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Leben

Undercoverjournalismus

Henryk M. Broder schrieb vor ein paar Wochen, wir vom BILDblog seien Wichser. Wochenlang habe ich mich gefragt, woher er das weiß. Dann fiel mir auf: Er saß auf meinem Nachttisch. Seit Jahren.

Henryk M. Broder (Symbolbild)

Nachtrag, 13. März: Passend dazu

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Musik Leben

In Bochum riecht der Frühling nach Bratwurstbude

Ich habe heute (also gestern) Frühjahrsputz gemacht. Mein Zimmer hatte in ohrenbetäubender Lautstärke, schriller Stimmlage und in den hässlichsten Dialekten der mir bekannten Sprachen danach geschrien. Durch eine geschickte, mir immer noch nicht vollständig verständliche Umschichtung ist es mir gelungen, die Bücher so im Regal zu verteilen, dass die allermeisten von ihnen aufrecht stehen – die seit anderthalb Jahren vorherrschende Stapelung war schon lange nicht mehr haltbar gewesen. Außerdem habe ich die DVD-Sammlung aus dem Bücherregal unter den DVD-Player verfrachtet und die dort lagernden Bücher lieber ins Regal gestellt.

Nebenbei habe ich den Kühlschrank unserer WG abgetaut. Dies hatte man (ich) zuletzt vor zwei Jahren gemacht und wenn mir jemand erzählen will, das ewige Eis bilde sich rapide zurück, dann soll dieser jemand mal einen Blick in unsere Badewanne werfen, wo die letzten Eisschollen gerade Richtung Abfluss treiben. Nochmal werde ich diese Arbeit in dieser Küche hoffentlich nicht machen müssen – der Kühlschrank meiner dann Ex-Mitbewohner wird also nach meinen Berechnungen im September 2011 von einem Eispanzer aufgesprengt werden. Haushaltstipp am Rande: Wenn man das Eiswürfelfach vor der Wiederinbetriebnahme mit Spüli einreibt, soll das angeblich einer schnellen Eisbildung entgegenwirken.

Diese Hausarbeiten verrichtete ich bei geöffnetem Fenster. Auch wenn es heute nicht so warm war wie gestern ((Was mir angedenk der Zwischenlagerung diverser Lebensmittel auf dem Balkon ziemlich entgegen kam.)), lag ein Hauch von Frühling in der Luft. In Bochum riecht der Frühling übrigens, wie ich gestern bei einer kleinen Fotosafari feststellen durfte, nach Bratwurstbude. Ebenfalls verrichtete ich die Arbeiten zum Klang verschiedener Popmusiken. Zwar hatte mich WDR 5 am Morgen in der Küche noch recht passend mit einer Reportage über Haushaltsgeräte für Männer und Frauen unterhalten, aber für den workout wollte ich lieber auf Bekanntes zurückgreifen, dessen Text ich einfach selbst weiter singen könnte, wenn der Staubsauger mal wieder die PC-Boxen übertönte.

Dabei fiel mir zum wiederholten Male auf, wie viele CDs sich in meinem Regal befinden, die ich selten bis nie gehört habe. Besonders das Jahr als Musikchef von CT das radio hat sich erheblich auf meine Sammlung ausgewirkt: Da kamen jede Woche etwa 10 Kilogramm Tonträger ((Was extrem wenig ist, verglichen zum Beispiel mit dem, was man als A&R eines Plattenlabels täglich von der Poststelle abholen muss.)) in der Redaktion an, die unter den Musikredakteuren aufgeteilt werden wollten. Das sendereigene Archiv war kurz nach dem Erscheinen des Strokes-Debüts an seine Grenzen gestoßen.

In diese CDs wurde jeweils kurz reingehört ((Außer in die, die in Folie eingeschweißt waren.)), dann durfte der Redakteur mit dem entsprechenden Schwerpunkt sie einstecken und damit machen, was er wollte: In der eigenen Sendung spielen, eine Rezension drüber schreiben, sie auf einem mannshohen Stapel auf (besser noch: neben) dem eigenen Schreibtisch einstauben lassen. Ich habe wirklich viele CDs gespielt, aber eben meist genau ein Lied, in das ich kurz vor der Sendung reingehört hatte. Bei vielen Künstlern hätte ich schon am Tag darauf nicht mehr sagen können, wie sie geklungen hatten. Dann wanderten die CDs ins Regal, wo sie sich mit den Andenken an eine fünfjährige Rezensententätigkeit für “Plattentests Online” und den selbst gekauften Tonträgern erst auf drei, dann auf vier, dann auf fünf “Bennos” verteilten. ((Die drei Bennos waren noch inklusive Singles gewesen, inzwischen warten Singles und EPs in einer unrühmlichen Kiste auf den nächsten Umzug.))

Verkaufen darf man die Promo-CDs nicht, dann kommen die Plattenfirmen vorbei und hacken einem die Finger ab (oder schlimmeres). Das will aber natürlich eh niemand, denn am Ausmaß der Plattensammlung eines Mannes erkennt man seine Unlust, die Wände mit etwas anderem als CD-Regalen (und Konzertplakaten und Setlisten) verschönern zu wollen. ((Man muss nur darauf achten, dass einem solche Sachen wie Nickelback, Within Temptation oder Revolverheld gar nicht erst ins Haus kommen.)) So kommt es, dass ich Dutzende CDs im Regal habe, von denen ich nicht weiß, wie sie klingen. Sogar solche, die ich im 2nd-Hand-Laden oder auf dem Ramschtisch bei “Saturn” selbst gekauft habe, weil ich dachte, diese oder jene CD müsste man doch mal unbedingt im Regal haben (“We Can’t Dance” von Genesis wäre um ein Haar die erste CD geworden, die ich mir doppelt gekauft hätte ((Also versehentlich doppelt gekauft. Absichtlich doppelt gekauft zwecks Special Edition oder Neuauflage habe ich schon ein paar.))). Und genau solche CDs habe ich heute und in den letzten Tagen einmal verstärkt eingelegt und mich gefreut, was ich doch für tolle Musik im Regal stehen habe.

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Leben

Guten Rusch

Ich bin (wie vermutlich sechs Milliarden andere Bundesbürger) seit einigen Jahren Besitzer der Wanduhr “Rusch” aus dem Hause IKEA. Stets hing sie über meiner Tür und zeigte mir die aktuelle Uhrzeit an. Zweimal im Jahr musste ich sie abnehmen um die Zeit umzustellen, in unregelmäßigen Abständen blieb sie stehen und bekam dann eine Batterie eingesetzt, die mein Discman nicht mehr haben wollte.

Letzte Woche blieb sie wieder einmal stehen, ich tauschte die Batterie aus, stellte die richtige Zeit ein und hängte die Uhr wieder an ihren Platz. Allein: Schon nach wenigen Sekunden blieb sie wieder stehen, der Sekundenzeiger zuckte gleichmäßig, bewegte sich aber kein Stück weiter. Nach längerer Beobachtung und mehrmaligem Ab- und Wiederaufhängen fand ich heraus: Dem Sekundenzeiger fehlt die Kraft, um zwischen der halben und der vollen Minute die Schwerkraft zu überwinden. Und weil das Vorankommen des Sekundenzeigers für die weiteren Zeiger von immenser Wichtigkeit ist, bewegte sich kein Zeiger mehr, obwohl das Uhrwerk weiter schlug.

Seit gestern liegt “Rusch” jetzt neben mir auf dem Schreibtisch – und zeigt die korrekte Uhrzeit an. Die Fragen, die sich daraus ergeben, sind: “Ist eine Wanduhr, die nicht mehr an der Wand hängt, noch eine Wanduhr?”, “Was nützt mir eine Uhr, die mit dem Zifferblatt zur Decke auf meinem Schreibtisch liegt, zwischen meinem Computermonitor und dem Telefon, die jeweils die aktuelle Uhrzeit anzeigen?”, “Ist es moralisch in Ordnung, eine eigentlich noch voll funktionstüchtige, aber leider körperlich etwas beeinträchtigte Uhr einfach auszusortieren wie einen Briefträger, dem der Nachbarshund beide Beine abgenagt hat?”, “Wer oder was füllt das optische Loch oberhalb meiner Tür und zeigt mir im Idealfall auch noch die Uhrzeit an?” sowie “Was nützt mir diese Erfahrung, wo ich doch gar nicht Gagschreiber einer Comedyshow im Privatfernsehen bin, wo man jetzt was von wegen ‘keinen mehr hochkriegen’ und ‘auf dem Rücken liegen’ erzählen könnte?”