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Musik

One More Night

Es ist jetzt fast auf den Tag genau 15 Jahre her, dass ich mein Abi-Zeugnis ausgehändigt bekam und ins sogenannte Erwachsenenleben entlassen wurde. Ein Abitreffen ist nicht angesetzt (zumindest weiß ich nichts davon) und so werde ich auch weiter nicht wissen, was die früheren Klassenclowns, Skater, Traumfrauen und Nervensägen heute machen — zumindest diejenigen, deren Eltern meine Mutter nicht regelmäßig in Dinslaken auf dem Wochenmarkt trifft. Das ist aber auch okay, denn Nostalgie ist ein Gefühl, das ich (wie die meisten anderen Gefühle auch) am Liebsten in den eigenen vier Wänden auslebe.

Oder eben in der ausverkauften Kölnarena, wo Phil Collins diese Woche nicht ein, nicht zwei, nicht drei, nicht vier, sondern fünf Konzerte spielt. Collins ist, wie ich schon einmal in einem eher ungelenken Blog-Eintrag zu beschreiben versucht habe, der auch erst knackige zehn Jahre alt ist, ein Held meiner Kindheit. Jahrelang ging ich als eifriger, aber fremdsprachlich unterentwickelter Schlagzeug-Schüler davon aus, der drum fill, also jene Akzentuierung, die einen Übergang von einem Songteil (z.B. Strophe) zum nächsten (z.B. Refrain) markiert, sei nach Phil Collins benannt.

Als Collins die Konzerte (zunächst waren für Köln zwei geplant) im vergangenen Jahr ankündigte, habe ich den Gedanken nach kurzer Überlegung verworfen — hatte ich mir doch geschworen, dass die 80,40 Euro, die ich im Jahr 2011 für Paul McCartney gezahlt hatte, meine teuerste Konzertkarte jemals bleiben sollten. Dann saß ich letzte Woche mit einer Freundin zusammen, wir sprachen über die Konzerte, guckten nach wieder verfügbaren Karten und sagten uns mit größenwahnsinniger Selbstverständlichkeit: “Klar, 100 Euro, warum auch nicht?!”

Erst als wir auf der Autobahn Richtung Köln sind und die größten Phil-Collins-Hits (also: die, die in eine siebzigminütige Autofahrt passen) aus den Boxen schallen, wird mir richtig klar, worauf wir uns hier eingelassen haben: eine popkulturelle Rückführung in ein früheres Leben — eines, wo man Kind war, auf dem Wohnzimmerteppich liegend das hörte, was die Eltern hörten, und Musik noch nicht dem Distinktionsgewinn diente, sondern ausschließlich der Unterhaltung.

Bereich Arena ab ca. 18 Uhr hohes Verkehrsaufkommen - PHIL COLLINS -

Rund um die Kölnarena herrscht schon um 18 Uhr großer Andrang: In langen Schlangen stehen die Menschen, um rechtzeitig … äh, ja: auf ihren nummerierten Plätzen sitzen zu können. Die größte Überraschung ist die, dass wir nicht die Jüngsten sind. Ticketübergabe, dann in der angrenzenden Systemgastronomie essen. Ich fühle mich wieder wie 16, als man freitagsabends mit Freunden ins Multiplexkino am Einkaufszentrum der nächsten größeren Stadt gehen durfte. (Das kostet ja inzwischen bestimmt auch genauso viel.)

Unsere Plätze liegen so, dass sie den Eindruck, hundert Euro wert zu sein, ziemlich gut erwecken können. Auf den LED-Wänden links und rechts der Bühne und auf der Gaze vor der Bühne laufen Fotos aus allen Lebens- und Schaffensperioden des Künstlers und ich denke zum wiederholten Male, dass die Ähnlichkeit zwischen ihm und Fran Healy zu jeder Zeit gegeben war.

Schlag Acht geht die Werbung auf dem Videowürfel unter der Hallendecke aus, kurz darauf auch die Saalbeleuchtung und schließlich schlurft der leibhaftige, 66-jährige Phil Collins mit einem Krückstock auf die Bühne und setzt sich, während sich weite Teile des Publikums erhoben haben, auf einen Stuhl am Bühnenrand. An der Stirn hat er ein großes Pflaster, nachdem er letzte Woche in London im Hotelzimmer gestürzt war und zwei Konzerte verschieben musste. “My back hurts, my leg is fucked”, erklärt er, und eigentlich habe er das alles nicht mehr machen wollen: “But I missed you so much!” Das könnte man jetzt unter klassischem Konzertgeschmeichel abtun, aber dann denkt man daran, dass der Mann nach seiner “Pensionierung” in seinem Schweizer Domizil vor lauter Langeweile ein Alkoholproblem entwickelt hatte, und man will, nein: muss ihm einfach glauben!

In diesen Austausch von Herzlichkeiten hinein perlen die ersten Klaviertöne und es wird direkt klar: Hier werden heute Abend keine Gefangenen gemacht, hier wird gleich mal mit dem Riesenhit “Against All Odds” eröffnet. Die Band steht, für das Publikum immer noch unsichtbar, hinter der Gaze und als das Schlagzeug einsetzt, wird der Drummer von hinten so angestrahlt, dass sein Schatten riesengroß über dem sitzenden Phil Collins erscheint — was als irgendwie verdrehte Metapher ganz, ganz wundervoll ist, denn der Drummer ist dessen 16-jähriger Sohn Nicholas.

Dann geht der Vorhang hoch, man sieht die Band und die Messlatte wird mit “Another Day In Paradise” noch mal ein bisschen höher gelegt. Dieser Song ist – neben Tina Turners “The Best” und Miles Davis’ “Human Nature”-Cover – für mich der Klang elterlicher Geburtstage, an denen wir lange aufbleiben und den Erwachsenen mit unserer Anwesenheit auf die Nerven gehen durften. Ja, ich habe Paul McCartney “Hey Jude” singen gesehen, Robbie Williams “Angels” und a-ha “Take On Me”, aber das war alles höchstens das Warm-Up für die emotionale Überforderung, die nun einsetzt, und der ich nur zu begegnen weiß, indem ich schnell den Refrain auf dem iPhone mitfilme und an meine ganze Familie schicke.

Die Stimmung wird ein wenig runtergekühlt mit “One More Night” und “Wake Up Call”, einem Song aus dem Spätwerk “Testify”, das, wie eine Akklamation in der Halle ergibt, fünf oder sechs Menschen gekauft haben — “but don’t worry: I didn’t buy your records, either!” Und dann: “Follow You Follow Me”, der große Genesis-Hit. Auf den LED-Wänden sind Szenen aus allen Epochen der Band (inkl. Peter Gabriel) zu sehen und es fühlt sich ein bisschen beruhigend an, dass ich nicht zur Mehrheit der Menschen hier in der Halle gehöre, die dieser Song jetzt an die damals so genannten “Feten” in den Kellern ihrer Elternhäuser erinnert, sondern ich ihn schon auf einem Oldie-Sampler kennengelernt habe.

Die nächsten Minuten verbringe ich damit, mir eine Meinung über das zu bilden, was bei einem Konzert in gewisser Weise das Wichtigste sein könnte: die Musik. Manche Songs klingen tight und perfekt eingespielt (weite Teile der Band spielen schon mindestens doppelt so lange mit Phil Collins, wie Drummer Nicholas auf der Welt ist), andere schleppen und zerfasern so, dass sie fast auseinander zu fallen drohen. Akustisch macht die Kölnarena ihrem schlechten Ruf wieder alle Ehre: kennt man den Text eines Songs, geht’s, kennt man ihn nicht, versteht man kein Wort.

Aus mir persönlich nicht verständlichen Gründen singt Collins auch “Separate Lives”, einen Song, der seinen Ruf als pop culture punching bag mitbegründet haben dürfte: cheesy, auf das ausgelegt, was unsere Eltern “Klammerblues” nannten, und bei aller Liebe einer seiner schlimmsten Songs — und das, obwohl er ihn gar nicht selbst geschrieben hat. Nach “Only You Know And I Know” geht’s in die zwanzigminütige Pause: “You might need to go the bathrooms and we will do the same!”

Meine Begleitung nutzt die Zeit, um das Merchandise zu inspizieren: T-Shirts für 30 und Pullover für 50 Euro erscheinen einem für ein Arena-Konzert beinahe angemessen.
“Keine Drumsticks?”, frage ich enttäuscht. “Für Phil Collins signature drumsticks würde ich heute Abend jeden Preis bezahlen!”
Schnitt: Zwei junge Frauen kehren in unseren Block zurück, in ihren Händen jeweils ein Paar Drumsticks.

Ich frage mich, ob Nicholas Collins auch mit den Stöcken trommeln muss, auf denen die Unterschrift seines Vaters prangt. Nach der Pause darf er in einem ausführlichen Duett mit Percussionist Luis Conte jedenfalls noch mal ohne jedes Beiwerk zeigen, was er so drauf hat. Das hätte ich vermutlich auch nicht hinbekommen, wenn ich meinen Schlagzeugunterricht damals ernst genommen hätte. Aber wenn ich meinen Biologieunterricht ernst genommen hätte, könnte ich jetzt etwas über “Vererbungslehre” schreiben.

Bei “You Know What I Mean” beweist Nicholas, dass ein Collins natürlich mehr als nur ein Instrument beherrscht: er spielt die Ballade am Klavier, sein Vater, der vermutlich nie mehr irgendein Instrument wird spielen können, sitzt daneben und singt und als Nic Phil danach im tosenden Applaus umarmt und auf die Glatze küsst, muss ich mich wegdrehen und zu den Worten “Entschuldigung, ich hab auch einen Sohn” hektisch vor meinem Gesicht herumwedeln.

Überhaupt kann man sich an diesem Abend ja kein Stück freimachen von der ganzen story, die hier permanent mitschwingt: dass das hier eben Comeback und Abschied zugleich ist, weil es – zumindest Stand heute Abend – eher unwahrscheinlich erscheint, dass Phil Collins sich das alles noch mal antun wird. Er ist zwar “Not Dead Yet”, wie Tour und Autobiographie heißen, aber eben auch eher das Gegenteil eines Mick Jagger, der mit 182 Jahren immer noch über die Bühne gockelt. Man verzeiht ihm deshalb, wenn die Stimme mal nicht mehr ganz so frisch klingt (was aber selten passiert), wenn die Band einen tausend Mal gehörten Hit eine Spur zu langsam anstimmt, und auch, dass sich die Produzenten der Show in der zweiten Hälfte dafür entschieden haben, auf der Bühne eine Art “Wetten, dass..?”-Atmosphäre (aus den Frank-Elstner-Jahren) zu simulieren: Hinter der Bühne weht ein ockerner Vorhang, der so vermutlich immer noch in der Stadthalle Böblingen hängt, die Lichter strahlen in Orange und Gelb.

Und dann, nach all den Hits, endlich der Hit: angeschlossen an ein gefühlt achtminütiges Intro beginnt der Roland CR-78 zu zirpen und der Saal atmet tief durch. “In The Air Tonight”. Alle singen mit, fast alle stehen und natürlich warten alle nur auf diesen einen Moment, der auf der Albumversion nach 3:41 Minuten kommt — der vermutlich berühmteste drum break aller Zeiten. Es ist dann letztlich: ein Takt, zehn Schläge, wahnsinnig viel Licht — und es geht weiter. Manchmal kommt es in der Popmusik, wie im Leben, aber auf diesen einen Moment an.

Danach bewegt sich – um mal eine besonders schiefe Metapher zu verwenden – das Hit-Feuerwerk auf die Zielgerade: “You Can’t Hurry Love”, “Dance Into The Light”, “Invisible Touch”, “Easy Lover” und “Sussudio”, dem man an diesem Abend einfach mal verzeiht, dass es ein ziemlich dummer Song ist; im Wesentlichen ein schlecht umlackiertes “1999” von Prince, dessen Fahrgestellnummer nur notdürftig rausgefeilt wurde. Dafür gibt es buntes Konfetti und alle tanzen!

Zur ersten Zugabe, dem Vera-Lynn-Cover “If You Love (Really Love Me)” steht Collins angelehnt ans Klavier, danach schließt der Abend mit einem ausgiebigen “Take Me Home”. Als die Hallenbeleuchtung angeht, ist es 22.47 Uhr. Die Drumsticks kosten 20 Euro — ein nicht völlig absurder Preis, den ich hier und jetzt natürlich gerne zahle. Wir brauchen ewig, um zu unserem Auto zu kommen, und noch länger, um damit das Parkhaus zu verlassen. Heute waren wir fünf Jahre alt. Und 16. Und erwachsen.

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Politik Gesellschaft

Lucky & Fred: Episode 17

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Niemand interessiert sich dafür, wenn wir irgendwelche TV-Komiker beschimpfen — deswegen wollen wir von den Schlimmsten lernen und schauen uns die PR-Strategien ausgewählter Despoten an. Dann schauen wir auf unseren Zivildienst, die Landtagswahl in NRW und erklären Martin Schulz, wie er doch noch Bundeskanzler wird. Und um Deutschland wirklich zu verstehen, sprechen wir über die Bundeswehr, Fußballfans und Helene Fischer — ein Festival der Liebe!

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Musik

Nah dran

Ich bin jetzt in einem Alter, in dem die meisten Menschen neue Musik nur noch über das Radio wahrnehmen. Beruf und Familie verhindern eine nähere Auseinandersetzung und man muss auch erkennen, dass das bei vielen Leuten eigentlich nie anders war: Die haben halt immer schon gehört, was in den Charts war oder was die Peer Group gehört hat — und das ist ja auch total okay, denn wenn sich alle Leute derart in Musik und Popkultur verlieren würden, käme ja niemand mehr zum Arbeiten und Kinder erziehen.

Obwohl ich mich bemühe, mit den allen aktuellen Veröffentlichungen mitzuhalten, höre ich dann doch meistens nur die neuen Alben der Künstler, die mich schon lange begleiten: Meine meistgehörten CDs im letzten Jahr waren die neuen von Weezer und Jimmy Eat World. Dieses Jahr habe ich mit Sampha und Stormzy immerhin schon zwei Debütalben gehört, aber aktuell auf hoher Rotation ist ein Künstler, der mich seit fast 15 Jahren begleitet: Andrew McMahon.

Andrew McMahon In The Wilderness - Zombies On Broadway (Albumcover)Ich habe schon angesichts des ersten Andrew-McMahon-In-The-Wilderness-Albums versucht, das besondere Verhältnis zu beschreiben, dass ich zu ihm und seiner Musik – zuvor in den Bands Something Corporate und Jack’s Mannequin – habe. Andrew McMahon könnte auch ein Album voller Weather-Channel-Jingles veröffentlichen und ich würde es rauf und runter hören — was ganz praktisch ist, denn “Zombies On Broadway” ist beinahe ein Album voller Weather-Channel-Jingles geworden.

Offenbar hat er viel mit seinen Kumpels von fun. rumgehangen, denn “Zombies” setzt noch mehr auf großen, großen Pop als die Veröffentlichungen davor: Keyboardflächen, Chöre, programmierte Beats, viele Pauken (aber wenige Trompeten). Ungefähr jeder der zehn Songs auf dem Album klingt, als wolle sich Andrew McMahon als ESC-Komponist bewerben — im Positiven, wie im Negativen. Nur wenig erinnert noch an Something-Corporate-Kracher wie “Only Ashes” oder “If You C Jordan” oder einen Jack’s-Mannequin-Song wie “The Mixed Tape” (gut: da hat auch Tommy Lee getrommelt) — außer natürlich Andys Stimme (die über die Jahre deutlich sicherer und voller geworden ist), die unwiderstehlichen Melodien und die sanfte Melancholie, die in jedem Song irgendwo durchscheint.

Der Sprechgesang des Openers “Brooklyn, You’re Killing Me” klopft bei Twenty One Pilots an, ohne deren Originalität und Vielseitigkeit zu erreichen. “Don’t Speak For Me”, dessen Intro gar an die schrecklichen Chainsmokers erinnert, war laut Andys Aussage ursprünglich für eine/n andere/n Künstler/In gedacht — und es ist angesichts des Sounds nicht ganz abwegig, dass das jemand wie Taylor Swift oder Selena Gomez hätten sein sollen (ohne jetzt irgendwas gegen die beiden sagen zu wollen). “Love And Great Buildings” klingt nicht nur im Intro wie Owl City, sondern verläuft sich auch genauso zwischen den Bildspendern seiner Metaphern: “Love and great buildings will survive / Strong hearts and concrete stay alive / Through the great depressions / Yeah, the best things are designed to stand the test of time”. Ja, schon klar: das kann man unglaublich cheesy, schrecklich und schlimm finden, aber ich mag’s — aber ich mochte ja auch “Fireflies”.

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Mein Highlight “So Close” ist ein großartiges Liebeslied, das in den Strophen noch am ehesten an die alten Band-Sachen erinnert, um im Refrain dann irgendwo zwischen “Happy” und “Can’t Stop The Feeling” herumzutanzen, und die Vorabsingle “Fire Escape” macht akustisch das große Fass der Chöre und Trommeln auf, das auf dem Album fast zum Überlaufen kommt.

Wie beim letzten Album gilt: Ich kann total verstehen, wenn man zu diesem Radiopop – der in den USA jetzt tatsächlich mal im Radio läuft – keinen Zugang findet und lieber zu Twenty One Pilots, Taylor Swift oder Owl City greift (die Chainsmokers bleiben natürlich indiskutabel). Und wenn man mit dem Alternative Rock von Something Corporate aufgewachsen ist, kostet es schon etwas Überwindung, diesen musikalischen Weg mitgehen zu wollen.

Andrew McMahon findet dazu wie immer die passenden Worte: “And these could be the best or darkest days / The lines we walk are paper thin / And we could pull this off or push away / Cause you and me have always been” — um dann ganz oft die Worte “so close” zu wiederholen.

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Politik Gesellschaft

Lucky & Fred: Episode 16

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Der Vereinsvorsitzende aller Horrorclowns ist zum US-Präsidenten gewählt worden, aber in Deutschland gibt es Hoffnung: Martin Schulz will Bundeskanzlerin werden. Über diese Themen und über alles andere sprechen Lucky & Fred in der neuesten Ausgabe ihres beliebten Podcasts.

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Weiterführende Links:
4:50: Arte-Dokumentation über Donald Trump
11:27: Emily Nussbaum: “How jokes won the election”
20:00: correctiv.org: Pretzell und Petry in Erklärungsnot
48:14: Conchita singt “Satellite”

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Film

Cinema And Beer: “La La Land”

La La Land (Offizielles Filmplakat)

Singen, tanzen, schöne Menschen — “La La Land” mit Emma Stone und Ryan Gosling hat alles, was einen klassischen Hollywood-Film ausmacht. Und: Es ist ein Film über Hollywood. Also ein klarer Oscar-Favorit? Tom Thelen und Lukas Heinser waren im Kino und sind sich nicht ganz sicher, was sie von dem Film halten sollen.

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Film

Cinema And Beer: “Rogue One — A Star Wars Story”

Rogue One — A Star Wars Story (Offizielles Filmplakat)

Einmal im Jahr gehen Tom Thelen und Lukas Heinser gemeinsam ins Kino, um sich einen Film aus dem “Star Wars”-Universum anzusehen. 2016 ist es “Rogue One — A Star Wars Story”, oder auch “Episode 3,5”. Ein Gespräch über Genrefilme, tote Schauspieler auf der Leinwand und die Mitarbeiter der Todesstern-Kantine, geführt bei einem kühlen Glas Bier.

Cinema And Beer: “Rogue One — A Star Wars Story”

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Gesellschaft Politik

Wieder die Political Correctness!

Seit Donald Trump aufgrund eines sehr komplizierten Wahlsystems als nach Wählerstimmen klar unterlegener Kandidat zum US-Präsidenten gewählt wurde, tobt die große feuilletonistische Debatte darüber, wie das passieren konnte, was sich ändern muss und warum Menschen eigentlich jemanden wählen, der permanent lügt, seine Meinung ändert und sexistische und rassistische Sprüche in Mengen unters Volk haut, die bei Sonderangeboten im Supermarkt nicht mehr unter den Begriff “haushaltsüblich” fallen würden.

Das Schöne an dieser weltweiten Debatte ist, dass sich die Diskutanten über die Frage, ob und wie man jetzt mit diesen Menschen sprechen müsste, derart gegenseitig selbst zerfleischen, dass sie sicher sein können, auf absehbare Zeit nicht mit diesen Menschen sprechen zu müssen. Willkommen im größten SoWi-LK der Welt!

Immer wieder hört man, die “Political Correctness” sei schuld. Wenn weiße Männer in den besten Jahren, die einen Arbeitsplatz und eine gesunde Familie haben, nicht mehr “Neger” sagen und fremden Frauen an den Hintern fassen dürfen, wählen sie die AfD. (Weiße Männer in den besten Jahren, die Kolumnen gegen “Politcal Correctness” schreiben, würden in ihrer bekannt jovialen Art vermutlich hinzufügen wollen, dass Männer in den besten Jahren auch AfD wählen, weil “ihre Alte sie nicht mehr ranlässt”, hätten dann aber wahrscheinlich doch zu viel Angst vor den Reaktionen zuhause.)

Die Kolumne von Mely Kiyak bei “Zeit Online” ist der 792. Text, den ich seit dem 9. November zu diesem Thema gelesen habe, aber da steht noch einmal viel Kluges drin. Zum Beispiel:

Wenn Politiker in Zeiten von brennenden Asylheimen und Angriffen auf Minderheiten fordern, es müsse erlaubt sein, offen Probleme der Integration zu benennen, dann wird es düster und unverschämt: Wir haben in Deutschland viele Probleme, aber sicher keines damit, dass man sich nicht jederzeit rassistisch, widerwärtig und primitiv im öffentlichen Raum äußern dürfe. Die öffentlichen Talkshows wären ohne die permanente Infragestellung von Minderheiten und ihrer angeblichen Integrationsfähigkeit aufgeschmissen.

Immer wieder hört man ja seit Jahrzehnten den Satz “Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!” und jedes Mal möchte man antworten: “Man darf es sogar sagen. Das ist ja das Tolle an der Meinungsfreiheit! Du darfst es sagen, Deine Freunde können Dich dafür feiern, aber sei darauf vorbereitet, dass es vielleicht nicht jeder gut findet und einige lieber nichts mit Dir zu tun haben wollen!” Diese Menschen wollen ja aber gar keine Meinungsfreiheit — jedenfalls nicht für die, die anderer Meinung sind als sie.

In der aktuellen “Zeit” gibt es einen Text über den aktuellen Zustand des Feminismus von Elisabeth Raether, der, so Raether, immer stiller wird:

Statt sich mit all seinem Gewicht am Kampf der freien Gesellschaften gegen die rasend schnell wachsenden autoritären Bewegungen zu beteiligen, liefert er sich amüsante Wortgefechte mit Kolumnisten wie Jan Fleischhauer und Harald Martenstein – Männern, von denen doch eine eher überschaubare Gefahr ausgeht.

Ja, könnte man so sehen.

Das sind jetzt nur zufälligerweise genau solche weißen Männer in den besten Jahren, die Kolumnen gegen “Politcal Correctness” schreiben, und damit jenen weißen Männer in den besten Jahren, die einen Arbeitsplatz und eine gesunde Familie haben, aber nicht mehr “Neger” sagen und fremden Frauen an den Hintern fassen dürfen, aus dem Herzen sprechen. Auch wenn man dort beim Sprechen vermutlich seinen eigenen Atem sieht.

Es folgen einige Absätze, in denen auch ein richtige Gedanken stecken, und dann das hier:

Das Jahr 2013 haben Feministinnen damit verbracht, dem FDP-Politiker Rainer Brüderle auf kleinlichste Weise ein misslungenes Kompliment vorzuhalten. Herbst 2016: Ein Mann wird ins Weiße Haus gewählt, für den sexuelle Gewalt eine ausgefallene Flirttechnik ist.

Doch jetzt ist die Sprache der Moral aufgebraucht. Der Vorwurf des Sexismus wurde so oft gemacht, dass es inzwischen ein Leichtes ist, ihn zu relativieren. Löst man so oft Fehlalarm aus, wird einem nicht mehr geglaubt, wenn das Haus wirklich brennt. Nicht nur das Wort Feminismus hat seinen Schrecken verloren – dem Begriff Sexismus ist seine moralische Kraft abhandengekommen und damit die Schutzfunktion, die er mal hatte.

Ja, könnte man so sehen.

Man könnte sich aber auch kurz an die seligen Zeiten des Jahres 2013 erinnern, als wir glaubten, ernsthaft Grund zu der Annahme zu haben, Rainer Brüderle sei ein Sexismus-Dinosaurier: Ein leicht schmieriger, leicht unbeholfener Onkel-Typ, dem man kurz das 21. Jahrhundert erklären müsste, dessen Art aber ohnehin bald weg ist. Vielleicht brannte nicht das Haus, aber wenn man bei einem Schwelbrand die Feuerwehr ruft, ist das kein Fehlalarm. Man kann ja nicht ahnen, dass drei Jahre später eine Feuerwalze apokalyptischen Ausmaßes auf das Haus zuhalten wird.

(Gleiches gilt übrigens auch für Rassismus: Nur weil es Donald Trump gibt, wird das “Jim Knopf”-Blackfacing bei “Wetten dass..?” im selben Jahr 2013 ja nicht weniger schlimm.)

Da kommen wir aber auch wieder zu einem Differenzierungsproblem, über das seit Jahren diskutiert wird: Ist jeder, der etwas sexistisches sagt, ein Sexist? Jeder, der etwas rassistisches sagt, ein Rassist? Je nach Tagesform und konkretem Fall habe ich da sehr unterschiedliche Meinungen.

Über etwas anderes kann es aber kaum unterschiedliche Meinungen geben: Wenn eine Frau nicht auf eine bestimmte Art angesprochen, angeguckt oder gar angefasst werden will, sollte man als Mann – je nach eigener Disposition – wahlweise vor Scham im Boden versinken oder wenigstens die Klappe halten. Analog bei rassistischen Vorkommnissen. “Ich finde das aber witzig”, ist ein Ausdruck von Meinungspluralität, aber kein Argument.

“Political Correctness” ist letztlich auch nur ein anderes Wort für “Anstand” oder “Höflichkeit”, was mich zum dritten Text bringt, den ich heute zu diesem Themenkomplex gelesen habe: einer Kolumne von Jagoda Marinic bei süddeutsche.de.

Ihr Thema ist die Höflichkeit:

Mag sein, dass Höflichkeit ein gestriger Wert ist, aber es ist einer, auf den wir schon viel zu lange verzichten, ohne uns gegen sein Verschwinden zur Wehr zu setzen. Stattdessen bahnen sich Menschen den Weg in die Öffentlichkeit, die Unverschämtheit für eine rhetorische Leistung halten. Unverschämtheit ist jedoch nichts weiter als ein aus den Fesseln geratenes Ego.

Diese Entfesselung des unverschämten Egos hat nicht in der Sphäre der Politik begonnen, sondern in der Fernsehwelt, genannt Unterhaltung. Die TV-Macher wollten raus aus den langweiligen Familiensendungen wie “Wetten, dass ..?” und erfanden stattdessen die Talentsuche, in der Spott über mangelndes Talent für mehr Quote sorgt als die Freude an Talent.

Dieter Bohlen ist das deutsche Aushängeschild dieses Gehabes. Der Erfolg gibt ihm recht, heißt es, wenn man das verbale Austeilen der Jury kritisiert. Eine weitere Variante dieses Spottens sind Fernseh-Teams, die sich über die Unwissenheit von Passanten in Einkaufspassagen belustigen.

Ich vertrete schon länger die Theorie, dass Simon Cowell, Juror und Produzent bei “American Idol”, “X Factor” und “Britain’s Got Talent”, und sein deutsches Pendant Dieter Bohlen einen Stein ins Rollen gebracht haben, der am Ende Donald Trump mit einem Erdrutsch (hier stimmt die Formulierung ausnahmsweise mal, wenn man darunter eine Bewegung großer Gesteinsmassen in Folge von Niederschlägen versteht, die mit sehr viel Schmutz und Dreck einhergeht) ins Weiße Haus gebracht hat: Da saßen im Fernsehen (und Trumps Popularität begann ja erst so richtig mit “The Apprentice”) diese weißen Männer in den besten Jahren, die Dinge sagten, die andere weiße Männer in den besten Jahren sich nicht (“mehr”) zu sagen trauten. Roger Willemsen, Dieter Bohlen — so hat jeder seine Role Models.

Dass ausgerechnet Multimillionäre, die in der aller-allerkünstlichsten Atmosphäre einer “Reality”-Fernsehsendung hoffnungsvolle, normale Menschen runterputzen, als authentisch, volksnah und vertrauenswürdig gelten, sagt entweder viel über die Sozial- und Medienkompetenz der Zuschauer aus oder über die Außenwirkung hart arbeitender Fachleute in der Politik. Vielleicht auch über beides, aber darüber schreibe ich dann beim nächsten Mal.

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Leben

Wochenendspaß mit der WAZ (1)

Am Morgen (oder, genauer: Vormittag) nach der “1Live Krone” durchweht den Bochumer Hauptbahnhof immer ein entfernter Hauch von Jetset und Glamour: Musikindustriemitarbeiter, leicht zu erkennen an der Kombination “Jogginganzug/Louis-Vuitton-Weekender” und der Baseballkappe auf dem Kopf, warten auf ihre Züge, die sie zurück nach Hamburg, Berlin oder … äh, ja: nach Hamburg oder Berlin bringen.

Ich habe gestern kurz den Schluss der Veranstaltung im WDR Fernsehen gesehen und bekam das wohlige Gefühl, es mir gerade exakt in dem Lebensabschnitt bequem machen zu können, wo ich 90% der dort vertretenen Leute nicht mehr bzw. noch nicht kennen muss.

Das bringt aber auch gewisse Schwierigkeiten mit sich, wenn man sich über Verlauf und Ausgang der Veranstaltung bei WAZ.de (ehemals Der Westen) informieren will.

Oder können Sie mir sagen, wie viele Personen die folgende Aufzählung umfasst?

Mark Foster, Silbermond, die Katze, Daniela Katzenberger mit ihrem Mann, Felix Jaehn, die Rapper von Bonez MC & Raf Camora.

Meine Lieblingsstelle in dem Artikel, die bei mir wildestes Kopfkino ausgelöst hat, ist aber diese hier:

Nach dem Ende der Veranstaltung aber hat [Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD)] dann ein anderes Problem. Er müsste dringend auf die Toilette, die Halle füllt sich nur langsam.

Und wo wir einmal auf der “Bochum”-Seite von WAZ.de sind, möchte ich Ihnen noch zwei weitere aktuelle Highlights mit an die Hand geben: Diese Bildergalerie, die beweist, dass man im Ruhrgebiet wirklich zu feiern weiß (und zwar alles), und diesen Blaulichtmeldung über einen Mann, der mit 2,8 Promille im Blut einen Notarztwagen in Wattenscheid mit Butter beworfen hatte, weil ihn dessen Martinshorn störte.

So weit, so normal. Spektakulär wird die Meldung durch diesen Satz:

Spontan entriss der 46-Jährige seiner ebenfalls betrunkenen Begleiterin zwei Päckchen Butter, wie die Polizei berichtete.

Laut Pressemitteilung der Polizei Bochum waren es übrigens sogar “zwei zuvor gekaufte Pakete Butter und ein Kunststoffteil, das aus einer Baustellenabsperrung stammte”.

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Gesellschaft Kultur Musik

Re: Elbphilharmonie

Ich war Anfang dieser Woche beruflich in Hamburg und habe mir ein paar Stunden Zeit genommen, um ganz doof touristisch an den Landungsbrücken auszusteigen und zu Fuß bis zum Hauptbahnhof zurück zu latschen. Es war trocken (ich habe in Berlin übrigens bedeutend mehr Regen und schlechtes Wetter erlebt als in Hamburg) und schön und ich war schon nach wenigen Metern wieder schwer verliebt in diese Stadt.

Ich mag Wasser ungeheuer gerne (zu meinen Lieblingsorten in Bochum gehört deshalb auch vor allem der Kemnader See, das einzige halbwegs ernstzunehmende Wasser im Stadtgebiet) und man kann die Landungsbrücken ja völlig zurecht als gruseligen Touristennepp mit homöopathischen Anteilen von Seefahrerromantik, also mithin als deutschen Pier 39, abtun und man kann die ganzen Aufhübschungen und Leuchtturmprojekte und die ganze Gentrifizierung kritisieren, aber das hat mich in dem Moment nicht interessiert: Ich konnte die Freiheit der großen, weiten Welt einatmen.

Ich bin dann weitergegangen Richtung Speicherstadt, wo ich feststellte, dass die Elbphilharmonie nicht nur fertig ist (kurz nach dem Bochumer Musikzentrum, aber immerhin), sondern man da bereits zum Gucken reinkann — und zwar sofort und kostenlos.

Elbphilharmonie Hamburg (Foto: Lukas Heinser)

Es folgen meine Gedanken in Echtzeit:

“Urgs, die Elbphilharmonie! Völlig überteuerter Protzbau für die hanseatische Elite. Brauch ich nicht! Das Musikzentrum ist eh viel cooler und überhaupt, blablabla, Hafenstraße, Punk, pubertäres Ichwilldanichtrein!”
“… sagt der Vollidiot, der in New York war und weder aufs Empire State Building, noch aufs Rockefeller Center wollte, weil die Schlangen zu lang waren oder das umgerechnet zwei CDs gekostet hätte und zehn Jahre später kannst Du immer noch allen erzählen, dass Du in New York warst, aber es nur aus Straßenhöhe gesehen hast!”
“Okay, ich geh da jetzt rein! Dann kann ich’s ja auch viel besser begründet doof finden!”

Was soll ich sagen: Ich hab’s versucht, aber das, was ich gesehen habe, ist wirklich, wirklich beeindruckend. Jedes einzelne Detail ist völlig unnötig kompliziert (Eine Rolltreppe, deren Steigungsgrad zwischendurch variiert! Riesige, geschwungene Glasscheiben, die in einem Drehtürmechanismus an einer unebenen Decke verankert sind!), es ist wie Math Rock mit Texten von Adalbert Stifter. Fuck yeah, Herzog & de Meuron!

Elbphilharmonie Hamburg (Foto: Lukas Heinser)

Alles, wirklich alles, ist eine knallige Antwort auf die Fragen der Leserbriefschreiber, der “Mario Barth deckt auf”-Zuschauer und des Bundes der Steuerzahler, ob “wir” “das” “jetzt” “wirklich” “brauchen”: “Nein, brauchen wir nicht. Wir brauchten auch keinen Kölner Dom, keine Alte Oper, kein Brandenburger Tor und kein Neuschwanstein. Und jetzt lasst mich endlich mit Eurem kleingeistigen Vorgartendenken in Frieden! Ich bin ein Baudenkmal für die Ewigkeit!”

Wenn man auf den Kaispeicher A einen riesigen, von Jeff Koons gestalteten Mittelfinger montiert hätte, wäre die Botschaft vergleichbar gewesen, aber die Akustik und der praktische Nutzen deutlich geringer. Die Ästhetik sowieso.

Da stand ich jetzt in 37 Metern Höhe auf der “Plaza” (Gut, an dem Namen hätte man noch arbeiten können, damit er weiniger nach Food Court im Einkaufszentrum klingt!), genoss die phantastische Aussicht und die gute Stimmung unter den Leuten, die, so nahm ich einfach mal an, je zur Hälfte Touristen und Einheimische waren. “Es ist einfach die schönste Stadt der Welt”, sagte ein Mann leicht seufzend zu seiner Begleiterin und für eine Sekunde hatte ich San Francisco, Wien, Amsterdam und Stockholm vergessen und dachte: “Jau!”

Elbphilharmonie Hamburg (Foto: Lukas Heinser)

Im Oktober war ich bei der Eröffnung des Anneliese Brost Musikforum Ruhr in Bochum (das übrigens auch ganz toll geworden ist, aber auf einem völlig anderen Level) und es war eine sehr ähnliche Atmosphäre: Wenn so ein Bauwerk erstmal fertig ist, interessieren die Kosten (egal, ob jetzt 15 oder … äh: 866?!?! Okay: 866 Millionen Euro. Hui!) nur noch die Untersuchungsausschüsse, die Haushaltsprüfer und die Journalisten. Die Menschen freuen sich über das neue Wahrzeichen, über die Kultur und – im Fall von Bochum sicherlich stärker als im Fall von Hamburg – über die überregionale Aufmerksamkeit und selbst die meisten Oppositionspolitiker und Kritiker sind, wenn’s erst mal toll geworden ist, immer schon dafür gewesen.

Dieser Text erschien ursprünglich in meinem Newsletter “Post vom Einheinser”, für den man sich hier anmelden kann.

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Leben Politik Gesellschaft

Little Brother Is Watching You

Ich sitze gerade im Café, um zu arbeiten. (Dafür trinke ich meinen Kaffee dann in meinem Arbeitszimmer.) Ich habe also meinen Laptop aufgeklappt und lese gerade diesen “Süddeutsche”-Artikel über Sahra Wagenknechts Rede in der gestrigen Generaldebatte des Bundestags.

Und jetzt steht Wagenknecht im Hohen Haus und sagt an die Bundesregierung gerichtet: “Offenbar hat ja selbst noch ein Donald Trump wirtschaftspolitisch mehr drauf als Sie.”

Alles klar, denke ich, und teile den Artikel mit dem Satz “Eine von Angela Merkels wichtigsten Wahlkämpferinnen heißt Sahra Wagenknecht” bei Facebook.

Minuten später geht ein junger Mann auf dem Weg zum Ausgang an mir vorbei und sagt: “Gute Rede!”
“Hmmmm”, frage ich, weil ich mich – ganz egozentrischer Medienfuzzi – gar nicht erinnern kann, in letzter Zeit irgendwelche Reden gehalten oder geschrieben zu haben.
“Die Rede von Sahra Wagenknecht gestern. Die hast Du doch gerade geliked, oder?”
Ich erkläre, dass ich die Rede eher kritisiert hätte, und Politiker, die Donald Trump lobten, jetzt eher nicht so ernst nehmen könne.
“Sie hat ja nur gesagt, dass er eine bessere Wirtschaftspolitik hat, und das stimmt, finde ich!”, sagt der junge Mann und ich merke, dass seine Begleiterin ihn schon sanft Richtung Tür schiebt.
“Nee”, entgegne ich und denke, dass ich bei Online-Diskussionen echt schlagfertiger bin als im real life.
“Find ich schon”, sagt er und schiebt nach: “Und ich bin ein Linker!”

In diesem Moment fällt mir ein, dass gerade jemand in meinem Rücken Martin Schulz als “Verbrecher” und “Wichser” bezeichnet hatte, und jetzt weiß ich auch, wer das war.
Die Begleiterin schafft es, den Mann durch die Tür zu bugsieren, wir tauschen noch hastig freundliche Verabschiedungsworte aus, dann sehe ich, wie sie ihn mit dieser Mischung aus Zuneigung, Erfahrung und Resignation, wie sie nur in sehr langjährigen Beziehungen vorkommt, an die Hand nimmt.

“Komisch”, denke ich und widme mich vorsichtig wieder meinem Laptop. “Früher waren die Linken doch gegen Überwachung!”

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Politik

Wir könnten dann wieder!

Erinnern Sie sich noch an die Zeit, als Barack Obama für das Amt des US-Präsidenten kandidierte und mit knackigen Slogans wie “Change”, “Hope” und “Yes, we can!” um sich warf? Es entstand ein Mem, das man damals noch nicht “Mem” genannt hat, und die Liste der Trittbrettfahrer und Nachahmungstäter war lang.

Der diesjährige Wahlkampf war freudlos und auch wenn nicht völlig auszuschließen davon auszugehen ist, dass der Hashtag #ImWithHer bei der kommenden Bundestagswahl von der Jungen Union noch einmal aufgewärmt wird, hat sich außer Oliver Pocher, dem Walter Mondale der deutschen Comedy, diese Leistungsverweigerungsschau der Inspiration bisher niemand zum Vorbild genommen.

Bisher.

Ladies and gentlemen, I present you Wolfgang Kubicki, die lose Kanone der Freien Demokraten:

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[via Boris Rosenkranz, natürlich]

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Politik Gesellschaft

Wir müssen reden!

Vier Tage sind seit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten vergangen und ich habe seitdem viele Texte gelesen, warum das überraschend oder nicht überraschend war, dass die Demokraten daran schuld seien oder die weißen Männer, dass vielleicht alles gar nicht so schlimm wird oder vielleicht alles noch schlimmer, dass wir mit den AfD-Wählern reden müssen oder ihnen zuhören, dass wir Verständnis für sie zeigen sollen oder klare Kante. Kurzum: Das linksliberale Lager, in dem ich mich bewege, ist mindestens genauso gespalten wie die Gesellschaft selbst. Der Motor hat gerattert, diverse Warnlampen sind angegangen, es kam Qualm aus der Motorhaube und die Tankanzeige leuchtete und jetzt stehen wir vor einem liegengebliebenen Auto und diskutieren darüber, ob wir vielleicht Luft in die Reifen hätten packen sollen.

Manchmal wird jetzt darauf hingewiesen, dass nicht alle Trump-Wähler Rassisten und/oder Sexisten seien, was sicherlich richtig ist. Aber sie sammeln sich hinter einem Mann, der mit rassistischen Ressentiments nur so um sich geworfen hat und bei dem alles dafür spricht, dass er Frauen als Objekte betrachtet, mit denen er machen kann, was er will. Und das wirft ja dann doch Fragen auf. Nicht jeder, der einen rassistischen oder sexistischen Witz macht, ist deshalb automatisch Rassist oder Sexist, aber es ist unsere Aufgabe als Gesellschaft, auf den rassistischen bzw. sexistischen Hintergrund des Witzes aufmerksam zu machen und zu verstehen zu geben, dass wir so etwas nicht akzeptieren. Wer das nicht verstehen will und munter weiter macht, erhöht damit die Wahrscheinlichkeit, dass er tatsächlich Rassist bzw. Sexist ist, deutlich.

Ich glaube, dass es einigermaßen müßig ist, sich öffentlich mit Chefpropagandisten wie Udo Ulfkotte oder namhaften AfD-Politikern zu bekämpfen (und es schmerzt mich wirklich, eine Formulierung wie “namhafte AfD-Politiker” zu verwenden). Die wird man auf keinen Fall überzeugen können und deren Anhänger reagieren mit Ablehnung, wenn man ihre Helden mit dem schweren Gerät in die Mangel nimmt, das für Volksverhetzer, Lügner und Populisten notwendig ist.

Aber wir können mit den “normalen Menschen” reden. (Einschub: Diese Formulierung klingt immer so, als seien aufgeklärte, fortschrittliche Linke und Liberale keine normalen Menschen und als ob es irgendeinen natürlichen Interessenkonflikt zwischen der Arbeiterklasse und intellektueller orientierten Großstädtern gäbe. Meine Freunde und ich sind erst mal genauso normal wie Bauern im Allgäu, Automechaniker in Sachsen-Anhalt oder Werftarbeiter in Niedersachsen. Wenn jemand anfängt, anderen Menschen Rechte abzusprechen, schwenkt er aus dem Bereich der Normalität aus. Einschub Ende.) Nicht, indem wir versuchen, ihnen die gesamte Welt zu erklären, sondern indem wir ihnen von anderen Menschen erzählen, die genauso normal sind und sich im aktuellen politischen Klima ernsthafte Sorgen um ihr Leben und das ihrer Kinder machen. Wir müssen Fakten auswendig lernen, Zahlen kennen und von Menschen aus unserem Umfeld berichten. Wenn wir die Aufstellungen aller Bundesligavereine, die Sieger des Eurovision Song Contest seit 1956 und die Zitate aus allen Filmen von Monty Python und Loriot kennen, kann es ja nicht so schwer sein, sich ein paar zusätzliche Informationen draufzuschaffen.

Ich habe als direkte, erste persönliche Konsequenz aus Donald Trumps Wahlerfolg angefangen, online mit Menschen zu diskutieren. Nicht, sie beschimpfen, sondern ihnen meinen Standpunkt zu erklären und zu versuchen, ihren Standpunkt zu verstehen. Ich habe dabei zahlreiche Beschimpfungen in mein Wohnzimmer gebrüllt, nur um zwei, drei Kommentare später festzustellen, dass wir inhaltlich gar nicht so weit auseinanderliegen. Zum Beispiel beim Thema “Political Correctness”, die früher “Anstand” hieß und die für viele Menschen, auch solche, die weit davon entfernt sind, AfD zu wählen auf merkwürdige Art ein rotes Tuch darstellt. Ich verstehe nicht, warum Menschen sich so schwer damit tun, auf Begriffe zu verzichten, durch die sich andere Menschen verletzt oder ausgegrenzt fühlen. Es bricht einem doch kein Zacken aus der Krone, wenn in einem Behördenschreibern “Bürger*Innen” steht oder man zu einer Backware, die sowieso schon alles andere als gesund und natürlich ist, jetzt “Schaumkuss” sagen soll, obwohl man jahrelang ein anderes Wort gebraucht hat.

Das heißt: Aus sprachwissenschaftlicher Sicht habe ich da sogar ein gewisses Verständnis. Bücher über Grammatik und Rechtschreibung waren anfangs deskriptiv, irgendwelche Leute haben also alle paar Jahre oder Jahrzehnte aufgeschrieben, wie die Menschen gerade so gesprochen und geschrieben haben. Der “Duden”, wie wir ihn seit unserer Schulzeit kennen, fungierte aber schon als Unterscheidung zwischen “richtig” und “falsch” (es ist halt auch einfacher, wenn man weiß, wovon der andere schreibt). Dann kam die sogenannte Rechtschreibreform und ein Gremium hatte plötzlich ganz viele neue Vorschläge für Schreibweisen, die sich aber nicht an dem orientierten, wie die Leute schrieben (denn die schrieben ja so, wie es bisher im Duden stand), sondern die manchmal verständliche, manchmal falsch abgeleitete neue Vorschläge waren. Nicht nur, dass (Achtung, Achtung: das “dass” ist ein schönes Beispiel!) die Leute plötzlich anders schreiben sollten ohne zu wissen warum, die Zeitungen hielten sich nicht daran, in den Schulen gab es ein Hin und Her im Lehrplan und letztlich weiß seit 20 Jahren ungefähr niemand mehr, was “richtig” und was “falsch” ist. Sprache ist aber etwas, was uns Menschen ganz nahe ist, die wir alle benutzen. Selbst Menschen, die von Geburt an nicht hören können, nutzen sehr häufig eine Gebärdensprache — weswegen sie – Hallo, Political Correctness! – auch nicht “taubstumm” sind, sondern “gehörlos”. Wir alle benutzen Sprache, überall auf der Welt. Sprache wird von mehr Menschen genutzt als Autos, es können mehr Menschen sprechen als schwimmen, wir nutzen Sprache, um uns gegenseitig bei Facebook anzuschreien, aber auch, um unseren Liebsten mitzuteilen, was wir für sie empfinden. Wenn da jemand an unseren Wortschatz heranmöchte, ist das irritierend, vielleicht sogar erschreckend und wenn man dann noch zufällig mal irgendwas über George Orwells “1984” gelesen hat, ist der Schrei, hier sei die “Sprachpolizei” am Werk, nicht mehr weit.

Vor 30 Jahren war es total normal, in öffentlichen Gebäuden, Gaststätten, sogar in Zügen und Flugzeugen zu rauchen. Jeder einzelne Raucher konnte die Luft für hundert Menschen um ihn herum verpesten und deren Gesundheit gefährden. Inzwischen gibt es einen breiten gesellschaftlichen Konsens, dass Rauchverbote in öffentlichen Gebäuden, Zügen und Flugzeugen in Ordnung sind (bei Gaststätten ist das schwieriger und meine eigene Position zu dem Thema könnte drei weitere Blog-Einträge füllen, denen ich mich gerne widmen will, wenn wir wieder Zeit für die etwas weniger drängenden Probleme haben), dass man eher nicht raucht, wenn Kinder in der Nähe sind und dass Rauchen generell nicht so doll für die Gesundheit ist. Diese Rauchverbote kamen natürlich auch auf Druck von Bürgerinitiativen zustande, die Politik musste sie aber von oben herab durchsetzen — gegen den erklärten Willen der mächtigen Tabaklobby. Ein “Lasst uns doch einfach alle mal aufhören, in der Straßenbahn zu rauchen” hätte keinen Erfolg gehabt. Diese Rauchverbote sind für alle besser, aber sie zwingen Raucher dazu, vor die Tür zu gehen oder stundenlange Bahn- und Flugreisen ohne Nikotinzufuhr durchzustehen, was tatsächlich wahnsinnig anstrengend sein kann.

“Bürger*Innen”, “Schaumkuss” und “gehörlos” tun niemandem weh. Niemand bekommt deswegen Schmacht. Ja, es kann sogar jeder, der diese Begriffe nicht mag, vollkommen legal andere benutzen. Er sollte sich nur nicht wundern, wenn er von anderen Menschen schief angeschaut wird, weil die im Laufe der Zeit eine stärkere Sensibilität dafür entwickelt haben. Denn Sprache hat auch Macht und prägt das Denken. (Das ist jetzt schwer vereinfacht ausgedrückt, aber ich habe das Gefühl, mit meinem Mansplaining hier schon genug Leserinnen und Leser verloren zu haben. Entschuldigung, aber ich versuche wirklich, das alles Schritt für Schritt verständlich zu machen und ich hab das auch mal studiert.) Ich möchte nicht, dass mein Kind in einer Welt aufwächst, wo “schwul” und “behindert” als Synonyme für “doof”, “schlecht” oder “scheiße” verwendet werden. Denn selbst wer darauf beharrt, nichts gegen Schwule und Menschen mit Behinderung zu haben, sorgt sonst dafür, dass diese Begriffe negativ konnotiert sind. Und während ich ganz gut damit leben kann, dass Vokabeln wie “geil” oder “Chip” im Laufe der Zeit ihre Bedeutung geändert bzw. mehrere Bedeutungen haben, finde ich es inakzeptabel, dass Begriffe, die eine Bevölkerungsgruppe beschreiben, in einem anderen Kontext als abwertend benutzt werden.

Meine Mutter hat sich in den 1980er Jahren mit anderen Eltern zusammengetan, um lokal gegen Umweltverschmutzung, Atomkraftwerke und den Klimawandel zu kämpfen. Es ist unfassbar, dass wir nicht nur diese Probleme noch nicht in den Griff bekommen haben, sondern wir jetzt auch noch ganz ernsthaft vor Problemen stehen, die damals schon seit Jahrzehnten überstanden schienen. Aber so ist eben jetzt die Lage, also müssen wir da ran und gleichzeitig für die völlige Gleichstellung von Frauen, der LGBTI-Community und Menschen mit Behinderung auf der einen Seite kämpfen, während wir auf der anderen Seite mit Leuten diskutieren, die die simpelsten menschenrechtlichen Errungenschaften auf den Prüfstand stellen wollen.

Wir müssen also jetzt mit den Leuten in der Kneipe reden, in der Straßenbahn, im Stadion, schlimmstenfalls sogar beim Familienkaffee. Wir dürfen nicht die Augen verdrehen und gleich “Nazi!” denken, wenn jemand etwas sagt, was nicht unserer Meinung entspricht. Wir müssen klarstellen, dass universelle Menschenrechte nicht verhandelbar sind, und in Detailfragen den Austausch suchen. Wir müssen sagen, dass wir es auch nicht gut finden, wenn muslimische Frauen gezwungen werden, ein Kopftuch zu tragen, es aber auch nicht vertretbar ist, sie dazu zu zwingen, keines zu tragen, wenn sie denn eins tragen wollen. Und wir müssen bei der Frage: “Und wie soll man das unterscheiden?” sagen, dass wir das jetzt auch nicht wissen, dass es aber keine Lösung sein kann, eine Volksgruppe unter Generalverdacht zu stellen. (Es aber andererseits auch nicht in Ordnung ist, alle Menschen, die ein Problem damit haben, dass Muslimas ein Kopftuch tragen, ohne weitere Diskussion als “Faschisten” zu brandmarken.)

Wir müssen diesen Leuten sagen, dass Rechtspopulisten vielleicht Probleme benennen, dann aber nur Sündenböcke präsentieren und keine Lösungsansätze, die irgendwie realistisch oder moralisch oder legal sind. Dass Schwule und Lesben endlich wirklich heiraten und eine Familie gründen wollen und dass deren Leben dadurch viel besser wird, aber das Leben keiner einzigen Hetero-Familie deswegen schlechter. Dass wir, wenn die Politik dieses langwierige Orchideenthema Gleichberechtigung endlich mal abgehakt hat (was nach meiner Einschätzung fast an einem Tag in Bundestag und Bundesrat zu schaffen sein könnte), sofort über andere Themen sprechen können. Dass “Victim Blaming” noch so ein doofes, neues Akademikerwort sein mag, dass aber auch niemand “selbst schuld” ist, wenn er oder sie Opfer eines Verbrechens wird. Dass fremde Menschen in der eigenen Heimat keine Gefahr sein müssen, sondern auch eine Chance darstellen können. Dass man niemals Menschen gegeneinander ausspielen sollte. Dass Journalisten keine “Regierungsagenda” vorantreiben, sondern manchmal höchstens ein bisschen faul und auf ihre eigene Welt fokussiert sind. Dass Experten nicht eingebildete, weltfremde Affen sind und man sich mit Zahnschmerzen, Ausschlag oder Herzinfarkt ja auch gerne in fachmännischer Obhut wüsste. Dass Claudia Roth ganz sicher nicht die Sharia einführen will. Dass die Frage, ob hier irgendein Abendland islamisiert werden könnte, bald keine Rolle mehr spielen wird, weil wir, wenn wir den Klimawandel (den es übrigens tatsächlich gibt!) nicht ganz schnell in den Griff bekommen, bald weder Abendland noch Muslime haben. Und wir müssen ihnen sagen, dass “die da oben” nicht machen, was sie wollen, sondern dass Politik wahnsinnig komplex ist.

Ich für meinen Teil kann einigermaßen damit leben, dass Politiker von meiner Lebenswirklichkeit keine Ahnung haben — ich habe ja umgekehrt auch kein Interesse an Details über Verkehrsausschüsse, Ergänzungsanträge zu Verordnungen und diesem ganzen Kram. Ich tue mich ehrlich gesagt etwas schwer damit, Politiker überhaupt gegen ihre Kritiker zu verteidigen, denn es gibt zahlreiche Dinge, die mich an der Politik aufregen (und die steuerliche Besserstellung kinderloser Ehepaare gegenüber unverheirateten Eltern ist nur das wichtigste Beispiel), und ich sehe Lobbyismus und den Einfluss von Großkonzernen mit Sorge. Ich glaube aber auch, dass die meisten Mitglieder des Bundestages schon im Großen und Ganzen ihr Bestes geben. Mit mir haben in den letzten Jahren keine Politiker gesprochen. Ich aber auch nicht mit ihnen.