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Digital Gesellschaft

Warum Erwachsene immer beim Versteckspiel verlieren

Seit heu­te also sind 20 deut­sche Städ­te end­lich bei Goog­le Street View online – oder das, was von ihnen übri­ge geblie­ben ist, nach­dem mehr als 244.000 Haus­hal­te (von 40,2 Mil­lio­nen) Wider­spruch gegen das Abfo­to­gra­fie­ren ihrer Fas­sa­de von einer öffent­li­chen Stra­ße aus ein­ge­legt haben. Ana­tol Ste­fa­no­witsch hat im Sprach­log eigent­lich schon alles gesagt, was es zu den „ein­ge­trüb­ten Vier- und Viel­ecke, die einem alle paar Schrit­te die Sicht ver­sper­ren“ zu sagen gibt.

Auch das Haus, in dem ich seit Janu­ar woh­ne, ist ver­pi­xelt und das ist wenigs­tens ein net­ter Grund, mal wie­der mit allen Nach­barn ins Gespräch zu kom­men, um „Cluedo“-mäßig her­aus­zu­fin­den, wer auf die­se Idee gekom­men ist.

Doch damit nicht genug: Auch auf das Stu­den­ten­wohn­heim, in dem ich zuvor sechs Jah­re lang gewohnt habe, muss ich auf mei­nem vir­tu­el­len Rund­gang durch Bochum (bzw. durch das Bochum von vor zwei Jah­ren) ver­zich­ten:

Wohnheim Girondelle 6 (verpixelt bei Google Street View)

Dabei wären so ein paar Fotos wohl kaum so detail­liert gewe­sen wie die Infor­ma­tio­nen, die das Stu­den­ten­werk so lie­fert:

Wohnheim Girondelle 6 (als Modell bei Google Earth)

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Rundfunk Leben

Die geheimnisvollen Listen des WDR

Dem The­ma Rund­funk­ge­büh­ren kann man sich kaum nähern, ohne dass nicht inner­halb von zwei Minu­ten min­des­tens einem Gesprächs­part­ner die Hals­schlag­ader platzt und Wor­te wie „Plan­wirt­schaft“ und „Musi­kan­ten­stadl“ fal­len. Des­we­gen hät­te ich schon vor­ab die Bit­te, dass wir in den Kom­men­ta­ren die grund­sätz­li­che Debat­te über den Sinn und Unsinn von öffent­lich-recht­li­chem Rund­funk und der GEZ aus­klam­mern.

Am Frei­tag stand ein Gebüh­ren­be­auf­trag­ter des WDR (Name und Dienst­num­mer lie­gen mir vor) vor unse­rer WG-Tür im Stu­den­ten­wohn­heim. Er sag­te, der WDR arbei­te schon seit lan­gem mit dem Aka­de­mi­schen För­de­rungs­werks (Aka­fö) zusam­men, um zu kon­trol­lie­ren, ob da auch alles rich­tig lau­fe („Sie könn­te ja auch ver­se­hent­lich etwas ange­mel­det haben, was Sie gar nicht anmel­den müs­sen!“) und um Stress zu ver­mei­den. Des­we­gen habe er auch vom Aka­fö eine Lis­te mit allen Bewoh­nern der Wohn­hei­me erhal­ten und klap­pe­re die seit eini­gen Jah­ren („mein Sohn hat ja auch hier stu­diert und im Wohn­heim gewohnt“) ab.

Da stand natür­lich plötz­li­che eine sehr unschö­ne Fra­ge unüber­seh­bar im Raum: Das Stu­den­ten­werk gibt Daten sei­ner Bewoh­ner wei­ter?1

Fakt ist: Der Mann hat­te eine Lis­te, auf der – soweit ich das erken­nen konn­te – die Namen aller Heim­be­woh­ner nach WGs sor­tiert waren. Und zwar in mei­nem Fall bei­de Vor­na­men.2 Das Ein­woh­ner­mel­de­amt schei­det als Quel­le eigent­lich aus, weil ver­mut­lich längst nicht alle Bewoh­ner auch in Bochum gemel­det sind, und man dort auch nicht wüss­te, wer in wel­cher Woh­nung wohnt.

In der Pres­se­stel­le des Aka­fö sag­te man mir, dass man aus Daten­schutz­grün­den kei­ne Daten wei­ter­ge­ben dür­fe – ent­spre­chend tue man das natür­lich auch nicht. Das Aka­fö habe aber, nach­dem es frü­her vie­le „Rei­be­rei­en“ gege­ben habe, vor eini­gen Jah­ren eine Über­ein­kunft mit dem WDR getrof­fen, nach der die­ser etwa ein­mal im Jahr Gebüh­ren­be­auf­trag­te in die Wohn­hei­me schi­cke. Die­se Besu­che wür­den aber in der Regeln vor­her ange­kün­digt und mit den Heim­rä­ten bespro­chen. Wenn der WDR das mit irgend­wem beim Aka­fö bespre­che, krie­ge die Pres­se­stel­le den Auf­trag, Flug­blät­ter zu dru­cken. Da man aber in die­sem Jahr noch kei­ne gedruckt hät­te, die auf einen der­ar­ti­gen Besuch hin­wie­sen, sei der Pres­se­stel­le nichts der­ar­ti­ges bekannt.

In der Pres­se­stel­le des WDR war man zunächst sehr hilfs­be­reit und ver­sprach, der Geschich­te nach­zu­ge­hen. Das war aller­dings am Mon­tag und seit­dem war­ten mei­ne Fra­gen auf Ant­wor­ten:

- Woher stam­men die (offen­bar nach Woh­nungs­num­mer sor­tier­ten) Lis­ten mit den Namen der Heim­be­woh­ner, wenn sie nicht vom Aka­fö stam­men?
– War­um wur­den die Besu­che nicht (wie sonst üblich) mit dem Aka­fö abge­spro­chen?
– Han­delt es sich bei den Gebüh­ren­be­auf­trag­ten des WDR um ande­re Per­so­nen als die Rund­funk­ge­büh­ren­be­auf­trag­te der LfM? Falls ja: Wor­in bestehen die Unter­schie­de?

Um ehr­lich zu sein: Ich weiß nicht, ob es sich dabei um einen „Daten­schutz­skan­dal“ han­delt oder um einen der unzäh­li­gen Grenz­fäl­le aus jener Grau­zo­ne, die die GEZ3 umgibt. Aber die Fra­ge, wer was mit mei­nen Daten macht,4 die hät­te ich doch ganz ger­ne noch mal beant­wor­tet.

  1. Zunächst ein­mal erschließt sich mir nicht ganz, war­um man in Stu­den­ten­wohn­hei­men Lis­ten benö­tigt, um Stu­den­ten aus­fin­dig zu machen. Als Gebüh­ren­be­auf­trag­ter angelt man da ja qua­si im Fass. []
  2. War­um das Aka­fö Brie­fe an mich seit 2005 mit bei­den Vor­na­men adres­siert, obwohl ich mich 2004 nur mit Lukas ange­mel­det habe, ist eine ande­re Fra­ge, die sich mir gera­de bei der Durch­sicht mei­ner Unter­la­gen stell­te. Ver­mut­lich haben sie den zwei­ten Vor­na­men ein­fach von mei­ner Stu­di­en­be­schei­ni­gung über­nom­men, weil sie dach­ten, ich lege Wert dar­auf. []
  3. Mit der übri­gens auch Jour­na­lis­ten nicht tele­fo­nisch kom­mu­ni­zie­ren kön­nen. []
  4. Und bevor Sie fra­gen: Nein, die stam­men ganz sicher weder aus dem Impres­sum die­ses Blogs, noch aus irgend­ei­nem Social Net­work – und auch nicht von mei­ner Bank, dem Deut­schen Jugend­her­bergs­werk, dem Miles-and-More-Pro­gramm der Luft­han­sa und der Jun­gen Pres­se NRW. []
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Leben

… und nächste Woche verklage ich jemanden!

So lang­sam dürf­te der Klein­krieg, den sich die Post- und Paket­zu­stel­ler mit mir lie­fern, als das durch­ge­hen, was in man­chen Krei­sen ger­ne „Kult“ genannt wird.

Ist entsetzt: Postkunde Lukas H.
Ist ent­setzt: Post­kun­de Lukas H.
Schon wieder hat ihm der Postbote eine Benachrichtigungskarte in den Briefkasten geworfen!
Schon wie­der hat ihm der Post­bo­te eine Benach­rich­ti­gungs­kar­te in den Brief­kas­ten gewor­fen!

Ande­rer­seits bin ich auch nur noch 42 Jah­re vom der­zei­ti­gen Ren­ten­ein­tritts­al­ter ent­fernt und habe „Natio­na­li­tät: deutsch“ in mei­nem Aus­weis ste­hen, von daher den­ke ich, es ist der rich­ti­ge Zeit­punkt für mein ers­tes hand­ge­schrie­be­nes Schild im Trep­pen­haus:

Lieber Postbote, wenn Sie mir noch einmal eine Benachrichtigungskarte in den Briefkasten werden, ohne vorher auch nur bei mir geklingelt zu haben, werde ich mich bei Ihren Vorgesetzten beschweren! Mit freundlichen Grüßen,

Nach­trag, 29. Novem­ber: Irgend­je­mand hat den Zet­tel heu­te abge­ris­sen und in den Papier­korb gewor­fen.

Nach­trag, 1. Dezem­ber: Ers­te Erfol­ge wer­den sicht­bar: Mein Mit­be­woh­ner hat­te heu­te eine Benach­rich­ti­gungs­kar­te mit dem Ver­merk „12:00 Uhr geklin­gelt!“ im Brief­kas­ten. Ich neh­me mal an, er hat zu der Zeit noch geschla­fen. Ich war jeden­falls nicht da.

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Digital

Mitbewohner 2.0

Ich bin ja ein gro­ßer Freund des Inter­nets und des Web 2.0. Ich den­ke, dass man dort ten­den­zi­ell alles fin­den kann: Fuß­ball­ergeb­nis­se, Kuchen­re­zep­te, lus­ti­ge Vide­os und den Part­ner fürs Leben.

Nun aber will ich das welt­wei­te Daten­netz auf eine har­te Pro­be stel­len: Ich suche einen neu­en Mit­be­woh­ner für unse­re Drei­er-WG in Bochum!

Falls Sie also Stu­dent an einer der Bochu­mer Hoch­schu­len sind und ein Zim­mer suchen, oder Sie jeman­den ken­nen, der Stu­dent an einer der Bochu­mer Hoch­schu­len ist und ein Zim­mer sucht: hier geht’s lang.

Für alle ande­ren ist es viel­leicht wenigs­tens inter­es­sant zu sehen, ob die­se doch sehr moder­ne Form der Mit­be­woh­ner­su­che funk­tio­niert. Ich wer­de Sie auf dem Lau­fen­den hal­ten!