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Klickbefehl (6): Gegen den Strich

Doch nach Jah­ren des Nie­der­gangs herrscht Auf­bruch­stim­mung. Ver­la­ge und Kon­zert­ver­an­stal­ter boo­men. Bei den klei­ne­ren Plat­ten­fir­men gab es noch nie so vie­le Neu­grün­dun­gen. Und selbst unter den gro­ßen Musik­kon­zer­nen von Uni­ver­sal bis War­ner Music macht sich neue Hoff­nung breit. „Wir been­den das bes­te Jahr seit bestimmt sie­ben Jah­ren“, sagt Edgar Ber­ger, Deutsch­land-Chef von Sony-BMG.

Von wegen ver­hun­gern­de Mana­ger: Das Han­dels­blatt berich­tet über das „Come­back der Musik­in­dus­trie“.

* * *

Wenigs­tens braucht man sich in Hes­sen vor­erst kei­ne Sor­gen um eine star­ke NPD zu machen. Denn Aus­län­der­het­ze über­nimmt der Minis­ter­prä­si­dent per­sön­lich. Und wenn er dann wie­der­ge­wählt ist, zeigt sich Roland Koch sicher wie­der ger­ne mit dem Dalai Lama oder bei der Ver­lei­hung des hes­si­schen Frie­dens­prei­ses.

Stef­fen Jen­ter kom­men­tiert bei tagesschau.de die jüngs­ten For­de­run­gen des hes­si­schen Minis­ter­prä­si­den­ten Roland Koch, kri­mi­nel­le Aus­län­der schnel­ler abzu­schie­ben. [via Pott­blog]

* * *

Schlim­mer ist aber noch, dass die Poli­zei ein­fach unter­stellt, alle Per­so­nen, die den Link ange­klickt hät­ten, sei­en dar­auf über das angeb­lich kin­der­por­no­gra­fi­sche Por­tal gekom­men. Dass der Link – mit viel­leicht irre­füh­ren­den oder gar kei­nen Inhalts­an­ga­ben, zum Bei­spiel über eine der unzäh­li­gen Link­lis­ten, in ande­ren Boards oder als Spam-Mail – auch ander­wei­tig ver­brei­tet wor­den sein könn­te, liegt außer­halb ihrer Vor­stel­lungs­welt. Oder sie blen­det es aus.

Udo Vet­ter berich­tet im Law­blog, wie schnell man Opfer poli­zei­li­cher Ermitt­lun­gen wer­den kann – alles im Namen einer eigent­lich guten Sache, dem Kampf gegen Kin­der­por­no­gra­phie.

* * *

„Und? Wie fan­dest Du’s?“
„Ich weiß nicht. Ein biß­chen mul­mig wars mir schon. Das ist ne ganz ande­re Welt.“
„Ganz anders. Genau­so anders wie katho­li­sche Kir­chen, CSU-Par­tei­ta­ge oder Tup­per­waren­par­ty-Jah­res­haupt­ver­samm­lun­gen.“

Fré­dé­ric macht im Spree­blick eine klei­ne Moscheen-Besich­ti­gungs­tour.

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„Spiegel oder Bild“ – Das Spiel

Irgend­wie bin ich heu­te in Spiel­lau­ne und des­halb eröff­ne ich hier­mit das Quiz „Spie­gel oder Bild“.

Die fol­gen­den Über­schrif­ten stam­men ent­we­der von „Spie­gel Online“ oder von „Bild.de“ und es ist an Ihnen, die Über­schrif­ten rich­tig zuzu­ord­nen:

  • 1. „Pisa-Stu­die: War­um gewin­nen immer die Fin­nen?“
  • 2. „Bäcker rast mit erdros­sel­ter Freun­din in den Tod“
  • 3. „Lot­to-Tou­ris­mus: Polen, Hol­län­der und Dänen grei­fen nach dem Jack­pot“
  • 4. „Nach Erkennt­nis­sen der US-Geheim­diens­te: Iran hat Atom­waf­fen-Pro­gramm gestoppt“
  • 5. „J‑Los Baby­bauch: Schwan­ge­re Göt­tin in Weiß“
  • 6. „Kate Moss: Busen-Schmu­sen in der Son­ne“
  • 7. „Jop­ie Heesters wird heu­te 104: 10 Din­ge, die ich noch erle­ben möch­te“
  • 8. „Zufalls­fund: Römi­scher Super­kle­ber ent­deckt“
  • 9. „Glücks­spie­ler mit Pech: Ein­mal Lot­to-Mil­lio­när und zurück“
  • 10. „Min­dest­lohn gilt nicht für ihn: 4,73 Mil­lio­nen für Post-Chef Zum­win­kel“
  • 11. „Mas­sen­ent­las­sung bei Pin: Sprin­gers Not­aus­stieg aus dem Brief­ge­schäft“

Bit­te schrei­ben Sie Ihre Ver­mu­tun­gen in die Kom­men­ta­re.
Zu gewin­nen gibt es erst mal nichts (ich muss das Buch, das ich signiert ver­lo­sen woll­te, erst noch schrei­ben), aber Nach­gu­cken wäre trotz­dem irgend­wie unmo­ra­lisch.

Die Auf­lö­sung kommt heu­te Abend.

Update 6. Dezem­ber: Hier ist die Auf­lö­sung.

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The Lonesome Crowded West

Ich hat­te ja noch gar nicht über „Der­Wes­ten“ geschrie­ben, das wahn­sin­ni­ge neue Online­por­tal der WAZ-Grup­pe. Etwas völ­lig neu­es soll­te es wer­den, Lokal­jour­na­lis­mus 2.0 oder sowas in der Art. Des­halb hat die Ent­wick­lung auch so lan­ge gedau­ert, dass für einen Beta-Test kei­ne Zeit mehr war. Und nach posi­ti­ven Erst­ein­drü­cken kris­tal­li­siert sich lang­sam her­aus: das Ding droht ein Desas­ter zu wer­den.

Ich nut­ze „Der­Wes­ten“ nicht son­der­lich inten­siv, möch­te aber ger­ne per RSS-Feed über die Gescheh­nis­se in Bochum und Dins­la­ken auf dem Lau­fen­den blei­ben. Nach dem Wech­sel vom alten Online-Auf­tritt der WAZ bzw. NRZ zu „Der­Wes­ten“ funk­tio­nier­ten die alten Feeds nicht mehr und ich muss­te mir müh­sam die neu­en raus­su­chen. Das kann bei einem kom­plet­ten Platt­form­wech­sel natür­lich schon mal pas­sie­ren, ist aber trotz­dem unglück­lich.

Seit unge­fähr drei Wochen wird im Bochu­mer Feed ein Bei­trag spa­zie­ren geführt, der immer da ist, auch wenn alle ande­ren Mel­dun­gen wech­seln. Die Über­schrift lau­tet:

Demenz: Noch vergesslich oder schon dement?

Das ist übri­gens die Ori­gi­nal-Über­schrift von derwesten.de in der Ori­gi­nal-Far­be.
Bit­te nicht mit unse­rer Ori­gi­nal-Far­be ver­wech­seln!

Was man aber wirk­lich von „Der­Wes­ten“ hal­ten kann, möch­te ich Ihnen anhand eines will­kür­li­chen Bei­spiels vor­füh­ren – wobei die Will­kür weni­ger bei mir als viel mehr auf Sei­ten der Por­tal­be­trei­ber zuhau­se zu sein scheint.

Begin­nen wir mit der gefet­te­ten Ein­lei­tung, die neben der Über­schrift übri­gens auch der ein­zi­ge Teil des Arti­kels ist, der im Feed­rea­der ange­zeigt wird – man muss also immer auf die Sei­te.1 Beson­ders gut gefällt mir dabei der Cliff­han­ger zwi­schen Ein­lei­tung

Dort wo bald schon die Bag­ger für das Bochu­mer Kon­zert­haus anrü­cken sol­len, gibt es seit dem 16. …

und Arti­kel

… Novem­ber einen ganz beson­de­ren Park­platz.

Da hat „Der­Wes­ten“ von den Pro­fis gelernt, die bei sueddeutsche.de die Bil­der­ga­le­rien betex­ten. Müs­sen.

Geo-Tagging-Funktion bei “DerWesten”Die eigent­lich sehr sinn­vol­le Geo-Tag­ging-Funk­ti­on, mit der bei jedem Arti­kel der „Ort des Gesche­hens“ ange­zeigt wer­den soll, wird lei­der kaum genutzt – dafür sind näm­lich die User zustän­dig und deren Zahl liegt nach vier Wochen bei der eini­ger­ma­ßen depri­mie­ren­den Zahl von 5655.

In die­sem spe­zi­el­len Fall hät­te es aber natür­lich sehr gehol­fen zu erfah­ren, wo denn wohl der Park­platz, um den es die gan­ze Zeit geht, eigent­lich liegt – das wird ja wohl kaum jeder Bochu­mer auf Anhieb wis­sen. Ich will zu Guns­ten aller Betei­lig­ten mal davon aus­ge­hen, dass die Infor­ma­ti­on beim Umko­pie­ren des Tex­tes ver­lo­ren ging und nicht auch schon in der gedruck­ten WAZ aus­führ­lich über einen anony­men Park­platz berich­tet wur­de. Sie ahnen, in wel­chen Bah­nen wir uns bewe­gen, wenn wir zu Guns­ten der Betei­lig­ten von tech­ni­scher Unfä­hig­keit aus­ge­hen.

Abschlie­ßen möch­te ich aber mit einem Bild, das ja bekannt­lich mehr als tau­send Wor­te sagt. Oder in die­sem Fall auch mehr als zwei:

Unendlich viele Kommentare bei “DerWesten”

  1. „Spie­gel Online“ und n‑tv.de schi­cken nicht mal Kurz­fas­sun­gen oder Ein­lei­tung per RSS []
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Franz Müntefering singt schleimige Emo-Songs (nackt)

Am Wochen­en­de lief mal wie­der „High School Musi­cal“ im Fern­se­hen, was dafür sorg­te, dass zahl­rei­che Leu­te über die Such­an­fra­ge „vanes­sa hud­gens nackt“ (oder art­ver­wand­tes) auf die­ses Blog bzw. die­sen Ein­trag sto­ßen.

Unter den ande­ren Such­be­grif­fen der letz­ten Wochen fin­det sich zum Bei­spiel:

  • schleim im hals nach rau­chen auf­ge­ben
  • klaus kin­ski + fami­li­en­bil­der
  • fol­der mit bil­dern von sand­wich und bröt­chen
  • text für ein schrei­ben ver­ab­schie­dung in den ruhe­stand
  • wie kann ich mir den fin­ger bre­chen
  • wo die weser einen gro­ßen bogen macht
  • alte män­ner
  • glatz­köp­fi­ge frau­en
  • wal­nuss­mar­me­la­de
  • hape ker­ke­ling kili­ans
  • das spiel lukas und das sil­ber­ne pferd
  • totes pferd bild
  • kat­ze ohn­macht „ver­wirrt
  • stras­sen­strich pader­born
  • nackt­fo­tos mann­heim
  • „16.august 2007“ ein­sen­de­schluss
  • fran­zö­si­sche tas­ta­tur­lay­out
  • wie kom­me ich von duis­burg nach paris zum eifel­turm
  • zug von essen nach bochum heu­te
  • pro­fes­sor schlag­zeug rhei­ni­sche post august 2007
  • inter­na­tio­na­le lied or gesun­gen „franz mün­te­fe­ring“
  • wasch­be­ton­plat­ten wie macht man
  • suche inter­es­san­te frei­zeit­be­schäf­ti­gung
  • was muss man als jugend­li­cher beim angeln beach­ten
  • trau­ri­ge emo bil­der mit sprü­chen drauf
  • the beat­les wer sind die?
  • paul mccart­ney ano­ther day in para­di­se
  • rei­se­ta­sche pulp
  • excel tabel­le schwer beschä­digt
  • clau­dia roth betrun­ken
  • eva her­mann brüs­te
  • ent­ste­hung der frau aus der rip­pe
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Leserbriefschreiber 2.0

Ich habe nie ver­stan­den, was für Leu­te das sind, die sich hin­set­zen und einer Zei­tung oder einem Maga­zin einen Brief schrei­ben, in dem sie den Redak­teu­ren mit­tei­len, dass die­se alle „auf Linie gebracht“ sei­en, Deutsch­land von unfä­hi­gen Irren regiert wer­de und die dann kurz aus­füh­ren, wie das in der Welt so wirk­lich lau­fe. Aber immer­hin: Die­se Men­schen haben sich die Zeit genom­men, sich hin­zu­set­zen, einen Brief zu for­mu­lie­ren, ihn zum Brief­kas­ten zu brin­gen und sie wür­den ihre Abon­ne­ments nie kün­di­gen, weil sie ja immer nach­se­hen müs­sen, ob ihr Brief auch bis aufs letz­te Kom­ma abge­druckt wird.

Im Inter­net ist das anders: Man liest auf der Web­sei­te einer Zei­tung oder eines Maga­zins einen Arti­kel, klickt auf „Arti­kel kom­men­tie­ren“ und noch ehe sich im Hirn Sät­ze bil­den konn­ten, hat man schon irgend­was in die Tas­ten gehäm­mert und auf „Abschi­cken“ geklickt.

Heu­te habe ich, weil Hei­se dar­auf ver­linkt hat­te, bei „Welt Online“ den Arti­kel „SPD plant Grund­recht auf Infor­ma­ti­ons­frei­heit“ gele­sen. Wir wol­len mal nicht dar­über spre­chen, dass aus­ge­rech­net die Par­tei, die ver­gan­ge­ne Woche noch mit Pau­ken und Trom­pe­ten für eine Aus­wei­tung der Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­über­wa­chung war, plötz­lich ein „Grund­recht auf Infor­ma­ti­ons­frei­heit im Inter­net“ im Grund­ge­setz ver­an­kern will. Über die­se Sor­te Logik-Pirou­et­te, die bei der SPD lang­sam in Mode zu kom­men scheint, sol­len sich ande­re aus­las­sen.

Reden wir lie­ber über das, was die Kom­men­ta­to­ren bei „Welt Online“ so kom­men­tiert haben: Los ging es mit dem, was „Ein Bür­ger“ so zu sagen hat­te.1

Ein Bür­ger meint:
17-11-2007, 13:46 Uhr
Wel­che Par­tei hat gera­de unter Frak­ti­ons­zwang für die Vor­rats­da­ten­spei­che­rung gestimmt? Wel­che Par­tei hat unter Schrö­der heim­li­che Online­durch­su­chun­gen rechts­wid­rig ein­ge­führt?
Ach ja, die SPD!!!

Und jetzt will die­se Par­tei angeb­lich für bür­ger­li­che Frei­heits­rech­te und weni­ger Rech­te für die Staats­ge­walt kämp­fen?

Die machen sich doch lächer­lich und voll­kom­men unglaub­wür­dig.

In Wahr­heit will die SPD eine neue DDR und ver­sucht jetzt die „Mau­er“ die­ses Jahr­hun­derts (=tota­le Infor­ma­ti­ons- und Kommunikationskontrolle)als anti­fa­schis­ti­schen Schutz­wall (= SPD Initia­ti­ve: Grund­recht auf Infor­ma­ti­ons­frei­heit) zu tar­nen.

Wider­li­che Wort­akro­ba­tik!

Sie wer­den gleich mer­ken, dass die­se Aus­sa­ge in Sachen Para­noia noch zu den ver­nünf­ti­ge­ren Bei­trä­gen gehört – aber auch in Sachen Recht­schrei­bung und Gram­ma­tik ist das hier erst der Anfang.

Sil­ver­co­in meint:
17-11-2007, 14:31 Uhr
Infor­ma­tio­nen sind sowie­so nur für die jewei­li­gen Schich­ten der Bevöl­ke­rung vor­be­stimmt…
Wie soll der Staat ein Grund­recht auf Infor­ma­ti­on garan­tie­ren, wenn er es nicht ein­mal schafft die ande­ren Grund­rech­te, wie Pres­se­frei­heit und Post­mel­de­ge­heim­nis ein­zu­hal­ten.

Je län­ger ich die­ses Trei­ben in der Poli­tik ver­fol­ge, umso mehr wün­sche ich mir wie­der einen Kai­ser oder Ähn­li­ches.…
Auf die­se Art von Demo­kra­tie kann das Volk ver­zich­ten.….
Wir haben kei­ne Demo­kra­tie in Deutsch­land, son­dern eine Hypo­kra­tie.…

Und Sie glau­ben ja gar nicht, wie vie­le Staats­theo­re­ti­ker sich so an einem Sams­tag­nach­mit­tag im Kom­men­tar­be­reich von „Welt Online“ tum­meln:

ZWEIFLER meint:
17-11-2007, 15:20 Uhr
Das Sys­tem wird eh bald zusam­men­bre­chen. Dann kommt was Ande­res. So kann es nicht funk­tio­nie­ren. In Wirk­lich­keit regie­ren die Lob­by­is­ten, nicht das Volk.

Dabei weiß doch jedes Kind, wer Deutsch­land seit Erfin­dung der Stamm­ti­sche regiert: Natür­lich „die da oben“.

mavy meint:
17-11-2007, 16:12 Uhr
naja .. der wie­fel­spütz ist schon etwas glaub­wür­di­ger wie vie­le der ande­ren kas­per die da oben unse­re „eli­te“ bil­den sol­len

Aber hal­ten wir uns nicht mit den klei­nen Kas­pe­rei­en auf, wen­den wir uns den Rund­um­schlä­gen zu, der Ver­qui­ckung sämt­li­cher denk­ba­rer The­men, der ganz gro­ßen Ver­schwö­rung:

cor­vus albus meint:
17-11-2007, 17:56 Uhr
Dann soll­te es ‚Kom­mu­ni­ka­ti­ons­frei­heit ‘ lau­ten, weil Infor­ma­ti­on ein­sei­tig abge­ru­fen wird!
Aber zunächst soll­te die SPD mal die Bür­ger sel­ber infor­mie­ren, wie sie so zu tür­ki­schen Natio­na­lis­ten steht? Wäh­rend Beck die NPD ver­bie­ten las­sen will singt Stein­mei­er mit den tür­ki­schen Wöl­fen? Das Schwei­gen der SPD zu die­sen Vor­gang und der Medi­en ist ein­deu­ti­ger als lau­te Schreie lie­be Poli­ti­ker.… und der gan­ze Bun­des­tag schaut weg, weil es da um die deutsch-tür­ki­sche Freund­schaft geht? Lie­be Poli­ti­ker, unter ‚Freun­den‘ soll­te ein klä­ren­des Gespräch schon mög­lich sein, oder ist das etwa eine sol­che Freund­schaft, die uns der Ex-Kanz­ler Ger­hard mit Chi­na beschert hat?
Je mehr die Medi­en die­sen Fall beschwei­gen, um so mehr weiss der Büger, dass da etwas nicht stimmt im Hin­ter­grund! Hal­tet uns doch bit­te nicht für so blöd wie ihr uns ger­ne hät­tet !
Die Print-Medi­en sind schon zen­siert… soll nun per Gesetz auch noch das Inter­net zen­siert wer­den? Das scheint mir der wah­re Hin­ter­grund zu sein!

Geben Sie mir aber, bevor wir zu den Jesui­ten, den Außer­ir­di­schen und Hit­lers Tun­nel nach Tibet kom­men, noch kurz Gele­gen­heit, den popu­lärs­ten Irr­tum der deut­schen Lite­ra­tur­ge­schich­te2 aus­zu­räu­men:

outface5 meint:
17-11-2007, 18:19 Uhr
.…die Ähn­lich­keit mit frü­he­ren „Sys­te­men“ Deutsch­lands wird immer deut­li­cher.

…denk ich an Deutsch­land in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht. (Hein­rich Hei­ne 1797–1856)

In sei­nem Gedicht „Nacht­ge­dan­ken“ ist Hein­rich Hei­ne (1797–1856) näm­lich des­halb um den Schlaf gebracht, weil er außer­halb Deutsch­lands weilt und sich zur Mut­ter zurück­sehnt. Statt „mein Gott, wie geht die­ses Deutsch­land nur den Bach run­ter“ schrieb er sogar:

Deutsch­land hat ewi­gen Bestand,
Es ist ein kern­ge­sun­des Land,
Mit sei­nen Eichen, sei­nen Lin­den,
Werd‘ ich es immer wie­der­fin­den.

Nach Deutsch­land lechzt ich nicht so sehr,
Wenn nicht die Mut­ter dor­ten wär;
Das Vater­land wird nie ver­der­ben,
Jedoch die alte Frau kann ster­ben.

Nun, da Sie mit­hil­fe die­ses klei­nen lite­ra­tur­wis­sen­schaft­li­chen Exkur­ses dem Schwie­ger­va­ter bei der nächs­ten Debat­te am Ess­tisch das Maul stop­fen kön­nen, wol­len wir’s aber auch mal rich­tig irr wer­den las­sen:

Von Ber­li­chin­gen meint:
17-11-2007, 18:28 Uhr
Der Vor­stoß der SEPD kommt lei­der 60 Jah­re zu spät.
1968 hat die SEPD die Kur­ve nicht gekriegt.….und nun begin­nen die Rück­füh­rungs­ak­tio­nen. Mit den Deut­schen Hei­mat­ver­trie­be­nen hat­te auch kei­ner Mit­leid.
Aber wir wer­den unse­ren Gast­ar­bei­tern kein Haar krüm­men. So wahr uns Gott hel­fe!

Also, unter uns: Ich weiß auch nicht, was der Mann meint. Aber der Mann hat Zeit. Und irgend­ein erns­te­res Pro­blem:

von Ber­li­chin­gen meint:
18-11-2007, 05:03 Uhr
Ich brau­che weder von der SPD noch von den GRÜNEN ein Grund­recht auf Infor­ma­ti­ons­frei­heit.
Die­se Frei­heit mich umfas­send zu infor­mie­ren, habe ich mir seit mei­ner frü­hes­ten Jugend immer schon selbst genom­men.
Bevor es das Inter­net gab, habe ich mir Bücher, die in Deutsch­land nicht ver­legt wur­den und nur in eng­li­scher Spra­che publi­ziert wur­den über den Ame­ri­can Book­s­to­re in Frank­furt am Main bestellt oder auf Aus­lands­rei­sen gekauft.
Ich habe mei­ne Infor­ma­tio­nen z.B. nie aus dem Spie­gel-Maga­zin oder aus dem „Vor­wärts“ bezo­gen.
Von mir aus könn­te der Bun­des­tag ein Gesetz erlas­sen, das die­se Unsit­te der Lügen­pro­pa­gan­da-Pla­ka­te­kle­be­rei bei Wahl­kämp­fen end­lich ver­bo­ten wird. Das ist opti­sche und geis­ti­ge Umfeld­ver­schmut­zung und kos­tet Mil­lio­nen an Papier und Dru­cker­far­be. Für wie blöd hal­ten uns die­se Par­tei­en eigent­lich?
Hat die ARD und GEZ schon die neu­es­ten Umfra­ge­wer­te zur heu­ti­gen Sonn­tags­fra­ge ver­öf­fent­licht? Oder kommt das erst wie­der wenn der Wahl­kampf eröff­net ist?
Wer bezahlt eigent­lich für die­se Umfra­gen? Das macht doch ein „For­sa-Insti­tu­te“ nicht umsonst. Wer ist denn der Auf­trag­ge­ber, der sich da Umfra­ge­wer­te nach sei­nem Gut­dün­ken bas­teln lässt?
Sehen Sie, von der WELT-Redak­ti­on, ich mache von mei­nem Recht mich infor­mie­ren zu dür­fen Gebrauch und stel­le hier ein­fach mal dum­me Fra­gen.

Und weil in der Redak­ti­on von „Welt Online“ offen­bar nie­mand liest, was die Kom­men­ta­to­ren da so von sich geben, und des­halb auch nie­mand dum­me Ant­wor­ten auf sei­ne dum­men Fra­gen geben konn­te, schrieb „von Ber­li­chin­gen“ ein­fach mun­ter wei­ter:

von Ber­li­chin­gen meint:
18-11-2007, 11:50 Uhr
Ist es Infor­ma­ti­ons­frei­heit wenn einer auf die Idee kom­men wür­de zu fra­gen: Hat jemand die Toten der Ver­trei­bun­gen gezählt und hat der­je­ni­ge eine Namens­lis­te aller die­ser Toten? Gefal­le­ne gab es ja auf bei­den Sei­ten, da sie gezwun­gen wur­den, auf Leben und Tod gegen­ein­an­der zu kämp­fen. Bis zum letz­ten Mann. [ Frau­en und Kin­der und Grei­se und Ampu­tier­te waren für eine der bei­den Sei­ten damals unin­ter­res­sant. Das wur­de unter dem Begriff „Kol­la­te­ral­schä­den“ abge­hakt. Ab-Ge-Hakt. Haken­kreuz ] Da wur­de der Tod des eige­nen Vol­kes bewusst in Kauf genom­men, damit es nicht sovie­le Mit­es­ser gab.

Gut, für „Polit­cal­ly Incor­rect“ reicht’s noch nicht ganz und die Aus­füh­run­gen sind ver­mut­lich auch viel zu wirr, um dar­in etwas jus­ti­zia­bles zu fin­den, aber merk­wür­dig darf man den Bei­trag wohl min­des­tens fin­den.

Indes: Nicht so merk­wür­dig, wie der Kom­men­tar, den „Petra“ heu­te um 12:17 Uhr abge­ge­ben hat. Ihr eige­ner Bei­trag dazu besteht aus zwei Wör­tern:

Unse­re SPD.

Die rest­li­chen 38 Zei­len ihres Kom­men­tars bestehen aus einem Arti­kel der nicht unum­strit­te­nen Wochen­zei­tung „Jun­ge Frei­heit“. Dar­in wird die Behaup­tung auf­ge­stellt, an einem aktu­el­len Buch der baden-würt­tem­ber­gi­schen SPD-Poli­ti­ker Ute Vogt und Ste­phan Braun über die „Jun­ge Frei­heit“ hät­ten „Links­extre­mis­ten“ mit­ge­ar­bei­tet – das bele­ge „eine jetzt erschie­ne­ne Stu­die“ aus dem Ver­lag der „Jun­gen Frei­heit“. (Lesen Sie den Arti­kel doch selbst und über­se­hen Sie dabei auch nicht die Nen­nung der evan­ge­li­ka­len Pres­se­agen­tur idea als Quel­le.)

Die­ser kopier­te Arti­kel jeden­falls, der wenig bis gar nichts mit dem The­ma zu tun hat, steht seit fünf Stun­den im Kom­men­tar­be­reich von „Welt Online“.

1 Sie fin­den den Anfang ganz hin­ten, „Welt Online“ zieht es vor, sei­ne Leser­kom­men­ta­re umge­kehrt chro­no­lo­gisch anzu­zei­gen.
2 Der popu­lärs­te Irr­tum der eng­li­schen Lite­ra­tur­ge­schich­te ist die Annah­me, „Fran­ken­stein“ sei der Name des Mons­ters in Mary Shel­leys Roman.

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In eigener Sache

In den letz­ten Tagen gehen hier ver­mehrt Track­backs von Arti­keln ein, in denen coffeeandtv.de gar nicht ver­linkt ist. Ich habe die­se Track­backs aus mei­nen Kom­men­ta­ren ent­fernt.

Ich fin­de es völ­lig okay, wenn regel­mä­ßi­ge Leser und Kom­men­ta­to­ren einen Ein­trag im Sin­ne von „Ich habe auch was dazu geschrie­ben und zwar hier …“ abge­ben, aber die­ses auto­ma­ti­sche, kom­men­tar­lo­se Hin­klat­schen von Links fin­de ich doch ein biss­chen unfreund­lich.

Alter­na­tiv kön­nen Sie bei sich natür­lich auch etwas schrei­ben wie „Cof­fee And TV hat auch was dazu geschrie­ben“, das ent­spre­chend ver­lin­ken und mir einen Track­back schi­cken. Den las­se ich dann selbst­ver­ständ­lich ger­ne ste­hen.

Nach­trag 18:35 Uhr: Eini­ge ande­re Track­backs schei­nen hier nie ange­kom­men zu sein. Dabei muss es sich um ein Pro­blem beim Ser­ver oder der Word­Press-Ver­si­on han­deln. Sowas ist natür­lich dop­pelt ärger­lich, da Track­backs von Arti­keln, die sich auf coffeeandtv.de bezie­hen und auch dar­auf ver­lin­ken, ja durch­aus gewünscht sind. Ich küm­mer mich dar­um.

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Internetz: Bald auch am Niederrhein

Ich war grad auf der offi­zi­el­len Web­sei­te mei­ner alten Hei­mat­stadt Dins­la­ken, weil ich etwas nach­gu­cken muss­te.

Mal davon ab, dass die ent­spre­chen­den Infor­ma­tio­nen gut ver­steckt und völ­lig ver­al­tet waren, haben mich vor allem die Links „Feed­back“ und „Impres­sum“ beein­druckt.

„Feed­back“
dinslaken.de: “Feedback”

„Impres­sum“
dinslaken.de: “Impressum”

Nach­trag 15. Novem­ber: Jetzt klappt’s wie­der. Wenn ich mir nicht abso­lut sicher wäre, dass das völ­li­ger Hum­bug ist, wür­de ich ja fast behaup­ten, die städ­ti­schen Infor­ma­ti­ker lesen mein Blog …

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Filmen gegen die Todesstrafe

Mein Video „Char­lot­te Roche liest BILD­blog“ ist auch bei Seven­load zu sehen, was soweit nicht unge­wöhn­lich ist, da ich es selbst dort hoch­ge­la­den habe.

Etwas irri­tiert bin ich aber über die letz­te Zei­le der Sta­tis­tik „Web­sites, die auf die­ses Video ver­wei­sen“:

1 mal angesehen auf tagesschau.de
Screen­shot: Sevenload.com

Nun fin­de ich auf http://www.tagesschau.de/ausland/todesstrafe6.html eine gan­ze Men­ge, aber nichts, was auch nur ansatz­wei­se auf einen Zusam­men­hang mit mei­nem Video hin­deu­ten könn­te.

Hat irgend­je­mand, der sich mit die­sem Inter­netz bes­ser aus­kennt als ich, viel­leicht eine Idee?

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Britpop 2.0

The Ver­ve haben sich acht Jah­re nach ihrer Auf­lö­sung wie­der zusam­men­ge­fun­den, um gemein­sam auf Tour zu gehen und ein Album ein­zu­spie­len.

Ges­tern ver­öf­fent­lich­ten sie bei NME.com einen 14minütigen Mit­schnitt der ers­ten gemein­sa­men Jam­ses­si­on. Zwar sind sie damit nicht die ers­te Band, bei der man Mäus­chen im Pro­be­raum spie­len darf, aber eben eine wei­te­re der gol­de­nen Jah­re der bri­ti­schen Rock­mu­sik, die zu unge­wöhn­li­chen Ver­öf­fent­li­chungs­me­tho­den greift.

Radio­heads „In Rain­bows“ ent­wi­ckel­te sich für die Band zu einem schnel­len Erfolg, obwohl oder gera­de weil man es auch kos­ten­los legal her­un­ter­la­den kann. Sofort tauch­ten Gerüch­te auf, auch Oasis und Jami­ro­quai – eben­falls Bands, denen es nicht mehr auf jeden Pen­ny ankom­men dürf­te – wür­den mit ihren neu­en Alben nach­zie­hen. Die neue Char­la­tans-Sin­gle kann man seit ges­tern kos­ten­los beim Radio­sen­der XFM her­un­ter­la­den, das kom­plet­te Album soll im nächs­ten Jahr fol­gen.

So lang­sam stellt sich da natür­lich auch die Fra­ge, wie lan­ge sol­che Aktio­nen eigent­lich noch etwas beson­de­res sein wer­den. Weni­ger in dem Sin­ne, dass der­ar­ti­ge Down­loads bald die CD ersetzt haben wer­den (das kann ich mir bei aller Unfä­hig­keit der Musik­in­dus­trie nur schwer vor­stel­len), als viel­mehr so, dass die Down­loa­d­an­ge­bo­te infla­tio­när wer­den und schon bald kei­nen mehr inter­es­sie­ren.

The Ver­ve in allen Ehren1, aber Pro­be­raum­mit­schnit­te lan­de­ten frü­her auf obsku­ren Boot­legs, B‑Seiten, Antho­lo­gien oder Hid­den Tracks. Fans muss­ten lan­ge nach sol­chen Sachen suchen, heu­te bekommt man sie ein­fach geschenkt. Die Hard­core-Fans wer­den sich auch dar­über freu­en, aber es wird viel­leicht auch Leu­te geben, die den Stand­punkt „Was nix kos­tet ist auch nix!“ ver­tre­ten und die geschenk­ten Tracks dann für irgend­wie weni­ger wer­tig hal­ten.

Es bleibt jeden­falls span­nend.

1 Wenn die nach acht Jah­ren beim ers­ten Rum­dad­deln so klin­gen, bin ich mal wirk­lich auf die ein­ge­spiel­te Band im Stu­dio gespannt.

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Knives Out

Am Mitt­woch erschien also das neue Radio­head-Album „In Rain­bows“ als Down­load. Angeb­lich hat die Band schon am ers­ten Tag 1,2 Mil­lio­nen Alben zu einem durch­schnitt­li­chen Preis von 4£ ver­kauft – und hät­te damit knapp sie­ben Mil­lio­nen Euro ver­dient.

Da es noch kein offi­zi­el­les Art­work gibt, hat visions.de sei­ne Leser zu einem Mal­wett­be­werb auf­ge­ru­fen – und kam damit zwei Tage zu spät.

Wie auch immer das mit der Musik­in­dus­trie wei­ter­ge­hen mag: „In Rain­bows“ und das Drum­her­um sind schon jetzt etwas ganz beson­de­res.

P.S.: Das Album ist gut. Viel­leicht schreib ich noch mal mehr dazu.

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Al Gore Galore

Es wird nicht vie­le Män­ner geben, die als Erfin­der des Inter­nets, gewähl­ter (aber unver­ei­dig­ter) US-Prä­si­dent, Oscar-Preis­trä­ger, Kon­zert­ver­an­stal­ter, Emmy-Preis­trä­ger und Frie­dens­no­bel­preis­trä­ger in die Geschich­te ein­ge­hen.

Al Gore ist jetzt die­ser Mann. Herz­li­chen Glück­wunsch!

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Alles Elend dieser Welt

In den ver­gan­ge­nen Tagen hat die Mili­tär­jun­ta von Myan­mar, dem frü­he­ren Bur­ma, fried­li­che Pro­tes­te von bud­dhis­ti­sches Mön­chen und Zivi­lis­ten mit aller Bru­ta­li­tät nie­der­ge­schla­gen. Etwa 4.000 Mön­che sol­len in Gefäng­nis­se im Nor­den des Lan­des ver­schleppt wor­den sein, mel­det die BBC.

Es ist ein wenig über­ra­schend, dass ein Land, in dem sol­che Ver­bre­chen seit Jahr­zehn­ten an der Tages­ord­nung sind, plötz­lich doch noch in den Focus der Welt­öf­fent­lich­keit gerät. Und viel­leicht liegt es wirk­lich am Inter­net, dass sich die Welt ein Bild von dem machen kann, was in dem süd­ost­asia­ti­schen Land so vor sich geht. Zumin­dest kann man sich Bil­der­ga­le­rien wie die­se oder jene anse­hen, auch wenn das Land jetzt vom Inter­net abge­schnit­ten ist.

Für den 4. Okto­ber (also Don­ners­tag) ist im Inter­net eine Akti­on geplant, bei der Blogs, Web­sites und Web­fo­ren einen Tag lang zu allen ande­ren The­men „schwei­gen“ sol­len und so auf die Situa­ti­on in Bur­ma auf­merk­sam machen wol­len (alle Infos gibt’s hier).

Wie eigent­lich immer bei sym­bo­li­schen Aktio­nen, kommt sofort die Fra­ge auf, was das brin­gen soll. Wenn das deut­sche Volk von einer Demons­tra­ti­on gegen die Vor­rats­da­ten­spei­che­rung der deut­schen Bun­des­re­gie­rung in der deut­schen Haupt­stadt Dank der Kom­pe­tenz der deut­schen Nach­rich­ten­agen­tu­ren gleich­sam nichts mit­be­kommt – wie beein­druckt wer­den dann Gene­rä­le, die auf ihr eige­nes Volk schie­ßen las­sen, davon sein, dass irgend­wel­che Blog­ger in irgend­wel­chen Län­dern einen Tag lang nichts schrei­ben? Nun: Dass sie die Mili­tär­jun­ta kaum errei­chen wer­den, wis­sen die Orga­ni­sa­to­ren wohl selbst. Aber eine sol­che Akti­on kann auch Leu­te, die sich bis­her gar nicht mit Bur­ma beschäf­tigt haben (was 95% der Welt­be­völ­ke­rung sein dürf­ten), auf das Land bzw. The­ma auf­merk­sam machen. Sie kann Hin­ter­grün­de erklä­ren, z.B. wel­che Fir­men mit den Mili­tärs so Geschäf­te machen und wel­che deut­schen Unter­neh­men in dem Land ihr Geld ver­die­nen. Vor allem kann sie nicht scha­den, denn im schlimms­ten Fall ändert sich nichts, die Gene­rä­le mor­den wei­ter wie bis­her und in 41 Jah­ren steht viel­leicht Dar­fur mal für zwei Wochen im Focus der Welt­öf­fent­lich­keit.

Das däm­lichs­te und zynischs­te Argu­ment gegen sol­che Aktio­nen aber lau­tet „Es gibt so viel Elend auf der Welt, war­um kon­zen­triert man sich aus­ge­rech­net auf Bur­ma?“. Kon­se­quent zu Ende gedacht, bräuch­te man dann auch kein ein­zi­ges Buch mehr lesen (weil man eh nicht alle Bücher lesen kann), man bräuch­te nicht mehr essen (weil Res­te übrig blei­ben könn­ten und ande­re Men­schen gar nichts zu essen haben), ja, man bräuch­te nicht ein­mal mehr leben (weil ande­re Men­schen tot sind). Men­schen, die so argu­men­tie­ren, frag­ten am Mor­gen des 12. Sep­tem­ber 2001 „Und was ist mit den Kin­dern, die in Afri­ka ver­hun­gern?“, und viel­leicht ste­hen sie sogar am offe­nen Grab ihrer Mut­ter und sagen etwas wie „Nun ja, jetzt isse tot, aber wäh­rend wir hier ste­hen, ster­ben bei einem bewaff­ne­ten Kon­flikt in Süd­ame­ri­ka vier­hun­dert Men­schen.“

Als ich Thees Uhl­mann von Tom­te das ers­te Mal inter­view­te, war weni­ge Mona­te zuvor sein guter Freund, der Musik­jour­na­list Roc­co Clein ver­stor­ben. Tom­te und ande­re Bands hat­ten ein Bene­fiz­fes­ti­val orga­ni­siert, um Geld für Roc­cos Kin­der ein­zu­spie­len. Natür­lich gab es auch damals wie­der Leu­te, die mit den ver­hun­gern­den Neger­kin­dern argu­men­tier­ten und der Mei­nung waren, dass die Halb­wai­sen eines „Pro­mi­nen­ten“ schon genug Geld zum Leben haben müss­ten. Ich frag­te Thees, was er auf die­ses Gere­de ant­wor­ten wür­de, und Thees sag­te wie so oft etwas sehr, sehr Klu­ges:

Men­schen funk­tio­nie­ren so. Sie mögen das, mit dem sie zu tun haben oder hat­ten. War­um ist einem das World Trade Cen­ter näher, als wenn irgend­wo in Ruan­da 120.000 Men­schen inner­halb von 90 Tagen abge­mor­det wer­den? Weil Ruan­da abs­trakt ist. In Ame­ri­ka war jeder schon mal. Und wenn er nicht da war, dann kennt er jeman­den, der da war. So funk­tio­nie­ren Men­schen. Und das ist schlimm oder egal oder gut, aber das ist ein­fach so.

Ich weiß noch nicht, ob ich mich an die­ser Blog­ger-Akti­on betei­li­gen wer­de. Aber ich weiß, dass ich Respekt habe vor denen, die sowas pla­nen, die sich Gedan­ken machen. Es liegt nun mal offen­bar in der Natur des Men­schen, dass er nicht an alles Elend der Welt gleich­zei­tig den­ken kann – aber wür­den wir nicht auch wahn­sin­nig, wenn wir es könn­ten? Vor zwei Wochen wuss­ten vie­le nicht, dass ein Land namens Myan­mar exis­tiert, heu­te machen sie sich für die Men­schen dort, von denen sie ver­mut­lich kei­nen ein­zi­gen je ken­nen­ler­nen wer­den, stark. Das mag man als Aktio­nis­mus sehen, aber dann dürf­te man auch bei den Advents­samm­lun­gen der Kir­chen kein Geld mehr geben und müss­te Medi­ka­men­te und Schu­len ver­bie­ten, weil sie die Chan­cen­gleich­heit („Alle haben kei­ne Chan­ce“) der Men­schen ver­zer­ren. Wer so argu­men­tiert, ver­fügt über die nöti­ge Por­ti­on Zynis­mus und Men­schen­ver­ach­tung, um einem Mili­tär­re­gime anzu­ge­hö­ren.