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Digital Leben

Panik ohne Listen

Pop­kul­tur­lieb­ha­ber nei­gen mit­un­ter dazu, alles in Lis­ten zu orga­ni­sie­ren. Das wis­sen wir spä­tes­tens seit Nick Horn­bys „High Fide­li­ty“ (Platz 2 mei­ner Lieb­lings­bü­cher, Platz 4 mei­ner Lieb­lings­fil­me).

Ich habe schon mein Leben lang Spaß an Lis­ten und Sta­tis­ti­ken. Den Grand Prix Euro­vi­si­on de la Chan­son habe ich haupt­säch­lich wegen der ellen­lan­gen, wahn­sin­nig ermü­den­den Punk­te­ver­ga­be am Schluss geschaut. Ich habe sogar mit Play­mo­bil-Figu­ren eige­ne Grand Pri­x­es aus­ge­tra­gen, wobei auch dort die Ver­ga­be und Berech­nung der Jury­stim­men der für mich unter­halt­sams­te Teil waren. Ich habe vor Fuß­ball­welt­meis­ter­schaf­ten deren Aus­gang berech­net (Welt­meis­ter 1994 wur­de Deutsch­land mit einem 2:1 gegen Argen­ti­ni­en) und eige­ne Sport­li­gen gegrün­det und durch­ge­rech­net – alles noch mit Papier und Kugel­schrei­ber.

Als ich anfing, Kas­set­ten­mäd­chen­kas­set­ten auf­zu­neh­men, habe ich die genau­en Play­lists in den Com­pu­ter ein­ge­tra­gen. So wuss­te ich hin­ter­her, wel­che Songs das ent­spre­chen­de love inte­rest bereits von mir erhal­ten hat­te, kann aber heu­te auch rela­tiv schnell über­prü­fen, was die essen­ti­el­len Hits auf bis­her über 65 Mix­tapes und ‑CDs waren: „Try, Try, Try“ von den Smas­hing Pump­kins, „Just Loo­king“ von den Ste­reo­pho­nics und „Charm Attack“ von Leo­na Naess kom­men auf jeweils fünf Ein­sät­ze (bei den Bands lie­gen Tra­vis mit 56 Songs vor den Ste­reo­pho­nics und Ben Folds Five mit jeweils 46).

Seit vie­len Jah­ren füh­re ich Excel-Tabel­len, in denen ich ver­mer­ke, wel­che CDs ich wann und wo für wel­chen Preis gekauft habe (im ver­gan­ge­nen Jahr 63 Alben und Sin­gles für durch­schnitt­lich 7,77 Euro) oder wann ich wo mit wem im Kino war und wel­chen Film wir dort gese­hen haben (frü­her sogar noch mit einer Bewer­tung für jeden Film ver­se­hen).

Hät­ten wir uns im Mathe­ma­tik-Grund­kurs noch mit Sta­tis­tik beschäf­tigt, wäre mein Abitur­schnitt (den ich über­ra­schen­der­wei­se nicht vor­ab berech­net hat­te) bestimmt bes­ser aus­ge­fal­len.

Ich bin also das, was man einen „Sta­tis­tik­freak“ nen­nen könn­te, und wür­de nicht groß wider­spre­chen, wenn mir jemand einen mil­den Autis­mus auf dem Gebiet unter­stell­te.

Des­halb bin ich auch ziem­lich trau­rig, dass Blogscout dicht gemacht hat. So long and thanks for all the num­bers.