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Another Decade Under The Influence: 2016

This ent­ry is part 7 of 10 in the series Ano­ther Deca­de Under The Influence

2016. Sil­ves­ter­feu­er­werk gucken auf dem Dach der Dort­mun­der Oper. Mal wie­der reno­vie­ren und Fuß­bo­den ver­le­gen. Plötz­lich wie­der allei­ne früh­stü­cken tut weh, aber das Kind wohnt ja die Hälf­te der Zeit hier. In mei­nem Wiki­pe­dia-Ein­trag steht kurz­zei­tig, dass ich eine IKEA-Küche erfolg­reich auf­ge­baut habe (kei­ne Ahnung, war­um das wie­der gelöscht wur­de). Ich schrei­be tau­send unge­nutz­te Gags für die Panel­lis­ten beim „Come­dy Clip Club“ und wer­de zum Maxi-Gstet­ten­bau­er-Fan. Ben­ja­min von Stuck­rad-Bar­re is back — da kann man doch mal ent­spannt auf drei Lesun­gen gehen! It’s a long way to hap­pi­ness /​ A long way to go /​ But I’m gon­na get the­re, boy /​ The only way I know. Dating & Crus­hes. ESC in Stock­holm: Ganz viel Lakritz­scho­ko­la­de, wir sehen Björn von ABBA und Jus­tin Tim­ber­la­ke live! So vie­le Aus­flü­ge zum Haupt­bahn­hof und zum Kem­n­ader See. We got the wind in our sail /​ Like Dar­win on the Bea­gle /​ Or Men­del expe­ri­men­ting with a pea. Ich lackie­re Möbel neu, die seit Jahr­zehn­ten im Fami­li­en­be­sitz sind. Ich fah­re zum ers­ten Mal Was­ser­ski: Macht voll Bock, ich habe aber ein Jahr lang Mus­kel­ka­ter. Post von der Köni­gin für mei­ne Omi. Den hal­ben Som­mer im Plansch­be­cken ver­bracht. There’s just some­thing about the light /​ That lets all of us think that their pro­blems are­n’t our pro­blems. Mein klei­ner Bru­der hei­ra­tet. Das Kind kommt in den Kin­der­gar­ten. Mit mei­ner gan­zen Fami­lie nach Hol­land. Der Idi­ot wird tat­säch­lich zum US-Prä­si­den­ten gewählt. When I wake in the mor­ning /​ I’ve for­got­ten what it is to cope. Ein­mal Elb­phil­har­mo­nie gucken, in Bochum eröff­net das Musik­fo­rum. Kek­se backen und ver­zie­ren. Ich dre­he „Rück­wärts“, mei­ne ers­te ganz eige­ne Sen­de­rei­he für den MDR (na gut: fürs Inter­net). Die Weih­nachts­zeit beginnt am 23. Dezem­ber um 17.32 Uhr.

Ein Jahr, um erst­mal wie­der auf die Bei­ne zu kom­men. Das Leben ist ein biss­chen so wie frü­her, aber trotz­dem ganz anders. Es ster­ben gefühlt alle Pro­mi­nen­ten, aber irgend­wie haben wir über­lebt. Ich hab eine schö­ne neue Woh­nung mit Gar­ten, in der wir es uns gemüt­lich machen.

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Leben

Another Decade Under The Influence: 2015

This ent­ry is part 6 of 10 in the series Ano­ther Deca­de Under The Influence

2015. Aus unse­rer Woh­nung wird eine WG. Über­all Baby­brei. Ich krie­ge über­ra­schend schnell einen The­ra­pie­platz. Mit der gan­zen Fami­lie nach Dom­burg, dem Kind das Meer zei­gen. ESC in Wien, eine Run­de im Pra­ter­rie­sen­rad. Die gute Nach­richt: Ich kann mich immer noch ver­knal­len. Die schlech­te (oder gute): Das führt zu nichts. It was just like a movie /​ It was just like a song. Die ers­ten Wör­ter, die ers­ten Aus­flü­ge in den Tier­park. Es gibt gute und schlech­te Tage. Is my mal­func­tion so sur­pri­sing cau­se I always seem so sta­ble and bright? /​ Ain’t it always the quiet types? Ich arbei­te beim Web­vi­deo­preis und habe seit­dem „Jour­na­list und Autor“ in mei­ner E‑Mail-Signa­tur ste­hen. Ich arbei­te bei „Pop­stars“ und dre­he Vide­os mit Ste­fa­nie Heinz­mann und Bibi von „Bibis Beau­ty Palace“. Mei­ne ers­ten 40-Stun­den-Wochen (und hof­fent­lich auch die letz­ten). Der ers­te Geburts­tag, mit Scho­ko­ku­chen im Haar. Die ers­ten Schrit­te. You’­re my wan­de­rer, litt­le wan­de­rer. Ich pro­bie­re die­ses (Online-)Dating mal aus. Mein ers­tes eige­nes Auto. Nach lan­ger Zeit mal wie­der auf Kon­zer­te — wie gut das tut! Later­nen bas­teln (Über­all Kleis­ter!) und der ers­te Mar­tins­zug. Ich gehe zum Fuß­ball gucken in die Knei­pe und wir sehen alle, wie der Ter­ror sich ent­fal­tet. Shut up and dance with me. Schon wie­der auf Woh­nungs­su­che. Es gibt einen neu­en „Star Wars“-Film und ich bin so eupho­risch wie mit 16. Weih­nach­ten mit leuch­ten­den Kin­der­au­gen, zer­fetz­tem Geschenk­pa­pier und der Fra­ge: Wie haben wir das bis hier­hin geschafft?

Ein Jahr, in dem ich mich an fast nichts erin­nern kann, was nicht mit dem Kind oder der Arbeit zu tun hat­te. Viel­leicht gab es da auch ein­fach nichts. Ein wahn­sin­nig anstren­gen­des Jahr, das aber auch so vie­le tol­le Momen­te hat­te. In all dem posi­ti­ven und nega­ti­ven Cha­os: Zehn Tage Wien mit dem bes­ten Team, das man sich vor­stel­len kann. Viel Arbeit, wenig Schlaf, so vie­le tol­le Leu­te. Bei all dem Tru­bel vor Ort fühlt es sich für mich an wie im wind­stil­len Auge eines Hur­ri­ca­nes — und dann lan­den wir auf dem his­to­risch ein­ma­lig schlech­ten 27. Platz. Ja, so wider­sprüch­lich war 2015.

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Leben Familie

Another Decade Under The Influence: 2014

This ent­ry is part 5 of 10 in the series Ano­ther Deca­de Under The Influence

2014. Das wird unser Jahr! Mit den Nacht­freun­den in Ber­lin. Die ers­te Fol­ge „Lucky & Fred“. Eine quä­lend lan­ge Woh­nungs­su­che, eine Reno­vie­rung und ein Umzug. Die letz­ten guten Tage: zu zweit mit Hund in Ham­burg. Eigent­lich hab ich kei­nen Stress, Herr Dok­tor. Are we out of the woods? /​ Are we in the clear yet? Eine abge­sag­te Hoch­zeit. Ein neu­er Job, mit­ten in der Nacht. Der ESC in Kopen­ha­gen, 10 Jah­re BILD­blog. Noch mehr neue Jobs in Köln. Kin­der­zim­mer ein­rich­ten, Baby­kla­mot­ten kau­fen, Baby­par­ty schmei­ßen. I’ve made some fri­ends /​ And I’ve lost some, too. Hol­land wird WM-Drit­ter. Eine schwe­re Geburt. Hal­lo, ich bin Dein Papa! Die Dia­mant-Hoch­zeit mei­ner Groß­el­tern — ob ich 60 Jah­re je schaf­fe? Der ers­te Spa­zier­gang, das ers­te Bad. Was genau muss ich tun?! Alles, was ich je woll­te: Mama, Papa, Kind & Hund. Immer wie­der Dis­kus­sio­nen und Streits. Wer ist die­ses Ske­lett im Spie­gel? Das ers­te Mal Baby­schwim­men. Halt den Kopf oben. Eine Tau­fe am 1. Advent. Zu Besuch bei Har­ry Pot­ter. Okay, lass uns sagen, das war’s. Statt 200 Aben­de in der Knei­pe viel­leicht zehn außer Haus. Das ers­te Weih­nach­ten als Fami­lie, trotz allem. Wri­te it, wri­te it, wri­te it down /​ I will read it when the days don’t look so bad.

Ein Jahr wie ein Auto­un­fall in Zeit­lu­pe: über­höh­te Geschwin­dig­keit, Hin­der­nis­se auf der Fahr­bahn, schlech­te Wit­te­rungs­be­din­gun­gen und mei­ne Hän­de nicht am Steu­er. Das hat­ten wir uns alles anders vor­ge­stellt. Heu­te weiß ich: Es gibt Situa­tio­nen, die kann man nicht allei­ne schaf­fen. Es ist nie falsch, sich Hil­fe zu holen. Irgend­wann reicht es nicht mehr zu hof­fen, dass alles gut aus­geht. Mit­ten­rein in die­se implo­die­ren­de Lie­be wird unser Kind gebo­ren. Und als an dem Tag die Son­ne unter­geht, ist alles für immer anders. Bes­ser, trotz allem.

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Leben

Another Decade Under The Influence: 2013

This ent­ry is part 4 of 10 in the series Ano­ther Deca­de Under The Influence

2013. Ein Anfang zu zweit. Und mit Hund. „Im Schnee­fall auf der Stra­ße knut­schen“ auf der bucket list abha­ken. Eine Grim­me-Preis-Nomi­nie­rung fürs Dschun­gel­camp. Eine Dienst­rei­se nach Buda­pest: In Ungarn über Pres­se­frei­heit spre­chen fühlt sich selt­sam an. Par­tys, Knei­pen, Wochen­en­den. Ein her­ren­lo­ser Ein­kaufs­wa­gen. We’­re up all night ‚til the sun /​ We’­re up all night to get some /​ We’­re up all night for good fun /​ We’­re up all night to get lucky. Reno­vie­run­gen und Umzü­ge ande­rer Leu­te. Ein neu­er Job beim ESC: Plötz­lich sit­ze ich tat­säch­lich an der Sei­te von Peter Urban! Noch ein neu­er Job: Plötz­lich bin ich Social-Media-Han­sel bei „Tages­schaum“ mit Fried­rich Küp­pers­busch, den ich noch aus mei­ner Kind­heit aus dem Fern­se­hen ken­ne. Ein Som­mer­ur­laub, wie man halt Som­mer­ur­lau­be macht: in Hol­land am Meer. Das war die schöns­te Zeit /​ Weil alles dort begann. Die Hoch­zeit mei­ner klei­nen Schwes­ter inkl. Auto­cor­so (schon geil, wenn man Teil davon ist!) und kaum auf­wen­di­gem Hoch­zeits­film. Mein 30. Geburts­tag auf dem Mack­lem­ore-Kon­zert und eine Par­ty, die sich nach Abschied anfühlt. I don’t care /​ I love it. Mit dem Hund im Fern­se­hen. Ein im letz­ten Moment abge­sag­tes Tra­vis-Kon­zert. Eigent­lich soll­ten wir erwach­sen wer­den: Die Kili­ans auf Abschieds­tour­nee. Gemein­sam auf Woh­nungs­su­che. Ein posi­ti­ver Schwan­ger­schafts­test. Mit Ansa­ge: Zum letz­ten Mal Hei­lig­abend fei­ern in Dins­la­ken.

Ein Jahr zwi­schen „gro­wing up“ und „being grown up“, das sich eigent­lich schon wie­der nach so viel mehr anfühlt. Jede Men­ge Sze­nen für den Super­cut mei­nes Lebens. Die Erkennt­nis, dass alles zu zweit noch bun­ter, lau­ter, schö­ner sein kann — aber auch anstren­gen­der. Ein Tag in Ams­ter­dam mit einer Grach­ten­rund­fahrt in der Abend­däm­me­rung und die Ansa­ge der Rei­se­lei­te­rin, dass man, wenn man sich unter der Mage­re Brug küsst, für immer zusam­men­bleibt. (Spoi­ler alert: Dies gilt offen­bar nicht immer.) Und wir ste­hen auf unse­ren Brü­cken /​ Unter uns der Strom /​ Die Aus­sicht schein­bar end­los /​ Unser Thron.

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Musik Leben

Another Decade Under The Influence: 2012

This ent­ry is part 3 of 10 in the series Ano­ther Deca­de Under The Influence

2012. Ein WDR-Kame­ra­team in mei­ner Woh­nung, das mich für eine Repor­ta­ge über „Bild“ inter­viewt. Eine East-17-Auto­gramm­stun­de in einem Köl­ner Ein­kaufs­zen­trum. Viel auf Kon­zer­ten gewe­sen, viel im Schau­spiel­haus Bochum. Berg­werks­be­sich­ti­gung: Nach vier Gene­ra­tio­nen Berg­leu­ten über mir bin ich zum ers­ten und letz­ten Mal unter Tage. Man­che Freund­schaf­ten hal­ten län­ger, als man denkt. Mei­ne klei­ne Schwes­ter ver­lobt sich. Ein ESC in Baku und eine Bewer­bung für neue Auf­ga­ben. Ein Abend auf Ina Mül­lers Küchen­bank mit Ste­fan Nig­ge­mei­er und Mich­a­lis Pan­te­lou­ris. Baby, bit­te mach Dir nie mehr Sor­gen um Geld! Ein blink-182-Kon­zert, auf dem bei „All The Small Things“ die Welt ste­hen bleibt und sich danach in die ande­re Rich­tung wei­ter­dreht. Und wenn Du mich küsst /​ Schreibt Noel wie­der Songs für Liam. Ein toter Opa, den ich nicht kann­te. Ein Som­mer im Stadt­park und ein biss­chen in Ber­lin. Zehn Jah­re Grand Hotel van Cleef in Ham­burg mit allen, die zur Fami­lie gehö­ren. Die ers­te Geburts­tags­par­ty zuhau­se und die Geburts­stun­de des Insti­tuts für Apo­ka­lyp­ti­schen Schla­ger. „The Fault In Our Stars“, eines der beein­dru­ckends­ten Bücher, das ich je gele­sen habe. Ein Tages­aus­flug zum Bewer­bungs­ge­spräch nach Mün­chen. Schon wie­der so vie­le Aben­de in Knei­pen und WG-Küchen. Hearts from hell col­l­i­de /​ On fire’s high­way tonight /​ We drea­med it, now we know. Der Welt­un­ter­gang fällt (vor­erst) aus, aber etwas Neu­es beginnt. Nicht, was man emp­fin­det /​ Es ist das, was man tut.

Ein Jahr, in dem alles gleich­zei­tig statt­fand, und das sich anfühl­te wie ein Leben: lang, laut, bunt, lus­tig, trau­rig, zwi­schen Pau­se­tas­te, Vor- und Zurück­spu­len. I need time to stop moving /​ I need time to stay use­l­ess. Ein Jahr vol­ler Musik, mit der wei­tes­ten Anrei­se zu einem Kon­zert ever: Um das 13 Jah­re alte Trau­ma eines ver­pass­ten Kon­zerts zu über­win­den, flie­ge ich bis nach Man­ches­ter, um Ben Folds Five end­lich live zu sehen. Fresh white snow for miles /​ Every foot­step will be mine.

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Leben

Another Decade Under The Influence: 2011

This ent­ry is part 2 of 10 in the series Ano­ther Deca­de Under The Influence

2011. Wie vie­le Par­tys kann man in die ers­ten Wochen eines Jah­res packen? Wir bekom­men einen Preis fürs Oslog. Flo­ri­an Oster­tag und ich sin­gen „Human“ von den Kil­lers VOR einer Köl­ner Karao­ke-Bar. Ich arbei­te als Autor bei der ECHO-Ver­lei­hung (mit Ina Mül­ler, Joko Win­ter­scheidt, Gary Bar­low und Ste­fan Nig­ge­mei­er). Nein, Omi, die Täto­wie­rung hat nicht weh­ge­tan! Ein ESC in Düs­sel­dorf, einer Stadt, die das möch­te. Ste­fan sagt, wir haben den geils­ten Job der Welt. Zwei Rele­ga­ti­ons­spie­le, die ich am Liebs­ten gar nicht ange­schaut hät­te. So vie­le Aben­de hin­ter den CD-Spie­lern und vor den Boxen. Eine Jah­res­mit­glied­schaft im Fit­ness-Stu­dio (und ich bin tat­säch­lich regel­mä­ßig hin­ge­gan­gen). Ein Hald­ern Pop, bei dem ich irgend­wann gefah­ren bin, weil ich’s nicht mehr ertra­gen habe. Freund­schaf­ten kom­men, Freund­schaf­ten gehen. My pri­va­te life is an insi­de joke /​ No one will explain it to me. Auf drei Hoch­zei­ten gewe­sen, auf kei­ner getanzt. Mein ers­ter rich­ti­ger Urlaub als Erwach­se­ner, so mit Flug und Hotel und so! Eine Rei­se­ta­sche vol­ler CDs. Jour­na­lis­ten möch­ten mit mir über den Bun­des­prä­si­den­ten spre­chen. Eins­li­ve-Kro­ne mit After­show-Par­ty. I wan­na wring it out /​ Every oun­ce /​ I wan­na do the right thing, when the right thing counts. Ein Jahr, das immer noch Voll­gas war, aber in dem ich den Fahrt­wind kaum noch gespürt habe. Alles jud­gen, alles umar­men — manch­mal gleich­zei­tig. Ein Jahr zum Ver­ges­sen (und tat­säch­lich muss­te ich mir das Aller­meis­te erst wie­der anle­sen), aber Ste­fan sag­te: „2011, Lukas, war das Jahr, wo Du Lena end­lich Dein Mix­tape gege­ben hast; wo Du mit Lena und mit Ina Mül­ler gesun­gen hast, …“ — den Rest hab ich dann wie­der ver­ges­sen, aber der Satz hat damals sehr gehol­fen.

Und dann war das natür­lich das Jahr, wo ich im star­ken schot­ti­schen Wind stand, an Tra­vis dach­te und fand: „Das hier gera­de jetzt ist schon ganz schön gut!“

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Gesellschaft Musik Leben

Another Decade Under The Influence: 2010

This ent­ry is part 1 of 10 in the series Ano­ther Deca­de Under The Influence

Heu­te in zehn Wochen ist Sil­ves­ter — und mit dem Jahr endet auch das Jahr­zehnt. Vor zehn Jah­ren habe ich das zum Anlass genom­men, hier im Blog eine zehn­tei­li­ge Serie zu ver­öf­fent­li­chen, in der ich sehr, sehr läng­lich auf jedes ein­zel­ne Jahr, sei­ne pop­kul­tu­rel­len und per­sön­li­chen Momen­te zurück­ge­blickt habe. Ich hab nicht mehr so viel Zeit und Ner­ven, 10.000 Zei­chen zu ver­bal­lern, Ihr nicht mehr die Zeit und Auf­merk­sam­keits­span­ne, das zu kon­su­mie­ren – also gibt’s für jedes Jahr ein Foto und ein paar Stich­wor­te. Say hel­lo to #ano­ther­de­ca­de­un­dertheinfluence!

2010. Mei­ne ers­te Woh­nung, ganz für mich allein. Eine unglaub­lich auf­wen­di­ge Reno­vie­rung (mein Papa hat mal eben neu­en Est­rich gegos­sen, bevor wir den Fuß­bo­den ver­legt haben) und das Gefühl, end­lich wie­der ein Zuhau­se zu haben. So vie­le neue Freund*innen, so vie­le gute Gesprä­che, so vie­le Aben­de (und Näch­te) im Frei­beu­ter (wo ich nur in die­sem Jahr, grob über­schla­gen, einen vier­stel­li­gen Betrag zurück­ge­las­sen, aber immer­hin meh­re­re Musik­quiz­ze gewon­nen habe). Zwei Win­ter wie auf Hoth und ein con­s­truc­ti­ve sum­mer. Ein legen­dä­res Hald­ern-Fes­ti­val, eine kaum min­der legen­dä­re Geburts­tags­fei­er, bei der die Leu­te auf den Tischen getanzt haben, bevor sie umfie­len. (Die Tische. Und die Leu­te. Natür­lich alles im Frei­beu­ter.) Ein Kul­tur­haupt­stadt­jahr mit gesperr­ter A40 und Love­pa­ra­de-Kata­stro­phe. Knut­schen und Rau­chen. Mei­ne ers­ten Ein­sät­ze als DJ (die Leu­te ham getanzt, die Leu­te ham geschrien). Dienst­rei­sen nach Oslo (mit Ste­fan Nig­ge­mei­er und Lena Mey­er-Land­rut), Lon­don (mit mei­nem Onkel Tho­mas) und Rom. Mein neu­er Job als BILD­blog-Chef­re­dak­teur mit Auf­trit­ten im Fern­se­hen und Radio. Ein Jahr mit durch­ge­tre­te­nem Gas­pe­dal (und das, obwohl ich, haha­ha, ver­mut­lich nicht mehr als 300 Kilo­me­ter mit dem Auto zurück­ge­legt habe) und exqui­si­tem Sound­track. And my head told my heart /​ Let love grow /​ But my heart told my head /​ This time no /​ This time no. You’­re a beau­tiful girl and you’­re a pret­ty good wai­tress /​ But Jes­se I don’t think I’m the guy. Hal­lo, ich bin Lukas, 27, ich kom­me aus Bochum und das ist mein soge­nann­tes Leben. Ein Jahr, in dem selbst die lei­sen Momen­te laut waren. Da ist es gut, wenn man einen Platz hat, an den man sich zurück­zie­hen kann (zum Schla­fen und zum Arbei­ten, denn was hab ich da wohl sonst noch gemacht?), und an dem einen kei­ne Mit­be­woh­ner stö­ren. End­lich wie­der ein Zuhau­se, end­lich ange­kom­men und sofort auf­ge­bro­chen ins Leben.

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Die­se Serie läuft par­al­lel hier im Blog und auf Insta­gram.

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Musik Rundfunk Leben

Wenn wir wirklich Freunde wären

Damit war nicht zu rech­nen gewe­sen: Heu­te ist der 20. Jah­res­tag der legen­dä­ren Tic-Tac-Toe-Pres­se­kon­fe­renz und weder „Spie­gel Online“ (wahl­wei­se bei „Eines Tages“ oder „Ben­to“) noch Bild.de oder „Buzzfeed“ berich­ten dar­über. Ein­zig die „Gos­lar­sche Zei­tung“ erin­nert in ihrem „Kalen­der­blatt“ an den denk­wür­di­gen Ver­such, eine zer­strit­te­ne Girl­band auf offe­ner Büh­ne vor der ver­sam­mel­ten WeltPres­se zu ver­söh­nen – ein Ver­such, der gran­di­os schei­ter­te, weil sich die drei Mit­glie­der am Ende beschimpf­ten und teil­wei­se wei­nend das Podi­um ver­lie­ßen.

[Anschwel­len­de Musik, Gui­do-Knopp-Bedeu­tungs­brum­men]

Eine Pres­se­kon­fe­renz, die sich aber so ins kol­lek­ti­ve Gedächt­nis der Deut­schen ein­ge­brannt hat, dass sie auch 20 Jah­re spä­ter noch als Refe­renz taugt – sogar, wenn es um eine geschei­ter­te Regie­rungs­bil­dung geht.

[flot­tes 90er-Musik­bett]

An die­ser Stel­le ein kur­zes „Hal­lo!“ an unse­re fünf Leser unter 25: Tic Tac Toe waren eine drei­köp­fi­ge Girl­group aus dem öst­li­chen Ruhr­ge­biet, die mit Songs wie „Ich find‘ Dich schei­ße“, „Ver­piss Dich“ oder „War­um?“ nicht nur beacht­li­che Erfol­ge fei­er­te, son­dern auch die Gren­zen des­sen, was man im Radio und Fern­se­hen „sagen durf­te“, aus­lo­te­ten und ver­scho­ben. Bei ihrem Kome­ten­haf­ten Auf­stieg [hier Schnitt­bil­der Viva-Comet-Ver­lei­hung ein­fü­gen] wur­de das Trio aller­dings immer wie­der von der Bou­le­vard­pres­se und ent­spre­chen­den „Skan­da­len“ beglei­tet.

In der Wiki­pe­dia heißt es dazu:

Zunächst kam her­aus, dass die Alters­an­ga­ben der drei Sän­ge­rin­nen von Tic Tac Toe von der Plat­ten­fir­ma den Sän­ge­rin­nen ein jün­ge­res Alter beschei­nig­ten; bei­spiels­wei­se war Lee bereits 22 Jah­re alt, obwohl sie – laut Plat­ten­fir­ma – 18 Jah­re alt gewe­sen sein soll. Medi­al gro­ßes Auf­se­hen erlang­te die Band, als Lees dama­li­ger Ehe­mann nach Bezie­hungs­pro­ble­men Sui­zid beging. Eine Woche spä­ter wur­de bekannt, dass Lee kurz­zei­tig als Pro­sti­tu­ier­te gear­bei­tet hat­te, um mit dem Geld Dro­gen zu finan­zie­ren.

Und dann, am 21. Novem­ber 1997 lud die Plat­ten­fir­ma der Band, Ario­la, in Mün­chen zu einer Pres­se­kon­fe­renz, von der sie sich nach inter­nen Que­re­len Signal­wir­kung erhofft hat­te: Einig­keit, nach vor­ne schau­en, der Auf­bruch zu wei­te­ren Erfol­gen.

[Das Bild friert ein, wird schwarz/​weiß, her­an­zoo­men]

Doch dann kam alles ganz anders.

Die Pres­se­kon­fe­renz ist legen­där, aber bei You­Tube oder anders­wo nicht auf­zu­fin­den (dort stößt man aber auf kaum weni­ger bizar­re Medi­en­be­rich­te zur Band). Auch spä­te­re O‑Töne von Tho­mas M. Stein, als Chef der Ario­la gleich­sam Gast­ge­ber der ver­un­fall­ten PR-Akti­on und einer brei­ten Öffent­lich­keit spä­ter bekannt gewor­den als Juror der ers­ten bei­den Staf­feln von „Deutsch­land sucht den Super­star“, in denen er sich über den Her­gang der Ereig­nis­se äußert, haben es nicht ins kol­lek­ti­ve pop­kul­tu­rel­le Archiv geschafft. Die in der Wiki­pe­dia auf­ge­stell­te Behaup­tung, „Die­se Akti­on wur­de am Abend in der Tages­schau the­ma­ti­siert“, lässt sich zumin­dest für die 20-Uhr-Aus­ga­be nicht bele­gen.

Immer­hin gibt es aber ein Tran­skript, das sich auf die in die­sem Fall denk­bar seriö­ses­te Quel­le stützt, die „Bra­vo“

Aber auch wenn sich heu­te kein gro­ßer Jubi­lä­ums­be­richt auf­trei­ben lässt, wird die Pres­se­kon­fe­renz mit ihren zu geflü­gel­ten Wor­ten geron­ne­nen Zita­ten („Wenn wir wirk­lich Freun­de wären, dann wür­dest du so’n Scheiß über­haupt nicht machen!“, „Boah, ihr könnt echt gut lügen!“, „Jetzt kom­men wie­der die Trä­nen auf Knopf­druck.“) noch regel­mä­ßig her­vor­ge­kramt: Wenn die AfD eine Pres­se­kon­fe­renz abhält, wenn sich der Schla­ger­sän­ger Rober­to Blan­co und sei­ne Toch­ter Patri­cia auf der Frank­fur­ter Buch­mes­se strei­ten (eine Mel­dung, die man sich jetzt auch eher nicht hät­te aus­den­ken kön­nen oder wol­len), wann auch immer sich ein „Was machen eigent­lich …?“ anbie­tet (außer natür­lich heu­te).

Als Fach­ma­ga­zin für Lis­ten, bevor jeder Depp Lis­ten ver­öf­fent­licht hat wol­len wir es uns bei Cof­fee And TV aber natür­lich nicht neh­men las­sen, die Tic-Tac-Toe-Pres­se­kon­fe­renz in den Gesamt­kon­text des Kon­zepts „Pres­se­kon­fe­renz“ in Deutsch­land ein­zu­ord­nen.

Also, bit­te: Die sie­ben legen­därs­ten deut­schen Pres­se­kon­fe­ren­zen!

7. Gert­jan Ver­beek, 21.09.2015

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6. Karl-Theo­dor zu Gut­ten­berg, 18.02.2011

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5. Chris­toph Daum, 09.10.2000/12.01.2001

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4. Tic Tac Toe, 21.11.1997

3. Uwe Bar­schel, 18.09.1987

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2. Gio­van­ni Trapp­a­to­ni, 10.03.1998

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1. Gün­ter Schab­ow­ski, 09.11.1989

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Leben

In memoriam Renate Erichsen

Ich schrei­be jetzt seit über 25 Jah­ren: Schul­auf­sät­ze, Lied­tex­te, Dreh­bü­cher, Rezen­sio­nen, Arti­kel, Semi­nar­ar­bei­ten, Blog­ein­trä­ge, Vor­trä­ge, Wit­ze, Mode­ra­tio­nen, News­let­ter, Tweets, … 

Letz­te Woche gab es eine Pre­mie­re, auf die ich auch noch ein paar Jah­re hät­te ver­zich­ten kön­nen: Ich habe mei­ne ers­te Trau­er­re­de geschrie­ben und gehal­ten – auf mei­ne Oma, die heu­te vor einem Monat im Alter von 84 Jah­ren gestor­ben ist.

Ich habe lan­ge dar­über nach­ge­dacht, ob ich dar­über etwas schrei­ben soll, weil es ja nicht nur um mein Pri­vat­le­ben geht, son­dern auch um das mei­ner Oma und mei­ner Fami­lie, des­we­gen will ich nicht ins Detail gehen, aber ande­rer­seits war mei­ne Oma medi­al bis zuletzt fit, hat mein Blog (und ande­re) gele­sen, „Lucky & Fred“ gehört (wes­we­gen ich ihren Tod auch in der letz­ten Fol­ge the­ma­ti­siert habe) und mit uns Enkeln per Tele­gram kom­mu­ni­ziert (Whats­App lief nicht auf ihrem iPad). Außer­dem gab es ja sonst kei­ne Nach­ru­fe auf sie und mut­maß­lich wird man auch kei­ne Stra­ßen nach ihr benen­nen oder ihr Sta­tu­en errich­ten.

Rena­te Erich­sen, die für uns nur Omi Nate war, wur­de 1932 in Ber­lin gebo­ren, wäh­rend des Krie­ges floh ihre Fami­lie nach Feh­marn und ließ sich dann spä­ter in Dins­la­ken (of all places) nie­der. Sie war, wohl auch des­halb, poli­tisch und gesell­schaft­lich sehr inter­es­siert und woll­te von ihren Enke­lin­nen und Enkeln immer wis­sen, wie wir über bestimm­te Din­ge den­ken. 

Die Rena­tio­na­li­sie­run­gen, die in der EU – aber nicht nur dort – in den letz­ten Jah­ren zu beob­ach­ten waren, berei­te­ten ihr gro­ße Sor­gen, poli­ti­sche Strö­mun­gen wie AfD und Donald Trump auch. „Das habe ich alles schon mal erlebt“, sag­te sie dann und es gab kei­ne Zwei­fel dar­an, dass sie das nicht noch mal haben muss­te — und auch nie­man­dem sonst wünsch­te.

Bei einem unse­rer Tele­fon­ge­sprä­che nach dem Brexit-Refe­ren­dum im ver­gan­ge­nen Jahr beklag­te sie sich dar­über, dass so weni­ge jun­ge Men­schen zur Wahl gegan­gen waren — aber auch und vor allem, dass so vie­le alte Men­schen über die Zukunft der Jun­gen abge­stimmt und ihnen damit die Zukunft ver­baut hät­ten. Obwohl sie, wie sie oft erwähn­te, eine klei­ne Ren­te hat­te, stimm­te sie bei Wah­len lie­ber so ab, wie sie es für „die jun­gen Leu­te“ (also: uns) für rich­tig hielt.

All das und eini­ge ande­re Din­ge habe ich ver­sucht, in mei­ne Rede ein­zu­bau­en und dabei fest­ge­stellt, dass das auf ein paar Sei­ten Text gar nicht so ein­fach ist. Klar: Auch in mei­nen jour­na­lis­ti­schen Arbei­ten ist nie Platz für alles, aber die füh­len sich nicht an, als müss­ten sie ein The­ma (oder in die­sem Fall: ein Leben) qua­si „abschlie­ßend“ ver­han­deln.

Vor der Trau­er­fei­er war es auch so, dass ich haupt­säch­lich an mei­ne Rede gedacht habe, was sich einer­seits total ego­is­tisch und fehl am Plat­ze anfühl­te, ande­rer­seits aber eine ganz gute emo­tio­na­le Ablen­kung war — und ich woll­te ja auch, dass die Rede eini­ger­ma­ßen gut und vor allem ange­mes­sen wird.

Ich habe des­halb auch noch mal die Rede gegoo­gelt, die Thees Uhl­mann von Tom­te im Febru­ar 2004 (Wahn­sinn, wie lang das schon wie­der her ist!) auf der Beer­di­gung von Roc­co Clein gehal­ten hat — für mei­ne Zwe­cke nur bedingt hilf­reich, aber auch all die Jah­re spä­ter immer noch groß, gewal­tig und trös­tend. Und bei der Suche bin ich auch auf ein Dop­pel­in­ter­view mit Thees und Ben­ja­min von Stuck­rad-Bar­re gesto­ßen, das letz­tes Jahr im „Musik­ex­press“ erschie­nen ist. Die bei­den lie­gen mir ja eh sehr am Her­zen (im Sin­ne von: ich wür­de ohne die bei­den ver­mut­lich gar nicht schrei­ben — oder zumin­dest nicht so, wie ich es jetzt – auch hier, gera­de in die­sem Moment – tue), aber es ist auch so ein schö­nes Gespräch, in dem es auch um beson­de­re Men­schen geht.

Und so erschien mir der Rück­weg aus Dins­la­ken nach Trau­er­fei­er, Urnen­bei­set­zung, Kaf­fee­trin­ken und sehr engem fami­liä­ren Bei­sam­men­sein dann auch der rich­tig Zeit­punkt, um nach Jah­ren mal wie­der „Hin­ter all die­sen Fens­tern“ zu hören, das Album mit dem Tom­te damals in mein Leben gekracht waren und das ich damals ganz oft im Zug von Dins­la­ken nach Bochum und zurück gehört hat­te.

Es war sicher­lich auch den beson­de­ren Umstän­den geschul­det, dass mich das Album noch ein­mal mit­ten ins Herz traf: „Schreit den Namen mei­ner Mut­ter, die mich hielt“, „Das war ich, der den weg­brach­te, den Du am längs­ten kennst“, „Es könn­te Trost geben, den es gilt zu sehen, zu erken­nen, zu buch­sta­bie­ren“, „Von den Men­schen berührt, die an dem Fried­hof stan­den, am Ende eines Lebens“ — ich hät­te mir sofort das gesam­te Album täto­wie­ren las­sen kön­nen.

Die­ses Gefühl, dass da jemand vor inzwi­schen 15 Jah­ren ein paar Tex­te geschrie­ben hat, die etwas mit sei­nem dama­li­gen Leben zu tun hat­ten, und dass die­se Tex­te dann zu ver­schie­de­nen Zeit­punk­ten im eige­nen Leben in einem genau die wun­den Stel­len tref­fen und gleich­zei­tig weh­tun und beim Hei­len hel­fen: Wahn­sinn! Immer wie­der aufs Neue!

Und dann noch mal die liner notes zum Album lesen und immer wie­der nicken und sich ver­stan­den füh­len. Mei­ne Oma hat Zeit ihres Lebens alle Lite­ra­tur ver­schlun­gen, derer sie hab­haft wer­den konn­te — „ich habe mehr durch Musik gelernt, als durch Biblio­the­ken“, sang wie­der­um Thees Uhl­mann auf der fina­len Tom­te-Plat­te.

Im Übri­gen hat sich her­aus­ge­stellt, dass so ein Tod (zumin­dest, wenn er nach einem lan­gen und erfüll­ten Leben kam und die Ver­stor­be­ne sich ange­mes­sen ver­ab­schie­den konn­te) ein viel­leicht etwas absei­ti­ger, aber zuver­läs­si­ger Gesprächs­mo­tor ist. Ich habe jeden­falls in den letz­ten Wochen vie­le sehr gute Gesprä­che mit engen Freun­den, aber auch ganz ande­ren Men­schen geführt.

Die­ser Text erschien ursprüng­lich in mei­nem News­let­ter „Post vom Ein­hein­ser“, für den man sich hier anmel­den kann.

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Wochenendspaß mit der WAZ (1)

Am Mor­gen (oder, genau­er: Vor­mit­tag) nach der „1Live Kro­ne“ durch­weht den Bochu­mer Haupt­bahn­hof immer ein ent­fern­ter Hauch von Jet­set und Gla­mour: Musik­in­dus­trie­mit­ar­bei­ter, leicht zu erken­nen an der Kom­bi­na­ti­on „Jog­ging­an­zu­g/­Lou­is-Vuit­ton-Weeken­der“ und der Base­ball­kap­pe auf dem Kopf, war­ten auf ihre Züge, die sie zurück nach Ham­burg, Ber­lin oder … äh, ja: nach Ham­burg oder Ber­lin brin­gen.

Ich habe ges­tern kurz den Schluss der Ver­an­stal­tung im WDR Fern­se­hen gese­hen und bekam das woh­li­ge Gefühl, es mir gera­de exakt in dem Lebens­ab­schnitt bequem machen zu kön­nen, wo ich 90% der dort ver­tre­te­nen Leu­te nicht mehr bzw. noch nicht ken­nen muss.

Das bringt aber auch gewis­se Schwie­rig­kei­ten mit sich, wenn man sich über Ver­lauf und Aus­gang der Ver­an­stal­tung bei WAZ.de (ehe­mals Der Wes­ten) infor­mie­ren will.

Oder kön­nen Sie mir sagen, wie vie­le Per­so­nen die fol­gen­de Auf­zäh­lung umfasst?

Mark Fos­ter, Sil­ber­mond, die Kat­ze, Danie­la Kat­zen­ber­ger mit ihrem Mann, Felix Jaehn, die Rap­per von Bonez MC & Raf Camo­ra.

Mei­ne Lieb­lings­stel­le in dem Arti­kel, die bei mir wil­des­tes Kopf­ki­no aus­ge­löst hat, ist aber die­se hier:

Nach dem Ende der Ver­an­stal­tung aber hat [Ober­bür­ger­meis­ter Tho­mas Eis­kirch (SPD)] dann ein ande­res Pro­blem. Er müss­te drin­gend auf die Toi­let­te, die Hal­le füllt sich nur lang­sam.

Und wo wir ein­mal auf der „Bochum“-Seite von WAZ.de sind, möch­te ich Ihnen noch zwei wei­te­re aktu­el­le High­lights mit an die Hand geben: Die­se Bil­der­ga­le­rie, die beweist, dass man im Ruhr­ge­biet wirk­lich zu fei­ern weiß (und zwar alles), und die­sen Blau­licht­mel­dung über einen Mann, der mit 2,8 Pro­mil­le im Blut einen Not­arzt­wa­gen in Wat­ten­scheid mit But­ter bewor­fen hat­te, weil ihn des­sen Mar­tins­horn stör­te.

So weit, so nor­mal. Spek­ta­ku­lär wird die Mel­dung durch die­sen Satz:

Spon­tan ent­riss der 46-Jäh­ri­ge sei­ner eben­falls betrun­ke­nen Beglei­te­rin zwei Päck­chen But­ter, wie die Poli­zei berich­te­te.

Laut Pres­se­mit­tei­lung der Poli­zei Bochum waren es übri­gens sogar „zwei zuvor gekauf­te Pake­te But­ter und ein Kunst­stoff­teil, das aus einer Bau­stel­len­ab­sper­rung stamm­te“.

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Little Brother Is Watching You

Ich sit­ze gera­de im Café, um zu arbei­ten. (Dafür trin­ke ich mei­nen Kaf­fee dann in mei­nem Arbeits­zim­mer.) Ich habe also mei­nen Lap­top auf­ge­klappt und lese gera­de die­sen „Süddeutsche“-Artikel über Sahra Wagen­knechts Rede in der gest­ri­gen Gene­ral­de­bat­te des Bun­des­tags.

Und jetzt steht Wagen­knecht im Hohen Haus und sagt an die Bun­des­re­gie­rung gerich­tet: „Offen­bar hat ja selbst noch ein Donald Trump wirt­schafts­po­li­tisch mehr drauf als Sie.“

Alles klar, den­ke ich, und tei­le den Arti­kel mit dem Satz „Eine von Ange­la Mer­kels wich­tigs­ten Wahl­kämp­fe­rin­nen heißt Sahra Wagen­knecht“ bei Face­book.

Minu­ten spä­ter geht ein jun­ger Mann auf dem Weg zum Aus­gang an mir vor­bei und sagt: „Gute Rede!“
„Hmmmm“, fra­ge ich, weil ich mich – ganz ego­zen­tri­scher Medi­en­fuz­zi – gar nicht erin­nern kann, in letz­ter Zeit irgend­wel­che Reden gehal­ten oder geschrie­ben zu haben.
„Die Rede von Sahra Wagen­knecht ges­tern. Die hast Du doch gera­de gelik­ed, oder?“
Ich erklä­re, dass ich die Rede eher kri­ti­siert hät­te, und Poli­ti­ker, die Donald Trump lob­ten, jetzt eher nicht so ernst neh­men kön­ne.
„Sie hat ja nur gesagt, dass er eine bes­se­re Wirt­schafts­po­li­tik hat, und das stimmt, fin­de ich!“, sagt der jun­ge Mann und ich mer­ke, dass sei­ne Beglei­te­rin ihn schon sanft Rich­tung Tür schiebt.
„Nee“, ent­geg­ne ich und den­ke, dass ich bei Online-Dis­kus­sio­nen echt schlag­fer­ti­ger bin als im real life.
„Find ich schon“, sagt er und schiebt nach: „Und ich bin ein Lin­ker!“

In die­sem Moment fällt mir ein, dass gera­de jemand in mei­nem Rücken Mar­tin Schulz als „Ver­bre­cher“ und „Wich­ser“ bezeich­net hat­te, und jetzt weiß ich auch, wer das war.
Die Beglei­te­rin schafft es, den Mann durch die Tür zu bug­sie­ren, wir tau­schen noch has­tig freund­li­che Ver­ab­schie­dungs­wor­te aus, dann sehe ich, wie sie ihn mit die­ser Mischung aus Zunei­gung, Erfah­rung und Resi­gna­ti­on, wie sie nur in sehr lang­jäh­ri­gen Bezie­hun­gen vor­kommt, an die Hand nimmt.

„Komisch“, den­ke ich und wid­me mich vor­sich­tig wie­der mei­nem Lap­top. „Frü­her waren die Lin­ken doch gegen Über­wa­chung!“

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Feedbackschleife

Ich mag Whats­App nicht – ich kann noch nicht mal genau sagen, war­um. Viel­leicht ist es das Design, viel­leicht der Hin­weis­ton, viel­leicht auch der Umstand, dass es jah­re­lang kei­ne Mög­lich­keit gab, die Funk­tio­nen der App auf einem rich­ti­gen Com­pu­ter zu nut­zen. Jeden­falls fand ich Whats­App schon doof, bevor die App1 neue AGBs ver­öf­fent­licht hat, die for­dern, dass man nicht nur die Daten aller Kon­tak­te auf sei­nem Tele­fon mit der Whats­App-Mut­ter Face­book teilt, son­dern man auch noch erklä­ren soll, dass man die Geneh­mi­gung hat, die­se Daten wei­ter­zu­ge­ben – was eine lus­ti­ge, gro­ße Abmahn­wel­le aus­lö­sen könn­te.

Mal davon ab, dass ich E‑Mail immer noch für das sinn­volls­te Kom­mu­ni­ka­ti­ons­me­di­um hal­te (so man denn rudi­men­tär in der Lage ist, die­ses ver­nünf­tig zu nut­zen), war ich aber auch immer ein gro­ßer Fan von ICQ. In den Blü­te­zei­ten von BILD­blog, Oslog und co haben Ste­fan Nig­ge­mei­er und ich ver­mut­lich Tau­sen­de von Stun­den über ICQ kom­mu­ni­ziert und dabei zahl­rei­che Stern­stun­den des Humors pro­du­ziert.

Ich kann mich aber seit län­ge­rem nicht mehr bei ICQ ein­log­gen, weil alle poten­ti­el­len Pass­wör­ter, die ich jemals ver­wen­det habe, nicht funk­tio­nie­ren und auch die „Pass­wort zurücksetzen“-Funktion auf der ICQ-Web­site für mei­nen Account aus irgend­wel­chen Grün­den nicht zur Ver­fü­gung steht.

Ich schrieb also im April die­ses Jah­res eine E‑Mail an den ICQ-Sup­port mit der Bit­te um Hil­fe:

Hal­lo, lie­be Men­schen,

ich habe seit ca. 1998 ein ICQ-Kon­to (Nr. XXX), das ich in den letz­ten Jah­ren nicht benutzt habe. Weil Face­book, Whats­App und co alle schreck­lich sind, woll­te ich mein Kon­to reak­ti­vie­ren, aber alle Pass­wör­ter, die ich womög­lich mal ver­wen­det habe, pas­sen nicht mehr. Auch ein Zurück­set­zen des Pass­worts klappt aus irgend­wel­chen obsku­ren Grün­den nicht. Könnt Ihr mir viel­leicht hel­fen?

Vie­len Dank und bes­te Grü­ße,
Lukas Hein­ser

Die Ant­wort aus dem Hau­se mail.ru, zu dem ICQ seit 2010 gehört, kam erstaun­lich schnell – und war erstaun­lich umfang­reich:

Hal­lo,
Vie­len Dank, dass Du uns kon­tak­tiert hast!
Wir benö­ti­gen so viel wie mög­lich Infor­ma­tio­nen, um sicher­zu­stel­len, dass das Kon­to auch dir gehört:
1. Geschätz­tes Datum der Regis­trie­rung
2. Die dem Kon­to ver­knüpf­te E‑Mail-Adres­se
3. Die mit dem Kon­to ver­knüpf­te Tele­fon­num­mer
4. Falls Du eine Sicher­heits­fra­ge hat­test, wel­che und wie lau­tet die Ant­wort?
5. Geschätz­tes Datum, an dem Du das Pro­blem her­aus­ge­fun­den hast
6. Bit­te geben Sie die ICQ-Num­mern Kon­tak­te in Ihrer Kon­takt­lis­te waren
7. IP-Adres­sen, von denen Sie Zugriff auf das Netz­werk in den letz­ten Jah­ren.
8. Han­dy-Modell und das Betriebs­sys­tem , auf dem Sie die Anwen­dung instal­lie­ren.
Die kom­plet­ten Infor­ma­tio­nen erlau­ben uns, den Zugriff auf Dein Kon­to wie­der­her­zu­stel­len.
Mit freund­li­chen Grü­ßen,
Dein ICQ-Sup­port-Team
Bit­te zitie­re bei einer Ant­wort die gesam­te Unter­hal­tung.

Ich tat mein Mög­lichs­tes, um wenigs­tens einen Teil die­ser Fra­gen zu beant­wor­ten. Da ich mich mit der ICQ-App, die auf mei­nem anti­quier­ten iPod Touch instal­liert ist, sogar noch ein­log­gen kann (Pass­wort her­aus­fin­den oder ändern geht lei­der nicht), war es mir sogar mög­lich, die ICQ-Num­mern von Men­schen her­aus­zu­fin­den, mit denen ich vor vie­len Jah­ren via ICQ kom­mu­ni­ziert hat­te.

Ich bekam eine Ant­wort, die mich in nicht mehr ganz so ver­ständ­li­chem Deutsch dar­um bat, Kon­takt mit den Inha­bern die­ser ICQ-Num­mern auf­zu­neh­men, damit die­se unter Anga­be einer Berichts­num­mer Kon­takt mit ICQ/mail.ru auf­neh­men, um zu bestä­ti­gen, dass ich ich bin. Mit zwei die­ser Men­schen war ich zum Glück immer noch befreun­det und konn­te sie so bit­ten, sich an ICQ zu wen­den, was sie auch taten.

Die nächs­ten vier Mona­te hör­te ich: nichts. Als dann die Nach­richt von den neu­en Whats­App-AGBs kam, fiel mir wie­der ein, dass ich ja mei­nen ICQ-Account reak­ti­vie­ren woll­te, und hak­te noch mal nach:

Guten Tag!

Im April hat­te ich ver­sucht, mei­nen ICQ-Account zu reak­ti­vie­ren. Ist dies inzwi­schen irgend­wie mög­lich?

Bes­te Grü­ße,
Lukas Hein­ser

Ich bekam die­se Ant­wort:

Hal­lo,

Bit­te geben Sie Ihre gül­ti­ge Han­dy-Num­mer, die nicht an ICQ-Account ver­bun­den ist.
Die­se Zahl wer­den wir auf Ihr Kon­to legen.

Da ich ver­mu­te­te, dass die Nach­fra­ge mei­ner Han­dy­num­mer galt, schick­te ich die­se als Ant­wort.

Dar­auf­hin schrieb mir ICQ:

Hal­lo,

Über­prü­fen Sie die Rich­tig­keit Tele­fon­num­mer ein­zu­ge­ben.

Ich inter­pre­tier­te das als Auf­for­de­rung, mich auf der ICQ-Web­site mit mei­ner Han­dy­num­mer ein­zu­log­gen, schei­ter­te bei dem Ver­such aber kläg­lich:

Hel­lo,

I just tried to log­in with my pho­ne num­ber (+49 XXX) but I got log­ged into the account num­ber XXX and not mine (XXX).

Als Ant­wort bekam ich:

Hal­lo,

Die­se Tele­fon­num­mer +49 XXX ist ungül­tig. Es bleibt noch eine Zif­fer ein­zu­ge­ben.

Das war … merk­wür­dig, denn mein Han­dy­num­mer besteht seit lan­ger, lan­ger Zeit aus einer vier­stel­li­gen Vor­wahl und einer sie­ben­stel­li­gen Durch­wahl. Noch glaub­te ich des­halb an eine lös­ba­re Auf­ga­be:

Hal­lo,

die­se Num­mer ist seit 15 Jah­ren mei­ne Tele­fon­num­mer, Sie kön­nen ger­ne anru­fen.

Ich weiß nicht, ob sie die Num­mer mit oder ohne 0 nach der Län­der­ken­nung (+49) brau­chen, also ist es ent­we­der

0XXX

oder +49XXX.

Vie­len Dank!

Das sah der Cus­to­mer Sup­port bei ICQ aber anders:

Hal­lo,

Wir kön­nen die­se Tele­fon­num­mer nicht anhän­gen, es fehlt eine Zif­fer.

Mit freund­li­chen Grü­ßen,
Dein ICQ-Sup­port-Team
Bit­te zitie­re bei einer Ant­wort die gesam­te Unter­hal­tung.

Ich gebe zu, dass ich lang­sam genervt war, als ich am Frei­tag ant­wor­te­te:

Hal­lo,

ich ver­ste­he nicht, wo das Pro­blem liegt: 0XX-XXX ist mei­ne Tele­fon­num­mer. Mehr Zif­fern gibt es nicht. Wenn Ihr Sys­tem die­se gül­ti­ge Tele­fon­num­mer nicht aner­kennt, stimmt etwas mit Ihrem Sys­tem nicht.

Vie­le Grü­ße,
Lukas Hein­ser

Nun kam gera­de eine E‑Mail aus Russ­land, die uns über­ra­schend vier Mona­te zurück­warf:

Hal­lo,
Lei­der ohne Bestä­ti­gung Ihrer Kon­tak­te, kön­nen wir Ihnen nicht hel­fen.

Ich wer­de es aber wei­ter ver­su­chen. Viel­leicht schaf­fen die es ja, mei­nen Account zu reak­ti­vie­ren, solan­ge ICQ noch min­des­tens einen wei­te­ren Nut­zer hat!

  1. Nach­dem ich jetzt vier Mal „App“ geschrie­ben habe, hal­te ich es auch für mög­lich, dass ich Whats­App des­halb doof fin­de, weil ich den Begriff „App“ so super-doof fin­de. []