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Musik

Irgendwo da draußen

Ich hatte hier ja schon mehrfach über Rae Morris geschrieben.

Mit nur viermonatiger Verspätung habe ich jetzt festgestellt, dass es zu “Someone Like You”, dem Titeltrack ihres sehr, sehr guten zweiten Albums, ein Musikvideo gibt:

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Wunderschöner Song und das Video drückt bei mir natürlich auch alle Knöpfe: dieses Fotoshoot-Setup mit den “normalen” Menschen, das Mitsingen und dann auch noch ein tanzendes altes Paar! Hach! Bis zur letzten Einstellung!

“Wo hab ich das mit diesen Leuten, die fotografiert werden sollen, denn schon mal gesehen?”, habe ich mich gefragt und mir die Frage dann auch gleich selbst beantwortet.

Zum Beispiel (deutlich patriotischer — und das vor 9/11) bei Madonna:

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Oder bei “’74–’75”, diesem unwahrscheinlichen 90er-Hit der amerikanischen Band The Connells über die Abschlussklasse von 1975 (und damit lustigerweise auch über den Abijahrgang meiner Eltern):

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Bei meinen kurzen Recherchen zu “’74–’75” bin ich nicht nur auf einen charmanten kleinen Text über das Lied beim “Guardian” gestoßen (verstörenderweise in der Rubrik “Old Music” — Entschuldigung, 1995 war doch gerade erst?!), sondern auch auf dieses sehr rührende Update des Musikvideos zum 40-jährigen Abitreffen der Class of ’75:

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Und weil’s thematisch so schön passt, bin ich dann gerade auch noch über einen Song gestolpert, der nach meinem Abijahrgang benannt ist: “2002” der britischen Sängerin Anne-Marie Nicholson, der aktuell auf Platz 60 der deutschen Charts steht. (Anne-Marie war 2002 elf Jahre alt.)

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Musik

I’m serious, so come on

Der Frühling ist da: Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel, Vögel und Mädchen sind aus dem Winterschlaf erwacht und es ist wieder an der Zeit, eines meiner absoluten Lieblingsalben zu hören.

Das war Quatsch: Es ist natürlich immer an der Zeit, eines meiner absoluten Lieblingsalben zu hören, aber im Moment macht es noch viel mehr Spaß.

Das Album, um das es geht, stammt von der britischen Band A (ein Name aus der Zeit, als Bandnamen noch nicht suchmaschinenoptimiert waren), heißt “Hi-Fi Serious” und ist vor ziemlich genau zehn Jahren erschienen. Theoretisch müsste ich die Band damals auch bei der Osterrocknacht in der Düsseldorfer Philipshalle gesehen haben, aber ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern.

Damals hatte ich zunächst allerdings auch nur ein, zwei MP3s von dem Album, wie man das in Zeiten von sogenannten Netzwerktreffen und Tauschbörsen damals eben so hatte. Einer dieser Songs, “Pacific Ocean Blue”, war allerdings auf meinem Mixtape “05/02”, das ich mir nach den letzten schriftlichen Abiturprüfungen aufgenommen hatte und dann ständig gehört habe. Mit Zeilen wie “And the summer is forever / It’s the endless summer” passte der Song allerdings auch wie der sprichwörtliche Arsch auf Eimer zu den naiven Allmachtsphantasien, die man als junger Mensch eben hat, wenn man sechs bis acht Wochen keinen anderen Grund zum Aufstehen hat, außer sich mit seinen Freunden zu treffen, um wahlweise Schwimmen, Grillen oder Trinken zu gehen. ((Theoretisch ist auch alles drei gleichzeitig möglich, aber ich bin am Niederrhein aufgewachsen und der liegt – nun ja – am Rhein.))

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Das ganze Album hatte ich dann erst zwei Jahre später und vielleicht liegt es daran, dass auch damals grad Frühling war, aber “Hi-Fi Serious” ist seitdem mein allerliebstes Sonnenscheinalbum. Schon bei den ersten Takten von “Nothing” möchte ich sofort losgehen und mir ein Skateboard kaufen. ((Ich habe mir mein erstes Skateboard mit 19 gekauft, als ich nach dem Zivildienst wieder nichts zu tun hatte. Nach einigen Fahrversuchen mit meinen gleichaltrigen, etwa gleich talentierten Freunden, die wir alle immerhin unverletzt überstanden, hat sich mein kleiner Bruder das Ding gezockt und ich habe es seitdem nicht mehr probiert.)) Ich könnte über jeden einzelnen Song schreiben, über das verknallte “Something’s Going On”, die niedliche Konsumkritik von “Starbucks” und über “Going Down”, das die letzten Minuten an Bord eines abstürzenden Flugzeugs beschreibt, ((Auch kein Thema, was man im Frühjahr 2002 zwingend in einem Rocksong erwartet hätte.)) oder über das wütende “W.D.Y.C.A.I.”, aber es ist das Album in seiner Gesamtheit, das so großartig ist.

“Hi-Fi Serious” ist ein musikgewordener Sommernachmittag. Ich liebe die positive Energie und die hörbare Spielfreude, die einem aus den Liedern entgegenschlägt und die ich an Künstlern wie The Hold Steady, Andrew W.K. oder eben A so sehr schätze. Die Musik sorgt dafür, dass ich bei fast jedem Song (ein paar ruhigere sind ja auch dabei) durch die Gegend und am Liebsten mit einem lebensgefährlichen Stunt in den nächsten Swimming Pool hüpfen möchte.

Natürlich sind während meiner Jugend musikalisch anspruchsvollere, historisch bedeutsamere Alben erschienen — aber kein Album dieser Welt erinnert mich so daran, wie es sich anfühlt, jung zu sein, wie “Hi-Fi Serious” von A. In den Liner Notes schreibt Sänger Jason Perry über “Pacific Ocean Blue”, für ihn hätten die Beach Boys den Sommer erfunden. Für mich waren es A.

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Musik

Platzangst

Dinslaken macht sich bereit für die größte Show, die diese Stadt je gesehen hat. Schon seit heute morgen sind die Alkoholvorräte des Innenstadt-Supermarkts bedenklich unter Durchschnitt (was allerdings an den Abi-Zulassungen liegen dürfte, die heute verteilt wurden) und auch das Epizentrum des heutigen Abends ist seit 11 Uhr vorbereitet:

Diesert Platz ist vom 3. 4. 91 Ab 11 Uhr gesperrt

Hans-Böckler-Platz in Dinslaken

Hans-Böckler-Platz in Dinslaken

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Leben Politik

I’m With Stupid

Abizeitungs-Verkauf anno 2002

Ich habe ein NRW-Abi. Das alleine ist oft genug Grund für Hohn und Spott, den man sich von Menschen anhören muss, die in ihrer Schule alles, außer Hochdeutsch gelernt haben.

Das Abitur nordrhein-westfälischer Gymnasien hatte einen Ruf, der nur marginal besser ist als der von ukrainischen Steinpilzen in den 1980er Jahren oder der von Franjo Pooth heute. Das lag vor allem an einer desaströsen Schulpolitik, die die SPD über Jahrzehnte betrieben hatte – wobei das irgendwie schon zu aktivisch klingt: die Schulpolitik war eher irgendwie geschehen. Die zur Zeit meines Abitur zuständige Schulministerin Gabriele Behler war so unbeliebt, dass unser Physiklehrer bei Versuchen zur Flugbahn von Dartpfeilen vorschlug, die Zielscheibe mit einem Foto der Ministerin zu bekleben.

Nachdem man in NRW allgemein zu der Einsicht gelangt war, dass die rot-grüne Landesregierung ein kaum reparierbares und vor allem nicht zu überbietendes Desaster angerichtet hatte, entschied man sich im Mai 2005 dazu, einer neuen, schwarz-gelben Landesregierung die Gelegenheit zu geben, das Desaster eben doch noch zu überbieten. War Gerhard Schröder 1998 mit der Ansage ins Kanzleramt eingezogen, er werde nicht alles anders machen, aber vieles besser, hieß es bei CDU und FDP plötzlich: alles anders, aber nichts besser.

Da Bundesländer mit Zentralabitur bei Tests bedeutend besser abgeschnitten hatten, brauchte NRW plötzlich auch eines – und zwar sofort und ohne weiter groß darüber nachzudenken. Das erste Zentralabitur im Jahr 2007 litt unter fehlerhaften Aufgabenstellungen und anderen “Kinderkrankheiten”, wie es gerne bei schlecht angelaufenen Neuheiten heißt. Aber 2008, da sollte alles besser werden (und vermutlich manches anders).

Es ist, Sie entnehmen es meiner umständlichen Anmoderation, alles noch viel, viel schlimmer gekommen. “Spiegel Online” hat die gröbsten Schnitzer in den Fragestellungen zusammengestellt und berichtet von einer Schule, wo von 84 Abiturienten 74 in die Nachprüfung müssen. Da ist man wirklich froh, wenn man sein Doofen-Abi schon hat.

Eine Schülerin aus einem Englisch-LK wird mit den folgenden Worten zitiert:

“Meine Lehrerin meinte, das liege nur daran, dass sie die Antworten vom Ministerium als Vorlage nehmen muss”, sagt Desiree, “sonst hätte ich 13 Punkte von ihr bekommen – weil ich einen richtigen, aber anderen Gedankengang hatte als das Ministerium.”

Und während die Landesschülervertretung wenigstens eine Entschuldigung von Schulministerin Barbara Sommer fordert, kündigt die weitere Reformen an, mit denen sie die Eigenverantwortung der Schulen stärken will. Dass ich Eigenverantwortung und Zentralabitur für irgendwie widersprüchliche Konzepte halte, liegt vermutlich an meinem NRW-Abitur.

Kommen wir zum Schluss noch zu meiner Lieblingspassage aus dem SpOn-Artikel, vor deren Lektüre ich Sie allerdings bitten muss, kurz zu überprüfen, ob die Tischplatte, in die Sie gleich beißen werden, auch ihre eigene ist:

Bei einer Pädagogik-Aufgabe zu Sigmund Freud hatten die Autoren aus “Gefühlen, die uns bewusst sind”, ein “unbewusst” gemacht und so den Sinn ins Gegenteil verkehrt. Barbara Sommer: “Rückmeldungen haben ergeben, dass viele Schüler auch schon vor der Korrekturmitteilung das ‘un’ überlesen haben und den Satz richtig verstanden hatten.”

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Musik

Burn & Fade

Nachdem es in den letzten Jahren erstaunlich ruhig zuging, hat sich endlich mal wieder eine meiner Lieblingsbands getrennt. Dieses Mal: Vega4.

Das konnte ja auch nicht gut gehen: Schon im Jahr 2001 behängte die Musikpresse das Quartett mit Vorschusslorbeeren, die Veröffentlichung der ersten EP “Better Life” wurde einigermaßen groß angegangen. Interessiert hat die Musik zwischen U2, Embrace und den frühen Radiohead dann aber die wenigsten. Mich schon: “Satellites” fiel in die extrem prägende Zeit zwischen Abitur und Zivildienst, “Radio Song” war eines dieser Lieder, bei denen man schon beim ersten Hören weiß, dass sie einen lange begleiten werden. Dann war lange Stille.

2006 kamen Vega4 dann plötzlich wieder. Auf ihrer MySpace-Seite, wo sie jetzt ihre Auflösung verkündet haben, stand damals der neue Song “You And Me”. Jacknife Lee, einer der besten Produzenten dieser Tage, hatte der Band den gradlinigen Rock beigebracht und als das Album “You And Others” endlich in England erschien, musste ich es natürlich sofort als Import haben. Es war ein gutes Album, das sich eigentlich ähnlich gut hätte verkaufen müssen wie das sehr ähnliche “Eyes Open” von Snow Patrol. Aber irgendwie klappte es nicht, trotz des Einsatzes von “Life Is Beautiful” bei “Grey’s Anatomy”. Die Band kam auf Tour und spielte vor 120 Leuten mit einer Inbrunst, als würden sie gerade ein Stadion rocken.

Wie auch immer die eigentlichen Beweggründe ausgesehen haben mögen (die Band hält sich in ihrem … nun ja: pathetischen Statement mit Andeutungen zurück), irgendwie schienen Vega4 immer zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Und mal ehrlich – im Nachhinein sprachen die Songtitel doch schon immer Bände: So Long Forever, Drifting Away Violently, Love Breaks Down, The Love You Had, Burn & Fade, Nothing Ever Comes Without A Price, Tearing Me Apart, Let Go, If This Is It, Boomerang, Time Of Our Lives …

Was bleibt, sind wieder mal die Songs und Erinnerungen. Und neuerdings auch die YouTube-Videos von den Konzerten, auf denen man war:

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[“Radio Song”, Direktlink]

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Leben Print

Abiwitzig

Gestern las ich bei “Indiskretion Ehrensache” diesen schönen Satz:

Wie die Ostereiersuche durften die Fans […] hinter jedes Sendefenster lugen, irgendwann kam halt mal wieder ein Stückchen.

“Nun ja”, dachte ich als erstes, “da sind Herrn Knüwer halt die Metaphern verrutscht. Weiß doch jedes Kind, dass das mit den Fenstern Adventskalender sind und die nichts mit Ostereiern zu tun haben.” Dann dachte ich: “Und was mach ich jetzt mit dem Satz?”

Verunglückte, ungewollt zweideutige oder auch von vorne bis hinten sinnlose Sätze werden von den etablierten Medien allenfalls stiefmütterlich behandelt. Wenn Edmund Stoiber nicht gerade die Vorzüge des Transrapids zu erklären versucht, ist “TV Total” so ziemlich die einzige Plattform, die sich am Scheitern von Sprache in der Öffentlichkeit weidet. Dabei hat beinahe jeder, der in diesem Land über einen Schulabschluss verfügt, sich schon als Katalogisierer von missglückten Aussprüchen betätigt.

Keine Abizeitung kommt ohne eine Zitatensammlung aus, in der Lehrern und Mitschülern mit schonungsloser Brutalität Aussprüche um die Ohren gehauen werden, an die sich die Betreffenden oft genug gar nicht mehr erinnern können. Wenig (nicht einmal die Abiturklausuren) bleibt im halböffentlichen Raum der Schule so lange bestehen wie die aus Gedankenlosigkeit formulierten und sofort mitstenographierten Sätze, die zumeist während der Oberstufenzeit fallen. Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich war in unserer Jahrgangsstufe zuständig für das Sammeln, Sortieren und schließlich auch Abdrucken dieser Zitate.

Im Wesentlichen gibt es vier Klassen von Abizeitungszitaten. Die beliebtesten sind natürlich die zweideutigen, “versauten”:

SoWi-Lehrer: “Der Sven ist in den letzten Stunden gar nicht schlecht gekommen.”

Dann gibt es die, die an der fachlichen Kompetenz der Lehrer zweifeln lassen:

Erdkundelehrerin: “Wart Ihr schon mal auf Mallorca oder einer anderen griechischen Insel?”

Es gibt Aussprüche, bei denen man das Knacken in den Hirnwindungen der Sprecher hören zu können glaubt:

Geschichtslehrer: “In Wirklichkeit haben wir es nicht mit Fiktionen zu tun, sondern mit Realität!”

Und dann gibt es natürlich noch die Schüler, die glauben, durch besonders vorlaute und alberne Antworten in Erinnerung zu bleiben – oder es wenigstens in die Abizeitung zu schaffen:

Deutschlehrerin: “Gebt mal ein Beispiel für ‘scheinbar’!”
Schüler: “Er wollte mit Münzgeld bezahlen, aber die Bedienung sagte: ‘Dies ist eine Scheinbar’!”

Einige Lehrer haben ein Standardrepertoire an Sprüchen, mit denen sie es in beinahe jede Abizeitung schaffen, weil die mitschreibenden Schüler nicht über ausreichend Recherchewillen oder Lebenserfahrung verfügen. So ein Verhalten ist vergleichbar mit dem halbironischen Rumgeeier, das Bands wie die Toten Hosen produzieren, wenn sie bei einer “Award Show” ausgezeichnet werden, und äußert sich in Sätzen wie:

Physiklehrer: “Letzte Stunde standen wir vorm Abgrund, heute sind wir einen Schritt weiter!”

Seltsamerweise kommt außerhalb des Biotops Oberstufe kaum jemand auf die Idee, die Aussprüche seiner Mitmenschen aufzuschreiben und zu veröffentlichen. Vorgesetzte, Familienmitglieder, ja sogar Universitätsdozenten können sich trotz Videohandys in Sicherheit wiegen: Niemand wird mehr leise kichern und mit der Überschreibseite eines Tintenkillers hektische Notizen auf einem Collegeblock vornehmen, wenn mal wieder ein denkwürdiger Ausspruch im Raum hängt wie ein grotesker Papagei auf der Schulter einer rosagewandeten, überschminkten alten Dame.

Aber es gibt ja noch genug andere Beispiele für Dinge, die man nach seinem Abitur klugerweise nie wieder macht: Sich mit dem Bruttoinlandsprodukt Litauens auseinandersetzen; sich mit eigentlich unbekannten, davor und danach verhassten Altersgenossen verbrüdern; auf dem Schulhof mit Bier rumspritzen und sich alberne Wortspiele einfallen lassen. Vor allem letzteres wäre eigentlich mal ein Fall für irgendeine noch zu gründende Aufsichtsbehörde: Jede “Abi”-Verballhornung sollte pro Jahr maximal dreißig Mal und mit einem Sicherheitsabstand von 120 Kilometern zwischen den beteiligten Schulen verwendet werden dürfen. Und nach ein paar Jahren werden Slogans wie “KohlrABI – Wir machen uns vom Acker”, “CannABIs – Der Stoff ist durch!” oder “Abigeddon” dann vollständig verboten.

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Musik

Fast Times At Dropout High

Da “lied abschlussfeier” (oder Artverwandtes) in den letzten Tagen auffallend oft in den Suchanfragen aufgetaucht ist, sehe ich das als Aufruf orientierungsloser Abiturienten, die dringend ein Mottolied für ihren Schulabschluss suchen, das nicht “(I’ve Had) The Time Of My Life”, “Summer Of ’69” oder “Geile Zeit” heißt.

Euch kann geholfen werden mit dieser Liste und zahlreichen iTunes-Links:

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Musik

Lieder für die Ewigkeit: Phantom Planet – California

California (Highway No 1)

Ich höre gerade ein Mixtape, das ich mir vor ziemlich exakt fünf Jahren aufgenommen hatte, wenige Tage nach meinen schriftlichen Abiturprüfungen. Diese Zeit war (im Gegensatz zur Zeit des Studienabschluss jetzt) von der Aura des Besonderen geprägt, entsprechend Bedeutungsbeladen wirken die dort versammelten Lieder auch heute noch auf mich. Unter den 24 Songs war einer, der es besonders in sich hatte: “California” von Phantom Planet.

Ich hatte das Lied (und das dazugehörige, sehr empfehlenswerte Powerpop-Album “The Guest”) im Frühjahr 2002 entdeckt. “California” war eine Hymne, Musikgewordene Lebensfreude mit einem winzigen Schuss Melancholie, kurzum: ein Lied, das perfekt in diese Zeit passte. Trotzdem brachte es Phantom Planet nicht den erhofften und verdienten Durchbruch in Deutschland, auch das selbstbetitelte (und längst nicht so gute) Nachfolgealbum ging unter.

Entsprechend überrascht war ich, als “California” vor zwei Jahren plötzlich überall lief: Im Vorspann der (zumindest in der ersten Staffel ziemlich unterhaltsamen) US-Serie “O.C., California” und infolgedessen auch in allen Radiostationen und Charts. Meine Freude, dass endlich mal ein von mir für gut befundenes Lied so weite Verbreitung erfahren hatte, erlitt auf dem Abiball meiner Schwester einen kleinen Dämpfer: Da waren junge Menschen, die drei Jahre nach mir ihren Abschluss machten, und auf ihrer Abschlussfeier mein Lied grölten, das sie aus einer doofen Fernsehserie kannten. Ich fühlte mich in gewisser Weise meiner Jugend beraubt.

Im vergangenen Jahr war ich für drei Monate in San Francisco und natürlich durfte “California” auf meinem extra für diesen Aufenthalt zusammengestellten Sampler nicht fehlen. Als mich ein Freund aus Deutschland besuchte und wir im Auto den Highway No. 1 Richtung Santa Cruz hinabfuhren, sprang der CD-Wechsler des Autos auf “The Guest” um. Die ersten Takte von “California” erklangen und obwohl wir uns über das Klischee amüsierten, das diese Szene umgab, passte der Song gleichzeitig doch perfekt zu der malerischen, sonnendurchfluteten Landschaft der Pazifikküste. Und so sangen wir “Califoooooorniaaaaaaaaaaaa, here we coooooooooooome!”