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Ein exklusiver Hund

Wenn Sie unse­re Defi­ni­ti­on des Begriffs „exklu­siv“ für extra­va­gant hiel­ten, dann haben Sie noch nicht den/​die/​das aktu­el­le „Auf einen Blick“ gese­hen:

Monica Lierhaus: So stolz! So stark! So tapfer! "Auf einen Blick"-Autorin Karen Webb schreibt exklusiv über den bewegendsten TV-Auftritt des Jahres.

Noch­mal zum Mit­den­ken: Ja, die „Auf einen Blick“-Autorin Karen Webb schreibt exklu­siv für „Auf einen Blick“. Wo gibt es so etwas schon sonst?

Ande­rer­seits ist das noch ver­gleichs­wei­se harm­los, wenn man sich das voll­stän­di­ge Cover der Zeit­schrift ansieht:

Monica Lierhaus: Deutschlands schönster Hund.
[via Petra O.]

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Boulevardjournalismus-Mäander

Es gibt Tex­te, die neben ihrem eigent­li­chen Inhalt auch ihre eige­ne Ent­ste­hungs­ge­schich­te trans­por­tie­ren. In der heu­ti­gen „Bild am Sonn­tag“ gibt es min­des­tens zwei die­ser Sor­te:

Zehn Kol­le­gen haben Ste­fan Hauck (der als Exper­te auf dem Gebiet der Exis­tenz­ver­nich­tung zu gel­ten hat) bei sei­nem Ver­such unter­stützt, das Pri­vat­le­ben von Jörg Kachelm­ann aus­zu­lo­ten.

Sie haben dabei kei­ne gro­ßen Erkennt­nis­se gewon­nen und die Ent­täu­schung dar­über schwingt mit:

Viel genau­er geht es nicht, denn auch am Ende von lan­gen Gesprä­chen mit Weg­ge­fähr­ten, Freun­den, Gelieb­ten, Kol­le­gen und Fein­den des Beschul­dig­ten, hat zwar jeder über Jörg-Andre­as Kachelm­ann gespro­chen – aber immer einen ande­ren Men­schen geschil­dert.

Da betreibt man so einen Auf­wand und am Ende sitzt man vor einem Berg aus Puz­zle­tei­len, die alle nicht so recht­zu­sam­men­pas­sen wol­len. Aber wenn man sie doch gewalt­sam zusam­men­häm­mert, ent­steht da das Bild eines Men­schen – oder, wie Hauck schreibt, einer „wider­sprüch­li­chen Per­son“.

„Herz­li­chen Glück­wunsch!“, möch­te man fast aus­ru­fen, „Sie haben soeben begrif­fen, dass die wenigs­ten Men­schen zwei­di­men­sio­na­le Wesen sind!“ Aber das wäre Quatsch. Hauck hat nichts begrif­fen, wie er gleich zu Beginn sei­nes Tex­tes selbst her­aus­po­saunt:

Bis ver­gan­ge­nen Mon­tag hat sich kein Mensch ernst­haft dafür inter­es­siert, was der Fern­seh­star Jörg Kachelm­ann, 51, für eine Bezie­hung zu Frau­en hat. Und ob über­haupt. Kachelm­ann ist ein Star des Fern­se­hens, ist aber, was den „Glam-Fak­tor“ anbe­langt, also die Maß­ein­heit, in der man das Glit­zern­de eines Fern­seh-Men­schen misst, natür­lich kein Rober­to Blan­co, wer ist schon wie Rober­to Blan­co?

Wenn sich bis letz­te Woche „kein Mensch ernst­haft“ für das Intim­le­ben die­ses angeb­lich so ung­la­mou­rö­sen Fern­seh­stars inter­es­siert hat, war­um soll­te man es jetzt tun? Weil es hel­fen wür­de, als Außen­ste­hen­der zu beur­tei­len, ob Kachelm­ann die Tat, die ihm vor­ge­wor­fen wird, began­gen haben könn­te? (Und was hat das Wort „ernst­haft“ über­haupt in die­sem Satz zu suchen?)

Die Suche nach Erklä­rungs­mus­tern ist zutiefst mensch­lich, aber wäh­rend es bei Amok­läu­fern oder Ter­ro­ris­ten,1 die ihre Taten in und an der Öffent­lich­keit began­gen haben, noch ein gerecht­fer­tig­tes Inter­es­se an ihrer Vor­ge­schich­te geben könn­te – um im Ide­al­fall in ähn­lich gela­ger­ten Fäl­len Taten zu ver­mei­den – geht es im „Fall Kachelm­ann“ um das exak­te Gegen­teil: Ein mög­li­ches Ver­bre­chen im denk­bar intims­ten Rah­men, in des­sen Fol­ge nicht nur der mut­maß­li­che Täter der Öffent­lich­keit prä­sen­tiert wird, son­dern auch das poten­ti­el­le Opfer, not­dürf­tig anony­mi­siert.

* * *

Die ande­re Geschich­te hat nur eine Autoren­nennung, aber schon der ers­te Satz deu­tet an, dass auch Nico­la Pohl nicht allein war, als sie im pri­va­ten Umfeld der deut­schen Grand-Prix-Hoff­nung Lena Mey­er-Land­rut wühl­te:

Einen weh­mü­ti­gen Jun­gen mit dün­nem Bart. Eine Tanz­leh­re­rin, die abhebt. Einen Fri­seur, der der Neun­jäh­ri­gen die Spit­zen schnitt. Sie alle tra­fen wir, als wir zwei Tage durch Lena Mey­er-Land­ruts Leben spa­zier­ten und uns frag­ten: Wo lebt, lacht, liebt, lüm­melt Lena?

Die Recher­che muss noch ent­täu­schen­der ver­lau­fen sein als die bei Kachelm­ann: Aus der Über­schrift „Wie heil ist Lenas Welt?“ tropft förm­lich die Hoff­nung auf Fami­li­en­dra­men, Dro­gen, Sex und Schum­meln bei den Vor­abi­klau­su­ren, aber nichts davon hat die Autorin gefun­den. Jetzt muss sie unüber­prüf­ba­re und belang­lo­se Aus­sa­gen wie „Für 7,90 Euro ließ sie sich Spit­zen schnei­den“ als Sen­sa­ti­ons-Mel­dung ver­kau­fen. Wenn man schon sonst nichts gefun­den hat und extra hin­ge­fah­ren ist.

* * *

Mal davon ab, dass ein Fri­seur, der mit irgend­wel­chen wild­frem­den Men­schen über mich redet, mir die längs­te Zeit sei­nes Lebens die Haa­re geschnit­ten hät­te, habe ich nie ver­stan­den, was so inter­es­sant sein soll am Pri­vat­le­ben von Pro­mi­nen­ten. Ich bin mir sicher, wenn man die Nach­barn, Freun­de und Fami­li­en­mit­glie­der eines belie­bi­gen Men­schen befragt, wer­den die meis­ten nicht viel mehr als zwei, drei Sät­ze über die betref­fen­de Per­son berich­ten kön­nen – wohl aber erstaun­li­che Details aus dem Pri­vat­le­ben von Brad Pitt, Ange­li­na Jolie, San­dra Bul­lock und Tiger Woods.

Es ist mir egal, wie oft Ben Folds schon ver­hei­ra­tet war, wel­che Dro­gen Pete Doh­erty gera­de nimmt und wel­che Haar­far­be Lily Allen im Moment hat. Ich wün­sche die­sen Pro­mi­nen­ten wie allen ande­ren Men­schen auch, dass es ihnen gut geht.2 Mich inter­es­siert ja offen gestan­den schon nicht, was die meis­ten Men­schen so machen, mit denen ich zur Schu­le gegan­gen bin.3

* * *

Es sind Tex­te wie die­se zwei aus „Bild am Sonn­tag“, bei denen man hofft, bei der Aus­wahl der eige­nen Freun­de das rich­ti­ge Fin­ger­spit­zen­ge­fühl bewie­sen zu haben, auf dass die­se nicht mit irgend­wel­chen daher­ge­lau­fe­nen Jour­na­lis­ten plau­dern, wenn man selbst mal zufäl­li­ger­wei­se unter einen Tank­las­ter gera­ten soll­te. Gleich­zei­tig ahnt man natür­lich auch, dass die Men­schen, die reden wür­den, nur das Schlech­tes­te über einen zu berich­ten wüss­ten: Frü­he­re Mit­schü­ler, mit denen man nie etwas zu tun hat­te; Ex-Kol­le­gen, die man im Eifer des Gefechts mal eine Spur zu hart ange­gan­gen hat; Inter­net-Nut­zer, die glau­ben, auf­grund der Lek­tü­re ver­schie­de­ner Blog-Ein­trä­ge und ‑Kom­men­ta­re einen Ein­druck von der eige­nen Per­son zu haben.

* * *

Über­haupt soll­te man bei die­ser Gele­gen­heit und für alle Zei­ten noch mal auf den Rat­ge­ber „Hil­fe, ich bin in BILD!“ zu ver­wei­sen, den die Kol­le­gen vor mehr als drei Jah­ren zusam­men­ge­stellt haben, aber der natür­lich immer noch gül­tig ist, wenn „Bild“-Reporter, Men­schen, die sich als sol­che aus­ge­ben, oder ande­re Medi­en­ver­tre­ter bei einem anru­fen.

* * *

Wenn ein Ver­kehrs­mi­nis­ter sei­nen Füh­rer­schein wegen Geschwin­dig­keits­über­schrei­tung abge­ben muss, ist das eine inter­es­san­te Infor­ma­ti­on, weil sei­ne pri­va­te Ver­feh­lung mit sei­nem öffent­li­chen Amt kol­li­diert. Wenn dage­gen ein Land­wirt­schafts­mi­nis­ter beim Rasen erwischt wür­de, sähe ich kei­nen Zusam­men­hang zu sei­nem Amt und somit auch kei­nen Grund für öffent­li­che Ver­laut­ba­run­gen.4

Im Fal­le Kachelm­ann haben die Vor­wür­fe gegen ihn nichts mit sei­nem Beruf zu tun. Zwar ist es durch­aus denk­bar, dass ein öffent­lich-recht­li­cher Sen­der auf die Diens­te vor­be­straf­ter Mode­ra­to­ren ver­zich­ten wür­de (schon, um Schlag­zei­len wie „Unse­re Gebüh­ren für den Ver­ge­wal­ti­ger!“ zu ver­mei­den), aber dar­über kann die ARD ja immer noch ent­schei­den, wenn es ein rechts­kräf­ti­ges Urteil eines ordent­li­chen Gerichts gibt.

Allein über die irri­ge (und oft gefähr­li­che) Annah­me, man müs­se immer sofort los­be­rich­ten, wenn man von einer Sache Wind bekom­men hat, könn­te ich mich stun­den­lang aus­las­sen. Das Inter­net und der her­bei­phan­ta­sier­te Anspruch, man müs­se nicht der Bes­te, son­dern nur der Schnells­te sein, hat Jour­na­lis­mus zu etwas wer­den las­sen, was mit „work in pro­gress“ mit­un­ter noch schmei­chel­haft umschrie­ben wäre. „Work in pre­pa­ra­ti­on“ wäre mit­un­ter pas­sen­der.

* * *

Von der Arbeits­wei­se man­cher Medi­en­ver­tre­ter konn­te ich mich in den letz­ten Tagen selbst über­zeu­gen, als mich ein Mit­ar­bei­ter der Zeit­schrift „Der Jour­na­list“ anrief, die aus­ge­rech­net vom Deut­schen Jour­na­lis­ten-Ver­band her­aus­ge­ge­ben wird: Es ging um Vor­wür­fe, ein Kol­le­ge, der auch für BILD­blog schreibt, habe Zita­te erfun­den. Der Mann vom „Jour­na­lis­ten“ woll­te die Han­dy-Num­mer des Kol­le­gen, die ich ihm nicht geben konn­te, und erklär­te mir dann, er wol­le auf alle Fäl­le erst mal mit dem Betrof­fe­nen selbst spre­chen, bevor er etwas ver­öf­fent­li­che. Der Zeit­druck sei ja auch nicht sooo groß, zumal bei einer Monats­zeit­schrift.

„Das ehrt Sie schon mal“, hat­te ich sagen wol­len, es dann aber doch nicht getan, weil es mir albern erschien, ver­meint­li­che Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten zu loben. Glück gehabt, denn ich hät­te mein Lob zurück­neh­men müs­sen, wie sich als­bald zeig­te.

* * *

Doch noch ein­mal zurück zu Jörg Kachelm­ann: Wenn sich die Redak­ti­on der „Tages­schau“ nach lan­gen Dis­kus­sio­nen ent­schei­det, nicht über die Vor­wür­fe gegen ihn und sei­ne Ver­haf­tung zu berich­ten, kriegt sie dafür einen auf den Deckel.

Die sel­ben Medi­en, die sich im Ver­gleich zum bösen, bösen Inter­net (das neben hun­dert ande­ren Gesich­tern natür­lich auch sei­ne häss­li­che Frat­ze zeigt) immer wie­der ihrer „Gatekeeper“-Funktion rüh­men (die also wich­ti­ge von unwich­ti­gen, rich­ti­ge von unrich­ti­gen Mel­dun­gen unter­schei­den zu kön­nen glau­ben), haben ihre eige­nen Scheu­nen­to­re sperr­an­gel­weit offen und lei­ten ihre Ver­pflich­tung (mit einer Berech­ti­gung ist es nicht getan) zur Bericht­erstat­tung dar­aus ab, dass auch die Jus­tiz aktiv gewor­den ist.

Franz Baden auf sueddeutsche.de:

Im Fall Kachelm­ann hat eine Frau Straf­an­zei­ge erstat­tet – und das Amts­ge­richt Mann­heim Haft­be­fehl erlas­sen, als sich der Tat­ver­dacht erhär­tet habe. Dar­über wird berich­tet wer­den müs­sen.

Wenn sich ein Jour­na­list hin­stellt und zu Beson­nen­heit auf­ruft, wie es Mich­a­lis Pan­te­lou­ris in sei­nem Blog „Print Würgt“ getan hat, kommt der Chef­re­dak­teur des Medi­en­diens­tes des Trash-Por­tals von Meedia.de vor­bei und wirft ihm in einem Kom­men­tar vor, sol­che Blog­ein­trä­ge sei­en „ruf­schä­di­gend für den Jour­na­lis­mus“.

Mir ist nach der letz­ten Woche ehr­lich gesagt nicht ganz klar, auf was für einen Ruf er sich da eigent­lich noch bezieht.

  1. Der Kaba­ret­tist Vol­ker Pis­pers sag­te ein­mal über die Repor­ter, die nach den Anschlä­gen des 11. Sep­tem­ber 2001 in Ham­burg das Umfeld des Anfüh­rers Moham­med Atta aus­ge­fragt hat­ten: „Sol­che Men­schen kön­nen Sie nur zufrie­den­stel­len, indem Sie sagen: ‚Ja, so ein biss­chen nach Schwe­fel gero­chen hat er schon ab und zu.‘ “ []
  2. Auch wenn Musi­ker meist die bes­se­ren Songs schrei­ben, wenn es ihnen schlecht geht, aber so ego­is­tisch soll­te man als Hörer dann auch nicht sein. []
  3. Selbst eini­ge Sachen, die mir gute Freun­de über sich erzählt haben, hät­te ich am liebs­ten nie erfah­ren. Aber mit die­ser Last muss man in einer Freund­schaft irgend­wie klar­kom­men. []
  4. Dass sich gene­rell jeder an die Ver­kehrs­re­geln hal­ten soll­te, steht dabei außer Fra­ge. []
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Musik Rundfunk

Einmal Star und zurück

Da, wo Sex und Drogen lauern: backstage

Wenn die eige­ne Kar­rie­re im Pop-Busi­ness so rich­tig brach liegt, blei­ben Frau­en nur noch Nackt­fo­tos und Män­nern Ent­hül­lungs­bü­cher. Auf letz­te­ren ste­hen dann grif­fi­ge Ankün­di­gun­gen wie „Die Wahr­heit über DSDS, Pop­stars & Co.“ oder „Zwei Gewin­ner packen aus!“

Mar­kus Grimm und Mar­tin Kesi­ci (dem Sie einen gro­ßen Gefal­len täten, wenn Sie sei­nen Nach­na­men auf der zwei­ten Sil­be beto­nen) wis­sen, wie es wir­ken muss, wenn sie jetzt Jah­re nach ihren Sie­gen bei „Pop­stars“ (Grimm war 2004 in der extrem kurz­le­bi­gen, nur mit­tel­er­folg­rei­chen Kir­mes­go­thic­k­a­pel­le Nu Paga­di) und „Star Search“ (Kesi­ci gewann 2003 in der Kate­go­rie „Adult Sin­ger“) mit einem Buch ankom­men, auf dem „Die Wahr­heit über DSDS, Pop­stars & Co.“ und „Zwei Gewin­ner packen aus!“ steht. Und tat­säch­lich fin­den die bei­den ja plötz­lich wie­der in Medi­en statt, die jah­re­lang kei­ne Notiz von ihnen genom­men haben.

Aber Grimm und Kesi­ci haben nichts mehr zu ver­lie­ren. Gemes­sen dar­an ist ihr Buch mit dem auf­merk­sam­keits­hei­schen­den Titel „Sex, Drugs & Cas­ting­shows“ ziem­lich mode­rat aus­ge­fal­len: Es gibt kaum Namens­nen­nun­gen (an eini­gen Stel­len wie etwa bei einem Schla­ger­sän­ger, der von sich selbst nur in der drit­ten Per­son redet, ver­wen­den die Autoren statt Namen Pik­to­gram­me, was sich jetzt aller­dings viel spek­ta­ku­lä­rer anhört, als es sich im Kon­text dann tat­säch­lich liest), kaum schmut­zi­ge Wäsche und die titel­ge­ben­den Sex- und Dro­gen­an­ek­do­ten kann man auch in jedem Inter­view zum Buch nach­le­sen.

„Das Pop­mu­sik­busi­ness ist schlecht und die Leu­te, die damit zu tun haben, sind noch mal einen Grad schlech­ter“, schreibt Grimm an einer Stel­le (nur um eine hal­be Sei­te spä­ter zu erklä­ren, dass Schla­ger und volks­tüm­li­che Musik aber noch mal viel, viel schlim­mer sei­en), aber das Buch wid­met sich dann doch eher dem Busi­ness als den Leu­ten. Dass die Wahr­heit bei Cas­ting­shows ein fle­xi­bles Gut ist, dürf­te noch kaum jeman­den über­ra­schen. Etwas irri­tie­ren­der ist da schon das beschrie­be­ne Geba­ren von Plat­ten­fir­men, gera­de eta­blier­te Acts ein­fach abzu­sä­gen, weil das Nach­fol­ge­pro­dukt schon in den Start­lö­chern steht. Der Laie wür­de ja womög­lich sagen, dass zwei Pfer­de im Ren­nen die Gewinn­chan­cen erhö­hen. Aber des­we­gen füh­ren wir ja alle kei­ne Plat­ten­fir­men.

Etwas läng­lich und umständ­lich zeich­nen die Autoren ihren Weg in die Final­shows ihrer jewei­li­gen Sen­de­rei­hen nach. Auch dem däm­lichs­ten Leser – und, sei­en wir ehr­lich: ein Buch über Cas­ting­shows läuft Gefahr, ein paar däm­li­che Leser zu fin­den – soll klar wer­den, dass er es hier mit zwei boden­stän­di­gen, ehr­li­chen Musi­kern zu tun hat, die eher zufäl­lig zu Medi­en­stars wur­den. Und deren Namen heu­te noch so ver­brannt sind, dass kaum jemand mit ihnen zusam­men­ar­bei­ten möch­te. Kesi­ci schnod­dert sich durch sei­ne Pas­sa­gen und ver­mit­telt den Ein­druck, als gehe er inzwi­schen ganz sou­ve­rän mit sei­ner Geschich­te um. Bei Grimm hin­ge­gen hat man mit­un­ter das Gefühl, dass ein paar klä­ren­de Gesprä­che mit einem The­ra­peu­ten viel­leicht die bes­se­re Idee gewe­sen wären, als sich den gan­zen Frust von der See­le zu schrei­ben und das dann anschlie­ßend zu ver­öf­fent­li­chen.

Auch wenn die Geschich­ten über Mana­ger und Plat­ten­ver­trä­ge natür­lich alle Kli­schees bestä­ti­gen, die man als Außen­ste­hen­der so vom Musik­busi­ness hat­te (las­sen Sie mich alle guten Rat­schlä­ge auf zwei Wor­te her­un­ter­bre­chen: „NICHTS. UNTERSCHREIBEN.“), stellt man bei der Lek­tü­re fest: Cas­ting­shows haben sehr viel mehr mit Fern­se­hen zu tun als mit Musik. In sei­nem Nach­wort bemerkt Kesi­ci sehr klug, dass Musi­ker „auf die Büh­ne, on the road“ gehö­ren, aber nicht ins Fern­se­hen. Dort geht es näm­lich laut Autoren nur dar­um, Geschich­ten zu erzäh­len und das Publi­kum zu unter­hal­ten und nicht dar­um, Künst­ler auf­zu­bau­en – womög­lich noch lang­fris­tig.

Für das Erzäh­len von Geschich­ten gibt es gan­ze Ver­wer­tungs­ket­ten (RTL und Pro­Sie­ben bestrei­ten damit qua­si ihr gesam­tes Pro­gramm), zu denen natür­lich auch die Bou­le­vard­pres­se gehört. So berich­tet Kesi­ci bei­spiels­wei­se, wie sich ein „Bild“-Mitarbeiter (oder zumin­dest jemand, der sich als sol­cher aus­gab) bei ihm mel­de­te und mit der Ankün­di­gung, wenn Kesi­ci das Vier­tel­fi­na­le gewin­ne, wer­de man über sei­ne Vor­stra­fe wegen Dro­gen­be­sit­zes berich­ten, um ein Gespräch bat. Am Tag nach der Sen­dung mach­te „Bild“ dann mit „Darf so einer Deutsch­lands neu­er Super­star wer­den? Ver­ur­teilt wegen Dro­gen!“ auf.

Auch eine wei­te­re „Skandal“-Geschichte rund um „Star Search“ fand in „Bild“ ihren Anfang: Kesi­ci beschreibt, wie er und zwei wei­te­re Kan­di­da­ten weni­ge Tage vor dem gro­ßen Fina­le mit einer Limou­si­ne abge­holt wur­den, in der Repor­ter von „Bild“ und dem Sat.1‑Boulevardmagazin „Blitz“ war­te­ten. Gemein­sam fuhr man in eine Tab­le­dance-Bar, wo der „Bild“-Fotograf jene Fotos mach­te, die am dar­auf fol­gen­den Tag den Arti­kel „Dür­fen die­se Sex-Fer­kel neue Super­stars wer­den?“ bebil­dern soll­ten. Erstaun­lich ist dar­an viel weni­ger, dass „Bild“ invol­viert war, son­dern, dass Sen­der und Pro­duk­ti­ons­fir­ma der­ar­ti­ge Geschich­ten anschei­nend auch noch for­ciert haben.

Sex- und Dro­gen­par­ties in Pro­mik­rei­sen wer­den zwar erwähnt (Grimm schreibt sei­ten­lang über – Ach­tung! – „eine After-Show, denn sie hat­ten alle kei­ne Hosen an und zeig­ten ihren nack­ten Arsch und mehr“), aber zum gro­ßen Pro­mi­klatsch taugt das Buch nicht. Kesi­ci behaup­tet, „dass 70 Pro­zent der Leu­te aus die­ser Glit­zer- und Gla­mour­welt bei sol­chen Par­tys auf Dro­gen sind“, ent­täuscht aber zwei Sät­ze spä­ter die Erwar­tun­gen der ent­hül­lungs­gei­len Leser­schaft mit dem Hin­weis, dass er kei­ne Namen nen­nen wer­de. Es ehrt ihn als Men­schen, scha­det aber natür­lich der Ver­markt­bar­keit des Buchs.

So erfährt man statt­des­sen, wie es abläuft, wenn eine Plat­ten­fir­ma ein Band­mit­glied raus­schmeißt oder einen Künst­ler droppt. Der Leser bekommt schnell den Ein­druck, dass man bes­ser einen Ban­den­krieg unter süd­ame­ri­ka­ni­schen Dro­gen­kar­tel­len anzet­teln soll­te, als bei einer Major-Plat­ten­fir­ma zu unter­schrei­ben. Dafür gibt es im Anhang auch 50 Sei­ten (teil­wei­se geschwärz­te) Ori­gi­nal­ver­trä­ge, die man ohne meh­re­re juris­ti­sche Staats­examen natür­lich kaum durch­schaut. Wenn aller­dings das, was ich nicht ver­ste­he, genau soviel Quatsch ent­hält wie das, was ich ver­ste­he, dann ist das ganz schön viel Quatsch.

„Sex, Drugs & Cas­ting­shows“ ist letzt­lich War­nung vor den gan­zen Ver­stri­ckun­gen, die die Teil­nah­me an so einem Cas­ting mit sich bringt. Auch als Schil­de­rung zwei­er Lebens­we­ge, die von „Durch­schnitts­typ“ zu „Super­star“ und zurück füh­ren, funk­tio­niert das Buch eini­ger­ma­ßen gut. Es hät­te aller­dings gehol­fen, wenn das Manu­skript zumin­dest mal kurz­fris­tig in der Nähe von jeman­dem gele­gen hät­te, der sich mit dem Schrei­ben von Büchern aus­kennt.

Dass Teil­neh­mer und Zuschau­er glei­cher­ma­ßen ver­arscht wer­den, hat­te man sich ja immer schon gedacht. Bei der Lek­tü­re sieht man also vie­les bestä­tigt, was man sowie­so über die feh­len­de Wahr­haf­tig­keit sol­cher Sen­dun­gen geahnt hat­te, gewürzt mir ein paar fas­sungs­los machen­den Anek­do­ten. Aber die ver­spro­che­ne Abrech­nung, „die Wahr­heit“, das alles fällt letzt­lich ein biss­chen mager aus. Ja: Cas­ting­shows sind doof und gefähr­lich und jetzt wis­sen wir alle, war­um. Das auf mehr als 350 Sei­ten aus­ge­brei­tet zu krie­gen, ist ver­mut­lich immer noch ange­neh­mer, als die Ver­wer­tungs­ma­schi­ne­rie des Show­ge­schäfts selbst zu durch­lau­fen.

Mar­kus Grimm/​Martin Kesi­ci – Sex, Drugs & Cas­ting­shows
Riva, 428 Sei­ten
17,90 Euro

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Wüstenbeschimpfungen

Viel­leicht hat „Bild“ da am Don­ners­tag ver­se­hent­lich das eige­ne Gesamt­werk in 336 Zei­chen zusam­men­ge­fasst: Den gan­zen Sexis­mus, die gan­ze Into­le­ranz gegen­über ande­ren Mei­nun­gen, die gan­ze Scha­den­freu­de und das gan­ze Aus-nichts-eine-Mel­dung-machen-Müs­sen.

Und alles nur, weil sie Sahra Wagen­knecht zum „Ver­lie­rer“ machen woll­ten:

Ausriss: "Bild" vom 12. November 2009

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Sprachlosigkeit: Die nächsten Tage

Edi­to­ri­sche Notiz: Die­sen Ein­trag habe ich ges­tern Nacht und heu­te Mor­gen kon­zi­piert. Als er fer­tig war, war er schon lan­ge über­holt. Ich ver­öf­fent­li­che ihn trotz­dem.

11. Novem­ber
Die ARD eröff­net ihren Abend mit einem „Brenn­punkt“ zum Tode Robert Enkes, es mode­riert Rein­hold Beck­mann. Weil die DFB-Pres­se­kon­fe­renz fast schon in gan­zer Län­ge in der „Tages­schau“ zu sehen war, unter­hält sich Beck­mann für den Rest der Sen­dung mit „Kicker“-Chefredakteur Rai­ner Holz­schuh. Zu Gast bei „Stern TV“ sind Ex-Natio­nal­tor­hü­ter Eike Immel, irgend­ein Psy­cho­lo­ge und „Super­nan­ny“ Katha­ri­na Saal­frank, die erklä­ren soll, wel­che Per­spek­ti­ven ein acht Mona­te altes Mäd­chen hat, deren Adop­tiv­va­ter sich gera­de umge­bracht hat. Gün­ther Jauch ver­spricht, dass man sich für die nächs­te Aus­ga­be um den Zug­fah­rer bemü­hen wer­de, der zur Zeit lei­der noch unter Schock ste­he. Zu Gast bei „Mar­kus Lanz“ ist Ex-Natio­nal­tor­hü­ter und ZDF-Exper­te Oli­ver Kahn, der zum The­ma „Sport­ler und Emo­tio­nen“ lei­der wenig bei­zu­tra­gen hat.

12. Novem­ber
„Bild“ macht mit einem ganz­sei­ti­gen Foto von der Pres­se­kon­fe­renz von Enkes Wit­we auf. Auf Sei­te 6 ist ein Fak­si­mi­le des Abschieds­briefs abge­bil­det, dar­über: „So sieht der BILD-Zeich­ner die letz­ten Sekun­den im Leben von Robert Enke.“ Die „ZDF-Repor­ter“ haben „aus gege­be­nem Anlass“ mal unter­sucht, wie leicht man eigent­lich auf so Bahn­glei­se gelan­gen kann. Bei „Harald Schmidt“ par­odiert man die Medi­en­hys­te­rie, indem man im Ver­lauf der Sen­dung gan­ze 19 Mal zu einem Repor­ter schal­tet, der neben dem Ein­gang zur Stu­dio­toi­let­te steht.

13. Novem­ber
„Enke tot, Schwei­negrip­pe und heu­te auch noch Frei­tag der 13.“, titelt „Bild“ etwas unge­lenk, aber in Hor­ror­film-Optik. Der NDR muss eine ande­re Fol­ge der „NDR-Quiz­show“ sen­den als vor­ge­se­hen, weil einem Redak­teur gera­de noch ein­ge­fal­len ist, dass es bei einer Fra­ge um den Tor­wart von Han­no­ver 96 geht. Bei „Aspek­te“ im ZDF hat man sich ent­schie­den, Peter Hand­kes „Die Angst des Tor­manns beim Elf­me­ter“ mit ein paar Ver­satz­stü­cken anti­ker Tra­gö­di­en zu kom­bi­nie­ren.

14. Novem­ber
Nach­dem „Bild“ den vier­ten Tag in Fol­ge mit Enke auf­macht, macht sich in Fan­fo­ren Empö­rung breit. Ein­zel­ne Kom­men­ta­to­ren rufen zum Boy­kott der Zei­tung auf. Statt des abge­sag­ten Län­der­spiels Deutsch­land – Chi­le zeigt das ZDF einen Film mit Vero­ni­ka Fer­res.

15. Novem­ber
Horst-Eber­hard Rich­ter ver­han­delt in der „Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Sonn­tags­zei­tung“ anhand der Bei­spie­le Robert Enke und Sebas­ti­an Deis­ler die Unmensch­lich­keit des Pro­fi­fuß­balls. Im „Dop­pel­pass“ des DSF sto­ßen Jörg Won­tor­ra und Udo Lat­tek auf das Andenken von Robert Enke an.

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… as every year

Stel­len Sie sich vor, Sie sind Redak­teur bei einem Bou­le­vard­ma­ga­zin, einer Tages­zei­tung oder einem belie­bi­gen For­mat­ra­dio­sen­der.

Ja, das ist schon schlimm, aber jetzt kommt’s: Stel­len Sie sich bit­te wei­ter vor, Sie haben sich wie­der mal zu spät um die Urlaubs­pla­nung geküm­mert und wis­sen jetzt schon, dass Sie im kom­men­den Jahr „zwi­schen den Jah­ren“ arbei­ten müs­sen – also in der extrem lang­wei­li­gen Zeit zwi­schen Weih­nach­ten und Sil­ves­ter, in der außer rie­si­gen Natur­ka­ta­stro­phen und bür­ger­kriegs­ähn­li­chen Zustän­den eigent­lich nie was pas­siert.

Damit Sie das Pro­gramm irgend­wie gefüllt krie­gen, gibt Ihnen das Dienst­leis­tungs­blog Cof­fee And TV schon jetzt eine klei­ne Lis­te mit The­men an die Hand, die Sie wäh­rend der nächs­ten 361 Tage abar­bei­ten kön­nen:

  • Geschen­ke umtau­schen: Schi­cken Sie einen Repor­ter in ein belie­bi­ges Kauf­haus und las­sen Sie ihn von Gut­schei­nen und Umtausch­ak­tio­nen faseln. Wich­tig: Kli­schee­ge­mäß Socken, Kra­wat­ten, o.ä. erwäh­nen!
  • Abneh­men: Alle Men­schen wer­den über Weih­nach­ten dick. War­um weiß kein Mensch. Glau­ben einem aber eh alle unbe­se­hen. Exper­ten (Arzt, Ernäh­rungs­wis­sen­schaft­le­rin, Har­ry Wijn­ford) vor die Kame­ra zer­ren. Evtl. wäh­rend einer der diver­sen Preis­ver­lei­hun­gen schon mal Pro­mi­nen­te nach Abspeck­tipps fra­gen (dabei drin­gend auf mög­li­che Schleich­wer­bung achten!!!!1).
  • Feu­er­werk: Ist urst gefähr­lich. Schau­fens­ter­pup­pen in die Luft spren­gen, Feu­er­wehr oder Pyro­tech­ni­ker inter­view­en. Wich­tig: Vor ost­eu­ro­päi­schen Pro­duk­ten war­nen (haben kein Prüf­zei­chen).
  • Vor­sät­ze fürs neue Jahr: Pro­mi­nen­te (Preis­ver­lei­hung, s.o.) oder Stra­ßen­um­fra­ge. Obsku­re Sta­tis­ti­ken ein­brin­gen. Exper­te: Schwie­rig. Viel­leicht Pete Doh­erty o.ä.
  • Das wird anders: Neue Mün­zen, Steu­er­sät­ze, Geset­ze, Ver­ord­nun­gen. Kann man einen Tag von leben. Stra­ßen­um­fra­gen bei benach­tei­lig­ten Min­der­hei­ten (Steu­er­zah­ler, Rau­cher, etc.) nicht ver­ges­sen!
  • Sil­ves­ter­fei­er: So fei­ert Pro­mi XY oder Ihre Nach­ba­rin. Zwecks Abwechs­lung auch an Exo­ten den­ken (s. Blan­co, Rober­to; Cord­a­lis, Cos­ta; Farr­ag, Nad­ja Abd El; Baf­foe, Liz). Gut kom­bi­nier­bar mit:
  • Rezep­te: Kochen geht immer, beson­ders zu Sil­ves­ter. Ope­ner: Schnitt­bil­der von Raclette, Fon­due, Karp­fen blau (s. Archiv).
  • Haus­mit­tel gegen Kater: Pro­mi­nen­te (s.o.), Stra­ßen­um­fra­ge, Arzt, Apo­the­ke­rin, etc. Wich­tig: In der Anmo­de­ra­ti­on den Mode­ra­tor von „mei­ner Oma“ erzäh­len las­sen.
  • Din­ner For One: Läuft zum xy. Mal. Pro­mi­nen­te erzäh­len oder nach­spie­len las­sen, gut mit Quiz (Sitzordnung!!!1) kom­bi­nier­bar. Auf alle Fäl­le dar­auf hin­wei­sen, dass der Sketch in Eng­land „völ­lig unbe­kannt“ ist (geht auch als Auf­hän­ger, dann GB-Kor­re­spon­den­ten früh­zei­tig um eine alber­ne Stra­ßen­um­fra­ge bit­ten).

Alter­na­tiv könn­ten Sie natür­lich auch den Krem­pel von die­sem Jahr wie­der­ho­len. Oder den vom letz­ten Jahr. Oder vom vor­letz­ten …

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Digital

Die Top-Themen von „RP Online“ (3)

Britneys Schwester: Verlobter hatte Affäre mit Ex. Konto fast leer: Rihanna angeblich pleite. Nervenkitzel pur: Die gefährlichsten Reiseziele der Welt. Nervenkitzel pur: Die gefährlichsten Reiseziele der Welt. Sängerin Shakira: Kann man so die Hüfte schwingen?

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Rundfunk Fernsehen

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Stel­len Sie sich vor, Sie sind Redak­teur bei einem Bou­le­vard­ma­ga­zin, einer Tages­zei­tung oder einem belie­bi­gen For­mat­ra­dio­sen­der.

Ja, das ist schon schlimm, aber jetzt kommt’s: Stel­len Sie sich bit­te wei­ter vor, Sie haben sich wie­der mal zu spät um die Urlaubs­pla­nung geküm­mert und wis­sen jetzt schon, dass Sie im kom­men­den Jahr „zwi­schen den Jah­ren“ arbei­ten müs­sen – also in der extrem lang­wei­li­gen Zeit zwi­schen Weih­nach­ten und Sil­ves­ter, in der außer rie­si­gen Natur­ka­ta­stro­phen und bür­ger­kriegs­ähn­li­chen Zustän­den eigent­lich nie was pas­siert.

Damit Sie das Pro­gramm irgend­wie gefüllt krie­gen, gibt Ihnen das Dienst­leis­tungs­blog Cof­fee And TV schon jetzt eine klei­ne Lis­te mit The­men an die Hand, die Sie wäh­rend der nächs­ten 361 Tage abar­bei­ten kön­nen:

  • Geschen­ke umtau­schen: Schi­cken Sie einen Repor­ter in ein belie­bi­ges Kauf­haus und las­sen Sie ihn von Gut­schei­nen und Umtausch­ak­tio­nen faseln. Wich­tig: Kli­schee­ge­mäß Socken, Kra­wat­ten, o.ä. erwäh­nen!
  • Abneh­men: Alle Men­schen wer­den über Weih­nach­ten dick. War­um weiß kein Mensch. Glau­ben einem aber eh alle unbe­se­hen. Exper­ten (Arzt, Ernäh­rungs­wis­sen­schaft­le­rin, Har­ry Wijn­ford) vor die Kame­ra zer­ren. Evtl. wäh­rend einer der diver­sen Preis­ver­lei­hun­gen schon mal Pro­mi­nen­te nach Abspeck­tipps fra­gen (dabei drin­gend auf mög­li­che Schleich­wer­bung achten!!!!1).
  • Feu­er­werk: Ist urst gefähr­lich. Schau­fens­ter­pup­pen in die Luft spren­gen, Feu­er­wehr oder Pyro­tech­ni­ker inter­view­en. Wich­tig: Vor ost­eu­ro­päi­schen Pro­duk­ten war­nen (haben kein Prüf­zei­chen).
  • Vor­sät­ze fürs neue Jahr: Pro­mi­nen­te (Preis­ver­lei­hung, s.o.) oder Stra­ßen­um­fra­ge. Obsku­re Sta­tis­ti­ken ein­brin­gen. Exper­te: Schwie­rig. Viel­leicht Pete Doh­erty o.ä.
  • Das wird anders: Neue Mün­zen, Steu­er­sät­ze, Geset­ze, Ver­ord­nun­gen. Kann man einen Tag von leben. Stra­ßen­um­fra­gen bei benach­tei­lig­ten Min­der­hei­ten (Steu­er­zah­ler, Rau­cher, etc.) nicht ver­ges­sen!
  • Sil­ves­ter­fei­er: So fei­ert Pro­mi XY oder Ihre Nach­ba­rin. Zwecks Abwechs­lung auch an Exo­ten den­ken (s. Blan­co, Rober­to; Cord­a­lis, Cos­ta; Farr­ag, Nad­ja Abd El; Baf­foe, Liz). Gut kom­bi­nier­bar mit:
  • Rezep­te: Kochen geht immer, beson­ders zu Sil­ves­ter. Ope­ner: Schnitt­bil­der von Raclette, Fon­due, Karp­fen blau (s. Archiv).
  • Haus­mit­tel gegen Kater: Pro­mi­nen­te (s.o.), Stra­ßen­um­fra­ge, Arzt, Apo­the­ke­rin, etc. Wich­tig: In der Anmo­de­ra­ti­on den Mode­ra­tor von „mei­ner Oma“ erzäh­len las­sen.
  • Din­ner For One: Läuft zum xy. Mal. Pro­mi­nen­te erzäh­len oder nach­spie­len las­sen, gut mit Quiz (Sitzordnung!!!1) kom­bi­nier­bar. Auf alle Fäl­le dar­auf hin­wei­sen, dass der Sketch in Eng­land „völ­lig unbe­kannt“ ist (geht auch als Auf­hän­ger, dann GB-Kor­re­spon­den­ten früh­zei­tig um eine alber­ne Stra­ßen­um­fra­ge bit­ten).

Alter­na­tiv könn­ten Sie natür­lich auch den Krem­pel von die­sem Jahr wie­der­ho­len. Oder den vom letz­ten Jahr. Oder vom vor­letz­ten …

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Musik Leben

Peter und kein Wolf

Es ist ja längst ein völ­lig unwich­ti­ges Rand­de­tail, dass Ende des Monats mit „Shotter’s nati­on“ ein neu­es Album der Babysham­bles erscheint. Viel bedeut­sa­mer für die inter­es­sier­te Welt­öf­fent­lich­keit sind doch neue Dro­gen­pe­gel­le­vel aus der Blut­bahn von Pete Doh­erty und sei­ner engs­ten Umge­bung. Gut, seit­dem Kate Moss Reiß­aus genom­men hat, ist die­se nähe­re Umge­bung deut­lich weni­ger ansehn­lich. Aber immer­hin hat Betäu­bungs­mit­tel­ex­per­te Doh­erty eine Kat­ze, die ihn ver­steht.

Die bekannt bedäch­tig recher­chie­ren­de The Sun hat denn auch schon fol­gen­des her­aus­ge­fun­den: Weil Ver­ständ­nis durch die Venen (oder min­des­tens über die Blut-Hirn-Schran­ke) geht, hat Doh­erty für sein Exem­plar der Art Felis catus ein klei­nes Crack-Pfeif­chen gebaut. Ein hüb­sches Bild­chen der Inha­la­ti­on gibt’s auch schon. Zeu­gen berich­te­ten hin­ter­her, dass die Kat­ze ohn­mäch­tig gewor­den sei, Stim­mungs­schwan­kun­gen bekom­men hät­te und geglaubt habe, sie kön­ne flie­gen. Nun, wer jemals Kat­zen über einen län­ge­ren Zeit­raum erlebt hat, könn­te auf die Idee kom­men, das sei der Nor­mal­zu­stand. Aber wenn da nicht irgend­je­mand etwas mit dem Dro­gen­ka­ter dezent miss­ver­stan­den hät­te, besä­ße die­se Mel­dung ja gar kei­nen Neu­ig­keits­wert mehr.

Obli­ga­to­ri­sche Rand­no­tiz: Pete Doh­erty ist wei­ter­hin im bes­ten Alter, um zur mys­ti­fi­zier­ba­ren Legen­de zu wer­den. Ein hal­bes Jahr noch …