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Song des Tages: Professor Green – Monster

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Zum ersten Mal gehört: Im Oktober 2010 auf dem Rückflug von London, wo ich mir (neben hundert anderen CDs) “Alive Till I’m Dead” von Professor Green gekauft hatte.

Wer musiziert da? Professor Green, ein britischer Hip-Hopper, in diesem Fall mit Unterstützung von Example, den ich damals noch gar nicht kannte.

Warum gefällt mir das? Ich liebe britischen Hip Hop, mehr noch als amerikanischen. The Streets fand ich grandios, aber auch die neueren Sachen wie Tinie Tempah, Example oder eben Professor Green (wobei das Nachfolgealbum “At Your Inconvenience” eine ziemliche Enttäuschung war). In dem durchaus nachdenklichen Text geht es um das Böse, das in uns allen wohnt. Uiuiui. Ich mag des Song aber vor allem auch wegen des druckvollen Refrains von Example.

[Alle Songs des Tages — auch als Spotify-Playlist]

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Gesammelte Platten August/September 2010

Dieser Eintrag ist Teil 8 von bisher 8 in der Serie Gesammelte Platten

Best Coast – Crazy For You
Stellen Sie sich vor, Blondie hätten ein Beach-Boys-Tribute-Album aufgenommen. Vergessen Sie wieder, was Sie sich gerade vorgestellt haben, und hören Sie sich “Crazy For You” an, das Debütalbum von Best Coast. Auf dem Cover sieht man eine Katze, deren Hintern die Umrisse Kaliforniens hat. Da frage ich Sie: Was will man mehr?
Anspieltipps: “Boyfriend”, “The End”, “Summer Mood”, “Each And Everyday”. (LH)

The Black Angels – Phosphene Dream
Da wollte ich gerade mit einer Empfehlung angeben, die ich mir in London im renommierten Rough-Trade-Plattenladen geholt habe, und stelle fest, dass das natürlich das neue Hype/Konsens-Thema ist: The Black Angels aus Austin, Texas, wahlweise einsortiert unter “Psychedelic Rock”, “Stoner Rock” oder auch “Blues Rock”. Die Musik klingt jedenfalls, als stamme sie aus dem vergangenen Jahrhundert — “Sunday Afternoon” könnte gar von den späten Beatles stammen, “River Of Blood” von den Doors und so manches erinnert an The Velvet Underground, die auch für den Bandnamen Pate standen. Dröhnende Gitarren, scheppernedes Schlagwerk — herrlich!
Anspieltipps: “Bad Vibrations”, “Sunday Afternoon”, “Telephone”. (LH)

Erdmöbel – Krokus
Ich würde nie behaupten, wirklich zu verstehen, wovon Markus Berges hier singt. Die Worte sind deutsch (zumindest die meisten), aber die Sätze, die daraus entstehen, tragen sieben Siegel. Doch es ist eine verspielte PeterLicht-Rätselhaftigkeit, kein “Oh mein Gott, ich bin zu dumm!”-Gefühl wie bei Tocotronic. Wie bei den frühen R.E.M.-Alben ist es aber auf eine gewisse Weise auch ganz egal, wovon die Texte handeln (obwohl die musikalische Verarbeitung eines witterungsbedingten Nothalts in der niederrheinischen Provinz längst überfällig war und jetzt endlich in “Emma” nachgeholt wurde), weil der Gesang auch als zusätzliches Instrument funktioniert. Musikalisch ist das Album mit seinen vielen Samba- und Jazz-Anleihen eh top und wenn es am Ende heißt “Das Leben ist schön”, dann versteht man das auch beim ersten Hören. Ich bin zu faul, das zu verifizieren, aber es könnte sich um das beste deutschsprachige Album des Jahres handeln.
Anspieltipps: “77ste Liebe”, “Fremdes”, “Wort ist das falsche Wort”, “Emma”, “Krokusse”, “Das Leben ist schön”. (LH)

Ben Folds – Lonely Avenue
Da ist es also endlich, das Album, auf dem Ben Folds Texte von Nick Hornby vertont hat. Alle Zweifel, ob die Texte eines Schriftstellers nicht etwas zu sperrig für Popsongs sein könnten, zerschlagen sich spätestens mit dem zweiten Track des Albums: “Picture Window” ist der beste Folds-Songs seit mindestens fünf Jahren. Und Geschichten über verschiedene Charaktere hat Folds ja immer schon erzählt, war also insofern selbst schon immer schwer literarisch tätig. Nach dem etwas speziellen “Way To Normal” ist “Lonely Avenue” musikalisch wieder deutlich entspannter und melancholischer geworden
Anspieltipps: “Picture Window”, “Doc Pomus”, “From Above”, “Saskia Hamilton”, “Belinda”. (LH)

I Blame Coco – The Preparty
Ich wusste ja von nichts, also nicht wie Sting mit bürgerlichem Namen heißt (Gordon Sumner). Weder, dass er eine modelnde und singende Tochter hat (Coco Sumner alias Eliot Pauline Sumner). Geschweige denn, dass die gute Dame entgegengesetzt aller Klischees, die man dann sofort abspult wenn der Herr Papa ein erfolgreicher und von mir wertgeschätzer Musiker ist, erfüllt.
Ganz und gar nicht, Coco Sumner fetzt! So richtig, eine taffe junge Künstlerin, die sich hinter ihrem Vater nicht verstecken braucht. Die Stimme rauchig, die Songs erfrischend und passend für gediegende Abende mit Freunden, zum herrlich tanzen oder, oder, oder!
Der Opener auf Preparty heißt “Bohemian Love” und so relaxed und gemütlich klingen auch viele der anderen Songs. “Voice In My Head” erinnert dann schon an den Herrn Vater, was aber wunderbar stimmig ist. Ein bisschen Reggae ein wenig Folk, aber vor allem eine angenehm würzige Stimme und eine gefühlte Relaxtheit die sich bei mir einschleicht. Was nicht heißt das die Platte einschläfert, nein, vielmehr gibt es diese Momente, in denen man sich entspannt zurück lehnen kann und genießt.
Die neue Platte “The Constant” ist auch schon draußen und ist auch äußerst hörenswert!
Anspiel-genießer-tipps: “Bohemian Love”, “How Did All These People Get In My Room”, “Voice In My Head”. (AK)

Manic Street Preachers – Postcards From A Young Man
Die Soloalben, die James Dean Bradfield und Nicky Wire 2006 veröffentlicht haben, waren das beste, was den Manic Street Preachers passieren konnte, denn seitdem erlebt die Band ihren zweiten Frühling: “Send Away The Tigers” war groß, “Journal For Plague Lovers” rau — und mit ihrem zehnten Album zielen die Manics noch mal ganz präzise in Richtung Stadion. Streicher, Chöre, eingängigste Melodien — alles ist dabei und Bradfields Stimme klingt sogar noch ein bisschen besser als früher. “Postcards From A Young Man” ist als Alterswerk gewollt, in den Texten klingt einiges an Resignation und Melancholie mit, aber alt klingt die Band kein bisschen. Und wenn es jetzt Tradition wird, dass Nicky Wire auf jedem Album einen Song singen darf, dann dürfen die Manics von mir aus gerne bis zum Rentenalter weitermachen. “The Future Has Been Here 4 Ever” klingt jedenfalls schon mal arg nach den Rolling Stones.
Anspieltipps: “(It’s Not War) Just The End Of Love”, “Some Kind Of Nothingness”, “Hazelton Avenue”. (LH, Rezensionsexemplar)

Lasse Matthiessen – Stray Dog
Manche Dinge sind etwas ganz besonderes. Manche Musiker sind etwas ganz besonderes. Manche Musiker können alleine auf einer Bühne stehen und manche haben noch ein paar mehr Musiker dabei.
Lasse Matthiessen, ursprünglich aus Dänemark und jetzt Parttime-Berliner, ist so ein Besonderer, der alleine und manchmal mit seiner Band im Quartett sein Publikum verzaubert.
Immer mit den leisen Tönen, dem gekonnten Spielen mit Laut und Leise, auch dem Laut und Leise in seiner Stimme. Mit unerwarteten Brüchen, Gefühl und Witz. Mit seiner Gitarre, einer Mundharmonika und seiner Band, bestehend aus Violine (Søren Stensby), Kontrabass (Niels Knudsen) und Schlagzeug (Terkel Nørgaard), hat Lasse Matthiessen etwas ganz besonderes geschaffen. Zwischen Singer/ Songwriter, Folk, Indie und Jazz verwandeln sich die Akkorde zu wunderbaren Melodien.
Ich hatte das große, große Glück ihn in einer meiner kleinen Lieblingsorte (der Popo Bar in Neukölln) in Berlin bei einem Live-Konzert zu sehen. Was mich immer besonders glücklich macht, wenn innerhalb einer Band alle Musiker Raum haben für ihr Instrument und sich zusammen so wunderbar ergänzen.
Am Ende bleibt ein kollektiv zufriedenes Publikum.
Habe mir gleich die CD geschnappt und freu mich, hier CD und Konzert Review in einem Abzuliefern.
Anspieltipps: “Before We Dissappear”, “Soon The Spring”, “Borrowed Time”, “Where Are You”. (AK)

Professor Green – Alive Till I’m Dead
Beschreibungen wie “der englische Eminem” sind natürlich nie wirklich aussagekräftig, helfen einem aber enorm bei der groben Einordnung. “Die männliche Lady Sovereign” würde es schon besser treffen, aber allein die Samples (“Just Be Good To Me” von The SOS Band, gesungen von Lily Allen, und “Need You Tonight” von INXS) sprechen für sich. “Alive Till I’m Dead” ist eine clevere, höchst vergnügliche Rap-Platte für Leute, die Mike Skinners Akzent nicht ertragen.
Anspieltipps: “Just Be Good To Green”, “I Need You Tonight”, “Do For You”, “Monster”, “Closing The Door”. (LH)

Philip Selway – Familial
Ganz bedächtig klingt der erste Song “By Some Miracle”, auf Sanftpfoten tragen sich die Töne ins Ohr. Mit “Familial” beginnt das Soloalbum des Drummers DER Band (Radiohead) wirklich mit leisen Tönen. Ein bisschen mysteriös. Ein wenig wunderlich, aber Radiohead war schon immer wunderlich und mysteriös.
Leise Kanten und anschmiegsame Ecken zeichnen dieses Album aus. Die Melodien sind nicht aufdringlich, die Texte stehen für die Zwischentöne im Leben. Und doch bleibt die Spannung der Platte fast durchgehend aufrecht erhalten.
Und mehr will ich zu dieser Spätsommer/Herbst- und bestimmt wieder entdeckbaren Frühjahrsplatte gar nicht sagen. Selber lauschen, ist eh besser!
Anspieltipp: “Beyond Reason”, “The Ties That Bind Us”. (AK)

Wir Sind Helden – Bring mich nach Hause
Ich will ehrlich sein: Nach unserer enervierenden Listening-Session hatte ich kein Bedürfnis mehr, das Album noch einmal aufzulegen. Das mag der Band gegenüber ungerecht sein, aber da war einfach so viel andere Musik, die mich mehr interessiert hat.
Anspieltipps: “Alles”, “Bring mich nach Hause”. (LH, Rezensionsexemplar)

Mitarbeit an dieser Ausgabe:
AK: Annika Krüger
LH: Lukas Heinser