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Die mittischen Krassen

Es ist immer ein schönes Gefühl, wenn man von einer Reise wiederkommt und dann “Mein Gott, ist das schön hier” denkt. So ging es mir, als ich gestern unweit unseres Wohnheims aus dem Bus stieg und von der Bochumer Stille fast erschlagen wurde. Die re:publica und Berlin waren schön und gut, aber dort leben: Nein, Danke!

Zwischen den Programmpunkten “Endlich mal wieder Ausschlafen” und “Wäsche waschen” will ich aber nun doch noch ein paar Worte über die re:publica verlieren. Und weil schon alle (interessanterweise auch Leute, die nicht vor Ort waren oder sein wollten) darüber geschrieben haben, will ich nur ein paar ungefilterte Gedankengänge niederpinnen:

  • Ich habe bei der ganzen re:publica genau fünf Minuten gefilmt, danach dachte ich mir, dass da schon genug Leute filmen, wie genug Leute andere filmende Leute beim Filmen filmen. Diese fünf Minuten hat der “Tagesspiegel” genutzt, um mich zu fotografieren.
  • Die Diskussion “Blogger vs. Journalisten” ist laut Johnny Haeusler jetzt endgültig abgeschlossen. Leider habe ich vergessen, mit welchem Ergebnis. (Wahrscheinlich mit keinem.)
  • Die mitunter gehörte Bezeichnung “Blogger-Konferenz” ist einigermaßen absurd, weil es um eine ganze Menge Themen ging und längst nicht jeder Teilnehmer auch ein Blog betrieb.
  • Die Diskussionsrunde “Musik im Netz” war in etwa so unergiebig, wie man es erwarten durfte. Zumindest war sie zu kurz, denn sie musste in dem Moment beendet werden, als Tim Renner mit Ausführungen anfing, nach denen ich ihm die Rettung der Musikindustrie im Alleingang zutrauen würde.
  • Leider habe ich zu wenig von der Diskussionsrunde über “Citizen Journalism” im Ausland mitbekommen (was ich und jeder andere aber online nachholen kann), aber was ich über “Alive In Baghdad” gehört habe, hat mich tief beeindruckt. Verglichen mit dem (Über-)Leben in Bagdad und dem Darüber-Berichten ist wohl alles, was wir in Deutschland so ins Internet stellen, pillepalle.
  • Wenn ich mich ein bisschen konzentriere, kann ich mir auch Vorträge anhören, mit denen ich inhaltlich null übereinstimme. So weiß ich wenigstens, was am anderen Ende des Spektrums vor sich geht.
  • Schöner als die vielen Vorträge und Diskussionsrunden ist es eigentlich, am Rande Leute kennen zu lernen, deren Texte man teilweise schon seit langem liest und schätzt. Bei anderen wusste ich anschließend wenigstens, warum ich ihre Texte nicht lese.
  • Den besten Namen von allen Referenten hatte sicher Bertram Gugel, dessen Nachnamen man wirklich wie “Google” ausspricht.
  • Der Kaffee (ein in diesem Blog viel zu selten gewürdigtes Thema) in der Kalkscheune war beeindruckend schlecht. Das war Konsens, aber auch der einzige echte Nachteil der Örtlichkeiten.
  • Weitaus schlechter als der Kaffee aber war das, was die “Süddeutsche Zeitung” über die re:publica geschrieben hat – garniert mit einem ca. 10 Jahre alten Symbolbild.
  • Trotz des Mottos “Die kritische Masse” frage ich mich, wie viel von dem, was auf der re:publica besprochen wurde, für Leute außerhalb des Fachpublikums, das wir nun mal irgendwie alle waren, relevant ist. Mitunter hatte ich schon das Gefühl, dass die Gegenstände von Vorträgen und Diskussionen mit dem Leben von weiten Teilen der Bevölkerung gar nichts zu tun haben.
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Radio Rundfunk Digital

Totgesagte sollen leben!

Trackback am Ende, so betitelte Marius einen Eintrag bei Maingold am Sonntag. Eine Abrechnung mit einem Sendeformat, das in Deutschland wohl nach wie vor seinesgleichen sucht (für alle, die nicht wissen, was Trackback ist: Es ist eine Radiosendung beim RBB, die sich mit Netz- und Blogthemen beschäftigt).

Seit einigen Wochen läuft die Sendung eher unrund. Mir fallen da vor allem diese Dinge ein: Wenig Themen, schlechte Vorbereitung und unstete Moderatorenauswahl. Erst am Sonntag wurde das so deutlich wie nie: Nachdem eine Woche vorher erst Holger Klein seinen Ausstand gegeben hat, musste Ole Stührmann ran. Was er da machte, wirkte eher mitleiderregend. Was, wie er selber im Trackback-Chat mitteilte, daran lag, dass er nur Ersatzmann vom eigentlichen Ersatzmoderator und außerdem ausgepowert gewesen sei. Bleibt abzuwarten, was in den nächsten Wochen so passiert mit der Sendung. Und wer der endgültige Nachfolger für Holgi wird.

Johnny Häusler von Spreeblick, mutmaßlicher Erfinder der Sendung, hat sich heute Nacht zu all dem geäußert, was mit Trackback aktuell so passiert. Erklärt die Umstände, unter denen die Sendung und der entsprechende Podcast im Herbst 2007 startete. Bevor ich jetzt alles konkret zitiere, was er zu erzählen hatte, verlinke ich den Beitrag lieber.

Sicher ist es schwer, im Medium Radio eine Sendung über Netzthemen zu machen. Blogs sind nunmal primär dazu da, um gelesen zu werden, und nicht um über sie zu reden. Entsprechend angenehm fand ich vor allem die Folgen, die sich mit dem aktuellen Netz-Zeitgeschehen beschäftigen. Die flickr-Zensur. Abmahnungen. Datenschutz. Alles relevante Themen, die auch mich als aktive Bloggerin interessieren. Es gab Hochs und Tiefs, und die Sendung letzten Sonntag war definitiv einer dieser Tiefpunkte. Der Meinung von Marius mag ich mich allerdings nicht anschließen.

Trackback ist aus meiner Sicht zu 100% gescheitert. Woran das liegt habe ich oben für mich erklärt, warum dies so ist kann ich nicht sagen. FRITZ sollte sich den Gefallen tun diese Sendung so schnell wie möglich komplett abzusetzen, bevor die ganze Angelegenheit noch trauriger wird als sie ohnehin schon ist.

Anstatt dessen zitiere ich dann doch mal Johnny:

Neue Ideen, Projekte und Medienexperimente brauchen den Wunsch nach Gelingen, nicht den Wunsch nach Scheitern. Und wer Angst vor dem Scheitern hat, kann immer nur auf Bewährtes zurückgreifen, allein der Versuch der Innovation wird dadurch unmöglich.

TRACKBACK wird weiter senden und weiter ausprobieren und weiter spielen, bestimmt nicht für immer, aber für jetzt. Ob mit oder ohne Spreeblick ist dabei noch ungeklärt, aber im Grunde irrelevant, denn die grundsätzliche Idee funktioniert auch ohne uns. Aber nicht ohne euch.

Das Potential hat die Sendung auf jeden Fall. Und diverse wirklich gute und interessante Sendungen lassen mich an das Gute am Thema glauben.