Kategorien
Print Digital

Kai Diekmann aß neben mir einen Hotdog

Während Tausende auf der OMD auf IHN warteten, traf ich, der BILDblog-Autor, Kai Diekmann ALLEIN – neben einer Wand aus Äpfeln!

Kai Diekmann

10.37 Uhr. Ich stehe inmitten von Hunderten Messebesuchern am Einlass der Online-Marketing-Düsseldorf. “Das dauert ein bisschen”, sagt ein wichtig aussehender Typ im Anzug (mit Knopf im Ohr). Oh nein! Ich will doch zu den “Screenings”, wo ER auf dem Podium sitzt.

11.11 Uhr. Ich bin drin. ER ist es wirklich! ER sitzt auf dem Podium und erzählt, dass Bild.de zukünftig mehr Bewegtbild anbieten will. Zu diesem Zweck sollen besonders preisgünstige Videokameras angeboten werden, um mehr “user generated content” zu ermöglichen.

11.20 Uhr. Jetzt steht ER wenige Meter neben mir. ER (1,80 m) ist viel größer, als ich ihn mir vorgestellt habe. ER trägt ein schwarzes Cordsakko — genau wie ich!

11.29 Uhr. Ich gehe IHM und seinem Assistenten seit einigen Minuten hinterher und halte mit meiner Videokamera drauf.
Plötzlich lächelt ER und winkt direkt in die Linse. Was für ein höflicher Mann!

11.32 Uhr. ER erreicht den Stand des Axel-Springer-Verlags. Die Leute um ihn herum begrüßen IHN freundlich und unterhalten sich mit ihm.

11.38 Uhr. Eine junge Frau bietet IHM Hotdogs an. ER greift beherzt zu und schafft es beinahe, die Wurst im Brötchen würdevoll zu verspeisen. ER ist so wichtig, dass er nicht mal genug Zeit zum Essen hat — ständig muss er mit vollem Mund weitersprechen. Ich nehme alles auf Video auf.

11.56 Uhr. ER geht weiter. Die meisten Besucher der Marketing-Messe erkennen ihn gar nicht oder gehen einfach weiter. Doch ich kenne IHN und folge ihm auf Schritt und Tritt.

12.00 Uhr. ER schaut mich an, dann kommt er auf mich zu. Sein Händedruck ist männlich-fest, aber seine Hände sind angenehm weich.
“Wenn ich irgendwas für Sie tun kann, müssen Sie Bescheid sagen”, sagt ER zu MIR. Ich frage ihn, was er von der Kritik des Deutschen Journalistenverbands an seinen Leserreporter-Plänen sagt. Er antwortet ausführlich und ausgesprochen höflich.

12.04 Uhr. ER muss weiter. Zum Abschied gibt er mir noch einmal die Hand und sagt: “Es ist mir ein Vergnügen”.
Dann geht er weiter und ich denke: WAS FÜR EIN MANN!

Was ich eigentlich sagen wollte: mein Videointerview mit Kai Diekmann finden Sie jetzt drüben im BILDblog.

Kategorien
Digital Musik

Die Messe Berlin und das allgemein zugängliche Internet

Früher war alles besser: die Popkomm war ein rauschendes Fest einer florierenden Branche, das alljährlich in Köln stattfand – und ihr wichtigster Ort war der Mexikaner am Prime Club. Heute liegt die Musikindustrie röchelnd am Boden, die wichtigen Musikmessen heißen c/o Pop und Pop Up, die Popkomm ist (wie jeder andere Kreative) nach Berlin gezogen und der Mexikaner am Prime Club ist schon lange zu. ((Gerüchten zufolge stehen Popkomm-Umzug und Niedergang des Mexikaners in direktem Zusammenhang – nach Schätzungen ins Blaue wurde dort am Popkomm-Wochenende der halbe Jahresumsatz erwirtschaftet.))

Es gibt keinen wirklichen Grund, noch zur Popkomm fahren zu wollen – außer, um dort Kontakte zu knüpfen, sie zu pflegen, die Mischung aus Zweckoptimismus, Weltfremde und Verzweiflung in sich aufzusaugen und vielleicht das eine oder andere Konzert mitzunehmen. Allerdings ist Berlin vom Ruhrgebiet deutlich weiter entfernt als Köln, so dass sich Tagestrips eher nicht anbieten.

Ich wollte mich also als Pressevertreter für die Popkomm akkreditieren lassen und ging auf die entsprechende Website. Dass es nicht ganz so einfach werden würde wie in Köln, wo man einfach mit dem ausgedruckten Impressum eines Musik-E-Zines reinkam, in dem der eigene Name stand, hatte ich mir wohl gedacht – dass es schlicht unmöglich werden würde, nicht. Ich füllte brav und wahrheitsgemäß ein Formular aus, fotografierte meinen Jugendpresseausweis (den ich in fünf Jahren damit zum dritten Mal hervorholen musste) und schickte alles ab.

Am nächsten Tag erhielt ich eine E-Mail von der Messe Berlin, wonach meine Unterlagen unvollständig seien. Man gab mir den freundlichen Hinweis, dass ich als “Vertreter von Jugendpresseorganisationen” “gegen Vorlage aktueller Belege” “einmalig eine Tageskarte an den Akkreditierungscountern des Messegeländes” erhalten würde. Da ein Tag Messe die Anreise nicht lohnt, schrieb ich zurück, dass ich gerne länger hinwolle und schließlich ein Blog zu den Themenkomplexen Popkultur und Medien betriebe.

Die Antwort lautete:

Guten Tag,
Blogger und deren Betreiber werden, wie andere Vertreter von allgemein zugänglichen Online-Publikationen ausschließlich gegen Vorlage eines gültigen Presseausweises (für hauptberuflich tätige Journalisten) akkreditiert.

Das deckt sich mit den Akkreditierungsrichtlinien, die bei der Messe Berlin offenbar für jede Veranstaltung gelten:

Mitglieder von Internet-Redaktionen werden aufgrund der allgemeinen Zugänglichkeit des Internets und der damit verbundenen mangelnden Überprüfbarkeit der eigenen journalistischen Leistung nur gegen Vorlage eines anerkannten Presseausweises akkreditiert. Ausnahme: Internet-Redaktionen, die zu Vollredaktionen oder Verlagen gehören, z.B. Focus Online usw.

Da beißt sich die Katze in den Schwanz: Als Blogger hat man bei den vielen Verbänden immer noch keine Chance, an einen Presseausweis zu kommen. Man braucht ihn aber auch (außer vielleicht für peinliche Presserabatte) eher selten. Eine kleine Umfrage ergab: Von den Print-, Radio- und TV-Journalisten in meinem Bekanntenkreis ist niemand im Besitz eines Presseausweises. Ein früherer Kollege (heute bei einem Privatsender aktiv) schrieb mir gar, er habe “nie!!!! wirklich nie!!!!” mit einem Presseausweis gearbeitet.

Nur um sicherzugehen, dass ich das alles richtig verstanden hatte, fragte ich bei der Messe Berlin noch einmal nach:

Gerade im Bereich Musikjournalismus dürften die wenigsten Kollegen über einen Presseausweis verfügen, viele betreuen ihre Onlinemagazine und Blogs nicht hauptberuflich, aber mit hoher Kompetenz und eben solchem Aufwand. Sehe ich das richtig, dass sie alle keinen Anspruch auf eine Akkreditierung bei einer Veranstaltung in der Messe Berlin haben?

Die Antwort überraschte mich nicht mehr wirklich:

Guten Tag,
Sie sehen das völlig richtig. Ohne Nachweis der hauptberuflichen journalistischen Tätigkeit gibt es keine Akkreditierung.
Ein Recht auf Akkreditierung besteht nicht, es gilt das Hausrecht der Veranstaltungsstätte.

Und bitte nicht vom Beckenrand springen, ja?

Aber noch einmal ganz langsam: die Messe Berlin, die unter anderem die Popkomm, die Internationale Funkausstellung und die Jugendmesse “You” ausrichtet ((Alles Messen, zu deren Inhalten Gerüchten zufolge auch dieses verrückte neue Medium “Internet” und dessen Möglichkeiten gehören sollen. Im vergangenen Jahr fand sogar die “Web 2.0 Expo” in der Messe Berlin statt.)), akkreditiert ausschließlich “hauptberuflich tätige Journalisten”.

In den Richtlinien für die “You” steht sogar klipp und klar:

Nutzer von Blogs (Blogger) unterliegen den genannten Richtlinien von Internet-Redaktionen. Ohne gültigen Presseausweis gelten Blogger als Privatperson und werden nicht akkreditiert.

Ob ich zur Popkomm fahre oder nicht (natürlich nicht) war mir inzwischen egal. Ich wollte auch gar nicht mehr wissen, ob eine Presseakkreditierung kostenlos ist oder nicht. ((Die Drei-Tages-Pressepässe in Köln, die man gegen Vorlage eines “Redaktionsnachweises” erhielt, kosteten etwa 100 DM, wie sich ein Kollege erinnert.))

Dafür wollte ich von der Messe Berlin wissen, wie das zusammenpasst: das Ausrichten von Medienmessen auf der einen und das Ausgrenzen von Bloggern, E-Zinern und Bürgerjournalisten auf der anderen Seite. Und ob die “allgemeinen Zugänglichkeit des Internets” es wirklich derart unmöglich macht, eine Auswahl zu treffen, wen man reinlässt und wen nicht.

Das ist jetzt eine Woche her und es ist wohl nur konsequent zu nennen, dass ich noch keine Antwort bekommen habe.