“Deutschland sucht den Superstar” aber meide ich wie sonst nur Polittalkshows und das Tagesprogramm der privaten Fernsehsender. Dieter Bohlen ist mir persönlich nicht bekannt, aber ich sehe wenig Grund daran zu zweifeln, dass ich ihn nicht mögen würde. Die Art und Weise, wie Schülerinnen und Schüler dazu gebracht werden sollen, ihr komplettes Taschengeld und die Einkünfte aus ihren Ferienjobs der nächsten drei Sommerferien für Televoting auszugeben, ist mir mindestens suspekt. Insofern kann ich auch nicht beurteilen, wie der Auftritt irgendwelcher “Superstar”-Kandidaten in ihrer Heimatstadt zu bewerten ist.
Noch weniger als “Deutschland sucht den Superstar” schaue ich “American Idol”, was hauptsächlich daran liegt, dass ich hier in Deutschland kein Fox empfange. Allerdings würde ich es wohl selbst dann nicht schauen, wenn ich technisch dazu in der Lage wäre.
Wer will schon derart desaströse Darbietungen von “I’m A Believer” hören?
Die hoffnungsvolle Sängerin heißt übrigens Brooke White, aber Sie brauchen sich diesen Namen nicht zu merken: sie ist in der letzten Sendung rausgeflogen.
Okay, das ist eine gemeine Frage. In der schnelllebigen Zeit von TV-Castingshows weiß ja schon niemand mehr, wer vor einem halben Jahr bei “Deutschland sucht den Superstar” gewonnen hat – geschweige denn, wer drei Wochen zuvor aus der Sendung ausgestiegen war.
Andererseits war die Max-Buskohl-Geschichte so uninteressant ja nicht: Immerhin schmiss der junge Mann im April angeblich hin, weil er einen Plattenvertrag für seine gesamte Band haben wollte, woraufhin ihn Stefan Raab zu “TV Total” einlud, was aber aus vertraglichen Gründen nicht ging, weswegen Raab erst umstrittene Grafiken einblendete und dann einen eigenen Talentwettbewerb ins Leben rief, der zur Zeit läuft und musikalisch interessanter ist als alle bisherigen “DSDS”-Staffeln zusammen.
Doch zurück zu Max Buskohl: Dessen Band Empty Trash, für die er damals angeblich einen Plattenvertrag haben wollte, hat natürlich sofort einen gekriegt – bei Capitol Racords, einer Tochter von EMI, dem schärfsten Konkurrenten der “DSDS”-Plattenfirma SonyBMG.
Vergangene Woche erschien die erste Single “Limited” und da wollen wir doch erst einmal kurz reinhören:
Lachen Sie jetzt mal nicht über das Video: Verglichen mit den doch sehr Schülerband-mäßigen Songs, die Empty Trash vor ihrem Signing auf ihrer Website hatten, ist das musikalisch eine ziemliche Weiterentwicklung. Der Schwede Patrick Berger, der das Album mit Buskohls Vater Carl Carlton produziert hat, mag vielleicht ein bisschen viel Placebo und The Killers gehört haben, bevor er am Mischpult Platz nahm (die Plattenfirma möchte besonders darauf hinweisen, dass die Single von Pelle Gunnarfeldt abgemischt wurde, der sonst für The Hives, The (International) Noise Conspiracy und Last Days Of April arbeitet – doof nur, dass der Mann Gunnerfeldt heißt), aber die Strophen haben schon einen durchaus netten Zug nach vorne. Schade, dass sie in einen derart H-Blockx-mäßigen Brüll-Refrain münden.
Lange Rede, kurzer Sinn: Von allen Ex-Castingshow-Kandidaten Deutschlands ist Max Buskohl mit seiner Band Empty Trash mit Sicherheit der vielversprechendste. Solch ein Lob erinnert natürlich erst mal an den Einäugigen, der unter den Blinden König ist, aber vielleicht geht da ja wirklich noch was mit dem Album, das nächste Woche erscheint. Auch wenn Sound und Artwork wieder mal völlig konservativ alternative sind: Mir ist es in jedem Fall lieber, wenn die Kinder und Jugendlichen sich sowas anhören als eine weitere von Dieter Bohlen geschriebene Powerschnulze.
P.S.: Machen Sie doch mit beim lustigen “Limited”-Puzzle. Ich hab schon beinahe alle Placebo-Songs und Teile von “Leaving New York” von R.E.M. wiederentdeckt.
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