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Unterwegs

Mein Berlin

Weil ich ja eh schon mal mit der Videokamera in Berlin war und in den vergangenen Jahren touristisch schon wirklich alles abgeklappert hatte, was da war, habe ich mir diesmal gedacht: Sei doch ein bisschen altruistisch und gib deinen Lesern, die vielleicht noch nie in Berlin waren, vielleicht nächste Woche hinwollen, auch etwas mit.

Herausgekommen ist ein kleiner Film, der völlig unprätentiös “Mein Berlin” heißt und den man sich bei YouTube ansehen kann. Oder gleich hier:

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Unterwegs Gesellschaft

Niemand ist ein Berliner

Ich bin zurück in Bochum. Fast wäre das schief gegangen, da der ICE aus Berlin Richtung Ruhrgebiet aus zwei Zügen besteht, die in Hamm getrennt werden, und ich natürlich zunächst im falschen Zugteil saß. Ich war aber nicht der Einzige, den der Gleiswechsel und die veränderte Abfahrtzeit am Berliner Hauptbahnhof irritiert hatte: In Spandau rannten gleich drei Leute aus dem hinteren Teil nach vorne und zwei aus dem vorderen nach hinten. Obwohl ich Berlin als Stadt eigentlich nicht so mag, war es doch ein sehr schöner Aufenthalt. Ich habe lauter nette Leute getroffen und Kreuzberg ist nach vier dort verbrachten Abenden tief in meinem Herzen.

Irritiert hat mich der Umstand, dass es in Berlin Schulen und Spielplätze gibt, habe ich doch bis heute ausschließlich Menschen kennengelernt, die frühestens zum Studium nach Berlin gekommen sind. Die Vorstellung, es könnte Personen geben, die in Berlin geboren wurden, erscheint mir deshalb hochgradig abwegig. Andererseits fiele mir spontan auch niemand aus meinem Umfeld ein, der gebürtiger Bochumer wäre.

Was auch mal wieder überdeutlich wurde: Egal, wohin man kommt, man trifft immer jemanden, der eine persönliche Dinslaken-Geschichte hat. Christoph Schultheis war als Kind sogar schon mal da und erinnerte mich gleich an ein schon lange verdrängtes Dinslaken-Detail: Im zentralen Kreisverkehr zwischen Stadthalle und Supermarkt stand lange Jahre ein großer gelber Wegweiser, wie man ihn von Land- und Bundesstraßen kennt, der die Richtung und Entfernung nach Berlin angab. In Dinslaken, das damals noch nicht mal einen eigenen Autobahnanschluss hatte. Es sollte wohl ein Symbol sein, auf dass man die seinerzeit noch vorherrschende deutsche Teilung im Alltag nicht vergesse. Das Schild gewordene Weihnachtspaket an die Verwandten “drüben”.

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Unterwegs

Nächtlicher Verkehr

Das Ruhrgebiet hat anderthalb Mal so viele Einwohner wie Berlin. Trotzdem hat die Stadt im Osten das bedeutend besser ausgebaute Nahverkehrssystem. Man könnte auch sagen: Berlin hat überhaupt ein Nahverkehrssystem.

Will man im Ruhrgebiet wochentags von einer Stadt in die nächste (was nicht sehr viel anders ist, als von einem Berliner Stadtteil in einen anderen fahren zu wollen), muss man nach 20 Uhr einfach hoffen, dass der Morgen bald anbricht. Auch die Wiederkehr Christi erscheint einem in diesem Moment ein klar definierter Zeitpunkt, verglichen mit der Abfahrt des nächsten Verkehrsmittels. Natürlich gibt es im Ruhrgebiet Fernzüge, die einen von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof bringen. Es gibt sogar S-Bahnen, Straßen- und U-Bahnen und Busse. Aber ihre Abfahrtszeiten, Richtungen und Wege erschließen sich mir nicht. Ich komme gerade von der Bochumer Innenstadt zu meinem Wohnheim – was vor allem daran liegt, dass die entsprechende U-Bahn-Linie gut sichtbar mitten durch die Stadt verläuft und nicht verfehlt werden kann.

Als ich letzte Woche vom Hauptbahnhof nach hause fahren wollte, erschien es mir für einen kurzen Moment bequemer, einen Bus zu nutzen. Eine halbe Stunde später stand der Bus an der Endhaltestelle im dörflichsten Stadtteil Bochums, kurz vor Beginn des Ennepe-Ruhr-Kreises. Es war Sonntag Abend und ich wollte eigentlich in mein Bett, nächtliche Sightseeing-Touren waren mir scheißegal.

Gestern war es noch einige Stunden später, als ich von Kreuzberg nach Steglitz wollte. In Bochum hätte ich ein Taxi nehmen müssen. (Es ist ja wohl der Traum eines jeden Mannes, einmal in seinem Leben auf eine Hauptverkehrsstraße zu treten und mit energischer Handbewegung ein gerade vorbeirauschendes Taxi anzuhalten. Im Idealfall, um sich hineinzuschwingen und dem Fahrer den Satz “Folgen Sie diesem Auto!” zuzurufen.) In Berlin wartete ich zehn Minuten auf den ersten Nachtbus, der mich zu einer etwas entlegenen U-Bahn-Station fuhr, wo ich weitere vier Minuten auf den zweiten Nachtbus wartete, der mich nach hause brachte.

Zwar hatte ich über eine Dreiviertelstunde vom Ausgangs- zum Zielort gebraucht, ich hatte aber auf dem Stadtplan auch eine beachtliche Strecke zurückgelegt. Das Erstaunlichste aber: Ich war mit dem Schienenersatzverkehr bequemer und schneller gereist als mit den U-Bahnen, die mich an den Abenden zuvor aus Kreuzberg abtransportiert hatten.

Was in mir übrigens noch die finale Frage aufwirft, was stilvoller sei: Betrunken von Bier und Kilians-hörend durch die Nacht zu juckeln oder nach mehreren Gin Tonic mit Rihanna im Ohr?