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Unterwegs Politik

Unter Grünen: Liveblog Sonntag

11:15 Uhr: Dann eröff­ne ich mal das Live­blog des letz­ten (hal­ben) Tages. Zur Zeit geht es um das grü­ne Kern­the­ma Frie­dens- und Sicher­heits­po­li­tik. Wie es sich für Kern­the­men gehört, gibt es ein erhöh­tes Kon­flikt­po­ten­ti­al.

11:37 Uhr: Jetzt spricht Fritz Kuhn. Vie­le Grü­ne waren davon aus­ge­gan­gen, dass er sich nach der gest­ri­gen Raus­wahl aus dem Par­tei­rat gar nicht mehr auf die Büh­ne trau­en wür­de.

12:01 Uhr: Ich hal­te ja eigent­lich nicht viel davon, Leu­te nach ihrem Alter zu beur­tei­len. Aber: Arvid Bell ist 24 (jün­ger als ich!!!!1) und spielt rhe­to­risch schon in der ers­ten Liga. In sei­ner Rede zur Frie­dens­po­li­tik bemüh­te er sich um Aus­ge­wo­gen­heit und dar­um, die Lager zu einen. Soll­te es in den nächs­ten 20, 30 Jah­ren mal einen grü­nen Bun­des­kanz­ler geben, dann wir er das sein.

Arvid Bell

Arvid Bell

12:09 Uhr: Clau­dia Roth for­dert mehr huma­ni­tä­re Ein­sät­ze, die Mili­tär­ein­sät­ze beglei­ten. Sie betont aber auch, dass es Situa­tio­nen gibt, in denen mili­tä­ri­sche Aktio­nen unver­zicht­bar sind, um Schlim­me­res zu ver­hin­dern. Dafür gibt es kei­nen Applaus, aber auch kei­nen Wider­spruch.

12:23 Uhr: Die Grü­nen haben den Antrag zur Frie­dens- und Sicher­heits­po­li­tik mit gro­ßer Mehr­heit ange­nom­men. Wenn ich den Antrag jetzt in mei­ner Pres­se­map­pe wie­der­fin­den wür­de, könn­te ich Ihnen auch sagen, was das heißt.

12.35 Uhr: Rena­te Kün­ast ist mit­ten in ihrer Bewer­bungs­re­de für das Amt der Spit­zen­kan­di­da­tin im Bun­des­tags­wahl­kampf 2009. Die Stim­mung ist eher mit­tel­präch­tig. Kün­ast begann mit dem The­ma Umwelt, das inzwi­schen „poli­ti­scher Main­stream“ sei, wobei sich die ande­ren Par­tei­en da nicht so sehr enga­gie­ren wür­den. Von dort aus schlug sie den Bogen zur Wirt­schafts­po­li­tik und gei­ßel­te die deut­schen Auto­bau­er, die an ihrer Kri­se selbst schuld sei­en. In Bochum kommt das ver­mut­lich nicht ganz so gut an.

12:43 Uhr: Rena­te Kün­ast ist der Mei­nung, Sig­mar Gabri­el habe den Titel Umwelt­mi­nis­ter nicht ver­dient.

Renate Künast

12:52 Uhr: Kün­ast zu einem The­ma, das mich auch sehr inter­es­siert: „Mit dem BKA-Gesetz wäre die Auf­klä­rung des Water­ga­te-Skan­dals nicht mög­lich gewe­sen, weil es kein Zeug­nis­ver­wei­ge­rungs­recht für Jour­na­lis­ten gibt.“ Des­we­gen haben die Grü­nen auch Wider­stand gegen das Gesetz ange­kün­digt. Jetzt spricht sie die grü­nen Zie­le für 2009 an.

12:58 Uhr: Jür­gen Trit­tin nutzt den glei­chen Trick wie ges­tern Cem Özd­emir: nach einer lau­ten Frau muss man erst mal gaaaa­anz ruhig anfan­gen. Das hält er aber auch nur eine Minu­te so rich­tig durch.

13:03 Uhr: Trit­tin for­dert den Raus­wurf von Bahn­chef Meh­dorn und erklärt, war­um alle ande­ren Par­tei­en „es“ nicht kön­nen. Mal sehen, ob er sich noch zu Koali­ti­ons­op­tio­nen äußern wird – Rena­te Kün­ast hat das nicht getan.

13:08 Uhr: Trit­tin ver­hin­dert knapp einen Her­ren­witz: „Wer CDU ver­hin­dern will, der kann nicht SPD wäh­len, denn deren Ziel ist es, bei Frau Mer­kel unter … als Juni­or­part­ner anzu­heu­ern.“

Jürgen Trittin

Trit­tin freut sich über Oba­mas Wahl, äußert aber auch Respekt für McCains ableh­nen­de Hal­tung gegen­über Fol­ter: „An die­ser Stel­le tau­sche ich ger­ne zehn McCain gegen einen Lafon­taine.“

13:13 Uhr: Beein­dru­ckend: Trit­tin geht mit der Stim­me run­ter und die Dele­gier­ten sind still. Er hat den Laden bes­ser im Griff als Kün­ast.

13:15 Uhr: Im Ren­nen um den unbe­lieb­tes­ten Bun­des­po­li­ti­ker scheint Sig­mar Gabri­el hier gera­de Ange­la Mer­kel und Oskar Lafon­taine abzu­hän­gen. Klaus Töp­fer hin­ge­gen wird gelobt.

13:20 Uhr: Um die­se Zeit soll­te der Par­tei­tag eigent­lich vor­bei sein. Gera­de beginnt aber erst die (ana­lo­ge) Wahl der Spit­zen­kan­di­da­ten. Damit nicht eine® der Bei­den ein bes­se­res Ergeb­nis hat als der/​die ande­re, kann man Trit­tin und Kün­ast nur im Paket wäh­len.

13:39 Uhr: Kün­ast und Trit­tin sind mit 92% (was bei den Grü­nen als mit­tel­schwe­re Sen­sa­ti­on gel­ten darf) zu den Spit­zen­kan­di­da­ten der Bun­des­tags­wahl 2009 gewählt wor­den.

13:41 Uhr: Halb­pein­li­cher PR-Stunt: die Kan­di­da­ten wer­fen grü­ne Bäl­le ins Audi­to­ri­um, weil man sich inner­par­tei­lich „die Bäl­le zuspie­len“ will.

Ich hof­fe übri­gens, dass der stän­di­ge Ein­satz von „Klar“ mit Jan Delay abge­spro­chen war. Nicht, dass es den Grü­nen so geht wie John McCain mit Jack­son Brow­ne.

13:50 Uhr: Wer hat bei so einem Par­tei­tag eigent­lich das Sagen? Es ist Joa­chim Wag­ner vom NDR, der zwecks Inter­view vor der Büh­ne steht und ver­kün­det: „Wir müs­sen die Musik abstel­len!“

13:54 Uhr: Nach­dem der letz­te Tages­ord­nungs­punkt „Sicher vor Armut im Alter“ ein­fach gestri­chen (bzw. woan­ders hin ver­wie­sen) wur­de, ist jetzt Schluss in Erfurt.

Ein aus­führ­li­ches Fazit des Par­tei­tags und unse­rer Blog­ger­ak­ti­on wird sicher­lich noch fol­gen, aber ver­mut­lich nicht mehr heu­te. Ich bin fix und alle und habe für den Moment genug von Poli­tik.

Hier die letz­ten Impres­sio­nen:

Cem Özdemir, Steffi Lemke, Claudia Roth, Jürgen Trittin, Renate Künast und Lukas Beckmann (v.l.n.r.)

Die Presse belagert die grüne Führung

Claudia Roth klatscht ihr Seehund-Klatschen

Vie­len Dank für Ihre Auf­merk­sam­keit und auf Wie­der­se­hen!

Beach­ten Sie für alle Par­tei­tags-Bei­trä­ge bit­te die Vor­be­mer­kun­gen.