Es gibt ja so Sachen, die nimmt man sich immer mal wieder vor, macht sie dann aber doch nie: zum Zahnarzt gehen, rechtzeitig Weihnachtsgeschenke kaufen, “Spiegel Online” aus dem Feedreader schmeißen. Ich habe mir seit einigen Jahren vorgenommen, endlich mal zu “Scudetto” zu gehen, einer in Bochum schon legendären Veranstaltungsreihe in Sachen Fußballliteratur.
Ausgerichtet wird sie von Ben Redelings, der nicht nur mehrere Bücher über Fußball und das Leben als Fan geschrieben, sondern auch drei Filme über den VfL Bochum gedreht hat. Seit einiger Zeit verfolge ich sein Scudettoblog, in dem ich auch endlich die Gelegenheit witterte, “Scudetto” einmal live zu erleben.
Und obwohl ich im Moment eher ungern mit Fußball beschäftige, ging ich trotzdem gespannt ins Bochumer Riff, wo mich “Far Away In America” begrüßte, das vielleicht beknackteste Stück Fußballmusik aller Zeiten. Nach diesem Duett mit Village People (!!!) und der desaströsen WM 1994 hat sich die deutsche Fußballnationalmannschaft anschließend nie wieder an ein Mottolied herangewagt.
Dann ging’s los und es gab Tondokumente, Fotos, Videos (YouTube und eigene, s.a. “Scudetto-TV”, jetzt auch bei “Spiegel Online”), eigene Texte von Ben Redelings und Rezitationen wie die des grandiosen Peter-Neururer-Interviews aus der “Zeit”. Also all das, was man “Fußballkultur” nennt.
“Scudetto” ist da wie “11 Freunde” oder “Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs”: von Fans für Fans, noch ganz nah an dem Fußball mit Bratwurst und Bier, weit weg von den VIP-Lounges — also ganz nah dran am VfL Bochum. Irgendwie klar, dass das neue Buch, das Ben Redelings gestern vorstellte, “Fußball ist nicht das wichtigste im Leben. Es ist das Einzige” heißt.
Irgendwann zwischen Lese-Teilen und Videos gab es das (offensichtlich traditionelle) Fußballer-Zitate-Quiz, bei dem man Redelings’ Fußball-Zitate-Buch gewinnen konnte (wer es einmal gewonnen und auswendig gelernt hat, hat beim nächsten Mal bessere Chancen) und bei dem ich gerade mal anderthalb Antworten gewusst hätte. Ben Redelings’ eigene Texte sind kurzweilig, sehr gut beobachtet und aus der Perspektive eines echten Fans geschrieben. Dass sie nicht unbedingt auf Pointen hinauslaufen, lässt sie im auf Lacher ausgerichteten Livevortrag mitunter ein bisschen wie Angriffe von Mario Gomez wirken, macht sie aber kein Stück schlechter.
Der nächste “Scudetto”-Termin steht auch schon fest: am 16. Oktober, dann mit einem Gast, auf den das Wort “Legende” noch zutrifft: Willi “Ente” Lippens. Und am Abend drauf spielt der VfL Bochum gegen Borussia Mönchengladbach.