Mein Search-Engine-Optimizer hat mir geraten, mehr User Generated Workflow in einem Mashup zu parsen und Private Equitana im Random Access unter Protection zu halten.
Anders ausgedrückt: Wir probieren mal was ganz crazy neues – eine Videokolumne. Hat es so noch nie gegeben. Nirgends. Wird aber im Erfolgsfalle trotzdem fortgesetzt.
Ich bin der Meinung, wir hatten diese Woche noch nicht genug Pubertäts- und Nackedeicontent. Das lässt sich aber ganz schnell ändern:
Letzten Freitag veröffentlichte „Spiegel Online“ einen Artikel unter der Überschrift „Wirbel um Vanessa Hudgens: Die Teeniestars und das sehr private Foto“. Wirbel um mir persönlich völlig unbekannte Menschen finde ich immer interessant und so erfuhr ich, dass Vanessa Hudgens in dem popkulturellen Ereignis unserer Zeit mitgespielt hat, das völlig an mir vorbeigegangen ist: „High School Musical“. Der „Wirbel“ um das „sehr private Foto“ bestand darin, dass im Internet ein Foto aufgetaucht war, das die 18jährige Schauspielerin unbekleidet zeigt. Eine Situation, die einer nicht gerade geringen Zahl ihrer (nicht prominenten) Altersgenossinnen ebenfalls drohen könnte.
Nun ist es ja sowieso schon mal ein interessanter Ansatz, über einen „US-Shootingstar“ zu berichten, der 98% der eigenen Zielgruppe völlig unbekannt sein dürfte. Noch cleverer ist natürlich, im Internet über Nacktfotos im Internet zu berichten – man muss die Bilder ja nicht mal zeigen oder verlinken, die Leser werden sie schon von ganz alleine finden. Und siehe da: Jo, es gibt ein Nacktfoto, man kann es an vielen Orten finden und es ist, um es vorsichtig auszudrücken: unspektakulär. In Deutschland findet man das in jedem Biologiebuch der achten Klasse und jede Woche in der „Bravo“, in den USA halt eher nur auf den Festplatten von Teenagern und irgendwann dann halt im Internet.1
Man kann den sonst ausschlachtungswütigen US-Medien noch nicht mal vorwerfen, sie hätten sonderlichaufbrausend über den Fall berichtet. Miss Hudgens entschuldigte sich für den Vorfall (bzw. dafür, die Bilder je angefertigt zu haben) und auch als das Gerücht die Runde machte, sie habe diese oder ähnliche Bilder vor ein paar Jahren per E‑Mail an den (in Deutschland nun völlig unbekannten) Nickelodeon-Star Drake Bell geschickt, sagt der Disney Channel in einer Erklärung nur:
„Vanessa has apologized for what was obviously a lapse in judgment. We hope she’s learned a valuable lesson.“
„Spiegel Online“, denen die Geschichte wirklich am … äh: Herzen liegen muss, schrieb gestern dann:
Sollte Hudgens ihre Rolle weiter spielen dürfen, könnte das Saubermann-Image des Konzerns Schaden nehmen. Schließlich könnten, so spekuliert das Blatt, weitere ähnliche Bilder auftauchen. Die Alternative wäre, die Aktrice aus der Show zu werfen. Doch dann müssten Millionen Eltern in ganz Amerika ihren Kindern erklären, warum ihr Liebling nicht mehr im dritten Film mitspielt – und das könnte für Disney ein noch größeres Desaster werden.
Es scheint also zumindest so, dass Disney die Zugkraft von Vanessa Hudgens für das franchise höher einschätzt als die „verstörende Wirkung“ der Bilder. Das findet nicht nur der Blogger McCafferty bemerkenswert:
With that, an enormous scandal simply evaporated. Disney responded in a mature and adult manner, and the rest of Hollywood said, “Oh…”
I just do not get it! Hollywood executives behaving in a completely civilized way. What is our world coming to?
If this type of behavior were to continue, who knows what else might happen or might have happened? Imagine George Bush in 2002–2003 telling the nation that he really wanted to invade Iraq, but his inspectors were not able to find weapons of mass destruction. Would George really have said, “Let’s avoid a blood bath and spend our time fighting the real war on terror.”
Nun kann man hinter der ganzen Aktion natürlich einen geschickten PR-Schachzug vermuten, denn immerhin kennen Sie und ich nun Vanessa Hudgens (möglicherweise sogar besser, als uns lieb ist). Andererseits dürfte der derzeitige Ausgang der Geschichte so kaum zu erwarten und das Risiko deshalb enorm gewesen sein.
Die Elternverbände, die jetzt vielleicht noch ein bisschen randalieren werden, fallen unter die Rubrik „Brauchtum“ und ihre Mitglieder wären besser beraten, ihren eigenen Kindern ein paar Grundregeln in Sachen E‑Mail-Versand von Fotos beizubringen.
Und falls Disney sie doch noch rausschmeißt: Vanessa Hudgens soll ein Angebot über 500.000$ von „Girls Gone Wild“ vorliegen.
1 Das Phänomen einer wachsenden Zahl junger Leute, die Halbnackt- oder Nacktbilder von sich selbst ins Internet stellen, werde ich zu einem späteren Zeitpunkt zu behandeln versuchen.
Nachtrag 14. September: „Spiegel Online“ hat an dem Thema wirklich einen Nackten Narren gefressen und bringt heute schon die dritte Meldung über Vanessa Hudgens: Sie habe ihren Auftritt in der Tonight Show mit Jay Leno abgesagt.
Der Text kulminiert in diesem Absatz:
Hudgens ist bereits die zweite Jungschauspielerin, die in der jüngsten Vergangenheit dem TV-Talker Jay Leno einen Korb gegeben hat. Erst im Juli hatte sich Lindsay Lohan nach einer Trunkenheitsfahrt geweigert, bei Leno aufzutreten (mehr…).
Politiker müssen keine Ahnung haben, sie haben ja die Medien, die ihre dummen Äußerungen so lange verbreiten, bis jeder das Gerede für bare Münze nimmt und sich niemand mehr fragt, wovon er dort gerade eigentlich spricht.
So vermeldet Heise heute unter Berufung auf Reuters, der EU-Kommissar für Freiheit, Sicherheit und Recht, Franco Frattini wolle Suchmaschinen davon abhalten, Ergebnisse zu bestimmten Begriffen zu liefern:
„I do intend to carry out a clear exploring exercise with the private sector … on how it is possible to use technology to prevent people from using or searching dangerous words like bomb, kill, genocide or terrorism,“ Frattini told Reuters.
Die Suchmaschinenbetreiber sollen also von staatlicher Seite aufgefordert werden, bestimmte Inhalte nicht mehr darzustellen. Doch, das wäre endlich mal eine Situation, in der das Wort „Zensur“ gar nicht mehr so falsch wäre.
„to prevent people from using […] dangerous words“ ist natürlich sowieso eine Formulierung, bei der sich einem alles zusammenzieht. „Gefährliche Wörter“ ist Viertel vor Newspeak.
Die Meinungs- und Informationsfreiheit sei indes nicht in Gefahr, versicherte das Mitglied der Forza Italia:
Frattini said there would be no bar on opinion, analysis or historical information but operational instructions useful to terrorists should be blocked.
Wie genau das technisch gehen soll, wird der gelernte Jurist einer vermutlich noch nicht mal erstaunten Weltöffentlichkeit dann wohl nächste Woche erklären.
Gestern war mal wieder pl0gbar im Bochumer Café Konkret. Neben denüblichenVerdächtigen gab es auch drei neue Gesichter. Leider bin ich in der Disziplin „Namen merken“ ähnlich schlecht wie dieser Mann, der immer irgendwo im Fernsehen (glaub ich) auftritt, und die „Projekte“ und Websites krieg ich schon gar nicht zugeordnet.
Zwischendurch wurde unsere Gruppe von Fremden angesprochen: Wir seien doch sicher „webaffin“ (Alder, das Wort geht ja geschrieben mal gar nicht!), also internettechnisch versiert – ob wir nicht einen PHP-Entwickler kennten oder gar selbst ein solcher wären. Wir lachten sehr herzlich. (Für technisch unkundige Leute: Das sind Personen, die viel kompliziertere Webseiten zusammenbauen können als die Nachbarskinder, und die deshalb ähnlich begehrt und weit verbreitet sind wie humorvolle, gutaussehende Lebenspartner, die viel Geld verdienen und den Haushalt schmeißen wollen.)
Zu vorgerückter Stunde stellten Simon (Name nachgeschlagen) von 12rec.net und ich fest, dass wir beide aus Dinslaken stammen, ja: dass unsere jeweiligen Elternhäuser sogar wenige hundert Meter voneinander entfernt stehen müssen. Was folgte, war das übliche hektische Abklopfen von Gemeinsamkeiten, dass immer eintritt, wenn sich zwei Menschen fern der gemeinsamen Heimat begegnen. Nachdem wir Eppinghoven, Holtbrügge, Pastor Schneider, Stadtpark und Iggy Pop (den Dinslakener, nicht den echten) abgehechelt hatten, fragte Pottblog-Jens schon leicht fassungslos, ob es sich bei „Dinslaken“ um einen ähnlichen Geheimbund handele wie bei Scientology. Nein, tut es nicht.
Apropos Dinslaken: Heute Abend spielen die Kilians ein „exklusives Radiokonzert“ im Bochumer Riff (sogar beinahe richtig angekündigt, am 13. September im Dinslakener Jägerhof. Das Album (aktueller Amazon.de-Verkaufsrang: 89) erscheint am Freitag.
Manchmal ist es aber auch bitter für Journalisten: Da erhält man eine sensationelle Meldung und dann ist diese Meldung eben nur die Meldung, also quasi die Überschrift und sonst nichts.
So meldete die „Berliner Morgenpost“ heute Morgen offenbar (die Meldung ist nicht mehr online), dass der Schauspieler Ben Becker bewusstlos in seiner Wohnung aufgefunden, reanimiert und ins Krankenhaus eingeliefert worden sei.
Die Nachrichtenagentur ddp tickerte dann am Mittag folgendes:
Zeitung: Schauspieler Ben Becker in Wohnung reanimiert Berlin – Der Berliner Schauspieler und Sänger Ben Becker ist einem Zeitungsbericht zufolge bei einem Notfalleinsatz reanimiert worden. Wie die «Berliner Morgenpost» heute auf ihrer Internetseite schrieb, wurde er am Morgen leblos in seiner Wohnung in Berlin-Mitte gefunden. Der 42-Jährige sei minutenlang reanimiert worden und liege jetzt in einem Krankenhaus, hieß es. Es solle auch ein Spritzbesteck in der Wohnung gefunden worden sein. Zunächst hatte die Zeitung geschrieben, Becker ringe mit dem Tod. Gegen Mittag hieß es, der Schauspieler sei wieder ansprechbar und sein Zustand habe sich stabilisiert.
Und wenn das die komplette Nachrichtenlage zum Thema ist, ist mit diesen sechs Sätzen eigentlich alles gesagt. Man kann sie so wiedergeben und fertig.
Oder wie die „Netzeitung“ dpa schreiben lässt:
Nähere Angaben gab es nicht.
Nur wirkt es dann natürlich ein bisschen albern, wenn man diese Meldung dann noch mit derart vielen biographischen Fakten aufbläst, bis sie auf dreifache Größe herangewachsen ist.
Und wenn man die Meldung von 11:01 Uhr um 13:04 Uhr aktualisiert hat, warum muss man dann, wenn sich die Nachrichtenlage um 16:53 Uhr ändert, plötzlich eine neue Meldung aufmachen? Damit der Leser der Ursprungsmeldung nicht erfährt, dass es Becker inzwischen offenbar wieder besser geht?
Immer wieder werde ich von Menschen (manchmal wildfremden) gefragt: „Sag mal Lukas, wieso hast Du eigentlich einen Eintrag in der Internet Movie Database?“
Okay, das ist gelogen. Genaugenommen bin ich noch nie gefragt worden, warum ich eigentlich einen Eintrag in der IMDb habe. Aber ich erzähl die Geschichte einfach trotzdem mal:
Die Vorgeschichte
Im Frühsommer 1999 sollten wir im Deutschunterricht der damals zehnten Klasse „etwas kreatives“ machen. Und da einige Freunde und ich im Frühjahr für unsere sehr moderne Verfilmung (manche würden sie „avantgardistisch“ nennen – oder „krank“) von E.T.A. Hoffmanns „Das Fräulein von Scuderi“ eine Eins bekommen hatten, dachten wir uns: „Klar, wir drehen wieder einen Film!“
Im Zuge des damals vorherrschenden Millennium-Hypes (und weil der Deutschlandstart von „Matrix“ kurz bevor stand) entwickelten wir eine Geschichte, in der der Teufel auf die Erde kommt, um die Apokalypse einzuleiten. Mit meinem besten Freund schrieb ich das Drehbuch zu „Doomsday 99“ und als wir alle aus dem Sommerurlaub zurück waren, stürzten wir uns in die Dreharbeiten, die alles in allem etwa sechs Wochen verschlangen.
Mit dem harten Kern von acht Leuten drehten wir in so ziemlich allen Wohnhäusern, derer wir habhaft wurden, in verlassenen Industrieruinen (wofür wir über Zäune klettern und unter halbverschlossenen Toren drunterherrollen mussten) und in Autos, hinter deren Fenstern grüne Tischdecken gespannt waren (keiner von uns hatte damals einen Führerschein und bei „Cityexpress“ fuhr der Zug schließlich auch nicht wirklich).
Ich fungierte als Regisseur, Kameramann, Drehbuchautor und Produzent in Personalunion, was hauptsächlich bedeutete, dass ich meine Freunde und jüngeren Geschwister herumkommandierte, anschrie und manchmal mit Sachen bewarf. Anschließend schnitt ich den Film auf dem Videoschnittgerät meines Großvaters, dem heute weitgehend unbekannten „Casablanca“, wo ich auch das grüne Tischtuch durch Landschaftsaufnahmen ersetzte, die ich aus dem fahrenden Auto meines Vaters heraus getätigt hatte.
Die überaus spektakulären Ergebnisse (wie wir fanden) sahen in etwa so aus:
Im September – wir gingen längst in die elfte Klasse – zeigten wir den fertigen Film endlich im Deutschunterricht. Und obwohl er blutrünstig, gewalttätig und zu einem nicht geringen Maße Frauenverachtend war (keine weibliche Person blieb länger als fünf Minuten am Leben – allerdings auch kaum eine männliche), bekamen wir dafür eine Eins bei „Sonstige Mitarbeit“ aufgeschrieben. Der Film wurde im kleinen Soziotop eines Dinslakener Gymnasiums das, was man wohl als „Kult“ bezeichnet. Oder als „Trash“. Oder als „so schlecht, dass es schon fast wieder gut ist“.
Der Eintrag
Weil wir so ungeheuer stolz auf unseren Film waren, wollten wir natürlich auch, dass er angemessen gewürdigt wird. Ein Eintrag in der IMDb erschien uns also das Mindeste.
Ich machte mich schlau und stellte fest, dass man die Datenbank mit einem einfachen Datenstring füttern konnte. Also schrieb ich die Mitwirkenden unserer letzten drei Filme („Jesus – Back for God“ von den Tagen religiöser Orientierung im Januar, „E.T.A. Hoffmann’s Das Fräulein von Scuderi“ aus dem Frühjahr und „Doomsday 99“ eben) in eine E‑Mail und schickte das Ganze ab.
Nach einigen Wochen erhielt ich die Antwort, dass unsere Filme abgelehnt worden seien. In der amerikanischen Entsprechung von „da könnte ja jeder kommen“ hieß es, die Filme müssten mindestens auf einem anerkannten Filmfestival gelaufen sein.
Ein paar Wochen später stellte ich fest, dass mein bester Freund Benjamin, der bei unserem „Jesus“-Film Regie geführt hatte, plötzlich als Regisseur des TV-Zweiteilers „Jesus“ geführt wurde. Dieser Eintrag war nach wenigen Tagen wieder verschwunden.
Wieder ein paar Wochen später stellte ich fest, dass der Datensatz der „Doomsday“-Produzenten1 offenbar als einziger durchgekommen war und überlebt hatte – in den Credits des mir bis heute völlig unbekannten B‑Movies „Doomsday Man“.
Die Folgen
Wir waren gleichermaßen enttäuscht wie erheitert über das, was die IMDb da so geboten hatte. Aber wir vergaßen das alles, als im Dezember 1999 ein Film anlief, der Handlung, Szenen und sogar einzelne Einstellungen aus „Doomsday“ geklaut zu haben schien: „End Of Days“ mit Arnold Schwarzenegger. Dann sahen wir ein, dass die Dreharbeiten dazu schon vor längerer Zeit stattgefunden haben mussten, und beide Filme jetzt nicht sooooo originell waren. Da war uns auch „End Of Days“ egal – wie der Film übrigens jedem egal sein sollte.
Mit den Jahren stellten wir fest, dass offenbar ziemlich viele Filmdatenbanken ihre Datensätze mit denen der IMDb … nun ja: abgleichen – und so stehen wir heute nicht nur dort, sondern auch hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier.
Und weil Sie diese kleine, feine, aber doch irgendwie unspektakuläre Geschichte bis zum Schluss durchgelesen haben, sollen Sie dafür mit einem kleinen Schmankerl belohnt werden. Es sind – natürlich – die besten Szenen aus „Doomsday“:
1 Wir hatten in der Zwischenzeit erkannt, dass „Doomsday 99“ doch ein zeitlich zu begrenzt verwertbarer Titel sein würde.
Ein Blick in den Thread zeigt allerdings, dass die Beiträge von gestern stammen und das Problem wohl eher im Script liegen dürfte als im Raum-Zeit-Kontinuum.
Das Geständnis vorweg: Ich mag Elton John. Es muss am Klavier liegen, diesem Instrument, das mich sogar kurzzeitig glauben lässt, Songs von Orange Blue gut zu finden. Elton John hat aber auch einige großartige Songs geschrieben und spätestens seit „Almost Famous“ (oder allerspätestens seit Ben Folds‘ Interpretation) wissen wir, dass „Tiny Dancer“ ein ganz, ganz großer Song ist.
Elton John hat auch einige schlimme Dinge getan: Drogen genommen, die erfolgreichste Single aller Zeiten veröffentlicht und Zeichentrick-Filme besungen. Letzteres ist aber (s. Phil Collins) verzeihlich, ersteres unter Umständen auch.
Jetzt hat Elton John dem britischen Boulevardblatt „Sun“ einen kleinen Gesinnungsaufsatz in die letzte Mittwochsausgabe diktiert, in dem er fordert, das Internet zu schließen.
We’re talking about things that are going to change the world and change the way people listen to music and that’s not going to happen with people blogging on the internet.
Dieser seltsam konservative Satz dürfte in diesem Moment widerlegt sein, denn Ihre Art, Elton Johns Musik zu hören, hat sich doch sicher mit der Lektüre seines kleinen Textes geändert, oder etwa nicht?
I do think it would be an incredible experiment to shut down the whole internet for five years and see what sort of art is produced over that span.
Ob Mr John weiß, wie viele Bands mittlerweile ihre Songs und Arrangements via E‑Mail erarbeiten, weil ihre Mitglieder beispielsweise ein paar Tausend Kilometer entfernt leben wie bei Maritime?
Dieser kleine Text ist aber auch geeignet, eine Frage auf den Tisch zu bringen, die ich mir am Samstag im Vorfeld des dann geknickten Jan-Delay-Auftritts gestellt habe: Welche Auswirkung hat eigentlich das, was man als Persönlichkeit eines Musikers wahrnimmt, auf die Rezeption der Musik?
Nun: Idealerweise gar keine. Hip-Hop-Künstler wirken fast durch die Bank irre, und auch mit Liam Gallagher oder Billy Corgan würde ich eher ungern zu Abend essen. Trotzdem gibt es nichts Idiotischeres, als seine private Plattensammlung zu dezimieren, wenn ein Künstler mal wieder irgendwie negativ aufgefallen ist. Das Geld ist eh schon futsch, da kann man die Platte auch ruhig im Regal lassen und wieder reinhören, wenn man nicht mehr weiß, warum man den Musiker zwischendurch mal so doof fand.
Sie werden deshalb auch nie erraten, wessen Musik ich gerade lausche …
Im letzten Jahrtausend, als ich noch die „Computer Bild“ gelesen habe (die mir erklärte, wie man unter „Word 97“ einen Flipper starten kann, und dass man das Wort „Browser“ als „Brauser“ ausspricht), zeichneten sich deren Artikel durch teils erschütternde „Wortspiele“ in der Überschrift aus. Ich erinnere mich an „Brennpunkt CD“, „Eulen nach Daten“ und „Handy hoch“ oder sowas in der Art.
Heute brauche ich keine „Computer Bild“ mehr. Heute habe ich „Spiegel Online“:
Wer guckt sich eigentlich diese albernen Bildergalerien auf den Startseiten diverser Webmail-Dienste an? Ich, zum Beispiel, wenn ich mich gerade mal wieder verklickt habe.
Und so stieß ich bei gmx.de auf eine Galerie, die wie folgt vorgestellt wurde:
(Screenshot: gmx.de)
Mal davon ab, dass auch hier mal wieder munter die Begriffe „Outing“ und „Coming-Out“ durcheinander geworfen werden, ist die Liste der Prominenten (Hape Kerkeling, Elton John, Pink, Peter Plate, Michael Stipe, George Michael, Lilo Wanders, Thomas Hermanns, Klaus Wowereit, Melissa Etheridge, Hella von Sinnen, Jürgen Domian, Dirk Bach, Vera Int-Veen und Ellen de Generes) ungefähr so spannend wie eine Flasche Prosecco, die seit dem letztjährigen Christopher Street Day offen rumsteht – man fragt sich eigentlich nur, wer Georg Uecker und Maren Kroymann vergessen hat.
Natürlich könnte man sich jetzt fragen, bei welcher der genannten Personen sich das Coming-Out/Outing denn als „nicht gut“ für die Karriere erwiesen habe. „Na, für Ellen de Generes zum Beispiel“, ruft da gmx.de:
Als sie sich in einer Episode als lebisch outet, wird der Sender von Geldgebern unter Druck gesetzt und setzt die Sendung ab.
Nein, ich weiß auch nicht, was „lebisch“ ist und ob sowas die Karriere zerstören kann. Aber wenn wir der Wikipedia trauen können, schob man es bei ABC wohl auch eher auf die schwächelnden Quoten und den Druck religiöser Organisationen nach de Generes‘ Coming-Out, als man „Ellen“ 1998 auslaufen ließ.
Apropos Wikipedia: die scheint bei der Recherche für den Artikel die Bildbegleittexte eine wichtige Rolle gespielt zu haben. So heißt es bei Ernie Reinhardt (Lilo Wanders):
VielArbeit war also offenbar nicht vonnöten, um die Liste zu erstellen und ein paar Fakten zusammenzutragen. Und trotzdem kann man auch an so einer Aufgabe noch scheitern:
Die meisten Menschen verbinden Elton John nur mit jener schwer verdaulichen Ballade „Candle in the wind“, die 1997 zu Ehren der verstorbenen Lady Di in jedem Radio-Sender der Welt runtergeleiert wurde. Trotz des Prädikats „meistverkaufte Single aller Zeiten“ muss sich der mittlerweile geadelte Sir Elton John für diesen Schmachtfetzen auch heute noch Kritik gefallen lassen.
wird dem Leben ’n‘ Werk von Elton John jetzt vielleicht nicht so ganz gerecht, ist aber harmlos verglichen mit dem, was bei Hape Kerkeling steht:
Der 1964 geborene Comedy-Star outete sich Anfang der 90er-Jahre als homosexuell
Ist das jetzt nur unglücklich formuliert oder bewusstes Verschleiern der Tatsache, dass Kerkeling (wie auch Alfred Biolek) 1991 von Regisseur Rosa von Praunheim in der RTL-Sendung „Explosiv – Der heiße Stuhl“ geoutet wurde? Eine Praxis, die unter anderem der Bund lesbischer und schwuler JournalistInnen verurteilt.
Aber was soll so ein Paradiesvogel-Sammelalbum unter dem Titel „Prominente auf dem CSD? Diese Stars könnten Sie dort treffen“ überhaupt? Und wer guckt sich diese albernen Bildergalerien auf den Startseiten diverser Webmail-Dienste eigentlich an?
Gerüchten zufolge „könnte“ man auf „dem CSD“ (gemeint ist vermutlich der Christopher Street Day in Berlin am vergangenen Wochenende, Köln kommt aber z.B. auch noch) auch heterosexuelle Prominente treffen. Und homo- oder bisexuelle Nicht-Prominente. Und heterosexuelle Nicht-Prominente. Und und und …
Da das Wort „Zensur“ im Zuge der Yahoo/Flickr-Diskussion derzeit immer wieder fällt, habe ich doch noch mal kurz dessen Bedeutung nachgeschlagen:
3) Publizistik: staatliche Überwachung und Unterdrückung von Veröffentlichungen in Print- und audiovisuellen Medien (Vorzensur und Nachzensur), um die Publizistik im Sinn der Staatsführung oder der herrschenden Partei oder Klasse zu beeinflussen. Eine Zensur gab es insbesondere im Absolutismus. In freiheitlich-demokratischen Staaten ist die Zensur abgeschafft; autoritäre und totalitäre Staaten dagegen arbeiten mit einem Zensurapparat oder mit lizenzierten beziehungsweise verstaatlichten Kommunikationssystemen.
Zensur (censura) ist ein Verfahren eines Staates, einer einflussreichen Organisation oder eines Systemträgers, um durch Medien vermittelte Inhalte zu kontrollieren, unerwünschte Aussagen zu unterdrücken bzw. dafür zu sorgen, dass nur erwünschte Aussagen in Umlauf kommen.
Das, was Yahoo bei Flickr gemacht hat, ist also keine Zensur, sondern wohl „nur“ eine Mischung aus Angst, Ahnungslosigkeit und völliger Unterschätzung der eigenen Kunden, die vielleicht noch am ehesten unter dem Begriff „Bevormundung“ einsortiert werden kann.
Das, was Yahoo (aber auch Google und Microsoft) in China veranstaltet, dürfte hingegen zweifelsohne Beihilfe zur Zensur sein. Und in meinen Augen schwächt man diese Vergehen ab, wenn man bei der (zugegeben unerfreulichen und dummen) Sperrung von Fotos gleich „Zensur!“ brüllt.
(Und das soll auch wirklich mein einziger Beitrag zu dem Thema sein. Es geht mir um Sprache und nicht um das Unternehmen, dessen Name schon viel zu oft gefallen ist. Und schon gar nicht geht es mir darum, was Dritte davon halten, wenn Vierte diesem Unternehmen Werbeflächen verkaufen – da empfehle ich schlichtweg Adblock Plus.)
Entweder hatte man bei der Schweriner Volkszeitung keine Muße, sich eine treffende Bildunterzeile auszudenken, oder die Redaktionskatze hatte mal wieder Auslauf:
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