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Wo bitte geht’s zur Bildung?

Es werden momentan wichtige Weichen gestellt. Nicht nur in der Weltwirtschaft, sondern auch in der Bildung. Denn nicht nur in Deutschland muss Bildung ironischer Weise zugunsten der Wirtschaft zurückstecken, europaweit leiden Universitäten an den Beschlüssen der Politik zugunsten der Wirtschaftskrise.

Es werden Banken unterstützt, Milliardenbeträge für Automobilkonzerne aufgebracht und auf der anderen Seite werden sozialen Einrichtungen, Schulen, Kindergärten und Universitäten Zuschüsse gekürzt oder fallen ganz weg.

Wie soll jedoch die Gesellschaft von morgen optimal auf all die Probleme der Zukunft vorbereitet werden, wenn Schulen geschlossen werden? Wenn kein Geld in Bildung investiert wird? Wenn die Qualität der Lehre nicht verbessert, sondern gar nicht erst ernst genommen wird?

Wer wird ein Konto bei einer Bank eröffnen, ein Auto oder im Kaufhaus etwas kaufen können, wenn er kein eigenes Geld verdienen kann, weil er keine Ausbildung anfangen kann? Wenn für das Studium und die Ausbildung zu einem Beruf immer weniger Zeit bleibt?

Wie sollen Schüler und Studenten ausprobieren und ihre Nische finden, ihr Wissen festigen und sich in ihrem Beruf sicher fühlen, wenn sie in 6 Semestern durch die Uni katapultiert werden? Was, wenn sie ihr Studium wegen fehlender finanzielle Unterstützung erst gar nicht anfangen können?

Es sind Fragen, die vielmehr auch darauf aufmerksam machen, wie die Studenten bis jetzt mit ihrer Situation umgegangen sind: Der Großteil der Studenten nahm brav hin und zahlte die Studiengebühren, nahm einen Kredit auf oder brach das Studium ab.

Es tat sich nicht viel. Der große Ruck ging nicht durchs Land. Ein paar Proteste in den größeren Uni-Städten, vereinzelte Aktionen gegen Studiengebühren, aber die große Masse an Studenten konnte bisher nicht mobilisiert werden, alle Mühen der Demonstrationen blieben vergebens.

Jedoch gab es auch die Gründung verschiedener Organisationen, die sich für eine bessere Bildungslobby einsetzen wollten und dies auch taten!

Und es scheint, dass die Initiative – Bildungsstreik 09 – in diesen Tagen die Früchte ihrer Arbeit ernten kann. In bis zu 80 großen und kleinen Städten in Deutschland wird ab nächster Woche in Schulen und Universitäten gestreikt. Ab dem 15. Juni sind verschiedene Aktionen geplant die ein Zeichen setzen sollen – von Plakataktionen bis zu Debatten.

Chancengleichheit in der Bildung, selbstbestimmtes Lernen und die Verantwortung des Landes gegenüber der Schulen und Universitäten sind nur ein Teil der Forderungen.

An der Demonstration am 17. Juni werden rund 100.000 SchülerInnen und StudentInnen erwartet. Auch Attac und die Bildungsgewerkschaft GEW gab ihre Unterstützung bekannt.

Natürlich ist auch ein Hauch von Skepsis angebracht, ob die Demonstrationen ihre Wirkung nicht verfehlen? Ob viele wenige etwas ausrichten können?

Ich sage, ja! Es ist an der Zeit und angebracht, sich verantwortungsvoll zu engagieren. Denn es muss ein Stein ins Rollen gebracht werden. Nur dann nimmt die Öffentlichkeit davon auch Notiz.

Man konnte es in meiner Uni, der Pädagogischen Hochschule Weingarten ganz deutlich fühlen, dass die Zeit reif ist, sich für seine Ideale und seine Zukunft einzusetzen. In der Vollversammlung letzte Woche fanden knapp 300 Studenten zusammen. Das sind immerhin 10% der immatrikulierten Studentenschaft. Mit großem Interesse hörte man den Initiatoren des Bildungsstreiks 09 zu, die uns darüber informierten, wie der Stand der Dinge ist und was zu erwarten ist, wenn die Situation so bleibt wie sie ist. Sogar Professoren waren von der Stimmung während der Kundgebung begeistert und gaben durch die Blume ihre Unterstüzung bekannt.

Rückendeckung gibt es nicht nur von Seiten der Gewerkschaften, auch die Universitäten und Schulen haben für den Bildungsstreik die Regeln gelockert, aber auch klare Verhaltensregeln festgelegt! Nur mit Rückendeckung kann der Bildungsstreik ein Schritt in die richtige Richtung sein.

Was sich im Bildungsstreik 09 alles live tun wird, kann man ab nächster Woche nicht nur hier nachlesen!

Wer sich informieren möchte was in seiner Stadt geplant ist: bs.risiko09.de