eig­net Sprin­ger!“ skan­die­ren, und las­sen uns vom Feuil­le­ton­chef der „Zeit“ Cha­rak­ter­lo­sig­keit vor­wer­fen. Für tat­säch­li­che Dis­kur­se sind wir sowie­so unge­eig­net.

Bernd Eichin­ger, der alte Geis­ter­bahn­be­trei­ber, ent­wi­ckelt sich der­weil lang­sam zum Gui­do Knopp des Kinos, der nach Hit­ler jetzt den zwei­ten deut­schen Dämon des 20. Jahr­hun­derts auf die Lein­wand bringt. Sein Sta­si-Film ist sicher schon in Vor­be­rei­tung.

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Print Digital

Kai Diekmann aß neben mir einen Hotdog

Wäh­rend Tau­sen­de auf der OMD auf IHN war­te­ten, traf ich, der BILD­blog-Autor, Kai Diek­mann ALLEIN – neben einer Wand aus Äpfeln!

Kai Diekmann

10.37 Uhr. Ich ste­he inmit­ten von Hun­der­ten Mes­se­be­su­chern am Ein­lass der Online-Mar­ke­ting-Düs­sel­dorf. „Das dau­ert ein biss­chen“, sagt ein wich­tig aus­se­hen­der Typ im Anzug (mit Knopf im Ohr). Oh nein! Ich will doch zu den „Scree­nings“, wo ER auf dem Podi­um sitzt.

11.11 Uhr. Ich bin drin. ER ist es wirk­lich! ER sitzt auf dem Podi­um und erzählt, dass Bild.de zukünf­tig mehr Bewegt­bild anbie­ten will. Zu die­sem Zweck sol­len beson­ders preis­güns­ti­ge Video­ka­me­ras ange­bo­ten wer­den, um mehr „user gene­ra­ted con­tent“ zu ermög­li­chen.

11.20 Uhr. Jetzt steht ER weni­ge Meter neben mir. ER (1,80 m) ist viel grö­ßer, als ich ihn mir vor­ge­stellt habe. ER trägt ein schwar­zes Cordsak­ko – genau wie ich!

11.29 Uhr. Ich gehe IHM und sei­nem Assis­ten­ten seit eini­gen Minu­ten hin­ter­her und hal­te mit mei­ner Video­ka­me­ra drauf.
Plötz­lich lächelt ER und winkt direkt in die Lin­se. Was für ein höf­li­cher Mann!

11.32 Uhr. ER erreicht den Stand des Axel-Sprin­ger-Ver­lags. Die Leu­te um ihn her­um begrü­ßen IHN freund­lich und unter­hal­ten sich mit ihm.

11.38 Uhr. Eine jun­ge Frau bie­tet IHM Hot­dogs an. ER greift beherzt zu und schafft es bei­na­he, die Wurst im Bröt­chen wür­de­voll zu ver­spei­sen. ER ist so wich­tig, dass er nicht mal genug Zeit zum Essen hat – stän­dig muss er mit vol­lem Mund wei­ter­spre­chen. Ich neh­me alles auf Video auf.

11.56 Uhr. ER geht wei­ter. Die meis­ten Besu­cher der Mar­ke­ting-Mes­se erken­nen ihn gar nicht oder gehen ein­fach wei­ter. Doch ich ken­ne IHN und fol­ge ihm auf Schritt und Tritt.

12.00 Uhr. ER schaut mich an, dann kommt er auf mich zu. Sein Hän­de­druck ist männ­lich-fest, aber sei­ne Hän­de sind ange­nehm weich.
„Wenn ich irgend­was für Sie tun kann, müs­sen Sie Bescheid sagen“, sagt ER zu MIR. Ich fra­ge ihn, was er von der Kri­tik des Deut­schen Jour­na­lis­ten­ver­bands an sei­nen Leser­re­por­ter-Plä­nen sagt. Er ant­wor­tet aus­führ­lich und aus­ge­spro­chen höf­lich.

12.04 Uhr. ER muss wei­ter. Zum Abschied gibt er mir noch ein­mal die Hand und sagt: „Es ist mir ein Ver­gnü­gen“.
Dann geht er wei­ter und ich den­ke: WAS FÜR EIN MANN!

Was ich eigent­lich sagen woll­te: mein Video­in­ter­view mit Kai Diek­mann fin­den Sie jetzt drü­ben im BILD­blog.

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Give Facts A Chance

Ich weiß nicht, war­um sich Jour­na­lis­ten die­ser Tage so auf­fal­lend schwer damit tun, sich kor­rekt dar­an zu erin­nern, wann und wo John Len­non erschos­sen wur­de (8. Dezem­ber 1980 vor dem Dako­ta Buil­ding in Man­hat­tan, steht auch in der Wiki­pe­dia).

Ich weiß nur, dass es so ist:

1980 war bekanntlich John Lennon in New York vor dem Chelsea Hotel von David Chapman erschossen worden.
(„Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Sonn­tags­zei­tung“, 7. Sep­tem­ber 2008)

John Lennon ist schon seit 26 Jahren tot, aber die Friedensmission der beiden lebt im Werk Yoko Onos weiter.
(„Welt am Sonn­tag“, 7. Sep­tem­ber 2008)

Nach dem Attentat auf John von 1969 fotografiert sie seine blutbespritzte Brille und macht draus ein Platten-Cover.
(„Bild“, 11. Sep­tem­ber 2008)

Mit Dank u.a. an BILD­blog-Hin­weis­ge­ber Wil­helm E.

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20 Jahre Totalversagen

Jour­na­lis­ten lie­ben Jubi­lä­en. Im Gegen­satz zu tat­säch­li­chen, tages­ak­tu­el­len Ereig­nis­sen tre­ten die­se nicht über­ra­schend auf, man kann die The­men gründ­lich recher­chie­ren, mit Zeit­zeu­gen spre­chen und das Gesche­hen frei von Affek­ten in sei­nen his­to­ri­schen Kon­text ein­ord­nen. Ich wür­de nicht aus­schlie­ßen, dass die ers­ten Repor­ter am Abend des 11. Sep­tem­ber 2001 began­nen, ihre gro­ße „Ten years after“-Geschichte vor­zu­be­rei­ten.

Die­ser Tage jährt sich das Gei­sel­dra­ma von Glad­beck zum zwan­zigs­ten Mal. Ein im wahrs­ten Wort­sin­ne tra­gi­sches Ereig­nis, bei dem schlicht­weg alles schief ging, was schief gehen konn­te, und das inso­fern in einer Rei­he mit dem Olym­pia-Atten­tat von Mün­chen und der Schley­er-Ent­füh­rung steht. Eine Ver­ket­tung von Uner­fah­ren­heit und Inkom­pe­tenz auf Sei­ten der Behör­den, ein Total­ver­sa­gen der bericht­erstat­ten­den Pres­se.

Ich bin zu jung, um mich an die drei Tage im August 1988 erin­nern zu kön­nen, aber man kennt ja die Bil­der von Sil­ke Bisch­off mit der Pis­to­le an der Schlä­fe und Hans-Jür­gen Rös­ner mit der Pis­to­le zwi­schen den Zäh­nen. Und gera­de das Foto von Sil­ke Bisch­off macht die gro­ße Erin­ne­rungs­pa­ra­de, die schon seit eini­gen Wochen in den deut­schen Medi­en abge­hal­ten wird, zu einer Grat­wan­de­rung.

Bereits vor einem Monat brach­te „Bild“ im Zuge einer gro­ßen Glad­beck-Serie einen Arti­kel über Sil­ke Bisch­offs Mut­ter, der wie folgt über­schrie­ben war:

20 Jahre nach Gladbeck: Dieses Bild lässt die Mutter der toten Silke nie mehr los

Das Demons­tra­tiv­pro­no­men stand da natür­lich nicht ver­se­hent­lich, denn „die­ses Bild“ war dar­über natür­lich noch ein­mal rie­sen­groß abge­druckt.1

Fast ähn­lich bizarr ist der Spa­gat, den die „WAZ“ voll­bringt: auf derwesten.de ist ein Foto von Tätern, Waf­fen und Gei­sel zu sehen, nur weni­ge Zen­ti­me­ter über die­sem Absatz:

Dass es überhaupt dieses Bild gibt: der Täter, die Waffe, die Geisel. Und dann aus dem Off diese Frage, was für eine Frage! "Was fühlen Sie so, mit der Waffe am Hals?" Silke Bischoff guckt fast freundlich über das Mikrofon, es ist ihr bald so nah wie der Revolver. "Gut", sagt sie, sie habe bloß Angst, "dass jemand umgebracht wird oder so".

Da weiß man auch nicht, ob die fol­gen­de Pas­sa­ge Selbst­kri­tik oder Recht­fer­ti­gung sein soll:

Jour­na­lis­ten han­deln statt nur zu beob­ach­ten. Ange­se­he­ne Repor­ter sind unter ihnen, von öffent­lich-recht­li­chen Sen­dern und auch von der WAZ. Oft weiß die Pres­se mehr als die Poli­zei.

Es ist schwie­rig, über die Feh­ler der Pres­se von damals zu berich­ten, in der Pres­se von heu­te. Und es ist schwie­rig, die­se Fotos zu ver­wen­den. Einer­seits gibt es sie, sie sind jour­na­lis­ti­sche Fak­ten, die damals geschaf­fen wur­den und nicht rück­gän­gig gemacht wer­den kön­nen. Ande­rer­seits besteht die Gefahr, mit jedem Wie­der­ab­druck nicht nur das Leid der Ange­hö­ri­gen (s. o.) zu ver­grö­ßern, son­dern auch die Demü­ti­gung der dama­li­gen Opfer zu wie­der­ho­len. Wir haben es natür­lich mit Zeit­do­ku­men­ten zu tun, aber man kann sie heu­te nur zei­gen, weil die Medi­en damals ver­sagt haben. Und so ist es eini­ger­ma­ßen schi­zo­phren, das Medi­en­ver­sa­gen von damals mit genau die­sen Fotos zu bebil­dern.

Wenn man län­ger über die­sen Sach­ver­halt nach­denkt, befin­det man sich plötz­lich tief in einer ethi­schen Grund­satz­dis­kus­si­on. Wozu sind Bil­der wie die von der ver­ängs­tig­ten Sil­ke Bisch­off auf der Rück­bank oder von Hanns Mar­tin Schley­er im durch­ge­schwitz­ten Unter­hemd da? Sol­len sie mah­nen, dass sich das Gezeig­te nicht wie­der­ho­len dür­fe, sol­len sie Mit­leid erzeu­gen oder sol­len sie (aber­mals) die Sen­sa­ti­ons­gier befrie­di­gen?2 Sol­che Bil­der sind durch ihre stän­di­ge Wie­der­ho­lung irgend­wann mehr als nur die Abbil­dung von Ereig­nis­sen. Sie wer­den zu pop­kul­tu­rel­len Iko­nen, so wie die Ein­schlä­ge der Flug­zeu­ge am 11. Sep­tem­ber 2001, die bereits einen Tag spä­ter als Dau­er­schlei­fe Teil des On-Screen-Designs in den Son­der­sen­dun­gen von RTL waren. Sie waren aber genau genom­men auch nie nur die Abbil­dung von Ereig­nis­sen, gera­de die­se Bil­der waren selbst Teil der Ereig­nis­se.

Auch stellt sich die Fra­ge, ob es „gut“, „schlecht“ oder „egal“ ist, wenn sol­che Bil­der zu Iko­nen wer­den. Ver­mut­lich kommt es da unter ande­rem dar­auf an, ob man sich an die Täter oder an die Opfer erin­nert. Es lau­fen ja ernst­haft immer noch Men­schen mit dem Foto von Charles Man­son auf dem T‑Shirt her­um und Mari­lyn Man­son hat sich ja bewusst nach Mari­lyn Mon­roe und Charles Man­son benannt. Die Band 18 Sum­mers hieß übri­gens lan­ge Jah­re Sil­ke Bisch­off, was man ganz und gar geschmack­los fin­den, aber viel­leicht auch ver­ste­hen kann, wenn Sän­ger Felix Flau­cher erklärt, dass es ihm um das Schick­sal einer Ein­zel­per­son gehe, das viel stär­ker berüh­ren kann als das einer anony­men Men­ge.

Wenn wir als Schü­ler im Geschichts­un­ter­richt Fotos aus den frisch befrei­ten Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern gezeigt beka­men, war die Bot­schaft klar: So etwas darf nie wie­der pas­sie­ren, sorgt gefäl­ligst dafür! Was aber sol­len uns die Fotos von Glad­beck3 heu­te sagen? Für Jour­na­lis­ten schwingt da natür­lich ein „nie wie­der“ mit und die – zuge­ge­ben eher theo­re­ti­sche – Fra­ge, wie man sich eigent­lich selbst in einem sol­chen Fall ver­hal­ten wür­de. Aber Jour­na­lis­ten sind eine ziem­li­che Min­der­heit.

Ande­rer­seits rufen Medi­en in Groß­bri­tan­ni­en oder den USA schon län­ger ihre Zuschau­er bzw. Leser dazu auf, sich bei gro­ßen Ereig­nis­sen (also span­nen­den Kata­stro­phen) an der Bericht­erstat­tung zu betei­li­gen. So kam CNN im ver­gan­ge­nen Jahr an einen Teil sei­ner Bil­der vom Amok­lauf in Blacksburg, VA. Udo Röbel, der sich damals als Repor­ter des Köl­ner „Express“ beson­ders unrühm­lich her­vor­tat, als er zu den Tätern ins Auto stieg und sie aus der Stadt lots­te, sagt jetzt in einem sehr lesens­wer­ten Arti­kel der „Süd­deut­schen Zei­tung“:

„Aber was ich schon glau­be, ist, dass wir irgend­wann ein Glad­beck ande­rer Art krie­gen könn­ten. Inzwi­schen tum­meln sich ja Leu­te in der Medi­en­welt, die Jour­na­lis­mus gar nicht gelernt haben. Es gibt Mül­ler, Mei­er, Schul­ze, die mit dem Han­dy unter­wegs sind und jeder­zeit in Situa­tio­nen kom­men kön­nen, wo etwas pas­siert, was sie dann fil­men.“

Viel­leicht wür­de ein ähn­li­ches Ver­bre­chen heu­te unter der 1414 statt­fin­den.

Lan­ge wird die Erin­ne­rung an „Glad­beck“ und die Selbst­re­fle­xi­on aller­dings sowie­so nicht vor­hal­ten: am 28. August steht „20 Jah­re Ram­stein“ an.

  1. Dass das Foto inzwi­schen aus der Online-Ver­si­on des Arti­kels ent­fernt wur­de, hat wenig zu bedeu­ten – erfah­rungs­ge­mäß hat das bei Bild.de häu­fig mit Bild­rech­ten und sel­ten mit Anstand zu tun. []
  2. Der Fall Schley­er unter­schei­det sich vom Fall Bisch­off inso­fern, als die Ent­füh­rer die Fotos selbst gemacht haben – zum einen, um zu bewei­sen, dass sie Schley­er tat­säch­lich in ihrer Gewalt haben und er noch lebt, zum ande­ren sicher auch, um ihr Opfer zu demü­ti­gen. []
  3. „Glad­beck“ ist ja in die­sem Fall auch nur ein ver­ein­fa­chen­des Schlag­wort, Sil­ke Bisch­off wur­de ja in Bre­men als Gei­sel genom­men, die berühmt-berüch­tig­ten Fotos ent­stan­den auf der Dom­plat­te in Köln. []