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Trau, schau wem

Mit manchen Geschichten ist es wie mit alten Pullovern: Man zieht an einem losen Faden und am Ende hat man das ganze Teil aufgeribbelt.

Am Dienstag wurde David Harnasch das seltene Glück zuteil, als Blogger wohlwollend von “Spiegel Online” porträtiert worden zu sein. Er betreibt seit vergangenem November das Blog “Bildschirmarbeiter”, in dem er das aktuelle TV-Programm kritisiert und parodiert. Mir war das Blog bis vor wenigen Stunden gänzlich unbekannt, seine technorati authority (die freilich nichts über die Qualität aussagt) lag vor dem SpOn-Artikel bei 42.

Harnasch nimmt sich spannenden Themen an, wie in seinem aktuellsten Beitrag vom 6. August. Was “Frontal 21” da gemacht hat, ist wirklich mindestens sehr merkwürdig, Harnaschs Beitrag finde ich persönlich aber weder spannend noch lustig (falls die Verkleidung lustig sein sollte), sein anfängliches ÖR-Bashing nur peinlich. Aber das ist letztlich Geschmackssache – viele Leute werden ja auch unsere Videos nicht lustig finden.

Jan-Philipp Hein, der das große “Bildschirmarbeiter”-Porträt geschrieben hat, folgt darin einer Prämisse, die er in der Einleitung vorstellt:

Fernsehen spielt online fast keine Rolle. Wenige Blogger arbeiten sich am ehemaligen Leitmedium ab – einer aber mit viel Witz und exzessivem Aufwand. Ansonsten gilt TV online vielleicht einfach nicht mehr als kritikwürdig.

Ich sehe das anders. Da wäre ja zum Beispiel der “Fall Bankhofer”, in dem sich der WDR wegen des “Anscheins auf Schleichwerbung” von dem sympathischen “Gesundheitsexperten” trennte, nachdem zwei Blogs die Geschichte angestoßen hatten.

Zugegeben: neben dem Fernsehlexikon, Stefan Niggemeier (bei dem man aber auch ganz froh ist, wenn er nicht jedes Mal genannt wird, wenn der Begriff “Blogger” fällt), medienpiraten.tv und dem Wortvogel, der sich des Themas immer mal wieder von der Macher-Seite annimmt, fallen mir auch nicht mehr soooo viele Fernseh-Blogs ein. “Fast keine Rolle” sieht für mich aber trotzdem anders aus.

In der “SpiegelKritik” stolperte ich dann über diesen Eintrag zu Heins Artikel, den ich auch in meinen aktuellen “Klickbefehl” aufnahm: Timo Rieg schrieb da, Hein und Harnasch seien einander durch die “Achse des Guten” verbunden – Harnasch ist Autor jenes “publizistischen Netzwerks”, das sich gerne mit dem Untergang des Abendlandes und dem angeblichen “Klimaschwindel” befasst, und für das Hein schon dreimal als Gastautor gearbeitet habe. Außerdem betrieben sie gemeinsam das “Netzwerk Gegenrecherche”, schreibt Rieg.

Gefälligkeitsjournalismus unter alten Kumpels bei “Spiegel Online”? Ein ziemliches Ding, wenn dem so wäre.

Allein: So wie’s aussieht, ist dem nicht so. Jan-Philipp Hein erklärte mir gegenüber, dass er David Harnasch “vor zwei, drei Wochen” erstmalig kontaktiert habe – um eben genau jenes Porträt über ihn für “Spiegel Online” zu schreiben. Über die “Achse des Guten” hätten die beiden bisher keinerlei Kontakt gehabt und was dort an Gastbeiträgen von Hein veröffentlicht wurde, seien alle jeweils Zweitverwertungen aus anderen Medien gewesen.

Über “Bildschirmarbeiter” habe er geschrieben, weil er das Blog “originell” finde, sagt Hein, und mit dem “Netzwerk Gegenrecherche” habe der Kollege Harnasch nur insofern zu tun, als der einmal darauf verlinkt habe.

Und – hier kommen wir auf den Pullover-Satz vom Anfang zurück, der Sie dort sicherlich ziemlich verwirrt hat – statt über mögliche Mauscheleien bei “Spiegel Online” zu schreiben, saß ich plötzlich an einem Artikel, der sich mit der haarsträubenden Recherche (bzw. Nicht-Recherche) bei “SpiegelKritik” auseinandersetzen muss. Jan-Philipp Hein nannte den dortigen Artikel, in dem sich Timo Rieg auch noch als Mitglied des “Netzwerks Recherche” zu erkennen gibt, “bedenklich” und “unmöglich” und auch bei “Spiegel Online” war man darüber alles andere als glücklich.

Timo Rieg erklärte mir auf Nachfrage, er wolle seinen Artikel in der “SpiegelKritik” als “Rezension einer Rezension” verstanden wissen.

PS: Was man aber wohl ruhigen Gewissens als kontraproduktiv bewerten kann, ist die Tatsache, dass David Harnasch wenige Tage vor der Veröffentlichung seines Porträts bei “Spiegel Online” einen Blog-Eintrag mit folgenden Worten begann:

Auch wenn ich momentan guten Grundes wegen nicht über SPON lästern sollte, […]

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Klickbefehl (14)

Da mögen Fans noch so sehr darauf schwören, die “Lindenstraße” sei heute ja eine ganze andere als vor 20 Jahren. Humorvoll, selbstironisch und dergleichen. In Wahrheit ist die Kleinbürger-Soap immer noch ein Panoptikum der Piefigkeit. Wie fast alle Soaps sind ihre Kulissen vollgestellt mit uninspirierten Charakteren und zugeschüttet mit grauenhaften Dialogzeilen der Sorte: “Ah, meine Umweltplakette, endlich!”

Markus Brauck rechnet im “Spiegel” mit der “Lindenstraße” ab. Dazu gibt es eine Bildergalerie, die dem Wort “Graustufen” eine ganz neue Bedeutung zukommen lässt. (Bitte markieren Sie sich diesen Tag im Kalender: ich empfehle eine Bildergalerie bei “Spiegel Online”!)

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Das ist die wohl ungewöhnlichste Meldung des Tages: Die ARD kauft RTL die Serie “Die Anwälte” ab – also die Serie, die RTL Anfang des Jahres nach nur einer Folge, die mit 10,8 Prozent Marktanteil die Erwartungen nicht erfüllen konnte. aus dem Programm genommen hat. Fortan diente die Serie als Musterbeispiel für fehlendes Vertrauen der Sender in die eigenen Produktionen.

DWDL.de berichtet über das überraschende Comeback einer Serie, die (also deren erste Folge) ich eigentlich ganz gut fand und deren Absetzung mein Verhältnis zu RTL nachhaltig gestört hat.

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Einfacher wäre zu sagen: Ich mag ihn. Ich freue mich, dass ich neben dem Mitglied der „Achse des Guten“ auch schon drei Mal dort als Gastautor auftreten durfte und dass wir nun gemeinsam ein Netzwerk Gegenrecherche starten.

Timo Rieg erläutert in der “Spiegelkritik” die Hintergründe zu einem sehr, sehr merkwürdigen “Spiegel Online”-Artikel über einen der angeblich ganz wenigen deutschen TV-Blogger.

Warum diese Geschichte nur mit äußerster Vorsicht zu genießen ist (wenn überhaupt), erzähle ich Ihnen später steht hier.

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Einen Vorschlag zur Güte hatte Broder abgelehnt. Er werde sich keinen “Maulkorb” verpassen lassen, “weil sonst Antisemiten entscheiden dürften, was Antisemitismus ist”. Nun befanden die Richter, Broders Vorwurf habe die Grenze zur Schmähkritik überschritten, weil “im konkreten Kontext der Äußerung die Diffamierung der Klägerin, nicht die Auseinandersetzung in der Sache im Vordergrund” gestanden hätte.

Henryk M. Broder stand mal wieder vor Gericht und die “taz” versucht zu erklären, was los war.

Patrick Bahners hatte vor einigen Wochen in der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” ebenfalls über den Prozess geschrieben und Broders Lebenswerk damals beeindruckend zusammengefasst:

Seine preisgekrönte publizistische Strategie der verbalen Aggression nutzt den Spielraum der Meinungsfreiheit, um ihn einzuschränken: Kritiker Israels sollen eingeschüchtert werden.

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Weitere Linktipps können Sie übrigens seit Neuestem dem delicious-Account von Coffee And TV entnehmen. Und falls ich endlich rauskriege, wie ich den dazugehörigen Feed hier in die Sidebar eingebaut kriege, wird das alles viel praktischer und übersichtlicher.