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But still we thought we knew
Ich finde es immer einigermaßen schockierend, wenn Leute, die man aus den Medien „kannte“, in jungen Jahren versterben.
Letzte Woche Brad Renfro (25), gestern Heath Ledger (28).
Für sie nun: Nada Surf mit „River Phoenix“.
Blogflöten zum vierten Advent
Listenpanik: Songs 2007
Niemand weiß so recht, warum man sich ausgerechnet immer den doch recht beliebigen Zeitraum eines Kalenderjahres aussucht, um Listen zu erstellen von den Dingen, die da waren und über die Highlights abstimmen zu lassen. Aber es ist nun mal seit längerem so, dass im Dezember zurückgeblickt, unvergleichliches verglichen und unbeschreibliches beschrieben wird. Und diesem heidnischen Brauch schließe ich mich gerne an und eröffne mit der Liste meiner Songs Hymnen des Jahres:
1. Shout Out Louds – Tonight I Have To Leave It
Der „Ach, das sind gar nicht The Cure?“-Song des Jahres. Die Hymne des Haldern Pop Festivals. Das Lied des Jahres.
2. Kaiser Chiefs – Ruby
Wie lang ist die Mindesthaltbarkeit für Mitgrölhymnen? Erstaunlicherweise doch schon fast ein ganzes Jahr. Wenn man das Lied auch nach hundert Mal hören und im nüchternen Zustand noch gut findet, ist das schon die Silbermedaille wert.
3. Kilians – When Will I Ever Get Home
Let me introduce you to some friends of mine. Gute Freunde zu haben, die tolle Musik machen, und sich mit ihnen über ihren Erfolg zu freuen, ist das eine. Das andere ist, immer noch aufrichtig begeistert zu sein von einer mörderguten Stadionrock-Hymne wie die Kilians diese hier aus dem Ärmel geschüttelt haben.
4. Wir Sind Helden – The Geek (Shall Inherit)
Nicht, dass ich Wir Sind Helden nicht generell für eine tolle Band halten würde, deren Aufstieg ich seit beinahe dem ersten Tag mit Freuden verfolge. Aber dass sie auf jedem ihrer guten bis sehr guten Alben immer noch einen Song drauf haben, der alle anderen um Meilen überragt, macht sie noch ein bisschen toller. Nach „Denkmal“ und „Wenn es passiert“ jetzt also „The Geek (Shall Inherit)“, die Außenseiter-Hymne des Jahrzehnts.
5. Justice – D.A.N.C.E.
Vielleicht der Konsens-Song des Jahres: Ob Rocker, Hip-Hopper oder Elektriker – auf „D.A.N.C.E.“ konnten sich (fast) alle einigen. Ein Tanzbodenfüller sondergleichen und vermutlich eine der Nummern, die man unseren Kindern in dreißig Jahren auf einem Sampler der „größten Hymnen der Nuller Jahre“ im Teleshop (bzw. dessen Nachnachfolger) verkaufen wird.
6. Just Jack – Starz In Their Eyes
Hip-Hop? Disco? Ein unglaublich gut gemachter Song mit einem sehr klugen Text und immensem Mitwippfaktor. Und jetzt lassen Sie mich endlich als Werbetexter arbeiten!
7. Modest Mouse – Dashboard
Nach 14 Jahren Bandgeschichte gelang Modest Mouse mit der ersten Single aus ihrem fünften Album doch noch so etwas wie ein Durchbruch. Mit dieser Indiepop-Perle, einem Ex-Schmitz an der Gitarre und dem völlig überdrehten Piraten-Video.
8. Bloc Party – I Still Remember
Bloc Party haben mich mit ihrem Zweitwerk „A Weekend In The City“ so sehr überzeugt, dass sie – so viel sei schon verraten – zum zweiten Mal mein persönliches Album des Jahres stellen. „I Still Remember“ ist unter den allesamt großen Songs der Platte der größte, weil er trotz des eher traurigen Textes eine Euphorie verbreitet, die einen für 3:50 Minuten alles vergessen lässt.
9. Travis- Selfish Jean
Wer hätte gedacht, dass Travis zehn Jahre nach ihrem Debüt doch noch mal den Rock für sich entdecken würden? Mit dem charmantesten „Lust For Life“-Ripoff seit … äh: „Lust For Life“ tanzen sich die sympathischsten Schotten im Musikgeschäft in die Top 10.
10. Little Man Tate – European Lover
Wenn es die Kilians nicht gäbe, hätten Little Man Tate gute Chancen auf meinen Titel „Newcomer des Jahres“. „European Lover“ ist dabei der eingängigste, charmanteste Song ihres Debütalbums „About What You Know“.
11. Beatsteaks – Cut Off The Top
Zu den Beatsteaks muss man nicht mehr viel sagen, die haben immer schon fast alles richtig gemacht und mit „Limbo Messiah“ ist ihnen wieder ein Top-Album gelungen. „Cut Off The Top“ besticht durch seinen treibenden Beat und den phantastischen Mitgröl-Refrain: „Damage, damage!“
12. Muff Potter – Die Guten
Warum gibt es eigentlich so viele gute deutschsprachige Songs über Beziehungsenden? Vielleicht, weil es so viele deutschsprachige Songs über Beziehungsenden gibt und wenn man den ganzen Müll von Revolverheld, Juli oder Silbermond weglässt, bleiben eben die guten über. Oder, haha: „Die Guten“. Mit gewohnt tollem Text und schönen Jimmy-Eat-World-Gitarren erreichen Muff Potter ihre inzwischen schon traditionelle Erwähnung auf meinen Bestenlisten.
13. Rihanna feat. Jay‑Z – Umbrella
Wenn ich an Kategorien wie „Peinlichstes Lieblingslied“ glauben würde, stünde dieses Lied dieses Jahr unangefochten auf Platz 1. Aber warum sollten einem Lieder, die man toll findet, peinlich sein? Deshalb: „Umbrella“ ist ein toller Song, der auch dann noch gut wäre, wenn Rihanna eine dicke, alte Frau wäre. Punkt.
14. Babyshambles – Delivery
Wer Pete Doherty nur als Ex-Freund und Drogenopfer aus der Boulevardpresse kennt, ist doof mag erstaunt sein, dass der Mann auch Musik macht – und zwar richtig gute. Mit der besten Post-Libertines-Single ever hat der Mann wieder ein bisschen an seinem Denkmal gebaut, an dessen Demontage er sonst so eifrig arbeitet.
15. The Blood Arm – Suspicious Character
Der Refrain des Jahres: „I like all the girls and all the girls like me“, so lange wiederholt, bis es der Dümmste glaubt. Oder der Sänger selbst. Wenn man solche Rocksongs dann auch noch mit Klavieren aufhübscht, kann man sich meiner Begeisterung sicher sein.
16. Kate Nash – Foundations
Irgendwie scheine ich eine Schwäche für Frauen mit außergewöhnlichem britischen Akzent zu haben. Was letztes Jahr Lily Allen war, ist dieses Jahr Kate Nash. „Foundations“ hat darüber hinaus einen charmanten Text, ein Klavier (s.o.) und ist sowieso ein rundherum toller Song.
17. The Wombats – Let’s Dance To Joy Division
Erstaunlich, dass es immer noch Bands gibt, die im Prinzip genau die gleiche Musik wie alle anderen machen und trotzdem viel, viel toller sind. The Wombats sind so ein Fall einer mich überraschenderweise begeisternden Kapelle, „Let’s Dance To Joy Division“ eine äußerst gelungene Single.
18. Lady Sovereign – Love Me Or Hate Me
Dass dieser Song in Deutschland kein Hit wurde und Lady Sovereign kein Star, hat mich dann doch überrascht. Vielleicht ist weiblich, britisch und rappen dann doch keine Kombination für „Bravo“-Leser. Schade eigentlich, denn „Love Me Or Hate Me“ ist mein Hip-Hop-Song des Jahres.
19. Stars – The Night Starts Here
Und hier die bei Coffee And TV am sträflichsten vernachlässigte Band des Jahres: Stars. „In Our Bedroom After The War“ ist eine wahnsinnig gute Platte, die uns in der Liste der besten Alben noch einmal recht weit vorne begegnen wird; „The Night Stars Here“ ist bester orchestraler Indiepop.
20. Maxïmo Park – Girls Who Play Guitars
Maxïmo Park waren neben Bloc Party die spannendste Band der Class of 2005 und wie Bloc Party haben auch sie dieses Jahr ein überzeugendes Zweitwerk herausgebracht. „Girls Who Play Guitars“ ist dabei noch einen Tacken besser als die anderen Songs.
21. Bruce Springsteen – Radio Nowhere
Und hier der Alterspräsident meiner diesjährigen Bestenliste, der Mann, den sie „Boss“ nennen. Wenn ich mit 56 noch Blogeinträge schreibe wie Bruce Springsteen Songs, werde ich mich sehr, sehr glücklich schätzen.
22. Mika – Grace Kelly
Wann fingen Mika und dieser Song eigentlich an zu nerven? Irgendwann im Sommer dürfte es gewesen sein, weswegen sich „Grace Kelly“ in der kontinuierlich aktualisierten Bestenliste beständig nach unten kämpfte. Mit etwas Abstand betrachtet ist das Lied dann aber immer noch ganz gut. Das können wir ja in zehn Jahren noch mal überprüfen.
23. Crowded House – Don’t Stop Now
Wen interessieren Led Zeppelin, die vor 20 Millionen Zuschauern hätten spielen können? Das Comeback des Jahres gelang Crowded House, die genau da weitermachen, wo sie vor elf Jahren aufgehört haben: mit zeitlos-tollen Popsongs.
24. Tocotronic – Imitationen
Tocotronic darf man jetzt wohl auch ruhigen Gewissens auf die Liste der Bands setzen, die wohl nichts mehr falsch machen werden in ihrer Karriere. „Kapitulation“ ist wieder ein herausragendes, sehr kluges Album geworden, „Imitationen“ eines der Highlights. „Dein gut ist mein gut / Dein schön ist mein schön.“
25. Stereophonics – Daisy Lane
Selbst auf ihren schwächeren Alben hatten die Stereophonics immer mindestens einen Song, den ich noch gut fand. „Pull The Pin“ ist aber noch nicht mal ein schwaches Album. Das hypnotische „Daisy Lane“ ist dennoch das Highlight der Platte und perfekt geeignet, diese Liste zu beschließen.
Won’t you help to sing
Johnny Haeusler erinnert drüben im Spreeblick an den heutigen fünften Todestag von Joe Strummer, den ich ohne diese Erinnerung glatt übersehen hätte. Und weil Johnny das mit einem Video zu „London Calling“ macht, hab ich mir was was anderes rausgesucht: „Redemption Song“, auch ohne Johnny Cash mit Gänsehautgarantie.
Blogflöten zum dritten Advent
Blogger auf dem Weihnachtsmarkt
Vor der inzwischen schon fast traditionellen Bochumer pl0gbar am letzten Dienstag wollten wir eigentlich mit allen noch über den Weihnachtsmarkt schlendern. Letztendlich waren es dann Kathrin, Jens und ich, die sich die Bretterbuden und den Glühwein einmal genauer ansahen.
Was dabei herausgekommen ist, sehen Sie hier:
Und hier noch das passende Max-Goldt-Zitat:
Wenn ich nur einen schlechten Rotwein hätte, eine Alkoholzufuhr aber für dringend sachdienlich hielte, würde ich den Wein so weit wie möglich runterkühlen. Man weiß ja von Coca-Cola und manchem Milchspeiseeis, daß eklige Dinge halbwegs tolerabel schmecken, wenn man sie stark kühlt. Ich würde den schlechten Wein jedenfalls nicht zur drastischeren Offenlegung seiner minderen Qualität auch noch erwärmen!
(Max Goldt – Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens, in: Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens)
Blogflöten zum zweiten Advent
Sa-gen-haft!
Keine 24 Stunden nach dem großen Finale bei „Popstars On Stage“ ist die erste Single abgemischt und das Video zusammengeschnitten. „Haunted“ von Room 2012 gibt es jetzt „exklusiv auf BILD.de“ zu sehen – oder eben bei MyVideo oder YouTube:
Den Song gibt’s übrigens schon was länger, nur hieß er damals noch „My Love“ und war von Justin Timberlake.
Listenpanik 11/07: Torschlusspanik
Der Dezember ist erfahrungsgemäß der Monat, in dem die Plattenfirmen mit Best Ofs, Livealben und Raritätensammlungen am Weihnachtsgeschäft partizipieren wollen. Die letzten normalen Alben erscheinen deshalb meist im November. Und selbst in meine wie üblich subjektive und willkürliche Liste haben sich die Geldmacherplatten geschoben, die eben nicht immer Geldmacherplatten sind:
Alben
1. The Wombats – A Guide To Love, Loss & Desperation
Kurz vor Ende des Musik-Jahres und dem damit verbundenen Listenschluss schiebt sich noch eine Band recht weit nach vorne ins Getümmel und brüllt „Hier sind wir!“ bzw. „Let’s Dance To Joy Division“. Wer hätte gedacht, dass die elfmillionste Indiepopband mit tanzbaren Rhythmen und lustigen Texten noch einmal eine sein würde, die richtig gut ist? The Wombats klingen wie eine Mischung aus viel Rakes und etwas Weezer und haben mit besagtem „Let’s Dance To Joy Division“ und „Backfire At The Disco“ zwei brillante Singles auf dem Album. Manchmal lohnt es sich eben zu warten.
2. The Killers – Sawdust
Die Raritäten-Sammlung der größten Entertainer im heutigen Popbusiness braucht ein wenig Zeit, ist aber toll. [ausführliche Besprechung folgt]
3. Beirut – The Flying Club Cup
Ehrlich gesagt bedurfte es erst eines Kommentars von Daniel und eines Einsatzes bei „Weeds“, ehe ich mich mich Beirut beschäftigt habe. Inzwischen liebe ich diese Mischung aus Indiepop und verschiedensten Folklore-Einflüssen. Deshalb weise ich auch gerne auf dieses famose zweite Album hin, das eigentlich schon im Oktober erschienen ist.
4. Sigur Rós – Hvarf-Heim
Die Isländer beglücken uns in diesem Jahr nicht nur mit der sicher phantastischen, aber leider noch nicht gesehenen Tour-Dokumentation „Heima“, sie werfen auch noch ein Doppelalbum mit unveröffentlichten Songs und Akustikversionen auf den Markt. Das unterscheidet sich musikalisch nicht allzu sehr von den letzten Alben, aber das macht ja nichts, denn es ist natürlich trotzdem toll. Genau die richtige Musik, um an einem nasskalten Dezembernachmittag auf dem Bett zu liegen, die Decke anzustarren und von besseren Tagen zu träumen.
5. New Young Pony Club – Fantastic Playroom
Die (durchaus charmante) Single „Ice Cream“ hatte ich irgendwie immer für was neues von Peaches gehalten. Das Album vom New Young Pony Club klingt insgesamt nach Talking Heads und Blondie (oder in heutigen Dimensionen The Sounds oder eben Peaches) und ist eben ziemlich genau das, was man von New Wave mit Sängerin erwartet. Mein Gott, das klingt wie ein Verriss, ist aber durchaus nett gemeint. Reinhören lohnt sich!
Songs
1. The Wombats – Let’s Dance To Joy Division
Hatte ich nicht oben schon geschrieben, wie toll das Album ist und wie positiv es sich auf meine Laune auswirkt? „Let’s Dance To Joy Division“ ist die Essenz des Ganzen und passt natürlich nur rein zufällig zum aktuellen Joy-Devision-Re-Hype.
2. Bloc Party – Flux
Es scheint dann wohl Tradition werden zu sollen, dass Bloc Party ihren Alben immer noch eine Non-Album-Track-Single hinterherschmeißen. War es vor zwei Jahren das gefällige „Two More Years“, ist es diesmal das erheblich sperrigere „Flux“, das man so irgendwie nicht erwartet hätte und das einen trotzdem nicht groß verwundert. Bei Bloc Party muss man anscheinend mit allem rechnen, vor allem aber mit durchweg guten Songs.
3. Nada Surf – See These Bones
Der erste Vorbote des neuen Nada-Surf-Albums, den man sich hier kostenlos herunterladen kann, blieb letzte Woche leider ungespielt (in Bielefeld war er hingegen zu hören). Das Lied macht da weiter, wo die Band auf „The Weight Is A Gift“ aufhörte und überbrückt die Wartepause bis zum neuen Album „Lucky“ im Februar.
4. Linkin Park – Shadow Of The Day
Als ich die Single zum ersten Mal hörte (passenderweise auf WDR 2), dachte ich, Bono von U2 habe sich irgendwie die Stimme ruiniert. Es waren aber faszinierenderweise Linkin Park, von denen ich nie so recht weiß, wie ich sie finden soll. Das Video sieht auch verdächtig nach U2 aus, aber ich glaube, das macht den Charme dieses Songs aus.
5. The Hoosiers – Worried About Ray
Zugegeben: Eigentlich ist das Video mit seiner großartigen Hommage an Ray Harryhausen ein Stück besser als der Song selbst. Trotzdem haben wir es auch hier wieder mit einem Zwei-Minuten-Fünfzig-Indieschlager zu tun, der niemandem weh tut und die Tanzflächen füllen dürfte. Das Lied auf dem Radiowecker und der Tag begönne gut.
Blogflöten zum ersten Advent
Lieder für die Ewigkeit: U2 – Beautiful Day

Es gibt ungefähr gleich viele Gründe, U2 zu lieben, wie sie zu hassen. Man muss das Pathos mögen, das sie fast unentwegt verbreiten, sonst hat man keine Chance. Man muss damit klar kommen, dass Sänger Bono sich mitunter aufführt wie der uneheliche Sohn von Mutter Theresa und Al Gore, aber immerhin schöner singen kann. Aber man muss nur mal das langgezogene Intro von „Where The Streets Have No Name“ hören, um das Prinzip Stadionrock zu verstehen.
U2 hatten in meiner musikalischen Früherziehung nur eine Nebenrolle gespielt, im Plattenschrank meiner Eltern findet sich bis heute kein einziges Album der Iren. 1998 wünschte ich mir das „Best Of 1980–1990“ zu Weihnachten und hörte die nächsten Wochen und Monate „I Still Haven’t Found What I’m Looking For“, „Sunday Bloody Sunday“ und „With Or Without You“. U2 waren die erste Rockband in meinem Regal.
Im Herbst 2000 erschien dann „All That You Can’t Leave Behind“, der von den Fans heiß erwartete „Pop“-Nachfolger. Da mir die Experimente der Neunziger Jahre quasi komplett unbekannt waren, war der Übergang vom Achtziger-Best-Of fließend. Es war die Zeit, wo man CDs am Donnerstag nach Erscheinen kaufte (weil der örtliche Elektronikhändler dann seine Angebote rausbrachte) und erstmal fünf- bis zwanzigmal hintereinander hörte.
Auf „All That You Can’t Leave Behind“ ist mit „Stuck In A Moment You Can’t Get Out Of“ der vielleicht beste Song der ganzen Bandgeschichte enthalten, aber nachhaltiger hat mich das euphorische „Beautiful Day“ beeindruckt. Der Rhythmus, den Larry Mullen dort klopft, war damals noch neu – heute kommt er in jedem zweiten Song von Coldplay, Snow Patrol oder Jimmy Eat World vor. Das Gitarrenspiel von The Edge hat mich damals tagelang in meinem Zimmer festgehalten, wo ich versuchte, diese nebensächliche Eleganz auf der Konzertgitarre meiner Schwester nachzuempfinden. Der Text grub sich durch das unzählige Nochmal-Hören tief in meine Gehirnwindungen ein, obwohl ich bis heute nicht genau weiß, was er eigentlich aussagen soll. Und dann war da noch dieses Video von Meisterregisseur Jonas Åkerlund:
Wann immer ich danach in einem Flugzeug saß und mir kurz vor dem Start doch ein wenig mulmig wurde, summte ich diesen Song vor mich hin und stellte mir vor, wir würden jetzt direkt über die auf der Startbahn rockende Band fliegen.
Ich würde mich bis heute nicht als U2-Fan bezeichnen. Ich kaufe mir die Alben, ich mag fast alles, was die Band macht, aber es fehlt trotzdem noch etwas bis zu der kultischen Verehrung, die ich beispielsweise R.E.M. oder Travis entgegenbringe. Trotzdem: Als „Beautiful Day“ auf meiner Fahrt nach Berlin im ICE-Bordradio lief, wurde ich plötzlich so entspannt und gut gelaunt, dass mir das ganze Theater drumherum egal wurde. Da wusste ich: das Lied ist ein Fall für diese Rubrik.
