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Fähnchen im Wind

Eines der bes­ten Alben des ver­gan­ge­nen Jah­res ist ganz klar „Trou­ba­dour“ von K’na­an. Die­ses phä­no­me­na­le Hip-Hop-Album des gebür­ti­gen Soma­liers hat es hier im Blog auf kei­ne Lis­te geschafft, weil ich es (wie üblich) zu spät ent­deckt habe – sei­ne Taug­lich­keit als Reno­vie­rungs- und Umzugs­sound­track hat es im Janu­ar dann aber voll unter Beweis gestellt.

Zu den bes­ten Songs des Albums zählt die­ser hier, „Wavin‘ Flag“:

Als ich hör­te, dass „Wavin‘ Flag“ die Hym­ne der Fuß­ball-WM wer­den soll, dach­te ich: „Geil. End­lich mal nicht so ein auf­ge­drück­ter Mist wie Ana­sta­cia (2002) oder so ein halb­ga­res Amal­gam wie bei Her­bert Grö­ne­mey­er (2006), son­dern ein jun­ger, auf­stre­ben­der Künst­ler mit einer Bot­schaft!“, und ich sah die Men­schen schon in den Stra­ßen ihre Fah­nen schwen­ken.

Nun ja: „Wavin‘ Flag“ ist der Wer­be­song eines Limo­na­den­her­stel­lers, der weder mit Afri­ka noch mit Fuß­ball son­der­lich viel am Hut hat, aber lang­jäh­ri­ger Part­ner des Fuß­ball­welt­ver­bands FIFA ist. Der Song bekam ein, zwei Make­overs ver­passt, bis zum Bei­spiel das hier pas­sier­te:

Aus dem Text wur­den die aller­meis­ten Ver­wei­se auf Armut, Hun­ger und Krieg getilgt, jetzt wird nur noch lus­tig gefei­ert – das Span­nungs­feld, das den Song mal aus­ge­macht hat, ist kaputt, dafür gibt es Nach­schub für die Sta­di­on-Mit­gr­öl-Chö­re. Das alles ist immer noch okay und bes­ser als die Bei­trä­ge von Ana­sta­cia und – bei allem Respekt – Her­bert Grö­ne­mey­er, nur irgend­wie ist es auch ziem­lich weich­ge­spült, um auch ja in jedem Win­kel der Welt gut rüber­zu­kom­men.

Wesent­lich span­nen­der ist da das Mix­tape „The Mes­sen­gers“, das K’na­an gemein­sam mit J.Period zusam­men­ge­stellt hat: Nach­ein­an­der wer­den Fela Kuti, Bob Mar­ley und Bob Dylan gewür­digt, was – vor allem bei Dylan, der auf den ers­ten Blick nicht so ganz in die musi­ka­li­sche Linie pas­sen will – groß­ar­tig funk­tio­niert.