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Schusters “rappen”

Zu den traurigsten (mutmaßlich unterbezahlten) Jobs in der Medienbranche gehört “Aufschreiben, was bei Twitter so los ist” — und damit meine ich nicht mal “Schauen, was das Netz so sagt”, also die moderne Variante der Straßenumfrage oder der Leserbriefseite, bei der ein tatsächliches Thema, das gerade in den richtigen Medien vorkommt und die normalen Menschen beschäftigt, mit Stimmen aus dem Volk angereichert wird. Ich rede von fünf Tweets von völlig unbekannten Menschen, die zusammengesammelt werden, um daraus eine Geschichte – oder besser noch: einen “Shitstorm” – zu konstruieren. Also wirklich das digitale Äquivalent zu “neulich an der Theke”.

Neulich an der Theke fanden die Internet-Reste-Verwerter von “Mashable” fünf Tweets zum neuen Taylor-Swift-Song, in dem auch Ed Sheeran zu Wort kommt — und zwar rappend. “Haha, schlimm”, sagte Twitter (ja, wirklich: “Twitter was having none of it”, steht da) und machte sich über den in Anführungszeichen rappenden Barden lustig.

So weit, so egal.

“Mashable” ging aber noch einen Schritt weiter:

Let’s not forget, this is not the first time Sheeran has “rapped.”

Remember this little number (or don’t, seriously, don’t press play, don’t)?

steht da über einem Video zum (tatsächlich sehr, sehr schlimmen) Song “Galway Girl” von Ed Sheeran.

Und ich weiß, es ist – gerade in Zeiten wie diesen – vielleicht nicht das Allerschlimmste, was es an “den Medien” zu kritisieren gibt, aber hier ging mein Puls dann doch auch für mich überraschend durch die Decke.

Denn natürlich war auch “Galway Girl” nicht “the first time Sheeran has ‘rapped'”: Auf seinen frühen EPs und seinem Debütalbum “+” finden sich einige Songs, in denen Ed Sheeran Sprechgesang einsetzt — so wie seine erklärten Vorbilder, das inzwischen lange aufgelöste britische Duo Nizlopi (treue Blogleser erinnern sich vielleicht), das Sheerans (frühen) Sound maßgeblich beeinflusst hat.

Man muss das alles nicht wissen. Ed Sheeran ist nicht Paul McCartney, aber wenn man sich über Ed Sheerans Rap-Skills lustig macht (was ja auch okay ist — ich fand “+” ja unter anderem deshalb super, aber das ist ja Geschmackssache), sollte man das Thema doch ein bisschen besser einordnen können. So, wie “Vulture” es immerhin geschafft hat.

Ich hab meinen Puls übrigens schnell wieder in den Griff bekommen, weil ich bei meiner kurzen Recherche zum Thema auf dieses schöne Video gestoßen bin:

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