Kategorien
Digital Gesellschaft

Bist Du noch wach? — 6. Wie geht noch mal Konzentration?

Wor­um geht es bei den dies­jäh­ri­gen Nobel­prei­sen und wel­che guten Nach­rich­ten gab es in letz­ter Zeit? Das sind nur zwei der Fra­gen, denen Sue und Lukas in der neu­es­ten Fol­ge auf den Grund gehen.

Wir wol­len wis­sen, war­um man auf Papier bes­ser lesen kann als am Bild­schirm, und wie groß die Deut­sche Ein­heit wirk­lich ist.

Wir zer­pflü­cken den pop­kul­tu­rel­len Kanon und sagen end­lich die Wahr­heit über schlech­te Fern­seh­se­ri­en, Bücher und Bands!

Wenn Ihr uns schrei­ben wollt (zum Bei­spiel, weil Ihr eige­ne Fra­gen habt), könnt Ihr das unter bistdunochwach@coffeeandtv.de tun!

Show­no­tes:

Kategorien
Musik

The Smashing Pumpkin

Als die Smas­hing Pump­kins vor zwei Jah­ren zurück­ka­men (nach­dem sie sich im Jahr 2000 mit einer gro­ßen Tour von der Welt ver­ab­schie­det hat­ten), waren sie nur noch zur Hälf­te die Smas­hing Pump­kins: Neben Mas­ter­mind Bil­ly Cor­gan war ledig­lich Drum­mer Jim­my Cham­ber­lin aus dem Ori­gi­nal-Line-Up dabei. Gitar­rist James Iha war irgend­wo auf der Stre­cke geblie­ben und weder D’ar­cy Wretz­ky noch Melis­sa Auf der Maur (die man auch nur mit viel Mühe als Ori­gi­nal-Mit­glied wer­ten könn­te, weil sie nur bei der Abschieds­tour dabei war) stand am Bass. Um ehr­lich zu sein bin ich zu faul, die Namen ihrer Nach­fol­ger nach­zu­schla­gen.

Wie NME.com berich­tet, ist jetzt auch Cham­ber­lin aus­ge­stie­gen. Aus­ge­rech­net Cham­ber­lin, der Cor­gan immer die Treue gehal­ten hat­te. Der nach erfolg­rei­chem Ent­zug und der damit ver­bun­de­nen Pau­se 1999 in die Band zurück­ge­kehrt war, der auch bei Cor­gans geschei­ter­ter Super­group Zwan am Schlag­zeug saß und auf Cor­gans völ­lig desas­trö­sem Solo­al­bum bei einem Song zu hören war.

Die Smas­hing Pump­kins sind jetzt nur noch Bil­ly Cor­gan und Gäs­te, wobei man­cher behaup­ten wür­de, dass dies schon immer oder zumin­dest lan­ge so war.

Die eigent­li­che Fra­ge lau­tet natür­lich: Wen inter­es­siert das? Das Come­back-Album „Zeit­geist“ war nicht wirk­lich schlecht, hat­te dem Gesamt­werk der Band aber nichts hin­zu­zu­fü­gen. Da war die letzt­jäh­ri­ge Akus­tik-EP „Ame­ri­can Gothic“ schon inter­es­san­ter, konn­te aber letzt­lich auch nicht mit den alten Sachen mit­hal­ten.

Immer­hin: Der Sän­ger ist noch dabei. Das unter­schei­det die Pump­kins von den kran­ken Wie­der­ge­bur­ten von Queen, den Doors oder der (glück­li­cher­wei­se ver­wor­fe­nen) Idee von Led Zep­pe­lin, ohne den (noch leben­den) Robert Plant auf Tour zu gehen.

Kategorien
Musik

Großkatzen in kleinen Stücken

Send Away The Tigers - Coverentwurf (Abgelehnt)

Ges­tern erschien „Send Away The Tigers“, das ach­te Album der Manic Street Pre­a­chers. Vor­ges­tern gab’s das Inter­view mit deren Sän­ger James Dean Brad­field, hier gibt’s die (wie immer total sub­jek­ti­ve) Track-by-track-Ana­ly­se:

Send Away The Tigers
Der ers­te Titel­track seit „Ever­y­thing Must Go“ – und danach klingt das Lied mit sei­nem Gitar­ren-Feed­back-gestütz­tem Hym­nen-Refrain auch ein wenig. „There’s no hope in the colo­nies“ ist natür­lich eine Auf­takt­zei­le nach Maß und wenn die Manics auch noch ein „slow boat to Chi­na“ neh­men wol­len, ist mal wie­der Polit­dis­ko ange­sagt.

Under­dogs
Der Song braucht genau 42 Sekun­den, bis Sean Moo­re ein Trom­mel­feu­er ent­zün­det und die Num­mer in bes­ter Lei­se-Stro­phe-lau­ter-Refrain-Manier in höhe­re Sphä­ren prü­gelt. „Like the under­dogs we are /​ Shi­ning bright but now dis­ap­peared“ kann man natür­lich mal wie­der auf den ver­schwun­de­nen Gitar­ris­ten Richey Edwards bezie­hen – oder ein­fach eben­so laut mit­grö­len wie die Zei­le „Peo­p­le like you need to fuck /​ Need to fuck peo­p­le like me“.

Your Love Alo­ne Is Not Enough
James Dean Brad­field und Nina Pers­son schmach­ten sich gegen­sei­tig an! Muss man mehr dazu schrei­ben? Na gut: „unüber­trof­fen schlecht“ ist höchs­tens Dein Geschmack, Jan Küh­ne­mund.

Indi­an Sum­mer
Da ist sie wie­der: die Sta­di­on­hym­ne im Drei­vier­tel­takt. Mit etwas Anstren­gung kann man sogar den Text „A Design For Life“ dar­auf sin­gen. Atmo­sphä­risch ganz dicht, Musik­ge­wor­de­ne Jah­res­zeit.

The Second Gre­at Depres­si­on
Ein Song, der klingt, als sei er bei den Auf­nah­me­ses­si­ons zu Brad­fields Solo­al­bum übrig­ge­blie­ben – musi­ka­lisch wie text­lich. Aber das macht zumin­dest mir nichts, den ich moch­te „The Gre­at Wes­tern“ ja auch. Der Refrain kommt mit einem paar opu­len­ter Strei­cher daher und schreit schon wie­der nach Sta­di­on­rund und Feu­er­zeu­gen. „This Is My Truth Rel­oa­ded“, sozu­sa­gen.

Ren­di­ti­on
Dies­mal geht’s gleich ganz weit zurück: „You Love Us“ klopft an und mit „I wish we still had Jack Lem­mon“, „Oh good God I sound like a libe­ral“ und „I never knew the sky was a pri­son“ gibt’s wie­der jede Men­ge Sprü­che für die Schul­ti­sche und Unter­ar­me klei­ner Jung­re­vo­lu­tio­nä­re.

Autum­nsong
Hur­rah, die Manics covern die Pump­kins!
Oh nee, doch nicht, klang nur so: nicht „Today is the grea­test day I’ve ever known“, son­dern „Remem­ber that the best times are yet to come“. Die Strei­cher kom­men dies­mal schon in der Stro­phe, die Bridge klingt wie bei Queen. Und trotz­dem – oder gera­de des­halb? – eine der bes­ten Manics-Num­mern seit Jah­ren.

I’m Just A Pat­sy
Das ist der Beweis: die Manics ste­hen wie­der voll im Saft. Selbst die nicht ganz so guten Songs rocken und blei­ben bes­ser im Ohr als zwei Drit­tel „Life­b­lood“. Aber viel­leicht hät­te irgend­je­mand noch einen neu­en Text schrei­ben sol­len, bevor man Brad­field „I’m just a pat­sy for your love /​ I need an angel from abo­ve“ sin­gen lässt.

Impe­ri­al Body Bags
White Trash as its best. Ein Rund­um­schlag in Sachen Krieg, Schön­heits­wahn, Ober­fläch­lich­keit und was uns sonst noch am Wes­ten nervt. Klingt ein biss­chen wie Guns N‘ Roses …

Win­terl­overs
Die drit­te Jah­res­zeit im zehn­ten Song, dazu ein „Nanana“-Refrain, der die Kai­ser Chiefs bei­na­he nei­disch machen könn­te. Irgend­wie nicht so ganz der gro­ße Wurf, aber eigent­lich ein ganz pas­sen­der Schluss­track …

Working Class Hero
… wäre da nicht noch die heim­tü­cki­sche Atta­cke auf John Len­non. Sel­ten waren sich Rezen­sen­ten der­art einig: die­se Cover­ver­si­on geht gar nicht. Aber die Idee, ein ziem­lich gutes Album mit dem ver­mut­lich schlech­tes­ten Song der Band­kar­rie­re zu been­den, erfor­dert ja auch irgend­wie Mut. Oder eine ein­deu­ti­ge „Leckt mich!“-Einstellung.

Fazit
Eigent­lich darf ich sowas gar nicht schrei­ben, denn ich fand eh jedes Manics-Album min­des­tens okay: Trotz­dem ist „Send Away The Tigers“ das in sich stim­migs­te und emo­tio­nal auf­peit­schends­te, daher viel­leicht bes­te Album seit „Ever­y­thing Must Go“. Alle Expe­ri­men­te sind vor­bei, die Band besinnt sich auf das, was sie am bes­ten kann, und liegt damit gold­rich­tig.

Send Away The Tigers - Cover (Original)
Manic Street Pre­a­chers – Send Away The Tigers

VÖ: 04.05.2007
Label: RedInk/​SonyBMG
Ver­trieb: Rough Trade