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Musik

Parental Advisory

Saturn bie­tet in sei­nem MP3-Shop gera­de die „Top 100 Hard Rock + Hea­vy Metal Alben“ für je 4,99 Euro an:

Top 100 Hard Rock + Heavy Metal Alben für je 4,99 Euro

Äh, Moment. Kann ich das drit­te Album von links noch mal sehen?

Mumford & Sons - Sigh No More (Albumcover)

Aha.

Da passt es natür­lich schön ins Bild, dass WDR 2 heu­te eine Ver­si­on von „Litt­le Lion Man“ gespielt hat, in der allen Erns­tes sämt­li­che Refrains bei „I real­ly fucked it up this time /​ Did­n’t I, my dear“ ohne das „fucked“ aus­kom­men muss­ten.

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Leben

Gebt den Kindern das Kommando

Man kennt das aus vie­len, vie­len Hol­ly­wood-Komö­di­en: es klin­gelt an der Tür und – Zack! – hat ein Mann ein Kind am Hacken, von des­sen Exis­tenz er nichts geahnt hat und mit dem er sich erst gar nicht und dann super gut ver­steht. Mir ist ges­tern auch ein Kind zuge­lau­fen – aller­dings konn­te ich sicher sein, dass es nicht mein eige­nes war.

Ich ging gera­de auf die Roll­trep­pen in Bochums größ­tem Elek­tronik­kauf­haus zu, als ich ein klei­nes Mäd­chen erblick­te, das ein­sam zwi­schen Dampf­bü­gel­eisen und die­sen komi­schen auf­blas­ba­ren Hem­den­glatt­ma­chern stand, von denen nie­mand weiß, wie sie funk­tio­nie­ren und wer sie kauft.

„Ich muss da rauf“, sag­te das Mäd­chen mit einer Stim­me, die kei­nen Wider­spruch zuließ. „Mei­ne Mama ist da oben und muss noch was bezah­len!“
„Und dann bist Du allei­ne hier unten?“, frag­te ich ungläu­big.
„Ja, aber ich muss da wie­der rauf!“
„Und Dei­ne Mama ist oben?“
„Ja“, wie­der­hol­te die Klei­ne und nag­te ner­vös am Ohr ihrer Stoff­en­te her­um.
„Willst Du mit mir hoch­fah­ren?“, frag­te ich und – Zack! – hat­te ich ein Kind am Hacken.

Erstaun­lich selb­stän­dig fuhr das Mäd­chen mit mir die Roll­trep­pen hin­auf in den zwei­ten Stock. Blitz­schnell ver­schwand sie ((Ich schrei­be immer „das Mäd­chen“ und „sie“ – bio­lo­gi­sches Geschlecht geht mir vor gram­ma­ti­ka­li­schem.)) laut „Mama! Mama, bist Du hier?“ rufend zwi­schen den Rei­hen von CD-Rega­len. Ich woll­te mich gera­de den aktu­el­len Ange­bo­ten zuwen­den, als ihr Gesicht wie­der auf Höhe mei­ner Knie auf­tauch­te und mich ver­wirrt anschau­te. Mir fiel auf, dass die Stoff­en­te nur noch ein Ohr hat­te.

„Nicht da?“, frag­te ich das Offen­sicht­li­che.
„Die muss hier sein, aber ich fin­de sie nicht“, ent­geg­ne­te das Kind, nur mini­mal beun­ru­higt. Es ist das Pri­vi­leg von Kin­dern und Para­no­iden, sich die eige­ne Theo­rie nicht durch Fak­ten zer­stö­ren zu las­sen.

Weil ich als Kind mal bei einem Stadt­fest mei­ne Eltern ver­lo­ren hat­te ((Also, kei­ne Angst: Die Bei­den leben noch und erfreu­en sich bes­ter Gesund­heit, sie waren mir damals nur abhan­den gekom­men.)) und mit dem Gedan­ken, für den Rest mei­nes Lebens unter der Rot­bach­brü­cke an der katho­li­schen Kir­che schla­fen zu müs­sen, durch die Gegend getau­melt war, dach­te ich, dass es in die­ser Situa­ti­on doch sinn­vol­ler wäre, aktiv zu wer­den.
„Sol­len wir mal Dei­ne Mama aus­ru­fen las­sen?“, frag­te ich das Kind und mich einen Augen­blick spä­ter, ob „aus­ru­fen las­sen“ nicht viel­leicht doch eine etwas zu kom­ple­xe For­mu­lie­rung war. Über­haupt „aus­ru­fen“, was soll denn das Wort hei­ßen?

Die ers­te Infor­ma­ti­on war geschlos­sen, an der zwei­ten muss­ten wir eini­ge Zeit war­ten ((Im Nach­hin­ein muss ich zuge­ben, dass es tak­tisch unklug war, das Kind direkt vor einer ein Meter hohen The­ke und damit außer­halb der Sicht­wei­te der Ver­käu­fer abzu­stel­len.)), ehe wir die Auf­merk­sam­keit der Bediens­te­ten erre­gen konn­ten.
„Sie sucht ihre Mama“, erklär­te ich und unter­strich das eben Gesag­te mit einem Blick, von dem ich hoff­te, er wür­de „Seid so freund­lich und tut um Him­mels Wil­len irgend­was!“ aus­drü­cken.
Mit jeder Minu­te, die ver­strich, wur­den näm­lich die Bil­der eines Mobs von „Bild“-Lesern, die mit Mist­for­ken und Fackeln die­sen wahn­sin­ni­gen Stu­den­ten von der Ent­füh­rung des unschul­di­gen Kin­des abhal­ten woll­ten, vor mei­nem geis­ti­gen Auge schär­fer. Ich über­leg­te, ob ich die Num­mer mei­nes Anwalts im Han­dy ein­ge­spei­chert hat­te, und war aus­ge­spro­chen froh, nicht auch noch irgend­wie süd­län­disch aus­zu­schau­en. Sie hät­ten mich sonst sofort erschos­sen.

„Äh“, sag­te der Ver­käu­fer, was jetzt nicht ganz mei­nen in ihn gesetz­ten Hoff­nun­gen ent­sprach. „Am Bes­ten geht Ihr ins Erd­ge­schoss. An der Infor­ma­ti­on kön­nen die auch aus­ru­fen!“
„Ah, okay. Vie­len Dank“, sag­te ich und freu­te mich auf eine wei­ter Tour durchs hal­be Kauf­haus.

Ich wand­te mich wie­der der Klei­nen zu: „Wir müs­sen wie­der run­ter. Da kön­nen die dann Dei­ner Mama über Laut­spre­cher Bescheid sagen.“
Das Kind nick­te begeis­tert und wirk­te immer noch nicht son­der­lich beun­ru­higt. Gemein­sam gin­gen wir wie­der durch die kom­plet­te CD-Abtei­lung, wo sie noch ein­mal in jeden Gang guck­te, ob sich ihre Mut­ter dort auch nicht ver­steckt hät­te.

„Wol­len wir Fahr­stuhl fah­ren?“, frag­te ich, weil mir das irgend­wie unge­fähr­li­cher erschien als noch mal die Roll­trep­pe zu neh­men. Das Mäd­chen nick­te und lang­sam mach­te ich mir Sor­gen um das zwei­te Ohr der Ente.

Im Auf­zug nach unten frag­te ich sie, wie alt sie eigent­lich sei.
„Ich bin vier!“, ver­kün­de­te sie stolz und bejah­te auch mei­ne anschlie­ßen­de Fra­ge, ob sie denn mit vier auch schon allei­ne durchs Kauf­haus zie­hen dür­fe.

Die glä­ser­ne Kabi­ne schweb­te ins Erd­ge­schoss ein und ich wapp­ne­te mich gera­de für die Begeg­nung mit dem Lynch­mob, als das Kind erfreut „Ich kann mei­ne Mama sehen!“ aus­rief.
Die Türen öff­ne­ten sich und die Klei­ne stürm­te mit gut­ge­laun­tem „Mama, Mama!“-Gebrüll einer Frau in die Arme, die offen­sicht­lich bis zu die­sem Augen­blick in gro­ßer Sor­ge gewe­sen war.

Nun pas­sier­ten meh­re­re Din­ge gleich­zei­tig: Die Mut­ter schloss ihr Kind in ihre Arme, begann zu wei­nen, frag­te „Wo warst Du denn?“ und sag­te „Mach das nie wie­der!“
Ich stand unschlüs­sig dane­ben und kam mir so fehl am Plat­ze vor, wie es Redak­teu­re von Rea­li­ty-For­ma­ten tun soll­ten, wenn sie ein biss­chen Anstand und Scham­ge­fühl hät­ten. Ein­fach gehen hät­te ich aber auch doof gefun­den, also sag­te ich „Sie hat Sie gesucht, wir woll­ten Sie gera­de aus­ru­fen las­sen!“ in den offe­nen Raum hin­ein, womit es mir immer­hin gelang, die Auf­merk­sam­keit der Mut­ter zu erre­gen, die sich mit feuch­ten Augen bedank­te.

„Okay, alles geklärt“, dach­te ich und ver­ließ auf dem schnells­ten Wege den Laden. „Wäre ich Pfad­fin­der gewe­sen, hät­te ich heu­te einen beson­ders gro­ßen Haken in mei­nen Kalen­der machen kön­nen.“

Von dem klei­nen Mäd­chen hat­te ich mich gar nicht mehr ver­ab­schie­det. Von der Stoff­en­te auch nicht.

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Leben Musik

In Bochum riecht der Frühling nach Bratwurstbude

Ich habe heu­te (also ges­tern) Früh­jahrs­putz gemacht. Mein Zim­mer hat­te in ohren­be­täu­ben­der Laut­stär­ke, schril­ler Stimm­la­ge und in den häss­lichs­ten Dia­lek­ten der mir bekann­ten Spra­chen danach geschrien. Durch eine geschick­te, mir immer noch nicht voll­stän­dig ver­ständ­li­che Umschich­tung ist es mir gelun­gen, die Bücher so im Regal zu ver­tei­len, dass die aller­meis­ten von ihnen auf­recht ste­hen – die seit andert­halb Jah­ren vor­herr­schen­de Sta­pe­lung war schon lan­ge nicht mehr halt­bar gewe­sen. Außer­dem habe ich die DVD-Samm­lung aus dem Bücher­re­gal unter den DVD-Play­er ver­frach­tet und die dort lagern­den Bücher lie­ber ins Regal gestellt.

Neben­bei habe ich den Kühl­schrank unse­rer WG abge­taut. Dies hat­te man (ich) zuletzt vor zwei Jah­ren gemacht und wenn mir jemand erzäh­len will, das ewi­ge Eis bil­de sich rapi­de zurück, dann soll die­ser jemand mal einen Blick in unse­re Bade­wan­ne wer­fen, wo die letz­ten Eis­schol­len gera­de Rich­tung Abfluss trei­ben. Noch­mal wer­de ich die­se Arbeit in die­ser Küche hof­fent­lich nicht machen müs­sen – der Kühl­schrank mei­ner dann Ex-Mit­be­woh­ner wird also nach mei­nen Berech­nun­gen im Sep­tem­ber 2011 von einem Eis­pan­zer auf­ge­sprengt wer­den. Haus­halts­tipp am Ran­de: Wenn man das Eis­wür­fel­fach vor der Wie­der­in­be­trieb­nah­me mit Spü­li ein­reibt, soll das angeb­lich einer schnel­len Eis­bil­dung ent­ge­gen­wir­ken.

Die­se Haus­ar­bei­ten ver­rich­te­te ich bei geöff­ne­tem Fens­ter. Auch wenn es heu­te nicht so warm war wie ges­tern ((Was mir ange­denk der Zwi­schen­la­ge­rung diver­ser Lebens­mit­tel auf dem Bal­kon ziem­lich ent­ge­gen kam.)), lag ein Hauch von Früh­ling in der Luft. In Bochum riecht der Früh­ling übri­gens, wie ich ges­tern bei einer klei­nen Foto­sa­fa­ri fest­stel­len durf­te, nach Brat­wurst­bu­de. Eben­falls ver­rich­te­te ich die Arbei­ten zum Klang ver­schie­de­ner Pop­mu­si­ken. Zwar hat­te mich WDR 5 am Mor­gen in der Küche noch recht pas­send mit einer Repor­ta­ge über Haus­halts­ge­rä­te für Män­ner und Frau­en unter­hal­ten, aber für den work­out woll­te ich lie­ber auf Bekann­tes zurück­grei­fen, des­sen Text ich ein­fach selbst wei­ter sin­gen könn­te, wenn der Staub­sauger mal wie­der die PC-Boxen über­tön­te.

Dabei fiel mir zum wie­der­hol­ten Male auf, wie vie­le CDs sich in mei­nem Regal befin­den, die ich sel­ten bis nie gehört habe. Beson­ders das Jahr als Musik­chef von CT das radio hat sich erheb­lich auf mei­ne Samm­lung aus­ge­wirkt: Da kamen jede Woche etwa 10 Kilo­gramm Ton­trä­ger ((Was extrem wenig ist, ver­gli­chen zum Bei­spiel mit dem, was man als A&R eines Plat­ten­la­bels täg­lich von der Post­stel­le abho­len muss.)) in der Redak­ti­on an, die unter den Musik­re­dak­teu­ren auf­ge­teilt wer­den woll­ten. Das sen­der­ei­ge­ne Archiv war kurz nach dem Erschei­nen des Strokes-Debüts an sei­ne Gren­zen gesto­ßen.

In die­se CDs wur­de jeweils kurz rein­ge­hört ((Außer in die, die in Folie ein­ge­schweißt waren.)), dann durf­te der Redak­teur mit dem ent­spre­chen­den Schwer­punkt sie ein­ste­cken und damit machen, was er woll­te: In der eige­nen Sen­dung spie­len, eine Rezen­si­on drü­ber schrei­ben, sie auf einem manns­ho­hen Sta­pel auf (bes­ser noch: neben) dem eige­nen Schreib­tisch ein­stau­ben las­sen. Ich habe wirk­lich vie­le CDs gespielt, aber eben meist genau ein Lied, in das ich kurz vor der Sen­dung rein­ge­hört hat­te. Bei vie­len Künst­lern hät­te ich schon am Tag dar­auf nicht mehr sagen kön­nen, wie sie geklun­gen hat­ten. Dann wan­der­ten die CDs ins Regal, wo sie sich mit den Andenken an eine fünf­jäh­ri­ge Rezen­sen­ten­tä­tig­keit für „Plat­ten­tests Online“ und den selbst gekauf­ten Ton­trä­gern erst auf drei, dann auf vier, dann auf fünf „Ben­nos“ ver­teil­ten. ((Die drei Ben­nos waren noch inklu­si­ve Sin­gles gewe­sen, inzwi­schen war­ten Sin­gles und EPs in einer unrühm­li­chen Kis­te auf den nächs­ten Umzug.))

Ver­kau­fen darf man die Pro­mo-CDs nicht, dann kom­men die Plat­ten­fir­men vor­bei und hacken einem die Fin­ger ab (oder schlim­me­res). Das will aber natür­lich eh nie­mand, denn am Aus­maß der Plat­ten­samm­lung eines Man­nes erkennt man sei­ne Unlust, die Wän­de mit etwas ande­rem als CD-Rega­len (und Kon­zert­pla­ka­ten und Set­lis­ten) ver­schö­nern zu wol­len. ((Man muss nur dar­auf ach­ten, dass einem sol­che Sachen wie Nickel­back, Within Tempt­a­ti­on oder Revol­ver­held gar nicht erst ins Haus kom­men.)) So kommt es, dass ich Dut­zen­de CDs im Regal habe, von denen ich nicht weiß, wie sie klin­gen. Sogar sol­che, die ich im 2nd-Hand-Laden oder auf dem Ramsch­tisch bei „Saturn“ selbst gekauft habe, weil ich dach­te, die­se oder jene CD müss­te man doch mal unbe­dingt im Regal haben („We Can’t Dance“ von Gene­sis wäre um ein Haar die ers­te CD gewor­den, die ich mir dop­pelt gekauft hät­te ((Also ver­se­hent­lich dop­pelt gekauft. Absicht­lich dop­pelt gekauft zwecks Spe­cial Edi­ti­on oder Neu­auf­la­ge habe ich schon ein paar.))). Und genau sol­che CDs habe ich heu­te und in den letz­ten Tagen ein­mal ver­stärkt ein­ge­legt und mich gefreut, was ich doch für tol­le Musik im Regal ste­hen habe.

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Leben

Scheitern als Chance

Da schrei­be ich ges­tern noch über die Musik­in­dus­trie und die tol­le Idee, zah­len­den Kun­den funk­ti­ons­lo­se „Ton­trä­ger“ zu ver­kau­fen, und was mache ich qua­si zeit­gleich? Gehe zu Saturn und kau­fe an einer idio­ti­schen SB-Kas­se eine CD mit Kopier­schutz.

Das aller­dings fiel mir erst auf, als ich die CD zum Anhö­ren in den hei­mi­schen Com­pu­ter schob: iTu­nes woll­te die Schei­be in kei­nem der bei­den Lauf­wer­ke wie­der­ge­ben und nicht mal Win­dows konn­te das Ding erken­nen. Das ist für ein End­an­wen­der-Pro­dukt neu­er Rekord, bis­her kann­te ich der­ar­ti­gen Digi­tal­müll nur als Rezen­si­ons­exem­pla­re für die schwer­kri­mi­nel­len Musik­jour­na­lis­ten. Das Kopier­schutz-Logo war übri­gens erstaun­lich gut getarnt, die CD „The Sin­gles“ von Base­ment Jaxx aus dem Jahr 2005 (was den Kopier­schutz im Nach­hin­ein erklärt). Da an eine gemein­sa­me Zukunft aus nahe­lie­gen­den Grün­den nicht zu den­ken war, schlepp­te ich die CD zurück zu Saturn.

An der Info­the­ke im Erd­ge­schoss muss­te ich nur drei Minu­ten war­ten, dann füll­te die (wirk­lich freund­li­che) Dame einen „Mit­bring­schein“ aus, kopier­te mei­nen Kas­sen­bon von ges­tern und schick­te mich an die Infor­ma­ti­on der CD-Abtei­lung im zwei­ten Stock.

Die dor­ti­ge Infor­ma­ti­on, an der ich zunächst vor­sprach, war die fal­sche, man schick­te mich zu einer wei­te­ren am ande­ren Ende des Gebäu­des. Dort trug ich mein Anlie­gen ein drit­tes Mal vor:

Ich: „Guten Tag, ich habe ges­tern die­se CD gekauft. Da ist ein Kopier­schutz drauf und ich kann sie nicht hören!“
Typ: „Auf dem Com­pu­ter …“
Ich: „Äh, ja.“
Typ: „Das steht da aber auch drauf, nicht?“
Ich: „Oh Gott, Sie wol­len doch auch nicht, dass ich hin­ter­her im Blog so Sachen wie ‚mei­ne Hals­schlag­ader schwoll an‘ oder ‚dürf­te ich bit­te Ihren Vor­ge­setz­ten spre­chen‘ schrei­ben muss, oder? Ich habe ein paar Dut­zend CDs zuhau­se, auf denen Kopier­schutz­lo­gos drauf sind. Bis­her konn­te ich jede ein­zel­ne davon hören – und auf eini­gen war noch nicht mal wirk­lich ein Kopier­schutz drauf.“
Typ: (mur­melt unver­ständ­lich)

Im Fol­gen­den wur­de ich gebe­ten, mei­nen Namen und mei­ne Anschrift zu nen­nen. Ich war natür­lich viel zu ver­wirrt, irgend­wel­chen Blöd­sinn zu erzäh­len, und wuss­te auch nicht, ob mir das Geld nicht viel­leicht bar per Post zuge­stellt wer­den soll­te. Wur­de es aber nicht: Es wur­de ein wei­te­res Blatt Papier bedruckt (der Laden muss eine beein­dru­cken­de Öko-Bilanz haben) und mir mit den Wor­ten „Damit gehen Sie jetzt wie­der zur Kas­se und krie­gen Ihr Geld!“, in die Hand gedrückt wur­de.

Noch ein­mal kurz zum Mit­schrei­ben: Um einen Ton­trä­ger umzu­tau­schen, der die Töne zwar tra­gen mag, aber nicht mehr her­ge­ben will, muss­te ich bei drei Per­so­nen (vier, wenn man die fal­sche Info-The­ke mit­zählt, was ich ger­ne mache, denn die war ja nicht mein Feh­ler) auf zwei Eta­gen vor­spre­chen und bekam nach nur einer Vier­tel­stun­de mei­ne 8,99 Euro zurück.

Und jetzt will ich kei­ne Argu­men­te für die CD mehr hören. Die Zukunft gehört der MP3!

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Quatsch mit Automatensauce

Spea­king of Zukunfts­vi­sio­nen und Ange­stell­te ein­spa­ren: Bei „Saturn“ in Bochum gibt es soge­nann­te SB-Kas­sen, bei denen ich mei­ne Ware selbst Scan­nen darf. Auch gebe ich mein Geld einem plap­pern­den Auto­ma­ten und nicht einer unfreund­li­chen Kas­sie­re­rin in die Hand.

Allein: Die Auto­ma­ten sind tie­risch lang­sam, stö­rungs­an­fäl­lig und brau­chen pro Gerät einen eige­nen Mit­ar­bei­ter, der auf­passt, dass der Kun­de alles rich­tig macht, und bei Feh­lern ein­greift.

Sind sicher wahn­sin­nig öko­no­misch, die Tei­le.

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Was kommt

Bochum hat 374.000 Ein­woh­ner, aber bis zum letz­ten Mitt­woch gab es in der Innen­stadt kein Geschäft, in dem man Audio­kas­set­ten, höher­wer­ti­ges Dru­cker­pa­pier oder DVDs hät­te kau­fen kön­nen. Am Don­ners­tag eröff­ne­te dann end­lich der neue „Saturn“ im alten Kort­um-Haus. Zum Ver­kaufs­start um sechs Uhr mor­gens kamen sagen­haf­te fünf­hun­dert Leu­te, was nicht nur Dju­re zu der Ver­mu­tung bringt, dass das mit dem Ver­in­ner­li­chen der Metro­pol­re­gi­on Ruhr noch eini­ge Zeit dau­ern wird.

Ich selbst war Don­ners­tag­abend nach der Uni da, was inso­fern eine unbe­schreib­lich bescheu­er­te Idee war, als zur glei­chen Zeit der Weih­nachts­markt eröff­net wur­de und die Leu­te zwi­schen Glüh­wein und Brat­wurst noch Lust auf Schlan­ge­ste­hen im neu­eröff­ne­ten Elek­tro­nik­tem­pel hat­ten.

In die­sem selbst merkt man nicht mehr viel von der Geschich­te des Hau­ses, es sieht aus wie in jedem zwei­ten „Saturn“-Markt (näm­lich in den etwas edle­ren Aus­ga­ben). Das beein­dru­cken­de alte Trep­pen­haus ist ver­schwun­den, aber man muss davon aus­ge­hen, dass das Haus sonst noch hun­dert Jah­re leer gestan­den hät­te. Dafür wird deut­lich, dass sich die Macher ein paar Gedan­ken über den Ort gemacht haben: auf den Gegen­ge­wich­ten der ver­glas­ten Fahr­stüh­le fin­det sich die ers­te Stro­phe des Stei­ger­lieds.

Auch bei den Eröff­nungs-Ange­bo­ten bewies „Saturn“ ein Gespür für Lokal­ko­lo­rit: So gab es die DVD der im Kort­um-Haus gedreh­ten Mini­se­rie „Der gro­ße Bell­heim“ für 9,99 Euro und Her­bert Grö­ne­mey­ers Album „4630 Bochum“ für 4,99 Euro. Nach dem Ansturm auf die­ses 23 Jah­re alte Album dürf­te die CD jetzt in jedem Bochu­mer Haus­halt zu fin­den sein. In mei­nem übri­gens auch.

Ansons­ten gab es aber nicht all­zu viel zum Angu­cken oder Kau­fen, es war ein­fach zu voll. Schnell noch „The Spa­ghet­ti Inci­dent?“ von Guns N‘ Roses für 4,99 Euro und einen Ein-Giga­byte-USB-Stick für 6,99 Euro (auch der ging geschätz­te 374.000 Mal weg) mit­ge­nom­men und nach nur fünf Minu­ten an einer der extra ein­ge­rich­te­ten Son­der­kas­sen war ich drau­ßen. Es war voll, es war trotz Weih­nachts­markt viel zu warm und es war in der Sum­me unglaub­lich ner­vig. Ich stopf­te mir mei­ne Ohr­stöp­sel in die Hör­mu­scheln, dreh­te mei­nen MP3-Play­er etwas lau­ter als sonst üblich (und ver­mut­lich auch als schick­lich) und stapf­te von dan­nen.

Es ist gut zu wis­sen, dass ich jetzt Audio­kas­set­ten, höher­wer­ti­ges Dru­cker­pa­pier und DVDs auch in Bochum kau­fen kann und ich noch dazu in den Genuss kom­me, mei­ne CD-Samm­lung mit älte­ren Ton­trä­gern zu Ramsch­prei­sen kom­plet­tie­ren zu kön­nen.