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Seifenoper

Seit Khaled al-Masri in der vergangenen Woche einen Brand in einem Großmarkt legte, berichtet die Bild-“Zeitung” in beunruhigender und hetzerischer Art und Weise über ihn (s.a. BILDblog).

Der neueste “Bild”-Artikel zum Thema ruft mal wieder nach einer ganzen Menge negativ behafteter Adjektive und der Frage, warum man diesmal eine Kampagne gegen einen wehrlosen Mann fährt, der schon lange am Boden liegt – und nicht, wie sonst üblich, gegen Schauspielerinnen, Politiker und Fußballtrainer. (Nicht, dass das besser wäre, aber Demontage macht doch eigentlich nur “Spaß”, wenn das Opfer über eine gewisse Fallhöhe verfügt, oder?)

Eines aber kann man “Bild” nicht vorwerfen: dass sie ihre Artikel nicht bis ins kleinste Detail recherchiert hätten.

Er kauft drei blaue Kanister für je 5,69 Euro, betankt sie, bezahlt und rauscht um 3.58 Uhr davon.

Der Rest des Artikels legt zwar den Verdacht nahe, dass ausschließlich kleinste Details recherchiert und andere Sachen ein wenig außer Acht gelassen wurden, dieser Satz aber qualifiziert die zuständigen Autoren für das Goldene Seifenstück.

Das “Goldene Seifenstück” leitet seinen Namen aus einem “Spiegel”-Artikel über den 11. September 2001 ab, in dem ausgeführt wurde, dass sich Mohammed Atta vielleicht mit einem 28,3 Gramm schweren Stück Seife gewaschen habe, bevor er zum Flughafen fuhr, um ein Flugzeug zu entführen und ins World Trade Center zu steuern (nachzulesen auch in diesem Buch). Es wird seitdem in unregelmäßigen Abständen für besonders detaillierte, aber völlig sinnlose Recherchetätigkeiten von Journalisten verliehen. Von mir.