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Musik

Hallo Endorphin

Als ich auf dem Hald­ern-Pop-Fes­ti­val stand, dach­te ich so vor mich hin, dass ich im Moment kaum Inter­es­se an melan­cho­li­scher Musik habe und lie­ber den gan­zen Tag Andrew W.K. höre, und dass mich selbst die groß­ar­tigs­ten Kon­zer­te und Plat­ten nicht mehr so packen wie noch vor Jah­ren. (Immer­hin habe ich in die­sem Jahr ver­stan­den, dass nie­mals ein Fes­ti­val oder Kon­zert für mich so eine Bedeu­tung haben wird wie das Hald­ern 2001, weil nie­mals mehr eine Band so eine Bedeu­tung haben wird wie Tra­vis für den 17-jäh­ri­gen Lukas.)

Dann hör­te ich auf WDR2 (einem Sen­der, den ich Tag für Tag demü­tig ertra­ge, weil er mich alle paar Wochen bis Mona­te mit einem gran­dio­sen Song über­rascht, den ich bis dahin gar nicht auf dem Schirm hat­te) einen Song, den ich zunächst für einen Oldie hielt. Es han­del­te sich aber, so erfuhr ich als­bald, um die recht aktu­el­le Sin­gle eines Man­nes namens Jona­than Jere­mi­ah:

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Ich habe kei­ne Ahnung, was ande­re Medi­en über Jona­than Jere­mi­ah schrei­ben und wie bekannt er inzwi­schen ist – und es inter­es­siert mich auch nicht. Ich habe bei iTu­nes kurz in sein Debüt­al­bum „A Soli­ta­ry Man“ her­ein­ge­hört und es dann gekauft. Seit­dem läuft es nahe­zu unun­ter­bro­chen und lässt mein Leben wir­ken wie eine sehr luf­ti­ge roman­ti­sche Komö­die.

Der Klang die­ses Albums ist phan­tas­tisch. Es klingt, als habe man aus Samples von 60er- und 70er-Jah­re-Plat­ten ein neu­es Album zusam­men­ge­baut. Vom Sound des Schlag­zeugs über das Flü­gel­horn bis hin zu den Strei­chern ist es der Ori­gi­nal­klang von Burt Bacha­rach und Bill Withers. Alles passt so gut zusam­men und klingt so authen­tisch, dass ich mich stän­dig fra­ge, ob das nicht zu per­fekt ist, zu kal­ku­liert.

Doch nichts an die­sem Album wirkt kal­ku­liert. Es hat den war­men Sound eines sehr son­ni­gen Herbst­nach­mit­tags (die tief­stehen­de Son­ne auf dem Album­co­ver mag da in die Rezep­ti­on mit rein­spie­len) und die Stim­me von Jona­than Jere­mi­ah klingt sehr lie­bens­wür­dig und ver­traut, wenn er über ver­lo­re­ne Lie­be, Ein­sam­keit und das Zuhau­se („whe­re my peo­p­le live“) singt. Das Album ist 37 Minu­ten kurz und ich bin jedes mal erstaunt, wenn es schon wie­der durch­ge­lau­fen ist – obwohl ich die gan­zen 37 Minu­ten mit Gän­se­haut und völ­li­ger Ver­zü­ckung zuge­hört habe.

Ich möch­te mich mit Super­la­ti­ven zurück­hal­ten – zum einen, weil ich immer noch ein biss­chen Angst habe, in ein paar Jah­ren die­sen Blog­ein­trag wie­der­zu­fin­den und mich in Grund und Boden zu schä­men (aber die­se Angst lässt minüt­lich nach), zum ande­ren, weil ich in den letz­ten Mona­ten und Jah­ren ja durch­aus vie­le tol­le Alben gehört habe, die mich durch­aus berührt haben (das groß­ar­ti­ge neue Bon-Iver-Album ist hier im Blog sträf­li­cher­wei­se immer noch uner­wähnt, aber das wur­de ja sowie­so über­all abge­fei­ert). Aber „A Soli­ta­ry Man“ ist schon ein sehr, sehr, sehr, sehr, sehr, sehr tol­les Album.

Bit­te kau­fen Sie sich das und schen­ken Sie es allen Men­schen, die Sie gern haben!