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Tag 4: Marburg

Die­ser Ein­trag ist Teil 5 von bis­her 9 in der Serie Das Simon den Hart­blog

Diens­tag, 6. April 2010

Ein­zel­zim­mer

Ich hab es geahnt, mir war es ges­tern schon völ­lig klar. Ich wache in Wies­ba­den auf der ges­tern erwähn­ten Couch im Back­stage auf. Das ist mir vor einem Jahr schon ein­mal pas­siert, als ich mit den Kili­ans hier war. Nach der Show haben wir uns damals flei­ßig an besag­tem Kühl­schrank bedient und sind auf der Couch ver­sackt. Als auch der letz­te Kilia­ner den Weg zu sei­nem Bett gefun­den hat­te, bin ich ein­fach im Sit­zen nach links gekippt und hab mich der besof­fe­nen Müdig­keit hin­ge­ge­ben.

Ges­tern dage­gen habe ich dann doch den Weg zum Bett ange­tre­ten. Hier erwar­ten mich U‑Boot-arti­ge Drei­fach-Stock­bet­ten und geschlos­se­ne Fens­ter auf ziem­lich weni­gen Qua­drat­me­tern. Scheint mir kei­ne gute Mischung gegen Kater am Mor­gen zu sein. Plötz­lich erstrahlt die Couch im Back­stage in völ­lig neu­em Glanz, zumal der Back­stage jetzt ja irgend­wie ein Ein­zel­zim­mer ist. Immer­hin war ich dies­mal cle­ver genug, an Decke und Kis­sen zu den­ken…

Eine Stu­den­ten­stadt wie Mar­burg in den Semes­ter­fe­ri­en auf Tour­nee zu berei­sen gehört nicht zu den bes­ten Ideen, den­noch ist das KFZ ganz gut gefüllt. Der deut­lich frü­her als in den ande­ren Städ­ten ange­setz­te Kon­zert­start sorgt für Ver­wir­rung. Dass wir schon um halb elf Fei­er­abend haben dann für noch grö­ße­re. Aber wir sind erfreut, sowohl über das viel­leicht von den Oster­ta­gen äußerst ent­spann­te Publi­kum, als auch über die uns bevor­ste­hen­den acht Stun­den Schlaf. Es bleibt aber genug Zeit, trotz eisi­ger Tem­pe­ra­tu­ren mit An Hor­se zusam­men auf der Ter­ras­se des Hotel Bel­le­vue den Abend aus­klin­gen zu las­sen. Lei­der müs­sen An Hor­se wegen ihres Visums für die USA noch einen Aus­flug zur Bot­schaft nach Frank­furt machen. Ich wuss­te nicht, dass Kate auch Fuck sagen kann, und dann gleich so oft hin­ter­ein­an­der.

Traumhafter Ausblick vom Hotel Bellevue.
Traum­haf­ter Aus­blick vom Hotel Bel­le­vue.

Dabei hät­te sie sich tags­über fast ein Platz­wun­de ein­ge­han­delt: Ich glau­be, es pas­siert wäh­rend Simons Sound­check, als Kate im Back­stage bei­na­he von einem Stein erschla­gen wird. Der Back­stage liegt schräg unter­halb der Büh­ne und aus der Decke löst sich durch die Bass­vi­bra­tio­nen ein Stein in Grö­ße eines Tisch­ten­nis­balls und ver­fehlt Kate nur um Zen­ti­me­ter. Soll­te dies ein heim­lich geplan­ter Anschlag von Simon den Har­tog und Band oder gar ein nie­der­träch­ti­ger Plan des Sound­manns gewe­sen sein, dann müs­sen alle aber noch kräf­tig üben. Zum Bei­spiel heu­te Abend beim Heim­spiel im Zakk in Düs­sel­dorf.

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Tag 3: Wiesbaden

Die­ser Ein­trag ist Teil 4 von bis­her 9 in der Serie Das Simon den Hart­blog

Mon­tag, 5. April 2010

Täg­lich grüßt das Mur­mel­tier

Rou­ti­ne, Rou­ti­ne, die böse Tour­rou­ti­ne klopft kräf­tig an unse­re über­mü­de­ten Köp­fe. Die kann sich aber nur ein­stel­len, wenn alles wirk­lich gut läuft, und das tut es. Des­halb möch­te ich hier auch gar nicht meckern, aber auf Tour glei­chen sich die Abläu­fe der Tage wie ein Ei dem ande­ren.
Lei­der bekom­men wir von den Städ­ten selbst nicht viel mit, sehen meist nur die Clubs und deren Nach­bar­schaft.
Die Aus­tra­li­er von An Hor­se schei­nen über­rascht zu sein, wie sehr wir Deut­schen uns um Essen bemü­hen. Bei ihrem Kon­zert erwähnt Sän­ge­rin Kate, sie habe das Gefühl, noch nie so viel geges­sen zu haben wie in den letz­ten drei Tagen. Viel­leicht liegt das an den für aus­tra­li­sche Mägen eher unge­wohn­ten Käse­spätz­le, die uns in Erlan­gen berei­tet wur­den.
Aber recht hat sie, geges­sen wird viel und gut, da wer­den wir gegen Ende der Tour die Gür­tel wohl ein biss­chen wei­ter machen müs­sen.

Simons Blick ins Wiesbadener Publikum.
Simons Blick ins Wies­ba­de­ner Publi­kum.

Ich habe heu­te zum Abend­essen einen Som­mer­sa­lat mit Fei­gen bestellt.
Ich fin­de: Fei­gen klingt irgend­wie gut, ein biss­chen exo­tisch. Unter den nei­di­schen Bli­cken der ande­ren bekom­me ich dann aber statt Fei­gen Erd­bee­ren. Zum Glück die Kro­ne jeg­li­chen mir bekann­ten Obs­tes, im
Salat aller­dings völ­lig fehl am Platz und nicht mal halb so exo­tisch wie Fei­gen. Um den exo­ti­schen Touch des Sala­tes zu erhal­ten, hat man mir net­ter­wei­se noch zwei Hän­de voll Rosi­nen in den Salat gehau­en…

Es gibt einen Song von Simon den Har­tog und Band, über den wir in den letz­ten Tagen viel gewun­dert haben. Den „Cow­boy-Song“.
Erstaun­li­cher­wei­se hat er näm­lich kei­nen guten Stand bei den Eltern der Musi­ker. Chris­ti­ans Eltern hör­ten ihn in Stutt­gart und fan­den ihn gräss­lich, Domi­nics Eltern in Erlan­gen waren auch nicht gera­de
begeis­tert. Dabei gefällt er uns und dem rest­li­chen Publi­kum sehr gut und er sticht gar nicht so sehr aus dem rest­li­chen Set her­aus. Dass gera­de die­ser Song ja gera­de­zu eltern­ver­hasst ist, leuch­tet uns in
kei­ner Wei­se ein.

Fin­det es selbst her­aus und kommt bei Simon den Har­tog und Band vor­bei, zum Bei­spiel heu­te im KFZ in Mar­burg.

Alles, was das Fan-Herz begehrt...
Alles, was das Fan-Herz begehrt…
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Tag 2: Erlangen

Die­ser Ein­trag ist Teil 3 von bis­her 9 in der Serie Das Simon den Hart­blog

Sonn­tag, 4. April 2010

Von Löwen und Pfer­den

“Du freust dich doch jetzt nicht wirk­lich über den Wecker“ murrt mein Zim­mer­nach­bar Chris­ti­an ungläu­big-fas­sungs­los durch unser Kreuz­fahrt­schiff­ka­bi­nen­zim­mer. Er ist der Tour­ma­na­ger und nicht erfreut, das war­me Bett ver­las­sen zu müs­sen. Je wacher ich wer­de, des­to kla­rer wird mir, dass wir nicht auf einer Kreuz­fahrt sind. Obwohl, irgend­wie ja doch ein biss­chen…

Aber ich freu mich über den Wecker, denn der bedeu­tet Früh­stück. Hotel­früh­stück, so lieb­los es meis­tens auch ist, bringt in vie­len Hotels eine in mei­nem Pri­vat­le­ben nicht gekann­te Aus­wahl an Cerea­li­en, fri­schem, schon mund­ge­recht geschnit­te­nem Obst, diver­sen Säf­ten, ver­schie­de­nen Brot­sor­ten und schon fer­tig gerühr­tem Rühr­ei.

Der­art für den Tag gestärkt, wer­den wir im Tour­bus Zeu­ge einer gera­de­zu unglaub­li­chen Radio­sen­dung.

Aus dem Rock’n’Roll-Himmel wer­den angeb­li­che Kon­zer­te ver­stor­be­ner Stars der letz­ten 50 Jah­re über­tra­gen. An sich eine ganz net­te Idee, aller­dings hapert es deut­lich an der Umset­zung. Als der Mode­ra­tor behaup­tet, er säße auf einer Wol­ke – “Huhu, viel­leicht kön­nen Sie mich von da unten sehen“ – wird nach diver­sen Lach­at­ta­cken klar, dass wir bei der Sen­der­wahl alles rich­tig gemacht haben. Groß­ar­tig auch, dass nahe­zu unter die kom­plet­te Sen­dung Sta­di­on­ap­plaus gelegt wird, um die gran­dio­se Live-Atmo­sphä­re des Events her­vor­zu­he­ben. Hoch erfreut sind alle, als die Doors live aus dem Rock’n’Roll Him­mel noch ein­mal “Light my fire“ spie­len. Denn “Die neue 107,7“, ein Stutt­gar­ter Pri­vat­ra­dio, ist sich nicht zu scha­de, die Ver­si­on inclu­si­ve zehn­mi­nü­ti­gem Orgels­o­lo zu sen­den. Das erlebt man ja heut­zu­ta­ge im Radio eher sel­ten. Gro­ßes Lob an Stutt­gart, und wei­ter geht’s.

An Horse live in Erlangen.
An Hor­se live in Erlan­gen.

Heu­te an Tag zwei der Kreuz­fahrt wird das Tour­le­ben schon rou­ti­nier­ter. Jeder weiß jetzt, wo auf der Büh­ne was zu ste­hen hat, und auch die­je­ni­gen Musi­ker in der Band, die nicht stän­dig auf den Büh­nen die­ser Welt zu sehen sind, kön­nen sich dank schwin­den­der Ner­vo­si­tät hun­dert­pro­zen­tig auf das Kon­zert ein­las­sen.

Spä­tes­tens über­mor­gen sind die “Neu­en“ aber auch so abge­wichs­te Voll­pro­fis im Tour­nee­busi­ness wie die alten Hasen. Das geht schnell!

Geschickt tren­nen wir wie Löwen auf der Jagd nach der Show Damon und Kate von “An Hor­se” von­ein­an­der. Da Kate sich schon früh auf den Weg ins Hotel macht, bleibt Damon allei­ne und von den 7 den Har­to­gern umzin­gelt zurück. Ob ihm aber unse­re 7‑stimmige Back­stage-Ver­si­on von “Aux Champs Ely­sées” wirk­lich gefal­len hat, wer­den wir wahr­schein­lich nie erfah­ren.

Viel­leicht frag ich ihn heu­te, beim Kon­zert im Schlacht­hof in Wies­ba­den. Hier waren Simon und ein paar von uns schon eini­ge Male und haben uns immer sehr wohl gefühlt. Gefähr­lich ist jeder Besuch im Schlacht­hof aber jedes Mal, da zwi­schen der Büh­ne und unse­ren Bet­ten nur ein Kühl­schrank und ein paar gemüt­li­che Sofas ste­hen…

Ein neuer Song wird einstudiert.
Ein neu­er Song wird ein­stu­diert.
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Tag 1: Stuttgart

Die­ser Ein­trag ist Teil 2 von bis­her 9 in der Serie Das Simon den Hart­blog

Sams­tag, 3. April 2010

“Das ist unser ers­tes Kon­zert“

Nach meh­re­ren Jah­ren des Ton­tech­ni­ker­da­seins ken­ne ich sie alle:
Ich ken­ne jede Aus­re­de und jede faden­schei­ni­ge Erklä­rung, war­um die Band aus­ge­rech­net die­ses Mal lei­der, lei­der nicht pünkt­lich am Auf­tritts­ort erschei­nen konn­te. Da hört man Geschich­ten von Stau, Pan­ne, ja sogar Geburts­hil­fe.

Inter­es­sant ist, dass wirk­lich jede ein­zel­ne Band, mit der ich je unter­wegs war, am Tele­fon gelo­gen hat, wenn sie ein biss­chen mehr oder weni­ger zu spät los­ge­fah­ren war. Die wah­ren Grün­de des Zuspät­kom­mens sind in den sel­tens­ten Fäl­len aber Stau, Pan­ne oder Geburts­hil­fe, und der geneig­te Leser möge sich an die­ser Stel­le sel­ber aus­ma­len, was statt­des­sen in Fra­ge kommt. Als Ton­tech­ni­ker ist man ein biß­chen wie die Tape­te: Man kriegt alles mit, aber schweigt stil­le. Zudem habe auch ich schon oft gelo­gen, auch wenn ich genau wuss­te, dass es kei­ne Chan­ce gibt, es noch halb­wegs pünkt­lich zu schaf­fen. Ist bes­ser für alle Betei­lig­ten.

Ges­tern war es aller­dings über­haupt nicht nötig, krea­ti­ve Aus­re­den zu erfin­den. Wir waren so was von über­pünkt­lich in Stutt­gart, das habe ich noch nie erlebt. Das könn­te even­tu­ell auch eine Men­ge damit zu tun haben, dass ich Simon den Har­tog auch noch nie habe sagen hören: „Das ist unser ers­tes Kon­zert!“

Es heißt ja immer, wer gut ist, müss­te nicht pro­ben. Simon den Har­tog und Band haben trotz­dem ein­ge Wochen in einem Köl­ner Pro­be­raum ver­bracht, und das hat sich deut­lich aus­ge­zahlt, wie sich in Stutt­gart zeig­te:

Das etwa eine Stun­de dau­ern­de Kon­zert wirk­te näm­lich zu kei­ner Zeit wie eine Pre­mie­re. Sehr auf­fäl­lig war aber, wenn auch völ­lig klar, dass kei­ner der über hun­dert Gäs­te mit­ge­sun­gen hat.

Die Gele­gen­heit zum Mit­sin­gen ergab sich aber den­noch, nur etwas spä­ter: Zum 23. Geburts­tag des Bas­sis­ten Nobert Domi­nic wur­de ein kur­zes Hap­py-Bir­th­day ange­stimmt. Wo soll­te denn auch jemand, der auf den Büh­nen der Welt zu Hau­se ist, auch sonst in sei­nen Geburts­tag rein­fei­ern, wenn nicht im „Kel­ler“ in Stutt­gart?

Eben­falls Pre­mie­re ges­tern: Das ers­te Deutsch­land­kon­zert von An Hor­se! Die Aus­tra­li­er beglei­ten uns die kom­plet­ten acht Tage der Tour als Vor­band und stel­len ihre gera­de erschie­ne­ne CD vor. Sehr net­te, freund­li­che Men­schen, die über die Jah­re im inter­na­tio­na­len Musik­busi­ness die Kunst des Small­talks auf eine mir bis­her völ­lig unbe­kann­te, ja gera­de­zu fas­zi­nie­ren­de Art erlernt haben. Zum Small­talk hat man auf einer Tour näm­lich vieeeel Zeit. Denn es ist ja so: Die meis­te Zeit des Tages besteht aus War­ten. War­ten auf das Ankom­men am Auf­tritts­ort, Auf­bau­en, War­ten auf den Sound­check, War­ten auf den Auf­tritt. Da kann man über die Jah­re ziem­lich gut ler­nen, wie man sich an The­ken über Nich­tig­kei­ten unter­hält, ohne sich irgend­et­was zu sagen, das die Anstren­gun­gen, die man ohne­hin schon auf sich nimmt, ver­stärkt.

Nun aber An Hor­se: Vie­le Small­talk­meis­ter habe ich getrof­fen, tau­sen­de The­ken­ge­sprä­che geführt, aber die bei­den sind inter­na­tio­na­le Cham­pi­ons. Das bleibt wahr­schein­lich nicht aus, wenn man über die Jah­re so vie­le Men­schen ken­nen lernt wie die bei­den, und das auch noch auf unter­schied­li­chen Kon­ti­nen­ten! Aber wir wer­den in den nächs­ten Tagen schon noch dahin­ter kom­men, wer und wie die bei­den eigent­lich wirk­lich sind. Acht Tage auf engs­tem Raum hal­ten auch inter­na­tio­na­le Cham­pi­ons nicht im Small Talk aus, da bin ich sicher.

Heu­te ist immer noch der 4.4. und natür­lich fei­ern wir noch wei­ter­hin Domi­nics Geburts­tag – beim Kon­zert im E‑Werk in Erlan­gen. Wäre schön, euch dort zu sehen …

Ent­span­nung nach der Show: Das rau­chen­de Geburts­tags­kind
Auch in Hotel­zim­mern kann man sich wie auf Kreuz­fahrt­schif­fen füh­len.
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Tag 0: Köln

Die­ser Ein­trag ist Teil 1 von bis­her 9 in der Serie Das Simon den Hart­blog

Frei­tag, 2. April 2010

Wir könn­ten Freun­de wer­den

Seit den Toco­tro­nic Tour­ta­ge­bü­chern fängt wahr­schein­lich jedes drit­te Tour­blog mit die­sem Satz an. Die­ses hier dann also auch, dabei sind die Band und ich eigent­lich schon Freun­de, oder zumin­dest dicke Kum­pels – prak­tisch für mich und mein qua­si nicht vor­han­de­nes Namens­ge­dächt­nis, denn als ich das ers­te Mal mit den Kilia­nern unter­wegs war, habe ich irgend­wie gedacht, einer von ihnen wür­de Nor­bert hei­ßen. Das fiel beim Sound­check natür­lich eher unan­ge­nehm auf. Mitt­ler­wei­le weiß ich, dass Nor­bert in Wahr­heit Domi­nic heißt, bei den Kili­ans Gitar­re spielt und nun Bass bei „Simon den Har­tog und Band“. Ich wer­de ihn mor­gen beim Sound­check natür­lich trotz­dem Nor­bert nen­nen.

Heu­te schla­fen wir das letz­te Mal im eige­nen Bett­chen, bevor mor­gen früh das Aben­teu­er “Simon den Har­tog und Band“ star­tet. Ich hab eher das Gefühl, ich wür­de mor­gen früh in den Urlaub fah­ren als auf Deutsch­land­tour zu gehen. Aben­teu­er, oder bes­ser noch Aben­teu­er­ur­laub, trifft es tat­säch­lich ziem­lich gut.

Das gro­ße Aben­teu­er ist, dass hier gera­de etwas Neu­es pas­siert und ent­steht, schließ­lich hat die­se Band noch nie ein Kon­zert gege­ben und die meis­ten Songs, die sie spie­len, hat vor­her noch nie jemand gehört. Auf Simons MySpace-Sei­te gibt es drei Titel zu hören, ansons­ten las­se auch ich mich über­ra­schen.

Denn das ist das wirk­lich beson­de­re an die­ser Tour: Es geht nicht um Pro­mo für Chart­pla­zie­run­gen, Plat­ten­ver­kaufs­zah­len, Plat­ten­fir­men, A&R‑Manager, oder die gro­ße Koh­le. Eine Plat­te gibt es näm­lich über­haupt noch nicht und Geld ver­die­nen wird wohl kei­ner so wirk­lich, schon gar nicht Simon. Aber das scheint kei­nem wirk­lich wich­tig zu sein.

Dies­mal geht es nur dar­um, unter­wegs zu sein und Live­mu­sik in die Musik­clubs Eures Ver­trau­ens zu brin­gen. Erstaun­lich, aber gera­de des­halb schei­nen alle ein biss­chen auf­ge­reg­ter als sonst zu sein.

Ich habe mich von vie­len so ver­ab­schie­det, als wäre ich die nächs­ten zwei Jah­re aus der Welt, dabei wer­den wir nur 8 Tage unter­wegs sein …

Heu­te Abend also in Stutt­gart im Kel­ler: Das ers­te Kon­zert von Simon den Har­tog und Band!

Schlagzeuger Christoph, Sänger Simon, Tourmanager Christian.
Schlag­zeu­ger Chris­toph, Sän­ger Simon, Tour­ma­na­ger Chris­ti­an am Tag vor der Abrei­se.
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Greetings From N

Gut, die Num­mer hat­ten wir schon mal.

Aber damals konn­te ich wenigs­tens auf den ers­ten Blick erken­nen, woher die Kar­te kam. Dies­mal hat’s etwas län­ger gedau­ert:

Heute anonym: Der Madison Square Garden

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Drei Tage im August

Haldern Pop 2009.

Der jun­ge Mann war schon die gan­ze Zeit mit CDs und einem Filz­stift über den Alten Reit­platz gelau­fen und hat­te Leu­te an den Ein­gän­gen zu Back­stage- und Pres­se­be­rei­chen ange­spro­chen, ob sie ihm wei­ter­hel­fen könn­ten. Jetzt stand er plötz­lich hin­ter einer die­ser Absper­run­gen und ließ sich Auto­gram­me von Asaf Avi­dan und des­sen Band geben. Nach­dem die­ses klei­ne Zusam­men­tref­fen für alle Betei­lig­ten so erfreu­lich ver­lau­fen war, ging Asaf Avi­dan noch ein­mal zum Secu­ri­ty-Mit­ar­bei­ter am Zugang zum Pres­se­be­reich und bedank­te sich bei ihm: „Thanks for let­ting that guy in!“

Es ist nur ein Detail, aber als ich es am Ran­de mit­be­kam, dach­te ich: „Das ist Hald­ern!“ Das Fami­liä­re, Ent­spann­te, etwas Ande­re macht das Fes­ti­val am schö­nen Nie­der­rhein auch bei der 26. Auf­la­ge zu etwas beson­de­rem. (Mit „beson­ders“ mei­ne ich übri­gens nicht ein­zig­ar­tig – ich weiß, dass es über­all in Deutsch­land so klei­ne, per­sön­li­che Fes­ti­vals gibt. Aber unter die­sen dürf­te Hald­ern dann schon wie­der das größ­te sein.) Dok­ter Renz von Fet­tes Brot wirk­te eini­ger­ma­ßen ver­wirrt, als er fest­stell­te, dass die gan­ze Büh­ne frei von Mobil­funk­wer­bung war – eigent­lich erstaun­lich, dass die Fes­ti­val-Tickets trotz solch aus­ge­schla­ge­ner Ein­nah­me­quel­len ver­gleichs­wei­se güns­tig sind.

Haldern Pop 2009.

Dass das Hald­ern Pop die­ses Jahr erst am zwei­ein­halb­ten August­wo­chen­en­de statt­fand, hing mit dem Ter­min des Lol­la­pa­loo­za-Fes­ti­vals in Chi­ca­go zusam­men (das letz­te Fes­ti­val in Nord­ame­ri­ka, nach dem dann all Künst­ler wie die Zug­vö­gel nach Euro­pa wei­ter­zie­hen), erwies sich in Sachen Wet­ter aber als abso­lu­ter Glücks­fall. Nach den legen­dä­ren Schlamm­schlach­ten 2005 und 2006 ist man ja eini­ger­ma­ßen beschei­den und freut sich schon, wenn sich sowas nicht mehr wie­der­holt, aber so gut wie in die­sem Jahr habe ich das Wet­ter seit neun Jah­ren nicht in Erin­ne­rung (2003 war es wär­mer, aber das war abso­lut unan­stän­dig und kurz vor töd­lich). Und an den impro­vi­sier­ten Was­ser­wer­fern Berie­se­lungs­an­la­gen zeig­te sich dann wie­der der beson­de­re Hald­ern-Charme.

Auch sonst war mein Zehn­tes für mich eines der schöns­ten Hald­ern-Fes­ti­vals über­haupt. Zwar war es musi­ka­lisch nicht hun­dert­pro­zen­tig über­zeu­gend, aber das liegt zum einen dar­an, dass ich immer noch jedes Hald­ern mit der 2001er Aus­ga­be (Tra­vis, Star­sail­or, Neil Finn, The Divi­ne Come­dy, Phoe­nix, Muse, Slut, Black­mail, …) ver­glei­che, und zum ande­ren kann man’s ja eh nie allen gleich­zei­tig recht machen. Ver­an­stal­ter Ste­fan Reich­mann sag­te sogar, er fän­de es legi­tim, „auch mal was rich­tig schei­ße zu fin­den“ – aber die­se Ein­schät­zung traf dann bei mir doch auf kei­nen der gese­he­nen Künst­ler zu.

Fettes Brot beim Haldern Pop 2009.

Bon Iver waren wie erwar­tet groß­ar­tig (und genau rich­tig in der frü­hen Abend­son­ne), Fet­tes Brot, Dear Rea­der, Wil­liam Fitzs­im­mons und Ath­le­te gefie­len mir auch live gut. Colin Mun­roe war die Neu­ent­de­ckung des Fes­ti­vals und mit Anna Tern­heim, Asaf Avi­dan & The Mojos, The Ther­mals und Blit­zen Trap­per muss ich mich dann in den nächs­ten Wochen noch mal näher befas­sen.

Der Span­nungs­bo­gen hät­te frei­lich ein wenig mehr Zug ver­tra­gen: Vie­les plät­scher­te nett vor sich hin, was auch sehr schön war, aber als die Ther­mals plötz­lich los­bra­chen, waren sich vie­le einig, dass es dem Fes­ti­val bis­her etwas an Dri­ve gefehlt hat­te.

Hat­te ich in den letz­ten Jah­ren zwi­schen­durch immer in bes­ter „Lethal Weapon“-Manier geflucht, dass ich jetzt lang­sam aber wirk­lich „zu alt für die­sen Scheiß“ sei, bin ich mir dies­mal abso­lut sicher: Wir sehen uns 2010!

Mehr Hald­ern Pop 2009 hier im Blog: Live­blog Frei­tag und Live­blog Sams­tag.

Hald­ern Pop im Fern­se­hen: Rock­pa­last.

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Haldern Pop 2009: Liveblog Samstag

iLi­KET­RAiNS
Die Band zum iPod (oder so). Irgend­wie ist die­ser Acht­zi­ger-Düs­ter­pop ein gro­ßer blin­der Fleck in mei­nem Musik­ge­schmack (s.a. hier), denn für mich klin­gen alle die­se Edi­tors, Inter­pols, White Lies, Foals und eben auch iLi­KET­RAiNS alle gleich. Eine jun­ge Frau sag­te gera­de, das sei Musik, die sie nur hören wol­le, wenn sie mit dem letz­ten Bier in der Hand nach Hau­se schwan­ke und es liegt mir fern, die­ses fach­kun­di­ge Urteil in Abre­de stel­len zu wol­len. Es passt halt irgend­wie nicht so recht zum lang­sa­men Ver­bren­nen wei­ter Tei­le der eige­nen Haut­ober­flä­che.

Dear Reader beim Haldern Pop 2009

Dear Rea­der
Die­se süd­afri­ka­ni­sche Band hat­te ich eigent­lich schon lan­ge bei der Lis­ten­pa­nik nach­tra­gen wol­len: Wun­der­schö­ner Indiepop mit Sän­ge­rin und Folk-Ein­schlag (klar), der ganz wun­der­bar zum Wet­ter passt. Zum ers­ten Mal seit neun Jah­ren habe ich wie­der auf der Wie­se vor der Büh­ne gehockt (weil sie gar nicht mat­schig ist). Wäh­rend­des­sen fuhr ein Tre­cker mit vol­lem Was­ser­tank vor und eröff­ne­te eine Was­ser­stel­le neben der Büh­ne (so wird die Wie­se viel­leicht doch noch mat­schig). Um es Goog­le-taug­lich zu for­mu­lie­ren: Jun­ge, hüb­sche Men­schen über­gie­ßen ihre halb­nack­ten Kör­per mit Was­ser. Und ich Wahn­sin­ni­ger will gleich ins Spie­gel­zelt …

Junge, hübsche Menschen übergießen ihre halbnackten Körper mit Wasser.

Grizz­ly Bear
Auf­grund von Ände­run­gen im Zeit­plan (die bis­her nie­mand so recht erklä­ren konn­te), spielt Wil­liam Fitzs­im­mons erst um halb sechs im Spie­gel­zelt. Das gibt mir Gele­gen­heit, noch ein biss­chen Grizz­ly Bear auf der Haupt­büh­ne zu hören. Wenn das Gedrän­ge im Foto­gra­ben ein guter Indi­ka­tor für die Wich­tig­keit einer Band ist (was bis­her eigent­lich immer der Fall war), dann ist das Quar­tett aus Brook­lyn ver­dammt wich­tig. Radio­head sind erklär­te Fans und das passt auch ganz gut, auch wenn bei Grizz­ly Bear die Folk-Ein­flüs­se (was sonst?) deut­lich stär­ker durch­kom­men. Min­des­tens drei Band­mit­glie­der sin­gen (abwech­selnd und gemein­sam) und spie­len dazu Musik, die irgend­wo zwi­schen Ani­mal Coll­ec­ti­ve und Fleet Foxes ange­sie­delt ist. Der Groß­teil des Publi­kums ist indes dort ange­sie­delt, wo die Bäu­me auf dem Alten Reit­platz etwas Schat­ten spen­den, denn es ist doch ein gan­zes Stück wär­mer, als die­ser alber­ne Wet­ter­be­richt mal wie­der vor­ab behaup­tet hat­te. („Zuver­läs­sig wie der Wet­ter­be­richt“ soll­te eigent­lich die schlimms­te Belei­di­gung deut­scher Spra­che sein – war­um ist sie es nicht?)

William Fitzsimmons beim Haldern Pop 2009.

Wil­liam Fitzs­im­mons
Ja, es war warm im Spie­gel­zelt, aber dann doch nicht so heiß wie befürch­tet. Dazu kam, dass es sich kon­ti­nu­ier­lich leer­te – war­um auch immer, an der Musik wird es kaum gele­gen haben. Die war wun­der­schön melan­cho­li­scher Folk­pop zwi­schen Joshua Radin und Bon Iver. In sei­nen Ansa­gen offen­bar­te Fitzs­im­mons erstaun­li­che Deutsch­kennt­nis­se und zeig­te sich total begeis­tert vom Publi­kum.

Bon Iver beim Haldern Pop 2009.

Bon Iver
Als ich aus dem Spie­gel­zelt kam, hör­te ich plötz­lich Bon Iver. Aber die soll­ten doch erst um Vier­tel vor Neun spie­len?! So wie es aus­sieht, wird die 2009er Aus­ga­be als Hald­ern mit den meis­ten Zeit­plan­än­de­run­gen in die Geschich­te ein­ge­hen – dumm, wenn man davon nichts mit­be­kom­men hat. (Dies­mal lag es wohl dar­an, dass Andrew Bird noch unter­wegs war.) Aber lan­ge auf­re­gen kann man sich über sol­che spon­ta­nen Wech­sel natür­lich nicht, wenn gera­de eine der bes­ten Bands der letz­ten Jah­re ihre wun­der­ba­re Musik spielt. Ehr­lich gesagt pass­te die dann auch viel bes­ser zur Abend­son­ne und dem wol­ken­lo­sen Him­mel, die der sowie­so natur­ver­bun­de­nen Musik (die berühm­te Wald­hüt­te, in der „For Emma, Fore­ver Ago“ ent­stand) noch mehr mit­ga­ben. Bon Iver hat­te ich im Mai schon gese­hen, aber sie sind immer wie­der beein­dru­ckend.

The Ther­mals
Stel­len Sie sich vor: Man kann auch Songs mit mehr als 120 beats per minu­te spie­len. Auf dem Hald­ern ist das in die­sem Jahr eine Neu­ig­keit – und ent­spre­chend wird die schön nach vor­ne gehen­de Rock­mu­sik von den Ther­mals hier gera­de gefei­ert. Der Regis­seur des (fast) alles auf­zeich­nen­den Rock­pa­lasts fei­ert das mit gesund­heits­schäd­li­chen Schnit­ten, wie wir hier auf dem Kon­troll­mo­ni­tor sehen kön­nen. Egal: Die Band rockt schön, da muss ich unbe­dingt mal ins Album rein­hö­ren. (PS: Patrick Sway­ze lebt ent­ge­gen anders lau­ten­der Gerüch­te auf dem Platz und auf der Büh­ne immer noch.)

Blit­zen Trap­per
Wegen der abschlie­ßen­den Pres­se­kon­fe­renz hab ich nur noch 1 1/​2 Songs der Sub-Pop-Band aus Ore­gon mit­ge­kriegt, aber die hat­ten es in sich: blues­ro­ckig ging es noch vor­ne, eine Mischung aus ZZ Top und Crosby, Stills, Young & Nash. Das deckt sich auch nicht gera­de mit den Songs der Band, die ich vor­her kann­te, aber es schreit defi­ni­tiv nach einer nähe­ren Aus­ein­an­der­set­zung.

König Boris von Fettes Brot beim Haldern Pop 2009.

Fet­tes Brot
Nach­dem die „Bro­te“ letz­tes Jahr als Über­ra­schungs­gast im Zelt gespielt hat­ten (wo nur die wenigs­ten dabei waren), gab es sie die­ses Jahr offi­zi­ell auf der Haupt­büh­ne für alle. Und alle kamen. Kein Ver­gleich mit der gro­ßen Dis­kus­si­on um Jay‑Z beim Glas­ton­bu­ry, noch nicht mal eine Mini­mal­auf­re­gung wie bei Jan Delay auf dem Hald­ern vor zwei Jah­ren habe ich mit­ge­kriegt. Fet­tes Brot waren über­ra­schen­der­wei­se die Kon­sens­band und wie zum Beweis eröff­ne­ten sie ihre Show (und was für eine das war!) mit „Jein“, einem von den drei deutsch­spra­chi­gen Hip­hop-Lie­dern, die jeder Mensch mit­rap­pen kann, der zwi­schen 1980 und 1990 gebo­ren ist (die ande­ren sind „Sie ist weg“ von den Fan­tas­ti­schen Vier und „A‑N-N‑A“ von Freun­des­kreis). Es gab aber nicht nur ein Grea­test-Hits-Pro­gramm, son­dern auch Absei­ti­ges wie die B‑Seiten „Kon­trol­le“ (gegen Vor­rats­da­ten­spei­che­rung, Über­wa­chungs­staat und Wolf­gang Schäub­le) und „Was in der Zei­tung steht“ (gegen „Bild“ und ande­re Trash-Medi­en), Cover­ver­sio­nen von Rio Rei­ser („Ich bin müde“) und Fehl­far­ben („Ein Jahr“) und im unver­meid­li­chen Fina­le „Nor­dish By Natu­re“ erklan­gen plötz­lich „Dance With Some­bo­dy“ und „Män­ner sind Schwei­ne“. Nach viel ruhi­ger und schwel­gen­der Musik und mil­dem Gemo­s­he bei den Ther­mals konn­te wer woll­te zum Abschluss also noch mal rich­tig schön abge­hen. Ein Abschluss nach Maß.

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Haldern Pop 2009: Liveblog Freitag

Hauptquartier der Elite.

Herz­lich Will­kom­men!

Auch in die­sem Jahr gibt es ein Hald­ern Pop Fes­ti­val und über­ra­schen­der­wei­se auch ein dazu­ge­hö­ri­ges Live­blog. (Oder meh­re­re, aber spe­zi­ell soll uns hier erst mal die­ses hier inter­es­sie­ren.)

Aus ver­schie­de­nen Grün­den, zu denen unter ande­rem die Absa­ge von Soap & Skin für den gest­ri­gen Abend zäh­len, bin ich erst heu­te ange­reist. Das Wet­ter ist nahe­zu ide­al: Die Son­ne scheint, aber es ist nicht zu heiß; der Zelt­platz­bo­den ist weich genug, dass man die Herin­ge rein­trei­ben kann, aber weit von mat­schig ent­fernt und ich will schwer hof­fen, dass ich die Gum­mi­stie­fel die­ses Jahr völ­lig umsonst mit­ge­nom­men habe.

Asaf Avi­dan & The Mojos
Nach­dem ich die ers­ten Songs vom Pres­se­zelt aus gehört hat­te und zur Büh­ne ging, war ich über­rascht: Da sang ein Mann. Vom Klang her hät­te ich eher eine Pat­ti-Smit­h‑, Janis-Jop­lin-ähn­li­che Sän­ge­rin erwar­tet. Auch der blue­si­ge Rock­sound wirk­te ein biss­chen wie aus einem län­ger zurück­lie­gen­den Jahr­zehnt, schlug aber beim Publi­kum prompt ein. Die israe­li­sche Band (kennt man ja auch nicht sooo vie­le) hat gera­de einen Ver­lags­deal mit Chry­sa­lis unter­schrie­ben, was den Ver­dacht nahe­legt, dass ihr Debüt­al­bum bald auch regu­lär in Deutsch­land erschei­nen wird.

Port O’Bri­en
Eine die­ser Bands, bei denen ich weiß, dass ich das Album besit­ze, es gut fand und trotz­dem fast nie gehört hab. Dann jetzt eben live, inklu­si­ve Songs vom neu­en, im Okto­ber erschei­nen­den Album. Wie vie­le ande­re Bands die­ses Jahr spie­len auch Port O’Bri­en Folk-Musik im enge­ren Sin­ne und es kann nicht mehr lan­ge dau­ern, bis allen Fes­ti­val-Besu­chern (auch den weib­li­chen) Voll­bär­te, Fern­fah­rer­müt­zen und karier­te Baum­woll­hem­den gewach­sen sind.

Final Fantasy beim Haldern Pop 2009.

Final Fan­ta­sy
Wenn Sie bei „jun­ger Mann mit Gei­ge“ an den Gewin­ner des dies­jäh­ri­gen Schla­ger-Grand-Prix den­ken müs­sen, ken­nen Sie Owen Pal­lett ver­mut­lich noch nicht. Der hat nicht nur bei diver­sen Alben sei­ne Fin­ger im Spiel (und am Instru­ment) gehabt, son­dern auch sein Solo­pro­jekt Final Fan­ta­sy. Und wenn ich „Solo“ schrei­be, mei­ne ich: Ja, der Mann steht ganz allei­ne auf der Büh­ne, spielt immer neue Samples ein und singt dazu. Das Ergeb­nis klingt eini­ger­ma­ßen unver­gleich­lich und passt wun­der­bar zur frü­hen Abend­son­ne.

Wood­pi­ge­on
Mein ers­ter Aus­flug ins gehass­lieb­te Spie­gel­zeit. Noch vor weni­gen Stun­den muss es hier unglaub­lich heiß gewe­sen sein, jetzt geht’s. Auch gut, dass das Rau­chen im Zelt jetzt ver­bo­ten ist und die Kon­zer­te auf eine Groß­bild­lein­wand im Bier­gar­ten vor dem Zelt über­tra­gen wer­den. Der Bier­gar­ten ist noch vol­ler als das Zelt. Sie mer­ken schon: Über die Musik von Wood­pi­ge­on mag ich nur ungern schrei­ben. Net­ter Folk, aber das war’s dann irgend­wie auch schon.

Noah And The Whale beim Haldern Pop 2009

Noah And The Wha­le
Jubel­stür­me im Publi­kum und mir hat’s auch gefal­len. Ich weiß nur beim bes­ten Wil­len nicht, wie ich die Musik beschrei­ben soll. Schon so ein biss­chen wie­der die­se Acht­zi­ger-Dun­kel-Kis­te, aber dann doch irgend­wie mit deut­lich mehr Folk-Ein­flüs­sen. Egal, wonach es klingt: Es klang toll.

Anna Tern­heim
Und da hät­ten wir dann auch mein ers­tes ech­tes High­light des Fes­ti­vals: Anna Tern­heim, die mir auch schon öfter von Freun­den emp­foh­len wor­den war, was ich wie üblich irgend­wie nicht in einen Hör-Impuls hat­te umwan­deln kön­nen. Jeden­falls habe ich ihre Musik jetzt gehört und war begeis­tert. Klu­ger Sin­ger/­Song­wri­ter-Pop zwi­schen Regi­na Spek­tor und First Aid Kit.

Colin Munroe beim Haldern Pop 2009.

Colin Mun­roe
Ein ganz per­sön­li­cher Favo­rit von Hald­ern-Orga­ni­sa­tor Ste­fan Reich­mann, der zwi­schen­durch auch selig lächelnd neben der Büh­ne stand. Über­haupt lächel­ten alle im Spie­gel­zelt und wer nicht lächel­te, war grad mit Tan­zen beschäf­tigt. Colin Mun­roe aus Toron­to, der in Hald­ern sei­ne ers­te Show außer­halb Nord­ame­ri­kas spiel­te, ist mit Hip­Hop auf­ge­wach­sen und kom­bi­niert die­sen sehr läs­sig mit Pop und knallt dem Publi­kum einen Sound vor den Latz, bei dem man schon dem Hirn­tod nahe sein muss, um ruhig zu blei­ben. Wie Jason Mraz (nur mehr nach vor­ne), wie die New Radi­cals (nur moder­ner), wie The Whitest Boy Ali­ve (nur noch zwin­gen­der). Mei­ne Her­ren, defi­ni­tiv der Höhe­punkt des ers­ten Tages, egal was jetzt noch kommt.

Athlete beim Haldern Pop 2009.

Ath­le­te
Ath­le­te ver­öf­fent­li­chen die­ses Jahr ihr vier­tes Album, was bei mir die Fra­ge auf­wirft, wie ich eigent­lich ihr drit­tes ver­pas­sen konn­te. Nun ja: zu spät. Gespielt haben sie Songs aus allen Schaf­fens­pe­ri­oden, ihren mut­maß­lich größ­ten Hit „Half Light“ gleich an drit­ter Stel­le. Das war schon deut­lich main­stream­ra­dio­taug­li­cher als die meis­ten ande­ren Bands, hat aber genau­so viel Spaß gemacht. Die Mischung aus Melan­cho­lie und Eupho­rie (s.a. Star­sail­or, Vega4, The Upper Room) muss man frei­lich mögen. Ich tu’s und so war’s ein gelun­ge­ner Abschluss für den (also: mei­nen) ers­ten Fes­ti­val­tag.

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It’s always raining somewhere

Im Geis­te von Har­ry Rowohlt habe ich mich ent­schlos­sen, es fol­gen­der­ma­ßen zu sagen: Ich erzäh­le mal kurz was übers La-Pam­pa-Fes­ti­val. Ich habe das inzwi­schen über­all rum­er­zählt; da sehe ich nicht ein, wes­halb ich es aus­ge­rech­net Ihnen nicht auch erzäh­len soll. Das war’s jetzt aber auch mit dem frei­en Zitie­ren.

Über das Fes­ti­val selbst muss man zumin­dest Fol­gen­des sagen: Es ste­hen zwei bis drei Büh­nen (die Zahl hängt mas­siv davon ab, wie die per­sön­li­che Defi­ni­ti­on des Wor­tes „Büh­ne“ bei den jewei­li­gen Besu­chern beschaf­fen ist) auf einem See­bad-Gelän­de am Süd­ost­zip­fel des Lan­des Sach­sen, in der Nähe von Gör­litz, genau­er: Hagen­wer­der bei Gör­litz. Um den See her­um kann man zel­ten, unmit­tel­ba­re Nähe zum Was­ser ist hier­bei unbe­dingt emp­feh­lens­wert. Denn mit jedem Zen­ti­me­ter, um den man sich mit dem Zelt vom See ent­fernt, steigt die ohne­hin schon gefähr­li­che Pro­xi­mi­tät zur anlie­gen­den Gleis­an­la­ge. Die­se wird zwar nur jede Stun­de von einer S‑Bahn der ODEG (Ost­deut­sche Eisen­bahn GmbH – des­halb müss­te sie eigent­lich ODEGMBH hei­ßen, aber was weiß ich schon?) befah­ren, ist aber auch nicht mit einem Zaun vom Weg um den See abge­trennt. Wie durch ein Wun­der kommt, soviel ich weiß, am gan­zen Wochen­en­de nie­mand dabei ums Leben.

Ich wer­de jetzt hier nicht chro­no­lo­gisch auf­zäh­len, was alles schief gegan­gen ist oder schlech­ter als gedacht funk­tio­niert hat. Das mit dem Wet­ter, dafür kann ja nie­mand was, aber wenn es jeden Abend pünkt­lich um 22 Uhr anfängt, ein pie­sa­cken­des Biss­chen mehr als zu nie­seln, macht das aus einem ent­spann­ten Kon­zert von The Notwist am Frei­tag schon mal eine klei­ne Hän­ge­par­tie, vor allen Din­gen des­halb, weil an den Stel­len der Songs, die auf­grund ihrer stei­gen­den Inten­si­tät auch mit mehr Licht unter­malt wer­den, das Aus­maß des Regens erst gut beleuch­tet sicht­bar wird und man dadurch ganz und gar nicht zum Jubeln und Froh­lo­cken auf­ge­legt ist.

Irgend­wann hat man sich natür­lich dran gewöhnt. So um 1 Uhr nachts oder so, da ist man dann halt nass, Leug­nen hilft auch nicht mehr. Was dazu führt, dass ich Bona­par­te um Vier­tel vor Drei schon so früh zu mei­nem per­sön­li­chen Fes­ti­val­hö­he­punkt erklä­re und mir vor­neh­me, zukünf­tig mein streng abschät­zi­ges Ver­hält­nis zu, par­don, Hüpf- und Spring­mu­sik, noch ein­mal zu über­den­ken.

Die Nacht fin­det aller­dings lei­der nicht statt, weil es so laut reg­net, dass ich das Gefühl habe, eine Mil­li­on klei­ner Stei­ne fie­le auf das Zelt­dach. Das wird nur über­trof­fen von einer Hand­voll männ­li­cher Jugend­li­cher aus dem nahe gele­ge­nen Gör­litz-Hagen­wer­der/­Wein­hü­bel, oder wie auch immer das heißt, die einen gefühl­ten Zen­ti­me­ter von mei­nem Ohr ent­fernt einen unfass­ba­ren Radau machen, unter ande­rem so gear­tet, dass mit stei­gen­dem Alko­ho­li­sie­rungs­grad die Laut­stär­ke steigt, die Qua­li­tät der Wit­ze aller­dings rapi­de absinkt, bis sie bei wahn­sin­nig­un­ter­ir­di­schen Ras­sis­men gegen Polen ange­kom­men sind, bei denen ich eigent­lich hoff­nungs­voll über­zeugt war, dass sie end­lich, end­lich, end­lich ein­mal aus der Mode kom­men wür­den. Statt­des­sen schä­me ich mich stell­ver­tre­tend für die gesam­te Mensch­heit und ver­su­che neu­ro­tisch, mich in den Schlaf zu wie­geln. Immer­hin fin­de ich ein Oro­pax, das ich in der Mit­te salo­mo­nisch zer­tei­le, damit bei­de mei­ner Ohren ihre Ruhe krie­gen.

Sams­tag spie­len Por­tu­gal. The Man in der Haupt­sa­che, und viel­leicht noch Click­Click­De­cker, den/​die ich eigent­lich sehr gern mag, die aber im Ver­gleich zum immer noch nach­wir­ken­den groß­ar­ti­gen Ein­druck von Bona­par­te eine eher schwam­mi­ge und lasche Vor­stel­lung ablie­fern, mit­un­ter sicher auch des­halb, weil sie sehr lei­se sind. Ande­rer­seits aber auch des­halb, weil ich glau­be ich so lang­sam genug Lie­der gehört habe, die am Ach­tel-Fie­ber lei­den. But that’s just me.

Wenn ich aber nun zusam­men­fas­send ein biss­chen zwie­ge­spal­ten bin und sage, dass ich schon weiß, war­um ich kaum auf Fes­ti­vals gehe, und mein letz­tes davor mitt­ler­wei­le schon sechs Jah­re her ist (und des­halb not­wen­dig war, weil ich sonst ver­mut­lich nie mehr Radio­head live gese­hen hät­te, ohne dafür mei­ne See­le für den Ticket­preis zu ver­kau­fen), dann liegt das mit Sicher­heit nicht an der Musik, die näm­lich, trotz aller bösen Kon­no­ta­ti­on des Aus­drucks, wenn nicht sehr gut, dann immer­hin gut gemeint war. Es liegt viel­mehr dar­an, dass ich noch heu­te, zwei Tage danach, Ohrenzwi­cker aus dem Zelt in mei­nem Zim­mer fin­de. Oder dass ich die Schu­he, die ich dabei hat­te, wahr­schein­lich weg­wer­fen muss, nach­dem ich ver­sucht habe, mit dem Mes­ser den alten krus­ti­gen Schlamm aus den offe­nen Zwi­schen­räu­men zwi­schen Stoff und Soh­le zu ent­fer­nen. Und an einem mehr oder weni­ger fie­sen Schnup­fen, den ich so gut gebrau­chen kann wie ein Loch im Knie.

Zum Schluss noch eine päd­ago­gi­sche Note. Wenn Sie unsi­cher dar­über sind, wie das Wort „Mate­ri­al“ rich­tig aus­ge­spro­chen wird, und sich dies­be­züg­lich infor­mie­ren möch­ten, hal­ten Sie nicht, ich wie­der­ho­le, nicht, unter kei­nen Umstän­den, an einem Rast­hof in der Nähe von Kosel an der Bun­des­stra­ße 99. Egal, wie leer der Tank ist. Es sei denn natür­lich, sie wol­len für den Rest Ihres Lebens mit einem brei­ten, auf­dring­li­chen „Mat­t­är­jol“ auf der Zun­ge her­um­lau­fen.

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Musik Unterwegs

Bochum Total 2009

In den letz­ten Tagen war Bochum mal wie­der der Mit­tel­punkt irgend­ei­ner Welt – mut­maß­lich der Musik­welt Nord­rhein-West­fa­lens. Jeden­falls war Bochum Total und aus mir selbst nicht ganz nach­voll­zieh­ba­ren Grün­den woll­te ich mög­lichst viel davon mit­krie­gen.

Ort der Gegensätze: Bochum Total

Vier Tage, 60 Bands, hun­dert­tau­sen­de Liter Bier und noch ein biss­chen mehr Regen­was­ser – eine per­sön­li­che Doku­men­ta­ti­on:

Don­ners­tag, 2. Juli

Man kann nicht behaup­ten, ich sei schlecht vor­be­rei­tet gewe­sen: Cen­ti­me­ter­dick hat­te ich Son­nen­creme auf­ge­tra­gen, um eine zer­fetz­te Nase wie nach mei­nem Nord­see-Urlaub zu ver­mei­den. Ich hat­te eine Son­nen­bril­le auf, die nicht nur unge­fähr­de­tes fas­sungs­lo­ses Anstar­ren bizarr geklei­de­ter Men­schen ermög­lich­te, son­dern auch derbs­te Gewit­ter­tier­chen-Schwär­me davon abhielt, mir in die Augen zu flie­gen. War­um das alles nur halb­gut vor­be­rei­tet war, lesen Sie gleich …

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Die leckersten Momente des Grimme Online Awards 2009

Ab 2010 wird die Infor­ma­ti­ons­ge­mein­schaft zur Fest­stel­lung der Ver­brei­tung von Wer­be­trä­gern, kurz IVW, end­lich die Rele­vanz von Page Impres­si­ons als Mess­grö­ße ein­schrän­ken. Was heißt das aber genau? Künf­tig wer­den PI-stei­gern­de Klick­stre­cken immer sel­te­ner wer­den. Des­halb wol­len wir an die­ser Stel­le ger­ne die Gele­gen­heit nut­zen, noch­mal eine Bil­der­stre­cke anzu­bie­ten.

(Na gut, das war gelo­gen, eine ech­te Klick­stre­cke ist das nicht. Denn hier müs­sen Sie ja nur ein Mal kli­cken.)

Auf ins­ge­samt 13 Bil­der zei­gen wir die schöns­ten Moment­auf­nah­men des gest­ri­gen Grim­me Online Awards.

Häppchen beim Grimme Online Award 2009
Häpp­chen beim Grim­me Online Award 2009