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Listenpanik: Songs 2007

Nie­mand weiß so recht, war­um man sich aus­ge­rech­net immer den doch recht belie­bi­gen Zeit­raum eines Kalen­der­jah­res aus­sucht, um Lis­ten zu erstel­len von den Din­gen, die da waren und über die High­lights abstim­men zu las­sen. Aber es ist nun mal seit län­ge­rem so, dass im Dezem­ber zurück­ge­blickt, unver­gleich­li­ches ver­gli­chen und unbe­schreib­li­ches beschrie­ben wird. Und die­sem heid­ni­schen Brauch schlie­ße ich mich ger­ne an und eröff­ne mit der Lis­te mei­ner Songs Hym­nen des Jah­res:

1. Shout Out Louds – Tonight I Have To Lea­ve It
Der „Ach, das sind gar nicht The Cure?“-Song des Jah­res. Die Hym­ne des Hald­ern Pop Fes­ti­vals. Das Lied des Jah­res.

2. Kai­ser Chiefs – Ruby
Wie lang ist die Min­dest­halt­bar­keit für Mit­gröl­hym­nen? Erstaun­li­cher­wei­se doch schon fast ein gan­zes Jahr. Wenn man das Lied auch nach hun­dert Mal hören und im nüch­ter­nen Zustand noch gut fin­det, ist das schon die Sil­ber­me­dail­le wert.

3. Kili­ans – When Will I Ever Get Home
Let me intro­du­ce you to some fri­ends of mine. Gute Freun­de zu haben, die tol­le Musik machen, und sich mit ihnen über ihren Erfolg zu freu­en, ist das eine. Das ande­re ist, immer noch auf­rich­tig begeis­tert zu sein von einer mör­der­gu­ten Sta­di­on­rock-Hym­ne wie die Kili­ans die­se hier aus dem Ärmel geschüt­telt haben.

4. Wir Sind Hel­den – The Geek (Shall Inhe­rit)
Nicht, dass ich Wir Sind Hel­den nicht gene­rell für eine tol­le Band hal­ten wür­de, deren Auf­stieg ich seit bei­na­he dem ers­ten Tag mit Freu­den ver­fol­ge. Aber dass sie auf jedem ihrer guten bis sehr guten Alben immer noch einen Song drauf haben, der alle ande­ren um Mei­len über­ragt, macht sie noch ein biss­chen tol­ler. Nach „Denk­mal“ und „Wenn es pas­siert“ jetzt also „The Geek (Shall Inhe­rit)“, die Außen­sei­ter-Hym­ne des Jahr­zehnts.

5. Jus­ti­ce – D.A.N.C.E.
Viel­leicht der Kon­sens-Song des Jah­res: Ob Rocker, Hip-Hop­per oder Elek­tri­ker – auf „D.A.N.C.E.“ konn­ten sich (fast) alle eini­gen. Ein Tanz­bo­den­fül­ler son­der­glei­chen und ver­mut­lich eine der Num­mern, die man unse­ren Kin­dern in drei­ßig Jah­ren auf einem Sam­pler der „größ­ten Hym­nen der Nuller Jah­re“ im Tele­shop (bzw. des­sen Nach­nach­fol­ger) ver­kau­fen wird.

6. Just Jack – Starz In Their Eyes
Hip-Hop? Dis­co? Ein unglaub­lich gut gemach­ter Song mit einem sehr klu­gen Text und immensem Mit­wipp­f­ak­tor. Und jetzt las­sen Sie mich end­lich als Wer­be­tex­ter arbei­ten!

7. Mode­st Mou­se – Dash­board
Nach 14 Jah­ren Band­ge­schich­te gelang Mode­st Mou­se mit der ers­ten Sin­gle aus ihrem fünf­ten Album doch noch so etwas wie ein Durch­bruch. Mit die­ser Indiepop-Per­le, einem Ex-Schmitz an der Gitar­re und dem völ­lig über­dreh­ten Pira­ten-Video.

8. Bloc Par­ty – I Still Remem­ber
Bloc Par­ty haben mich mit ihrem Zweit­werk „A Weekend In The City“ so sehr über­zeugt, dass sie – so viel sei schon ver­ra­ten – zum zwei­ten Mal mein per­sön­li­ches Album des Jah­res stel­len. „I Still Remem­ber“ ist unter den alle­samt gro­ßen Songs der Plat­te der größ­te, weil er trotz des eher trau­ri­gen Tex­tes eine Eupho­rie ver­brei­tet, die einen für 3:50 Minu­ten alles ver­ges­sen lässt.

9. Tra­vis- Sel­fi­sh Jean
Wer hät­te gedacht, dass Tra­vis zehn Jah­re nach ihrem Debüt doch noch mal den Rock für sich ent­de­cken wür­den? Mit dem char­man­tes­ten „Lust For Life“-Ripoff seit … äh: „Lust For Life“ tan­zen sich die sym­pa­thischs­ten Schot­ten im Musik­ge­schäft in die Top 10.

10. Litt­le Man Tate – Euro­pean Lover
Wenn es die Kili­ans nicht gäbe, hät­ten Litt­le Man Tate gute Chan­cen auf mei­nen Titel „New­co­mer des Jah­res“. „Euro­pean Lover“ ist dabei der ein­gän­gigs­te, char­man­tes­te Song ihres Debüt­al­bums „About What You Know“.

11. Beat­steaks – Cut Off The Top
Zu den Beat­steaks muss man nicht mehr viel sagen, die haben immer schon fast alles rich­tig gemacht und mit „Lim­bo Mes­siah“ ist ihnen wie­der ein Top-Album gelun­gen. „Cut Off The Top“ besticht durch sei­nen trei­ben­den Beat und den phan­tas­ti­schen Mit­gr­öl-Refrain: „Dama­ge, dama­ge!“

12. Muff Pot­ter – Die Guten
War­um gibt es eigent­lich so vie­le gute deutsch­spra­chi­ge Songs über Bezie­hungs­en­den? Viel­leicht, weil es so vie­le deutsch­spra­chi­ge Songs über Bezie­hungs­en­den gibt und wenn man den gan­zen Müll von Revol­ver­held, Juli oder Sil­ber­mond weg­lässt, blei­ben eben die guten über. Oder, haha: „Die Guten“. Mit gewohnt tol­lem Text und schö­nen Jim­my-Eat-World-Gitar­ren errei­chen Muff Pot­ter ihre inzwi­schen schon tra­di­tio­nel­le Erwäh­nung auf mei­nen Bes­ten­lis­ten.

13. Rihan­na feat. Jay‑Z – Umbrel­la
Wenn ich an Kate­go­rien wie „Pein­lichs­tes Lieb­lings­lied“ glau­ben wür­de, stün­de die­ses Lied die­ses Jahr unan­ge­foch­ten auf Platz 1. Aber war­um soll­ten einem Lie­der, die man toll fin­det, pein­lich sein? Des­halb: „Umbrel­la“ ist ein tol­ler Song, der auch dann noch gut wäre, wenn Rihan­na eine dicke, alte Frau wäre. Punkt.

14. Babysham­bles – Deli­very
Wer Pete Doh­erty nur als Ex-Freund und Dro­gen­op­fer aus der Bou­le­vard­pres­se kennt, ist doof mag erstaunt sein, dass der Mann auch Musik macht – und zwar rich­tig gute. Mit der bes­ten Post-Liber­ti­nes-Sin­gle ever hat der Mann wie­der ein biss­chen an sei­nem Denk­mal gebaut, an des­sen Demon­ta­ge er sonst so eif­rig arbei­tet.

15. The Blood Arm – Sus­pi­cious Cha­rac­ter
Der Refrain des Jah­res: „I like all the girls and all the girls like me“, so lan­ge wie­der­holt, bis es der Dümms­te glaubt. Oder der Sän­ger selbst. Wenn man sol­che Rock­songs dann auch noch mit Kla­vie­ren auf­hübscht, kann man sich mei­ner Begeis­te­rung sicher sein.

16. Kate Nash – Foun­da­ti­ons
Irgend­wie schei­ne ich eine Schwä­che für Frau­en mit außer­ge­wöhn­li­chem bri­ti­schen Akzent zu haben. Was letz­tes Jahr Lily Allen war, ist die­ses Jahr Kate Nash. „Foun­da­ti­ons“ hat dar­über hin­aus einen char­man­ten Text, ein Kla­vier (s.o.) und ist sowie­so ein rund­her­um tol­ler Song.

17. The Wom­bats – Let’s Dance To Joy Divi­si­on
Erstaun­lich, dass es immer noch Bands gibt, die im Prin­zip genau die glei­che Musik wie alle ande­ren machen und trotz­dem viel, viel tol­ler sind. The Wom­bats sind so ein Fall einer mich über­ra­schen­der­wei­se begeis­tern­den Kapel­le, „Let’s Dance To Joy Divi­si­on“ eine äußerst gelun­ge­ne Sin­gle.

18. Lady Sove­reign – Love Me Or Hate Me
Dass die­ser Song in Deutsch­land kein Hit wur­de und Lady Sove­reign kein Star, hat mich dann doch über­rascht. Viel­leicht ist weib­lich, bri­tisch und rap­pen dann doch kei­ne Kom­bi­na­ti­on für „Bravo“-Leser. Scha­de eigent­lich, denn „Love Me Or Hate Me“ ist mein Hip-Hop-Song des Jah­res.

19. Stars – The Night Starts Here
Und hier die bei Cof­fee And TV am sträf­lichs­ten ver­nach­läs­sig­te Band des Jah­res: Stars. „In Our Bed­room After The War“ ist eine wahn­sin­nig gute Plat­te, die uns in der Lis­te der bes­ten Alben noch ein­mal recht weit vor­ne begeg­nen wird; „The Night Stars Here“ ist bes­ter orches­tra­ler Indiepop.

20. Maxï­mo Park – Girls Who Play Gui­tars
Maxï­mo Park waren neben Bloc Par­ty die span­nends­te Band der Class of 2005 und wie Bloc Par­ty haben auch sie die­ses Jahr ein über­zeu­gen­des Zweit­werk her­aus­ge­bracht. „Girls Who Play Gui­tars“ ist dabei noch einen Tacken bes­ser als die ande­ren Songs.

21. Bruce Springsteen – Radio Nowhe­re
Und hier der Alters­prä­si­dent mei­ner dies­jäh­ri­gen Bes­ten­lis­te, der Mann, den sie „Boss“ nen­nen. Wenn ich mit 56 noch Blog­ein­trä­ge schrei­be wie Bruce Springsteen Songs, wer­de ich mich sehr, sehr glück­lich schät­zen.

22. Mika – Grace Kel­ly
Wann fin­gen Mika und die­ser Song eigent­lich an zu ner­ven? Irgend­wann im Som­mer dürf­te es gewe­sen sein, wes­we­gen sich „Grace Kel­ly“ in der kon­ti­nu­ier­lich aktua­li­sier­ten Bes­ten­lis­te bestän­dig nach unten kämpf­te. Mit etwas Abstand betrach­tet ist das Lied dann aber immer noch ganz gut. Das kön­nen wir ja in zehn Jah­ren noch mal über­prü­fen.

23. Crow­ded House – Don’t Stop Now
Wen inter­es­sie­ren Led Zep­pe­lin, die vor 20 Mil­lio­nen Zuschau­ern hät­ten spie­len kön­nen? Das Come­back des Jah­res gelang Crow­ded House, die genau da wei­ter­ma­chen, wo sie vor elf Jah­ren auf­ge­hört haben: mit zeit­los-tol­len Pop­songs.

24. Toco­tro­nic – Imi­ta­tio­nen
Toco­tro­nic darf man jetzt wohl auch ruhi­gen Gewis­sens auf die Lis­te der Bands set­zen, die wohl nichts mehr falsch machen wer­den in ihrer Kar­rie­re. „Kapi­tu­la­ti­on“ ist wie­der ein her­aus­ra­gen­des, sehr klu­ges Album gewor­den, „Imi­ta­tio­nen“ eines der High­lights. „Dein gut ist mein gut /​ Dein schön ist mein schön.“

25. Ste­reo­pho­nics – Dai­sy Lane
Selbst auf ihren schwä­che­ren Alben hat­ten die Ste­reo­pho­nics immer min­des­tens einen Song, den ich noch gut fand. „Pull The Pin“ ist aber noch nicht mal ein schwa­ches Album. Das hyp­no­ti­sche „Dai­sy Lane“ ist den­noch das High­light der Plat­te und per­fekt geeig­net, die­se Lis­te zu beschlie­ßen.

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Das schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht

Am Don­ners­tag wur­de in der Welt­stadt Bochum die „Eins Live Kro­ne“, der “größ­te deut­sche Radio­preis” ver­lie­hen. Weil die Kili­ans als bes­te New­co­mer nomi­niert waren, fühl­te ich mich genö­tigt, mir das Spek­ta­kel anzu­hö­ren.

Da die Ver­lei­hung zwar live im Radio lief, im Fern­se­hen aber erst mit 25-stün­di­ger Verpä­tung, muss­te Max von Malot­ki das Gesche­hen für die Hörer beschrei­ben. Das führ­te oft zu dezen­tem Cha­os, wenn zu zwei bis drei Stim­men noch der Kom­men­tar dazu­kam – mal davon ab, dass es schon ein biss­chen, äh: wirr ist, bei der Ver­lei­hung eines Radioprei­ses im Radio stän­dig zu hören: „Ja, das könnt Ihr jetzt nicht sehen, dann müsst Ihr mor­gen Fern­se­hen gucken!“

Der Preis für den bes­ten New­co­mer war zum Glück der Drit­te. Viel län­ger hät­te ich das Elend von schlecht geschrie­be­nen und durch Mir­ja Boes und Olli Briesch noch schlech­ter vor­ge­tra­ge­nen Mode­ra­ti­ons­tex­ten und die unsicht­ba­ren Video­ein­spie­ler (Radio!) auch nicht ertra­gen. Dass der Preis aus­ge­rech­net an Boundzound ging, des­sen Sin­gle „Lou­der“ ich bekannt­lich für einen der schlech­tes­ten Songs des Gen­res „nerv­tö­ten­de, repe­ti­ti­ve Par­tymu­cke“ hal­te, hob mei­ne Lau­ne nicht gera­de und so war ich froh, das Radio aus­schal­ten zu kön­nen.

Die TV-Aus­strah­lung ges­tern (wir erin­nern uns: „High­lights“, “Mehr­wert der Bil­der”) war dann in man­cher Hin­sicht erhel­lend. So war die Bild­re­gie zum Bei­spiel exakt so, wie man sie von einer Radio­sen­dung erwar­ten wür­de: Die Bochu­mer Jahr­hun­dert­hal­le wirk­te abwech­selnd wie ein schwar­zes Loch und wie ein völ­lig über­füll­tes Tan­ten-Café; stän­dig sah man, wie sich Mode­ra­to­ren, die sich längst im Off wähn­ten, über ihre feh­ler­frei­en Ansa­gen freu­ten, und bei den Nomi­nier­ten …

Nun ist man eigent­lich von jeder Feld‑, Wald- und Wie­sen­ga­la gewohnt, dass bei der Vor­stel­lung der Nomi­nier­ten, meis­tens sogar beim Auf­ruf der Gewin­ner, die­se auch im Bild sind. Ent­we­der hat­te der WDR kei­ne fünf Hand­ka­me­ras zur Ver­fü­gung, die man auf die Gäs­te hät­te rich­ten kön­nen, oder man hielt es ernst­haft für anspre­chen­der und auf­schluss­rei­cher, Bal­ken­dia­gram­me zu zei­gen, deren Aus­sa­ge­kraft ich im Übri­gen hef­tig bezweif­le1, und dann in eine schlecht aus­ge­leuch­te­te Tota­le zu wech­seln und zu hof­fen, dass der oder die Gewin­ner schon irgend­wo im Bild sein wür­den. Falls letz­te­res der Plan war, fragt man sich aller­dings, wozu es Licht­dou­bles bei den Pro­ben gebraucht hat. Dass die Sport­freun­de Stil­ler fünf mal so lang wie jede ande­re Band im Bild waren, ist ein sub­jek­ti­ver Ein­druck, den ich nicht mit Mes­sun­gen bele­gen kann. Viel­leicht waren die auch nur immer in den Sze­nen zu sehen, die man beim WDR für die „High­lights“ hielt.

Doch hal­ten wir uns nicht an sol­chen Äußer­lich­kei­ten auf: Die teil­wei­se recht auf­wän­dig pro­du­zier­ten Video­ein­spie­ler waren durch­aus nett gemeint und manch­mal sogar unter­halt­sam. Auch die Idee, „Let’s Dance“-Juror Joa­chim Llam­bi zwi­schen­durch Wer­tungs­tä­fel­chen hoch­hal­ten zu las­sen, war wit­zig. Wohl­ge­merkt: die Idee, nicht ihre Umset­zung. Dass man für beson­ders gelun­ge­ne Mode­ra­ti­ons­übergän­ge (Haha, Sie ver­ste­hen …) Bruce Dar­nell das Mikro wei­ter­rei­chen ließ (Radio!!!1) kom­plet­tier­te dann mei­nen Ein­druck, dass man die Pla­nungs­kon­fe­renz nach dem ers­ten „ein­fach mal drauf los“-Brainstorming been­det und die dort vor­ge­tra­ge­nen Ideen zu Pro­gramm­punk­ten erklärt hat­te. Ich kann lei­der nicht schrei­ben, dass mei­ne eige­ne offi­zi­el­le Abi­fei­er lus­ti­ger gewe­sen sei, denn das wäre eine furcht­ba­re Lüge.

Aber, hey: Der WDR ist ja immer­hin auch der Sen­der, der für „Schmidt & Pocher„2 ver­ant­wort­lich ist, inso­fern muss man davon aus­ge­hen, dass das dor­ti­ge Unter­hal­tungs­res­sort, äh: nicht exis­tiert. Dass man den Toten Hosen, die den Preis für ihr Lebens­werk beka­men, anschei­nend die hal­be Lau­da­tio (durch Jan Wei­ler) und die hal­be Dan­kes­re­de weg­ge­schnib­belt hat, lag sicher dar­an, dass es sich dabei nicht um die „High­lights“ han­del­te – dazu gehör­te ja schon die Come­dy (im schlimms­ten Wort­sin­ne) „Lukas‘ Tage­buch“.

Es war ja trotz­dem nicht alles schlecht bei der „Kro­ne“: Der Auf­tritt von Cul­cha Can­de­la mit der WDR Big Band war zum Bei­spiel wirk­lich gelun­gen, obwohl ich „Ham­ma“ nach wie vor für die zweit­däm­lichs­te Sin­gle des Jah­res hal­te. Kate Nash spiel­te sehr char­mant und ver­huscht ihren Hit „Foun­da­ti­ons“ und klang dabei wie auf Plat­te. Wir Sind Hel­den gaben „Kaputt“ akus­tisch zum Bes­ten. Die Toten Hosen haben sich sehr ehr­lich und auf­rich­tig gefreut und ihr Auf­tritt mit „Wort zum Sonn­tag“ war auch ange­mes­sen.3 Dar­über hin­aus bleibt noch die Fest­stel­lung, dass die Eins-Live-Mode­ra­to­rin­nen und ‑Mode­ra­to­ren gar nicht mal so schlecht aus­se­hen, wie man es bei Radio­leu­ten erwar­ten wür­de4 und man die Ver­an­stal­tung mit einem bes­se­ren Buch und ande­ren Mode­ra­to­ren sicher­lich schon geschau­kelt gekriegt hät­te.

Fürs nächs­te Jahr wün­sche ich mir dann mehr Klar­heit, ob es sich um eine Radio- oder eine TV-Ver­an­stal­tung han­deln soll. Viel­leicht klappt das ja mal mit einer Live-Aus­strah­lung im WDR Fern­se­hen.

Und wenn Sie jetzt der Mei­nung sind, ich sei irgend­wie sehr klein­lich und mie­se­pe­trig an die Ver­an­stal­tung ran­ge­gan­gen: Die Wie­der­ho­lung der „Eins Live Kro­ne“ kann man sich heu­te Abend um 23:00 Uhr im WDR Fern­se­hen anse­hen. Dann angeb­lich sogar eine Vier­tel­stun­de län­ger als ges­tern.

  1. Lei­der gibt es (bis­her) kei­ne Zah­len zu den Hörer-Abstim­mun­gen, aber wenn die Ärz­te 72.000 Stim­men für „Jun­ge“ bekom­men haben und das wirk­lich so viel mehr als für die ande­ren Nomi­nier­ten war, dann hät­te ihr Bal­ken ja auch deut­lich län­ger sein müs­sen. []
  2. „Schmidt & Pocher“ waren übri­gens in der Kate­go­rie „Bes­te Come­dy“ nomi­niert, was auch schon des­halb erstaun­lich ist, da die Nomi­nie­run­gen am 28. Sep­tem­ber bekannt gege­ben wur­den – vier Wochen vor der ers­ten Sen­dung. []
  3. Wobei Cam­pi­no natür­lich inzwi­schen schon irgend­wie nah an der Sech­zig ist. []
  4. Ich darf das sagen, ich habe schließ­lich sel­ber mal Radio gemacht. []
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I Admit I Was Impressed With The Start

Will­kom­men im Wir-sind-Hel­den- und iTu­nes-Fan­blog!

Ers­te­re haben für letz­te­res an einem „Schü­ler­aus­tausch“ teil­ge­nom­men und mit +44 Song­tausch gespielt. Das Ergeb­nis: Wir Sind Hel­den spie­len „Wenn dein Herz zu schla­gen auf­hört“ (iTu­nes, MySpace), als wäre es ihr eige­ner Song und als hät­te es das tol­le „When Your Heart Stops Bea­ting“ nie gege­ben. Und auch bei +44, die ich ja offen gestan­den ziem­lich gut fin­de, wür­de man aufs ers­te Ohr nicht dar­auf kom­men, dass die gera­de einen frem­den Song spie­len, nur das deut­sche „Guten Tag“ (iTu­nes) irri­tiert etwas.

Ergeb­nis: Das Expe­ri­ment ist geglückt, kei­ner der Songs, kei­ne der Bands hat Scha­den genom­men. Ich freue mich auf eine Fort­set­zung.

PS: +44 haben sich auch noch an der MySpace-Smas­hing-Pump­kins-Cover-Akti­on betei­ligt. Ihre Ver­si­on von „I Am One“ kann man hier hören und sei jedem ans Herz gelegt, der Bil­ly Cor­gans Stim­me noch nie moch­te – die von Mark Hop­pus aber schon.

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Sie haben uns ein Denkmal gebaut

Am ver­gan­ge­nen Frei­tag erschien „Sound­so“, das drit­te Album von Wir Sind Hel­den. Hier mei­ne paten­tier­te Track-by-track-Ana­ly­se:

(Ode) An die Arbeit
Es bedarf schon eini­ges Mutes, sein Album mit einem fun­ki­gen Sprech­ge­sang zu begin­nen. Die Hel­den haben Mut und plau­dern sich durch einen Track, der die elen­de Gesell­schafts­kri­tik band­ty­pisch mit zwei zwin­kern­den Augen auf den Punkt bringt: „Du bist Preu­ßen!“

Die Kon­kur­renz
Noch mehr Arbeits­welt-Meta­pho­rik für „Neon“-Leser und „Polylux“-Zuschauer. „Sag’s mir, Hip­pie­kind!“ soll­te drin­gend als geflü­gel­tes Wort in die deut­sche Spra­che ein­ge­hen. Musi­ka­lisch (mit Blä­sern auf­ge­hübscht) ganz nett, aber einer der schwä­che­ren Songs des Albums.

Sound­so
Aus einem Hea­vy-Metal-Gitar­ren­so­lo ent­spinnt sich eine melan­cho­li­sche Mid­tem­po-Num­mer, die im Refrain zu „Du erkennst mich nicht wieder“-mäßigen Höhen erwächst. Ein Lied über Anders­sein und Schub­la­den­den­ken, ein Lied, das aber auch zeigt, dass Wir Sind Hel­den nicht nur Text, son­dern auch Musik sind.

Für nichts garan­tie­ren
Wenn man schon Tele-Sän­ger Fran­ces­co Wil­king als Gast­sän­ger ver­pflich­ten kann (der Gegen­be­such für Judith Holo­fer­nes‘ Gesang auf „Wovon sol­len wir leben“), muss man auch ein biss­chen nach Tele klin­gen. Und das klappt bes­tens, denn musi­ka­lisch ist das genau die rich­ti­ge Kra­gen­wei­te mit leich­tem Schun­kel­beat und ent­spann­ten Blä­sern. Text­lich ist das dann wohl das Eltern-Lied der Plat­te, denn Frau Holo­fer­nes und Schlag­zeu­ger Pola Roy sind ja jüngst Eltern eines klei­nen Jun­gen gewor­den.

Kaputt
Noch ein Lied übers Anders­sein, über kaput­te Fami­li­en und das Gefühl, auf­ge­ben zu wol­len: „Es ist okay – jeder soll flie­hen der kann /​ Wenn du den Flucht­wa­gen fährst /​ Schnall dich an“. Das ist ja über­haupt etwas, was die Band seit ihrem Debüt per­fekt beherrscht: Sie ver­mit­teln dem Hörer das Gefühl, ver­stan­den zu wer­den, und fas­sen das in Wor­te, was er selbst nicht beschrei­ben kann.

Laby­rinth
Okay, spä­tes­tens hier ist der text­li­che Schwer­punkt des Albums (eigent­lich aller Hel­den-Alben) klar: Ori­en­tie­rungs­lo­sig­keit und Suche. Wel­che Meta­pher wäre da bes­ser geeig­net als „Laby­rinth“. Wie­der Mid­tem­po, wie­der Key­boards, wie­der Nachts auf dem Fahr­rad hören und die Arme aus­brei­ten.

The Geek (Shall Inhe­rit)
Wenn die Serie auf­recht­erhal­ten wird, wird das die vier­te Sin­gle des Albums. Bis­her wur­den mei­ne Hel­den-Favo­ri­ten („Denk­mal“, „Wenn es pas­siert“) näm­lich immer als letz­tes aus­ge­kop­pelt. Und das hier ist sowas von mein Favo­rit: Anders­sein, natür­lich. „Die Ver­letz­ten sol­len die Ärz­te sein /​ Die Letz­ten sol­len die Ers­ten sein /​ Die Ers­ten sehen als Letz­te ein: /​ The Geek shall inhe­rit the earth“ wird bit­te jetzt sofort vor jeder Schu­le in Mar­mor gemei­ßelt. Wer sein Leben lang nicht dazu gehör­te, hat jetzt end­lich – von denn Weezer-Alben mal ab – sei­ne ganz per­sön­li­che Natio­nal­hym­ne. Ich muss drin­gend Kraft­trai­ning machen, um mir den kom­plet­ten Text auf den Ober­arm täto­wie­ren las­sen zu kön­nen.
Ist übri­gens auch musi­ka­lisch ein tol­ler Song und das kett­car-mäßigs­te, was die Hel­den bis­her hat­ten.

End­lich ein Grund zur Panik
Die Vor­ab­sin­gle. Wie schon „Gekom­men um zu blei­ben“ ein Lied, das man nicht erwar­tet hät­te: Die Hel­den wie­der laut, wie­der wild, Frau Holo­fer­nes schreit wie­der. Der Song hät­te auch aufs Debüt­al­bum gepasst und ist text­lich eigent­lich die ein­zig not­wen­di­ge Ant­wort auf Wolf­gang Schäubles Gene­ral­pa­nik­ma­chung. Ach ver­dammt, jetzt hab ich die Hel­den schon wie­der als „Sprach­rohr einer Gene­ra­ti­on“ miss­han­delt …

Der Krieg kommt schnel­ler zurück als du denkst
Super­ti­tel, was? Für ein Kind der Acht­zi­ger, das ich bin, ist die heu­ti­ge Zeit natür­lich regel­recht erhol­sam, ver­gli­chen mit dem ato­ma­ren Welt­krieg, der uns damals angeb­lich jeden Tag von neu­em droh­te. Trotz­dem: Wie schnell Regie­run­gen (auch die eige­ne) tat­säch­lich in den Krieg zie­hen, haben wir in den letz­ten acht­ein­halb Jah­ren deut­lich genug gese­hen. Um viel mehr geht’s in dem Lied dann auch nicht, dafür noch die Super-Anspie­lung „Was ist so lus­tig an Lie­be und Frie­den?“

Hän­de hoch
„Es ist vor­bei du bist umstellt /​ Um dich her­um über­all Welt“ – Ja, fan­tas­tisch, was soll man denn nach einem sol­chen Lied­an­fang noch schrei­ben? Ein Lied übers Auf­ge­ben, übers Akzep­tie­ren, das selt­sa­mer­wei­se viel opti­mis­ti­scher klingt, als man es ver­mu­ten wür­de.

Stil­ler
„Ich bin nicht Stil­ler“ – Was? Deutsch-LK mit Max-Frisch-Abi?! Nee, „stil­ler“ als Kom­pa­ra­tiv zu „still“. Na, dann ist ja gut. Eine Bal­la­de über … Ja, Herr­gott: über Ori­en­tie­rungs­lo­sig­keit, übers Akzep­tie­ren, übers Abkap­seln: „Ich bin nicht stil­ler /​ Nur die Wor­te feh­len“.

Lass uns ver­schwin­den
Im Wesent­li­chen gibt es bei Wir Sind Hel­den zwei Sor­ten von Lie­dern, die immer wie­der neu und toll durch­de­kli­niert wer­den: Den lau­ten, gesell­schafts­kri­ti­schen Stamp­fer („Guten Tag“) und die melan­cho­li­sche, per­sön­li­che Bal­la­de („Du erkennst mich nicht wie­der“). Der letz­te Song ist immer die melan­cho­li­sche, per­sön­li­che Bal­la­de und auch in ihrer x‑ten Mani­fes­ta­ti­on ist die­se immer noch anrüh­rend und wun­der­schön. Was ja bei aller Gesell­schafts­kri­tik und dem Sprach­rohr-Geschwur­bel immer wie­der über­se­hen wird: Die per­sön­li­chen Hel­den-Songs waren fast immer noch ein biss­chen bes­ser als die gesell­schafts­kri­ti­schen. So auch hier.

Fazit
Nach dem drit­ten Album kann man sich meis­tens sicher sein, ob eine Band so gut ist, wie man das am Anfang ver­mu­tet hat­te. Mehr als vier Jah­re, nach­dem ich Wir Sind Hel­den für mich ent­deckt und sie vor damals noch zwei­hun­dert laut mit­sin­gen­den (vor der Ver­öf­fent­li­chung des Debüts!) Fans live gese­hen habe, kann ich nun also beru­higt sagen: Ja, die sind so gut. Sie spre­chen einem aus dem Her­zen und der See­le, sie packen das in Wor­te, was man immer schon gedacht hat. Kon­zept­al­ben sind eine doo­fe Erfin­dung und natür­lich ist „Sound­so“ kei­nes, aber die immer wie­der­keh­ren­den The­men (ja ja: Anders­sein, Ori­en­tie­rungs­lo­sig­keit, Schub­la­den­den­ken, …) sind schon deut­lich erkenn­bar. Und wer kennst sich mit Schub­la­den bes­ser aus als das „Sprach­rohr der Gene­ra­ti­on Prak­ti­kum“?

Wir Sind Helden - Soundso (Cover)
Wir Sind Hel­den – Sound­so

VÖ: 25.05.2007
Label: Rekla­ma­ti­on Records/​Labels
Ver­trieb: EMI

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Listenpanik (3): Endlich ein Grund zur Panik

Der Monat ist um, es ist wie­der mal Zeit, zurück­zu­bli­cken. Hier die übli­che sub­jek­ti­ve Lis­te, in der hin­ter­her wie­der min­des­tens die Hälf­te fehlt:

Alben (inkl. Amazon.de-Links)
1. Wir Sind Hel­den – Sound­so
Ver­öf­fent­li­chungs­da­ten sind was tol­les: Bis vor zehn Minu­ten dach­te ich, das Album erschei­ne erst mor­gen. Die Track-by-track-Ana­ly­se kommt also erst heu­te Nach­mit­tag liegt jetzt vor. Dass „Sound­so“ ein groß­ar­ti­ges Album ist, das den etwas unent­schlos­se­nen Vor­gän­ger „Von hier an blind“ fast ver­ges­sen macht, kann ich aber auch jetzt schon mal mit­tei­len.

2. Tra­vis – The Boy With No Name
Auch Tra­vis machen ihr letz­tes Album wie­der wett. Auch nach zig­fa­chem Hören bin ich das Album noch nicht leid und ent­de­cke immer wie­der ein paar Details, die ich noch nicht gehört hat­te. „The Boy With No Name“ könn­te das Som­mer­al­bum werden/​bleiben – fehlt nur noch das ent­spre­chen­de Wet­ter.

3. Muff Pot­ter – Ste­ady Fremd­kör­per
Muff Pot­ter zähl­ten eigent­lich immer schon zu den bes­ten Bands des Lan­des – sie wur­den nur irgend­wie immer igno­riert. Das gab sich aber mit den letz­ten bei­den Alben und wäh­rend die Band immer noch bes­ser wur­de, stieg auch ihre Popu­la­ri­tät. Jetzt ver­öf­fent­li­chen die Wahl-Müns­te­ra­ner ihr neu­es Album, das wie üblich all ihre Qua­li­tä­ten ver­eint. Man könn­te es „Deutsch­punk“ nen­nen, wenn man dabei nicht an die Toten Hosen den­ken müss­te, und das nicht sowie­so so ein spie­ßi­ges Eti­kett wäre. Dann halt: Tol­le Tex­te, umar­men­de Melo­dien und immer noch genug Wumms. Muss man (mehr­fach) gehört haben.

4. Manic Street Pre­a­chers – Send Away The Tigers
Noch eine Band für die Lis­te „Schwa­che Vor­gän­ger, die man jetzt getrost ver­ges­sen kann“. Was bin ich froh. Detail­liert habe ich mich hier aus­ge­las­sen, des­halb nur noch: Die Manics sind wie­der da, gehen wie­der auf die Zwölf und wer­den trotz­dem nicht den Sound­track zu den G8-Pro­tes­ten lie­fern.

5. Mumm-Ra – The­se Things Move In Threes
Schö­ner Indiepop, den man hier­zu­lan­de bereits im Vor­pro­gramm der Kil­lers bewun­dern konn­te. Hier wird das Rad nicht neu erfun­den und es ver­sucht auch nie­mand, mit die­sen zur Zeit so belieb­ten, aber unend­lich ner­vi­gen absicht­li­chen Über­steue­run­gen den Hörer zu miss­han­deln. Natür­lich ist das irgend­wie „Mäd­chen­mu­sik“, aber irgend­je­mand muss ja die Nach­fol­ge der Kooks antre­ten. Und irgend­was muss man ja auch auf Kas­set­ten­mäd­chen­kas­set­ten auf­neh­men kön­nen – Mumm-Ra sind dafür per­fekt geeig­net.

Sin­gles (inkl. iTu­nes-Links)
1. Shout Out Louds – Tonight I Have To Lea­ve It
Der Preis für die bes­te The-Cure-Sin­gle des Jah­res geht jetzt schon an die Shout Out Louds – sogar für den Fall, dass Robert Smith und Band selbst noch was ver­öf­fent­li­chen soll­ten. Bei man­chen Bands wäre man viel­leicht ein biss­chen unge­hal­ten, wenn sie so sehr nach einer ande­ren klän­ge. Nach The Cure zu klin­gen hat aber schon Blink 182 gehol­fen und die Shout Out Louds sind sowie­so eine tol­le Band, die man die­ses Jahr unter ande­rem auf dem noch tol­le­ren Hald­ern-Pop-Fes­ti­val bewun­dern kann.

2. Toco­tro­nic – Sag alles ab
Eigent­lich muss man zu Toco­tro­nic ja fast nichts mehr sagen, so sehr über alle Zwei­fel erha­ben ist die­se Band schon lan­ge. Doch dann schi­cken sie ihrem Album „Kapi­tu­la­ti­on“, das erst im Juli erschei­nen wird, eine Sin­gle vor­aus, die rum­pelt wie Anno 1997 und einer Epi­go­nen­trup­pe wie Madsen mal eben zeigt, wo Ham­mer, Har­ke und Frosch­lo­cken sind. Und dann muss man doch wie­der was sagen, näm­lich: „Wahn­sinn!“

3. Wir Sind Hel­den – End­lich ein Grund zur Panik
Wir Sind Hel­den haben schon mit „Gekom­men um zu blei­ben“ gezeigt, dass sie ger­ne ein wenig unty­pi­sche und sper­ri­ge Vor­ab­sin­gles ver­öf­fent­li­chen. Das macht die Band noch ein biss­chen sym­pa­thi­scher, denn „End­lich ein Grund zur Panik“ dürf­te für vie­le Hörer und selbst für zahl­rei­che Hel­den-Fans eine Tor­tur sein: Trei­ben­der Rhyth­mus, wil­des Gekrei­sche, dazu Wort­spie­le, die so schnell anein­an­der­ge­reiht wer­den, dass man die Hälf­te erst beim Mit­le­sen im Book­let ver­steht. Soll­te Wolf­gang Schäub­le ein­mal dem Bei­spiel von Geor­ge W. Bush fol­gen und sei­ne iPod-Play­list öffent­lich machen, ich bin mir sicher, die­ser Song wäre dabei. Nur die Iro­nie dahin­ter, die müss­te jemand anders lie­fern.

4. The Kil­lers – Move Away
Kei­ne Sin­gle im eigent­li­chen Sin­ne, aber ein Sound­track-Bei­trag, der auch gele­gent­lich im Radio läuft. Die Kil­lers trau­en sich noch ein biss­chen mehr als auf ihrem letz­ten Album und lie­fern einen Song ab, der fast nur aus Schlag­zeug und Bass besteht und gefähr­lich durch die Nacht rum­pelt. So kom­men sie ihren gro­ßen Hel­den Joy Divi­si­on mal wie­der ein Stück­chen näher.

5. Björk – Earth Intru­ders
Björk ist ja immer so ein Kapi­tel für sich: Sie hat groß­ar­ti­ge Sachen gemacht und wel­che, die sicher auch groß­ar­tig waren, die aber außer ihr nie­mand ver­ste­hen woll­te. Jetzt hat sie eine Sin­gle mit Tim­ba­land (des­sen Solo­al­bum bei­na­he noch in der obe­re­ren Hit­lis­te gelan­det wäre) auf­ge­nom­men und dabei mal wie­der alles rich­tig gemacht: Der zucken­de Beat und ihr sphä­ri­scher Gesang pas­sen erstaun­lich gut zusam­men und so ent­steht ein Song, den man mal wie­der groß­ar­tig fin­den kann.

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Musik

Fast Times At Dropout High

Da „lied abschluss­fei­er“ (oder Art­ver­wand­tes) in den letz­ten Tagen auf­fal­lend oft in den Such­an­fra­gen auf­ge­taucht ist, sehe ich das als Auf­ruf ori­en­tie­rungs­lo­ser Abitu­ri­en­ten, die drin­gend ein Mot­to­lied für ihren Schul­ab­schluss suchen, das nicht „(I’ve Had) The Time Of My Life“, „Sum­mer Of ‚69“ oder „Gei­le Zeit“ heißt.

Euch kann gehol­fen wer­den mit die­ser Lis­te und zahl­rei­chen iTu­nes-Links:

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Radio Musik

Von Blumen und Hunden, Euros und Quoten

„Fünf Jah­re nach mir und drei Jah­re nach Blum­feld /​ Kau­fen sie alles ein, was deutsch singt“ sang Tom Liwa, der in die­ser Bezie­hung erschre­ckend visio­nä­re Sän­ger der Flower­porn­oes, 1993 in „Titel­sto­ry gegen ganz­sei­ti­ge Anzei­ge“. Jetzt, zwei Jah­re nach Madsen und im Wind­schat­ten von Bands wie Sil­ber­mond, Juli und Revol­ver­held, scheint die Musik­in­dus­trie – ihrer seit Jah­ren anhal­ten­den schwe­ren Kri­se zum Trotz – wirk­lich alles signen zu müs­sen, was jung ist, eine Gitar­re hal­ten kann und deutsch spricht bzw. singt. Was ja für sich betrach­tet erst mal weder gut noch schlecht ist – die Nach­wuchs­för­de­rung ist sogar aufs hef­tigs­te zu begrü­ßen.

Die neu­es­te Sau, die der­art durchs Dorf gejagt wird, heißt Kar­pa­ten­hund. Ihre Sin­gle „Gegen den Rest“ (die man bei MySpace hören kann), konn­te in den Indie-ori­en­tier­ten Cam­pusCharts genau­so punk­ten (Platz 1 am 16. April wie in den deut­schen Sin­gle­charts (Neu­ein­stieg auf Platz 43). Der Pop­kul­tur­jun­kie las im aktu­el­len Spie­gel (Arti­kel online nicht ver­füg­bar) unter ande­rem:

Für über 30 000 Euro wird Kar­pa­ten­hund Prä­senz auf MTV gesi­chert, dazu zählt, dass „Gegen den Rest“ im April 16-mal die Woche gespielt wird.

und

Bericht im ‘WOM-Maga­zin’ und Son­der­pla­zie­rung bei WOM und Kar­stadt? Rund 15 000 Euro. Bei der süd­deut­schen Laden­ket­te Mül­ler pro­mi­nent auf­tau­chen? 3000 Euro. Pla­zie­rung bei Ama­zon als Neu­heit? 2500 Euro.

Mal davon ab, ob die­se Zah­len so stim­men (die uns übri­gens wie­der zur Liwa’schen Titel­sto­ry brin­gen) und dass die­se Pra­xis so neu und exo­tisch auch nicht ist, klingt die Musik auch noch. Und zwar so, wie deutsch­spra­chi­ge Indie­bands, die auf ein stu­den­ti­sches Publi­kum zie­len, eben so klin­gen. Die Braut Haut Ins Auge, die Las­sie Sin­gers oder die Mouli­net­tes (mit deren Best Of die Kar­pa­ten­hund-Sin­gle übri­gens ver­blüf­fen­de Cover-Ähn­lich­kei­ten hat) klan­gen so schon vor län­ge­rem.

„Gegen den Rest“ ist ein net­ter Schubi­du-Pop­song, zu dem man in der Indi­edis­co tanzt und ihn auf dem Heim­weg schon wie­der ver­ges­sen hat – Hund Am Strand 2007 halt. Ich fin­de es nur immer ein biss­chen scha­de, dass die klei­ne­ren, eigent­lich span­nen­de­ren Acts wie Jona, Jan­ka oder Zuhau­se, die nicht so eine gro­ße Pro­mo­ma­schi­ne im Rücken haben wie Kar­pa­ten­hund, Fotos oder Madsen, mal wie­der irgend­wie unter­ge­hen. Und dann blo­ckiert auch noch die (übri­gens fan­tas­ti­sche) neue Sin­gle von Wir Sind Hel­den die Radio­sen­der.

Es ist übri­gens noch kei­ne drei Jah­re her, da for­der­ten ein paar über­wie­gend älte­re, haupt­säch­lich unspan­nen­de und auch sonst eher ner­vi­ge Musi­ker (z.B. Heinz Rudolf Kun­ze) unter Mit­hil­fe der dama­li­gen Bun­des­tags­vi­ze­prä­si­den­tin Ant­je Voll­mer eine sog. Deutsch­quo­te. Die damals ver­ein­zelt ange­reg­ten Alter­na­ti­ven wür­de ich heut­zu­ta­ge nur zu ger­ne mal dem Peti­ti­ons­aus­schuss vor­stel­len …