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Politik

Wir könnten dann wieder!

Erin­nern Sie sich noch an die Zeit, als Barack Oba­ma für das Amt des US-Prä­si­den­ten kan­di­dier­te und mit kna­cki­gen Slo­gans wie „Chan­ge“, „Hope“ und „Yes, we can!“ um sich warf? Es ent­stand ein Mem, das man damals noch nicht „Mem“ genannt hat, und die Lis­te der Tritt­brett­fah­rer und Nach­ah­mungs­tä­ter war lang.

Der dies­jäh­ri­ge Wahl­kampf war freud­los und auch wenn nicht völ­lig aus­zu­schlie­ßen davon aus­zu­ge­hen ist, dass der Hash­tag #ImWi­th­Her bei der kom­men­den Bun­des­tags­wahl von der Jun­gen Uni­on noch ein­mal auf­ge­wärmt wird, hat sich außer Oli­ver Pocher, dem Wal­ter Mon­da­le der deut­schen Come­dy, die­se Leis­tungs­ver­wei­ge­rungs­schau der Inspi­ra­ti­on bis­her nie­mand zum Vor­bild genom­men.

Bis­her.

Ladies and gen­tle­men, I pre­sent you Wolf­gang Kubicki, die lose Kano­ne der Frei­en Demo­kra­ten:

[via Boris Rosen­kranz, natür­lich]

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Totes Pferd gefunden

Mil­lio­nen von Men­schen lesen jeden Tag die „Bild“-Zeitung, dar­un­ter vie­le Medi­en­schaf­fen­de und Jour­na­lis­ten. Man­che lachen sich danach ins Fäust­chen und wer­fen die Zei­tung weg – und ande­re set­zen sich danach hin und schrei­ben los.

Ich hab mich dar­an gewöhnt, dass die „Rhei­ni­sche Post“ bzw. „RP Online“ seit eini­ger Zeit wie schwarz-gel­be (die Zei­tungs­far­ben, nicht die Poli­tik) Aus­ga­ben von „Bild“ und „bild.de“ wir­ken – es könn­te damit zusam­men­hän­gen, dass Chef­re­dak­teur Sven Gös­mann und Online-Chef Oli­ver Eckert von der Elbe an den Rhein gewech­selt waren. Zuletzt sah man am Sams­tag, wie das geht: „ARD-Wet­ter­fee ras­tet im TV aus!“ vs. „Vor lau­fen­der Kame­ra: Wet­ter­fee Clau­dia Klei­nert ras­tet aus“.

Dass aber aus­ge­rech­net die von mir hoch­ge­schätz­te (und abon­nier­te) „Süd­deut­sche Zei­tung“ auf ihrer Inter­net­sei­te auch „Bild“-Inhalte recy­celt, ist für mich – mil­de aus­ge­drückt – ein Schock.

Zur Erin­ne­rung: Letz­te Woche hat­te „Bild“ eine angeb­li­che Ex-Freun­din des TV-Komi­kers Oli­ver Pocher samt Fotos aus­ge­gra­ben und kurz dar­auf Pochers aktu­el­le Freun­din samt Fotos vor­ge­stellt. Das ist ja schon unin­ter­es­sant genug, aber sueddeutsche.de nutzt die­se Geschich­te als Auf­hän­ger für etwas, was wir „Desas­ter“ „Offen­ba­rungs­eid“ „Bil­der­stre­cke“ nen­nen wol­len.

Auf elf Ein­zel­sei­ten han­gelt sich die Autorin Michae­la Förs­ter von Pocher und den Damen über Ste­fan Raab, Harald Schmidt und Her­bert Feu­er­stein wie­der zu Pocher zurück und dann noch ein­mal zu Schmidt. Der Text ist banal und dient nur der Betex­t­ung von Fotos, die haupt­säch­lich Oli­ver Pocher zei­gen. Dabei schreckt sie auch vor der neu­es­ten Unsit­te des Online­jour­na­lis­mus nicht zurück und lässt den Text ger­ne auch mal mit­ten im …

… Satz umbre­chen. Das ist in sprach­li­cher und ästhe­ti­scher Hin­sicht min­des­tens unschön und führt neben­bei auch noch schnell zu miss­lun­ge­nen Bild­un­ter­zei­len:

… und diese Riege handhabt die Trennung von Beruf und Privatleben anders.

(Screen­shot: sueddeutsche.de)

Wenn das die „hoch­wer­ti­gen Por­ta­le und Nach­rich­ten im Inter­net“ sei­en sol­len, gegen die Blogs angeb­lich kei­ne Chan­ce haben, dann möch­te ich unter kei­nen Umstän­den min­der­wer­ti­ge Por­ta­le zu Gesicht bekom­men.

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Fernsehen Rundfunk

Hofnarr bei den Gremlins

Nach so viel Trash und Dis­kus­sio­nen am Wochen­en­de woll­te ich heu­te eigent­lich mal wie­der über Hoch­kul­tur schrei­ben.

Dann pas­sier­te das hier:

Oli­ver Pocher wech­selt zur ARD und wird ab Okto­ber mit Harald Schmidt die neue Late-Night-Show „Schmidt & Pocher“ prä­sen­tie­ren. Damit wird die bis­he­ri­ge Show von Harald Schmidt ersetzt.

Es war zu befürch­ten: Kaum war der dau­er­pu­ber­tä­re Lang­wei­ler am übli­chen Ende der media­len Ver­wer­tungs­ket­te ange­kom­men und wur­de in einem ent­lar­ven­den Por­trät bei Poly­lux vor­ge­stellt, ist er für die ARD ein kal­ku­lier­ba­res Risi­ko und wan­dert ratz­fatz in die ers­te Rei­he der Abend­un­ter­hal­tung. Der Sen­der, der noch vor kur­zem die Ver­pflich­tung des Publi­kums­lieb­lings Gün­ther Jauch so öffent­lich­keits­wirk­sam ver­sem­melt hat­te, holt sich jetzt also einen, äh: Publi­kums­lieb­ling, des­sen letz­te Arbei­ten für das öffent­lich-recht­li­che Fern­se­hen in gericht­li­chen Aus­ein­an­der­set­zun­gen ende­ten.

Pocher hat zwei Mög­lich­kei­ten:
a) Er gibt Voll­gas, bleibt sich und sei­nem Humor treu – dann hat er in etwa jeder drit­ten Sen­dung einen guten Moment und schafft gleich­zei­tig in der Beschwer­de­stel­le der ARD zwan­zig neue Arbeits­plät­ze.
b) Er nimmt sich zurück, weil die ARD-Redak­teu­re mit erho­be­nem Line­al hin­ter ihm ste­hen, jeder­zeit bereit, ihm eine hin­ter die Löf­fel zu geben, wenn statt „neu­er Impul­se“ (WDR-Pro­gramm­di­rek­to­rin Vere­na Kulen­kampff) nur Beschwer­den von BR-Gran­den und ARD-Ziel­grup­pe kom­men.

Für Schmidt ist das alles eigent­lich egal. Wer sich zuletzt (also in den letz­ten fünf Jah­ren) von einem selbst­ver­lieb­ten Redak­ti­ons­lei­ter an die Wand quas­seln (und lei­der viel zu oft auch: brül­len) ließ und völ­lig iro­nie­frei bei „Unser Char­ly“ und dem „Traum­schiff“ mit­macht, wird wohl kaum mehr Ehr­geiz ent­wi­ckeln, wenn neben ihm plötz­lich ein laut­star­ker, aber eben vor allem auch pro­fes­sio­nel­ler Come­di­an sitzt. Schon der Name der neu­en Show deu­tet eine Rück­zugs­mög­lich­keit an: Wenn die Show nicht noch erfolg­lo­ser wird als Schmidts aktu­el­le, heißt sie ab Herbst 2008 eben „Pocher & Schmidt“ und ab 2009 „Oli­ver Pocher“.

Letzt­end­lich müs­sen wir natür­lich erst ein­mal abwar­ten, wie die ers­ten Shows von „Schmidt & Pocher“ so wer­den. Wenn Oli­ver Pocher bei Harald Schmidt zu Gast war, hat­te das mit­un­ter sehr wit­zi­ge Momen­te. Heu­te über­wiegt erst ein­mal die Über­ra­schung, dass die ARD es tat­säch­lich geschafft hat, eine Über­ra­schung zu lan­den.