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Rivalen der Rennbahn

Einen Tag, nachdem ich meine letzte Kilians-Show besucht hatte, war ich auf einem anderen Konzert. Vor deutlich weniger Zuschauern spielte die Dortmunder Indieband The Rival Bid — und ich war schwer begeistert.

Auf meiner imaginären “Klingt wie …”-Namedropping-Vorlage-Liste notierte ich mir Interpol, The Editors, Elefant und Bloc Party, kaufte die bis dahin schon erschienenen zwei Alben der Band und wartete seitdem auf neue Veröffentlichungen, denn was die Musiker da an neuen Songs spielten, klang noch vielversprechender als die ohnehin schon guten anderen Songs.

Jetzt gibt es endlich was neues: “Michael”, die erste Single aus dem Album “Night Remains”, das am 13. März erscheinen soll. Der Song braucht ein bisschen, bis er aus dem Quark kommt (und ist mit fünf Minuten natürlich völlig unbrauchbar fürs Formatradio), belohnt einen dafür aber mit einem ziemlich beeindruckenden Spannungsbogen.

Meine Damen und Herren — The Rival Bid:

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I hope that it got into you

Dies ist die Geschichte eines Liedes.

2001, ein Jahr nachdem sich meine Lieblingsband Ben Folds Five aufgelöst hatte, stieß ich im Internet auf die drei letzten neuen Songs, die die Band jemals live vorgestellt hatte: “The Secret Life Of Morgan Davis”, ein swingender Popsong, tauchte wenig später als B-Seite zu Folds’ erster Solosingle “Rockin’ The Suburbs” wieder auf, “Prince Charming”, geschrieben und gesungen vom Bassisten Robert Sledge, erschien 2004 auf der ersten (und einzigen) EP von dessen Nachfolgeband International Orange. Der dritte, den ich immer am Meisten gemocht hatte, blieb verschwunden: “Amelia Bright”, geschrieben von Darren Jessee, dem Schlagzeuger von Ben Folds Five, der auch die großartige Ballade “Magic” auf dem letzten Album der Band geschrieben hatte.

Darren Jessee (Foto: Debora Francis)2004 stellte ich dann fest, dass es Hotel Lights gab, Darrens neue Band, in der er die Songs schrieb, Gitarre und Klavier spielte und sang. Ich hörte mir die Songs an, die online verfügbar waren, und schrieb Darren eine E-Mail. Ich schrieb ihm, dass ich die Musik von Hotel Lights liebte, fragte aber auch, was mit “Amelia Bright” passiert war. Darren antwortete, dass ihm schon viele Leute diese Frage gestellt hätten, und wir blieben in Kontakt. Er schickte mir das selbstbetitelte Debutalbum von Hotel Lights, CT das radio, das Bochumer Campusradio für das ich damals arbeitete, war vermutlich der erste europäische Sender, der die Band gespielt hat, und jedesmal, wenn ich jemanden aus der Musikindustrie traf, schwärmte ich ihm von Hotel Lights vor (Das habe ich überhaupt nur zwei Mal gemacht. Bei den Kilians verlief das allerdings etwas erfolgreicher.) 2006 veröffentlichten Hotel Lights eine EP namens “Goodnightgoodmorning”, auf der einmal mehr wunderbare Folk-basierte Popsongs zu finden waren. Möglicherweise haben Sie den Song “A.M. Slow Golden Hit” bei “Grey’s Anatomy” gehört, ohne es zu merken.

Vor ein paar Wochen stellte ich fest, dass Hotel Lights ein neues Album namens “Firecracker People” veröffentlichen würden – und auf ihrer MySpace-Seite stolperte ich endlich über ihre Version von “Amelia Bright”. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass ich den Song schon seit sieben Jahren geliebt hatte, aber seine Schönheit haute mich buchstäblich um. Er war sogar noch viel besser als die Ben-Folds-Five-Version – was vermutlich daran lag, dass der Sänger diesmal auch der Mann war, der das Lied geschrieben hatte: Darren Jessee.

Auch wenn “Amelia Bright” aus “Firecracker People” herausragt (und von mir als billiger Aufhänger für diesen Artikel benutzt wurde), sind die anderen Songs kein Stück schlechter. Die Musik von Hotel Lights erinnert mich an Künstler wie Ron Sexsmith, Josh Rouse und Sparklehorse (Alan Weatherhead von Sparklehorse hat das Album mitproduziert und darauf Gitarre gespielt). Sie klingt herbstlich, melancholisch und friedlich und ich stelle mir vor, durch kleine amerikanische Städte und in die menschenleere Landschaft zu fahren – Bilder, mit denen Darren Jessee leben kann.

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HOTEL LIGHTS “Blue Always Finds Me” from Firecracker People on Vimeo.

Lesen Sie hier ein ausführliches Interview mit Darren Jessee von Hotel Lights: auf deutsch oder im englischen Original.

Hotel Lights - Firecracker People (Album cover)
Hotel Lights – Firecracker People

VÖ: 19. August 2008 (in den USA)
Label: Bar/None
(einen US-Import des Albums kann man bei Amazon.de bestellen)