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Gesellschaft

Wir nennen es Arbeitsplatz

Nachdem mein Computer vorgestern kaputt gegangen ist, sitze ich nun schon den zweiten Tag in Folge in der Uni-Bibliothek. Es ist wieder der gleiche PC wie gestern (nur die Jalousien sind heute wegen erheblicher Bewölkung und Regens die ganze Zeit über oben) und ich fühle mich schon fast ein bisschen, als sei das hier mein Arbeitsplatz. Neben mir arbeiten andere junge Menschen an ihren Seminararbeiten, ab und an fliegt eine Taube gegen die Fensterfront und gleich werde ich mal sehen, was die Kaffeebar im Erdgeschoss so zu bieten hat.

Kurzum: Smells like Großraumbüro und geregelten Arbeitszeiten. Und soll ich Euch was sagen, Ihr digitalen Bohémians? Ich finde das super!

Endlich gehe ich Abends wieder ins Bett, wenn ich müde bin, und nicht erst, wenn Feedreader und ICQ wirklich absolut gar nichts mehr hergeben. Ich trinke meinen Kaffee am Frühstückstisch (wo einer meiner Mitbewohner heute freundlicherweise sogar eine Zeitung, na gut: die “Welt kompakt” hinterlegt hatte) und nicht vor dem Monitor, in gefährlicher Schlabbernähe zur Tastatur. Ich werde heute Abend nach Hause gehen und mich mit den Worten “Schatz, ich bin wieder da-ha!” meinem Fernseher widmen. Oder etwas in der Art.

Ich überlege in Zukunft, wenn mein Computer wieder läuft, eine kleine Besenkammer anzumieten, wo ich ihn reinstellen kann. So muss ich zwischendurch an die frische Luft und mein Zimmer ist nicht mehr ein Büro mit Bett, sondern ein Wohnzimmer. Vielleicht reicht es aber auch, wenn ich mich einfach dazu zwinge, das doofe Ding, das so unglaublich praktisch ist, einfach mal auszuschalten oder auszulassen.