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Musik

Haldern Rock im Saal

Sieben mal bin ich schon mit dem Auto von Dinslaken nach Haldern und zurück gefahren, bevor ich zum ersten Mal Google Maps nach dem kürzesten Weg befragt habe. Und siehe da: Der führt nicht etwa über die Autobahn, sondern strunzlangweilig die ganze Zeit die B8 entlang.

Aber warum fährt man außerhalb der Festival- und Spargel-Saison eigentlich ins Lindendorf am schönen Niederrhein? Na, um Konzerte zu gucken, natürlich.

“Rock im Saal”, den kleinen Bruder des Haldern Pop gibt es mittlerweile auch seit 15 Jahren. Am vergangenen Samstag trafen sich die Halderner Dorf- und die nordrhein-westfälische Indiejugend wieder im Gasthof Tepferdt, um in der gemütlichsten mir bekannten Atmosphäre Livemusik zu genießen.

Enno Bunger

Enno Bunger
Glaubt man jenen Quellen, denen man im Bezug auf sowas immer trauen sollte, sind Enno Bunger das nächste größere Ding. Die Mischung aus Keane (die Musik, die fehlenden Gitarren) und Blobkanal/Janka (die Texte, der Gesang) dürfte eigentlich ein Hit werden, auch wenn es den natürlichen Lebensraum für solche Musik, Sarah Kuttners Shows auf Viva bzw. MTV, seit Jahren nicht mehr gibt.

Die rockigen Nummern, die die Band um Sänger, Pianist und Namensgeber Enno Bunger am Samstag gespielt haben, gefielen mir ausgesprochen gut und erinnerten ein bisschen an die guten Sachen von Virginia Jetzt! Die ruhigeren Songs sind vermutlich auch nicht schlecht, waren aber einfach nicht das, was ich in dem Moment hören wollte.

Hören kann man Enno Bunger bei MySpace und live. Die letzten Exemplare der EP wurden am Samstag verkauft, bis zum Debütalbum dauert es noch ein bisschen.

Kilians

Kilians
Ich hatte Sie gewarnt — Kilians-Content ist der neue Obama-Content hier im Blog.

Der Auftrittsapplaus hätte Robbie Williams neidisch gemacht, die Stimmung während des Konzerts erinnerte ein bisschen an Kindergeburtstag (was vor allem am Durchschnittsalter des Publikums lag) und wenn eine Band vier neue Songs hintereinander raushauen kann, ohne dass die Begeisterung der Zuhörer nachlässt, dann haben sich da zwei gefunden. (Das war eine Metapher, denn die Band war wie üblich zu fünft und das Publikum zu ein paar Hundert.)

Was nicht funktioniert, ist Ironie in Song-Ansagen: “Wir waren seit Jahren nicht mehr hier”, hat angesichts des fünften Konzerts auf Halderner Boden in knapp zweieinhalb Jahren kein Schwein verstanden.

Hören kann man die Kilians bei MySpace, live und auf CD — aber das erzähl ich Ihnen bis zum Release von “They Are Calling Your Name” eh noch ein paar tausend Mal.

Gisbert zu Knyphausen

Gisbert zu Knyphausen
Willkommen zu unserer neuen Serie “Hypes ignorieren mit Herrn Heinser”. Die erste Folge (Glasvegas) entfällt, wir machen direkt weiter mit Gisbert zu Knyphausen, über den ich vorher eigentlich nur wusste, dass der wirklich so heißt.

Gisbert zu Knyphausen macht, das muss man unumwunden sagen, Mädchenmusik. Aber Mädchenmusik, die von tollen Mädchen gehört wird und deshalb auch von Jungen gut gefunden werden kann. Außerdem kann er – was mir vorher gar nicht klar war – auch sehr ordentlich rocken und erinnert dann fast an die frühen Tocotronic.

Da der Begriff “Liedermacher” durch Reinhard Mey und Wolf Maahn bis ans Ende der deutschen Sprache verbrannt ist, muss man sich mit dem (angesichts deutscher Texte etwas deplatziert wirkenden) Begriffspaar “Singer/Songwriter” behelfen. Zur Orientierung seien noch zwei Namen genannt, die vermutlich den wenigsten Gisbert-zu-Knyphausen-Hörerinnen noch etwas sagen werden: Tom Liwa und Thommie Bayer.

Hören kann man Gisbert zu Knyphausen auf MySpace, live und auf CD.

Alle Fotos: © Martina Drignat für mainstage.de. Mit freundlicher Genehmigung.