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Sommer-Songs

Die Sommerferien in NRW sind vorbei, ohne dass man vom Sommer sonderlich viel gemerkt hätte. Aber wir hatten vor der Sommerpause eine Sommer-Folge versprochen, also: Hier sind wir!

Lukas spielt ein paar persönliche Sommer-Favoriten und Eure ganz persönlichen Sommer-Hits. Von Die Ärzte bis zu diesem schlimmen Lied aus der Eiscreme-Reklame.

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Alle Songs:

  • A – Pacific Ocean Blue
  • Die Ärzte – Himmelblau
  • kettcar – Sommer ’89 (Er schnitt Löcher in den Zaun) – Live
  • Funkstar De Luxe – Sun Is Shining
  • Beagle Music Ltd. – Like Ice In The Sunshine
  • Air – New Star In The Sky
  • Stephen Sanchez – Until I Found You
  • Jacqui Naylor – Summertime

Show Notes:

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Listenpanik 10/09

Der Herbst kommt, es wird ein wenig melancholischer. Oder doch nicht?

Freuen Sie sich auf das, worüber ich mich im vergangenen Monat gefreut habe — wie immer garantiert subjektiv:

Alben
Oh, Napoleon – Oh, Napoleon EP
Ich kann mich ehrlich gesagt nicht daran erinnern, jemals derart von einem Newcomer geflasht gewesen zu sein — selbst die erste Kilians-EP habe ich soweit ich weiß in den ersten zehn Tagen nicht öfter als 40 Mal gehört. Ansonsten gilt, was ich letzte Woche geschrieben habe.

Relient K – Forget And Not Slow Down
Irgendwas muss im Oktober passiert sein, was mich wieder in alte Teenie-Hörgewohnheiten hat zurückfallen lassen: Nicht nur Oh, Napoleon hattee ich dutzendfach auf Repeat laufen, sondern auch Relient K, auf die ich durch Zufall aufmerksam geworden war. Es handelt sich um eine – hold your breath – christliche Rockband aus Ohio, aber wenn man die gelegentlichen “lord”s mal außen vor lässt, bleibt da eine CD, die musikalisch all das kombiniert, was ich an Death Cab For Cutie, den Ataris, The Gaslight Anthem, Nada Surf und The Fray (die ja ebenfalls als christliche Rockband gelten) mag: Powerpop mit melancholischen Anwandlungen, dazu viel Klavier.

WHY? – Eskimo Snow
Ich habe zum ersten Mal von WHY? gehört, als sie als internationaler Beitrag fürs diesjährige Fest van Cleef bestätigt wurden. Dort habe ich sie dann zumindest theoretisch live gesehen — wenn zum Zeitpunkt ihres Auftritts nicht gerade ein unglaubliches Unwetter getobt hätte, das mich dann doch ein wenig vom Konzertspektakel abgelenkt hat. Aber allein die Geschichte einer Band, die sich von einer Hip-Hop-Truppe aus Cincinnati, OH zu einer Indierockband aus Berkeley, CA entwickelt hat, lohnt ja die näherer Auseinandersetzung. “Eskimo Snow” ist laut Eigenaussage am weitesten vom Hip Hop entfernt und in der Tat gibt es in dem leicht verschrobenen, ziemlich filigranen Sound kaum etwas, was an den Ursprung der Band erinnert. Dafür hat das Album viel von den psychedelischen Ausflügen amerikanischer und britischer Bands in den 1960er und 70er Jahren, garniert mit etwas abseitigen Texten.

Helgi Hrafn Jónsson – For The Rest Of My Childhood
In Island gibt es offenbar die feste Regel, dass jeder Musiker mindestens ein Mal mit Sigur Rós zusammengearbeitet haben muss. Das hat Helgi Jónsson schon hinter sich, aber die klangliche Nähe zu den Aushängeschildern des isländischen Indiepop lässt sich nicht leugnen. Jónsson singt allerdigns konsequent auf Englisch und seine Songs sind ein wenig zugänglicher als das Meiste von Sigur Rós, weniger opulent sind sie nicht. Aus hingetupften Klavierakkorden schrauben sich die Lieder in höchste Höhen und manchmal klingt Jónssons Stimme ein wenig, als würde er von dort in die Tiefe stürzen. Kurzum: Es ist genau die Sorte Musik, die man hören möchte, während das Wetter draußen zwischen nebelig-trüb und klirrend-kalt changiert.

Air – Love 2
Eine Rund Klischees gefällig? Gern: Air haben sich seit ihrem ersten Auftauchen vor mehr als einem Jahrzehnt als feste Größe der Schlafzimmerbeschallung etabliert (vgl. Placebo, Marvin Gaye und Massive Attack) und bringen seitdem im Abstand von zweieinhalb Jahren eine neue CD auf den Markt, von der alle sagen, sie klinge so wie immer, sei aber natürlich nicht so gut wie “Moon Safari”, werde aber trotzdem wieder Hunderte von Geschlechtsakten untermalen. “Love 2” klingt jetzt wirklich wie “Moon Safari”, ist natürlich nicht so gut, aber bringt trotzdem all das mit, was man von Air erwartet. Es ist ganz ähnlich wie bei Mobys “Wait For Me” im Sommer: Jean-Benoit Dunckel und Nicolas Godin haben es aufgegeben, irgendwie anders klingen zu wollen, und klingen gerade deshalb so befreit und frisch wie lange nicht mehr. Wer nur eine CD von Air haben will, greift weiterhin zu “Moon Safari” (in Mobys Fall: “Play”), aber wer seine Sammlung aufrecht erhalten will, hat jetzt immerhin ein schönes neues Album im Regal. Allein wegen der Abwechslung.

Songs
Oh, Napoleon – K
Soll ich, nachdem ich die vier Songs der EP eh schon über den grünen Klee gelobt hab, tatsächlich noch einen einzelnen Song hervorheben? Och joa, warum denn nicht? Ich mag den schluffigen Beat, ich mag den repetitiven Refrain und die Stimme von Katrin Biniasch hatte ich ja eh schon hervorgehoben. Sehr schön!

WHY? – Into The Shadows Of My Embrace
Fragen Sie mich nicht, worum es in diesem Lied geht. Um Altern und Sex, um Nachbarn, die einem beim Masturbieren zuhören, und um einen toten Fuchs unter einer Hecke. So etwas kann man natürlich nicht mit Strophe – Bridge – Refrain vertonen, da muss auch die Songstruktur ein bisschen außergewöhnlicher sein. Ein bisschen überraschend, dass der Song trotzdem sofort ins Ohr geht.

Relient K – Therapy
Natürlich entspricht dieser Song der Blaupause “Songs, die Lukas Heinser gut findet”: Ein Klaviermotiv, ein treibender Beat, eine Stimme, die an Ben Gibbard erinnert, eine Eröffnungszeile, die was von Springsteen hat (“I never thought I’d be driving through the country just to drive”), und ein Refrain, in dem alles auf Elf hochgedreht wird. Ja, diese einfachen Wirkmechanismen funktionieren bei mir. Meistens. So auch in diesem Fall. Toller Song, Punkt.

Death Cab For Cutie – Meet Me On The Equinox
Zwar kann ich meine Freunde immer wieder damit verwirren, dass ich weiß, wie die Hauptdarsteller der “Twighlight”-Filme heißen, aber angucken wollte ich mir diesen Quatsch eigentlich nie. Möglicherweise muss ich meine Meinung revidieren, denn zumindest der Soundtrack zum zweiten Teil liest sich beeindruckend: Death Cab For Cutie, The Killers, Lykke Li, Bon Iver & St. Vincent und Thom Yorke sind ja nicht gerade die Acts, die man mit neuem Material auf dem Soundtrack zu einer Teenie-Vampirromanze erwarten würde. Die Songs schwanken ein wenig zwischen okay und sehr gut (die traurige Erkenntnis am Rande lautet: Muse klauen inzwischen bei den Kaiser Chiefs), der Death-Cab-Song sticht als Single eindeutig hervor. Auf “Narrow Stairs” wäre er einem vermutlich nicht besonders aufgefallen, aber schlecht ist er nun wirklich nicht.

[Listenpanik, die Serie]

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Homegrown Terror

Es gibt ja eigentlich keinen Grund, warum Nena heute noch bekannt sein sollte – also mal davon ab, dass sie mit unrasierten Achseln im Fernsehen auftrat und damit das Deutschlandbild vieler Briten und Amerikaner nachhaltiger prägte als so mancher Bundeskanzler. Seit vielen Jahren veröffentlicht Nena die immergleichen Songs in immer neuen Gewändern und schafft damit vermutlich auch noch das, was sie damit erreichen will: Ganze Generationen neuer Nena-Fans zu erschließen.

Letzte Woche erschien das neue Album von Nena. Es heißt “Cover Me” und hätte mich vermutlich mein Lebtag nicht interessiert, wenn, ja wenn ich nicht gerade bei iTunes darüber gestolpert wäre. Dank moderner Technik kann man ja heutzutage in jedes Album zumindest reinhören und das habe ich dann auch getan.

Nachdem ich den Teppich so gut es ging wieder gereinigt und mir eine Winterjacke angezogen hatte (ich werde noch ein paar Tage lüften müssen, bis der Gestank rausgeht), dachte ich mir: Nein, damit möchte ich nicht allein bleiben. Und deshalb jetzt hier für Sie: Die “Highlights” aus “Cover Me”, das – Sie hatten es bereits dem großartigen Wortspiel im Albumtitel entnommen – ein Coveralbum ist.

Auf der ersten Seite vergreift sich Nena “nur” an deutschsprachigen Songs: So erwischt es neben den ungleich kredibileren Mit-Achtziger-Acts Ulla Meinecke (“Für dich tu ich fast alles”) und Ideal (“Eiszeit” )auch David Bowie (“Helden” aus dem “Christiane F.”-Soundtrack) und – bitte festhalten und sehr, sehr tapfer sein! – Deichkind (“Remmidemmi”).

Wer bereits jetzt glaubt, alles Elend dieser Welt gehört zu haben, hat gerade mal den Fuß in der Höllenpforte, aus der auf der B-Seite des Albums diverse englische Coverversionen strömen werden. Mark Bolan von T. Rex ist immerhin schon tot, so dass ihn die Version von “Children Of The Revolution” allenfalls noch zum leisen Rotieren bringen sollte – andere Musiker haben das Glück nicht: Bowie (“Starman”) sowie Bob Dylan und die Rolling Stones erwischt es gleich zwei Mal (“It’s All Over Now Baby Blue” und “Blowin’ In The Wind” bzw. “The Last Time” und “She’s Like A Rainbow”), The Cure bekommen die zweitausendste Interpretation von “Friday I’m In Love” angehängt und bei Pink Floyd dürfte man sich nach dem Konsum von “Us And Them” wünschen, es wären gleich alle Bandmitglieder dem Wahnsinn anheim gefallen.

Auch “jüngere” Acts wie Air (“Sexy Boy”) und Moby (“Slipping Away”) sind nicht sicher vor Nena und ihrem Haus-und-Hof-Produzenten und Ex-“Popstars”-Jurymitglied Uwe Fahrenkrog-Petersen. Doch ihnen allen geht es noch gut, denn am schlimmsten erwischt es mal wieder die arme Joni Mitchell. Wer geglaubt hatte, wüster als die Counting Crows könne niemand mehr die große alte Dame der Folkmusik beleidigen, wird bei Nena eines besseren belehrt: Ihre Version von “Big Yellow Taxi” ist seit vielen Jahren, ja: Jahrzehnten der erste Song, der William Shatners “Lucy In The Sky With Diamonds” den Ruhm als schlechteste Coverversion aller Zeiten streitig machen könnte. Aber das ist ja auch schon mal eine erstaunliche Leistung.