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Musik

Ich sang die ganze Zeit von Dir

Im Früh­jahr 2001 waren Ash groß. „Shi­ning Light“ lief auf Viva 2 rauf und run­ter und die Band spiel­te bei der guten alten Oster­rock­nacht in der Düs­sel­dor­fer Phil­ips­hal­le. Alan Bangs frag­te Sän­ger Tim Whee­ler damals, ob er eigent­lich noch mit der Frau zusam­men sei, über die er das Lied geschrie­ben habe, und Whee­ler ant­wor­te­te: Ja, das sei ja auch sonst komisch, den Song jeden Abend spie­len zu müs­sen. Inzwi­schen ist Tim Whee­ler mit Emmy The Gre­at zusam­men, die bei­den ver­öf­fent­li­chen in Kür­ze ein gemein­sa­mes Weih­nachts­al­bum. „Shi­ning Light“ spie­len Ash aber immer noch.

Man darf in der Musik wie in der Lite­ra­tur das Lyri­sche Ich nie mit dem Ver­fas­ser ver­wech­seln. John­ny Cash hat (nach allem, was wir wis­sen) nie einen Mann in Reno erschos­sen, nur um ihn ster­ben zu sehen. Und doch erwar­tet man beson­ders bei Lie­bes­lie­dern oft einen Zusam­men­hang zwi­schen Werk und Rea­li­tät – zumal, wenn der per­for­men­de Künst­ler sie selbst geschrie­ben hat.

Ande­rer­seits wird es natür­lich auch schnell unin­ter­es­sant, für wen ein Lie­bes­lied gedacht war, weil alle den Song auf ihren jeweils aktu­el­len Schwarm oder Part­ner pro­ji­zie­ren. Und irgend­wo in der Welt sitzt dann eine allein­er­zie­hen­de Mut­ter, die damit leben muss, dass ihr frü­he­rer Lebens­ge­fähr­te immer noch ein Hei­den­geld damit macht, sie zu besin­gen, obwohl er sie schon nach drei Mona­ten betro­gen hat, und für hun­dert­tau­sen­de Pär­chen ist ihr Lied (also das der Frau) jetzt „ihr Lied“ (also das der Pär­chen).

In Nick Horn­bys „High Fide­li­ty“ erklärt der Ich-Erzäh­ler Rob Flem­ming:

All my life I have wan­ted to go to bed with — no, have a rela­ti­onship with — a musi­ci­an: I’d want her to wri­te songs at home, and ask me what I thought of them, and may­be include one of our pri­va­te jokes in the lyrics, and thank me in the slee­ve notes, may­be even include a pic­tu­re of me on the insi­de cover, in the back­ground some­whe­re, and I could watch her play live from the back, in the wings (alt­hough I’d look a bit of a berk at the Lau­der, whe­re the­re are no wings: I’d be stan­ding on my own, in full view of ever­y­bo­dy).

Die Idee ist ver­mut­lich nur so lan­ge roman­tisch, wie die Bezie­hung noch intakt ist.

Auf sei­nem letz­ten Album erzählt Ben Folds in „Belin­da“ die Geschich­te eines altern­den Musi­kers, der jeden Abend sei­nen ein­zi­gen Hit spie­len muss, den er vor Jah­ren für sei­ne Ehe­frau geschrie­ben hat­te, bevor er sie für eine jün­ge­re Frau („big breasts /​ a nice smi­le /​ and no kids eit­her“) ver­ließ. Der Text zu „Belin­da“ stammt aus der Feder von Nick Horn­by und lan­ge dach­te ich, dass er damit auf eine ver­que­re Art Folds‘ per­sön­lichs­ten Text geschrie­ben hät­te.

Denn auch Folds spielt bei Kon­zer­ten immer noch „The Luckiest“. Als die­ses zau­ber­haf­te Lie­bes­lied vor zehn Jah­ren auf „Rockin‘ The Sub­urbs“ erschien, muss­te man anneh­men („I don’t get many things right the first time“), dass er das Lied für sei­ne drit­te Frau und die Mut­ter sei­ner Zwil­lin­ge („my col­la­bo­ra­tor, part­ner and wife“, wie er sie im Book­let bezeich­net) geschrie­ben hat­te. Im Jahr 2006 lie­ßen sich die bei­den schei­den.

In den Liner Notes zu sei­nem Retro­spek­ti­ve-Album „The Best Imi­ta­ti­on Of Mys­elf“ (auf dem auch drei neue Ben-Folds-Five-Songs sind, die ich hier sträf­li­cher­wei­se noch gar nicht gewür­digt habe) erklärt Folds nun, das Lied extra für einen Film geschrie­ben zu haben, in dem es dann doch kei­ne Ver­wen­dung fand.

Folds schreibt:

Any­way, I did­n’t under­stand com­ple­te­ly what I was wri­ting abaout until years later when I met my Fleur [sei­ne vier­te Ehe­frau].

Es erscheint auf den ers­ten Blick recht unglaub­wür­dig, dass aus­ge­rech­net so ein groß­ar­ti­ger Love­song „ein­fach so“ ent­stan­den sein soll­te. Ande­rer­seits ist das ja genau die Magie von Pop und womög­lich sind „I’ll Catch You“ (The Get Up Kids), „The Book Of Love“ (The Magne­tic Fields) oder „Balu“ (kett­car) in Wahr­heit auch für nie­mand spe­zi­el­len geschrie­ben. Dafür sind dann die Men­schen echt, die sich in „Song For The Dum­ped“ (Ben Folds Five) oder „Not Fair“ (Lil­ly Allen) ihre mensch­li­chen bzw. sexu­el­len Unzu­läng­lich­kei­ten vor­wer­fen las­sen müs­sen.

Jeden­falls hat Ben Folds die Geschich­te mit dem Film auch den Leu­ten vom „A.V. Club“ noch ein­mal erzählt, die ihn in sei­nem Stu­dio in Nash­ville, TN besucht haben. Den Song gespielt hat er bei der Gele­gen­heit auch:


Ben Folds dis­cus­ses and per­forms „The Luckiest“

„The Luckiest“ funk­tio­niert übri­gens auch sehr schön als Sam­ple in Novels „I Am“ und Ben Folds Five pla­nen, gemein­sam ein neu­es Album auf­zu­neh­men.

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Musik

The Second Great Depression

War­um eigent­lich Semiso­nic?

Ich habe kei­ne Ahnung, ob es tat­säch­lich irgend­wel­che wis­sen­schaft­li­chen Unter­su­chun­gen zu dem The­ma gibt, aber die Ver­weil­dau­er eines durch­schnitt­li­chen Pop­al­bums im Leben eines Musik­re­zi­pi­en­ten dürf­te eher in Mona­ten, als in Jah­ren zu mes­sen sein. Zwar ermög­li­chen es uns die immer grö­ßer wer­den­den Spei­cher der MP3-Play­er-Tele­fo­ne, qua­si unse­re gesam­te musi­ka­li­sche Bio­gra­phie in der Hosen­ta­sche her­um­zu­tra­gen, aber wie weit gehen wir da schon zurück?

Alben, die mir einst viel bedeu­tet haben und von denen die meis­ten eine Zeit lang bei mir als „Lieb­lings­al­bum“ oder gleich „Bes­tes Album aller Zei­ten“ fir­mier­ten, höre ich noch ein, zwei Mal im Jahr. Und dank iTu­nes weiß ich sogar, wann zuletzt: „The Unaut­ho­ri­zed Bio­gra­phy Of Rein­hold Mess­ner“ von Ben Folds Five im Dezem­ber, „Auto­ma­tic For The Peo­p­le“ von R.E.M. im Novem­ber und „The Man Who“ von Tra­vis im Sep­tem­ber – den Uhr­zei­ten nach zu urtei­len jeweils beim Ein­schla­fen. Und das sind die Alben, die mir immer noch irgend­wie wich­tig sind und die auch einen recht tadel­lo­sen Ruf in der Musik­ge­schich­te genie­ßen.

Doch was ist mit den okay­en Alben, die man mal inten­siv gehört hat, mit denen man womög­lich wich­ti­ge Ereig­nis­se der Ado­les­zenz ver­bin­det, die dann aber ein­fach in Ver­ges­sen­heit gera­ten sind wie frü­he­re Mit­schü­ler, die eben immer so mit dabei waren, wenn man gemein­schaft­lich unter­wegs war? „Fee­ling Stran­ge­ly Fine“ von Semiso­nic, „Onka’s Big Moka“ von Toploa­der oder das „MTV Unplug­ged“ von den Fan­tas­ti­schen Vier. Wenn man zufäl­lig irgend­wo über die Hits stol­pert, wirft es einen um Jah­re zurück (wie mein Vater stets über musik­in­du­zier­te Flash­backs sagt), aber wel­cher Mensch, der halb­wegs bei Ver­stand ist, wür­de die CD aus dem Regal her­vor­kra­men, um „Clo­sing Time“ auf­zu­le­gen?

Der Teen­ager oder jun­ge Twen (Sagt man das noch? „Twen“?) an sich hört über­durch­schnitt­lich viel emo­tio­na­le Musik. Irgend­wann ist dann der Punkt erreicht, an dem man „So I look in your direc­tion /​ But you pay me no atten­ti­on, do you?“ oder „The kil­ler in me is the kil­ler in you“ nicht mal mehr für Sta­tus­up­dates bei Face­book ver­wen­den möch­te. Zahl­rei­che Lie­der und Alben sind durch zahl­rei­che Her­zens­brü­che ver­brannt. Die ganz gro­ßen Lied­zi­ta­te und ‑titel lässt man sich dann gleich täto­wie­ren. Die Sor­gen und Pro­ble­me sind eigent­lich noch die glei­chen wie zu Schul­zei­ten, aber alles ist viel kom­ple­xer gewor­den. Bei Berufs­tä­tig­keit, Fami­li­en­grün­dung und Bau­spar­ver­trag wird der Sound­track zum eige­nen Leben für vie­le zuneh­mend unwich­ti­ger. Es ist das Alter, in dem vie­le Men­schen ihren Musik­ge­schmack plötz­lich mit „was halt so im Radio läuft“ umrei­ßen und die Songs, die ihnen gefal­len, schnell bei iTu­nes kau­fen. Die­se Kapi­tu­la­ti­on ist womög­lich die rich­ti­ge Ent­schei­dung, denn auf der ande­ren Sei­te sieht es noch schlim­mer aus.

Wer aus ver­schie­dens­ten Grün­den wei­ter­hin auf dem Lau­fen­den blei­ben will, ver­liert viel Geld und lang­sam auch den Ver­stand: Jede Woche erschei­nen Dut­zen­de neue Alben, die sich in „Neu­er hei­ßer Scheiß“ und „Von denen kau­fe ich jede Plat­te“ glie­dern. Bei ers­te­rem ist man Dank Inter­net bes­tens infor­miert, so dass es das Ein­fachs­te der Welt ist, wöchent­lich 200 neue Hype-The­men zu ent­de­cken und womög­lich auch zu kau­fen. Hören kann das alles kein Mensch mehr, aber gro­ße CD-Samm­lun­gen beein­dru­cken poten­ti­el­le Sexu­al­part­ner immer noch mehr als eine MP3-Samm­lung von meh­re­ren hun­dert Giga­byte. Und die alten Hel­den? Natür­lich ist es schön, wenn R.E.M., die Foo Figh­ters oder Moby neue Alben ver­öf­fent­li­chen, die auch noch gut sind. Aber muss man die noch hören? Und wenn ja: Wie oft? Selbst wenn da tol­le Songs drauf sind (was zwei­fels­oh­ne der Fall ist), hat man ja immer noch die alten Alben mit den alten tol­len Songs im Regal, mit denen man eine gemein­sa­me Geschich­te hat. Der Unter­schied ist ein biss­chen wie der zwi­schen den Arbeits­kol­le­gen, mit denen man mal ein Fei­er­abend­bier trin­ken geht, und den alten Freun­den von frü­her.

Dann wol­len wie­der die neu­en bes­ten Freun­de (Jack’s Man­ne­quin, The Hold Ste­ady, The Low Anthem) Auf­merk­sam­keit. Und die hei­ßen Affä­ren aus den Jah­ren dazwi­schen. Die Arc­tic Mon­keys haben ein neu­es Album ver­öf­fent­licht? Ent­schul­di­gung, inter­es­siert mich nicht. Die gan­ze Indie-Chau­se der mitt­le­ren Nuller Jah­re ist mir inzwi­schen völ­lig egal, von Franz Fer­di­nand und Man­do Diao will ich weder alte noch neue Alben hören. An deren Musik wer­den wir noch jah­re­lang tra­gen, weil immer noch in jedem Dorf gelock­te 15-Jäh­ri­ge mit karier­ten Hem­den, die eine Band grün­den wol­len, ihre Songs aus Ach­tel­beats, Schram­mel­gi­tar­ren und Par­ty­ly­rik zusam­men­bau­en. Alles okay, vie­les gut, aber es kann doch nicht sein, dass Gitar­ren­mu­sik hier enden soll?!

Unge­fähr an jedem zwei­ten Tag der ver­gan­ge­nen Wochen habe ich mir die Fra­ge „Was hör ich denn jetzt mal?“ mit „Belong“ beant­wor­tet, dem phan­tas­ti­schen zwei­ten Album von The Pains Of Being Pure At Heart. Dane­ben höre ich das weg, was sich eben so ange­sam­melt hat im bis­he­ri­gen Kalen­der­jahr, oder grei­fe zu aus­ge­wähl­ten Lieb­lin­gen der ver­gan­ge­nen zwei Jah­re, derer ich noch nicht über­drüs­sig bin. Ich käme ehr­lich gesagt nie auf die Idee, „(What’s The Sto­ry?) Mor­ning Glo­ry?“ von Oasis auf­zu­le­gen – ich weiß ja, dass das ein gutes Album ist, auch wenn bei mir lang­sam die Zwei­fel ein­set­zen, ob Oasis tat­säch­lich so gut und wich­tig waren.

Jah­res­zeit­lich bedingt lau­fen gera­de wie­der zwei Alben bei mir rauf und run­ter, die schon neun bzw. 13 Jah­re alt sind: „Hi-Fi Serious“ von A, eines mei­ner abso­lu­ten Lieb­lings­al­ben, bei dem ich bei jedem Hören erwä­ge, mir auf mei­ne alten Tage doch noch ein Skate­board zu kau­fen, und „Moon Safa­ri“ von Air, das womög­lich bes­te Som­mer-Ent­span­nungs­al­ben aller Zei­ten. Bei­de Alben sind so gut und für ihre Funk­ti­on als Som­mer-Sound­track so per­fekt, dass ich mich kaum bemü­he, Nach­fol­ger zu fin­den.

Und das wird immer mehr. Wäh­rend ich noch damit beschäf­tigt bin, mich in das Früh­werk von Bruce Springsteen rein­zu­hö­ren, mir Led Zep­pe­lin zu erschlie­ßen und die wich­tigs­ten Grand-Prix-Songs der letz­ten 55 Jah­re drauf zu schaf­fen, wer­den Men­schen erwach­sen, die Nir­va­na nie als zeit­ge­nös­si­sche Musik ken­nen­ge­lernt haben, son­dern offi­zi­ell als Oldies. Men­schen, denen das Kon­zept „Album“ unbe­kannt ist, das die Pop­kul­tur von den 1960er Jah­ren bis hin­ein in die spä­ten Nuller so geprägt hat.

Und dann stellt man wie­der fest, dass Pop­kul­tur alt macht. Also: die inten­si­ve Beschäf­ti­gung damit. Eltern sehen ihre Kin­der auf­wach­sen, Gärt­ner bekom­men den Gang der Jah­res­zei­ten zu spü­ren, aber als Pop­kul­tur­fan ent­schei­det man sich bewusst dafür, Zeit anhand von Ver­öf­fent­li­chungs­da­ten von Musik, Fil­men und TV-Seri­en wahr­zu­neh­men. Die Sum­me des eige­nen Lebens sam­melt sich schön anschau­lich in Rega­len und sorgt bei jedem Umzug für grö­ße­re Ver­stim­mung. Und der Gedan­ke an eine Pop­band, die vor mehr als einer Deka­de mal einen Mini-Hit hat­te, löst Gedan­ken­gän­ge aus, denen man selbst nicht mehr fol­gen kann.

Des­we­gen Semiso­nic.

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Musik

The Class of ’99

New Radicals hören im ICE (Szene nachgestellt)

Heu­te vor zehn Jah­ren saß ich in einem Zug nach Ber­lin, hör­te „You Get What You Give“ von den New Radi­cals und damit begann dann mei­ne Musik­be­geis­te­rung (nach­zu­le­sen hier).1

In der Fol­ge­zeit fing ich an, Gitar­re zu ler­nen, in Bands zu spie­len, Fes­ti­vals zu besu­chen, über Musik zu schrei­ben und irgend­wann sogar Radio­sen­dun­gen dar­über zu mode­rie­ren. Am Jahr 1999 führt auch heu­te noch kein Weg dran vor­bei: Ein gro­ßer Teil mei­ner Lieb­lings­al­ben und ‑songs erschien in eben die­sem Jahr.

Mit ein wenig kul­tur­wis­sen­schaft­li­chem Über­mut könn­te man viel­leicht sogar das Fin de siè­cle bemü­hen um zu erklä­ren, war­um aus­ge­rech­net kurz vor dem Jahr­hun­dert­ende plötz­lich rei­hen­wei­se gro­ße Kunst ent­stand. Denn selbst wenn man zugu­te hält, dass 15, 16 immer ein beson­ders prä­gen­des Alter ist und Men­schen, die heu­te in die­sem Alter sind, ver­mut­lich in zehn Jah­ren das Glei­che über 2009 sagen wer­den: Vor zehn Jah­ren war eine gan­ze Rei­he von Bands und Künst­lern auf dem Höhe­punkt ihres Schaf­fens.

Da waren längst nicht nur die New Radi­cals mit ihrem ein­zi­gen Album: Ben Folds Five ver­aus­gab­ten sich mit ihrem Meis­ter­werk „The Unaut­ho­ri­zed Bio­gra­phy Of Rein­hold Mess­ner“ der­art, dass sie sich ein Jahr spä­ter auf­lös­ten; Tra­vis haben vie­le gute Alben auf­ge­nom­men, aber so dicht wie „The Man Who“ klang kei­nes mehr; Moby errich­te­te sich mit „Play“ sein eige­nes Denk­mal, von des­sen Lizen­sie­run­gen für Spiel­fil­me und Wer­be­spots er sich einen klei­nen Staat kau­fen könn­te. Und selbst, wenn ich eini­ge der ’99er Alben erst Jah­re ent­deck­te: Das war schon ein ganz beson­de­rer Jahr­gang.

Und damit Sie wis­sen, wovon zum Hen­ker ich eigent­lich rede, hier eine unsor­tier­te Lis­te von Alben aus besag­tem Jahr:

Tra­vis – The Man Who
Anspiel­tipp: Drift­wood
Ben Folds Five – The Unaut­ho­ri­zed Bio­gra­phy Of Rein­hold Mess­ner
Anspiel­tipp: Your Red­neck Past
New Radi­cals – May­be You’­ve Been Brain­wa­shed Too2
Anspiel­tipp: Flowers
Foo Figh­ters – The­re Is Not­hing Left To Lose
Anspiel­tipp: Next Year
Jim­my Eat World – Cla­ri­ty
Anspiel­tipp: Blis­ter
Ste­reo­pho­nics – Per­for­mance And Cock­tails
Anspiel­tipp: Just Loo­king
Moby – Play
Anspiel­tipp: Por­ce­lain
Red Hot Chi­li Pep­pers – Cali­for­ni­ca­ti­on
Anspiel­tipp: Scar Tis­sue
Toco­tro­nic – K.O.O.K.
Anspiel­tipp: Jack­pot
The Get Up Kids – Some­thing To Wri­te Home About
Anspiel­tipp: I’ll Catch You
Sigur Rós – Ágæ­tis Byr­jun
Anspiel­tipp: Svefn-G-Eng­lar
Wil­co – Sum­mer­tee­th
Anspiel­tipp: Nothing’severgonnastandinmyway(again)
3 Colours Red – Revolt
Anspiel­tipp: Beau­tiful Day
Blink-182 – Ene­ma Of The Sta­te
Anspiel­tipp: What’s My Age Again?
Blur – 13
Anspiel­tipp: Cof­fee And TV

Natür­lich erschie­nen danach noch vie­le groß­ar­ti­ge Alben (ein Jahr spä­ter bei­spiels­wei­se „Kid A“ von Radio­head und das Cold­play-Debüt „Parach­u­tes“), aber ein Jahr wie 1999 habe ich seit­dem nicht mehr erlebt.

  1. Mir fiel gera­de erst auf, dass ich den Song ver­mut­lich nur des­halb im Bord­ra­dio gehört habe, weil ich den ursprüng­li­chen ICE ver­passt hat­te. Nach all die­sen Jah­ren stel­le ich fest, dass aus­ge­rech­net eine Regio­nal­bahn-Ver­spä­tung mein Leben ver­än­dert hat! []
  2. Dass das Album bereits im Okto­ber 1998 auf den Markt kam, ist ein Detail, durch das ich mir nicht mei­ne Geschich­te kaputt machen las­se. []
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Digital Gesellschaft

What Difference Does It Make?

Ich zeig Euch Individualität!

Als ich 16 Jah­re alt war, stand ich vor einem mora­li­schen Dilem­ma: WDR 2 hat­te ange­kün­digt, ein Kon­zert mei­ner Lieb­lings­band Ben Folds Five aus­zu­strah­len. Einer­seits freu­te ich mich dar­über, die Band mal „live“ zu hören,1 ande­rer­seits dach­te ich, damit sei die Band end­gül­tig im Main­stream ange­kom­men.2 Ich las „Solo­al­bum“ und „Tris­tesse Roya­le“, die vol­ler Arro­ganz und Distik­ti­ons­wut waren, und freu­te mich, als der deut­sche „Rol­ling Stone“ die „Drawn From Memo­ry“ von Embrace schlecht bewer­te­te, weil ich dach­te, dann wür­den weni­ger Leu­te die­se CD hören. Das alles ist lan­ge her und mein dama­li­ges Ver­hal­ten bezeich­net man ana­log zur dama­li­gen Lebens­pha­se als puber­tär.

Heu­te freue ich mich, wenn Bands, die ich schät­ze, in die Charts ein­stei­gen, weil das die Chan­ce erhöht, dass die Musi­ker von ihrer Musik auch leben kön­nen. Natür­lich ist es scha­de, Bands wie Cold­play oder die Kil­lers nicht mehr in klei­nen Clubs sehen zu kön­nen,3 aber es kom­men ja fast täg­lich neue Bands für die Clubs dazu und unter einem kul­tu­rel­len Aspekt ist es doch alle­mal bes­ser, wenn die Fri­seu­rin­nen und Kin­der­gärt­ne­rin­nen, die man bei Cold­play-Kon­zer­ten arg­wöh­nisch mus­tert, eben sol­che Musik hören und nicht Sil­ber­mond.

Natür­lich gibt es auch heu­te noch Men­schen, die Bands auto­ma­tisch schei­ße fin­den, wenn sie mehr als 300 Hörer haben,4 aber die nennt man dann eben „Indi­en­a­zis“ und sie müs­sen zur Stra­fe Tex­te von Jan Wig­ger, Died­rich Diede­rich­sen und Plat­ten­tests online lesen.

Das alles kam mir in den Sinn, als ich durch Zufall einen Ein­trag im Blog von Ste­fan Win­ter­bau­er auf meedia.de las:

Pro­blem: Das iPho­ne ist gewöhn­lich gewor­den.

Mitt­ler­wei­le ist das Gerät der­art weit ver­brei­tet (selbst unter Stu­den­ten!), dass es beim bes­ten Wil­len nicht mehr als Sta­tus­sym­bol her­hal­ten kann. Manch­mal muss man sich gera­de­zu schä­men. Zum Bei­spiel, wenn ein Ver­triebs-Och­se in Kurz­arm-Hemd und schril­ler Kra­wat­te im Zug ein iPho­ne zückt.

Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ernst der Text gemeint ist,5 glau­be aber, dass sich im Zwei­fels­fall genug Men­schen fän­den, die Win­ter­bau­er auch dann zustim­men wür­den, wenn er das eigent­lich irgend­wie augen­zwin­kernd gemeint hät­te.

Jetzt denkt jeder Schlips­trä­ger aus Ver­trieb und Mit­tel-Manage­ment, ein biss­chen was von Glanz und Sexy­ness des iPho­ne abha­ben zu kön­nen. No way. Das Gegen­teil ist der Fall. Dadurch, dass die­se Schnauz­bart­trä­ger, Kurz­arm­hem­den und blon­de Damen auf hohen Hocken jetzt alle ein iPho­ne haben, machen sie den Mythos kaputt.

Win­ter­bau­er sitzt da zunächst ein­mal einem weit ver­brei­te­ten Miss­ver­ständ­nis auf: Unter­wegs zu tele­fo­nie­ren – oder brei­ter gefasst: zu kom­mu­ni­zie­ren – hat nichts mit Gla­mour und Sexy­ness zu tun, son­dern mit Abhän­gig­keit oder man­geln­der Orga­ni­sa­ti­on. Wer noch auf dem Nach­hau­se­weg in der S‑Bahn mit dienst­li­chen Pro­ble­men behel­ligt wird, wäre selbst dann noch ein armes Schwein, wenn er mit einem Pla­tin­bar­ren tele­fo­nier­te, und wer aus dem Zug sei­ne Ankunfts­zeit mit­teilt, war in den meis­ten Fäl­len nur zu faul, sich vor­her eine Ver­bin­dung her­aus­zu­su­chen und dann recht­zei­tig am Bahn­hof zu sein.6

Als in der letz­ten Woche das Mobil­funk­netz von T‑Mobile zusam­men­brach war ich auf­rich­tig über­rascht über die Aus­wir­kun­gen, die das auf das Leben vie­ler Men­schen zu haben schien. Mein ME 45 mit Pre­paid-Kar­te dient mir in ers­ter Linie als Uhr und Wecker, mit dem ich hin und wie­der SMSen schrei­ben kann. Und als ich fest­stell­te, dass ich nach wie vor über T‑Mobile tele­fo­nie­ren konn­te, muss­te ich 20 Minu­ten über­le­gen, wen ich eigent­lich anru­fen könn­te, um ihm die­se (völ­lig irrele­van­te) Sen­sa­ti­on mit­zu­tei­len.

Das heißt nicht, dass ich das iPho­ne an sich schlecht fän­de – ich bin ja auch von mei­nem iPod touch ziem­lich begeis­tert. Aber den mag ich, weil es ein gut durch­dach­tes und funk­tio­nie­ren­des tech­ni­sches Gerät ist, nicht wegen des ange­bis­se­nen Apfels auf der Rück­sei­te.7 Auch mein Mac­Book nut­ze ich, weil ich App­les Betriebs­sys­tem gelun­ge­ner fin­de als Win­dows, weil der Akku län­ger hält und auch – das gebe ich ger­ne zu – weil das Gerät ein­fach bes­ser aus­sieht als so ziem­li­che jeder ande­re Lap­top – aber doch nicht aus Pres­ti­ge­grün­den.

Wer glaubt, sich über sein Mobil­te­le­fon pro­fi­lie­ren und von ande­ren abgren­zen zu müs­sen, hat mög­li­cher­wei­se zu wenig Geld für den Por­sche, der von den zu klei­nen Geni­ta­li­en ablen­ken soll. Es ist mir ein Rät­sel, war­um aus­ge­rech­net ein Kom­mu­ni­ka­ti­ons­werk­zeug Aus­druck von Indi­vi­dua­li­tät sein soll­te.8 Wer anders sein will, muss sich schon ein biss­chen mehr Mühe geben – zum Bei­spiel indem er die bei H&M gekauf­ten Motiv-T-Shirts erst mal ein Jahr in den Schrank packt, ehe er sie trägt. Sogar die Punks sahen irgend­wann alle gleich aus mit ihren Iro­ke­sen­schnit­ten und Sicher­heits­na­deln.

Und wer Men­schen bewun­dert, nur weil sie ein teu­res Spiel­zeug mit sich füh­ren, ist mög­li­cher­wei­se noch ober­fläch­li­cher als der Tech­nik-Besit­zer selbst, der einen gera­de für Schnauz­bart und Kurz­arm­hemd ver­ach­tet.

  1. Ja, lie­be Kin­der, damals hat­ten wir noch kein You­Tube und Live-Mit­schnit­te von Kon­zer­ten waren sel­te­ne Samm­ler­stü­cke. []
  2. Ich saß damals der sel­ben Fehl­in­ter­pre­ta­ti­on des Begriffs „Main­stream“ auf, die heu­te im Bezug auf die Ver­brei­tung von twit­ter die Run­de macht. []
  3. Als ob ich das je hät­te. []
  4. Wer sich eine Band durch äuße­re Umstän­de ver­lei­den lässt, hat sie mei­nes Erach­tens nie wirk­lich gemocht. []
  5. Mein Iro­nie-Detek­tor ist gera­de zur Jah­res-Inspek­ti­on. []
  6. Ich weiß, wovon ich spre­che. []
  7. Die Rück­sei­te ist übri­gens sowie­so ein Desas­ter. Der Idi­ot, der auf die Idee gekom­men ist, einen Gebrauchs­ge­gen­stand zur Hälf­te mit einer hoch­glän­zen­den Metal­lic-Ober­flä­che zu ver­se­hen, soll­te eigent­lich öffent­lich aus­ge­peitscht wer­den, bis er genau­so vie­le Strie­men auf dem Hin­tern hat wie mein iPod Krat­zer. []
  8. Wobei ein iPho­ne ja in der Regel sehr indi­vi­du­ell ist: Man kann einen Sinn­spruch ein­gra­vie­ren las­sen und Pro­gram­me und Musik nach eige­nem Wunsch dar­auf über­spie­len. []
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Musik

Alte Helden, neue Alben

Die tra­gi­sche Geschich­te, wie ich vor neun Jah­ren die „Rol­ling Stone Road­show“ mit Ben Folds Five, Tra­vis und Gay Dad igno­rier­te, habe ich ja schon mehr­fach erwähnt.

Offen­bar hat sich mein Kar­ma-Kon­to aber in der Zwi­schen­zeit so weit auf­ge­la­den, dass mir das Schick­sal zumin­dest eine gro­be Revan­che anbie­tet: am 22. Novem­ber spie­len Ben Folds und Tra­vis (sowie Fleet Foxes, Glas­ve­gas, The Ras­cals und Dona­von Fran­ken­rei­ter) gemein­sam in der Esse­ner Gru­ga­hal­le. Also Weih­nach­ten, Geburts­tag und Ostern für mich. Ob Folds wie beim Tour­fi­na­le vor neun Jah­ren nur mit einem Cow­boy­hut beklei­det bei Tra­vis die Büh­ne stür­men wird, wird sich zei­gen.

Vor­her haben Ben Folds und Tra­vis aber auch noch am sel­ben Tag ihre neue Alben ver­öf­fent­licht.

Und wie die so sind, steht in der bewähr­ten Track-by-track-Ana­ly­se:

Ben Folds – Way To Nor­mal

Tra­vis – Ode To J. Smith

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English Edition

I hope that it got into you

This is a sto­ry about a song.

In 2001, one year after my favou­ri­te band Ben Folds Five had dis­ban­ded, I found the final three new songs they had ever pre­sen­ted live on the Inter­net: „The Secret Life Of Mor­gan Davis“, a swin­ging pop-tune, reap­peared as a b‑side to Folds‘ first solo sin­gle „Rockin‘ The Sub­urbs“ later that year. „Prin­ce Char­ming“, writ­ten and sung by bass-play­er Robert Sledge, was included on the first (and only) EP his fol­low-up-band Inter­na­tio­nal Oran­ge released in 2004. The third one which I had always lik­ed the most, stay­ed miss­ing: „Ame­lia Bright“, writ­ten by Dar­ren Jes­see who had been the drum­mer of Ben Folds Five (the ama­zing bal­lad „Magic“ on the band’s final record was also his tune).

Darren Jessee (photo by Debora Francis)In 2004 I found out the­re was Hotel Lights, Darren’s new band whe­re he now wri­tes the songs, plays the gui­tar and the pia­no and sings. I lis­ten­ed to a few of their songs that were available online and wro­te an email to Dar­ren. I wro­te him that I loved the music of Hotel Lights, but asked him what had hap­pen­ed to „Ame­lia Bright“. Dar­ren repli­ed that a lot of peo­p­le had asked him that ques­ti­on and we stay­ed in touch. He sent me a copy of Hotel Lights‘ self-titled debut album, CT das radio, the col­lege radio sta­ti­on I was working for back then in Bochum, Ger­ma­ny pro­ba­b­ly beca­me the first Euro­pean radio sta­ti­on to ever play the band and when­ever I met someone who was working for the music indus­try I told him about Hotel Lights (I’ve only done this twice, the other band being Kili­ans who had more luck in achie­ving a record deal in Ger­ma­ny.) In 2006, Hotel Lights released an EP cal­led „Good­night­good­mor­ning“ which came up with beau­tiful folk-based pop songs once more. You might have lis­ten­ed to their song „A.M. Slow Gol­den Hit“ on „Grey’s Ana­to­my“ wit­hout kno­wing it.

A few weeks ago I lear­ned that Hotel Lights would release a new album cal­led „Fire­cra­cker Peo­p­le“ – and on their MySpace site I stumb­led across their ver­si­on of „Ame­lia Bright“ at last. I don’t know whe­ther it’s becau­se I had alre­a­dy loved the song for seven years, but it’s beau­ty lite­ral­ly struck me. It was even bet­ter than the ver­si­on Ben Folds Five had done – pro­ba­b­ly becau­se this time the sin­ger was the man who had writ­ten the song: Dar­ren Jes­see.

Even though „Ame­lia Bright“ sticks out of „Fire­cra­cker Peo­p­le“ (and was used as a trig­ger for this artic­le by me so ine­le­gant­ly), the other songs are by no means worse. The music of Hotel Lights reminds me of artists like Ron Sexs­mith, Josh Rou­se and Spark­le­hor­se (Alan Wea­ther­head of Spark­le­hor­se co-pro­du­ced the record and play­ed the gui­tar). It sounds autum­nal­ly, melan­cho­lic and peaceful to me and I ima­gi­ne dri­ving through small Ame­ri­can towns and into deser­ted land­scapes – images Dar­ren Jes­see says he’s okay with.

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HOTEL LIGHTS „Blue Always Finds Me“ from Fire­cra­cker Peo­p­le on Vimeo.

Click here to read a full-length inter­view with Dar­ren Jes­see of Hotel Lights.

Hotel Lights - Firecracker People (Album cover)
Hotel Lights – Fire­cra­cker Peo­p­le

Release date: August 19, 2008
Label: Bar/​None

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Musik

I hope that it got into you

Dies ist die Geschich­te eines Lie­des.

2001, ein Jahr nach­dem sich mei­ne Lieb­lings­band Ben Folds Five auf­ge­löst hat­te, stieß ich im Inter­net auf die drei letz­ten neu­en Songs, die die Band jemals live vor­ge­stellt hat­te: „The Secret Life Of Mor­gan Davis“, ein swin­gen­der Pop­song, tauch­te wenig spä­ter als B‑Seite zu Folds‘ ers­ter Solo­sin­gle „Rockin‘ The Sub­urbs“ wie­der auf, „Prin­ce Char­ming“, geschrie­ben und gesun­gen vom Bas­sis­ten Robert Sledge, erschien 2004 auf der ers­ten (und ein­zi­gen) EP von des­sen Nach­fol­ge­band Inter­na­tio­nal Oran­ge. Der drit­te, den ich immer am Meis­ten gemocht hat­te, blieb ver­schwun­den: „Ame­lia Bright“, geschrie­ben von Dar­ren Jes­see, dem Schlag­zeu­ger von Ben Folds Five, der auch die groß­ar­ti­ge Bal­la­de „Magic“ auf dem letz­ten Album der Band geschrie­ben hat­te.

Darren Jessee (Foto: Debora Francis)2004 stell­te ich dann fest, dass es Hotel Lights gab, Dar­rens neue Band, in der er die Songs schrieb, Gitar­re und Kla­vier spiel­te und sang. Ich hör­te mir die Songs an, die online ver­füg­bar waren, und schrieb Dar­ren eine E‑Mail. Ich schrieb ihm, dass ich die Musik von Hotel Lights lieb­te, frag­te aber auch, was mit „Ame­lia Bright“ pas­siert war. Dar­ren ant­wor­te­te, dass ihm schon vie­le Leu­te die­se Fra­ge gestellt hät­ten, und wir blie­ben in Kon­takt. Er schick­te mir das selbst­be­ti­tel­te Debut­al­bum von Hotel Lights, CT das radio, das Bochu­mer Cam­pus­ra­dio für das ich damals arbei­te­te, war ver­mut­lich der ers­te euro­päi­sche Sen­der, der die Band gespielt hat, und jedes­mal, wenn ich jeman­den aus der Musik­in­dus­trie traf, schwärm­te ich ihm von Hotel Lights vor (Das habe ich über­haupt nur zwei Mal gemacht. Bei den Kili­ans ver­lief das aller­dings etwas erfolg­rei­cher.) 2006 ver­öf­fent­lich­ten Hotel Lights eine EP namens „Good­night­good­mor­ning“, auf der ein­mal mehr wun­der­ba­re Folk-basier­te Pop­songs zu fin­den waren. Mög­li­cher­wei­se haben Sie den Song „A.M. Slow Gol­den Hit“ bei „Grey’s Ana­to­my“ gehört, ohne es zu mer­ken.

Vor ein paar Wochen stell­te ich fest, dass Hotel Lights ein neu­es Album namens „Fire­cra­cker Peo­p­le“ ver­öf­fent­li­chen wür­den – und auf ihrer MySpace-Sei­te stol­per­te ich end­lich über ihre Ver­si­on von „Ame­lia Bright“. Ich weiß nicht, ob es dar­an lag, dass ich den Song schon seit sie­ben Jah­ren geliebt hat­te, aber sei­ne Schön­heit hau­te mich buch­stäb­lich um. Er war sogar noch viel bes­ser als die Ben-Folds-Five-Ver­si­on – was ver­mut­lich dar­an lag, dass der Sän­ger dies­mal auch der Mann war, der das Lied geschrie­ben hat­te: Dar­ren Jes­see.

Auch wenn „Ame­lia Bright“ aus „Fire­cra­cker Peo­p­le“ her­aus­ragt (und von mir als bil­li­ger Auf­hän­ger für die­sen Arti­kel benutzt wur­de), sind die ande­ren Songs kein Stück schlech­ter. Die Musik von Hotel Lights erin­nert mich an Künst­ler wie Ron Sexs­mith, Josh Rou­se und Spark­le­hor­se (Alan Wea­ther­head von Spark­le­hor­se hat das Album mit­pro­du­ziert und dar­auf Gitar­re gespielt). Sie klingt herbst­lich, melan­cho­lisch und fried­lich und ich stel­le mir vor, durch klei­ne ame­ri­ka­ni­sche Städ­te und in die men­schen­lee­re Land­schaft zu fah­ren – Bil­der, mit denen Dar­ren Jes­see leben kann.

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HOTEL LIGHTS „Blue Always Finds Me“ from Fire­cra­cker Peo­p­le on Vimeo.

Lesen Sie hier ein aus­führ­li­ches Inter­view mit Dar­ren Jes­see von Hotel Lights: auf deutsch oder im eng­li­schen Ori­gi­nal.

Hotel Lights - Firecracker People (Album cover)
Hotel Lights – Fire­cra­cker Peo­p­le

VÖ: 19. August 2008 (in den USA)
Label: Bar/​None
(einen US-Import des Albums kann man bei Amazon.de bestel­len)

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Musik

Your Redneck Past

„Ich wür­de nach Cha­pel Hill flie­gen, wenn es eine ein­ma­li­ge Reuni­on-Show von Ben Folds Five gäbe“, war immer mein Stan­dard­spruch, wenn es um Fan­dom ging. Ich habe halt nie ver­wun­den, dass ich mei­ne Lieb­lings­band nie live gese­hen habe.

So wie es aus­sieht, muss ich nun mein Spar­schwein schlach­ten und sämt­li­che Freun­de anpum­pen, denn am 18. Sep­tem­ber steht mei­ne Lieb­lings­band zum ers­ten Mal seit neun acht Jah­ren gemein­sam auf der Büh­ne, um mein Lieb­lings­al­bum zu spie­len:

Ben Folds Five

MySpace launcht damit offen­bar eine neue Kon­zert­rei­he.

Aaaaaaaaaaaaaaaaaarrggggghhhhhh!!!!!!!1

[via The Magi­cal Arm­chair]

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Musik

Best Imitation Of Himself

Ben Folds und Band live

Ben Folds hat­te immer schon einen beson­de­ren Humor: die ers­te EP sei­ner Band Majo­sha hieß „Par­ty Night: Five Songs About Jesus“ und beinhal­te­te vier Songs, von denen natür­lich kei­ner von Jesus han­del­te. Eigent­lich logisch, dass das Trio, mit dem er schließ­lich inter­na­tio­nal bekannt wur­de, Ben Folds Five hieß.

Sein neu­es Album, das Ende Sep­tem­ber erschei­nen soll, wird „Way To Nor­mal“ hei­ßen, was für Folds-Ver­hält­nis­se fast schon ein lang­wei­li­ges Wort­spiel ist. Wer das Album bereits jetzt ille­gal aus Tausch­bör­sen her­un­ter­la­den will, wird mit hoher Wahr­schein­lich­keit auf neun Songs sto­ßen, die nicht wirk­lich das neue Album sind – aber irgend­wie doch.

In einer Mischung aus Dieb­stahl­si­che­rung und Wahn­sinn hat­ten sich Folds, sein Bas­sist Jared Rey­nolds und sein Schlag­zeu­ger Sam Smith im Juli für acht Stun­den in einem iri­schen Stu­dio ein­ge­schlos­sen und sechs Fake-Songs auf­ge­nom­men. Sie haben (fast) die glei­chen Titel wie die Songs von „Way To Nor­mal“, sind aber kom­plett ande­re Lie­der. Ange­rei­chert wer­den sie mit den Sin­gles „Hiro­shi­ma“ und „You Don’t Know Me“ (gemein­sam mit Regi­na Spec­tor), sowie einer Alter­na­tiv-Ver­si­on von „Colo­gne“, einem Song, des­sen Ent­ste­hung ich und alle ande­ren Besu­cher von Folds‘ letzt­jäh­ri­gem Köl­ner Kon­zert bei­woh­nen durf­ten.

Die Tex­te sind mit­un­ter extrem albern, ent­stan­den sie doch bin­nen kür­zes­ter Zeit und ent­stam­men zum Teil der Feder des Schlag­zeu­gers (ein Vor­ge­hen, das bei Ben Folds Five damals immer­hin zum groß­ar­ti­gen „Song For The Dum­ped“ geführt hat­te), aber musi­ka­lisch ist Folds fast bes­ser als auf sei­nem letz­ten rich­ti­gen Album „Songs For Sil­ver­man“. Wenn die ech­ten Songs so gut wer­den wie die fal­schen, wird „Way To Nor­mal“ ein Fest.

Folds ist natür­lich nicht der Ers­te, der auf die Idee kam, ein gefälsch­tes Album über Tausch­bör­sen zu ver­tei­len: Olli Schulz, eben­falls für sei­nen Humor bekannt (gefürch­tet), hat­te etwas sehr ähn­li­ches bereits vor gut zwei Jah­ren gemacht.

Mehr zu den Hin­ter­grün­den des fal­schen „Way To Nor­mal“ und einen Track-by-Track-Ver­gleich gibt’s beim ame­ri­ka­ni­schen „Rol­ling Stone“.

Wer das geschenk­te, fal­sche Album her­un­ter­la­den will, ohne ver­se­hent­lich das rich­ti­ge zu klau­en, ist bei der Fan­site wokeupwaytoolate.com an der rich­ti­gen Adres­se.

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Musik

Meeting Ben Folds

Heu­te machen wir’s mal so rich­tig Dog­ma-mäßig: Auf Sie war­tet ein eng­lisch­spra­chi­ges Inter­view, unge­schnit­ten, gedreht in einer nicht wirk­lich ruhi­gen Hotel­lob­by, mit einem Cam­cor­der mit etwas ver­schmutz­ten Bild- und Ton­köp­fen.

War­um Sie sich das antun soll­ten? Nun, es ist ein Inter­view mit Ben Folds.

Teil 1:

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Musik

Rockin‘ The Suburbs

Im Spät­herbst 1999 gin­gen Ben Folds Five, die Band, die ich gera­de und bis ans Ende aller Tage zu mei­ner Lieb­lings­band ernannt hat­te, in Deutsch­land auf Tour – im Auf­trag des „Rol­ling Stone“ und gemein­sam mit Tra­vis, die ich wenig spä­ter zu einer mei­ner abso­lu­ten Lieb­lings­bands ernann­te, und Gay Dad. Da Köln und Müns­ter für sech­zehn­jäh­ri­ge Dins­la­ke­ner unend­lich weit waren, ging ich auf kei­nes der Kon­zer­te und dach­te: „Die kom­men schon wie­der.“

Ein Jahr spä­ter hat­ten sich Ben Folds Five auf­ge­löst und Ben Folds kam das nächs­te Mal im Som­mer 2005 nach Deutsch­land. Mög­lich gewor­den war das durch die „Ben Folds Socie­ty“, die Unter­schrif­ten für eine Rück­kehr des Pia­no­ro­ckers nach Deutsch­land gesam­melt hat­te. Und natür­lich war ich bei bei­den Kon­zer­ten dabei, auch wenn das bedeu­te­te, sowohl nach Ber­lin, als auch nach Köln rei­sen zu müs­sen. Im ver­gan­ge­nen Jahr war ich immer­hin bei sei­nem Kon­zert in Köln dabei.

Die­ses Jahr muss ich Ben Folds nir­gend­wo­hin hin­ter­her­fah­ren müs­sen, die­ses Jahr spielt er einen Stein­wurf von mir ent­fernt: in der Zeche in Bochum.

Alle Tour­da­ten:
30.06.2008: Ham­burg, Grün­span
02.07.2008: Bochum, Zeche
03.07.2008: Mann­heim, Alte Feu­er­wa­che
05.07.2008: Bonn, Rhein­kul­tur-Fes­ti­val

Fei­ern wol­len wir die­se gute Nach­richt mit Folds‘ Ver­si­on eines mei­ner Lieb­lings­lie­der:

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Literatur

Aus den Papierkörben der Weltliteratur (2)

Auf mei­ner Fest­plat­te habe ich wei­te­re Tex­te gefun­den, die vor mehr als einem hal­ben Jahr­zehnt ent­stan­den sind, bei denen ich aber der Mei­nung bin, dass man sie zumin­dest noch mal zur Blog­ver­fül­lung nut­zen kann.

So zum Bei­spiel der nun fol­gen­de Text, der im Deutsch­un­ter­richt bei eben jener Leh­re­rin ent­stand. Die Auf­ga­be war es, einen Text zu einem Bild zu schrei­ben, auf dem sich ein Mann mit bei­den Hän­den an einer Art Zaun abstützt, der sich in der Mit­te zu öff­nen scheint. (Ich hät­te die­ses Bild ger­ne ein­ge­scannt, habe es aber nicht mehr gefun­den.)

Des­halb steht über dem Text auch „Am Zaun“. Der Text und die Fuß­no­ten sind auf dem Stand vom 7. Juni 2001 und wur­den nur behut­sam an die gän­gi­gen Recht­schreib­re­geln ange­passt.