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Die besten James-Bond-Songs aller Zeiten

Am Donnerstag läuft “Skyfall”, der 23. und neueste James-Bond-Film, in den deutschen Kinos an. Da es die Reihe dieses Jahr seit 50 Jahren gibt, ich seit 17 Jahren Fan bin und mich vergangene Woche auf ein Musikquiz zum Thema vorbereitet habe, halte ich es für einen guten Zeitpunkt, Ihnen meine ganz persönliche Rangliste der besten James-Bond-Songs aller Zeiten zu präsentieren.

Das ist nicht ganz einfach: Geschmäcker ändern sich über die Jahre, wir vergleichen hier Songs aus der Zeit, als die Beatles ihre Karriere begannen, mit welchen aus dem Zeitalter von Lady Gaga und Justin Bieber. Aber letztendlich geht es ja darum, was mir im Jahr 2012 gefällt und was nicht.

Bei der Auswahl habe ich mich auf die Songs der 23 offiziellen Filme von Eon Productions der Familie Broccoli konzentriert und die mindestens zwei inoffiziellen Bond-Filme (“Casino Royale” von 1967 und “Sag niemals nie” von 1983) außen vor gelassen. Dass die Liste trotzdem 25 Songs umfasst, liegt daran, dass es einige Filme mit je zwei Songs gab.

Aber das werden Sie ja jetzt sehen und hören:

25. Sheena Easton – For Your Eyes Only (“In geheimer Mission”, 1981)
Los geht’s mit einem Song, der nicht “für einen James-Bond-Song schlecht”, sondern auch allgemeingültig schlecht ist. Ein Schmachtfetzen, der seinen natürlichen Lebensraum erst 1989 erreichte, als er auf “Kuschelrock 3” verewigt wurde (als bisher einziger Bond-Song überhaupt), und der auch dann noch sterbenslangweilig gewesen wäre, wenn die Interpretin eine Stimme gehabt hätte. Schnell weiter!

24. Rita Coolidge – All Time High (“Octopussy”, 1983)
Es war, wie wir noch sehen werden, nicht alles schlecht unter Roger Moore, aber gut waren die Songs in der mittleren Phase jetzt auch nicht. Wobei “All Time High” wenigstens Potential hatte, wie die Version beweist, die David Arnold mit Pulp (die übrigens erfolglos am Ideenwettbewerb für “Tomorrow Never Dies” teilgenommen hatten) aufgenommen hat.

23. Gladys Knight – Licence To Kill (“Lizenz zum Töten”, 1989)
Und noch ein Schmalzschlager vom Fließband, der – gemeinsam mit Patti LaBelles “If You Asked Me To” – den Film zu einem musikalischen Totalausfall werden lässt und fast alles vereint, was in den Achtziger Jahren musikalisch falsch gelaufen ist. Der Song beweist gleichzeitig, dass sich nicht jeder Titel eines James-Bond-Films auch ohne weiteres in den Text eines Popsongs einflechten lässt (“I Got a licence to kill / And you know I’m going straight for your heart / Got a licence to kill / Anyone who tries to tear us apart”?!?). Und dann ist es mit 5:15 Minuten auch noch der längste von allen …

22. Carly Simon – Nobody Does It Better (“Der Spion, der mich liebte”, 1977)
Ach Gott, ja. Nicht wirklich schlimm wie “For Your Eyes Only”, aber doch ein arg belangloser Song einer ansonsten verdienten Sängerin. Man merkt, dass Abba damals die Welt beherrschten. Wenn die Streicher und Bläser nicht so arg cheesy wären, hätte das “Baby, you’re the best”-Finale durchaus ein schöner Moment werden können.

21. Madonna – Die Another Day (“Stirb an einem anderen Tag”, 2002)
Zum 40. Geburtstag der Reihe und zum 20. Film wollten sich die Produzenten mal richtig was gönnen: Oscar-Preisträgerin Halle Berry als Bond-Girl, ganz viele Querverweise auf die Vorgänger und ein Titelsong von Madonna sollten es sein. Das Positivste, was man über den Titelsong sagen kann, ist, dass er “definitiv mal was anderes” war — und auf eine Art “Toxic” von Britney Spears vorwegnahm. Der Film ist eine an seinen eigenen Digitaleffekten erstickende Katastrophe, nach der sich Eon völlig zurecht zu einem kompletten Reboot der Serie entschloss. Die beste Stelle ist, wenn Pierce Brosnan zu den Klängen von “London Calling” von The Clash nach England fliegt.

20. Lulu – The Man With The Golden Gun (“Der Mann mit dem goldenen Colt”, 1974)
Eine auch 1974 schon rührend altmodische Idee, die Geschichte des Films quasi im Songtext zu erzählen. Aber die Bläser sind durchaus Bond-würdig. Fun fact: Lulu ist die einzige Interpretin, die sowohl einen Bond-Titelsong gesungen als auch den Eurovision Song Contest gewonnen hat.

19. Chris Cornell – You Know My Name (“Casino Royale”, 2006)
Wussten Sie, dass Alice Cooper (“The Man With The Golden Gun”) und Blondie (“For Your Eyes Only”) eigene Bond-Songs geschrieben hatten, die dann nicht verwendet wurden? Ich schreibe das, weil ich gerne was über verdiente Rockmusiker erzählen möchte, ohne mich diesem Lied stellen zu müssen. Chris Cornell, der peinlichste Überlebende des Seattle-Grunge von vor 20 Jahren, mit einem wahnsinnig banalen Song, den einzig das Riff mit einem James-Bond-Song verbindet. Ja, es ist “anders” und “irgendwie modern”, ohne gleich das Madonna-Desaster zu wiederholen, aber der Song (und der irgendwie unrund wirkende Vorspann) ist der Tiefpunkt des ansonsten wahnsinnig guten ersten Daniel-Craig-Films.

18. Sheryl Crow – Tomorrow Never Dies (“Der Morgen stirbt nie”, 1997)
Als David Arnold Hauskomponist der Serie wurde, gab es eine Art Ausschreibung für den Titelsong zu Pierce Brosnans zweitem Bond-Film, an der sich unter anderem Pulp, Saint Etienne, Marc Almond, die Cardigans und Space beteiligten. Dass es ausgerechnet Sheryl Crow wurde, ist vermutlich einzig und allein ihrem Welt-Hit “All I Wanna Do” von 1994 geschuldet. Im Grunde vereint der Song alles, was man für einen ordentlichen Bond-Titelsong braucht, aber er bleibt doch seltsam blutleer, fällt aber immerhin nicht negativ auf.

17. Louis Armstrong – We Have All The Time In The World (“Im Geheimdienst Ihrer Majestät”, 1969)
Ja, Louis Armstrong, der erste fahrradfahrende Trompeter auf dem Mond. Eine Legende. Und ein völlig okayer Song, der streng genommen nur die Nummer 2 im Film ist. Und doch: Was soll denn das?

16. Shirley Bassey – Moonraker (“Moonraker”, 1979)
Da ist sie endlich: Shirley Bassey, die große (inzwischen) alte Dame des Bond-Titelsongs. Auf den Eurovision Song Contest umgerechnet wäre sie so etwas wie Lys Assia, Vicky Leandros, Carola, Frida & Agnetha und Lena zusammen. Wer drei Bond-Songs gesungen hat (und bei mindestens zwei weiteren Filmen zumindest auf dem Zettel stand), muss allerdings auch damit leben können, wenn einer davon auf Platz 16 landet, auch wenn es an ihm eigentlich gar nichts auszusetzen gibt.

15. Adele – Skyfall (“Skyfall”, 2012)
Das ist jetzt ein bisschen unfair: Der Song ist neu, ich habe den Film noch nicht gesehen und weiß nicht, wie das Lied im Vorspann wirkt. Adele macht das durchaus gut, obwohl ich mir ein bisschen mehr von dem knalligen “Rolling In The Deep”-Sound gewünscht hätte, und der Song ist nach den beiden rockigen Vorgängern wieder klassischer Bond. Tatsächlich gibt es vor allem einen Grund dafür, dass er so weit hinten in dieser Liste auftaucht: die anderen Songs sind einfach besser.

14. Matt Monro – From Russia With Love (“Liebesgrüße aus Moskau”, 1963)
Der erste Bond-Song im eigentlichen Sinne, weil “Dr. No” ja keinen gesungenen Titelsong hatte. Mit 49 Jahren Abstand ist es schwer zu sagen, ob der Song damals cool und modern oder doch eher bieder war. Der kalte Krieg war damals auf seinem Höhepunkt und Istanbul, wo Teile des Films spielen, war für die meisten Kinogänger ein völlig exotischer Ort und kein Ziel für einen Wochenendtrip. All das klingt durch bei Matt Monro, der übrigens ein Jahr später beim Eurovision Song Contest teilnahm und Zweiter wurde.

13. Garbage – The World Is Not Enough (“Die Welt ist nicht genug”, 1999)
Nach Sheryl Crow wagten die Produzenten Ende der Neunziger Jahre ein bisschen mehr und verpflichteten Garbage für den Titelsong, der dann letztlich doch erstaunlich wenig Garbage enthielt: Sängerin Shirley Manson beklagte sich Jahre später, die Filmleute hätten ihnen ständig reingequatscht und am Ende sei quasi nichts mehr von der Band im Song übrig geblieben. Das muss für die Musiker frustrierend gewesen sein, tut dem Song aber keinen Abbruch.

12. Shirley Bassey – Diamonds Are Forever (“Diamantenfieber”, 1971)
Shirley Bassey, die zweite. Nachdem schon Sean Connery sein Comeback als James Bond feierte und es abermals um wertvolle Bodenschätze ging, lag es wohl nahe, wie bei “Goldfinger” auf die Waliserin zurückzugreifen. Sie machte das (wie üblich) perfekt und der letzte Refrain, wenn die Rhythmusgruppe richtig losgroovt, ist auch nach über vierzig Jahren noch das, was man damals womöglich als “schmissig” bezeichnet hätte.

11. a-ha – The Living Daylights (“Der Hauch des Todes”, 1987)
Der erste Auftritt von Timothy Dalton als James Bond wird bis heute häufig unterschätzt, dürfte aber der beste Bond-Film der 1980er sein — und der mit dem zweitbesten Titelsong dieser Dekade. Die Norweger von a-ha sind bis heute die einzigen Nicht-Muttersprachler, die einen James-Bond-Titelsong singen durften. Auch wenn sie mit der Zusammenarbeit mit Komponistenlegende John Barry alles andere als zufrieden waren, ist der Song eine wunderbare Kombination aus zeitgenössischer Popmusik und klassischem Bond-Sound.

10. Jack White & Alicia Keys – Another Way To Die (“Ein Quantum Trost”, 2008)
Weil das mit dem Rocksänger ja bei “Casino Royale” so gut funktioniert hatte (*hust*), durfte 2008 Jack White dran, dessen Karriere als Stadion- und Kirmesbeschaller damals noch in den Kinderschuhen steckte. Ihm zur Seite stand im ersten Duett der Bond-Geschichte Alicia Keys, die es zwischen 2006 und 2009 geschafft hat, von Bob Dylan namentlich in einem Lied erwähnt zu werden, einen James-Bond-Song zu singen und mit Jay-Z noch einen internationalen Megahit zu haben. Die Kombination der beiden ist ein bisschen gewollt außergewöhnlich und man kann sich besser zusammenpassende Stimmen vorstellen, aber so eindrucksvoll wurde seit den Sechzigern keine Gitarre mehr bei Bond eingesetzt. Der Vorspann schafft das Kunststück, in einem Retro-Stil gehalten zu sein, der in sich selbst schon veraltet aussieht und mit vier Jahren Abstand wirkt, als käme er nicht aus dem Jahrzehnt, nach dem er aussehen soll (mutmaßlich 1960er), sondern aus einem Achtziger-Jahre-Computerspiel. Egal.

9. John Barry Orchestra – On Her Majesty’s Secret Service (“Im Geheimdienst Ihrer Majestät”, 1969)
Für den ersten (und einzigen) Bond-Film mit George Lazenby verzichteten die Macher mal wieder auf einen gesungenen Titelsong im Vorspann und knallten den Zuschauern stattdessen dieses orchestrale Brett vor den Latz, das auch nach 42 Jahren noch klingt, als sei es soeben von einigen findigen Retro-Produzenten erdacht worden. Tatsächlich hatten sich die Propellerheads das Werk 1997 für David Arnolds Bond-Song-Cover-Projekt “Shaken And Stirred” vorgenommen, wo es zwar mit geilen Big Beats aufwartet, in Sachen Wirkmächtigkeit aber nicht ganz an John Barrys Original herankommt.

8. Nancy Sinatra – You Only Live Twice (“Man lebt nur zweimal”, 1967)
Okay, in Sachen cheesy and contemporary stehen die Streicherarrangements dem Elend aus den Achtzigern vermutlich in nichts nach, aber es gibt ja noch die galoppierenden Western-Elemente und die alles zusammenhaltende Stimme von Nancy Sinatra. Die Streicher feierten 31 Jahre später ihre Wiederauferstehung in Robbie Williams’ “Millennium” und tragen seitdem noch ein bisschen weiter zu John Barrys Einnahmen bei.

7. k.d. lang – Surrender (“Der Morgen stirbt nie”, 1997)
Noch ein Song, der beim Song Contest für “Tomorrow Never Dies” durchgefallen war, es aber immerhin auf den Soundtrack und in den Abspann schaffte. “Surrender” ist ganz klassischer Bond und gegen ihn kann eigentlich nur gesprochen haben, dass k.d. lang eben nicht Sheryl Crow war. Zum Glück. Komponist ist David Arnold, der auch den Score für “Der Morgen stirbt nie” (und vier weitere Bonds) schrieb, weswegen das Motiv aus “Surrender” im Film ständig zu hören ist, das des nominellen Titelsongs hingegen nie.

6. Monty Norman Orchestra – James Bond Theme (“James Bond jagt Dr. No”, 1962)
Das vermutlich bekannteste Motiv der Filmgeschichte, das langlebigste sowieso. Diese unglaubliche Coolness der Surf-Gitarre, die auch nach 50 Jahren oft kopiert, aber nie erreicht wurde. Worte sind nicht in der Lage, diese 108 Sekunden zu beschreiben. Weltkulturerbe!

5. Tom Jones – Thunderball (“Thunderball”, 1965)
Man könnte es sich nicht ausdenken: Um den Posten als Sänger bei “Thunderball” konkurrierten die beiden coolsten Männer des Universums — Tom Jones und Johnny Cash. Cashs Song hätte zwar einen ordentlichen Western-Soundtrack abgegeben, passte aber überhaupt nicht zu Bond. Aber dafür gab es ja den walisischen Tiger, der – begleitet von den Bläsern, die damals schon die Mauern von Jericho zum Einsturz gebracht hatten – einfach alles richtig machte. Inklusive des (mutmaßlich) längsten jemals gehaltenen Tons der Bond-Geschichte.

4. Shirley Bassey – Goldfinger (“Goldfinger”, 1964)
“Goldfinger” gilt als womöglich bester Bond-Film der Geschichte, sein Titelsong ist definitiv der beste der ersten Dekade. Es ist schwer vorstellbar, dass auch nur irgendein Popsong aus dem Jahr 2012 in 48 Jahren noch so dynamisch, packend und zeitlos wirken wird. Hier passt einfach alles! Fun fact: Jimmy Page, späterer Gitarrist von Led Zeppelin, ist als Session-Musiker zu hören.

3. Duran Duran – A View To A Kill (“Im Angesicht des Todes”, 1985)
Es war, wie gesagt, nicht alles schlecht unter Roger Moore: Zum Ende seiner Bond-Karriere im Alter von gefühlt 182 Jahren bekam er noch einmal einen ordentlichen Titelsong in dem fast alles vereint ist, was in den Achtziger Jahren musikalisch richtig gelaufen ist. Ein echter Stampfer, zu dem man auf den damals so genannten Feten sicher gut schwofen konnte, wie man damals sagte.

2. Paul McCartney & The Wings – Live And Let Die (“Leben und sterben lassen”, 1973)
Was ist noch besser, als einen James-Bond-Song gesungen und den Eurovision Song Contest gewonnen zu haben? Klar: Einen James-Bond-Song gesungen und vorher bei den Beatles gespielt zu haben. Dann kann man in 3:15 Minuten auch problemlos mindestens drei verschiedene Songs anstimmen. “Live And Let Die” ist immer noch fester und sehr beeindruckender Programmpunkt in Paul McCartneys Solokonzerten, bei dem Pyrotechnik im Gegenwert eines Kleinwagens zum Einsatz kommt. (Er ist damit neben “The Living Daylights” und “Thunderball” auch einer von drei Bond-Songs, die ich schon live gehört habe.)

1. Tina Turner – GoldenEye (“GoldenEye”, 1995)
“GoldenEye” war der erste James-Bond-Film, den ich im Kino gesehen habe (dann direkt zweimal) und vielleicht sogar mein erster überhaupt. Insofern bin ich vielleicht ein wenig voreingenommen, aber es ist doch ein verdammt brillanter Song. Geschrieben von Bono und The Edge von U2, die danach auch nicht mehr viel hingekriegt hätten, was besser gewesen wäre, und virtuos vorgetragen von Tina Turner, die damals im dritten oder vierten Frühling ihrer Karriere stand. In Kombination mit dem Vorspann und dem Film insgesamt ist “GoldenEye” eindeutig der beste Bond-Song ever.

Die ganze Liste (oder so was in der Art) können Sie auch bei Spotify hören.

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Heulen und Zähneklappern

Stellen Sie sich vor, Sie würden von der amerikanischen Musikindustrieorganisation RIAA für die Benutzung von Internet-Tauschbörsen auf Schadenersatz verklagt.

Was wäre schlimmer: die Aussicht auf kostspielige Zahlungen und einen möglichen Gefängnisaufenthalt oder die Pressemeldung, dass Sie unter anderem “My Favorite Mistake” von Sheryl Crow und “Didn’t We Almost Have It All” von Whitney Houston heruntergeladen hätten?