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Digital

Die Ziehung der Jahreszahlen

Eine der ers­ten Regeln, die man auf jeder Jour­na­lis­ten­schu­le, ach­was: als jugend­li­cher frei­er Mit­ar­bei­ter bei jeder Lokal­zei­tung lernt, ist die, dass jeder Arti­kel eine gute Eröff­nung brau­che. Einen kna­cki­gen Satz, einen Eye Cat­cher, eine Zei­le, die den Leser am Kra­gen packt und bis zum letz­ten Punkt im letz­ten Absatz nicht mehr los­lässt.
Eine wei­te­re wich­ti­ge Regel ist die, dass man gut recher­chie­ren soll­te, was man in sei­nen Arti­keln so behaup­tet.

Und jetzt über­le­gen wir mal alle, wel­che die­ser bei­den Regeln Flo­ri­an Leclerc von FAZ.NET in sei­nem Arti­kel „Bür­ger­re­por­ter im Netz“ nicht beher­zigt hat:

Zwölf Jahre ist das Internet nun alt.

PS: Selbst das WWW ist älter als zwölf Jah­re, wie ein kur­zer Blick in Geschich­te des Inter­nets erge­ben hät­te.

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Digital Musik

12, 483, 1, 2:0 (Zusatzzahl: 2007)

Mor­gen erscheint das neue Album von Her­bert Grö­ne­mey­er „Zwölf“. Mor­gen erschei­nen aber auch die aktu­el­len Album­charts, in denen, wenn alles mit rech­ten Din­gen zugeht, Tokio Hotels „Zim­mer 483“ auf Platz 1 ein­stei­gen dürf­te. Des­we­gen bin ich gera­de ein biss­chen am Recher­chie­ren, um dann nächs­te Woche (wenn, jede Wet­te, Grö­ne­mey­er auf 1 gehen wird) einen schö­nen Ein­trag über den musi­ka­li­schen Gene­ra­tio­nen­kon­flikt, der viel­leicht gar kei­ner ist, schrei­ben zu kön­nen.

Ich stol­per­te also gera­de über ein Inter­view, dass Spie­gel Online mit dem Mag­de­bur­ger Quar­tett geführt hat. Krea­ti­ve Idee dabei: Pro­mi­nen­te wie Boris Becker, Bushi­do oder Jona­than Mee­se durf­ten auch Fra­gen stel­len. Aber auch Niels Ruf und Dol­ly Bus­ter. Und das ging wie folgt:

NIELS RUF, Schau­spie­ler und Come­di­an: Mir haben damals die Pres­se­kon­fe­ren­zen zur Auf­lö­sung von Tic Tac Toe wahn­sin­nig gut gefal­len. Wie die sich da gestrit­ten haben! Plant Ihr zu Eurer Auf­lö­sung etwas Ähn­li­ches?
Bill: Ich fand das mit Tic Tac Toe auch lus­tig, aber lei­der müs­sen wir Dich ent­täu­schen: Wir haben noch nichts geplant. Ich glau­be, wenn man sich trennt, soll­te man das ver­nünf­tig machen.
Tom: Und ich glau­be, das wird Niels Ruf auch nicht mehr mit­er­le­ben.

Zuge­ge­ben: die Fra­ge war lahm. Die Ant­wort von Tom Kau­litz dafür gar nicht mal so schlecht.

Noch bes­ser aber:

DOLLY BUSTER: Und hat­test Du schon mal Sex?
Bill: Ich?! Das wer­de ich auch Dir nicht ver­ra­ten. Ich weiß auf jeden Fall, dass Du schon wel­chen hat­test!

Ich bin mir noch nicht sicher, ob das eine rich­tig gute Replik oder so ein „Tataa!“-Karnevalsspruch ist, dafür hät­te man wohl den Ton­fall mit­er­le­ben müs­sen. Trotz­dem: Sol­che Ant­wor­ten hät­te ich den Jungs gar nicht zuge­traut. Um so mehr freue ich mich auf das Chart-Ren­nen der nächs­ten Tage.

Nach­trag 2. März, 15:00 Uhr: Ich hab natür­lich wie­der über­haupt kei­ne Ahnung von Charts. Offen­bar bezie­hen sich die aktu­el­len (es gibt lei­der kei­nen Per­ma­link) auf die Ver­käu­fe von letz­ter Woche. Tokio Hotel (letz­ten Frei­tag erschie­nen) sind also nächs­te, Her­bert Grö­ne­mey­er erst über­nächs­te Woche dran. Was die­se Woche auf 1 ist, gucke ein jeder lie­ber sel­ber nach …

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Digital

Kalifornische Stadt mit vier Silben

Ich bin mir sicher, eines Tages wer­den wir erle­ben, dass man bei Spie­gel Online, kurz bevor man eine nur mini­mal modi­fi­zier­te Agen­tur-Mel­dung online setzt, noch mal eben über­prüft, ob man bei den wich­tigs­ten Anga­ben auch kei­nen Feh­ler gemacht hat. Heu­te jedoch nicht:

Irgendwo in Kalifornien
Screen­shot: Spie­gel Online, Her­vor­he­bun­gen: Cof­fee And TV

Nach­trag 1. März, 10:22 Uhr: Irgend­wann in den letz­ten neun Stun­den haben sie es doch noch bemerkt. Die rich­ti­ge Ant­wort war natür­lich „San Fran­cis­co“, bit­te nicht mehr anru­fen.

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Musik Rundfunk

Ships ahoy

Zu schön, um’s zu ver­pas­sen: Das Video zur ers­ten Sin­gle „Dash­board“ aus dem neu­en Mode­st-Mou­se-Album „We Were Dead Befo­re The Ship Even Sank“. Wir sehen dar­in Sän­ger Isaac Brock als ergrau­ten See­mann mit Mikro­fon­ha­ken­hand (hin­reis­send gespielt!), atem­be­rau­ben­de Spe­zi­al­ef­fek­te, rie­si­ge See­unge­heu­er und gegen Ende auch John­ny Marr als so eine Art Gitar­re spie­len­den Fisch­men­schen. Hat der gewusst, wor­auf er sich bei Mode­st Mou­se ein­lässt? Ist gar nicht so wich­tig, das Album ist super gewor­den, „Dash­board“ sowie­so und sonst ist auch alles gut.

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Literatur

Der Tag, den es nicht gibt: So werden Karrieren zerstört

„Mor­gen ist es wie­der soweit: es wird über­mor­gen sein.“

Die­ser nur auf den ers­ten Blick etwas abwe­gi­ge Gedan­ke kam mir heu­te Mor­gen, wäh­rend ich im Bett dar­auf war­te­te, dass ich mich dazu auf­rap­peln könn­te, sel­bi­ges zu ver­las­sen. Heu­te Nacht erle­ben wir den sel­tens­ten Tag des Jah­res. Nicht! Rund 55.000 Tau­send Men­schen in Deutsch­land und vier Mil­lio­nen welt­weit wer­den mal wie­der ihren Geburts­tag nicht fei­ern kön­nen, denn sie wur­den am 29. Febru­ar gebo­ren, dem Tag, den es nur alle vier Jah­re gibt (außer in Jah­ren, die ohne Rest durch 100 teil­bar sind – es sei denn, sie sind ohne Rest durch 400 teil­bar, dann han­delt es sich wie­der um ein Schalt­jahr mit 29. Febru­ar).

Und wie ich mich in die­sen Gedan­ken ver­lor, fiel mir auf, dass es in weni­ger als vier Wochen zum nächs­ten Zeit­raub kom­men wird. Gut, in der Nacht zum 25. März wird uns nur eine Stun­de geklaut (und die bekom­men wir im Okto­ber auch noch wie­der), aber ein­mal in Fahrt, sah ich mich schon mit dem nächs­ten Ein­fall kon­fron­tiert: „Gut, dass es im 16. Jahr­hun­dert noch kei­ne Zeit­um­stel­lung gab. Man stel­le sich mal vor, Shake­speare hät­te Romeo und Julia nicht über Nach­ti­gal­len und Ler­chen dis­ku­tie­ren las­sen, son­dern dar­über, ob die Uhr (die es in der uns heu­te bekann­ten Form damals natür­lich auch noch nicht gab) nun eine Stun­de vor- oder zurück­zu­stel­len sei. Die gan­ze roman­ti­sche Stim­mung die­ser Sze­ne, ja: des Dra­mas wäre dahin gewe­sen und wer weiß, ob Shake­speare heu­te noch den bedeu­tends­ten Dich­tern aller Län­der, Epo­chen und Lite­ra­tur­gat­tun­gen zuzu­rech­nen wäre. So kön­nen einen der ver­meint­li­che Fort­schritt und gesetz­lich ver­ord­ne­te Tages­zei­ten schnell den erhoff­ten Platz in der Welt­ge­schich­te kos­ten …“

In die­sem Augen­blick wuss­te ich: egal, wie spät es gera­de ist, ich soll­te bes­ser auf­ste­hen.

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Film

Wer die Oscars eigentlich hätte bekommen müssen…

Vor­bei ist sie wie­der, die mit­un­ter längs­te Nacht des Jah­res, aber bestimmt die längs­te Sonn­tag­nacht des Jah­res: Bis 6.15 Uhr MEZ wur­den 2007 wie­der ein­mal 24 klei­ne gol­de­ne Sta­tu­et­ten ver­lie­hen. Doch nicht alle erreich­ten den kor­rek­ten Adres­sa­ten. Auch Tau­sen­de Aca­de­my-Mit­glie­der (dar­un­ter, wie ich mit Schre­cken fest­stel­len muß­te, auch Fran­ka Poten­te) kön­nen durch­aus mal irren. Und das pran­ge­re ich an. In all mei­ner Weis­heit weiß näm­lich nur ich per­sön­lich, wer von den Nomi­nier­ten tat­säch­lich hät­te gewin­nen müs­sen.

Fan­gen wir doch mal mit dem heu­ti­gen BILD-Titel an: Der Kate­go­rie „bes­ter nicht-eng­lisch­spra­chi­ger Film“. Natür­lich ist „Das Leben der ande­ren“ kein schlech­ter Film, und selbst­ver­ständ­lich war die Ent­schei­dung nicht so schlimm für mich per­sön­lich, da ja immer­hin der Patri­ot in mir Grund zum Jubeln hat­te. Aber ich den­ke, jeder, der den Film „Nach der Hoch­zeit“ von Susan­ne Bier aus Däne­mark gese­hen hat, kann die Ent­schei­dung nicht nach­voll­zie­hen. Klar, hät­te der deut­sche Bei­trag nicht gewon­nen, wären es die Mexi­ka­ner gewe­sen. Aber die bes­ten Fil­me machen let­zend­lich ja doch die Dänen, auch wenn das kei­ner so recht wahr­ha­ben will.

Alle Oscars, die das abso­lut unau­then­ti­sche, lächer­lich schlecht insze­nier­te und gespiel­te Musi­cal „Dream­girls“ bekom­men hat, gehö­ren sofort wie­der ein­ge­zo­gen. Abi­ga­il Bres­lin hät­te gewin­nen müs­sen, oder eine der Dar­stel­le­rin­nen aus „Babel“, oder von mir aus Cate Blan­chett – ganz egal! Die waren alle gut, aber Jen­ni­fer Hud­son? Und der Sound von „Flags of our fathers“ war auch bes­ser. Genug­tu­ung brach­te da nur, daß kei­ner der drei nomi­nier­ten Songs aus „Dream­girls“ eine Chan­ce gegen Melis­sa Ether­idge hat­te und die Aus­zeich­nun­gen für Aus­stat­tung und Kos­tü­me an Außen­sei­ter gin­gen („Pans Laby­rinth“ bzw. „Marie Antoi­net­te“).

Mar­tin Scor­se­se hat sei­nen über­fäl­li­gen Oscar bekom­men, nach­dem er nach unzäh­li­gen Halb- bis Total­aus­fäl­len wenigs­tens mal wie­der einen eini­ger­ma­ßen span­nen­den Film hin­be­kom­men hat, auch wenn es nur ein Remake eines genia­len Thril­lers aus Hong­kong namens „Infer­nal Affairs“ ist. Eigent­lich hät­te Scor­se­se auch wei­ter­hin mit dem Hitch­cock/­Ku­brick-Sta­tus leben kön­nen und man hät­te mal wie­der Clint East­wood aus­zeich­nen kön­nen oder noch bes­ser Ale­jan­dro Gon­zá­lez Iñár­ri­tu.

Das bes­te adap­tier­te Dreh­buch hat übri­gens „Child­ren of Men“. Wil­liam Mona­han hat­te ja schon eine qua­si fix und fer­ti­ge Vor­la­ge aus Hong­kong. Was ist dar­an oscar­wür­dig, noch eine net­te Rol­le für Jack Nichol­son mit rein­zu­schrei­ben? Und hat die­ser nicht ohne­hin am Set noch­mal alle sei­ne Zei­len kom­plett umge­schmis­sen? Dann gebt wenigs­tens ihm den Oscar!

So, aller Oscar­frust weicht so lang­sam von mir. Es war mal wie­der eine schö­ne Show. Ellen DeGe­ne­res war deut­lich wit­zi­ger als ich erwar­tet hät­te, die Rück­bli­cke waren nett und Mag­gie Gyl­len­haal sah unglaub­lich süß aus (wie immer eigent­lich, woll­te es trotz­dem noch­mal erwäh­nen).

Also dann, bis nächs­ten Febru­ar. Die Espres­so-Maschi­ne steht bereit.

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Film

Hauptsache wir sind

Es gibt vie­le Grün­de, der Bild-„Zeitung“ gegen­über kri­tisch ein­ge­stellt zu sein, und jeden Tag lie­fert das Bild­Blog ein paar wei­te­re dazu. Fern­ab aller mora­li­scher und ideo­lo­gi­scher Grenz­gän­ge hat sich „Bild“ in den letz­ten Jah­ren aber vor allem mit einer Sache her­vor­ge­tan; mit einer Schlag­zei­le, die gram­ma­tisch grenz­wer­tig und inhalt­lich schlicht­weg Blöd­sinn ist, und die sich des­halb in den all­ge­mei­nen Sprach­ge­brauch ein­bren­nen muss­te: „Wir sind Papst!“

Es spricht sicher nicht für die Redak­teu­re diver­ser öffent­lich-recht­li­cher Sen­der in Deutsch­land, dass mir ges­tern gleich an meh­re­ren Stel­len flap­si­ge Mode­ra­tio­nen unter­ka­men, die nahe­zu völ­lig iden­tisch waren: „Jetzt sind wir nicht nur Papst, Fuß­ball-Welt­meis­ter der Her­zen und Hand­ball­welt­meis­ter, jetzt sind wir auch noch Oscar …“

Uff! So viel Dumm­heit muss man erst mal in so einen ver­gleichs­wei­se kur­zen Satz gewürgt krie­gen. Mal ganz davon ab, dass die­ses „wir“ ja immer noch eine höchst dif­fu­se Anga­be ist (die bei­spiels­wei­se genau dann über­haupt nicht mehr zutrifft, wenn Dani­el Gold­ha­gen ein Buch ver­öf­fent­licht), und „wir“ mit­nich­ten Oscar sind, son­dern ihn höchs­tens haben (aber dar­an soll sich Bas­ti­an Sick noch abar­bei­ten, das geschieht ihm recht): das plötz­li­che Bohei um den Oscar für „Das Leben der Ande­ren“ erscheint auch noch reich­lich will­kür­lich. Als „Nir­gend­wo in Afri­ka“ von Caro­li­ne Link 2003 als ers­ter deutsch­spra­chi­ger Film seit 1980 den Oscar erhielt, schlug die Mel­dung längst nicht so ein – dabei sind Fil­me, bei denen eine Frau Regie führ­te, bei den Oscars eine ech­te Beson­der­heit. Immer noch.

Aber „Nir­gend­wo in Afri­ka“ war vor Papst­wahl und Fuß­ball-WM. Deut­sche Fil­me teil­ten sich in puber­tä­re Komö­di­en mit Til Schwei­ger, Kat­ja Rie­mann oder Tom Ger­hardt (also natio­nal erfolg­reich) und „gut, aber zu ernst“ (also inter­na­tio­nal erfolg­reich). Dass „Das Leben der Ande­ren“ trotz sei­ner völ­lig un-ost­al­gi­schen Geschich­te (und damit als Gegen­ent­wurf zu „Good Bye, Lenin“) ein Publi­kums­er­folg wur­de, darf da schon als Sen­sa­ti­on gel­ten. Und natür­lich ist auch der drit­te Oscar für einen deut­schen Film (und der zwei­te inner­halb von fünf Jah­ren) immer noch weit vom Regel­fall ent­fernt und ver­dient Respekt. Aber mit welch irrer Reflex­haf­tig­keit die Medi­en sofort wie­der die Fra­ge stell­ten, ob „der deut­sche Film jetzt wie­der da“ sei, das war schon irri­tie­rend. Wo soll er sein? Und war er da schon mal und war dann plötz­lich weg und ist jetzt wie­der da? Oder ging es nur dar­um, die Wor­te „deutsch“ und „wie­der da“ in einem Satz unter­zu­brin­gen, weil das so schön klingt?

Sicher­lich: es ist ein Ver­dienst der deut­schen und bay­ri­schen Film­för­de­rung, dass so ein Film mög­lich war. Das hat der Regis­seur Flo­ri­an Hen­ckel von Don­ners­marck in sei­ner Dan­kes­re­de auch deut­lich klar gemacht (der glei­chen Dan­kes­re­de übri­gens, in der er sei­ne Haupt­dar­stel­le­rin Mar­ti­na Gedeck ver­gaß, nach­dem die­se zuvor schon nicht zur Oscar-Ver­lei­hung mit­kom­men konn­te, weil der Regis­seur lie­ber sei­ne Gat­tin mit­ge­nom­men hat). Ansons­ten han­delt es sich bei „Das Leben der Ande­ren“ (anders als z.B. bei einer Sport­ver­an­stal­tung, bei der Tau­sen­de Fans ihr Team anfeu­ern) um das Werk einer nicht gera­de klei­nen, aber doch über­schau­ba­ren Grup­pe. Und wenn man der Pres­se Glau­ben schen­ken darf, vor allem um das Ver­dienst der über acht­zig­jäh­ri­gen Schau­spiel­agen­tin Erna Baum­bau­er, die das Star­ensem­ble für ’nen Appel und ’n Ei zusam­men­trom­mel­te. Aber statt die­se Ein­zel­leis­tun­gen zu wür­di­gen (der Vor­schlag, sei­ne Macher als Hel­den der Arbeit aus­zu­zeich­nen, dürf­te ange­sichts der The­ma­tik des Films als „unpas­send“ bis „zynisch“ ange­se­hen wer­den), statt Hen­ckel von Don­ners­marck trotz sei­nes etwas irri­tie­rend gro­ßen Selbst­be­wusst­seins und sei­ner nur bedingt sym­pa­thi­schen Aus­strah­lung als Bei­spiel für einen, der nach oben woll­te und es geschafft hat, dar­zu­stel­len, statt wenigs­tens die in wei­ten Tei­len vor­bild­li­che deut­sche Film­för­de­rung zu wür­di­gen, ist wie­der ganz platt und pla­ka­tiv vom „Oscar für Deutsch­land“ die Rede.

Forest Whita­ker, der als bes­ter Haupt­dar­stel­ler aus­ge­zeich­net wur­de, sag­te in sei­ner Dan­kes­re­de, wie unwahr­schein­lich es für einen schwar­zen Jun­gen aus Texas gewe­sen sei, Schau­spie­ler zu wer­den und den Oscar zu gewin­nen. Er beschrieb, ohne es expli­zit zu erwäh­nen, den klas­si­schen Ame­ri­can Dream, wonach es jeder nach oben schaf­fen kön­ne, der sich genug Mühe gebe und gut genug sei. Nach Sid­ney Poi­tier 1963, Den­zel Washing­ton 2002 und Jamie Foxx 2004 gilt es nicht ein­mal mehr eine grö­ße­re Sen­sa­ti­on, dass ein Schwar­zer als bes­ter Haupt­dar­stel­ler aus­ge­zeich­net wird. Aber wenn ein Deut­scher einen Oscar gewinnt, sol­len natür­lich gleich wie­der 82 Mil­lio­nen eine 30 Cen­ti­me­ter gro­ße ver­gol­de­te Sta­tue sein. Wir sind selt­sam!

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Politik

Wir sterben lieber eines natürlichen Todes

Ver­mut­lich sind die meis­ten, die hier mit­le­sen, zu jung, um damals in den Acht­zi­ger die­ses Plas­tik­schild mit­be­kom­men zu haben. Man sah dar­auf einen nord­ame­ri­ka­ni­schen Urein­woh­ner (vor 20 Jah­ren noch als „India­ner“, ein paar Jahr zuvor nur als „Win­ne­tou“ bekannt), der an einem Lager­feu­er her­um­we­del­te. Damals hielt man das als pas­sen­des Motiv für den Spruch „Dan­ke fürs Nicht­rau­chen. Wir ster­ben lie­ber eines natür­li­chen Todes.“ Der eine oder ande­re Niko­tin­ist dach­te sich damals, dass der­lei ja gera­de­zu nach einer Ver­ar­sche schreie. Denn anstatt wie die­se lang­wei­li­gen Nicht­rau­cher mal eben einen natür­li­chen Tod hin­zu­le­gen, inhal­tiert man doch gleich noch mal so genüß­lich.

Damals waren die Kran­ken­kas­sen­kas­sen ja auch noch so etwas ähn­li­ches wie voll. Und das sozi­al­ver­träg­li­che Früh­ab­le­ben derer mit den geteer­ten Lun­gen nah­men die Ren­ten­kas­sen noch ohne nen­nens­wer­tes Hus­ten zur Kennt­nis. Die­se Zei­ten sind vor­bei. Und auch die Zei­ten, in der sich bun­des­deut­sche Regie­run­gen nicht ent­blö­den, der Tabak­lob­by das Wort zu reden und jeg­li­ches Tabak­wer­be- oder gar Rauch­ver­bot, das man sich in Brüs­sel aus­ge­dacht hat, geflis­sent­lich zu unter­gra­ben. Oder min­des­tens mit blöd­sin­ni­gen Kla­gen aus­zu­brem­sen.

Längst zei­gen die Iren, die Mal­te­ser, die Ita­lie­ner, die Spa­ni­er, die Luxem­bur­ger, die Bel­gi­er und die Fran­zo­sen, wie genüß­lich man abends wie­der in die Knei­pe oder den Club gehen kann. Kei­ne Angst mehr vor mut­wil­lig pro­du­zier­tem Fein­staub, kei­ne spon­ta­nen Bron­chi­al­asth­ma­at­ta­cken mehr beim Betre­ten einer Tanz­lo­kal-Eck­knei­pe. Und sogar rosi­ge Aus­sich­ten für die Gast­wir­te wegen stei­gen­den Besu­cher­zah­len. In Deutsch­land ist das ja immer noch anders. Und wer mit weni­ger als 1,80m Kör­per­grö­ße auf eine Stipp­vi­si­te z.B. ins Köl­ner Blue Shell geht, soll­te die Sau­er­stoff­fla­sche nicht ver­ges­sen, die es zum Über­le­ben brau­chen wür­de.

Doch jetzt zeigt der spon­ta­ne Aktio­nis­mus der Regie­rung Wir­kung. Es ist ja auch erst knapp vier Jah­re her, dass die EU wegen jähr­lich 650.000 Toten und über 100 Mil­li­ar­den Euro Kos­ten euro­pa­weit eine Richt­li­nie zum Ver­bot von Tabak­wer­bung erlas­sen hat. Da kam die deut­sche Umset­zung im Dezem­ber 2006 wie eine rich­tig spon­ta­ne Über­sprungs­hand­lung. Und die zeit­gleich statt­fin­den­de Pos­se um den natio­na­len Gesetz­ent­wurf zum Nicht­rau­cher­schutz am Arbeits­platz bekam ja eh kaum jemand mit. Ohne sich über eine Regie­rung schlapp zu lachen, die es nicht blickt, dass sie für den Gel­tungs­be­reich gar nicht mehr zustän­dig ist.

Jetzt kommt es also: das bun­des­wei­te Rauch­ver­bot in öffent­li­chen Gebäu­den, Kran­ken­häu­sern, Alten­hei­men, Gast­stät­ten, Knei­pen, Dis­co­the­ken etc. Zum Glück hat sich das Volk aber immer noch genü­gend Voll­pfos­ten an die jewei­li­ge Macht gewählt, dass die schon wie­der Auf­wei­chun­gen des unver­mu­tet sinn­vol­len Rauch­ver­bots ver­lan­gen. Was einem dann durch­aus den Wunsch nahe­legt, die Her­ren Wulff, Rütt­gers und Stoi­ber in der frei­wil­li­gen Rau­cher­knei­pe ihrer Wahl end­zu­la­gern. Die könn­ten sich dann bit­te rasch an das Plas­tik­schild vom Arti­kel­ein­stieg erin­nern.

Wobei die Dis­kus­si­on um Rauch­ver­bo­te ja der­zeit längst von der Kli­ma­pa­nik über den Hau­fen gerannt wur­de. Wenn wir eh nur noch zwölf Jah­re haben, um den Kli­ma­kol­laps abzu­wen­den, haben die Rau­cher sogar noch einen Grund mehr, rasch auf Niko­tin­pflas­ter umzu­stei­gen. Denn wenn die Küs­ten dem­nächst eh über­flu­tet wer­den, reicht das bis dahin ein­ge­spar­te Feu­er­zeug­ben­zin ja viel­leicht noch fürs Signal­feu­er im Ret­tungs­boot.

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Musik

Live Is Beautiful

Es ist fast fünf Jah­re her, da ver­öf­fent­lich­te eine Band, die aus dem hal­ben Com­mon­wealth kam, ihr Debüt­al­bum. Die Musik­pres­se schrieb mal wie­der was vom Next Big Thing und das wären Vega4 sicher­lich gewor­den – wenn ihr Album „Satel­li­tes“ nur ein paar Jah­re spä­ter erschie­nen wäre. Ihre Mischung aus U2, Embrace und sehr frü­hen Radio­head rausch­te damals am Publi­kum vor­bei, das sich kurz dar­auf lie­ber auf Cold­play, Snow Pat­rol und Razor­light stürz­te. Lan­ge Zeit hör­te man gar nichts mehr von Vega4, dann gab es im letz­ten Früh­jahr mit „You And Me“ plötz­lich ein Lebens­zei­chen auf ihrer MySpace-Sei­te und im Herbst erschien dann „You And Others“ – aller­dings zunächst nur in Groß­bri­tan­ni­en, in Deutsch­land ist es erst im April soweit.

Die Band hat viel Ener­gie in die­ses Album gesteckt und ihre neu­en, elek­tro­ni­sche­ren Vor­bil­der wie The Pos­tal Ser­vice mal mehr („A Bil­li­on Tons Of Light“), mal weni­ger („Tearing Me Apart“) auf­fäl­lig zitiert. Mit dem Qua­si-Snow-Pat­rol-Cover „Life Is Beau­tiful“ (Pro­du­zent bei­der Bands ist Jack­ni­fe Lee, der auch schon für U2, Kas­a­bi­an und zuletzt Bloc Par­ty an den Reg­lern saß) und des­sen Ein­satz bei „Grey’s Ana­to­my“ kann eigent­lich nichts mehr schief gehen, jetzt fehlt nur noch das Publi­kum.

Ob es eine so bril­lan­te Idee war, die Band noch vor der offi­zi­el­len Album­ver­öf­fent­li­chung (und damit gänz­lich ohne aktu­el­len Air­play) durch Deutsch­land tou­ren zu las­sen, ist eine Fra­ge, die in den Büros der Sony BMG sicher aus­gie­big dis­ku­tiert wur­de. Auch die Fra­ge, ob es denn aus­ge­rech­net das zwar sehr schmu­cke, aber auch recht abge­le­ge­ne Gebäu­de 9 sein muss­te, in dem die Band in Köln spie­len soll­te, kann man durch­aus stel­len. Im Nach­hin­ein kann man aber bei­de Fra­gen mit einer läs­si­gen Hand­be­we­gung abtun: es hat sich gelohnt.

86 Kar­ten sei­en im Vor­ver­kauf weg­ge­gan­gen, erzähl­te die Band hin­ter­her, da stan­den etwa 120 Leu­te vor der Büh­ne. Von Anfang an war mir das Publi­kum irgend­wie merk­wür­dig vor­ge­kom­men, kurz bevor die Vor­band (Fric­ta­ne aus Köln, soll­te man mal im Auge behal­ten) anfing, däm­mer­te mir dann auch, was genau da nicht stimm­te: ich war einer der jüngs­ten im gan­zen Club (wahr­schein­lich sogar der jüngs­te männ­li­che Kon­zert­be­su­cher), was einem mit 23 nicht mehr all­zu häu­fig pas­siert. Was ich als „älte­re Kon­zert­be­su­cher“ bezeich­nen möch­te, waren noch nicht ein­mal die Ü40-Sekre­tä­rin­nen, die die Band wohl vor fünf Jah­ren im Vor­pro­gramm von Bryan Adams für sich ent­deckt hat­ten, son­dern wirk­lich älte­re Men­schen bei­der­lei Geschlechts mit grau­en Haa­ren und Wind­brea­k­ern. Da denkt man bei einem Rock­kon­zert natür­lich erst mal „Uff, was wol­len die mir denn hier mei­ne Jugend­kul­tur weg­glot­zen?“ bis einem auf­fällt, dass „gene­ra­ti­ons­über­grei­fend“ ein Attri­but ist, das man außer Udo Jür­gens und den Rol­ling Stones nicht ganz so vie­len Musi­kern nach­sagt.

Neun Songs stan­den auf der Set­list, zehn spiel­te die Band am Ende (weil sich eine Kon­zert­be­su­che­rin „The Cater­pil­lar Song“ vom Debüt gewünscht und sicher­heits­hal­ber gleich den aus­ge­druck­ten Lied­text mit­ge­bracht hat­te), davon sie­ben vom neu­en Album. Für die­se zehn Songs brauch­te sie fast andert­halb Stun­den, so lang gerie­ten man­che Live­ver­sio­nen und so viel rede­ten, nein: alber­ten Sän­ger John McDaid und der neue Bas­sist zwi­schen den Lie­dern her­um. Besag­tes „Life Is Beau­tiful“, die aktu­el­le Sin­gle in UK, ging als nicht enden wol­len­der Sta­di­on­rock über die Büh­ne, inkl. einem Aus­flug McDaids ins Publi­kum und hals­bre­che­ri­schem Rum­tur­nen auf den Moni­tor­bo­xen. Sowas darf man aber auch nur machen, wenn man vor dem Lied den eige­nen Vater anru­fen lässt und sich über die Laut­spre­cher mit ihm unter­hält.

Es macht immer Spaß, einer Band mit gro­ßer Spiel­freu­de zuzu­schau­en, und es war schön anzu­se­hen, wie sehr sich die Vier über den war­men Emp­fang in Deutsch­land und beson­ders in Köln gefreut haben. Als ich John McDaid nach dem Kon­zert frag­te, war­um es nur so weni­ge alte Songs zu hören gab, erklär­te er mir, die neue Plat­te bedeu­te der Band sehr viel und sie woll­ten vor allem die­se neu­en Sachen spie­len: „We might play some of the old stuff again when we’­re doing two hour shows!“ Auf einer Sta­di­onbüh­ne wür­den Vega4 sicher eine gute Figur machen. Bleibt nur zu hof­fen, dass dann ein paar Leu­te mehr kom­men.

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Digital

Müssen wir alles mitmachen?

Bei Tech­no­ra­ti könn­te es ver­mut­lich hel­fen. Will­kom­men in der Welt des durch­such­ba­ren Inter­nets! Und weil wir ja die Welt­herr­schaft anstre­ben, kön­nen die Herr­schaf­ten uns da doch nur zuträg­lich sein.

Tech­no­ra­ti Pro­fi­le

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Musik Leben

The höher they come, the blöder they fall

Es mag Zufall sein, dass es fast auf den Tag genau acht Jah­re her ist, dass ich zum ers­ten Mal von Brit­ney Spears hör­te. Sie trat mit ihrer ers­ten Sin­gle „Baby One More Time“ bei „Top Of The Pops“ auf und als mein bes­ter Freund und ich das sahen und hör­ten, gaben wir dem Mädel drei Sin­gles, dann sei alles wie­der vor­bei. Ich gebe zu: wir hat­ten uns ver­schätzt. Es waren dann doch vier Alben, die zu bewer­ten hier gar nicht The­ma sein soll. (Nur ein Hin­weis sei erlaubt: dass „Baby One More Time“ ein tol­ler Song war, wur­de spä­tes­tens ein Jahr spä­ter klar, als Tra­vis ihn cover­ten.)

Die Fra­ge, wann eigent­lich Brit­neys letz­te Sin­gle erschie­nen sei (und wie die klang), könn­te ich nicht ohne vor­he­ri­ge Recher­che beant­wor­ten. Aber das ist inzwi­schen auch völ­lig egal, es inter­es­siert ja auch nur noch die wenigs­ten, dass Pete Doh­erty noch Musik macht (die letz­te Babysham­bles-EP, das weiß ich wenigs­tens, hieß „The Blin­ding“ und erschien Ende 2006). Brit­ney Spears, die ja sowie­so immer schon ein belieb­tes The­ma des sog. Boulevard-„Journalismus“ war, ist end­gül­tig zum Traum eines jeden Gos­sen­be­ob­ach­ters gewor­den, weil sie alles, aber auch wirk­lich alles ver­eint, wofür man sonst Paris Hil­ton, Rob­bie Wil­liams und Pete Doh­erty bräuch­te – oder die jetzt nicht mehr ver­füg­ba­re Anna Nico­le Smith.

Jetzt (das ist der Bild­zei­tungs-Begriff für „vor eini­ger Zeit“, in die­sem Fall: „let­ze Woche“) hat sie sich eine Glat­ze schnei­den las­sen, was die „Panorama“-Redakteure hun­der­ter Online-Maga­zi­ne in Ver­zü­ckung ver­set­ze. Zwar gab es allen­falls zwei grie­se­li­ge Fotos von Spears‘ Plat­te, aber fast nie­mand ließ sich die Gele­gen­heit ent­ge­hen, noch mal eine Foto-Gale­rie mit den schöns­ten glatz­köp­fi­gen Frau­en (Sinead O’Con­nor, Skin, Nata­lie Port­man, Demi Moo­re) zusam­men­zu­stel­len. Ent­setzt wur­de das Phra­sen­schwein gemol­ken und die ewig glei­che Fra­ge, wie es nur so weit habe kom­men kön­nen, in den Raum oder zumin­dest auf die Titel­sei­ten gestellt. Frau Spears, die vor dem Fri­seur­be­such eine Ent­zie­hungs­kur abge­bro­chen hat­te, begab sich in der Zwi­schen­zeit in eine Ent­zugs­kli­nik, check­te nach 24 stun­den wie­der aus und hat nach neu­es­ten Mel­dun­gen grad zum drit­ten Mal inner­halb einer Woche eine Reha-Kli­nik auf­ge­sucht. (Ich muss mich kor­ri­gie­ren: nach neu­es­ten Mel­dun­gen soll Frau Spears mit einem Regen­schirm auf ein Auto los­ge­gan­gen sein, das ent­we­der ihrem Noch-Gat­ten oder einem Papa­raz­zo gehör­te. Das mit der Kli­nik könn­te natür­lich trotz­dem stim­men. Oder schon wie­der über­holt sein.)

Der ziem­lich bril­lan­te ame­ri­ka­ni­sche Pop­jour­na­list Chuck Klos­ter­man sagt in einem (im Novem­ber 2006 geführ­ten) Inter­view in der aktu­el­len Galo­re:

Es ist schwie­rig, jeman­den wie Brit­ney sati­risch zu beglei­ten. Wenn jemand vor zwei Jah­ren eine Par­odie auf Spears ver­fasst hät­te, was hät­te er getan? Wahr­schein­lich hät­te man sie mit einem wei­ßen Mit­tel­stands-Mann ver­hei­ra­tet, der von sich denkt, er sei ein Rap­per. Und der dann in ihrem Kel­ler wohnt und hin­ter­her um das Sor­ge­recht für die Kin­der klagt, um an ihr Geld zu kom­men. Das wäre glatt als Sati­re durch­ge­gan­gen. Aber es ist wirk­lich pas­siert. Man hät­te auch eine Sze­ne schrei­ben kön­nen, wie Brit­ney bar­fuß aus einer öffent­li­chen Toi­let­te kommt. Auch das ist wirk­lich pas­siert.

Bei You­Tube kann man sich ein Video anse­hen, wie Brit­ney Spears von Papa­raz­zi bedrängt wird und schließ­lich aus­ras­tet. Die Berufs­zy­ni­ker der Scum Press wer­den wie­der was faseln von „Wer die Medi­en für sei­nen Auf­stieg nutzt, muss auch damit rech­nen, in der Zei­tung zu ste­hen, wenn es mal nicht so gut läuft.“ (das Zitat ist zusam­men­er­fun­den, soll­te aber als authen­tisch durch­ge­hen) und auch der klei­ne Mann auf der Stra­ße wird wie­der geist­rei­che Leser­brie­fe abson­dern mit Sen­ten­zen wie „Ich kann das Gejam­mer der ‚Rei­chen und Schö­nen‘ nicht mehr hören. Er hat sich für das Leben, das er führt, ent­schie­den, und ent­schei­det sich jeden Tag aufs Neue dafür.“ (aus den Kom­men­ta­ren zu einem sueddeutsche.de-Arti­kels über Rob­bie Wil­liams‘ aktu­el­len Tablet­ten­ent­zug, der sich sowie­so schon wie ein Nach­ruf liest). Und war­um gucken wir uns das alle an? Weil „die da oben“ viel schö­ner und län­ger fal­len kön­nen. Das Schluss­wort die­ses quir­li­gen Gedan­ken­hop­pings gebührt des­halb Bil­ly Wil­der:

Der Unter­schied zwi­schen einer Komö­die und einer Tra­gö­die ist: Ein Mann läuft eine Stra­ße hin­un­ter und fällt hin. Wenn er wie­der auf­steht, ist das eine Komö­die, die Leu­te lachen; bleibt er lie­gen, ist es eine Tra­gö­die.

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Rundfunk

Die Frage nach dem Schicksal…

Immer wie­der stel­le ich fest, dass das TV-Pro­gramm nicht immer die pas­sen­de Alter­na­ti­ve zum gemüt­li­chen Fei­er­abend ist, aber vor­ges­tern lief auf SAT1 ein Film, der mich tat­säch­lich nach­denk­lich stimm­te… zuge­ge­ben, Frau­en haben eher eine Ader für Kitsch und Roman­tik, aber da gehö­re ich nor­ma­ler­wei­se nicht zu. „Weil es dich gibt“ ist eigent­lich eine typi­sche Hol­ly­wood-Schnul­ze mit Hap­py End, jedoch hat die­ser Film eine Pri­se rea­lis­ti­sche Dra­ma­tik. Eine Frau und ein Mann begeg­nen sich zufäl­lig, ver­ste­hen sich gut und es könn­te ein wun­der­ba­rer Anfang für eine Bezie­hung wer­den, wenn da nicht die­se irre Idee vom Schick­sal wäre… Auf die Fra­ge, ob sie sich wie­der sehen, ent­geg­net die Frau: „Wenn es das Schick­sal so will… ja.“ Wor­auf­hin sie ihren Namen in ein Buch krit­zelt und es direkt danach an einen Anti­qui­tä­ten­händ­ler ver­kauft, ohne den Mann auch nur einen Blick dar­in wer­fen zu las­sen. Er schreibt sei­nen Namen und sei­ne Num­mer auf einen Dol­lar­schein und die­ser wird als Wech­sel­geld benutzt. Wenn die­ses Paar dafür bestimmt ist, sich wie­der zu sehen, wür­de er das Buch irgend­wann in die Hän­de bekom­men oder sie die­sen einen Dol­lar­schein. Im Prin­zip völ­lig unrea­lis­tisch – jedoch war es nicht die­se Sto­ry, die mich so fas­zi­nier­te, son­dern allei­ne der Gedan­ke, ob es etwas wie Schick­sal tat­säch­lich gibt. Man begeg­net so vie­len Men­schen im Leben, ist dau­ernd neu­en Her­aus­for­de­run­gen aus­ge­lie­fert, ist gezwun­gen Ent­schei­dun­gen zu tref­fen, und doch gibt es Situa­ti­on in denen man sich denkt: Viel­leicht muss­te das so sein… oder das ande­re Extrem: Was hat­te das jetzt für einen Sinn?
10 Jah­re hat das Paar in die­sem Film gebraucht, um sich wie­der zu tref­fen – dra­ma­ti­scher­wei­se waren bei­de kurz vor ihrer Hoch­zeit. Auch das ist eher Hol­ly­wood-like – den­noch kann man da Par­al­le­len für´s rea­le Leben zie­hen, oder wor­an liegt es, dass man nach Jah­ren plötz­lich an Men­schen den­ken muss, die man Ewig­kei­ten nicht gese­hen hat, man sich plötz­lich fragt, was wohl aus denen gewor­den ist und nimmt den Kon­takt plötz­lich auf? Mei­ner Mei­nung nach, soll­te jeder die­se Erfah­rung machen, dass es Men­schen im Leben gibt, die einen (auch wenn man kei­nen Kon­takt wirk­lich zu Ihnen hat) das gan­ze Leben lang beglei­ten… ob das wohl Schick­sal ist? Albert Ein­stein hat ein­mal gesagt: Gott wür­felt nicht.