Mit der kalendarischen Regelmäßigkeit von Weihnachten und Ostern kommt ein journalistisches Subgenre daher, das ähnlich strikten Regeln folgt wie die Echternacher Springprozession: die Computerspiel-Reportage.
Was bisher die wenigsten wussten: Dieses Genre wurde von meinen drei besten Freunden und mir erfunden, an einem Samstagvormittag im Jahr 2000, als wir für den Deutsch-Unterricht „etwas über Jugendkultur“ machen sollten.
Weil ich ja eh schon mal mit der Videokamera in Berlin war und in den vergangenen Jahren touristisch schon wirklich alles abgeklappert hatte, was da war, habe ich mir diesmal gedacht: Sei doch ein bisschen altruistisch und gib deinen Lesern, die vielleicht noch nie in Berlin waren, vielleicht nächste Woche hinwollen, auch etwas mit.
Herausgekommen ist ein kleiner Film, der völlig unprätentiös „Mein Berlin“ heißt und den man sich bei YouTube ansehen kann. Oder gleich hier:
Die Maßeinheit für verspätet vorgetragene Zeitgeistthemen heißt „Polylux“. Entsprechend unangenehm ist es mir, meinen eigenen kleinen Film mit ein paar Impressionen der BILDblog-Lesung erst jetzt, nach vollen sieben Tagen, präsentieren zu können. Er hing so lange hinter den sieben Hardenbergen, bei den sieben Hardenzwergen fest. Oder auf deutsch: Es gab erhebliche technische Schwierigkeiten, die zu 85% auf meiner geringen Weitsicht beruhten.
Aber jetzt ist er ja endlich da und Sie sollen ohne weitere zu Gesicht bekommen, wie es war, als Charlotte Roche, die in Wirklichkeit noch charmanter, aber auch noch ein bisschen kleiner ist als im Fernsehen, BILDblog las:
Mein Search-Engine-Optimizer hat mir geraten, mehr User Generated Workflow in einem Mashup zu parsen und Private Equitana im Random Access unter Protection zu halten.
Anders ausgedrückt: Wir probieren mal was ganz crazy neues – eine Videokolumne. Hat es so noch nie gegeben. Nirgends. Wird aber im Erfolgsfalle trotzdem fortgesetzt.
Aller guten Dinge sind drei. Deswegen jetzt und hier der letzte Kilians-Content für … na ja, wir wollen nicht zu viel versprechen. Aber erst mal der letzte Kilians-Content.
In den Hauptrollen: weiterhin Simon den Hartog und ich, ein Schwedenpanzer und die Straßen von Dinslaken. Und wenn ich danach nicht „Polylux“ moderieren darf, weiß ich auch nicht weiter …
Manche mögen der Meinung sein, ich hätte langsam mal genug über die Kilians, diese fantastische Nachwuchsband aus Dinslaken, deren großartiges Debütalbum letzte Woche erschienen ist, geschrieben. Das sehe ich inzwischen ähnlich – und habe schwups mal das Medium gewechselt.
Viel Spaß mit jede Menge Kilians und Dinslaken im ersten Teil unseres kleinen Interview-Specials mit Simon den Hartog:
Immer wieder werde ich von Menschen (manchmal wildfremden) gefragt: „Sag mal Lukas, wieso hast Du eigentlich einen Eintrag in der Internet Movie Database?“
Okay, das ist gelogen. Genaugenommen bin ich noch nie gefragt worden, warum ich eigentlich einen Eintrag in der IMDb habe. Aber ich erzähl die Geschichte einfach trotzdem mal:
Die Vorgeschichte
Im Frühsommer 1999 sollten wir im Deutschunterricht der damals zehnten Klasse „etwas kreatives“ machen. Und da einige Freunde und ich im Frühjahr für unsere sehr moderne Verfilmung (manche würden sie „avantgardistisch“ nennen – oder „krank“) von E.T.A. Hoffmanns „Das Fräulein von Scuderi“ eine Eins bekommen hatten, dachten wir uns: „Klar, wir drehen wieder einen Film!“
Im Zuge des damals vorherrschenden Millennium-Hypes (und weil der Deutschlandstart von „Matrix“ kurz bevor stand) entwickelten wir eine Geschichte, in der der Teufel auf die Erde kommt, um die Apokalypse einzuleiten. Mit meinem besten Freund schrieb ich das Drehbuch zu „Doomsday 99“ und als wir alle aus dem Sommerurlaub zurück waren, stürzten wir uns in die Dreharbeiten, die alles in allem etwa sechs Wochen verschlangen.
Mit dem harten Kern von acht Leuten drehten wir in so ziemlich allen Wohnhäusern, derer wir habhaft wurden, in verlassenen Industrieruinen (wofür wir über Zäune klettern und unter halbverschlossenen Toren drunterherrollen mussten) und in Autos, hinter deren Fenstern grüne Tischdecken gespannt waren (keiner von uns hatte damals einen Führerschein und bei „Cityexpress“ fuhr der Zug schließlich auch nicht wirklich).
Ich fungierte als Regisseur, Kameramann, Drehbuchautor und Produzent in Personalunion, was hauptsächlich bedeutete, dass ich meine Freunde und jüngeren Geschwister herumkommandierte, anschrie und manchmal mit Sachen bewarf. Anschließend schnitt ich den Film auf dem Videoschnittgerät meines Großvaters, dem heute weitgehend unbekannten „Casablanca“, wo ich auch das grüne Tischtuch durch Landschaftsaufnahmen ersetzte, die ich aus dem fahrenden Auto meines Vaters heraus getätigt hatte.
Die überaus spektakulären Ergebnisse (wie wir fanden) sahen in etwa so aus:
Im September – wir gingen längst in die elfte Klasse – zeigten wir den fertigen Film endlich im Deutschunterricht. Und obwohl er blutrünstig, gewalttätig und zu einem nicht geringen Maße Frauenverachtend war (keine weibliche Person blieb länger als fünf Minuten am Leben – allerdings auch kaum eine männliche), bekamen wir dafür eine Eins bei „Sonstige Mitarbeit“ aufgeschrieben. Der Film wurde im kleinen Soziotop eines Dinslakener Gymnasiums das, was man wohl als „Kult“ bezeichnet. Oder als „Trash“. Oder als „so schlecht, dass es schon fast wieder gut ist“.
Der Eintrag
Weil wir so ungeheuer stolz auf unseren Film waren, wollten wir natürlich auch, dass er angemessen gewürdigt wird. Ein Eintrag in der IMDb erschien uns also das Mindeste.
Ich machte mich schlau und stellte fest, dass man die Datenbank mit einem einfachen Datenstring füttern konnte. Also schrieb ich die Mitwirkenden unserer letzten drei Filme („Jesus – Back for God“ von den Tagen religiöser Orientierung im Januar, „E.T.A. Hoffmann’s Das Fräulein von Scuderi“ aus dem Frühjahr und „Doomsday 99“ eben) in eine E‑Mail und schickte das Ganze ab.
Nach einigen Wochen erhielt ich die Antwort, dass unsere Filme abgelehnt worden seien. In der amerikanischen Entsprechung von „da könnte ja jeder kommen“ hieß es, die Filme müssten mindestens auf einem anerkannten Filmfestival gelaufen sein.
Ein paar Wochen später stellte ich fest, dass mein bester Freund Benjamin, der bei unserem „Jesus“-Film Regie geführt hatte, plötzlich als Regisseur des TV-Zweiteilers „Jesus“ geführt wurde. Dieser Eintrag war nach wenigen Tagen wieder verschwunden.
Wieder ein paar Wochen später stellte ich fest, dass der Datensatz der „Doomsday“-Produzenten1 offenbar als einziger durchgekommen war und überlebt hatte – in den Credits des mir bis heute völlig unbekannten B‑Movies „Doomsday Man“.
Die Folgen
Wir waren gleichermaßen enttäuscht wie erheitert über das, was die IMDb da so geboten hatte. Aber wir vergaßen das alles, als im Dezember 1999 ein Film anlief, der Handlung, Szenen und sogar einzelne Einstellungen aus „Doomsday“ geklaut zu haben schien: „End Of Days“ mit Arnold Schwarzenegger. Dann sahen wir ein, dass die Dreharbeiten dazu schon vor längerer Zeit stattgefunden haben mussten, und beide Filme jetzt nicht sooooo originell waren. Da war uns auch „End Of Days“ egal – wie der Film übrigens jedem egal sein sollte.
Mit den Jahren stellten wir fest, dass offenbar ziemlich viele Filmdatenbanken ihre Datensätze mit denen der IMDb … nun ja: abgleichen – und so stehen wir heute nicht nur dort, sondern auch hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier.
Und weil Sie diese kleine, feine, aber doch irgendwie unspektakuläre Geschichte bis zum Schluss durchgelesen haben, sollen Sie dafür mit einem kleinen Schmankerl belohnt werden. Es sind – natürlich – die besten Szenen aus „Doomsday“:
Nach nunmehr 48 Stunden Dauerregen („gefühltem Dauerregen“, zumindest) dachte ich mir, es sei mal an der Zeit für ein bisschen Eskapismus und Fernweh.
Deswegen jetzt und hier: Eine Minute San Francisco, CA – im Regen. Aufgenommen im vergangenen November.
Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Services erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. VerstandenMehr erfahren
Privacy & Cookies Policy
Privacy Overview
This website uses cookies to improve your experience while you navigate through the website. Out of these, the cookies that are categorized as necessary are stored on your browser as they are essential for the working of basic functionalities of the website. We also use third-party cookies that help us analyze and understand how you use this website. These cookies will be stored in your browser only with your consent. You also have the option to opt-out of these cookies. But opting out of some of these cookies may affect your browsing experience.
Necessary cookies are absolutely essential for the website to function properly. This category only includes cookies that ensures basic functionalities and security features of the website. These cookies do not store any personal information.
Any cookies that may not be particularly necessary for the website to function and is used specifically to collect user personal data via analytics, ads, other embedded contents are termed as non-necessary cookies. It is mandatory to procure user consent prior to running these cookies on your website.