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Politik

Im Schatten der FDP wuchert das Unkraut

Im Schatten der FDP wuchert das Unkraut.

Mit gro­ßem Dank an Rita!

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Kultur

Kunst im Alltag: Tastaturreinigung

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Print Kultur

Kunst im Alltag: Lokalredaktion Bochum „Überschriften“

Bochum ist mit dem gesam­ten Ruhr­ge­biet Teil der Kul­tur­haupt­stadt 2010. Eine klei­ne Grup­pe von Sprach­akro­ba­ten möch­te sich dar­an mit ihrem Lite­ra­tur­pro­jekt betei­li­gen, das sie „Über­schrif­ten“ nennt.

Ers­te Kost­pro­ben ihres Kön­nens wer­den der­zeit im Kunst­ma­ga­zin „WAZ (Lokal­teil Bochum)“ abge­druckt und sol­len auch hier ange­mes­sen gewür­digt wer­den:

Da gibt es infor­ma­ti­ve Kurz­pro­sa mit ver­stö­ren­den Satz­an­fän­gen, die nur wenig län­ger ist als ein Arti­kel in der Regio­nal­pres­se zum sel­ben The­ma:

Opel plant am Standort Bochum ab 2010 eine Kapazität bis zu 260 000 Wagen pro Jahr:
Aber England baut den neuen Astra-Caravan früher

Es gibt humo­ris­ti­sche Spie­le­rei­en mit Prä­po­si­tio­nen:

Polizisten im Einsatz am Bordell verletzt

Und es gibt (über der Metah­pern- und Ver­glei­che­rei­chen Par­odie auf das jour­na­lis­ti­sche Gen­re des Kom­men­tars) Klein­ode, die in der Tra­di­ti­on der japa­ni­schen Hai­kus ste­hen:

Jacke mit Luft

Hal­ten Sie die Augen offen für wei­te­re Arbei­ten des Künst­ler­kol­lek­tivs „Lokal­re­dak­ti­on Bochum“. Unvor­stell­bar, was pas­sie­ren wür­de, wenn die­se krea­ti­ven Köp­fe auch noch die Mög­lich­kei­ten des Inter­nets für sich ent­deck­ten!

[mehr Kunst im All­tag]

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Digital Kultur

Kunst im Alltag: Mediengruppe RP „RP Online“

Ich habe mich geirrt, all die­se Jah­re.

Ich hat­te ja allen Erns­tes gedacht, „RP Online“ sei ein Nach­rich­ten­por­tal im Inter­net. Wer „RP Online“ aber mit den Maß­stä­ben des Online­jour­na­lis­mus misst, bekommt Blut­hoch­druck und schlech­te Lau­ne. Noch mehr, als wenn man in der gro­ßen Print-Schwes­ter „Rhei­ni­sche Post“ nach Jour­na­lis­mus sucht.

Jetzt habe ich end­lich ver­stan­den: „RP Online“ ist ein Mul­ti­me­dia-Kunst-Pro­jekt. Die zahl­rei­chen Agen­tur­mel­dun­gen, die unter dem eige­nen Kür­zel „RPO“ Wort für Wort über­nom­men wer­den, ste­hen in der Tra­di­ti­on der Rea­dy-mades von Mar­cel Duch­amp. Die Hei­li­gen­ver­eh­rung für den jüngst ver­stor­be­nen Düs­sel­dor­fer Ober­bür­ger­meis­ter muss ver­mut­lich als Neu­in­ter­pre­ta­ti­on von Andy War­hols „Mao“ gese­hen wer­den. Dada ist eh min­des­tens die Hälf­te der Inhal­te.

Und wenn „RP Online“ heu­te ab 13 Uhr im „Retro-Ticker“ das EM-Vier­tel­fi­na­le zwi­schen Eng­land und Deutsch­land vom 29. April 1972 in Echt­zeit nach­emp­fin­den wird, ist das wahr­schein­lich ein Ver­weis auf das Doku­men­tar­thea­ter von Peter Weiss, Heinar Kipp­hardt und Rolf Hoch­huth.

Man soll­te so etwas viel stär­ker wür­di­gen.

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Kultur

Kunst im Alltag: Roland Koch „Ohne Titel I“

Ypsi­lan­ti, al-Wazir
und die Kom­mu­nis­ten stop­pen!

Mit die­sem, auf den ers­ten Blick schlich­ten Zwei­zei­ler hat sich der bis­her unbe­deu­ten­de Nach­wuchs­li­te­rat Roland Koch ver­gan­ge­ne Woche in den Olymp der Polit­ly­rik kata­pul­tiert.

Die ers­te Zei­le besteht aus einem sel­te­nen Pai­on (mit Beto­nung auf der drit­ten Sil­be) und einem Ana­päst und klingt daher schon allein durch ihr Vers­maß exo­tisch. Die­se Wir­kung unter­streicht der Dich­ter mit der Ver­wen­dung zwei­er Fami­li­en­na­men aus dem süd­öst­li­chen Mit­tel­meer­raum und dem Gebiet der ara­bi­schen Halb­in­sel.

Der Name „Ypsi­lan­ti“ stammt aus dem Grie­chisch-Pha­na­rio­ti­schen und bezeich­ne­te schon grie­chi­sche Natio­nal­hel­den des 19. Jahr­hun­derts. Sein Klang erin­nert an den vor­letz­ten Buch­sta­ben des latei­ni­schen Alpha­bets, der erst im zwei­ten vor­christ­li­chen Jahr­hun­dert aus dem Grie­chi­schen über­nom­men wur­de und hier für etwas Unfer­ti­ges, Unbe­deu­ten­des steht. Der Name „al-Wazir“ lei­tet sich ab vom per­si­schen „wazir“ und bezeich­net ab dem 10. Jahr­hun­dert den mäch­tigs­ten Mann in einem Kali­fen­staat – die deut­sche Schreib­wei­se ist „Wesir“. Mit nur sie­ben Sil­ben gelingt es Koch so, eine Brü­cke über Vor­der­asi­en in den Ori­ent zu schla­gen.

Die zwei­te Zei­le beginnt mit einem Jam­bus, der auf eine deut­lich geord­ne­te­re Struk­tur hin­deu­tet, über­rascht dann aber mit einem wei­te­ren Pai­on und einem Tro­chä­us. Der in der ers­ten Zei­le gemach­te Aus­flug in frem­de Län­der wird nicht wei­ter aus­ge­führt – man erfährt nicht, wel­che Auf­ga­ben die der­art her­bei­zi­tier­ten Ent­schei­dungs­trä­ger frem­der Hoch­kul­tu­ren für den wei­te­ren Ver­lauf des Gedichts haben. Koch been­det die Auf­zäh­lung mit dem deut­lich unper­sön­li­che­ren Begriff „Kom­mu­nis­ten“, der durch den Zei­len­um­bruch und die Ver­wen­dung der Kon­junk­ti­on „und“ und des Arti­kels „die“ zusätz­lich deut­lich von den ers­ten bei­den Begrif­fen abge­grenzt ist. Statt einer Hand­lung inner­halb des Gedichts endet es mit einem Impe­ra­tiv, das Aus­ru­fe­zei­chen unter­streicht den appel­la­ti­ven Cha­rak­ter des Zwei­zei­lers.

Koch gelingt es, die­se sechs Wor­te mit einer immensen Bedeu­tung auf­zu­la­den. In einem fast fle­hent­li­chen Ton for­dert der nicht näher spe­zi­fi­zier­te Spre­cher einen unbe­kann­ten Adres­sa­ten zu einer Hand­lung („Stop­pen“) auf, wäh­rend er selbst weder aktiv noch pas­siv in Erschei­nung tritt. „Gestoppt“ wer­den sol­len die durch die Namen reprä­sen­tier­ten (vorder-)orientalischen Hoch­kul­tu­ren (wobei der Ver­weis auf Grie­chen­land auch für die Anti­ke und die Wie­der­auf­nah­me ihrer Idea­le in der Auf­klä­rung ste­hen kann) und „die Kom­mu­nis­ten“, die einen über­ra­schen­den poli­ti­schen Aspekt in das Gedicht brin­gen. Betrach­tet man die­se doch recht unter­schied­li­chen Grup­pie­run­gen und die Wer­te, für die sie ste­hen, und ihre offen­sicht­li­che Oppo­si­ti­on zum Spre­cher, so wird klar, dass die­ser ein christ­lich-kon­ser­va­ti­ves, mög­li­cher­wei­se anti-auf­klä­re­ri­sches Welt­bild ver­tre­ten soll. Das unge­wöhn­li­che, allen ästhe­ti­schen Regeln wider­spre­chen­de Vers­maß und der feh­len­de Reim spie­geln die inne­re Auf­ruhr des Spre­chers wie­der, die weib­li­che Kadenz am Ende der zwei­ten Zei­le drückt sei­ne Resi­gna­ti­on aus. Zwar feh­len wesent­li­che Infor­ma­tio­nen, da das Haupt­ge­sche­hen außer­halb des Gedichts statt­zu­fin­den scheint, aber die Inten­ti­on des Werks wird klar: es steht in der Tra­di­ti­on gro­ßer mit­tel­al­ter­li­cher Kampf- und Spott­schrif­ten und muss wie die­se unab­hän­gig von der poli­ti­schen Inten­ti­on für sei­ne lite­ra­ri­schen Qua­li­tä­ten wert­ge­schätzt wer­den.

Roland Koch ist ein aus­drucks­star­kes Gedicht vol­ler Bri­sanz gelun­gen, das gleich­zei­tig sehr viel­schich­tig ist und doch kei­ne kla­re Aus­sa­ge trifft. Es ist dem Dich­ter zu wün­schen, dass er in Zukunft noch mehr Zeit für sei­ne lyri­schen Arbei­ten fin­den wird.