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Politik Gesellschaft

Alle Räder stehen still

Gewerkschafter in San Francisco, CA

Heute brauche ich die Wohnung nicht zu verlassen, denn im Bochumer ÖPNV sieht es aus, als wären Weihnachten, das Fußball-WM-Finale Deutschland – Holland, ein Schneesturm, ein Stromausfall und eine Sonnenfinsternis auf einen Tag gefallen: Nichts geht mehr.

Glücklicherweise muss ich heute weder zur Uni noch mit irgendwelchen tollen Frauen in noch tollere Kinofilme, denn sonst wäre ich SEHR, SEHR ANGEKOTZT. Meine Solidarität und mein Mitgefühl werden nämlich nicht in einer Währung erkauft, die “mir auf die Nerven gehen” heißt. ((Größte Sympathien kann erwarten, wer mich in Frieden lässt. Die Weltpolitik sollte meinem Beispiel folgen.))

Streiken tun Ver.di und Komba, was nicht etwa lustige Figuren aus lehrreichen Serien beim KiKa sind, sondern Gewerkschaften. Gewerkschaften, das weiß ich seit meinem achten Lebensjahr, sind böse: Sie werden geführt von Menschen, die so lustige Namen wie Monika Wulf-Mathies oder Frank Bsirske tragen, und wenn sie mal schlecht gelaunt sind, wird der Müll wochenlang nicht abgeholt und es laufen Ratten über den Schulhof. Am 1. Mai, wenn normale Menschen ausschlafen, laufen sie mit selbstgemalten Transparenten durch die Straßen und wollen Geld.

Warum die Gewerkschaften das diesmal wollen, war mir bis gestern nicht so ganz klar. Jens musste es mir bei der pl0gbar erklären und war so freundlich, diese Erklärung gleich auch noch mal bei sich zu bloggen. Von Seiten der Gewerkschaften hatte ich bisher nur einen Zettel in der U-Bahn gesehen, auf dem stand, dass man als alleinstehender Straßenbahnfahrer zum Berufseinstieg einen Hungerlohn von 1.200 Euro netto bekomme, was für mich jetzt irgendwie nicht allzu dramatisch klang. Auch der Website von Ver.di oder dieser Kampagnenseite konnte ich allenfalls entnehmen, dass die Gewerkschafter mehr Geld wollen. Das will aber jeder, weswegen ich ein paar kleine Erklärungen ganz töfte gefunden hätte.

Deshalb fordere ich: PR-Berater in die Gewerkschaften!

Was ein Müllmann, ein Busfahrer, eine Bibliothekarin macht, weiß ich selbst – ich möchte wissen, warum sie mehr Geld wollen – und da finde ich “Weil sie in den letzten Jahren immer weniger Geld gekriegt haben”, schon eine ziemlich nachvollziehbare Begründung. Ich wette nur, wenn man heute Morgen einhundert entnervte Pendler befragt hätte: “Nennen Sie einen Grund, warum Sie heute nicht zur Arbeit gefahren werden!”, wäre “Reallohnverluste in den vergangenen Jahren” nicht die Top-Antwort gewesen.

Locker verteilte Warnstreiks sind nur ärgerlich: Wenn Montags die Kindergärtnerinnen streiken, Dienstags die Busfahrer und Mittwochs die Müllabfuhr, hat die Bevölkerung jeden Tag einen Grund sich zu ärgern und total unsolidarisch drauf zu sein. Wie wäre es denn mal mit einem ordentlichen, alles lähmenden Generalstreik? Man müsste sich keine Gedanken mehr machen, wer die Kinder versorgt und wie man zur Arbeit kommt, man könnte mit den Kleinen gemütlich zuhause sitzen, Kakao trinken und ihnen die Ratten in den Müllbergen im Vorgarten zeigen. Frankreich und Italien sind berühmt für ihre Generalstreiks und die Deutschen sind doch sonst immer so vernarrt in Merlot, Latte Matschiato und Brusketta, warum nicht mal einen schicken Generalstreik importieren? Danach wüssten alle, wo überall Menschen arbeiten, die mehr Geld verdient hätten, ((Ist es nicht völlig bizarr, dass man in der deutschen Sprache weniger Geld verdienen kann als man verdient hätte?)) und es wäre ein bisschen wie Urlaub mitten im Jahr. Die Straßen wären nicht verstopft (auch Gewerkschaften sollten sich dem Umweltschutz nicht verschließen) und alle würden einander mögen und toll finden.

Stattdessen: In Mülltüten gekleidete Schnauzbartträger, die hinter einem brennenden Fass stehen und in Trillerpfeifen blasen. So zwanzigstes Jahrhundert, so SPD, so nicht 2.0.

Natürlich kann es sein, dass dies ein überkommenes Klischee ist oder in Gewerkschaftskreisen als Folklore im Sinne von Karneval, Fußball oder Volksmusik gilt, aber es ist immer noch das bestimmende Bild in den Medien. Was letztlich auch daran liegen könnte, dass Medienkonzerne letztlich auch in Gewerkschaften organisierte Angestellte haben, und deshalb wenig Wert darauf legen, dass Streikende sympathisch rüberkommen.

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Unterwegs

Blogger auf dem Weihnachtsmarkt

Vor der inzwischen schon fast traditionellen Bochumer pl0gbar am letzten Dienstag wollten wir eigentlich mit allen noch über den Weihnachtsmarkt schlendern. Letztendlich waren es dann Kathrin, Jens und ich, die sich die Bretterbuden und den Glühwein einmal genauer ansahen.

Was dabei herausgekommen ist, sehen Sie hier:

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Und hier noch das passende Max-Goldt-Zitat:

Wenn ich nur einen schlechten Rotwein hätte, eine Alkoholzufuhr aber für dringend sachdienlich hielte, würde ich den Wein so weit wie möglich runterkühlen. Man weiß ja von Coca-Cola und manchem Milchspeiseeis, daß eklige Dinge halbwegs tolerabel schmecken, wenn man sie stark kühlt. Ich würde den schlechten Wein jedenfalls nicht zur drastischeren Offenlegung seiner minderen Qualität auch noch erwärmen!

(Max Goldt – Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens, in: Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens)

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Leben

You can run but you can’t hide

Gestern war mal wieder pl0gbar im Bochumer Café Konkret. Neben den üblichen Verdächtigen gab es auch drei neue Gesichter. Leider bin ich in der Disziplin “Namen merken” ähnlich schlecht wie dieser Mann, der immer irgendwo im Fernsehen (glaub ich) auftritt, und die “Projekte” und Websites krieg ich schon gar nicht zugeordnet.

Zwischendurch wurde unsere Gruppe von Fremden angesprochen: Wir seien doch sicher “webaffin” (Alder, das Wort geht ja geschrieben mal gar nicht!), also internettechnisch versiert – ob wir nicht einen PHP-Entwickler kennten oder gar selbst ein solcher wären. Wir lachten sehr herzlich. (Für technisch unkundige Leute: Das sind Personen, die viel kompliziertere Webseiten zusammenbauen können als die Nachbarskinder, und die deshalb ähnlich begehrt und weit verbreitet sind wie humorvolle, gutaussehende Lebenspartner, die viel Geld verdienen und den Haushalt schmeißen wollen.)

Zu vorgerückter Stunde stellten Simon (Name nachgeschlagen) von 12rec.net und ich fest, dass wir beide aus Dinslaken stammen, ja: dass unsere jeweiligen Elternhäuser sogar wenige hundert Meter voneinander entfernt stehen müssen. Was folgte, war das übliche hektische Abklopfen von Gemeinsamkeiten, dass immer eintritt, wenn sich zwei Menschen fern der gemeinsamen Heimat begegnen. Nachdem wir Eppinghoven, Holtbrügge, Pastor Schneider, Stadtpark und Iggy Pop (den Dinslakener, nicht den echten) abgehechelt hatten, fragte Pottblog-Jens schon leicht fassungslos, ob es sich bei “Dinslaken” um einen ähnlichen Geheimbund handele wie bei Scientology. Nein, tut es nicht.

Apropos Dinslaken: Heute Abend spielen die Kilians ein “exklusives Radiokonzert” im Bochumer Riff (sogar beinahe richtig angekündigt, am 13. September im Dinslakener Jägerhof. Das Album (aktueller Amazon.de-Verkaufsrang: 89) erscheint am Freitag.

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Leben Politik

Brüh im Lichte dieses Glückes

Folgende G-8-Staaten haben ihre Nationalhymne in ihrer Verfassung festgelegt:

Und folgende nicht:

  • Deutschland (1952 in einem Briefwechsel zwischen Kanzler Adenauer und Bundespräsident Heuss festgelegt)
  • Großbritannien (hat nicht mal eine Verfassung)
  • Italien (seit 1946 “vorläufige Nationalhymne”, 2005 per Dekret des Staatspräsidenten offiziell eingeführt)
  • Japan (seit dem 12. Jahrhundert, nach dem zweiten Weltkrieg erst 1999 wieder gesetzlich festgelegt)
  • Kanada (1980 gesetzlich festgelegt)
  • USA (1931 gesetzlich festgelegt)
  • Russland (2001 von Präsident Putin festgelegt)

Warum ich das schreibe? Ich habe bei der letzten Bochumer pl0gbar mit Jens gewettet. Vielmehr: Ich habe ihm nicht glauben wollen, dass “höchstens die Hälfte der G-8-Staaten” ihre Hymne in ihren jeweiligen Verfassungen festgelegt haben. Wir sehen: Es ist genau ein Achtel (und auch noch genau das Frankreich, das Jens vorhergesagt hatte). Gut, dass wir nur ums Recht gewettet haben …

Warum ich das jetzt alles schreibe? Nun ja: Morgen isses wieder soweit.

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Fernsehen Digital Leben

Jenseits von Eden

Gestern war also die zweite pl0gbar in Bochum und wenn ich eines gelernt habe, dann dass man hinterher darüber bloggen sollte. Zum Beispiel, um sich selbst und den anderen noch mal zu versichern, was für ein netter Abend es war (war es wirklich), und um niederzuschreiben, wie die Themen lauteten, über die man gesprochen hatte: Die goldene Fleischwurst der Fiege-Brauerei, diverse Auftritte Anwesender in den sog. “alten Medien” (ich hab mal lieber nicht erzählt, dass ich mal bei einer Aufzeichnung der Vox-Sendung “Kochduell” zugegen und auch groß im Bild war), die schönsten Lieder bei “Singstar”, sowie die Viva-Moderatorin Gülcan Karahanci, die man lieber nicht in der Nähe einer Fledermauskolonie sprechen lassen sollte, die aber bald einen Fernseher heiratet (oder irgendwie sowas).

Neben diesem Themen-Potpourri wurde auch immer wieder kurz über die mögliche Organisation eines sog. “Barcamps” in Bochum gesprochen, aber was das genau ist, hab ich auch nach längeren Erklärungsversuchen noch nicht ganz verstanden. Klang aber ein bisschen wie eine Mischung aus Informatikunterricht und Kirchentag. Gesungen wurde gestern schon – aber nur am Nebentisch.

Und hier noch die Nachklapps bei die ständige Reise, Pottblog, Tales from the Mac Hell und Ich denke nicht….

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Digital Leben

Seid Netz zueinander!

Es gibt Sachen, für die fehlt mir irgendwie der Zugang. So weiß ich zum Beispiel mit dem Gerede von der “Blogosphäre” nicht allzuviel anzufangen – nur weil ein paar Hundert Menschen mit der gleichen Content-Management-Software Texte ins Internet stellen, macht sie das doch nicht automatisch zu Gleichgesinnten. Genauso gut könnten sie sich ja auch “Generation Golf” nennen oder so einen Blödsinn. Auch habe ich bisher nicht verstanden, warum man sich mit Leuten, die man online kennengelernt hat, im Real Life treffen sollte – das Internet wurde doch erfunden, damit jeder in seinem Elfenbeinturm sitzen bleiben und trotzdem mit Menschen aus aller Welt kommunizieren (und sie im Zweifelsfall beleidigen) kann.

Trotzdem (und obwohl parallel “Dr. House” im Fernsehen lief) war ich vor knapp zwei Wochen bei der ersten pl0gbar in Bochum. Das war wider erwarten ein sehr netter Abend und deshalb wird dieser Spaß jetzt fortgesetzt.

Was ich auch nicht wusste ist, dass man hinterher darüber bloggen muss sollte. Klar, es kann ja außer den Dagewesenen keiner wissen, dass man da war – der Blog-Eintrag wird somit zur digitalen Urlaubspostkarte.

Wer also aus dem Großraum Bochum (wir nennen es “Ruhrgebiet”) kommt, irgendwie online aktiv ist und sich vielleicht darüber hinaus auch noch in der Lage sieht, mir die Angst vor Real-Life-Versammlungen zu nehmen, der ist am kommenden Dienstag, 12. Juni 2007 ab 19:00 Uhr im Café Konkret herzlich willkommen.

(Und jetzt kann ich noch diesen Link hier setzen, hat mein Betreuer gesagt. Ich weiß nur nicht genau, was das ist.)